Über das Buch

So aufregend hatte sich der 16-jährige Assaf seinen Ferienjob nicht vorgestellt: An der Leine eines herrenlosen Hundes jagt er durch die Straßen Jerusalems und soll die Person finden, der das Tier entlaufen ist. Der Hund führt den schüchternen Jungen an fremde Orte und zu Personen, die ihm nach und nach ihre Geschichte über Tamar, die Hundebesitzerin, erzählen. Assaf ist fasziniert und beunruhigt zugleich. Warum hat Tamar alle Brücken zu ihren Freunden und ihrer Familie abgebrochen? Was für ein Geheimnis steckt hinter ihren Auftritten als Straßenmusikantin? Und wer verfolgt Assaf bei seiner Suche nach ihr?

Gewissenhaft setzt er alle Informationen wie Teile eines Puzzles zusammen und fühlt sich immer stärker zu dem Mädchen hingezogen. Mit jeder Hürde, die er nehmen muss, wachsen auch sein Mut und die Kraft, ihrer Spur zu folgen. In einem Versteck findet er sie. Tamar ist abgetaucht, um ihren Bruder Shaj zu retten, der in die Abhängigkeit einer skrupellosen, kriminellen Bande geraten ist. Assaf muss Tamars Vertrauen gewinnen, um den beiden zu helfen. Und die riskanteste aller Prüfungen steht ihm dabei noch bevor …

Ein raffiniert komponierter literarischer Thriller von rasantem Tempo und eine spannende Liebesgeschichte mit Happy End.

David Grossman

Wohin du mich führst

Aus dem Hebräischen von
Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling

Carl Hanser Verlag

Die Originalausgabe erschien 2000 unter dem Titel
mischehu laruz ito
bei Hakibbutz Hameuchad, Tel Aviv.

Die Schreibweise in diesem Buch entspricht den Regeln der neuen Rechtschreibung.

ISBN 978-3-446-25516-6

© David Grossman, 2000

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München Wien 2001/2016

Umschlag: Peter-Andreas Hassiepen, München

Foto: © jfb/tony stone

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Für meine Kinder

Jonathan, Uri und Ruthi

Inhalt

»Mein Schatten und ich machten uns auf den Weg.«

»Wie ein verrückter Vogel«

»Wie ein Blinder folge ich dir.«

»Wie kann es sein, dass ein einziger Stern es wagt.«

»Meine Geliebte, alle Nomaden habe ich schon befragt.«

»Wie du mit ausgebreiteten Flügeln bist.«

»Mein Schatten und ich machten uns auf den Weg.«

Ein Hund jagt durch die Straßen, gefolgt von einem Jungen. Eine lange Schnur verbindet die beiden und wickelt sich um die Beine der Passanten, die sich entrüsten und zetern, der Junge stammelt immer wieder »Tschuldigung, Tschuldigung«, zwischen den Entschuldigungen ruft er nach dem Hund: »Halt! Stehen bleiben!«, und einmal rutscht ihm sogar ein peinliches »Brrr!« heraus, der Hund rennt weiter.

Er prescht vor, überquert befahrene Straßen, wetzt bei Rot über die Fahrbahn. Der Junge sieht das goldene Fell wie ein geheimes Signal zwischen den Beinen der Fußgänger aufblinken, »Nicht so schnell!«, brüllt der Junge, wüsste er wenigstens den Namen des Hundes, könnte er ihn rufen und der Hund würde vielleicht anhalten oder wenigstens das Tempo drosseln, doch tief in seinem Innern ahnt der Junge, dass der Hund sich auch dadurch nicht aufhalten ließe, und wenn der Strick ihm die Kehle zuschnürte, er würde weiter auf sein Ziel zurennen, hoffentlich sind wir bald da und ich habe die Sache hinter mir.

Diese Dinge ereignen sich, als der Junge gerade eine schlechte Phase durchmacht. Der Junge, sein Name ist Assaf, rennt vorwärts, doch hinter ihm verknoten sich seine Gedanken, er kann sie jetzt nicht gebrauchen, er muss sich voll und ganz auf das Wettrennen mit dem Hund konzentrieren, doch er fühlt, wie er sie wie einen Schwanz scheppernder Blechbüchsen hinter sich herzieht; die Dose mit der Reise seiner Eltern ist darunter. In diesem Augenblick schweben sie über dem Ozean, die erste Flugreise ihres Lebens, musste das sein!, und die Büchse mit seiner großen Schwester, an die er gar nicht denken darf, weil sie nichts Gutes verheißt; und da sind noch mehr Dosen, kleine und große, die in seinem Hirn gegeneinander rumpeln, am Schwanzende trudelt die Konserve, die er schon seit zwei Wochen hinter sich herschleppt, ihr Scheppern geht ihm auf den Geist, sie poltert unüberhörbar, er soll sich doch endlich in Dafi verknallen, wie lange will er denn noch warten; Assaf hat das Gefühl, dass er einen Moment stehen bleiben muss, um die nervtötende Blechkolonne ein wenig zu ordnen, doch der Hund macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

Mist, seufzt Assaf, denn kurz bevor die Tür aufgerissen wurde und man ihn holte, um den Hund auszuführen, war er drauf und dran gewesen, sich in sie, in Dafi, zu verlieben. Er hatte regelrecht fühlen können, wie er den widerspenstigen Punkt in seinem Bauch endlich bezwang und Herr über die leise, eindringliche Stimme wurde, die ihm von dort zuflüsterte: Lass die Finger von ihr, von dieser Dafi, sie ist eine Giftspritze und hat nichts Besseres zu tun, als Gott und die Welt zu verarschen, vor allem dich, wozu veranstaltest du Abend für Abend dieses schwachsinnige Theater. Just in dem Augenblick, als es ihm um ein Haar gelungen war, die hetzende Stimme zum Schweigen zu bringen, hatte sich die Tür des Büros, in dem er letzte Woche jeden Tag von acht bis vier verbracht hatte, geöffnet und Abraham Danoch, schmalbrüstig, dunkelhäutig und verbittert, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes, mehr oder weniger ein Freund seines Vaters und der, der ihm den Job für den August verschafft hatte, meinte, er solle gefälligst seinen Arsch heben und ihm ins Städtische Tierheim folgen, er hätte endlich eine Aufgabe für ihn.

Danoch hatte es eilig und sprach unterwegs pausenlos von einem Hund, Assaf hörte nicht zu, er brauchte ein paar Sekunden, um umzuschalten, er tappte hinter Danoch durch die Korridore der Behörde, vorbei an den Wartenden, die ihr Wasser und ihre Grundsteuern bezahlen oder ihre Nachbarn wegen eines nicht genehmigten Balkons denunzieren wollten, Assaf folgte Danoch durch den Notausgang in den Hof und horchte forschend in sich hinein, ob es ihm nun gelungen war oder nicht, das letzte Argument gegen Dafi zu entkräften, was würde er heute Abend Roi sagen, der von ihm verlangte, dass er endlich seine Zweifel beiseite schob und sich wie ein Mann benahm. Schon von weitem hörte er das anhaltende, laute Gebell und wunderte sich, denn in der Regel kläfften sie alle auf einmal, hin und wieder riss ihr Chor ihn im dritten Stock aus seinen Träumen, doch jetzt bellte nur einer. Danoch öffnete eine Gittertür, drehte sich um und machte eine Bemerkung, die Assaf wegen des Lärms nicht verstand, er öffnete eine zweite Tür und gab Assaf zu verstehen, er solle sich in den engen Gang zwischen den Zwingern zwängen.

