Christian Lunzer - Peter Hiess

Der Fall der Giftmischerin Gesche Gottfried

Der Engel von Bremen

 

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Kreittmayrstr. 26, 80335 München

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ISBN 978-3-95616-558-0

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Inhalt

Der Engel von Bremen

Quellen

Lust auf mehr?

Mütter, Töchter, Ehefrauen

Gift & Galle

Auf Messers Schneide

Weibliche Tugenden

Mörderische Arbeitsmarktverwaltung

Mord am Arbeitsplatz

Arbeitsplatz und Ausbildung

Die Autoren

Der Verlag

Impressum

 

Der Engel von Bremen

»Mir schaudert doch sonst vor dem Bösen;
allein das war nicht bei mir der Fall;
ich konnte mit Lust Böses tun.«
Gesche Gottfried

Weitaus erfolgreicher als Charlotte Ursinus – zumindest, was die Zahl der bekannten Opfer betrifft – war die zweite der klassischen deutschen Giftmischerinnen: Margarethe Gottfried, bekannt unter ihrem Kosenamen Gesche.

1785 wurde sie als Tochter des bekannten Frauenschneiders Johannes Timm in Bremen geboren. Wie die Ursinus war sie ein besonders hübsches Mädchen, blond und eine »fast ätherische Erscheinung«, wie zeitgenössische Stimmen behaupten. Margarethe half fleißig im Haushalt mit, war weichherzig und sensibel; so wurde sie beispielsweise jedes Mal, wenn ihr Vater sein Morgengebet sprach, zu Tränen gerührt. Zudem spielte sie gern Theater und brillierte bei Liebhaberaufführungen in den Nachbarhäusern durch ihren natürlichen Liebreiz und ihre mädchenhafte Grazie.

Wahrscheinlich wollte das Fräulein Timm, das heimlich Klavierspielen und Französisch lernte, nicht den damals für Frauen vorgeschriebenen Lebensweg beschreiten, sondern lieber Schauspielerin werden. Sie wies sämtliche Heiratsanträge ab, doch ihr Vater verehelichte sie – in der Hoffnung auf gesellschaftlichen Aufstieg – mit 21 Jahren an den Sattlermeister Johann Gerhard Miltenberg, Witwer und Sohn eines reichen Handwerkers, der eine bekannte Gemäldesammlung besaß.