Impressum

Siegfried Maaß

Zeit der Schneeschmelze

Roman

 

ISBN 978-3-95655-640-1 (E-Book)

 

Umschlaggestaltung: Ernst Franta

 

Das Buch erschien erstmals 2001 im dr. Ziethen Verlag, Oschersleben. Es entstand mit freundlicher Unterstützung von Schlossbrunnen Wüllner GmbH Gänsefurth, der Beratungsstelle für Frauen und Familie Sachsen-Anhalt e. V., der Kreissparkasse Aschersleben-Staßfurt, des Sodawerkes Staßfurt GmbH & Co.KG und des Berufsförderungswerkes Sachsen-Anhalt gGmbH Staßfurt.

 

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Montag

Anna-Marie

Der schmale Streifen Tageslicht, der sich dort abzeichnete, wo die schwere Eisentür über der obersten Stufe der Kellertreppe endete, stellte die einzige Orientierungshilfe für sie dar. Doch die Wintertage waren kurz, und die junge Frau in dem dunklen Verlies fürchtete bereits die lange Nacht, die bald auch diesen einzigen Sichtpunkt auslöschen würde, der sie mit der Welt dort draußen verband.

„Hallo! Hört mich jemand? Ich bin hier unten im Keller! Helft mir!“

Wie oft hatte sie diesen oder einen ähnlichen Ruf schon hinausgeschrien? Längst war sie heiser, sodass sie nur noch flüstern konnte. Es kam ihr sogar vor, als wären ihre Stimmbänder inzwischen zu dicken Seilen angeschwollen. Sie schmerzten und schienen sie fast zu ersticken.

Niemand hatte sie gehört, und sobald sie in Gedanken den Weg nachvollzog, den der Junge sie geführt hatte, begriff sie, dass es aussichtslos war zu hoffen, sie könnte mit ihren Rufen irgendwen auf sich und ihre Notlage aufmerksam machen. In diese abgelegene Industriebrache verirrte sich niemand, und wäre Ben durch irgendein unbeeinflussbares Ereignis daran gehindert, sie weiterhin notdürftig zu versorgen und irgendwann wieder freizulassen, würde sie womöglich das Tageslicht nicht wiedersehen.

„Ich will hier raus!“, sagte sie, so gut es ging. „Ich will nicht sterben, ich bin erst 32 Jahre alt, im vorigen Monat hatte ich Geburtstag.“

Ängstlich beobachtete sie den Lichtstreifen, dessen eigentümliche Färbung ihr verriet, dass es später Nachmittag war und sie für heute ihre letzte Verbindung zur Außenwelt bald verloren hätte.

„Ich heiße Anna-Marie Tetzlaff ...“ Ich bin es wirklich, dachte sie.

Aber mit einer fremden Stimme. An meiner Stimme kann mich niemand mehr erkennen. Auch Jens könnte es nicht.

Jens ... „Nicht einmal zum Geburtstag hat er mir gratuliert. Ich wäre ganz allein gewesen, wenn mich nicht meine Chefin überrascht hätte. Plötzlich stand sie vor der Tür. Darum wurde es auch kein so trauriger Geburtstag, wie ich befürchtet hatte ...“ Anna-Marie lauschte ihren Worten nach. 32 Jahre ... Ich bin jung, dachte sie, und habe noch alles vor mir. Wer gibt Ben das Recht, mir die Hoffnung auf ein langes und erfülltes Leben zu nehmen?

„Manche Leute behaupten, ich würde bedeutend jünger aussehen. Dann lache ich zwar jedes Mal und bin verlegen, aber in Wirklichkeit habe ich es mir immer wieder gern angehört ...“ Sie war froh, ihre eigenen Worte vernehmen zu können, mit denen sie nicht gegen die schmerzhafte Stille ankämpfen konnte, die sie aber ahnen ließen, dass diese nicht allmächtig und unüberbrückbar war. Geräuschlosigkeit fürchtete sie seit ihrer Kindheit ebenso wie Lichtlosigkeit. Dieser, die sie jetzt wie ein Kokon umgab, war sie allerdings völlig wehr- und machtlos ausgesetzt. Der kaum noch wahrnehmbare Streifen unter der Tür schien ihre Erkenntnis zu bestätigen. „Ja, ich habe es jedes Mal wieder gern gehört, wenn man mich jünger schätzte. Was sollte mir daran auch nicht gefallen? Besonders von Jens gefiel es mir. Es war für mich das schönste Kompliment.“

Gleich an ihrem ersten Abend hatte sie es zu hören bekommen, nachdem er ihr ganz geschickt ihr Alter entlockt hatte, sodass sie es nicht einmal als frech und uncharmant empfand.

