Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Emons Verlag GmbH // 2016
Alle Rechte vorbehalten
Texte: Ralf Nestmeyer
© der Fotografien: Ralf Nestmeyer
© Covermotiv: iStockphoto.com/Eivaisla
Gestaltung: Emons Verlag
Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL
ISBN 978-3-96041-048-5
E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag
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Vorwort
1_Die Getreidehalle | Alençon
Ein Palast für das Korn
2_Thérèse von Lisieux | Alençon
Das Geburtshaus der Heiligen
3_Das Wandfresko | Argentan
Eine Hommage an Fernand Léger
4_Das Kurbad | Bagnoles-de-l'Orne
Ein großes Sanatorium?
5_Die Kirchenruine | Barneville-Carteret
Zum Malen schön
6_Der Freiheitsbaum | Bayeux
Ein wachsendes Symbol für die Freiheit
7_Der Gedenkpark | Bayeux
Mémorial des Reporters
8_Die Lobby des Lion d'Or | Bayeux
Filmstars und Kriegshelden
9_Château de Beaumesnil | Beaumesnil
Ein Barockschloss wie aus dem Bilderbuch
10_Usine de Retraitement | Beaumont-Hague
Die Bedrohung von La Hague
11_Die Höhlenkirche | Belbeuf
Kirchenbänke unter den Felswänden
12_Das Café Gondrée | Bénouville
Das erste befreite Haus Frankreichs
13_Die Dünen | Biville
Faszinierende Sandformationen
14_Das Malerschloss | Boisgeloup
Wo Picasso liebte und malte
15_Die Pyramide | Bricquebec
Erinnerungen an den Kampf um die Freiheit
16_Das Grand Hôtel | Cabourg
In Prousts Welt
17_Die goldene Jungfrau | Caen
Jeanne d'Arc auf Wanderschaft
18_Der protestantische Friedhof | Caen
Bröckelnd-verträumte Oase
19_Das Pilgerabenteuer | Canville-la-Rocque
Ungewöhnliche Wandmalereien
20_Die Abfertigungshalle | Cherbourg
Von Cherbourg in die Neue Welt
21_Die Fassadenwerbung | Cherbourg
Napoleon trinkt Cognac
22_Der Friedhof | Cherbourg
Die Toten des Amerikanischen Bürgerkriegs
23_Manufacture de Parapluies | Cherbourg
Die Regenschirme von Cherbourg
24_Das U-Boot | Cherbourg
Frankreichs atomare Potenz
25_Der Pavillon Flaubert | Croisset
Gustave Flauberts Dichterstübchen
26_Die Holzplanken | Deauville
643 elegante Meter
27_Das Café des Tribunaux | Dieppe
Der erste Drink in Freiheit
28_Die gescheiterte Invasion | Dieppe
Denkmal für geopferte Helden
29_Die Villa Perrotte | Dieppe
Ein Art-déco-Traum
30_Die Skulptur des Herzogs | Dives-sur-Mer
Vom Bastard zum Eroberer
31_Die Pharmacie Lesage | Douvres-la-Délivrande
Jugendstil in der Provinz
32_Die Brücke zum Kirchturm | Ducey
Eine fragile Notlösung
33_Der Hangar | Écausseville
Eine Kathedrale für Luftschiffe
34_Die Flugpioniere | Étretat
Denkmal für Charles Nungesser und François Coli
35_Die hohle Nadel | Étretat
Auf den Spuren von Arsène Lupin
36_Das versetzte Haus | Étretat
Vor den Bomben gerettet
37_Die Gezeitenuhr | Fécamp
Ebbe und Flut in der Abteikirche
38_La Grande Maison | Fécamp
Stilvoll-maritime Unterkunft
39_Die Räucherei | Fécamp
La Boucane du Grand Quai
40_Der Leuchtturm | Gatteville
12 Stockwerke, 52 Fenster und 365 Stufen
41_Das Künstlerhotel | Giverny
Ancien Hôtel Baudy
42_Der Kursaal | Gournay-en-Bray
Von der Butterhalle zum Kino
43_Die Strandhütten | Gouville-sur-Mer
Bunte Ferienidyllen
44_Die Christian-Dior-Büste | Granville
Der Modezar aus Granville
45_Der Meerwasserpool | Granville
Im Atlantik Bahnen ziehen
46_Jean-François Millet | Gréville-Hague
Das doppelte Denkmal
47_Der Landschaftsgarten | Grigneuseville
Im Paradies der Agapanthen
48_Das Dorf der Eroberer | Hauteville-la-Guichard
Eine Familie schreibt Weltgeschichte
