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A. E. Johann

Wälder jenseits der Wälder

Roman

hockebooks

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Es war schwierig und gab viel Ärger im Lager am Lac la Biche, als die Außenposten eingerichtet werden sollten. Der Winter hatte ohne Übergang sein hartes Regiment aufgerichtet. Jede Hoffnung, dass die Kälte im auslaufenden Jahr 1778 noch einmal weichen, dass die Gewässer noch einmal befahrbar sein würden, musste unter Schnee und Eis begraben werden. So waren also die jeweils ein bis drei Tagesreisen entfernten Posten, die Walther im vorausgegangenen Sommer schon ausgewählt, vorbereitet und mit je einem kleinen Blockhaus versehen hatte, im November und Dezember des Jahres nur mit Hundeschlitten erreichbar, konnten also nicht so reichlich mit Tauschgütern ausgestattet werden, wie dies über offenes Wasser mit geräumigen Kanus möglich gewesen wäre. Die meisten Voyageurs verstanden sich auch nicht auf die keineswegs sehr friedlichen, sogar gefährlichen Schlittenhunde und mochten nichts mit ihnen zu tun haben. Es waren zwar genügend Gespanne im weiteren Umkreis des oberen Biber-Flusses und des Lac la Biche bis hinüber zum großen Athabasca aufzutreiben gewesen, aber Walther hatte die indianischen Treiber mit anheuern müssen, um seine Waren und Männer über das Gebiet zu verteilen, das er in diesem Winter für den Pelzhandel erschließen wollte.

Es hatte den Unwillen der Voyageurs erregt, dass Pat O’Gilcock für seinen großen Posten am Zusammenfluss der Ströme La Biche und Athabasca eine besonders reichliche Ausstattung mit Tauschwaren, besonders aber den Löwenanteil der geistigen Getränke beanspruchte. Pat machte gar kein Hehl daraus, dass ihm die Bedürfnisse und Wünsche der übrigen Voyageurs gleichgültig waren. Er war entschlossen zu zeigen, was aus den ›bloody Indians‹ im Handel herauszuholen sei und dass man mit Alkohol die größten Erfolge erzielen könne.

Walther beschäftigte sich lediglich mit den Voyageurs, die er für die Außenposten bestimmt hatte, und sah zu, dass sie so schnell wie möglich aus dem Hauptlager verschwanden. Um O’Gilcock kümmerte er sich nicht. Er hatte keine Einwände erhoben, als Captain Gorham ihm nach jener schrecklichen Nacht des Streites im Haupthaus vorgeschlagen hatte:

»Walther, überlasse O’Gilcock mir. Er soll seinen Willen haben. Ich bin wie du überzeugt, dass er Schiffbruch erleiden wird. Da Matthieu auf seiner Seite ist, vielleicht auch William, wie er behauptet, steht die Sache unter uns Partnern wie drei zu drei. Du selbst hast ihm die Probe aufs Exempel angeboten. Also muss sie ihm ermöglicht werden. Ich kann natürlich verstehen, dass du nichts mehr mit ihm zu tun haben willst. Aber im Geschäftlichen sind wir immer noch aufeinander angewiesen. Ich rate dir auch, Walther, die bösen Reden Pats an jenem Abend nicht allzu wichtig zu nehmen. Erstens hatte er zu viel getrunken, was er und Matthieu jetzt offenbar mit Begeisterung betreiben. Und zweitens wirst du wissen, wie im Osten unter Männern über Verbindungen mit Indianerinnen geredet wird. Dort sind die Indianer und erst recht die Indianerinnen seit mehr als hundert Jahren an den Verkehr mit den Voyageurs gewöhnt und entsprechend verdorben. Dass hier im fernsten Indianerland davon noch keine Rede sein kann, weiß O’Gilcock nicht. Du solltest also Pats widerliche Bemerkung über deine Frau nicht allzu tragisch nehmen.«

Walther musste zugeben, dass der Captain in seiner nüchternen Art die Geschehnisse angemessen zurechtgerückt hatte. Er antwortete verdrossen: »Gut, Captain, ich gebe dir freie Hand, Pat auszustatten, wie du es für richtig findest. Ich werde dir und ihm keine Hindernisse in den Weg legen. Er wird mir mit allzu viel Schnaps die Indianer vergrämen, wird sie uns zu Feinden machen. Denn sobald sie aus dem Rausch erwachen und merken, dass sie die Pelze, das Ergebnis eines vielleicht ganz schweren Winters, für ein paar Tage kotzjämmerlicher Übelkeit weggegeben haben, fühlen sie sich betrogen. Ihre Enttäuschung und Wut wird dann gefährlich. Aber sei’s drum! Vielleicht verbrennt er sich die Finger, und der ganze Spuk, den er veranstalten wird, vergeht zu blauem Dunst. Und dann ist er draußen, so wahr mir Gott helfe! Sieh zu, Captain, dass O’Gilcock sobald wie möglich aus dem Lager verschwindet. Er ahnt wahrscheinlich nicht, dass für Indianer Rache zur Pflicht wird, wenn sie beleidigt worden sind. In dieser Hinsicht ist meine Frau Indianerin, und ich kann sie nicht tadeln.«

Gorham hatte sonderbar nachdenklich erwidert: »Ich könnte es auch nicht, Walther. Aber ich glaube, wir alle können nur wünschen – das gilt auch für dich, Walther–, dass Gras über die Geschichte wächst.«

Dabei war es geblieben. O’Gilcock gehörte zu den Ersten, die einen der Außenposten des Hauptlagers bezogen. Wohl ausgestattet mit zwei Schlittenladungen von Rum und Brandy, ließ er sich für den Winter an der Mündung des La Biche in den Athabasca nieder. Gorham hatte ihm drei erfahrene Voyageurs, Schweinfleischfresser, und zwei Indianer als Helfer beigegeben. Pancrace Matthieu hatte nicht gezögert, sich O’Gilcock anzuschließen. Er schien die Gesellschaft O’Gilcocks der des Captains oder Walthers vorzuziehen.

Omimee trat im Lager erst wieder in Erscheinung, als O’Gilcock und seine sechs Leute über das Eis des Sees La Biche nordwestwärts verschwunden waren. Walther sagte sich: Sie hat nur noch gelacht, wenn sie mit dem Kind spielte; vielleicht wird sie jetzt auch mit mir wieder einmal lachen.

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Walthers und Gorhams Erwartungen erfüllten sich nicht. Die Nachrichten, die im Laufe des Winters 1778/79 ins Hauptlager am Lac la Biche zurückdrangen, ließen kaum Zweifel darüber, dass O’Gilcock mit seiner Methode, den Indianern so viel Alkohol zu liefern, wie sie nur haben wollten, außerordentliche Erfolge erzielte. Der Rausch bedeutete in diesen bis dahin vom weißen Mann und seinen Verführungen noch kaum erreichbaren Gebieten etwas so unerhört, so grausam Neues, dass kein Indianer, der sich nicht von den Gefährten auslachen lassen wollte, darauf verzichten mochte, sich wenigstens einmal der beglückenden Seligkeit des Anfangs hinzugeben und sich dann um Sinn und Verstand zu trinken. Auch schien den Indianern, die mit dem Rum und seinen Folgen noch keine Erfahrungen gesammelt hatten, der Rausch zunächst jeden Preis wert zu sein. Es hatte bis dahin im indianischen Bereich nichts Vergleichbares gegeben. Deshalb mochte jeder, selbst ein wahnwitziger Preis der ›richtige‹ sein.