„Dann sind Sie ja schon richtig erwachsen!“, fügte er noch hinzu und lachte, und später hatte sie sich immer dann an dieses jungenhafte Lachen erinnert, wenn sie einen Anlass sah, einen Vergleich zu jenem Abend zu ziehen, der für sie zu einem Maßstab künftiger Gemeinsamkeit geworden war.

Sie waren in der geräumigen Gaststätte die einzigen Gäste. Als sie zögernd eingetreten war und sich nach einem Platz umgesehen hatte, der sie nach Möglichkeit von dem jungen Mann auf der Fensterseite deutlich genug trennte, hatte er ihr sofort zugewinkt und dann einladend auf seinen Tisch gewiesen. Ob sie dem Wirt vielleicht zusätzliche Mühe bereiten wolle, noch an einem anderen Tisch bedienen zu müssen? Er hatte ihr bereits einen Stuhl zurechtgerückt, sodass sie es als sehr ungefällig empfunden hätte, seine freundliche Einladung auszuschlagen.

So hatte es mit ihnen begonnen ...

„Was würde er sagen, wenn er mich jetzt sehen könnte? Behauptete er dann immer noch, ich sähe viel jünger aus? Ganz bestimmt nicht! Vielleicht würde er gar nicht glauben wollen, dass ich es bin. Ich selbst kann nur vermuten, dass ich einem Gespenst sehr ähnlich bin. Seit Tagen nicht gekämmt und nicht gewaschen. Die Haut in meinem Gesicht ist gespannt wie das Fell einer Trommel. Jede noch so leichte Bewegung schmerzt, von meinen Händen und Füßen will ich gar nicht reden. Als wenn sie kaum noch durchblutet sind. Ein dauernder Wechsel von Gefühllosigkeit und schneidendem Schmerz. Mal döse ich wie im Halbschlaf vor mich hin, dann wieder könnte ich nur toben und schreien. Ich kann aber nur schreien, was mich noch wütender macht ...“ Ich konnte es, widersprach sie sich in Gedanken. Aber ich habe mich umsonst heiser geschrien ...

Vor wenigen Augenblicken noch, im Halbschlaf, war sie wieder das bezopfte Mädchen gewesen, das barfüßig am Strand des heimatlichen Sees entlanglief und auflas, was die Wellen auf den Sand gespült hatten. Nach jedem Stück Holz, jeder Scherbe und jedem wohlgeformten Stein hatte sie sich gebückt und sich eingebildet, immer wieder einen neuen Schatz gefunden zu haben, den sie vor anderen, Fremden, sorgsam verbergen müsste. Als Schatzkammer hatte sie sich die Höhle ausgesucht, die im nahen Wald entstanden war, als ein Sturm eine morsche Eiche entwurzelte. Wie Krakenarme ragten die dicken Wurzeln in die Luft. Darunter das tiefe Loch, das mit der Entwurzelung entstanden war und sich ihr nun als Versteck anbot. Dort verbarg sie ihre Schätze und manches Mal auch sich selbst, wenn sie vor dem Waldgeist Schutz suchte. Doch lange hatte sie es in der dunklen und engen Erdhöhle nie ausgehalten und ihr Spiel schon nach kurzer Zeit abgebrochen. Doch dem bösen Waldgeist war sie immer entkommen.

Jetzt handelte es sich nicht um ein harmloses Spiel, sondern um bitteren Ernst, dem sie wehrlos ausgeliefert war. Aus dieser „Höhle“ konnte sie nicht nach Belieben entkommen.

32 Jahre, dachte sie wieder. Ist es vielleicht mein letzter Geburtstag gewesen? Seit zwei Tagen befinde ich mich in der Gewalt eines vierzehnjährigen Jungen. Er ist mein Schüler. Ein ganz besonderer sogar. Fast ein Freund. Nun bin ich seine Gefangene. Ich weiß nicht, warum er mich hierher gebracht hat. Was habe ich ihm getan?

Anna-Marie wälzte sich aus der Seitenlage auf den Rücken und achtete darauf, dass die Wolldecken nicht verrutschten, die Ben über sie geworfen hatte, bevor er die Eisentür hinter sich schloss. Das Poltern der schweren Tür und das kratzende Geräusch der rostigen Riegel klangen ihr noch lange in den Ohren.

Trotz der Decken fror sie, und gern wäre sie jetzt umher gelaufen, um ihren Kreislauf anzuregen. Doch Ben hatte ihre Füße so zusammengeschnürt, dass sie sich kaum aufrecht halten konnte. Sie besaß nun auch keinen Orientierungspunkt mehr. Der Lichtstreifen, den sie für sich als Silberstreif am Horizont bezeichnet hatte, war in die Nacht eingetaucht und würde sich erst am Beginn des neuen Tages wieder zu erkennen geben.