49_Der Soldatenfriedhof | La Cambe
Dunkle Mahnmale für den Frieden
50_Der Viadukt | La Ferrière-Harang
Eisenbahnen und Bungee-Springer
51_Manoir de la Saucerie | La Haute-Chapelle
Skurriler Herrensitz
52_L'Appartement Témoin | Le Havre
Zeitreise in die 1950er Jahre
53_Les Bains des Docks | Le Havre
Ein wahrer Badetempel
54_Der Vulkan | Le Havre
Ein futuristisches Kulturzentrum
55_Die Treppe des Trianon | Le Tréport
Ein nahezu verschwundenes Grandhotel
56_Das Amphitheater | Lillebonne
Imposantes Zeugnis der römischen Normandie
57_Das Walskelett | Luc-sur-Mer
Ein Gigant des Meeres
58_Maison Maurice Ravel | Lyons-la-Forêt
Kein Boléro in Lyons-la-Forêt
59_Die sprechende Kirche | Ménil-Gondouin
Wenn der Pfarrer zum Pinsel greift
60_Der letzte Schlachtplatz | Mont-Ormel
Das Ende der Kämpfe in der Normandie
61_Der Seilzug | Mont-Saint-Michel
Essen für die Gefangenen
62_Die Wasserleitung | Mont-Saint-Michel
Kollektives Fußwaschen
63_Das Baumhaus | Moulicent
Zwischen den Baumwipfeln nächtigen
64_Der Panzer | Néhou
Camp Patton
65_Jacques Préverts Grab | Omonville-la-Petite
Die letzte Ruhestätte des Dichters
66_Die Station 70 | Osmanville
Eine Reise in die automobile Vergangenheit
67_Das Landhaus | Petit-Couronne
Pierre Corneilles Dichterklause
68_Der Bildteppich | Pirou
58 Meter Geschichte
69_Die Mondlandschaft | Pointe du Hoc
Metertiefe Bombenkrater
70_Das Mausoleum Letenneur | Roncey
Monument für die Ewigkeit
71_Die Buchhändlertreppe | Rouen
Kathedrale mit Bibliothekszugang
72_Das Café La Métropole | Rouen
Das Lieblingscafé von Simone de Beauvoir
73_Das Herz des Löwen | Rouen
Mit der Normandie über den Tod hinaus verbunden
74_Das Museum in der Kirche | Rouen
Geschmiedete Kunst
75_Der Papagei | Rouen
Flauberts doppelter Papagei
76_Der Pestfriedhof | Rouen
Skurrile Totentanzschnitzereien
77_Rue des Chanoines | Rouen
Eine Passage für schmale Schultern
78_Der Turm der Findelkinder | Rouen
Der Vorläufer der anonymen Babyklappe
79_Eugène Delamare | Ry
In Erinnerung an Monsieur Bovary
80_Der Bienenstock | Saint-Céneri-le-Gérei
Honig aus der Kirchenmauer
81_Das Bistro La Coulade | Sainte-Honorine-la-Guillaume
Die Lieblingskneipe von Hans-Joachim Klein
82_Das Bauernhofmuseum | Sainte-Mère-Église
Eine ländliche Reise in die Vergangenheit
83_Der Fallschirmspringer | Sainte-Mère-Église
Eine Attrappe am falschen Eck
84_Der Kreisverkehr | Saint-Jouin-Bruneval
Ein Denkmal für die Steinesammler
85_Les Braves | Saint-Laurent-sur-Mer
Ein Denkmal für die Tapferen
86_Die Außenkanzel | Saint-Lô
Wenn der Bischof Recht spricht
87_Das Gefängnistor | Saint-Lô
Die Porte de la Prison als Mahnmal
88_Die Westfassade | Saint-Lô
Die Wunden des Krieges
89_Die Fratze | Saint-Martin-de-Boscherville
Drohende Strafen
90_Das Landmuseum | Saint-Martin-de-Campagne
Der bäuerliche Alltag im Wandel
91_Der Hohlweg | Saint-Omer
Durch den grünen Tunnel
92_Die Markthalle | Saint-Pierre-sur-Dives
Solide Zimmermannsarbeit
93_Die Manufaktur Bohin | Saint-Sulpice-sur-Risle
Nadelkunst
94_Die Île de Tatihou | Saint-Vaast-la-Hougue
Quarantänestation und Erziehungsheim
95_Château de Sassetot | Sassetot-le-Mauconduit
Wo Sissi Ferien machte
96_Die Treppe | Sotteville-sur-Mer
231 Stufen zum Meer
97_Die alte Pfarrkirche | Thaon
Romanik pur
98_Die Sonnenuhr | Tinchebray
Auf der Suche nach dem Gold der Zeit
99_Les Roches Noires | Trouville-sur-Mer
Der Alterssitz von Marguerite Duras
100_Higgins Boat Monument | Utah Beach
Der Konstrukteur der Landungsboote
