9783990484067_frontcover.jpg

Inhalt

Impressum

Einleitend – Ein Spaziergang im Wiener Belvederepark

Kapitel 1 – Wechselbäder

Kapitel 2 – Es lebe die Volksrepublik!

Kapitel 3 – Aufregende Jahre

Kapitel 4 – Neues Glück oder doch nicht …?

Kapitel 5 – Krise um Wien

Kapitel 6 – Die Zehn-Uhr-Nachrichten veränderten alles …

Kapitel 7 – Und als ich wanderte im finsteren Tal

Kapitel 8 – Die große Reise und ihre Folgen …

Kapitel 9 – Alltag im real existierenden Sozialismus

Kapitel 10 – Die geheimnisvolle junge Frau im weißen Poloshirt

… und wie kam es zur Einheit Österreichs?

Zum Schluss wieder in der realen Welt und Zeit

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2016 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99048-406-7

ISBN e-book: 978-3-99048-407-4

Lektorat: Volker Wieckhorst

Umschlagfoto: Castenoid | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag

www.novumverlag.com

Einleitend – Ein Spaziergang im Wiener Belvederepark

Langsam spazierten Josef und Petra durch den Belvedere-Park inmitten Wiens. Ein herrlicher Vorfrühlingssamstag war dieser 21. Februar 2015. Die Sonne zeigte ihre wohltuende Stärke und leckte die letzten Schneereste auf.

Josef sah erschrocken auf seine Armbanduhr und wollte es nicht glauben: „Halb fünf ist’s schon! Das hätt’ ich wirklich nicht gedacht.“

„Macht doch nichts“, lachte Petra. „Uns jagt keiner, wir haben Zeit. Überhaupt heute, bei dem herrlichen Wetter, das schon Frühlingssehnsüchte aufkommen lässt.“

„Stimmt, so schön wie heute war das Wetter lange nicht“, freute sich auch Josef und gab seiner nach fast 55 Ehejahren immer noch Geliebten einen kräftigen Kuss. Sie genossen vom Oberen Belvedere, dem herrlichen Barockschloss, das 1717–1723 von Johann Lucas von Hildebrandt für Prinz Eugen von Savoyen erbaut wurde, einen herrlichen Blick auf das Untere Belvedere und auf die Wiener Innenstadt bis hin zum Rathaus.

Während sie so vor sich hin schlenderten, fiel Josef ein: „Weißt du, bald feiern wir den 60. Jahrestag der Staatsvertragsunterzeichnung. Kannst du dich noch daran erinnern?“

„Ja, geregnet hat’s und kalt war’s“, lachte Petra, „aber das hat mir nichts ausgemacht, wir waren trotzdem alle froh und glücklich, dass wir endlich frei waren.“

„Stimmt“, freute sich auch Josef, „nach 21 Jahren waren wir endlich wieder frei. Nach vier Jahren Ständestaatsdiktatur, sieben Jahren Nazidiktatur und zehn Jahren Besatzungszeit. Ich habe mir das unmöglich vorstellen können.“

„Das war unser Glück“, frohlockte Petra, „aber was wäre passiert, hätte es diesen Staatsvertrag nicht gegeben?“

Josef atmete tief durch: „Es war ja nicht der Staatsvertrag allein, für den wir natürlich sehr dankbar sein dürfen, er war nur das Endprodukt einer Reihe anderer positiver Ereignisse, die zu ihm hinführten. Angefangen hatte es im September 1945, als im niederösterreichischen Landhaus die erste Länderkonferenz nach dem Krieg stattgefunden hatte. Es ging damals darum, dass auch die Vertreter der westlichen und südlichen Bundesländer sowie die drei westlichen Besatzungsmächte die Renner-Regierung anerkennen, die bis dato nur von der Sowjetunion akzeptiert worden war. Und diese von Karl Renner geführte Regierung bestand nur aus Vertretern Wiens, Niederösterreichs, dem Burgenland und dem nördlichen Oberösterreich, also aus dem Gebiet der damaligen sowjetischen Besatzungszone.

Politisch setzte sich die Regierung aus Mitgliedern der SPÖ, der ÖVP und der KPÖ zusammen. Den Westen störten hierbei besonders die kommunistischen Minister, ganz speziell der Innenminister, ein ehemaliger Tito-Partisan, der sogar in der Partisanenuniform öffentlich aufgetreten war. Unter anderem seinetwegen wäre die Konferenz um ein Haar gescheitert. Die Vertreter der westlichen und südlichen Bundesländer saßen ja am Abend des 26. September 1945 bereits auf gepackten Koffern …“ „So schlimm war das?“, unterbrach Petra ihren Mann.

„Sehr wohl! Beinahe wäre alles schief gelaufen, hätte es nicht den Linzer Bürgermeister gegeben, der das Ganze gerettet hatte, indem er vorgeschlagen hatte, dem Innenminister einen Staatssekretär aus Westösterreich zur Seite zu stellen, der ihn gewissermaßen kontrollieren sollte. Also aus dem damals geteilten Oberösterreich kam die Rettung der Konferenz.“

„Wäre sie nicht gekommen, was wäre dann wohl passiert?“, fragte Petra besorgt.

„Du, denken wir einmal darüber nach, wie unser beider Leben hätte verlaufen können, hätte der Linzer Bürgermeister Dr. Heinz Koref diese kluge Idee nicht gehabt und die Länderkonferenz wäre tatsächlich gescheitert …“