„Mein Silberstreif am Horizont ... Ich könnte darüber lachen, wenn nicht alles so schrecklich wäre. Niemals zuvor ist mir so ein Schlagerkitsch in den Sinn gekommen ...“

Wie oft in Augenblicken der Angst oder besonderer nervlicher Anspannung sprach sie vor sich hin. Es war eine Angewohnheit aus der Kindheit, die sich nicht verloren hatte und die sich immer dann bemerkbar machte, wenn sie sich in einer außergewöhnlichen Situation befand. Wie damals, als sie mit dem Boot allein auf den See hinaus gefahren war und ihr die Ruder eins nach dem anderen aus den Händen glitten, als sie sich gegen einen angriffswütigen Schwan zur Wehr setzen musste, der offenbar das von der Lebenspartnerin besetzte Nest gefährdet sah. Das Boot kreiselte danach wie ein Karussell und entfernte sich währenddessen immer mehr vom Ufer. Mehrmals hatte sie gerufen, aber niemand schien sie zu hören, obwohl nur ein schmaler Streifen Nadelwald das Haus der Eltern vom See trennte.

Alles, was ihr in diesen Augenblicken der Angst in den Sinn gekommen war, hatte sie laut vor sich hingesprochen — dass sie es nicht wagen würde, bis zum Ufer zu schwimmen und deshalb warten müsste, bis sich dort irgendwann ihr Vater blicken ließ. Dass dieser dumme und wütende Schwan schuld an ihrer misslichen Lage war und sie es ihm bei nächster Gelegenheit heimzahlen würde. Lange genug hatte sie ihn verwöhnt und mit Brotresten gefüttert ...

Oder als sie sich, Jahre später, von ihrem ersten Freund betrogen fühlte, der, während sie zur verabredeten Zeit auf ihn wartete, sich bereits mit einer anderen traf. Und zwar mit ihrer besten Freundin, wie sie bald darauf erfuhr.

„Das macht man nicht noch mal mit mir!“, hatte sie damals wie einen Schwur vor sich hingesprochen, als sie, enttäuscht und wütend zugleich, nach Hause gelaufen war. „Mich versetzt man nicht noch einmal ungestraft, darauf könnt ihr euch alle verlassen ...“ Tatsächlich hatte sie sich nach diesem Erlebnis von den Jungen ferngehalten, die für sie alle gleichermaßen untreu und somit unehrlich waren.

Vieler anderer Anlässe erinnerte sie sich nun, in denen sie sich laut mit sich selbst verständigt hatte. Als studiere sie die Rolle eines Theaterstücks, und in diesem Zusammenhang wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie später, als sie im Schülertheater des Gymnasiums mitarbeitete, niemals Schwierigkeiten mit dem Lernen ihrer Texte gehabt hatte, die sie sich stets auf die gleiche Weise einprägte - indem sie sie immer laut vor sich hinsprach. Gelegenheiten boten sich dazu überall, sei es in der Küche beim täglichen Abwasch oder am Ufer des nahen Sees, wo sie gern im Schatten einer Kiefer lag. Auch abends, bevor sie einschlief, repetierte sie noch einmal laut ihren Text ...

Immer war sie als erste textsicher und konnte sich deshalb ganz auf die Rollengestaltung konzentrieren, wenn sie sich zu den Proben in der Turnhalle trafen, sodass sie der Regisseur oft als Beispiel hervorhob, was ihr vor den anderen sehr peinlich war.

„Wenn ich Schauspielerin geworden wäre, hätte ich selbst mit langen Monologen keine Schwierigkeiten gehabt …“

Mitten in ihrem Satz stockte sie, als habe sie plötzlich während einer Aufführung einen der befürchteten Ausfälle, einen sogenannten Hänger, der sie mit vollkommener Leere umgab. In Wirklichkeit lauschte sie jedoch überrascht ihren eigenen Worten nach.

Anna-Marie atmete schwer und spürte ihren Herzschlag, der ihre Brust zu sprengen schien.

Monolog ... Hatte sie sich damit nun selbst das Stichwort gegeben, das unmittelbar zu ihrer augenblicklichen Situation hinführte, wenn sie es nur aufnahm und den Handlungsablauf in Gedanken fortsetzte? An jenem ereignisvollen Abend hatte auch Ben seinen „Monolog des alten Mannes unter der Brücke“ sprechen sollen, auf den er sich während der offiziellen Probe am Nachmittag im Beisein der übrigen Mitwirkenden nicht konzentrieren konnte. Darum hatte sie ihn zum Abend zu sich nach Hause eingeladen, um mit ihm, völlig unabhängig und unbeobachtet von den anderen, an seinem schwierigen Text zu arbeiten.