101_Die Karamellfabrik | Vains
Süße Bioverführungen
102_Der Adelspalast | Valognes
Hôtel de Beaumont
103_Georges Braques Grab | Varengeville-sur-Mer
Der Ewigkeit so nah
104_Das Taubenhaus | Varengeville-sur-Mer
Ein herrschaftliches Statussymbol
105_Das Turmzimmer | Vascœuil
Jules Michelets Studierzimmer
106_Jardin Botanique de Vauville | Vauville
Exotische Pracht
107_Die Veules | Veules-les-Roses
Der kürzeste Fluss Frankreichs
108_Die Glockengießerei | Villedieu-les-Poêles
Wo die Stunde schlägt
109_Das Haus an der Seine | Villequier
Musée Victor Hugo
110_Der Meridian | Villers-sur-Mer
Greenwich trifft Europa
111_Das Denkmal für Marie Harel | Vimoutiers
Die Erfinderin des Camemberts
Bildteil
Übersichtskarten
111 Orte in der Normandie, die man gesehen haben muss
Ralf Nestmeyer
emons: Verlag
Die Normandie ist das Land der Apfelbäume und der cremigen Käsesorten. Sie ist aber auch eine geschichtsträchtige Landschaft, die nicht nur von den Römern und Normannen zeugt, sondern auch von den Alliierten, die an den normannischen Stränden die Befreiung Europas vom nationalsozialistischen Terrorregime in Angriff nahmen. Das erste befreite Haus Frankreichs wird ebenso vorgestellt wie der Schauplatz der letzten Schlacht.
Die Normandie ist aber auch eine Region der Künstler und Literaten, die zahlreiche Spuren hinterlassen haben. Gustave Flaubert hat seiner Madame Bovary ein Denkmal gesetzt, aber wer kennt das Grab von Monsieur Bovary? Und welches Hotel hat Marcel Proust literarisch verewigt? Wo verbrachte Marguerite Duras ihren Lebensabend, und wo frühstückte Simone de Beauvoir?
Der Mont-Saint-Michel, Monets Seerosenteich und der Teppich von Bayeux gehören zum Pflichtprogramm einer Reise durch die Normandie. Doch wer tiefer eintaucht in diese Gegend, kann viele interessante, skurrile Orte entdecken: zum Beispiel ein kurioses Mausoleum, das auch zwei Gästezimmer beherbergt, das Skelett des größten Wals, der je an einer europäischen Küste gestrandet ist, den kürzesten französischen Fluss oder den einzigen erhaltenen Luftschiffhangar Frankreichs. Und wer weiß schon, in welcher Kirche eine kunstvolle historische Uhr hängt, die über den Stand von Ebbe und Flut Auskunft gibt?
Dieses Buch führt zu 111 Orten in der Normandie, die durch ihren besonderen Charme oder ihren ungewöhnlichen Charakter zu begeistern wissen. Angefangen mit einem Bienenstock in der Kirchenmauer über einen historischen Turm für Findelkinder bis zu einer Jugendstilapotheke hat die Normandie viele große und kleine Überraschungen zu bieten, die selbst Einheimischen nicht bekannt sind. Es warten 111 Verführungen zu kulturellen Geheimtipps, bewohnbaren Baumhäusern und weggesprengten Grandhotels.
Ein Palast für das Korn
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Der Aufbau der Altstadt von Alençon ähnelt vielen anderen Kleinstädten und Provinzmetropolen Frankreichs: Da gibt es ein repräsentatives Rathaus, eine stattliche Kirche mit gotischen Fassadenspielereien und ein zinnengekröntes Château.
Jenseits dieses architektonischen Dreiklangs ist am Rande des Zentrums von Alençon noch ein ungewöhnliches kreisrundes, von einer Glaskuppel überwölbtes Gebäude zu entdecken. Bei dem Rundbau, der durch seine formvollendeten Proportionen ins Auge sticht, handelt es sich um die Halle au Blé, eine zwischen 1811 und 1819 errichtete Getreidehalle – die markante gläserne Kuppel wurde erst 1865 anlässlich einer Industrieausstellung hinzugefügt.