Es bestand kein Zweifel. Ausgeschlossen, dass Danoch Assaf wegen eines anderen Hundes hergebracht hatte. Es waren acht oder neun im Tierheim, jeder in einem eigenen Zwinger, aber in Wahrheit war dort nur ein Einziger, der seinen Leidensgenossen die Show stahl und ihnen die Sprache verschlug. Er war nicht besonders groß, aber zügellos und stark und vor allem verzweifelt. Assaf hatte noch nie einen so verzweifelten Hund gesehen. Immer wieder warf er sich gegen das Gitter, dessen Stäbe ächzend vibrierten, dabei ließ er einen grauenhaft hohen Laut hören, eine merkwürdige Mischung aus Jaulen und Bellen. Die übrigen Hunde standen oder lagen in ihren Zwingern und sahen ihn still und verstört, ja sogar ehrfürchtig an, und Assaf durchfuhr ein sonderbarer Gedanke, wenn ein Mensch sich in seiner Gegenwart so aufführte, würde er ohne zu zögern auf ihn zugehen und ihm seine Hilfe anbieten oder sich zurückziehen und ihn seiner Trauer überlassen.

In den kurzen Pausen zwischen Bellen und Sprüngen gegen das Gitter sprach Danoch leise und hastig. Ein Angestellter der Stadtverwaltung hatte den Hund zwei Tage zuvor in der Innenstadt am Zionplatz streunend aufgegriffen. Der Tierarzt hatte zunächst gedacht, der Hund habe Tollwut in einem frühen Stadium, aber der Verdacht hatte sich nicht bestätigt und abgesehen von dem Dreck und ein paar Schürfwunden war das Tier in einem Topzustand. Assaf bemerkte, dass Danoch durch den Mundwinkel sprach, als wolle er vor dem Hund verbergen, dass er über ihn redete. »Das geht nun schon achtundvierzig Stunden so«, zischte er, »und der Saft geht ihm anscheinend immer noch nicht aus. Das ist ein Kerl, was?«, fügte er hinzu und straffte sich ein wenig, als der Blick des Hundes ihn streifte. »Kein gewöhnlicher Straßenköter.«

»Wem gehört er?«, fragte Assaf und trat einen Schritt zurück, denn der Hund warf sich erneut mit einer Wucht gegen das Gitter, die sämtliche Zwinger erschütterte. »Das ist es ja gerade«, näselte Danoch und kratzte sich am Kopf. »Das sollst du ja herausfinden.« – »Wieso ich?«, fragte Assaf erschrocken. »Wie stellen Sie sich das vor?« Danoch sagte: »Sobald diese Töle sich ein wenig beruhigt hat, werden wir ihr ein paar Fragen stellen.« Assaf sah ihn verständnislos an. Danoch meinte, man werde vorgehen, wie man in diesen Fällen immer vor-gehe. Man bindet dem Hund einen Strick um den Hals, lässt ihn laufen und folgt ihm eine Zeit lang. Ein, zwei Stündchen. In der Regel führt der Hund einen schnurgerade zu seinem Herrchen.

Assaf dachte, Danoch macht Witze, wer soll das denn glauben, aber Danoch zog einen gefalteten Bogen aus der Brusttasche seines Hemdes und meinte, bevor Assaf den Hund seinem Besitzer überließe, müsse der auf jeden Fall Formular Nr. 76 unterschreiben, steck es ein, Assaf, und verlier es nicht, denn um ehrlich zu sein, halte ich dich für eine Niete, denk vor allem daran, dem freundlichen Hundebesitzer klarzumachen, dass er das beiliegende Knöllchen – 150 Schekel – bezahlen muss, wenn er keinen Ärger mit der Justiz bekommen will, blechen muss er, a) weil er seine Aufsichtspflicht verletzt hat, dafür verpassen wir ihm einen Denkzettel, und b) weil dies der Min-dest-be-trag (Danoch genoss es sichtlich, sich schadenfroh Silbe für Silbe auf der Zunge zergehen zu lassen) für den Schlamassel und die Arbeit ist, die er der Stadtverwaltung aufgebürdet hat, ganz zu schweigen von der Zeit, die hoch-qua-li-fi-zier-tes Personal für ihn verplempern musste! Er klopfte Assaf eine Spur zu heftig auf die Schulter und sagte, wenn er erst den Hundebesitzer aufgespürt habe, könne Assaf wieder in sein Büro bei den Wasserwerken zurückkehren und seinetwegen bis zum Ende der Ferien auf Kosten der Steuerzahler in den Sessel furzen.

»Und wie soll ich  …«, versuchte Assaf zu protestieren. »Sehen Sie sich den Hund doch mal an. Der ist doch total durchgeknallt  …«

Da geschah es: Der Hund hörte Assafs Stimme und mit einem Schlag wurde er still. Er rannte nun nicht mehr hin und her. Zaghaft kam er an den Zaun und sah Assaf an. Seine Rippen stiegen noch immer hektisch auf und ab, aber seine Bewegungen verlangsamten sich und sein Blick wurde dunkel und scharf. Er legte den Kopf auf die Seite, als wolle er sich Assaf genauer betrachten, und Assaf dachte, gleich reißt er das Maul auf und sagt mit einer durch und durch menschlichen Stimme: Der Durchgeknallte hier bist du.

Der Hund kniete sich, legte sich auf den Bauch, senkte den Kopf und seine Vorderpfoten schoben sich scharrend oder bettelnd unter dem Gitter durch. Aus seiner Schnauze drang ein neuer Laut, hoch und sanft wie das Wimmern eines Welpen oder eines Kindes.

Assaf bückte sich. Er tat es automatisch. Selbst Danoch, der fischblütig war und ihm den Job nur mäßig begeistert besorgt hatte, zeigte den Anflug eines Lächelns, als Assaf so fix in die Knie ging. Assaf sah den Hund an und sprach leise auf ihn ein. »Zu wem gehörst du denn?«, sagte er. »Was ist los mit dir? Warum machst du so einen Terror?« Er sprach ruhig, ließ Raum für Antworten und vermied es, den Hund durch allzu lange Blicke in die Augen in Verlegenheit zu bringen. Er wusste – der Freund seiner Schwester Relli hatte es ihm beigebracht –, wie man mit einem Hund sprach. Das Tier hechelte, legte sich flach auf den Boden und mit einem Mal sah es müde, erschöpft und ein Stück kleiner aus. Es herrschte einen Augenblick Ruhe, bevor die übrigen Hunde zu neuem Leben erwachten und in ihren Zwingern auf und ab zu laufen begannen. Assaf steckte den Zeigefinger zwischen die Gitterstäbe und berührte den Kopf des Tieres. Der Hund rührte sich nicht. Assaf streichelte vorsichtig das vor Dreck starrende Fell. Der Hund begann sofort ausdauernd zu winseln, als wolle er etwas loswerden, das er nicht länger für sich behalten konnte. Seine rote Zunge zitterte und seine Augen wurden groß und viel sagend.