Er schien damit sofort einverstanden zu sein und hatte dann auch zur vereinbarten Zeit vor ihrer Wohnungstür gestanden. Sie schlug ihm vor, seinen Monolog nicht wie irgendein Gedicht zu sprechen, sondern ihn gleich mit der Aktion zu verbinden, auf die es in der entsprechenden Szene ankam.

„Dann gewöhnst du dich von vornherein daran“, erklärte sie und lief in ihr Badezimmer, um eine Plastikwäscheleine zu holen. „Der alte Mann hat also beschlossen, diesen Stinkreichen aus seinem Marmorbad zu kidnappen ...“ Sie hielt ihm die Plastikleine hin. „So, ich bin jetzt dieser Stinkreiche, auf den du es abgesehen hast. Sprich deinen Text und zugleich fesselst du mich ...Vielleicht hilft dir das ...“

Tatsächlich konnte er sie geschickt an Händen und Füßen fesseln, aber seine Handlung eilte stets dem dazugehörigen Text weit voraus, sodass der „Gefangene“ immer schon als „Bündel“ auf dem Boden lag, wenn der „Kidnapper“ noch seine Anklage an die Welt, die voller Ungerechtigkeit war, richtete.

„Das ist schon ganz gut“, sagte Anna-Marie nach mehreren Versuchen. „Du musst nur Text und Handlung besser koordinieren. Ich spreche dir noch einmal vor, wie ich den Text auffasse ...“ Und dann schlüpfte sie selbst in die Rolle des alten Mannes unter der Brücke und sprach dessen Anklage an die Welt, von der er sich betrogen fühlt, voller Emotion vor. „So denke ich mir das“, sagte sie danach, nahm ihm das Textbuch aus der Hand und sah ihn erwartungsvoll an. Er wirkte müde und mit seinen Gedanken abwesend.

„Möchtest du, dass wir für heute Schluss machen?“

„Ich will Ihnen etwas zeigen“, sagte Ben plötzlich, als habe er ihr schon längst nicht mehr zugehört.

Neugierig geworden, erwartete sie eine Erklärung, doch Ben hob die Schultern.

„Was möchtest du mir zeigen, Ben?“

„Dafür müssen wir ein Stück laufen.“

Erstaunt musterte sie ihn. „Jetzt gleich?“

Ben nickte. Mit einem Mal schien er wieder munter und ganz und gar von seiner Idee besessen, sie in etwas Geheimnisvolles einzuweihen. Obwohl sie nach einer anstrengenden Arbeitswoche den Rest des Tages gern über einem Buch verbracht hätte, stimmte sie zu, um den Jungen nicht zu enttäuschen. Sie zog Pullover und Jacke sowie ihre Schuhe an, die immer griffbereit neben der Tür standen, und bald darauf befanden sie sich auf der Straße. Er führte sie Wege und Gassen entlang, die ihr bisher unbekannt geblieben waren, und nach einiger Zeit erreichten sie auf einem unbefestigten Weg den Stadtrand. Scherenschnittartig erkannte sie gegen den helleren, unbewölkten Himmel die Umrisse einer Fabrikanlage. Spitz stieß der Schornstein wie ein Warnzeichen daraus hervor. Nun ahnte sie, wohin er sie führte.

„Ist das die alte Ziegelei?“

„Stimmt. Dort will ich Ihnen etwas zeigen.“

Je näher sie dieser düster und gespenstisch wirkenden Kulisse kamen, desto eiliger hatte es Ben, sodass sie ihm nur mühsam folgen konnte. Plötzlich hielt er eine Taschenlampe in der Hand, deren Lichtstrahl einen schmalen Pfad in die Dunkelheit zeichnete.

„Wohin bringst du mich?“, fragte sie, aber Ben antwortete nicht. Sie befanden sich inzwischen in einer leeren Fabrikhalle, durch die geräuschvoll der Wind strich. Der Lichtpfad schien kein Ende zu nehmen. Doch schließlich stießen sie auf eine Eisentür, die schwer in armdicken Bolzen hing. Zwei handbreite Riegel, die Ben nur mühsam zurückschieben konnte, reichten über die gesamte Türbreite. Hart schleiften sie über das Metall.

Ben öffnete die Tür, und der Scheinwerfer erfasste eine steile Treppe, die in einen Keller führte. Ohne sich nach ihr umzusehen, stieg er hinab, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen. Modrig riechende Luft schlug ihr entgegen.

Was bezweckte er mit diesem merkwürdigen Ausflug? Was hatte er vor? Sie konnte es sich nicht erklären.

Die undurchdringliche Dunkelheit außerhalb des schmalen Lichtstreifens sowie der Hall der eigenen Schritte verursachten Anna-Marie eine seit ihrer Kindheit vergessen geglaubte Furcht. „Was wollen wir hier? Was hast du vor?“, fragte sie und streckte tastend die Arme aus, um nicht überraschend gegen eine Wand zu laufen.