Info
Adresse Place de la Halle au Blé, 61000 Alençon | Anfahrt Alençon ist die Hauptstadt des Départements Orne und liegt ganz im Süden der Normandie. | Öffnungszeiten täglich 9–12 und 14–18 Uhr | Tipp Das Musée des Beaux-Arts et de la Dentelle (Cour Carré de la Dentelle) gibt einen Einblick in die lokale Spitzenherstellung. Geöffnet ist es täglich von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, von September bis Juni ist es montags geschlossen, www.museedentelle-alencon.fr.
Kornhallen und Kornspeicher waren lange Zeit existenziell wichtig für die Versorgung einer Stadt in Krisenzeiten. Man sorgte vor, um für Missernten oder Dürreperioden gewappnet zu sein. Erst die modernen Verkehrsmittel wie die Eisenbahn ermöglichten es, größere Mengen an Nahrungsmitteln in kürzester Zeit zu transportieren. Bis dahin war die Abhängigkeit von den eigenen regionalen Ressourcen so zwingend wie der von der Sonne bestimmte Tagesablauf. Kornhallen, in denen meist auch Handel betrieben wurde, waren daher stets sehr repräsentative Gebäude, symbolisierten sie doch auch den eigenen Bürgern eine Sicherheit vor Hungersnöten.
Im Industriezeitalter büßten die Getreidehallen langsam ihre Bedeutung und Funktion ein, so auch die Halle au Blé von Alençon, die beispielsweise im Ersten Weltkrieg als Lazarett diente und später für kleinere Messen und Märkte sowie als Ausstellungsraum genutzt wurde. Im Jahr 2000 wurde das unter Denkmalschutz stehende Gebäude vollkommen saniert und damit wieder zum architektonischen Glanzpunkt der Stadt. Seither beherbergt das historische Gemäuer ein Zentrum für moderne Multimedia-Technologien. In der lichtdurchfluteten Mittelhalle finden Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen statt.
In der Nähe
Thérèse von Lisieux (0.55 km)
Der Bienenstock (11.69 km)
Das Wandfresko (35.86 km)
Das Kurbad (39.68 km)
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Das Geburtshaus der Heiligen
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Das Geburtshaus von Thérèse von Lisieux ist für viele gläubige Katholiken eine Kultstätte, während Nichtreligiöse nicht einmal mit ihrem Namen etwas anfangen können. Für Atheisten ist die Verehrung, die der am 2. Januar 1873 in Alençon geborenen Thérèse de Lisieux entgegenschlägt, nur schwer zu verstehen.
Thérèse Martin wurde als jüngstes Kind einer gottesfürchtigen Familie geboren. Schon in jungen Jahren wollte sie ihr Leben einzig Gott widmen, pilgerte zum Papst, um seine Erlaubnis zu erhalten, schon als 14-Jährige ins Kloster eintreten zu dürfen. Ein Jahr später stimmte der Bischof von Bayeux endlich zu, und sie wurde – wie bereits vier ihrer Schwestern zuvor – in den strengen Karmeliterorden aufgenommen.
Info
Adresse 50, Rue Sainte-Blaise, 61000 Alençon, www.louiszeliemartin-alencon.jimdo.com | Anfahrt Das Geburtshaus befindet sich im Ortszentrum, zwei Fußminuten nördlich der Altstadt. | Öffnungszeiten April–Okt. täglich außer Mo 9–12 und 14–18 Uhr, Nov.–März täglich außer Mo 10–12 und 14–17 Uhr | Tipp Für Verehrer von Thérèse von Lisieux gehört noch ein Besuch ihres Taufbeckens in der Basilika Notre-Dame in Alençon zum Pflichtprogramm.
Bis zu ihrem frühen Tuberkulosetod am 30. September 1897 wirkte Thérèse mit kleinen Gesten eher im Verborgenen, doch nachdem die ersten Gläubigen von wundersamen Heilungen an ihrem Grab berichtet hatten, setzte ein wahrer Pilgerstrom ein. Bereits 1925 wurde sie heiliggesprochen, die daraufhin in Lisieux errichtete Basilika Sainte-Thérèse entwickelte sich zur zweitwichtigsten Pilgerstädte Frankreichs: Alljährlich strömen mehr als eineinhalb Millionen Menschen zu ihrem Reliquienschrein – nur Lourdes zieht mehr Pilger an!