Wegen dieses Augenblicks verzichtete Assaf auf eine weitere Diskussion mit Danoch, der sich beeilte, die Ruhepause zu nutzen, in den Zwinger trat und einen langen Strick an das orangefarbene Halsband band, das sich im Dickicht des Fells verbarg.

»Los, nimm ihn!«, befahl er. »Der ist jetzt zahm wie ein Lamm.« Danoch schreckte ein wenig zurück, als der Hund plötzlich vor dem Zwinger stand und seine Erschöpfung und die stille Ergebenheit schlagartig abschüttelte, mit neuer Nervosität nach rechts und links schaute, schnüffelte und einer fernen Stimme zu lauschen schien. »Ihr beide werdet schon klarkommen«, versuchte Danoch Assaf und sich selbst zu beruhigen. »Gib auf dich Acht, wenn du mit ihm durch die Stadt läufst.« Die letzten Worte erstarben in seiner Kehle.

Denn nun spannte und konzentrierte der Hund sich. Seine Schnauze wurde spitz und für einen Moment hatte er etwas von einem Wolf. »Hör mal«, grummelte Danoch mit leichter Reue, »denkst du, du wirst mit ihm fertig?« Assaf blieb eine Antwort schuldig. Er starrte nur verdutzt auf die Verwandlung, die mit dem befreiten Tier vorging. Danoch klopfte Assaf nochmals auf die Schulter. »Du bist groß und hast Kraft. Sieh dich an. Du überragst mich und deinen Vater. Du schaffst ihn, was meinst du?«

Assaf wollte fragen, was er tun sollte, wenn der Hund ihn nicht zu seinem Herrchen führte, und wie lange er denn hinter ihm herlaufen sollte (in der Schreibtischschublade warteten die drei Stullen, die er sich für die Mittagspause aufgehoben hatte). Und was, wenn der Hund seinem Besitzer abgehauen war und gar nicht daran dachte, zu ihm zurückzukehren?

Diese Fragen wurden zu diesem Zeitpunkt nicht gestellt, und auch später nicht. Assaf sollte Danoch an jenem Tag und an den kommenden Tagen nicht wieder sehen. Mitunter lässt sich problemlos präzise der Moment bestimmen, an dem sich etwas – beispielsweise Assafs Leben – unwiderruflich und bis zur Unkenntlichkeit zu verändern beginnt.

Denn sobald Assafs Hand sich um die Schnur schloss, stürmte der Hund los und zog Assaf hinter sich her. Danoch streckte erschrocken den Arm aus, um ihn festzuhalten, und vermochte dem entführten Assaf ein paar Schritte zu folgen, setzte sich sogar noch hinter ihm in Trab – vergeblich. Assaf wurde durch den Hof der Stadtverwaltung gezerrt und auf die Straße geschleift. Und prallte gegen ein parkendes Auto, eine Mülltonne und eine Hand voll Fußgänger. Er rannte  …

Der lange, buschige Schwanz pendelt schwungvoll vor seinen Augen, fegt Menschen und Fahrzeuge aus dem Weg und Assaf folgt ihm wie unter Hypnose, hier und da bleibt er, der Hund, einen Augenblick stehen, hebt den Kopf und schnuppert, biegt in eine Seitenstraße und rennt unbeirrt weiter, er scheint genau zu wissen, wohin, sodass die Chancen für ein baldiges Ende des Wettlaufs gut stehen, der Hund wird nach Hause finden und Assaf wird ihn seinem rechtmäßigen Eigentümer übergeben und, Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, eine Sorge weniger haben. Doch mitten im Rennen beginnt Assaf darüber nachzudenken, wie er vorgehen wird, wenn der Hundebesitzer sich weigern sollte, das Bußgeld zu zahlen. Er wird ihm sagen: Hören Sie, mein Herr, mein Posten lässt mir in dieser Angelegenheit keinerlei Spielraum. Entweder Sie zahlen oder Sie landen vor Gericht! Der Mann beginnt auf der Stelle zu diskutieren und Assaf begegnet ihm mit schlagkräftigen Argumenten, rennt weiter und murmelt innerlich mit verkniffenen Lippen, entschieden und wohl wissend, dass er es nicht fertig bringen wird, Konflikte sind nicht seine Stärke, am Ende zieht er es immer vor, klein beizugeben und den Kürzeren zu ziehen, schließlich ist das genau der Grund dafür, dass er, um des lieben Friedens willen, Abend für Abend in der Sache Dafi Kaplan vor Roi den Schwanz einzieht, er versinkt in Gedanken, sieht diese Bohnenstange Dafi vor sich und hasst sich für seine Schwäche, als er bemerkt, dass der Koloss mit den toupierten Augenbrauen und der weißen Kochmütze ihm eine Frage gestellt hat.

Assaf sieht ihn entgeistert an. Dafis bleiches Gesicht mit der ewig spöttischen Miene und den durchsichtigen Eidechsenlidern verschmilzt auf der Stelle mit einem anderen aufgeblasenen wütenden Antlitz. Assaf schärft bestürzt den Blick und sieht eine Mauernische, in deren Hintergrund ein Ofen glüht. Wie sich herausstellt, hat der Hund aus einem unerfindlichen Grund beschlossen, vor einem kleinen Pizzaimbiss anzuhalten, der Pizzabäcker beugt sich gerade über die Theke und fragt Assaf erneut, zum zweiten oder womöglich gar zum dritten Mal nach einer jungen Dame. »Wo steckt sie denn?«, fragt er. »Sie hat sich schon einen Monat nicht mehr blicken lassen.« Assaf schielt vorsichtig nach den Seiten. Vielleicht redet der Pizzabäcker mit einer Person hinter ihm. Aber nein, er meint Assaf und will wissen, ob sie seine Schwester oder seine Freundin ist. Assaf nickt verstohlen und versucht, ein wenig Zeit zu gewinnen. Nach einer Woche Stadtverwaltung weiß er, dass die Innenstädter mitunter merkwürdig reagieren und sonderbare Marotten haben. Und einen seltsamen Humor. Vielleicht liegt es an dem täglichen Umgang mit anderen schrägen Vögeln und Touristen aus aller Herren Länder, dass sie die Gewohnheit angenommen haben, sich stets so zu verhalten, als stünden sie auf der Bühne und hätten ein unsichtbares, an ihren Lippen hängendes Publikum vor sich. Er will weg, weiter dem Hund hinterher. Aber ausgerechnet in diesem Augenblick setzt sich der Hund hin und sieht den Pizzabäcker erwartungsvoll an, der ihm freundlich zupfeift, als wären die beiden alte Bekannte. Und blitzschnell, wie ein Basketballspieler, wirft der Kerl dem Hund – hinter dem Rücken aus der Hüfte – eine dicke Kugel Mozzarella zu, die dieser in der Luft schnappt und verschlingt.