Und O’Gilcock zögerte nicht, sich den verschnittenen Rum aus Jamaika und Barbados teuer bezahlen zu lassen. Matthieu hielt wacker mit. Er hatte seit Langem gelernt, seine ärmeren Landsleute, die frankokanadischen Voyageurs, als bloße Mittel zum Zweck zu betrachten, zum Zweck, die Kanubrigaden des Concerns so schnell wie möglich ostwärts und westwärts über die Wässer und Portagen zu hetzen. Er fragte nicht viel danach, wer unterwegs liegen blieb, erkrankte, verunglückte, erschlagen wurde. Das Schicksal der Indianer, die für eine Kruke Branntwein die Mühen und Gefahren eines harten Winters in den Wind schlugen und nichts herbeibrachten, Hunger und Not von Frau und Kind abzuwehren – die Indianer und ihr Schicksal kümmerten den Pancrace Matthieu, gelehrigen Schüler des ehemaligen Skalpjägers und Indianertöters Patrick O’Gilcock, noch viel weniger als das Ergehen der überforderten Voyageurs.

Walther hatte ein Gebiet geöffnet, in dem die Indianer den weißen Mann bis dahin nur vom Hörensagen gekannt, von seinem ›feurigen Wasser‹ nur gefabelt hatten. Dass hier am fernen Athabasca Leute wie O’Gilcock und Matthieu eine riesige erste Ernte an Pelzen einheimsen würden, war im Grunde vorauszusehen gewesen.

Walther und auch Captain Gorham hatten sich verrechnet.

Schon Ende März, als der Winter mit einem letzten grimmigen Vorstoß das Land noch einmal in tiefen Schnee versinken, in schneidender Kälte erstarren ließ, lösten O’Gilcock und Matthieu ihren Außenposten auf. Sie hatten alles, was sie an geistigen Getränken mitgenommen hatten, bis zum allerletzten Rest an den Mann gebracht.

Im Triumph zogen sie ins Hauptlager ein. Den restlichen Proviant und all ihr Zeug hatten sie am Athabasca zurückgelassen. Ohnehin hatten sie die Schlitten überladen müssen mit vielen Bündeln kostbarer Pelze.

Das ganze Lager war zusammengeströmt, soweit die Männer nicht weit entfernt auf den vorgeschobenen Außenposten saßen, soweit sie nicht auf ihren Trapplinien unterwegs waren, soweit die Alltagsarbeit, die im Hauptposten am Lac la Biche niemals abriss, sie nicht im Wald, in den Hütten, auf dem vereisten See festhielt.

Da waren sie also, die Seniorpartner aus dem Osten, Patrick O’Gilcock und Pancrace Matthieu, die ungeliebten, ja hier bei den Nordmännern sogar gründlich verhassten hochfahrenden Kerle – und brachten Pelze in einer Fülle und Qualität, dass selbst die besten Ergebnisse vergangener Jahre daneben verblassten. Weiß der Teufel, die Zeiten waren schlecht und unsicher. Aber diese gerissenen Burschen aus dem fernen Schweinefleischer-Osten, die wussten anscheinend auch aus den widrigsten Umständen Kapital zu schlagen. Und jetzt, so schien es, befanden sie sich in allerbester Stimmung, und es konnte nicht schaden, sich bei ihnen anzubiedern. So sparten die Voyageurs an jenem grimmig kalten und beißend windigen Märznachmittag nicht mit Hochrufen und wirrem Geschrei der Bewunderung, als die hochbepackten Schlitten mit den hechelnden Hunden davor bei der Hütte, in welcher die Pelze gelagert wurden, zum Stillstand kamen.

Walther Corssen und Captain Gorham waren gerade mit dem Sortieren der Pelze beschäftigt, die sich im Laufe des Winters im Hauptlager angesammelt hatten. Das Getöse auf dem Vorplatz war nicht zu überhören.

Die beiden Männer traten ins Freie.

Patrick O’Gilcock schien den rauschenden Empfang, den ihm die Voyageurs bereiteten, als eine Huldigung zu genießen. Er hatte die Schneeschuhe schon von den Füßen gelöst. Er schien außer sich vor Übermut. Er hat getrunken – fuhr es Walther durch den Kopf.

O’Gilcock löste sich von den Schlitten und stapfte unsicher auf Walther und den Captain zu, blieb einige Schritte vor ihnen stehen, machte mit weit ausholenden Armen eine Geste übertriebener Ehrerbietung und schrie, dass jeder es hören konnte: »Sei mir gegrüßt, früherer Seniorpartner des Concerns, genannt Walther McCorssen! Wir haben Pelze eingebracht wie noch nie! Wär ja auch noch schöner, wenn wir klugen Leute aus Montréal euch Hinterwäldler im Pays d’en haut nicht alle in den Sack stecken könnten! Es ist entschieden, Walther. Wir haben bewiesen, wer es besser kann und wer unersetzlich ist. Du bist es bestimmt nicht. Und ich erinnere dich an unsere Abmachung! Ich grüße auch Sie, Captain Gorham! Wir beide sind nun endlich unter uns, wie es sich gehört!«

Mit noch lauterer Stimme wandte er sich an die Voyageurs: »Leute, Nordmänner, Büffelfleischfresser! Dieser Concern trägt fortab den Namen O’Gilcock, Gorham und keinen sonst! Leute, die schlechten Zeiten sind vorbei. Leute, fortab gilt mein Kommando! Wir werden alle leben und verdienen wie die Fürsten. Das muss gefeiert werden. Schluss mit der Arbeit für heute! Heute wird mit den Vorräten nicht gespart. Heute Abend schlagen wir uns alle den Bauch voll, so viel hineingeht. Und dann wird einer gehoben, wird die Ronde getanzt. Und wer als Letzter noch auf den Beinen steht, der bekommt von mir fünf Pfund Sterling als Sonderprämie. Alle sind eingeladen – bis auf die schmutzigen Indianer. Die will ich nicht sehen bei unserem Fest. Die haben nur Wert, wenn sie Pelze bringen. Also wir fangen an. Und ein Fässchen zum Anwärmen wird gleich aufgelegt.«

Walther und der Captain waren wieder in das Pelzlager zurückgetreten, als O’Gilcock die Voyageurs zu seiner Siegesfeier einzuladen begann. Er hatte nicht einmal versucht, auch nur den Anschein aufrechtzuerhalten, als habe außer ihm noch irgendwer im Lager Befehle zu erteilen.