Wer also das Geburtshaus in Alençon betritt, merkt schnell, dass er in einen eigenen Kosmos eintaucht. Freundliche Nonnen begrüßen die Besucher und laden zur Besichtigung ein. Das Haus, in dem Thérèse nur vier Jahre lebte, wurde 1925 um eine Kapelle im Stil des Historismus erweitert. Die Einrichtung ist weitgehend rekonstruiert, wobei manchmal, wie bei dem durch eine Glasscheibe abgeschirmten elterlichen Schlafzimmer, die Grenzen zum Kitsch fließend sind. Aber auch dies mag Ansichtssache sein, denn schließlich wurden die Eltern von Thérèse 2008 als erstes Ehepaar in der Kirchengeschichte gleichzeitig seliggesprochen!
In der Nähe
Die Getreidehalle (0.55 km)
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Das Wandfresko (35.77 km)
Das Kurbad (40.08 km)
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Eine Hommage an Fernand Léger
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Fernand Léger ist der berühmteste Sohn von Argentan. Am 4. Februar 1881 wurde Léger, der zu den berühmtesten französischen Künstlern des 20. Jahrhunderts gezählt wird, in der für ihre Spitzenherstellung bekannten Stadt an der Orne geboren. In Argentan verbrachte Léger die ersten 20 Jahre seines Lebens, bevor er über Caen nach Paris kam, wo dem Architekturzeichner sein künstlerischer Durchbruch gelang.
In der Seine-Metropole lernte Léger Pablo Picasso und Georges Braque kennen, die ihn in seiner künstlerischen Entwicklung beeinflussten. Légers Atelier befand sich in der berühmten Künstlerkolonie La Ruche, wo damals auch Chagall, Modigliani, Zadkine und Soutine arbeiteten. Seine damaligen Werke waren noch stark vom Impressionismus geprägt, doch wandte er sich 1909 dem Kubismus zu. Seine Bilder von Fabriken, Maschinen und Robotermenschen machten ihn bekannt. Letztlich ist Légers Spektrum als Maler, Bildhauer und Grafiker aber weitgefächert, so basieren seine letzten Kompositionen auf strengen geometrischen Grundformen und gewinnen ihre Wirkung aus dem Spannungsverhältnis zwischen Form und Farbe.
Info
Adresse Ecke Rue Aristide Briand und Rue des Vieilles Halles, 61200 Argentan, www.ch-argentan.fr | Anfahrt Argentan liegt 45 Kilometer nördlich von Alençon an der Kreuzung der D 926 und der D 958. | Tipp Das Geburtshaus von Fernand Léger steht in der Rue des Jacobins Nr. 5 im Stadtzentrum, ist aber nur von außen zu besichtigen.
Fernand Légers enge Verbindung zu seiner Heimatstadt, wo seine Mutter lebte, blieb zeitlebens bestehen. Die Normandie war für ihn eine Inspirationsquelle, aber auch ein Ort des Arbeitens und der künstlerischen Reflexion. Die Bäume und die hügelige Landschaft mit vereinzelten Wolken finden sich in zahlreichen Werken wieder, strukturieren seine Kompositionen und bestimmen die Farbkontraste.
Da Fernand Léger in seiner Heimatstadt nicht mit seinen Werken präsent ist, würdigte man den 1955 in Gif-sur-Yvette verstorbenen Künstler, indem man 2008 bei der Renovierung des städtischen Krankenhauses auf sein Farbschema zurückgriff. Als Hommage an Fernand Léger wurde die Fassade eines Gebäudes mit einem farbenfrohen Wandfresko verziert, das sich an Légers Arbeiten orientiert.
In der Nähe
Der letzte Schlachtplatz (15.55 km)
Die sprechende Kirche (20.29 km)
Das Denkmal für Marie Harel (25.68 km)
Das Bistro La Coulade (26.98 km)
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Ein großes Sanatorium?
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Vichy, Évian und Vittel – das sind nicht nur drei bekannte Mineralwässer, sondern auch drei in ganz Frankreich bekannte Kurbäder. Vor allem Vichy gilt als das bedeutendste Heilbad des Landes, auch wenn es heute vor allem mit den unrühmlichen Jahren des Vichy-Regimes unter Henri Philippe Pétain in Verbindung gebracht wird.