Noch eine. Und noch eine und noch ein paar.

Der Pizzabäcker hat krause Brauen, die an zwei wild wuchernde Sträucher erinnern und bei Assaf das unbehagliche Gefühl des Getadelten auslösen. Der Mann behauptet, die Hündin noch nie derart ausgehungert gesehen zu haben. »Die Hündin?«, nuschelt Assaf verdattert. Bis jetzt war er nicht auf die Idee gekommen, bei dem Hund könnte es sich um eine »Sie« handeln. Er hatte ihn für einen Rüden gehalten. Bei der Geschwindigkeit, der Kraft und der Entschlossenheit seiner Bewegungen. Schließlich hatte es in dem wahnwitzigen Lauf zwischen Zorn und Chaos auch Augenblicke gegeben, in denen Assaf die Vorstellung genossen hatte, sie bildeten eine Einheit, Herr und Hund gewissermaßen. Eine Männerfreundschaft, die keiner Worte bedurfte. Und nun – es irritierte ihn, dass er hinter einer Hündin hergelaufen war.

Der Verkäufer rafft die buschigen Brauen und heftet einen prüfenden, vielleicht sogar argwöhnischen Blick auf Assaf. Er fragt: »Was denn? Hat sie dich geschickt?« Und er macht sich daran, eine dünne, teigige fliegende Untertasse durch die Luft kreisen zu lassen, lässt sie in die Höhe schnellen und fängt sie gekonnt. Und Assaf nickt mit ein wenig geneigtem Kopf, genau zwischen Ja und Nein, lügen mag er nicht, der Pizzabäcker schmiert Tomatensauce auf den Teig, obwohl Assaf weit und breit keinen Kunden ausmachen kann, und bestreut ihn mit Oliven und gehackten Zwiebeln, Champignons und Sardellen, fügt Sesam und ein orientalisches Gewürz hinzu und wirft dabei immer wieder, ohne hinzusehen, ein paar kleine Käsebrocken über seine Schultern, die die Hündin, die bis eben noch ein Hund war, so gekonnt fängt, als könne sie seine Gedanken lesen.

Assaf bleibt stehen und gafft die beiden an, ihren erprobten Tanz, er fragt sich, was er hier verloren hat, worauf er eigentlich wartet. Irgendeine Frage an den Bäcker schwirrt ihm durch den Kopf, etwas über die junge Dame, die den Hund offenbar gewöhnlich begleitet, aber alle Fragen, die ihm dazu einfallen, kommen ihm lachhaft vor und würden mit komplizierten Erläuterungen über die Suche nach den Besitzern herumstreunender Hunde und über Ferienjobs bei Behörden einhergehen, und Assaf begreift mit einem Mal, vor welche Schwierigkeiten sein Auftrag ihn stellt, denn – soll er tatsächlich Hinz und Kunz nach dem Verbleib des Hundebesitzers befragen? Gehört das überhaupt zu seinen Aufgaben bei der Stadtverwaltung? Wieso hat er sich eigentlich ohne Widerrede von Danoch dafür einspannen lassen? Mehrmals lässt er in seinem Hirn sämtliche Argumente ablaufen, die er Danoch in dem Hundezwinger hätte entgegenhalten sollen; wie ein redegewandter, spitzfindiger Rechtsanwalt, mit einer Prise Arroganz, argumentiert er gegen den utopischen Auftrag und macht sich gleichzeitig, wie immer in solchen Situationen, ein wenig kleiner, zieht den Kopf zwischen die breiten Schultern und wartet ab.

Und tief in seinem Innern werden all die großen und kleinen in ihm geballten Verdrusse durchgerührt, bis sie wie ein dünner Lavastrahl aus ihm herausbrechen, um sich – auf seinem Kinn – in einen einsamen brennenden Pickel zu verwandeln. Glühend vor Wut auf Roi, dem es gelungen war, ihn zu überreden, auch den heutigen Abend wieder zu viert zu verbringen, zum wer-weiß-wievielten-Mal, und ihm auch noch erklärte, dass er mit der Zeit schon dahinterkäme, dass Dafi haargenau sein Typ sei, was die inneren Werte und so angehe. So hatte er es formuliert und Assaf mit dem scharfen, langen Blick angesehen, dem Blick, der keinen Widerspruch duldet, und Assaf hatte in seiner Regenbogenhaut den goldenen, schmalen Ring des Spotts, der seine Pupillen umgab, gesehen und niedergeschlagen gedacht, dass sich ihre Freundschaft mit den Jahren in etwas anderes verwandelt hatte. Aber wie sollte man es bezeichnen, dieses »andere«? Und Hals über Kopf hatte er erschrocken, wie von der Tarantel gestochen, zugesagt. Er würde mitkommen. Und Roi hatte ihm erneut auf die Schulter geklopft und gesagt: »So gefällst du mir, Junge.« Assaf war gegangen und hatte sich gewünscht, er hätte den Mut, sich umzudrehen und Roi jene »inneren Werte« vor den Latz zu knallen. Schließlich brauchte Roi ihn und Dafi nur als Hohlspiegel, um sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, wie cool und locker er und seine Mejtal doch waren, wenn sie alle paar Schritte stehen blieben und knutschten, während Assaf und Dafi wortlos und feindselig hinter ihnen herlatschten.

»Was hast du denn?«, sagt der Pizzabäcker aufgebracht. »Ich rede mit dir!«

Assaf sieht, dass die Pizza in einen weißen Pappkarton verpackt und in acht Portionen geteilt wird, und der Pizzabäcker sagt entschieden, als ob er es leid wäre, alles nochmals zu wiederholen: »Ich hab sie belegt wie immer: zwei Ecken mit Pilzen, eine mit Sardellen, eine mit Mais, zwei normal und zwei mit Oliven. Fahr zu, damit die Pizza nicht kalt wird. Macht vierzig Schekel.«

»Wieso fahren?«, fragt Assaf leise.

