Der Kopfgeldjäger #85: McQuade und die Schwester des Bravados

Pete Hackett

Published by BEKKERpublishing, 2016.

Inhaltsverzeichnis

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McQuade und die Schwester des Bravados

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McQuade und die Schwester des Bravados

Der Kopfgeldjäger Band 85

Western von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 46 Taschenbuchseiten.

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt -  eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane.

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

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Es war gegen Mittag, als McQuade das Sheriff’s Office in Bisbee betrat. In dem Raum war es düster, es roch nach Bohnerwachs und Tabakrauch, an dem verstaubten Fenster tanzten Fliegen auf und ab, das monotone Ticken des Regulators an der Wand erreichte das Gehör des Kopfgeldjägers.

Die Lider des Mannes, der dösend hinter seinem Schreibtisch saß, die Füße auf dem Tisch liegen und die Hände über dem Bauch verschränkt hatte, zuckten in die Höhe, er schaute den Eintretenden etwas verständnislos an, doch dann erfasste sein Blick den grauen Wolfshund, der neben McQuade ins Office glitt, und der Schimmer des Begreifens blitzte in seinen Augen auf. Er schwang die Beine nach unten und setzte sich gerade, dann sagte er: „Ah, McQuade. Es ist schon eine ziemliche Zeit her ...“

Der Kopfgeldjäger war verstaubt, tagealte Bartstoppeln wucherten auf seinem Kinn und seinen Wangen, die entzündeten Augen lagen in tiefen Höhlen und die Spuren in dem hohlwangigen Gesicht verrieten, dass hinter dem Texaner strapaziöse Tage lagen. „Ja, es ist schon einige Zeit her, dass wir miteinander das Vergnügen hatten, Sheriff“, antwortete er staubheiser. „Ich bin hinter einem Burschen namens Scott Biskup her. Er wird im Pima County wegen Mordes und einiger Raubüberfälle gesucht. Ich bin ihm in die Dragons gefolgt, dort hat er sich nach Süden gewandt und ich vermute, dass er Bisbee angeritten hat.“ McQuade holte ein zusammengelegtes Blatt Papier aus der Tasche des braunen, zerschlissenen Staubmantels, faltete es auseinander und hielt es dem Sheriff hin, der es nahm und längere Zeit darauf blickte. Dann murmelte er: „Der Steckbrief liegt in meiner Schublade, McQuade. Und er hängt auch draußen bei den anderen Anschlägen. Wenn Biskup in Bisbee gesehen worden wäre, hätte man mir das sicherlich zugetragen.“

McQuade nahm den Steckbrief wieder entgegen, faltete ihn zusammen und steckte ihn in die Manteltasche.

Der Sheriff ergriff noch einmal das Wort, indem er sagte: „Einer wie Biskup wird sich hüten, einen Ort wie Bisbee anzureiten. Schätzungsweise hat er sich nach Mexiko abgesetzt. Den können Sie wohl abschreiben, McQuade. In der Sierra Madre verliert sich so ziemlich jede Spur.“

„Ich werde noch ein Stück nach Süden reiten und es in Lowell und Warren versuchen. Vielleicht ist Biskup dort aufgetaucht. Vielen Dank, Sheriff.“ McQuade wollte sich mit dem letzten Wort abwenden, doch die Stimme des Sheriffs holte ihn ein und er hielt mitten in der Bewegung inne.

„Sie sehen ziemlich mitgenommen aus, McQuade. Wollen Sie nicht den Rest des Tages und die kommende Nacht eine Pause einlegen?“

„Machen Sie sich keine Sorgen, Sheriff. Ich bin weniger mitgenommen als heruntergekommen nach über einer Woche in der Wildnis. Aber wahrscheinlich haben Sie recht. Es dürfte keine große Rolle spielen, ob ich mich heute noch oder erst morgen auf den Weg nach Süden mache. Ja, ich glaube, ich miete mich im Hotel ein und setze mich beim Barbier in die Badewanne.“

„Das wäre ratsam“, versetzte der Ordnungshüter und zeigte ein schmales Grinsen. „Ich wünsche Ihnen ein paar schöne Stunden in Bisbee.“

McQuade verließ das Office. Draußen empfingen ihn gleißender Sonnenschein und brütende Hitze. Im Staub glitzerten winzige Kristalle. Die Schatten, die die Häuser warfen, waren kurz, denn die Sonne stand fast senkrecht über der Stadt.

Bisbee war eine wilde Grenzstadt in den Mule Mountains. Viele Häuser waren im typisch mexikanischen Stil erbaut, auch die Bevölkerung war überwiegend mexikanischer Abstammung. Es war noch nicht einmal fünfzehn Jahre her, da gehörte dieser Landstrich noch zu Mexiko. Im Jahre 1853 wurde das Gebiet südlich des Gila River durch den sogenannten Gadsden-Kauf den Mexikanern für 10 Mio. US-Dollar abgehandelt.

McQuade brachte sein Pferd in den Mietstall, dann ging er ins Hotel und bekam ein Zimmer. Dort deponierte er seine Satteltaschen und begab sich in den Barber Shop. Während ihn der Barbier rasierte, ihm die Haare schnitt und sich der Kopfgeldjäger anschließend in einem großen Holzzuber mit heißem Wasser aalte, lag Gray Wolf im Schatten unter dem Vorbau des Barber Shops und döste.

Als McQuade den Laden verließ, war er fast nicht wieder zu erkennen. Die Frau des Barbiers hatte für einen halben Dollar seine Kleidung ausgebürstet und nun sah der Texaner geradezu zivilisiert aus. Er ging in den Saloon und bestellte sich ein Essen, er bat den Keeper auch um ein großes Steak für Gray Wolf.

Der Kopfgeldjäger war beim Essen, als eine schwarzhaarige, rassige Frau Mitte zwanzig den Saloon betrat. Da außer McQuade um diese Tageszeit nur wenige Gäste anwesend waren, erspähte sie den Kopfgeldjäger mit dem zweiten Blick und steuerte zielstrebig seinen Tisch an. Als sie ihn erreicht hatte, sagte sie: „Mein Name ist Consuela Ramos. Darf ich mich setzen?“

McQuade schluckte den Bissen, an dem er eben gekaut hatte, hinunter und nickte, wies mit der Gabel in seiner Linken auf einen freien Stuhl und sagte: „Bitte.“

Sie ließ sich nieder. Ihre Bewegungen waren auf besondere Art grazil und geschmeidig. Consuela Ramos war eine bemerkenswerte Frau. Bekleidet war sie mit einem langen, schwarzen Rock und einer grünen Bluse. Die langen, schwarzen Haare hingen in leichten Wellen über ihre Schultern und auf ihren Rücken. Ihre Augen waren so dunkel wie Kohlestücke, in ihnen aber war ein Feuer, mit dem sie jeden Mann unweigerlich in ihren Bann zog.