Wie zu ihrer Beruhigung ließ Ben den Lichtstrahl über den Boden und die Wände streifen. Offenbar befanden sie sich in einem Gewölbe. Flüchtig hatte sie die Umrisse von Gegenständen wahrnehmen können, die sie an das Lager eines Obdachlosen erinnerten, und einen Augenblick lang dachte sie daran, dass sie sich so ähnlich das Bühnenbild für das Stück von dem alten Mann unter der Brücke vorstellen könnte.

Als habe er ihre Gedanken lesen können, sagte Ben: „Jetzt sind wir unter der Brücke. Nun kann ich viel besser den alten Mann spielen.“

Er hatte sich hastig gebückt und und hielt nun zwei Stricke in der Hand. Ehe Anna-Marie dann begriff, was geschah, vernahm sie bereits den ihr gut bekannten Monolog, den Ben mit einem Mal ohne Stockungen beherrschte. Ihr kam es auch vor, als folge er in Diktion, Tempo und Stimmung genau ihrer Vorgabe, und während sie sich noch fragte, wieso ihm jetzt gelang, woran er noch vor einer Stunde gescheitert war, spürte sie bereits die Handfessel.

„Nicht so straff“, sagte sie. „Das ist schon fast kein Spiel mehr ... Was machst du, Ben?“

Er hatte sie in die Ecke geführt, in der sie zuvor schemenhaft dieses „Lager des alten Mannes unter der Brücke“ wahrgenommen hatte. Jetzt erkannte sie deutlich eine Matratze sowie mehrere Wolldecken, auf die sie bereits im nächsten Augenblick derb gestoßen wurde. Seinen Monolog des alten Mannes hatte Ben unterbrochen und war nun damit beschäftigt, auch ihre Füße zu fesseln. Danach erhob er sich und richtete den Lichtstrahl auf sie, als wollte er sein „Werk“ begutachten.

Das grelle Licht blendete sie, sodass sie die Augen schließen musste. „Das ist aber kein Spiel mehr!“, rief Anna-Marie und hatte zugleich das Gefühl, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Sie riss die Augen wieder auf und versuchte, sein Gesicht zu erkennen, konnte jedoch nur die Konturen seines Kopfes wahrnehmen.

„Was machst du, Ben? Binde mich sofort wieder los!“

„Niemand soll ungestraft Unrecht in Recht verwandeln können ...", hörte sie ihn aus seinem Monolog des alten Mannes zitieren und hoffte danach noch einen Augenblick lang, er treibe sein Rollenspiel lediglich auf die Spitze und würde sie anschließend wieder von den Stricken befreien.

„Sie haben mich betrogen und mein Vertrauen missbraucht.“ Wie um die Bedeutung seiner Worte hervorzuheben, signalisierte er nun mit seiner Taschenlampe: Ein ... Aus ... Ein ... Vor Schmerz kniff sie die Augen zu. Diese Worte gehörten nicht zu seinem Rollentext. Was hatte er vor?

„Lass mich sofort wieder frei!“

Statt einer Antwort warf er die Wolldecken über sie, stellte einen Plastikeimer neben die Matratze und entfernte sich wortlos.

„Ben! Ben!“

Es schien, als hörte er sie nicht.

Mit Blicken konnte Anna-Marie den Lichtschein verfolgen, der langsam die Stufen hinaufkroch. Noch einmal rief sie ... Schließlich hörte sie, wie die schwere Eisentür zugeworfen und die beiden großen Riegel davorgeschoben wurden.

Er hatte sie in die Dunkelheit eingesperrt. Noch immer wollte sie nicht glauben, dass er ernst machte.

Was hatte er gemeint, als er behauptete, sie habe ihn betrogen und sein Vertrauen missbraucht? Betrogen ... Sie war seine Lehrerin und nicht seine Geliebte. Hatte er diesen Satz irgendwo gelesen und ihn nun ebenso zitiert wie seinen Rollentext? Sein Vertrauen missbraucht ... Sie hatte ihm sogar mehr als anderen Schülern vertraut und hätte sich nicht gewundert, wenn ihr daraus irgendwann einmal Vorwürfe entstanden wären.

Wie ernst er es meinte, erkannte sie, als er erst am anderen Morgen wiederkam und ihr in einer altertümlichen Milchkanne lauwarmen Tee sowie in Folie gewickelte kalte Pellkartoffeln brachte.