»Bist du denn nicht mit dem Rad da?«, fragt der Pizzabäcker verwundert. »Deine Schwester packt sie immer auf den Gepäckträger. Aber nun erst mal zur Kasse!« Er streckt Assaf einen langen, haarigen Arm entgegen. Der verstörte Assaf steckt die Hand in die Hosentasche und die Wut steigt aus der Tasche hoch und gärt, bis sie ihn von Kopf bis Fuß erfasst hat: Seine Eltern haben ihm vor ihrer Abreise genügend Geld dagelassen, aber er plant jede Ausgabe mit peinlicher Sorgfalt. Er verkneift sich das Mittagessen in der Kantine der Stadtverwaltung, um sich die Mittel zu einem zusätzlichen Objektiv für die Canon zusammenzusparen, die seine Eltern ihm aus Amerika mitbringen wollen. Und die unplanmäßige Ausgabe, zu der er sich jetzt genötigt sieht, wurmt ihn, macht ihn rasend. Aber er hat keine Wahl. Es besteht kein Zweifel, dass der Typ die Pizza eigens für ihn gebacken hat, das heißt für die Person, die normalerweise mit dem Hund vorbeikommt. Wäre Assaf nicht so sauer, würde er gewiss endlich nach der Hundebesitzerin fragen, aber wegen dieser Wut oder weil er denkt, er würde gleich platzen, weil immer wieder jemand über ihn bestimmt und für ihn entscheidet, was er zu tun hat, bezahlt er und macht eine scharfe Drehung, die demonstrieren soll, wie sehr ihm das Geld, das man ihm hier aus der Tasche gezogen hat, am Arsch vorbeigeht. Doch die Hündin wartet nicht, bis der gewünschte Ausdruck auf seinem Gesicht gereift ist, sie rast los, spannt die Leine ruckartig in ihrer gesamten Länge und Assaf fliegt mit einem stummen Schrei ihr nach, sein Gesicht verzerrt sich von der Anstrengung, mit einer Hand die große Pappschachtel zu balancieren und mit der andern die Schnur zu halten, und nur durch ein Wunder gelingt es ihm, unversehrt die Fußgänger zu passieren, mit der Schachtel auf seinem ausgestreckten Arm in der Höhe, und er weiß genau, er macht sich nichts vor, dass er wie die Witzfigur von einem Kellner aussieht, und zu allem Übel beginnt auch noch der Duft der Pizza aus der Schachtel zu steigen, seit dem Morgen hat er nur ein belegtes Brot im Bauch und unbestritten hat er einen legalen Anspruch auf die Pizza über seinem Kopf, schließlich hat er jede einzelne Olive und jeden Champignon persönlich bezahlt, andererseits hat er das unbestimmte Gefühl, dass sie trotzdem nicht gänzlich die seine ist, dass gewissermaßen ein anderer sie gekauft hat, für einen anderen, und beide kennt er nicht.

Die Pizza schwingend sollte er an jenem Morgen noch viele Gassen, Straßen und rote Ampeln überqueren. Noch nie war er so schnell durch die Straßen gerannt, nie hatte er mit einem Schlag so viele Gesetze übertreten, von allen Seiten hatte man gehupt, ihn angerempelt, ihn verflucht und hinter ihm her geschrien, aber schon nach wenigen Minuten juckte ihn das alles nicht mehr, mit jedem Schritt warf er die Wut auf sich selbst ab, denn zu seiner eigenen Überraschung fühlte er sich hier draußen auf einmal rundum frei, erlöst von dem muffigen, ätzenden Büro, frei von den kleinen und großen Problemen, die ihm in den letzten Tagen zugesetzt hatten, er war übermütig wie ein Komet, der seine Bahn verlassen hat und mit seinem schillernden Schweif das Firmament der Länge nach durchquert. Er dachte nichts mehr und nahm das Chaos um ihn herum nicht mehr wahr, er war nichts als das Trommeln seiner Füße auf dem Asphalt, Herzschlag und regelmäßiger Atem und obwohl er von Natur aus alles andere als ein Draufgänger war, machte sich ein neues, unerklärliches Gefühl in ihm breit; während er diesen Lauf in die Ungewissheit genoss, begann in seinem Innern ein heiterer Gedanke wie ein ordentlicher, elastischer, gut aufgepumpter Ball zu hüpfen, dass es hoffentlich, hoffentlich nie zu Ende geht.

Einen Monat bevor Assaf und die Hündin einander begegneten – genauer gesagt einunddreißig Tage vorher – stieg auf einer kurvenreichen Nebenstrecke durch die Jerusalemer Berge ein zierliches junges Mädchen aus einem Bus. Ihr Gesicht war unter einer schwarzen, lockigen Mähne kaum zu sehen. Sie strauchelte unter der Last eines riesigen Trekkingrucksacks, der auf ihren Schultern hing. Der Busfahrer fragte zaghaft, ob er ihr helfen solle, und sie fuhr zusammen und duckte sich ein wenig, kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf: »Nein, danke!«

Sie wartete an der Haltestelle, bis der Bus hinter der Kurve verschwand und nicht mehr zu sehen war. Beinahe regungslos stand sie da, sah nur nach links und rechts. Immer wieder. Ein Funke blitzte auf, wenn die Nachmittagssonne ihren blauen Ohrring traf.

Neben der Bushaltestelle lag ein rostiges, durchlöchertes Ölfass. Ein verwittertes Pappschild baumelte an einem Strommast: »Zur Hochzeit von Sigi und Motti« stand darauf und ein Pfeil zeigte Richtung Himmel. Das Mädchen vergewisserte sich noch einmal, dass niemand in der Nähe war und auch kein Auto über die enge Straße kam. Langsam drehte sie sich um, beschrieb einen Bogen um die überdachte Haltestelle und sah in das Tal zu ihren Füßen. Sie bemühte sich, den Kopf nicht zu bewegen, nur ihre Augen schielten nach den Seiten und durchkämmten die Landschaft.

Flüchtig betrachtet hätte man denken können, sie mache eine Wanderung. Und genau diesen Eindruck wollte sie erwecken. Doch ein vorbeikommender Autofahrer hätte sich ebenso gut für den Bruchteil einer Sekunde verwundert fragen können, was ein Mädchen allein in diesem Tal verloren hatte. Und vielleicht wäre ihm ein zweiter, bohrender Gedanke gekommen, warum ein Mädchen für eine kleine Wanderung durch ein Tal, das so nah bei der Stadt lag, einen Rucksack trug, der für eine Weltreise geeignet war. Aber die Straße war menschenleer und auch im Tal war niemand zu sehen. Sie stieg durch die gelben Senfblüten hinab, vorbei an Felsbrocken, die sich angenehm warm anfühlten, und verschwand zwischen den Mastixsträuchern und den dornigen Bibernellen.

Sie ging schnell, stolperte fast wegen des Rucksacks vorwärts. Ihr wildes Haar wehte um ihr Gesicht. Ihr Mund war noch immer mit der entschlossenen Härte verkniffen, mit der sie zuvor den Busfahrer abgewiesen hatte. Nach einer Weile begann sie zu keuchen. Ihr Herz raste und düstere Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Es ist das letzte Mal, dass ich allein herkomme, dachte sie. Das nächste Mal, das nächste Mal –

Wenn es ein nächstes Mal gab.

Jetzt erreichte sie das trockene Flussbett. Ab und zu schweifte ihr Blick gedankenverloren über die Hänge, als genieße sie die Natur. Sie verfolgte erfreut einen Eichelhäher bei seinem Flug und observierte in seinem Gefolge den Horizont. Dort gab es beispielsweise eine Stelle, an der sie vollkommen ungeschützt war. Wenn zufällig oben an der Bushaltestelle jemand stand, konnte er sie sehen.

Vielleicht würde ihm auffallen, dass sie auch gestern und vorgestern hier heruntergeklettert war.

Mindestens zehn Mal in diesem Monat.

Und er könnte ihr auflauern, wenn sie das nächste Mal kam –

Es wird ein nächstes Mal geben, redete sie sich angestrengt ein und war bemüht, nicht darüber nachzudenken, was sie bis dahin noch alles hinter sich bringen musste.