Gorham murrte: »Er ist schon betrunken. Matthieu wird es auch sein. Ich werde Choquette suchen und ihn anweisen, die Schlitten ordentlich entladen zu lassen und die Hunde zu versorgen. Im Übrigen ziehen wir uns lieber ins Haupthaus zurück, ins Kontor. Ich bin froh, dass ich mir da den Verschlag zum Wohnen und Schlafen angebaut habe. Mögen die beiden im Seniorpartnerhaus ihren Rausch allein ausschlafen. Wie ich O’Gilcock kenne, wird er zuvor alles vollkotzen und dann umkippen, wie mit dem Beil gefällt. Matthieu besteht dann gewöhnlich darauf, sich im Schnee schlafen zu legen, weil ihm ›zu heiß‹ ist. Morgen Nachmittag wird man mit Pat erstmals vernünftig reden können. Dergleichen habe ich schon in Grand Portage erlebt mit den beiden, und das nicht nur einmal. Was machen wir mit den Indianern? Pat würde sie hinauswerfen, wenn sie mitfeiern wollten. Sie werden wütend sein, dass sie ausgeschlossen sind!«

»Omimee wird mit ihnen reden, wird sie in die Pflicht nehmen, dafür zu sorgen, dass kein Betrunkener zu Schaden kommt. Die Indianer dürfen sich nicht blicken lassen, solange Pat oder Pancrace noch ihrer Sinne mächtig sind; die beiden würden unflätig werden. Und ob die Indianer dann nicht zuschlagen würden – ich wage es nicht auszuschließen …«

»Ich auch nicht, Walther! Drücken wir uns durch den Hinterausgang. Du musst schleunigst mit Omimee reden. Hoffentlich kann sie uns helfen. Sonst gibt es heute Nacht eingebeulte Schädel. Was willst du selber tun, Walther? Du nimmst Pats besoffenes Geschwätz hoffentlich nicht ernst?«

Walther hatte sich bereits zum Gehen gewandt und öffnete die kleine Hintertür des Lagerhauses. Mit sonderbarem Gleichmut bekannte er: »Machen wir uns nichts vor, Captain! Ich habe verloren. Ich weiß zwar, dass solch ein Erfolg nur einmal und ganz am Anfang zu erzielen ist. Im nächsten Winter würden ihn die Indianer umbringen. Aber zunächst hat er mich ausgestochen und weiß es, nüchtern oder betrunken. Für mich ist es das Ende. Ich will auch nicht mehr streiten. Aber darüber reden wir später. Jetzt muss ich erst einmal ungesehen ins Kontor gelangen und Omimee bitten, uns zu helfen. Captain, du instruierst am besten sofort Choquette und Paul Soldat; die behalten gewöhnlich den Verstand.«

Es zeigte sich, dass Omimee bereits Bescheid wusste. Walther wunderte sich nicht mehr darüber. Stets pflegte einer ihrer Sippenbrüder leise an die Küchentür des Haupthauses zu klopfen und der ›Heilerin‹ mit ein paar Worten auszurichten, was sich im und um das Lager ereignete.

»Ich werde den Cree beibringen, dass sie in dieser Nacht eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen haben. Ich werde sie an ihre Sippenpflicht erinnern, aber auch ein besonderes Geschenk, auch Schnaps, versprechen müssen. Du bist gar nicht gefragt worden, Walther?«

»Nein, weder gefragt noch eingeladen, Omimee. Ich bin dieser Dinge überdrüssig. Ich gebe auf.«

Ihre Stimme hatte wieder jenen schneidenden Unterton; nur ein einziges Mal hatte Walther ihn vernommen, damals, als sie sich gegen O’Gilcocks Schmähung verwahrte: »Aufgeben, Walther? Ich nicht! Hier ist indianisches Land. Ich habe einen Sohn! Leute wie Pat O’Gilcock und Pancrace Matthieu verderben die Cree und schaffen Feindschaft zwischen Rot und Weiß. Das lasse ich nicht zu. Du warst immer ein Freund der Cree und bist heute selber ein Cree! Durch mich, Walther! Und unser Sohn ist ein Cree. Wir geben nicht auf, nie! Rufe mir meinen Vetter Masquâ, den ›Bären‹, damit ich ihm sage, was zu tun ist. Ich will mich außerhalb dieser vier Wände heute Abend nicht sehen lassen.«

Es wunderte Walther, dass er nicht lange nach Masquâ, dem Cree aus Omimees Häuptlingsdorf, zu suchen brauchte. Er schien nahe dem Haupthaus schon darauf gewartet zu haben, gerufen zu werden.

Omimee bat: »Walther, schirme uns ab! Es darf keiner merken, dass ich mit Masquâ spreche; es darf uns keiner überraschen. Es dauert nicht lange.«

Walther machte sich draußen zu schaffen. Aber kein einziger Voyageur schien sich um das Haupthaus zu kümmern. Bei dem großen Schlafhaus der Voyageurs, bei den Proviantschuppen und um die Küchenhütte herum herrschte großes Geschrei und viel Hin und Her. Ein gewaltiges Sauf- und Fressfest zu feiern, jetzt, da der Winter noch einmal mit erbarmungsloser Kälte zurückgekehrt war, jetzt, da man offenbar einen neuen obersten Maître hatte, mit dem sich gut zu stellen zweifellos empfehlenswert war – Voyageurs sind nicht dumm, sie merken, wie der Hase läuft, und wissen nur allzu gut, dass man Feste feiern muss, wie sie fallen.

Gorham hatte sich früh verabschiedet und die knarrende Tür zu dem Anbau des Kontors hinter sich zugezogen. Seit den vergangenen Weihnachtstagen hatte er sein Quartier in dem dreiteiligen Blockhaus, das Walther schon im vergangenen Herbst für die Seniorpartner vorbereitet hatte, aufgegeben. Es war ihm zu einsam und kalt dort gewesen. Der kleine Anbau am Haupthaus – von Walthers Wohnung durch den großen Kontor- und Handelsraum getrennt, wie Walther es vorgeschlagen hatte – war dem Captain gerade recht. Omimee hatte den Gast mit in Kost genommen. Unmerklich war er ein Glied der Familie geworden, nahm Anteil am Wachsen und Gedeihen des kleinen Valentin, konnte sich auch bald – er gab es sich sogar zu – dem sanften Einfluss dieser gewöhnlich stillen, sehr klugen und verborgen stolzen Métisse nicht entziehen. Auch berührte es ihn, einen Mann nicht ohne Bildung und ausgestattet mit großer Erfahrung und Menschenkenntnis, stets wieder von Neuem, wie schön diese Frau war. Eine fremdartige, doch gar nicht befremdende Frau, eine Frau, von der trotz all ihrer Scheu stets eine leise Verlockung ausstrahlte. Leise, ja, auch gefährlich … Daran zweifelte Gorham nicht.