Nachdem sie gierig den Tee getrunken und er den Eimer vor der Kellertür geleert hatte, entfernte er sich sofort wieder, ohne auf ihre Fragen einzugehen. Er hatte kein Wort zu ihr gesprochen. —

„Warum tust du das, Ben?“, rief sie jetzt mit heiserer Stimme, die nicht ihre eigene zu sein schien. Zwischen den kahlen Wänden ihres Gefängnisses erzeugten ihre Worte einen Widerhall wie im Gebirge, sodass sie unwillkürlich an ihre erste Klassenfahrt als Lehrerin erinnert wurde. Damals (damals, dachte sie: Wie viele Jahre waren seitdem vergangen? Sieben, acht?) war sie mit ihrer Fünften in den Harz gefahren; zwei Väter und drei Mütter hatten sie begleitet. Trotzdem gelang es einigen Jungen, sich während der Wanderung unbemerkt zu entfernen, was den Erwachsenen erst auffiel, nachdem sie eine Lichtung erreicht hatten, die sich für eine ausgiebige Rast anbot. Sie war starr vor Schreck, als sie das Fehlen der Jungen bemerkte.

Zum Glück ergriffen die mitgereisten Väter die Initiative, obwohl es sich nicht um ihre Söhne handelte und liefen zur Schlucht zurück. Sie selbst sowie die Mütter versuchten, die übrigen Kinder zu beruhigen und abzulenken, bis es sie nicht mehr auf ihrem Platz hielt. Keuchend erklomm sie einen Felsblock, von dem sie ins Tal und auf das gegenüberliegende Massiv blicken konnte. Ihre Rufe gellten hinüber und kehrten nach Sekunden wieder zu ihr zurück, bis sie plötzlich zwischen Echo und erneutem Ruf andere Laute zu vernehmen glaubte, die ihr einen freudigen Schreck bereiteten. Meldeten sich dort die vermissten Kinder?

„Wo seid ihr?“, rief sie, doch der Widerhall ihrer Worte machte sie orientierungslos. Auch ein weiterer Versuch führte zu dem gleichen Ergebnis, und voller Angst und Sorge um die fehlenden Kinder stieg sie von dem Felsen herab und kehrte zu den anderen zurück. Es blieb ihr nichts weiter übrig, als auf das Ende der hoffentlich erfolgreichen Suche und die Rückkehr der Vermissten sowie der beiden Väter zu warten. Währenddessen schienen sich ihre ergebnislosen Rufe sowie das von ihnen ausgelöste Echo zu einem neuen Lautspiel zu paaren, sodass sie sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Aber sie wusste, dass sich diese Lautpaarung nur in ihrer Vorstellung vollzog und von ihrem Schreck und ihrer Angst hervorgerufen wurde. Seitdem vermied sie es, sich am Spiel „Ruf und Echo“ zu beteiligen, sobald Kinder sie dazu aufgefordert hatten und teilte nur scheinbar die Freude mit ihnen, wenn das Echo wie gewünscht anders ausfiel als der Ruf und die Kinder darum immer neue Rufe und Fragesätze erfanden, um ein möglichst kurios klingendes Echo herauszufordern.

„Holt mich denn hier niemand heraus?“ Wie ein Pingpongball sprang jetzt das Echo schallend von einer Wand zur anderen und schien sich bei jedem Aufprall erneut fortzupflanzen. Auch jetzt hätte sie sich am liebsten die Ohren zugehalten. Doch die eng geschnürten Handfesseln ließen es nicht zu.

Was hatte Ben mit ihr vor? Was wollte er erreichen? Auf sich aufmerksam machen? Aber solange er sie versteckt und seine Tat geheim hielt, konnte niemand davon erfahren. Doch was wollte er sonst? Er war ein Einzelgänger, das hatte sie längst bemerkt. Daran änderte auch ihre Beobachtung nichts, dass er auf dem Pausenhof manchmal mit dem rothaarigen Volker und dem langen Sebastian zusammenstand. Freundschaft schien die drei aber nicht zu verbinden.

Auch zu seinem Platznachbarn Knut bestand keine enge Beziehung. Vielmehr glich ihre zufällige Nachbarschaft einer Art Notgemeinschaft, die zwei Eigenbrötler zu ihrem Schutz vor kumpelhaften Aufdringlichkeiten anderer eingegangen waren. Darum hielt sie es für sehr wahrscheinlich, dass er niemanden in sein Vorhaben eingeweiht hatte und auch nachträglich sein Geheimnis wahren würde.

Anna-Marie stutzte. Vorhaben?, dachte sie dann zweifelnd. Das setzte einen Plan voraus. Hatte der aber tatsächlich bestanden, als er zu ihr in die Wohnung gekommen war? Oder war sein Einfall, sie hierher in dieses dunkle und kalte Verlies zu locken, eine spontane Idee? Nicht einmal diese Frage konnte sie sich beantworten.

Bisher hatte sie geglaubt, Ben gut zu kennen. Doch was wusste sie wirklich von ihm?