Als sie sich das letzte Mal hingekniet hatte, wie um die Schnalle ihrer Sandale zu schließen, hatte sie sich volle zwei Minuten nicht gerührt. Jeder Felsbrocken war überprüft, ebenso jeder Baum und jeder Strauch.

Und dann, wie durch einen Zauber, verschwand sie. War wie vom Erdboden verschluckt. Selbst wenn jemand ihr gefolgt wäre, hätte er nicht begriffen, was geschehen war: Eben ist sie doch noch da gewesen! Sie hatte den Rucksack endlich von den Schultern genommen und sich dagegen gelehnt, um ein wenig zu verschnaufen. Und nun strich der Wind über die Sträucher und das Tal war menschenleer.

Sie lief in die verborgene Schlucht und versuchte den Rucksack zu erwischen, der wie ein Stein die Böschung hinunterrollte und Hafer und Kratzdisteln zerquetschte. Erst der Stamm eines Mastixbaums hielt ihn auf. Der Baum ließ durch die Erschütterung seine trockenen Früchte fallen, die zu rötlich braunen Splittern zerfielen.

Aus einer Seitentasche des Rucksacks zog sie eine Taschenlampe. Geschickt schob sie ein paar entwurzelte, vertrocknete Büsche beiseite und legte ein tiefes Loch, wie das Tor zu einer Zwergenhöhle, frei.

Zwei, drei gebeugte Schritte mit lauschenden Ohren und weit aufgerissenen Augen, um jedes Geräusch und jeden Schatten wahrzunehmen. Sie witterte wie ein Tier, jede Zelle ihrer Haut war geöffnet, um die Dunkelheit zu lesen: War seit gestern jemand hier gewesen? Wird sich jäh ein Schatten lösen und auf sie stürzen?

Die Höhle wurde breit, groß und geräumig. Man konnte nun aufrecht stehen und ein paar Schritte von Wand zu Wand gehen. Schwaches Licht sickerte aus einer Öffnung an der Decke, die von Buschwerk bedeckt war.

Hastig kippte sie den Inhalt des Rucksacks auf eine Matte. Konservenbüchsen. Eine Packung Kerzen. Plastikbecher. Teller. Streichhölzer. Batterien. Noch ein Hemd, noch eine Hose, die sie im letzten Moment kurz entschlossen eingepackt hatte. Ein Wasserkanister aus Kunststoff. Klopapier. Rätselhefte. Ein paar Tafeln Schokolade. Zigarettenschachteln der Marke Winston  … Nun war der Rucksack leer. Die Konservendosen hatte sie am Nachmittag gekauft. Bis Ramat Eshkol war sie gefahren, um keinem Bekannten über den Weg zu laufen. Trotzdem hatte sie eine Frau getroffen, die früher mit ihrer Mutter im Schmuckladen des King-David-Hotels gearbeitet hatte. Die Frau hatte sich freundlich mit ihr unterhalten und gefragt, wozu sie die vielen Büchsen kaufe. Und sie hatte ohne rot zu werden geantwortet, sie würde am nächsten Tag zu einer Wanderung aufbrechen.

Sie bewegte sich flink, ordnete und sortierte die mitgebrachten Sachen. Zählte zum hundertsten Mal die Wasserflaschen. Die Kunststoffkanister. Die Hauptsache war das Wasser. Über fünfzig Liter hatte sie schon hergeschleppt. Es musste für die ganze Zeit ausreichen. Für die Tage und die Nächte. Die Nächte würden das größte Problem sein, sie würde jede Menge Wasser brauchen. Wieder kehrte sie den Sand von dem steinigen Boden. Sie versuchte aus dem Ort so etwas wie ein Zuhause zu machen. Einmal, vor einer Million Jahren – bis vor etwa einem Monat –, war dies hier ihr Lieblingsversteck gewesen. Jetzt drehte sich ihr beim Gedanken an das, was sie hier erwartete, der Magen um.

Sie schob die dickere Schaumstoffmatratze an die Wand und streckte sich darauf aus, um zu testen, ob sie bequem war. Auch im Liegen erlaubte sie sich nicht, ein wenig zu entspannen. Ihr Gehirn summte ununterbrochen. Wie würde es sein, wenn sie ihn hierher brachte in ihren Fünfhundert-Ellen-Wald, ihr Restaurant am Ende des Universums? Was würde sie hier durchmachen? Mit ihm. Allein.

An der Decke über ihr strahlten die Spieler von Manchester United vor Glück über den gewonnenen Europapokal. Eine kleine Überraschung, mit der sie ihm eine Freude machen wollte. Wenn er es überhaupt bemerkt, lächelte sie zerfahren, und mit dem Lächeln kehrten die schlimmen Gedanken zurück und die Angst ballte wieder ihre Faust in ihrem Bauch.

Und wenn es ein schrecklicher Fehler ist?, dachte sie.

Sie stand auf und ging von Wand zu Wand, während sie die Hände fest gegen die Brust presste. Auf dieser Schaumstoffmatratze wird er liegen. Und hier, auf dem Klappstuhl wird sie sitzen. Sie hatte auch für sich eine dünne Isomatte hergebracht, aber sie machte sich nichts vor: Nicht mal für einen Augenblick wird sie in diesen Tagen ein Auge zumachen können. Drei, vier, fünf solcher Tage. Der Zahnlose im Ha-Atzma’ut-Park hatte sie gewarnt: »Wenn du ihn auch nur einen Moment aus den Augen lässt, ist er weg.« Sie hatte verzweifelt auf den hohlen, kichernden Mund gesehen und in die Augen, die sie und noch mehr den Zwanzig-Schekel-Schein verschlangen, den sie ihm hinhielt. »Erklär mir«, hatte sie ihn gedrängt, während sie versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen, »was du damit sagen willst, er ist weg. Warum sollte er abhauen?« Und er hatte unter dem dreckigen, gestreiften Umhang und der zottigen Felldecke, in die er sich trotz der Hitze kauerte, über ihre Naivität gegrinst: »Hast du schon mal von diesem Entfesselungskünstler gehört, Kleine? Der sich befreit hat, wo immer man ihn reingesperrt hat? Genauso wird er es machen. Steck ihn in eine Kiste mit hundert Schlössern, in einen Banksafe, in den Bauch seiner Mutter – er kommt raus. Er kann nicht anders. Er hat das nicht unter Kontrolle. Daran ändert kein Schwanz was!«