In der Normandie sind Heilbäder eher rar. Den Namen Forges-les-Eaux kennen nur absolute Normandie-Liebhaber, Bagnoles-de-l'Orne ist im Ausland nur unwesentlich bekannter, obwohl es einst wegen seiner schnellen Erreichbarkeit zu den Lieblingsbädern des wohlhabenden Pariser Bürgertums gehörte. Wer das in den ausgedehnten Wäldern der Forêt d'Andaine gelegene Kurbad besucht, ist dann überrascht vom Charme des Ortes, den man hier nicht vermutet hätte.
Info
Adresse 61140 Bagnoles-de-l'Orne | Anfahrt Bagnoles-de-l'Orne liegt 50 Kilometer westlich von Alençon an der Kreuzung der D 235 und D 386. | Tipp Direkt am alten Bahnhof kann man von März bis Oktober um 14, 15 und 16 Uhr (im Juli und August auch um 17 und 18 Uhr) mit der Draisine (vélo rail) auf einem alten Streckenabschnitt zu einer 3,5 Kilometer langen Tour aufbrechen.
Angeblich sollen schon die Römer die Quellen von Bagnoles-de-l'Orne gekannt haben, die mit einer Temperatur von knapp 26 Grad hervorsprudeln und besonders bei Kreislauf- und Venenerkrankungen hilfreich sind. Die Nutzung der Quellen ist allerdings erst für das Mittelalter belegt. Einer Sage nach entdeckte das altersschwache Pferd eines Adeligen namens Hugues de Tessé die Quelle und kehrte mit jugendlichem Elan zurück.
Seinen Aufschwung verdankte Bagnoles der Eröffnung einer Eisenbahnlinie, die den Erholungssuchenden aus Paris die Anreise erleichterte. Innerhalb weniger Jahre entstand eine ganze Kurstadt, deren Belle-Époque-Villen kunstvoll mit Türmchen, Balkonen und Erkern verziert sind und noch heute das Ortsbild prägen. Es gibt einen Kurpark samt See und Promenade, zudem lockt ein 1927 eröffnetes Casino mit allerlei Glücksspielen. Die historischen Thermalbäder befinden sich in der Vée-Schlucht. Bagnoles-de-l'Orne ist eher ein Kurort der ruhigeren Art, was allerdings nicht jeden Besucher begeisterte: So bezeichnete der amerikanische Schriftsteller James Salter den Ort geringschätzig als »großes Sanatorium«.
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Manoir de la Saucerie (22.33 km)
Die sprechende Kirche (23.77 km)
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Zum Malen schön
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Barneville-Carteret ist einer der beliebtesten Badeorte an der Westküste der Normandie. Ein breiter Strand mit weißen Strandhäuschen sowie eine Vielzahl guter Restaurants und Hotels ziehen die Besucher an. Mit dem sich nördlich von Carteret erstreckenden Cap de Carteret und den Dünen von Hattainville hat der Ort auch ein grandioses Naturszenario zu bieten.
Eine nette Kurzwanderung führt am nördlichen Ortsende auf dem Zöllnerweg (sentier des douaniers) durch die faszinierende Küstenlandschaft zum Cap de Carteret. Am Wegrand wachsen Salbei, roter Fingerhut, blauer Strandroggen, Taubenkropf, Spinnen-Ragwurz und andere seltene Pflanzen. Ein paar Minuten hinter dem Cap steht man dann unverhofft vor einer malerisch verwitterten Kirchenruine. Das Dach ist eingestürzt, die Nord- und die Südwand des Langhauses sind von Moos und Flechten in ein sanftes, von Safrangelb bis Grünbraun reichendes Farbspektrum getaucht.
Info
Adresse 50270 Barneville-Carteret | Anfahrt Barneville-Carteret liegt an der Küstenstraße (D 650), dort zweigt die D 902 zum Ortsteil Carteret ab, an dessen Ende sich ein großer Parkplatz befindet. | Tipp Zwischen Barneville-Carteret und Portbail pendelt der Train Touristique du Cotentin die Küste entlang. In der Saison (Juli/August) gibt es in der Regel zwei Verbindungen täglich, sonst nur dienstags und donnerstags, www.train-touristique-du-cotentin.com.