Nach dem kurzen Abendbrot war Gorham bald aufgestanden: »Ich schlage vor, Walther, das Haus zu verrammeln, die Sperrbalken vorzulegen. Wir werden nicht viel von der Fête zu hören bekommen. Es wird fürchterlich kalt diese Nacht. Sie werden also im Schlafhaus tanzen und saufen. Aber wer weiß, auf was für irrsinnigen Schabernack dieser verrückte Ire und die besoffenen Voyageurs kommen mögen. Am besten ist, sie finden verschlossene Türen – und dahinter regt sich nichts.«

Omimee meinte: »Die Voyageurs tun uns nichts, und meine Cree werden auf dem Posten sein, Captain.«

»Ach, Omimee«, erwiderte Gorham, »du kennst die Iren nicht. Sie sind unberechenbar und, wenn sie hassen, gefährlicher als der gefährlichste Indianer. Und O’Gilcock hasst Walther, weiß der Himmel, warum – und er hasst dich, Omimee. Und wenn er betrunken ist – nun, ich bin für Balken vor die Türen.«

Die tiefe Verachtung des Engländers für die Iren sprach aus Gorhams Warnung. Er erwartete keine Antwort, erhielt auch keine. Doch Walther verwahrte das Haus von innen, als gälte es, einer feindlichen Belagerung standzuhalten.

Sie legten sich bald zu Bett, nachdem der Kleine noch einmal gefüttert und versorgt worden war. Sie sprachen kaum ein Wort, legten sich leise nieder, trösteten sich, wärmten sich, einten sich, lösten sich zärtlich voneinander und fielen fast ohne Übergang in tiefen Schlaf. In ihre stille Kammer drang aus der sternenklaren, tief kalten Frostnacht kein Laut.

Walther wehrte sich gegen das Erwachen. Er hielt die Augen geschlossen. Er wusste, Mitternacht ist längst vorüber, aber bis zum Hellwerden fehlen noch mindestens zwei Stunden.

Warum bin ich schon wach? Irgendetwas hat mich geweckt. Aber was? Er lauschte – vernahm nichts weiter als das ruhige Wehen von Omimees Atem. – Mir ist auch immer noch leidlich warm. Trotzdem, wenn ich schon wach geworden bin, könnte ich Feuer anzünden im Hauptraum, damit die Kaminwand, die uns wärmt, gar nicht erst ganz erkaltet.

Vorsichtig schlug er die Decken zurück, um Omimee nicht zu stören. Hielt inne. Jetzt hatte er etwas gehört, einen leichten, flachen Knall, dem eine Art Prasseln folgte. Er erkannte den Laut sofort: Feuer, das sich in trockenes Holz frisst!

Feuer? Jetzt? Wo?

Es war ein ganz verstohlener Laut gewesen – nur hörbar, weil die vollkommene Stille der Winternacht die Welt regierte. Und plötzlich wusste Walther: Draußen; irgendwo abseits, brennt ein großes Feuer.

Er tastete nach seinen Kleidern – legte schnell die Leggins an, den Pelzrock, die Mokassins, die Pelzstiefel.

Das Fenster im Schlafraum gab kein Licht. Es wurde des Nachts durch eine Holztafel abgedichtet, um der Kälte zu wehren. Am Tage ließ die über die kleine Öffnung in der Wand gespannte, dünn geschabte Hirschblase einiges Licht herein. Walther tappte in den Hauptraum hinüber. Dort war das Fenster wesentlich größer. Das Viereck war von außen dunkelrot erleuchtet: Feuer also, Feuer, Feuer! Walther riss die Tür zu Gorhams Schlafraum auf und rief hinein: »Captain, es brennt irgendwo! Captain, Feuer!«

Er stürzte zur Tür des Hauses, zerrte den Sperrbalken aus seinen Krampen und war im Freien. Die Kälte sprang ihn an wie ein Raubtier. Er beachtete es nicht, denn: Da, dreißig Schritte vor seinen Augen brannte das Blockhaus, das er für die drei Seniorpartner des Concerns gebaut hatte, brannte mit einer einzigen spitz und hoch lodernden Flamme.

Es war vollkommen windstill. Die Sterne glitzerten. Da war er wieder, der Laut eines zerberstenden Stammes, gefolgt von zischendem Prasseln. Eine Funkenfontäne sprühte zur Seite. Das Dach war schon eingestürzt. Im Innern des Hauses schien das Feuer noch lustiger zu brennen. Im Innern mochten die Hölzer trockener sein als an der Außenseite.

Es gab nichts zu retten oder zu löschen. Womit hätte man löschen sollen? Mit Schnee? Mit Eis?

Nur gut, dass die Häuser der Station so weit entfernt voneinander errichtet waren, dass der Brand des einen die andern nicht gefährden konnte.

In dem großen Schlafhaus der Voyageurs, in dem die Männer gefeiert, gegessen, getrunken und die Ronde getanzt hatten, rührte sich nichts. Das Schlafhaus lag am fernen Rand der Station, jenseits der Proviant- und Fellschuppen.

»Die schlafen ihren Rausch aus und haben nichts gemerkt.« Gorham war zu Walther ins Freie getreten. »Aber O’Gilcock und Matthieu? Wo sind sie? Waren sie schon im Haus, als das Feuer ausbrach? Oder haben sie bei den Voyageurs genächtigt?«

Walther und Gorham hatten sich der lichterloh brennenden Hütte so weit genähert, wie es die Glut gestattete. Obgleich die Wände schon eingestürzt waren, ließ sich doch noch erkennen, dass die Tür des Hauses nicht geschlossen gewesen war.

Gorham gab mit heiserer Stimme zu bedenken: »Wenn die beiden schwer betrunken nach Hause gekommen sind, Feuer gemacht haben an der falschen Stelle und sich dann irgendwo hingehauen haben, dann ist ihnen der Brand unversehens über den Hals gekommen. Sie konnten sich, betäubt wie sie waren, nicht retten.«

»Aber die Tür steht offen, Captain! Vielleicht sind sie gar nicht mehr im Haus gewesen.«

Die beiden Männer begannen, das brennende Haus zu umschreiten in so engem Kreis, wie die sengende Hitze es nur irgend gestattete.

Sie stießen auf eine formlose dunkle Masse im Schnee, zerrten an den Lumpen, die halb verkohlt waren, begriffen schließlich, was sie vor sich hatten: Matthieu war es, Pancrace Matthieu, oder das, was von ihm noch übrig geblieben war. Die Leiche stank nach verbranntem Leder und Fleisch, war aber bereits brettsteif gefroren.

Choquette und Paul Soldat waren plötzlich bei Walther und Gorham. Paul sagte: »Er hat sich in Sicherheit bringen wollen, hat wahrscheinlich schon gebrannt, ist dann in den Schnee gestürzt und eine Viertelstunde später erfroren.«

Ja, so musste es geschehen sein. Man brauchte nicht weiter darüber nachzudenken.

Und Patrick O’Gilcock?

Paul Lüders und Gérard Choquette wussten lediglich zu berichten, dass sie selber sich der allgemeinen Sauferei möglichst ferngehalten hatten. Allerdings habe O’Gilcock darauf bestanden, dass sich keiner ausschließe. Aber sie wären doch einigermaßen bei Verstand geblieben und hätten beobachtet, dass am Schluss zwei Indianer die Seniorpartner in ihr Haus, das nun verbrennende, hinübergeschleppt hätten, denn auf den eigenen Füßen hätten Pat und Pancrace sich nicht mehr fortbewegen können. Weiteres hatten Gérard und Paul nicht anzugeben. Also musste man die Indianer befragen. Vielleicht wussten die Indianer, wie das Rätsel zu lösen war.