Wie sie das durchstehen sollte, wusste sie nicht. Vielleicht würden ihr durch ihre Aufgabe neue, ungeahnte Kräfte wachsen. Das war alles, worauf sie sich momentan zu stützen vermochte. Auf Hoffnungen, die auf derart wackligen Beinen standen. Ohnehin hatte die Sache wenig Aussicht auf Erfolg und wenn sie erst anfing, über Erfolgschancen nachzudenken, würde sie das Handtuch gleich werfen. Die Angst schüttelte sie in der niedrigen Höhle. Nicht nachdenken. Nur keine Logik. Sie musste jetzt den Verstand ausschalten. Wie ein Soldat, der zu einem Selbstmordkommando aufbricht und alle Gedanken über mögliche Folgen verwerfen muss. Sie kontrollierte erneut, vielleicht zum zehnten Mal, die Vorräte. Wieder rechnete sie aus, ob die Nahrungsmittel reichen würden. Sie setzte sich auf den Klappstuhl neben der Isomatte und versuchte, sich in die Situation hineinzudenken. Was er zu ihr sagen würde, wie er sie von Stunde zu Stunde mehr und mehr hassen würde und was er alles anstellen würde, um ihr etwas anzutun. Dieser Gedanke ließ sie wieder aufschnellen. Sie eilte zu einer Nische im hinteren Teil der Höhle und kontrollierte das Verbandszeug. Pflaster und Jod waren da. Es beruhigte sie nicht. Sie schob einen großen Stein beiseite und legte ein flaches Brett frei. In einem kleinen Erdloch unter dem Brett lagen ein kleiner Elektroschocker und Handschellen, die sie in einem Geschäft für Campingbedarfsartikel besorgt hatte.

Ich hab sie nicht mehr alle, dachte sie.

Bevor sie ging, blieb sie noch einmal stehen und ließ ihren Blick durch die Höhle schweifen, die sie einen Monat lang ausstaffiert hatte. Hier hatten vor hunderten von Jahren Menschen gewohnt. Sie hatte Anzeichen dafür gefunden. Auch Tiere hatten darin gehaust. Jetzt würde die Höhle zu ihrem Schlupfwinkel. Und gleichermaßen zu einer Irrenanstalt und zu einem Krankenhaus, dachte sie. Vor allem zu einem Gefängnis. Schluss jetzt. Ich muss weg.

Einen Monat später hasteten ein Junge und eine Hündin durch die Straßen Jerusalems, sie waren einander fremd und dennoch mit einem Strick verbunden, als ob sie sich noch immer nicht eingestehen wollten, dass sie an ein und demselben zogen, und doch hatten sie schon beiläufig die eine oder andere Sache über den andern herausgefunden, wie die Ohren sich in aufregenden Momenten spitzten, die Wucht, mit der die Schuhe auf den Asphalt aufschlugen, den Schweißgeruch und die Gefühlsskala, die ein Schwanz zum Ausdruck zu bringen vermochte, wie viel Kraft in der Hand steckte, die die Schnur hielt, und wie heftig die Sehnsucht war, welche die Hündin antrieb  … Sie hatten die laute Hauptstraße längst hinter sich gelassen und waren in enge, gewundene Gassen eingetaucht und die Hündin drosselte noch immer nicht ihr Tempo. Assaf hatte den Eindruck, ein gigantischer Magnet ziehe sie an, und gleichzeitig das merkwürdige Gefühl, wenn er aufhören könnte zu denken, wenn er seine Willenskraft samt und sonders ausschalten könnte, würde er selbst von ihrem Ziel angesaugt; einen oder zwei Augenblicke später erwachte er jäh aus seinen Gedanken, denn die Hündin blieb vor einem grünen, in eine hohe Mauer eingelassenen Tor stehen, setzte sich anmutig auf die Hinterläufe, drückte mit der Pfote die eiserne Klinke runter und öffnete. Assaf sah nach rechts und links. Niemand zu sehen. Die Hündin hechelte und machte ein paar Schritte. Er folgte ihr und war augenblicklich von einer tiefen Stille, wie sie auf dem Meeresgrund herrscht, umgeben.

Ein geräumiger Hof.

Mit weißen Kieselsteinen bedeckt.

Reihen von Obstbäumen.

Ein hoher, runder, klobiger Bau.

Assaf bewegte sich langsam und vorsichtig vorwärts. Seine Schritte knirschten auf den Kieseln. Es wunderte ihn, mitten in der Stadt ein so herrliches, großes Grundstück vorzufinden. Er kam zu einem runden Brunnen. Ein glänzender Eimer hing an einem Seil und ein paar bauchige Tonbecher standen auf einem Baumstumpf, als erwarteten sie einen Gast, der aus ihnen trinken würde. Assaf lugte in den Brunnenschacht und warf einen Stein hinein. Es dauerte eine Weile, bis er das leise Rülpsen des Wassers hörte. Ein wenig abseits stand in dichten Wein gehüllt ein Unterstand, unter dem sich fünf Bankreihen befanden. Vor jeder Bank lagen fünf mächtige, zu Kissen behauene Steine, um müde Beine aufzunehmen.

Er blieb stehen und begutachtete das Gebäude. Eine Kletterpflanze mit violetten Blüten rankte sich an der Mauer empor bis zur Spitze des Turms und endete am Fuß des Kreuzes, das darauf prangte.

Eine Kirche, dachte er erstaunt. Der Hund gehört der Kirche. Kann es sein, dass sie sich Hunde halten? Er sah im Geist eine wilde Horde christlicher Hunde durch die Straßen Jerusalems wetzen.

Die Hündin benahm sich, als sei dies ihr Revier, und zog ihn schnurgerade zur Rückseite des Baus. In der Höhe des Turms spähte ein kleines, gewölbtes Fenster wie ein Auge aus der Bougainvillea. Die Hündin hob den Kopf und bellte kurz und laut.

Nichts tat sich. Dann hörte Assaf, wie oben in der Turmspitze ein Stuhl gerückt wurde. Etwas rührte sich dort. Das kleine Fenster wurde aufgerissen und eine Frauen- oder Männerstimme – es war schwer auszumachen, zu wem sie gehörte, denn sie war kratzig, als wäre sie lange nicht benutzt worden – stieß einen erregten, einsilbigen Laut aus. Vielleicht den Namen des Hundes. Der bellte und kläffte und wieder erklang die Stimme aus der Höhe und wurde schrill und fassungslos, als könne sie ihr Glück nicht begreifen. Assaf dachte, seine Spritztour mit dem Hund nähere sich nun ihrem Ende. Der Hund kehrt heim zu dem Turmbewohner. So schnell war es vorbei. Er wartete, dass jemand aus dem Fenster sah und ihn nach oben bat, aber anstelle eines Gesichts tauchte eine braune, schmale Hand auf – für einen Augenblick dachte er, es sei eine Kinderhand – und ein kleiner Korb wurde an einem Strick heruntergelassen. Das Körbchen schaukelte am Ende des Seils wie einst Moses auf dem Nil. Bis es direkt vor seiner Nase hielt.

Die Hündin geriet außer Rand und Band. Solange der Korb sich gesenkt hatte, hatte sie gebellt, in der Erde gescharrt und war zwischen Kirchentür und Assaf hin- und hergerannt. In dem Körbchen fand Assaf einen großen, schweren Eisenschlüssel. Er zögerte. Wo ein Schlüssel war, war auch eine Tür: Was erwartete ihn dahinter? (In gewisser Hinsicht war er der richtige Mann für dieses Problem. Es lagen hunderte von Trainingsstunden hinter ihm, die ihn auf haargenau diese Situation vorbereitet hatten: ein großer Eisenschlüssel, ein hoher Turm, ein geheimnisvolles Schloss und ein Zauberschwert, ein verhexter Ring, eine Schatztruhe und ein geldgieriger Drache, der sie bewachte, und fast immer – drei Türen, zwischen denen man sich entscheiden musste. Hinter zwei von ihnen lauerte ein ansehnliches Sortiment qualvoller Todesarten.) Doch hier standen nur ein einziger Schlüssel und eine einzige Tür zur Auswahl. Assaf folgte dem Hund und öffnete.