Als einen verschlossenen und sensiblen Jungen hatte sie ihn kennengelernt, der nicht fähig war, anderen etwas Böses anzutun, und den Gedanken, er könnte irgendwann Gewalt anwenden, hätte sie stets empört von sich gewiesen. Für sie war er ein Junge, der ein Problem mit seiner Familie hatte, die aus seinem Vater und dessen zweiter Frau sowie deren Tochter Leokadia bestand. Ihr, seiner Lehrerin, hatte er sich offen und schonungslos anvertraut und schien zufrieden, wenn sie ihm geduldig und aufmerksam zuhörte.

Was mir nicht immer leicht gefallen ist, dachte sie jetzt. Meistens beklagte er sich über seinen Vater. Weil der es feige zuließ, dass seine Stiefmutter ihn wie das Aschenputtel aus dem Märchen behandelte und ihn sogar vor ihren Augen mit Schlägen bestrafte, wenn sie es ausdrücklich verlangte.

„Bei uns zu Hause bin ich der Aschenputttler“, meinte er einmal, und obwohl sie über seinen Ausdruck gern gelacht hätte, schüttelte sie nur verständnislos den Kopf.

„Und das musst du dir gefallen lassen?“

Er hatte darauf die Schultern gehoben und sie angesehen. Seine mandelförmigen Augen waren dabei so erwartungsvoll auf sie gerichtet, dass ihr ihre Frage nachträglich peinlich war. Sie begriff, dass er Rat und Hilfe erwartete statt naiver Fragen. Doch was hätte sie ihm raten sollen? Was konnte er tun, wenn ihn sein Vater auf diese Weise im Stich ließ? Wie sollte er sich gegen dieses Unrecht zur Wehr setzen, wenn ihm sein eigener Vater nicht beistand? Sie wusste es nicht.

„Soll ich mal mit deinem Vater sprechen?“, fragte sie, obwohl sie befürchten musste, dass der Mann sie gar nicht anhören und ihre „Einmischung“ zurückweisen würde.

Der Junge krampfte die Hände um die Lehne eines Stuhls. Gehässig lachte er auf.

„Zwecklos. Der hört sowieso nicht auf Sie. Und hinterher ist es dann bloß noch schlimmer für mich.“

„Aber irgendetwas musst du doch dagegen unternehmen? So kann es doch nicht ewig bleiben!“

„Was unternehmen? Ich reiße manchmal aus, haue einfach ab und bleibe dann über Nacht weg“, gestand der Junge und richtete sich hinter seinem Stuhl auf.

Anna-Marie erinnerte sich jetzt, dass Ben in diesem Augenblick zufrieden und zugleich schadenfroh gewirkt hatte.

„Dann rennt mein Vater abends los, um mich zu suchen. Ich weiß das, weil Leo es mir hinterher petzt. Aber er findet mich nicht. Niemand findet mich dort, wo ich mich verstecke. Wenn ich wieder zu Hause bin, prügelt er mich zuerst, und danach bittet er mich, es nie wieder zu tun.“ „Wahrscheinlich hat er wirklich Angst, dass dir etwas zustoßen könnte, wenn du über Nacht nicht nach Hause kommst. Daran solltest du vielleicht denken und etwas Rücksicht nehmen.“

„Angst? Der doch nicht!“ Der Junge starrte eine Weile ins Leere, als suche er irgendwo nach Worten, die sowohl seine schroffe Ablehnung wie auch seine Fluchten rechtfertigen könnten. „Der hat bloß Angst vor seinem Drachen und der Goldprinzessin ...“

Er sah sie wütend an, als habe er in diesem Augenblick entweder den „Drachen“ oder seinen Vater vor sich. „Rücksicht ... Vielleicht noch Mitleid ...“ Er stieß seine Hände so heftig in die Hosentaschen, als sollten sie den Stoff durchlöchern. „Er hat auch keins mit mir, wenn mich der Drachen auf den Hof schickt, damit ich die Taubenscheiße vom Pflaster kratze und die Prinzessin mir vom Fenster aus zuguckt. Wie Fernsehen ist das für die. Oder wenn ich die Wäscheleine hinterm Haus auf der Wiese spannen muss. Danach kommen die Schuhe dran, und die müssen hinterher blitzen wie ein Spiegel in der Sonne ...“ Als müsse er seine Erklärungen noch ergänzen, hatte er ein anderes Mal hinzugefügt: „Er hat keine Angst um mich, mein Vater. Wenn er mich sucht, dann nur, damit es keinen Ärger mit der Polizei gibt und die Leute nicht reden, wenn ich plötzlich verschwunden bin.“

„Und du kehrst jedes Mal wieder von allein zurück?“, hatte sie gefragt und sich zufriedengegeben, nachdem er wortlos genickt hatte. Offenbar konnte er nicht genau begründen, was dann in ihm vorging und ihn wieder nach Hause trieb. Vielleicht war es die bloße Furcht, von der Polizei entdeckt und aufgegriffen zu werden, die er sich selbst jedoch nicht eingestehen wollte?