Die Vieille Église Saint-Germain wurde am Ende des 12. Jahrhunderts direkt auf den Klippen errichtet, wo sich damals noch das Dorf Carteret befand. Als man das Dorf vor den herandrängenden Dünen nach Süden verlegte, verlor die Kirche ihre Bedeutung und wurde zwischen 1686 und 1689 aufgegeben, woraufhin sie bald verfiel – ein pittoresker Anblick, den später der Maler Adolphe Lalyre auf Leinwand gebannt hat. Durch eine leere Fensterrundung eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf das Wattenmeer mit seinen endlosen Sandstränden, nur unterbrochen vom schrillen Kreischen der Möwen. Der Strand selbst ist bei Strandseglern beliebt, vom Baden ist aufgrund der starken Strömungen allerdings dringend abzuraten. Wer will, kann auf einem stellenweise sehr sandigen Pfad über die Dünen nach Norden bis zum Dorf Hattainville wandern. Überraschenderweise sind die Dünen relativ begrünt, sogar ein kleines Zedernwäldchen hat sich ausgebreitet.
In der Nähe
Das Pilgerabenteuer (12.98 km)
Die Pyramide (16.54 km)
Der Panzer (17.55 km)
Die Dünen (28.05 km)
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Ein wachsendes Symbol für die Freiheit
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Freiheitsbäume sind ein Symbol für die Französische Revolution. Bereits 1790 sollen in Paris die Jakobiner einen mit einer Freiheitsmütze gekrönten »Arbre de la Liberté« umtanzt und dabei Revolutionslieder gesungen haben. Der Tanz um den Freiheitsbaum wurde zu einem beliebten Festritual der Revolutionäre, das sich in ganz Frankreich verbreitete. Meist waren es mit blau-weiß-roten Bändern geschmückte Fichten oder Tannen, die man wie einen Maibaum aufstellte; manchmal waren es auch Pappeln, da sich die französische Baumbezeichnung »Peuplier« und das französische Wort für Volk (peuple) ähneln. Die Begeisterung für die Revolution führte selbst in Deutschland dazu, dass man in den rheinhessischen Gebieten zwischen Worms und Köln Freiheitsbäume pflanzte. »Vive la liberté!« war in aller Munde – und in Tübingen tanzten Hegel, Schelling und Hölderlin um einen selbst errichteten Freiheitsbaum.
In manchen Dörfern und Städten wurden Freiheitsbäume auch als dauerhaftes Zeichen an prominenten Plätzen gepflanzt, so auch in Bayeux, wo man am 30. März 1797 direkt neben der Kathedrale im ehemaligen Innenhof des Bischofspalastes den Setzling einer Platane einpflanzte. Viele der damals gepflanzten Freiheitsbäume sind heute verschwunden. Sie wurden teilweise während des Zweiten Kaiserreichs abgeholzt oder fielen anderen Widrigkeiten zum Opfer. Die Platane von Bayeux hat die Wirren der Zeit überlebt und wurde im Jahr 2000 als »Arbre remarquable de France« ausgezeichnet; sie ist ein mächtiger Baum von 33 Metern Höhe, einem Stammdurchmesser von zwei und einem Umfang von sechs Metern.
Info
Adresse Place de la Liberté, 14400 Bayeux | Anfahrt Bayeux ist über die N 13 leicht zu erreichen. | Tipp Das im ehemaligen erzbischöflichen Palast untergebrachte Musée d'Art et d'Histoire Baron Gérard präsentiert ein breites Spektrum von prähistorischen Funden über mittelalterliche Kunst bis hin zu modernen Gemälden. 37, Rue du Bienvenu. Es ist von Mai bis September täglich von 9.30 bis 18.30 Uhr, von Oktober bis April von 10 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr geöffnet, www.bayeuxmuseum.com.
Als einer der ältesten Freiheitsbäume Frankreichs steht die Platane von Bayeux im Zentrum zahlreicher Feierlichkeiten. Erst im Sommer 2014 wurde der Baum im Rahmen eines nächtlichen Lichterspektakels vollständig beleuchtet, um die Menschenrechte und die Pressefreiheit zu beschwören.
In der Nähe
Die Lobby des Lion d'Or (0.34 km)
Der Gedenkpark (0.75 km)
Les Braves (16.61 km)
Die alte Pfarrkirche (18.42 km)
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Mémorial des Reporters
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Seit dem Ersten Weltkrieg sind es die Fotografen und Reporter, die unter Einsatz ihres Lebens an vorderster Front stehen, um Bilder und Eindrücke von den Kriegsschauplätzen dieser Welt einzufangen. Egal, ob im Spanischen Bürgerkrieg oder im Vietnamkrieg – Kriegsfotografen haben die öffentliche Wahrnehmung geprägt und die politische Meinung beeinflusst, indem sie Schrecken und Leid des Krieges eindringlich festgehalten haben, so beispielsweise auch Robert Capa mit seinen berühmten Bildern von der alliierten Landung in der Normandie vom 6. Juni 1944.