Doch die Indianer …? – Die Indianer hatten über Nacht das Lager verlassen, allesamt, hatten sich der beiden Schlitten bemächtigt, auf denen O’Gilcock und Matthieu ihre Pelzbeute herangebracht hatten, und waren über die vorgezeichnete Schlittenspur zum Athabasca verschwunden.

Es gab ihn nicht mehr, den Patrick O’Gilcock, den hartgesottenen, großsprecherischen Iren. Es gab ihn nicht mehr, den Pancrace Matthieu, den Meister des Kanus, den unerbittlichen Antreiber der Voyageurs, den Frankokanadier vom unteren Sankt Lorenz, der reich geworden war, ohne recht zu wissen, was ihm der Reichtum nutzen sollte.

Es gab sie beide nicht mehr, den einen, der so gerne Oberseniorpartner des Concerns ›McCorssen, O’Gilcock & Matthieu‹ hatte werden wollen, und den andern, der sich damit abgefunden hatte, Unterseniorpartner zu sein, solange man ihn nur im Heck des vordersten Kanus seiner Brigaden die wilden Gewässer der grenzenlosen Ödnisse hinauf und hinunter zu gondeln erlaubte.

Von Matthieu, der erst verbrannt und dann erfroren war, ließ sich wenigstens noch ein jämmerlicher Rest begraben, das heißt, über seinen Leichnam wurde eine Pyramide von Felsen und Steinen errichtet, weit abseits des Lagers am Waldrand über dem See, damit die wilden Tiere sich nicht an dem Toten vergingen. In den Erdboden konnte man ihn nicht versenken; der war noch zu tief gefroren.

Von O’Gilcock fanden die Voyageurs in der Asche des Blockhauses nicht viel mehr als eine silberne Schnalle, die zu seinem Hosengürtel gehört hatte und die den Männern wohlbekannt war. Die brennenden Wände mussten über der Pritsche zusammengestürzt sein, auf die sich Pat hatte fallen lassen, als die Indianer den sinnlos Betrunkenen nach Hause geschafft hatten. Es war nichts von O’Gilcock übrig geblieben, was ein Begräbnis gelohnt hätte.

Als die Voyageurs im Laufe des Tages nach der Katastrophe allmählich zu sich kamen, als ihre schmerzenden Schädel langsam wieder einen klaren Gedanken zu fassen vermochten, erhob sich sofort unter ihnen die Frage: Warum hat Matthieu noch das Haus verlassen können und O’Gilcock nicht? Wie hat überhaupt das Haus, von dem nur der steinerne Kamin stehen geblieben war, Feuer gefangen? Gewiss, das wussten sie alle, man konnte nicht vorsichtig genug sein mit offenem Feuer in den hölzernen Hütten. Brannten sie erst einmal irgendwo, dann brannten sie gleich lichterloh. Natürlich, soweit man sich besinnen konnte, war O’Gilcock maßlos betrunken gewesen, wäre wohl im Schlafhaus der Voyageurs liegen geblieben, hätten ihn die Indianer nicht in das Haus der Seniorpartner geschleift, das nun bloß noch ein Aschenhaufen war – und den Matthieu dazu.

Die Indianer? Ja, um alles in der Welt, warum waren sie über Nacht verschwunden, allesamt, hatten sich dabei der guten Gespanne bedient, die den beiden Verunglückten auf ihrem Außenposten am Athabasca zugeteilt gewesen waren? Die Indianer – warum hatten sie sich bei grimmiger Kälte lautlos aus dem Staube gemacht?

Wie ein giftiger Nebel senkte sich lähmende Furcht in die Herzen der Männer des Handelspostens am Lac la Biche. Walther und der Captain waren von dieser Furcht schon früher angefallen worden, als sie sich eingestehen mussten, dass alle Cree, auch Masquâ, der ›Bär‹, ohne eine Nachricht oder ein Zeichen zu hinterlassen, das Weite gesucht hatten.

Alle spürten es nun: Wir sind nur eine kleine Schar, sind grenzenlos verlassen im unabsehbaren Indianerland, sind ganz allein auf uns gestellt, können keine Hilfe herbeirufen, wenn die Indianer uns an den Kragen wollen, wenn sie – Rache nehmen wollen. Denn das brauchte keinem der Voyageurs erklärt zu werden: O’Gilcock und Matthieu hatten die Unwissenheit und die Gier dieser doch nicht klug gewordenen ›Wilden‹ schamlos ausgebeutet, hatten Not und Elend über die fernen Dörfer heraufbeschworen, hatten die Kinder der Wildnis dazu gebracht, sich vor sich selber schämen zu müssen. Nichts verletzte das empfindliche Selbstbewusstsein der Rothäute bitterer als dies! War das aber geschehen, dann war höchste Gefahr im Verzuge.

Captain Gorham, Gérard Choquette, Paul Soldat, Walther Corssen und Omimee hatten sich am späten Abend im großen Kontor versammelt, um sich darüber einig zu werden, welche Folgerungen aus dem gewaltsamen Tod der zwei Seniorpartner zu ziehen, ob und welche Entschlüsse nun zu fassen waren. Es hatte sich von selbst verstanden, dass Omimee an der Beratung teilnahm.

Wenn Omimee gebraucht wurde, sei es, dass einer der Männer sich mit der Axt in den Fuß geschlagen, ein anderer sich den Magen verdorben hatte, so griff sie mit ruhiger Bestimmtheit ein.

Nun, da die Indianer über Nacht aus dem Lager verschwunden waren, wusste vielleicht nur ein Mensch wie Omimee – mit indianischem Blut, aber ›weißem‹ Verstand – den sonderbaren, vielleicht Unheil bedeutenden Auszug der Rothäute zu erklären. Es wagte niemand, sie unmittelbar zu befragen. Sie saß ein wenig außerhalb des Kreises hinter dem Schemel ihres Mannes, ließ nur zuweilen ihre dunklen Augen schweifen und schwieg zu den unbeholfenen Versuchen der Männer, mit den vielen Rätseln fertigzuwerden.