Aber schließlich erinnerte sie sich, wie selbstbewusst er behauptet hatte, von niemandem entdeckt werden zu können. Hatte sie sich damals noch gefragt, wo er sich dann versteckt hielt, so war sie jetzt davon überzeugt, seinen Unterschlupf ganz unfreiwillig selbst kennengelernt zu haben. Sie war darin seit zwei Tagen eingesperrt.

Wie eine Geschichte aus längst vergangener Zeit, dachte sie verbittert. Aber es handelte sich um ein Stück lebendiger Wirklichkeit von heute.

Wie hatte sie sich nur dermaßen in dem Jungen täuschen können? Niemals hätte sie ihm zugetraut, dass er sie mit einer solchen bösartigen List hierherbringen und sie in dieses faulig stinkende Kellerverlies sperren könnte. Hemmungslos und ohne Rücksichtnahme. Wieso erprobte er seine Fähigkeit zur Rache ausgerechnet an ihr, seiner bisherigen Vertrauten?

Anna-Marie setzte sich ruckartig auf, soweit es ihr die eingeschnürten Hände und Füße gestatteten. Sie blies eine lästige Strähne aus der Stirn und leckte über ihre Lippen. Sie waren trocken vor Durst, und ihr Magen rebellierte seit Langem. Ben hätte längst mit seiner altertümlichen Milchkanne da sein müssen, in der er abwechselnd lauwarmen Pfefferminztee oder blankes Leitungswasser mitbrachte. Dazu entweder eine Handvoll kalter, bereits geschälter Pellkartoffeln oder einen Kanten Brot und ein Stück harter Wurst. Wollte er sie jetzt vor Hunger und Durst umkommen lassen?

Sie suchte den Lichtpunkt dort, wo sie die Tür vermutete. Ihrer Überlegung nach müsste es längst Tag sein. Montagmorgen. Oder stimmte ihre Zeitrechnung nicht mehr, auf die sie sich ihr ganzes Leben hatte verlassen können? Noch nie hatte sie einen Wecker gebraucht, ohne jemals irgendwo zu spät zu kommen. Weder hatte sie irgendeinen Zug versäumt, noch war sie auch nur einmal zu spät zum Unterricht erschienen. Selbst Jens hatte sich auf ihr sicheres Zeitgefühl verlassen, wenn er bei ihr geblieben war und schon im Morgengrauen aufstehen musste, um eine seiner im Land verstreuten Baustellen aufzusuchen.Versagte ihre „innere Uhr“ nun unter den widrigen Umständen, denen sie unfreiwillig ausgesetzt war?

Befand sie sich vielleicht schon länger in diesem finsteren Verlies, als sie glaubte?

Nein, sie täuschte sich bestimmt nicht. Das Lichtspiel über der Tür hatte sie genau beobachtet. Die dritte Nacht hatte sie jetzt hinter sich. Somit war heute Montag. Montagmorgen ... Jetzt würde man sie in der Schule vermissen.

Ben

Es schneite. Die Welt vor seinem Fenster hatte sich über Nacht verändert. Ganz Siebenthal verbarg sich unter einer weißen Decke, auf der Scharen hungriger Krähen unzählige schwarze Tupfer bildeten. Der Schnee reflektierte das erste Morgenlicht, machte das Zimmer ungewöhnlich hell. Die Konturen seines Schranks und seines Arbeitstischs zeichneten sich bereits deutlich ab. Auch die Poster an der Wand neben seinem Bett konnte er schon erkennen - Superman aus Stahl, der in verschiedenen Körperhaltungen posierte und ihn, Ben, herauszufordern schien, gleich ihm aus allen Situationen des Lebens als Sieger hervorzugehen.

Ben blickte vom Fenster aus auf die Straße hinunter, die ihn in ihrer winterlichen Verkleidung vergessen ließ, dass sie sonst eher einer engen und dunklen Schlucht glich. Einen Augenblick lang hatte er eine kindliche Freude darüber empfunden, dass nun der lange ersehnte Winter endlich eingekehrt war. In Gedanken sah er sich bereits im Morgental den steilen Hang hinabrodeln. Aber zugleich fiel ihm ein, dass er sich dann mit Sebastian und mit dem rothaarigen Volker gutstellen musste, damit sie ihn mit ihren Schlitten fahren ließen. Denn Goldprinzessin und er besaßen nur einen, den jedoch seine Stiefschwester wieder für sich beanspruchen würde. Genau wie im vorigen Jahr. Als er sich dann darüber bei seinem Vater beklagt hatte, wies der ihn mit den Worten zurecht, er wäre schließlich ein großer Junge, der nicht mehr Schlitten fahren müsste.