Die hinter den Landungsstränden gelegene Stadt Bayeux hat sich zusammen mit der Organisation Reporter ohne Grenzen entschlossen, ein Mahnmal für die Pressefreiheit zu errichten, das im Jahr 2007 eingeweiht wurde. Der zentrale Gedanke des Mahnmals ist die Erinnerung an die bei ihrer Arbeit ums Leben gekommenen Journalisten. Das europaweit einzigartige Mahnmal befindet sich in einem parkähnlichen Areal in unmittelbarer Nähe zum britischen Soldatenfriedhof. Links und rechts von einem leicht geschwungenen begrünten Weg stehen 27 schlichte weiße Stelen, auf denen die Namen von mehr als 2.000 Journalisten eingraviert sind, die seit 1944 an den Kriegsschauplätzen dieser Welt umgekommen sind. Der Spaziergang entlang der Stelen dauert nicht lange, doch verfehlt er seine Wirkung nicht.
Info
Adresse zwischen der Rue Verdun und dem Boulevard Fabian Ware, 14400 Bayeux | Anfahrt Bayeux ist über die N 13 leicht zu erreichen. Der Gedenkpark befindet sich im Südwesten der Stadt. | Öffnungszeiten Das Denkmal ist jederzeit frei zugänglich. | Tipp Alljährlich wird seit 1994 im Oktober der »Prix Bayeux-Calvados des Correspondants de Guerre« vergeben, um die Arbeit der Kriegsreporter zu würdigen, www.prixbayeux.org.
Robert Capa, der wohl berühmteste Kriegsfotograf aller Zeiten, wird mit einem eigenen Denkmal geehrt. Er hat das Bild des Kriegsreporters geprägt wie kein anderer seines Berufsstands. Berühmt ist sein Ausspruch: »Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.« Und der 1913 in Budapest geborene Robert Capa war immer ganz vorne dabei, egal, ob im Spanischen Bürgerkrieg, im Zweiten Weltkrieg oder im Indochinakrieg, wo er am 25. Mai 1954 in Thai-Binh versehentlich auf eine Landmine trat.
In der Nähe
Der Freiheitsbaum (0.75 km)
Die Lobby des Lion d'Or (1.08 km)
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Die alte Pfarrkirche (19.12 km)
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Filmstars und Kriegshelden
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Der Lion d'Or in Bayeux ist keine einfache Herberge, sondern eine Hotellegende. Nur einen Katzensprung von dem berühmten Wandteppich und der Kathedrale entfernt, ist das Haus vor allem bei englischen und amerikanischen Gästen beliebt, die hier auf den Spuren der alliierten Landungstruppen Station machen. Das am nordöstlichen Rand der Altstadt gelegene Hotel war ursprünglich eine Postkutschenstation, woran noch der lang gestreckte, vorgelagerte Innenhof erinnert. Doch spätestens wenn man die Lobby mit dem offenen Kaminfeuer und den authentisch zerschlissenen Sofas betritt, merkt man, dass hier Geschichte geschrieben wurde. An den Wänden hängen zahlreiche signierte Schwarz-Weiß-Fotografien von prominenten Persönlichkeiten.
Weil die amerikanischen Landungstruppen die Stadt im Juni 1944 kurz nach der Landung überraschend schnell erobern konnten, blieb Bayeux weitgehend unzerstört. Als größtes Hotel der Stadt entwickelte sich der Lion d'Or schnell zum Treffpunkt für Militärs und Journalisten. So trafen sich hier der alliierte Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower sowie General Omar Bradley und der britische Marschall Bernard Montgomery, um über das weitere Vorgehen gegen die Deutschen zu beraten. Belegt ist auch, dass der Kriegsfotograf Robert Capa zwei Tage nach der Landung hier einkehrte, um zusammen mit befreundeten Journalisten mit ein paar Flaschen Calvados darauf anzustoßen, dass er nicht, wie diese befürchtet hatten, gefallen war. Später reihten sich dann noch Politiker wie Winston Churchill und John F. Kennedy in die Gästeschar ein.
Info
Adresse 71, Rue Saint-Jean, 14400 Bayeux, Tel. 0033/0231920690, www.liondor-bayeux.fr | Anfahrt Bayeux ist über die N 13 leicht zu erreichen. Das Hotel befindet sich im Osten der Altstadt. | Tipp