»Ich frage nochmals«, beharrte Choquette, »warum ist nur Matthieu ins Freie gelangt, als das Feuer ausbrach? Ich kenne doch O’Gilcock, habe mehr als einmal erlebt, dass er nie ganz den Verstand verlor, auch wenn er noch so betrunken war. Er wird ja nicht an seiner Schlafpritsche festgebunden gewesen sein.«

Paul sagte: »Es ist nur ein Haufen Asche übrig geblieben. Ich stellte mir vor: O’Gilcock hat sich auf sein Lager fallen lassen und ist sofort eingeschlafen, vom Schnaps betäubt. Matthieu hat noch Feuer im Kamin anstecken wollen. Das Haus muss ausgekühlt gewesen sein. Dabei hatte er im Tran das Feuer gar nicht im Kamin, sondern in einer Ecke entfacht. Oder der Kienspan zum Leuchten ist ihm aus der Hand gerutscht. Aber das hätte er gemerkt – oder nicht? Er muss schon geschlafen haben, als das Feuer Macht gewann, er brannte schon, lief hinaus, wurde dann im Schnee ohnmächtig, ist erfroren. Das geht schnell bei dieser Kälte. Aber hol’s der Teufel! Was geschehen ist, wird nie herauszubekommen sein.«

Gorham überlegte nüchtern: »Die Indianer haben die beiden am Schluss in ihr Haus geschafft. Das steht fest. Sie werden sie auf ihre Betten gelegt und dann Feuer im Kamin entfacht haben, damit die Kälte sich im Haus nicht durchsetzt. Vielleicht ist ihnen dabei ein Missgeschick passiert. Und dann hielten sie es für ratsam zu verschwinden. Doch das sind alles nur Vermutungen. Wer will wissen, was Indianer denken …«

Als hätte er ein Signal gegeben, wanderten aller Augen zu der Frau im Hintergrund. Aber Omimee schien sich nicht an der Debatte beteiligen zu wollen. Sie blickte vor sich zu Boden, als merkte sie nichts. Ihr schönes Gesicht blieb ernst, unbewegt – oder undurchdringlich.

Walther fasste zusammen, was nach den verschiedenen Mutmaßungen anzunehmen war: »Wir können nicht hingehen und von den Indianern Rechenschaft verlangen. Hier gibt es keine Gesetze und keine Gerichte. Wenn überhaupt irgendetwas, dann gelten hier nur indianische Vorstellungen. Unsere Außenposten sind dem guten Willen der Indianer ganz und gar ausgeliefert. Und selbst wir hier im Hauptlager mit unseren vierzig oder fünfzig Mann – uns hilft keiner, wenn wir uns nicht selber helfen und mit den Indianern in Frieden auskommen. Die nächsten Soldaten sind tausend Meilen weit entfernt oder noch weiter – und ich sage dazu: Gott sei Dank! Sollten die beiden eines gewaltsamen Todes gestorben sein – was ich für denkbar halte, so haben wir keine Möglichkeit, mit den Indianern darüber zu rechten. Wir können nur hoffen, dass sie besser unter uns Weißen als wir Weißen gewöhnlich unter ihnen zu unterscheiden wissen.«

In das Schweigen, das diesen Worten folgte, klang plötzlich die Stimme Omimees: »Sie wissen zu unterscheiden, Walther, wissen es sehr genau!«

Vor dem Haus auf dem Vorplatz war es laut geworden. Die Unruhe drang ins Innere. Draußen stritten einige Männer leise miteinander, sie konnten sich offenbar nicht entschließen anzuklopfen.

Walther rief: »Was ist? Wer ist draußen? Kommt ins Haus!«

Die Tür öffnete sich knarrend. Ein Schwall eisiger Luft drang herein. Im Halbkreis drängten sich viele Voyageurs. Léon Lutin und Florien Buisson, die beiden vorzüglichen Männer, traten ins Kontor, schlossen hinter sich die Tür, drehten ihre Kappen in den Händen, versuchten, sich und die Kameraden zu erklären.

»Wir haben alle große Sorge, Maître. Die Indianer sind plötzlich nicht mehr da. O’Gilcock und Matthieu sind verbrannt, und keiner kann sagen, ob das ein Unglück war oder etwas anderes. Maître, die Männer fürchten sich. O’Gilcock hat die Indianer schändlich übers Ohr gehauen, wir wissen das. Maître, wir denken, man muss sich auf das Schlimmste gefasst machen. Maître, wir meinen, du solltest die Waffen ausgeben, die wir noch auf Lager haben, dazu Pulver und Blei. Damit wir uns wehren können. Und Wachen müssen aufgestellt werden – und die Außenposten sollte man einziehen sobald wie möglich, Maître. Das meinen wir und erwarten deine Zustimmung.«

Den Männern war nicht sehr wohl in ihrer Haut. Das war ihnen deutlich anzumerken.

Plötzlich, ehe noch Walther oder Captain Gorham wussten, was sie antworten sollten, hatte sich Omimee erhoben, schritt zu den beiden Voyageurs hinüber und legte Léon Lutin ihre Hand auf die Schulter: »Léon, guter Mann, ihr braucht nichts zu fürchten, gar nichts. Waffen, wozu Waffen? Sie machen nichts besser, sie sind überflüssig! Alles bleibt ruhig. Legt euch schlafen. Wir sind so sicher wie bisher. Ich glaube zu wissen, warum die Indianer geflohen sind. Sie hatten von mir den Auftrag, darauf zu achten, dass bei dem Fest niemand zu Schaden kommt. Nun ist das doch geschehen. Sie fürchten, dass wir sie verantwortlich machen. Sie sind es natürlich nicht und werden wiederkommen, wenn sie erfahren, dass wir ihnen nichts vorwerfen. Keinem ist ein Vorwurf zu machen. Wir haben davon auszugehen, dass O’Gilcock und Matthieu ihrem eigenen Ungeschick und ihrer Trunkenheit erlegen sind. Dies allein ist die Wahrheit.«

Allen wurde klar: Omimee hat ausgesprochen, was getan und gedacht werden musste. Es gab keine andere Wahl.

Schließlich brachte Léon Lutin stockend heraus: »So ist es wohl, Madame! Wir sind Ihnen zu Dank verpflichtet. Ich werde den anderen Voyageurs Bescheid geben. Wir brauchen also keine Sorge zu haben. Es geht alles weiter wie bisher.«

Omimee wandte sich zum Gehen. Ihr schien alles Notwendige gesagt. Trotzdem wiederholte sie: »Sicherlich, Léon, es geht weiter wie bisher, bei uns und mit uns. Gute Nacht, Männer! Ihr braucht mich wohl nicht mehr.«

Sie schloss die Tür hinter sich.

Die Männer redeten noch eine Weile halblaut miteinander. Sie fühlten sich auf eigentümliche Weise beschämt. Es war nichts zu fürchten, Omimee hatte es gesagt. Natürlich, gar nichts war zu fürchten. Man war gut mit den Indianern ausgekommen. Wozu auch so viel Aufregung! Den meisten Voyageurs ist es nicht bestimmt, im Bett zu sterben; sie werden von der Wildnis gefressen, der eine so, der andere so. Und Pancrace Matthieu war ein großer Voyageur gewesen, bei allem, was man sonst gegen ihn sagen mochte. Und dieser Pat O’Gilcock, der Ire? Den hatte der Teufel geholt, wer sonst? Dem brauchte niemand eine Träne nachzuweinen.