Er fand sich an der Schwelle zu einer großen, düsteren Halle und hoffte, der Hausbesitzer würde endlich von seinem Turm heruntersteigen. Aber nichts tat sich. Kein Ton war zu hören. Er machte ein paar Schritte in die Halle, als die Tür langsam hinter ihm zufiel. Er wartete. Die Halle malte sich ihm in der Dunkelheit allmählich aus: Hohe Schränke und Kommoden standen an den Seiten, Tische in der Mitte. Und er sah Bücher über Bücher. Es mussten tausende sein. Längs der Wände stauten sie sich in den Regalen, in und auf den Schränken. Sie türmten sich auf den Tischen und stapelten sich auf dem Boden. Große Bündel mit dünner Kordel zusammengebundener Zeitungen lagen überall herum. Auf jedem Bündel klebte ein Zettel mit einer Jahreszahl: 1955, 1957, 1960  … Die Hündin zerrte nun wieder an der Leine und Assaf wurde Schritt für Schritt weitergezogen. Auf einem Regal sah er Kinderbücher. Er stutzte. Was hatten Kinderbücher hier verloren? Seit wann las man in Kirchen Bilderbücher?

Mitten in der Halle stand eine große Kiste. Assaf ging um sie herum. Vielleicht ein Sarg, vielleicht auch ein Altar. Er bildete sich ein, über sich ein Geräusch zu hören. Leise, hastige Schritte und das Klirren von Besteck. An den Wänden hingen Bilder, die Männer in Kutten zeigten, um deren Köpfe ein Heiligenschein leuchtete und deren tadelnde Augen direkt auf Assaf gerichtet waren.

Im Innern des Saals hallten die Geräusche wider, verdoppelten jede seiner Bewegungen und die des Hundes, jedes Hecheln und jedes Kratzen der Krallen auf dem Boden. Die Hündin zog Assaf zu einer Holztür am Ende der Halle, doch Assaf versuchte, sie zurückzuhalten. Er hatte das deutliche Gefühl, das dies die letzte Gelegenheit war, sich aus dem Staub zu machen und sich womöglich vor irgendetwas Unbekanntem in Sicherheit zu bringen. Der Hündin mangelte es an Geduld für seine Ängste. Sie roch jemanden, den sie liebte. Der Geruch war im Begriff, sich in einen Körper, eine Berührung zu verwandeln, nach der sie sich mit der ganzen Tiefe ihrer Hundeseele sehnte. Die Leine spannte sich und vibrierte. Die Hündin hatte nun die Tür erreicht, stellte sich auf, scharrte mit den Pfoten und winselte. Auf den Hinterläufen stehend war sie beinahe so groß wie Assaf, der zum zweiten Mal bemerkte, wie wohlgeformt sie unter dem Dreck und den Fellbüscheln war. Ein kleiner Stich durchfuhr ihn, weil es ihm im Grunde nicht gelungen war, ihr Zutrauen zu gewinnen, sein Leben lang hatte er sich einen Hund gewünscht und seine Eltern bearbeitet, doch wegen des Asthmas seiner Mutter war die Sache aussichtslos geblieben und nun hatte er beinahe einen Hund besessen, wenn auch nur für kurze Zeit und nur im Dauerlauf.

Was soll ich hier überhaupt?, fragte er sich und drückte auf die Klinke. Die Tür sprang auf. Er stand in einem gewundenen Gang, der um die Kirche herum zu führen schien. Ich habe hier nichts verloren, dachte er und rannte dennoch hinter der Hündin her, die nicht mehr zu bremsen war, vorbei an drei verschlossenen Türen, er sauste schnell wie der Wind an weiß getünchten dicken Mauern entlang, bis er zu einer breiten Steintreppe kam. Wenn mir jetzt etwas zustößt, dachte er – er sah den Flugkapitän ernst aus dem Cockpit auf seine Eltern zugehen und ihnen etwas zuflüstern –, würde keine Menschenseele je auf den Gedanken kommen, mich hier zu suchen.

Am Ende der Wendeltreppe war noch eine Tür. Sie war klein und blau. Die Hündin bellte und winselte, es war beinahe, als würde sie sprechen, sie schnupperte und kratzte am Türschlitz, und hinter der Tür erklangen fröhliche, jubelnde Laute, die ein wenig an Hühnergegacker erinnerten, jemand verkündete dort in altertümlichem Hebräisch mit einem merkwürdigen Akzent: »Hier, hier, mein Seelchen. Das Tor wird sich bald öffnen. In Bälde!«

Ein Schlüssel drehte sich im Schloss und als die Tür einen Spalt breit aufklaffte, schoss die Hündin hindurch. Assaf blieb vor der Tür stehen, die im Begriff war, wieder zuzufallen. Irgendwie ist es wie immer, dachte er bitter. Immer war er es, der zu guter Letzt vor Türen zurückblieb, die sich vor ihm schlossen. Gerade darum nahm er dieses Mal seinen Mut zusammen, schob die Tür ein wenig auf und lugte in das Zimmer. Er sah einen gebeugten Rücken, auf dem ein langer, aus einer runden, schwarzen Wollkappe ragender Zopf baumelte, und für einen Moment dachte er, der Zopf, der zu einer kleinen, zierlichen Gestalt in grauer Kutte gehörte, sei ein Kinderzopf, genauer gesagt ein Mädchenzopf, doch dann erkannte er, dass die Zopfträgerin eine alte Frau war, die lächelte und ihr Gesicht in den Hals der Hündin grub, sie mit knochigen Armen streichelte und in einer fremden Sprache auf das Tier einredete, und Assaf wartete, denn er wollte nicht stören, bis die Frau die Hündin lachend wegschob und rief: »Das genügt, meine skandaliarissa. Lass mich Tamar willkommen heißen!« Sie drehte sich um und das breite Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb blitzartig.

»Wer –«, sie tat einen Schritt zurück, »wer bist du?«, fauchte sie, während ihre Hände ihr Gewand unter dem Kinn rafften. Ihr Gesicht verzog sich in einer Mischung aus Enttäuschung und Panik. »Was suchst du hier?«

Assaf dachte kurz nach. »Keine Ahnung«, sagte er.

Die Nonne schreckte noch ein wenig weiter zurück und presste den Rücken gegen die Bücherregale. Die Hündin stand zwischen ihr und Assaf und sah beide abwechselnd an. Verlegen und bekümmert fuhr sie sich mit der Zunge über das Maul. Assaf hatte den Eindruck, dass auch sie enttäuscht war. So hatte sie sich das Zusammentreffen nicht vorgestellt, als sie ihn hergeführt hatte.