40

Die Verhältnisse ordneten sich beinahe von selbst in diesem März und April des Jahres 1779. Omimee hatte darauf bestanden, dass der von O’Gilcock und Matthieu aufgegebene Posten an der Einmündung des La Biche in den Athabasca wieder besetzt wurde – und zwar von Walther selbst, von ihr mit dem Kind und Paul Lüders/Soldat. Einige erfahrene Kanadier wie Jules Pradier, Basil Caron, Léon Lutin und Florien Buisson, die mit den Cree vertraut waren, als wären sie selbst Indianer, sollten mit dem Maître zum Athabasca ziehen. Ein paar Indianer würden sich ebenfalls einfinden. Sie alle würden die Pelzbrigaden im Frühling nicht ostwärts begleiten, sondern während des Sommers ein neues Hauptlager am Athabasca anlegen.

Walther sollte einen gut sortierten Vorrat von nützlichen Tauschgütern zum Athabasca mitnehmen, sollte den Indianern dort großzügige Vorschüsse gewähren, mit Schnaps aber sehr sparsam umgehen. Den Indianern wäre zu bedeuten, dass O’Gilcock Rum und Brandy verschwendet hätte, nun gäbe es also nur Decken, Beile, Glasperlen oder Messer, um Pelze einzutauschen.

Walther und Gorham merkten kaum, wie klug und bestimmt Omimee aus dem Hintergrund die wichtigsten Stichworte zu geben wusste.

Walther würde wie bisher dem Concern im entlegensten Pays d’en haut die Pelze einkaufen. Auch Justin würde im Herbst zum Athabasca umsiedeln, um den Schwiegervater zu unterstützen. Walther spürte es bis in die Fingerspitzen: Am Athabasca und weiter in den Gebieten im Norden, Westen und Süden, da wartete jungfräuliches, noch unerschlossenes Land, in dem noch kein Weißer Handel getrieben hatte. Da kam er jenem Peter Pond nicht ins Gehege, der 1778 über die Methye-Portage zum Clearwater-Fluss, hinab zum unteren Athabasca-Fluss und diesen hinab bis zum See Athabasca vorgestoßen war, wie Walther aus übereinstimmenden Erzählungen indianischer Jäger erfahren hatte. Den Indianern blieb nur wenig verborgen. Noch auf Jahre hinaus würde es ein Leichtes sein, große Mengen bester Pelze vom mittleren und oberen Athabasca-Land Winter für Winter einzuhandeln. Walther und Justin würden alle Hände voll zu tun haben.

Captain Gorham würde wiederum seinen Posten am Lac Supérieur beziehen, an der Nahtstelle zwischen Osten und Westen, und alle Fäden in der Hand behalten.

William und Martine aber würden O’Gilcock fortan ersetzen. Dass sie dazu fähig wären, bezweifelten weder Gorham noch Walther.

Die Kanuflottille des Concerns zwischen Montréal und Grand Portage oder Kaministikwia würde Gérard Choquette als oberster Brigadier zu führen haben. Die ›Canots de Nord‹ zwischen dem Lac Supérieur und dem Athabasca sollte Paul Soldat übernehmen.

Walther dachte: Wie gut, dass Justin und Anna im Herbst zum Athabasca übersiedeln werden. Wir können uns dort endlich feste Häuser bauen. Den Posten gebe ich so bald nicht wieder auf. Und mein kleiner Valentin und Annas Armand können zusammen groß werden. Und Omimee ist nicht mehr allein. Anna und Omimee verstehen sich gut.

Omimee wird mir nie verraten, was sie vor der Brandnacht Masquâ, dem ›Bären‹, und den anderen Cree aufgetragen oder auch nur nahegelegt hat.

Ich werde sie nicht danach fragen.

Ich will es nicht wissen.

Sie trägt es allein, meine Omimee, meine Métisse!

41

Die Jahre, die nun folgten, 1780, 1781, wurden zu den erfolgreichsten, die der Concern – er nannte sich nun Gorham, William und Leblois – je erlebt hatte. Die Gebiete, die Walther am mittleren und oberen Athabasca aufschloss, erwiesen sich als märchenhaft ergiebig. Solche Mengen vorzüglicher Pelze, wie Walther sie im Frühsommer 1779 auf die Reise nach Osten schickte, waren allerdings später nicht mehr aufzubringen. Das war nur einmal zu erreichen gewesen, als O’Gilcock und Matthieu im Wesentlichen nichts weiter als Schnaps zum Tausch angeboten hatten. Captain Gorham, Walther Corssen und alle anderen erfahrenen Nordwestmänner unter den Voyageurs des Concerns waren sich darüber völlig einig, dass es sich um alles in der Welt nicht empfahl, die wilden Methoden des Indianerhandels, die O’Gilcock für richtig gehalten hatte, weiter zu betreiben.

Gorham hatte sich mit der Pelzflottille – fünf Brigaden zu je fünf Booten! – auf den weiten Weg zum Lac Supérieur gemacht. Walther verlegte im Sommer das Hauptlager vom See La Biche an die Einmündung des Flusses La Biche in den Athabasca-Fluss. Dort erreichten ihn die stolzen Brigaden mit den Tauschwaren des Concerns für die Saison 1780/81 unter dem unermüdlichen und zuverlässigen Paul Soldat und brachten zugleich den zum Seniorpartner aufgerückten Justin Leblois, seine Anna und den kleinen, prächtig gedeihenden Armand an den Athabasca. Auch sie hatten ein ganzes Bündel von Neuigkeiten auszubreiten. Trotz der riesigen Entfernungen im Pays d’en haut, trotz der Menschenleere der grenzenlosen Wildnisse, wo die Zahl der Bären oder Elche die der weit verstreuten Indianer, erst recht die der Weißen um das Hundertfache übertreffen mochte, wanderten alle Nachrichten, die für das Überleben in der Einöde von Bedeutung sein konnten, ungemein schnell. Peter Pond hatte sich am großen Athabasca-See weiter im Norden, etwa acht bis zehn Kanutage von der Mündung des La Biche in den Athabasca-Fluss entfernt, endgültig niedergelassen und machte auch dort ein glänzendes Geschäft. Am Lac la Ronge saß der Schweizer Waden.

Weiter im Süden aber, am gewaltigen Saskatchewan und Nord-Saskatchewan, versuchten gleich ein Dutzend anderer Montréaler Concerns, aber auch, wie am großen Winnipeg-See, die stets entschlossener ins Innere drängende Hudson’s Bay Company durch ihre meist sehr vorsichtig und ›indianerklug‹ vorgehenden Beauftragten, sich gegenseitig den Löwenanteil an der Pelzbeute abzujagen. Da die Montréaler sich gern auf den Rum als bequemstes und billigstes Tauschmittel beschränkten, hatte es schon mehr als einmal Unheil gegeben. Einige allzu bedenkenlose Händler hatten ins Gras beißen müssen.

Justin hatte sicherlich recht, als er ein langes Gespräch im Winter 1780/81 – draußen donnerte es zuweilen, wenn die Kälte lange Risse in das Stromeis spaltete – mit den Worten beendete: »Wenn nicht alles täuscht, wird die Konkurrenz in den nächsten Jahren mörderisch werden. Wir haben vorläufig Glück, weil Walther vom La Ronge aus nicht nach Nordwest und auch nicht nach Südwest vorgedrungen ist, sondern genau nach Westen. Der lange Biber-Fluss vom See Ile-à-la-Crosse ist schwierig für die Kanus. Aber wir brauchen nicht mit anderen Händlern zu rechnen – und unsere Voyageurs sind nicht unterzukriegen. Aber früher oder später werden sich die verschiedenen Montréal-Concerns zusammentun müssen, anstatt sich mit sauberen oder unsauberen Mitteln das Wasser abzugraben. Sonst nehmen wir alle zusammen Schaden, und die Hudson’s Bay Company, der wir das Fürchten nur für eine Weile beigebracht haben, setzt uns alle matt. Sie kann ihre Händler nach einem umfassenden Plan verteilen und ausrüsten. Wir Montréaler machen uns gegenseitig das Leben schwer. Wenn wir uns nicht zusammenschließen, werden wir vereinzelt, wie wir vorgehen, schließlich den Kürzeren ziehen und aus dem Geschäft gedrängt werden.«

Das hatte sehr einleuchtend geklungen, aber Walther hatte gemeint, für den eigenen Concern müsste so lange wie möglich der Vorteil genutzt werden, in einem Gebiet Handel treiben zu können, das noch von keinem anderen Händler berührt war. – Gewiss, das leuchtete erst recht ein. Auch Gorham würde nicht anders entscheiden; Justin, Paul und wer sonst noch in die Erörterung einbezogen wurde, Basil, Léon und Florien, dachten nicht daran, Walthers Autorität infrage zu stellen.

Walther konnte allmählich das Leben leichter nehmen als früher. Justin nahm dem Älteren einen großen Teil der Alltagsarbeit ab. Hinter den Kulissen der von den Männern bestimmten kleinen Welt besprach sich Walther stets mit Omimee und Anna. Mehr als einmal wussten die beiden klugen, schönen Frauen voreilige Entschlüsse zu verhindern oder auch kühne Pläne durch ihren Rat zu fördern.

Eine Sorge allerdings wollte nicht weichen. Gerade weil der Handel sich immer noch gleichmäßig ausdehnte, mangelte es in jedem Jahr von Neuem an standhaften Kanus. Auf die Indianer war nicht recht Verlass: Manchmal lieferten sie bestellte Kanus zur vereinbarten Zeit, oft genug auch nicht. Ohne es ausdrücklich beschlossen zu haben, legte es Walther allmählich darauf an, den Bau der Kanus in eigene Regie zu übernehmen. Er bemühte sich, alles über Kanus in Erfahrung zu bringen, was die Cree darüber zu sagen wussten, und bald begann er auch, Kanus selbst zu bauen.

Dabei ging ihm Masquâ, der Bär, zur Hand, dieser ewig finstere, gleichwohl unverbrüchlich treue, besonders Omimee ergebene Cree, der ursprünglich vom Lac la Ronge stammte und nach dem Tode von O’Gilcock und Matthieu mit allen anderen Indianern aus dem Lager verschwunden gewesen war. Er hatte sich am Athabasca, wie viele seiner Sippe, wieder eingefunden. Niemand hatte den Versuch gemacht, ihn zu befragen, ob und was er über die verhängnisvollen Ereignisse jener Brandnacht auszusagen hätte.

Nur Walther hatte Masquâ beiseitegenommen: »Masquâ, du weißt, dass du meiner Verschwiegenheit vertrauen kannst. Wie war das damals?«

Aber der bärenhafte Indianer hatte Walther unter gesträubten Brauen mürrisch angeschaut, hatte den grauhaarigen Kopf geschüttelt, sich umgewandt und war grußlos davongegangen.

Es verstand sich von selbst, dass Walther ihn nie mehr befragte. Wieder einmal wurde deutlich: Hier im fernsten Indianerland war der gute Wille von allen Seiten die einzige Gewähr für Frieden und Sicherheit. Gesetze und Ordnungen gab es vielleicht innerhalb der indianischen Sippen. Sonst nirgendwo. Der gute Wille aber durfte niemals getäuscht oder überfordert werden.

Masquâ hatte schon viele Kanus nach Art der Cree erbaut, er wusste genau Bescheid, wo die beste Birkenrinde für die Außenhaut der Kanus, die besten Spanten, Querstreben, Bodenplanken, Bug- und Heckhölzer zu beschaffen und wie sie zu behandeln waren.

Und schon im Herbst 1780 beschäftigte sich Walther mit der Frage, wie die indianischen Kanus für die Zwecke des Lastentransports zu verbessern wären. Das allerdings vermochte er mit Masquâ nicht zu erörtern. Nach indianischer Auffassung war gut nur, was von den Vätern überliefert war; es musste wieder und wieder nachvollzogen werden. Paul Soldat jedoch, der sich zu einem leidenschaftlichen Voyageur, einem strengen, ja harten Führer der Kanubrigaden entwickelt hatte, nahm brennenden Anteil an Walthers Überlegungen und geizte nicht mit praktischem Rat.

Es war dem Paul Soldat nicht allzu schwer gefallen, sich bei den Voyageurs durchzusetzen, wurde ihm doch nachgesagt, er habe als Einziger die schreckliche Schlittenreise über den Abitibi zum Saguenay überstanden und die Hunde und die wertvolle Ladung unbeschädigt nach Montréal geführt – allein im tiefsten Winter und durch feindliches Gelände. Seine drei Gefährten waren unterwegs erschlagen worden. In den Augen der Voyageurs war für alle Zeiten ausgezeichnet, wer solche Leistung vorzuweisen hatte.

Nur seinem Maître Walther hatte Paul gestanden, wie er damals davongekommen war. Während der Verhandlungen mit den Indianern am Abitibi, die sich weigerten, dem fremden Schlitten Proviant und Hundefutter zu verkaufen, hatte Paul, um sich bei den Indianern Ansehen zu verschaffen, eine Auswahl von Taschenspielerkunststücken vorgeführt, die er teils noch von zu Hause mitgebracht, teils beim englischen Militär aus Langeweile erlernt hatte. Wie schon oft, hatte er auch damals bei den Indianern mit seinen harmlosen Tricks ehrfürchtiges Staunen und schließlich furchtsame Scheu erregt. Dies mehr noch vielleicht als das Fässchen Rum, das Gilles Clautier schließlich ins Spiel gebracht hatte, mochte die Indianer bewogen haben, den gewünschten Proviant zu liefern. Paul war klug genug gewesen, die Schlitten sofort zu beladen, fahrfertig zu machen und abseits über dem Flusseis bereitzustellen. Inzwischen hatten seine drei Gefährten mit den Indianern trinken und parlieren müssen. Dann hatten die Indianer in einem plötzlichen Wutausbruch die Gefährten erschlagen, als diese ihnen weiteren Rum und Brandy weder liefern konnten noch wollten.

Als Paul dazukam, war es schon zu spät. Die Gefährten lagen in ihrem Blut. Paul hatte abermals den großen Zauberer gespielt, hatte die Betrunken mit wilden Grimassen und Gebärden zu erschrecken gewusst. Sie hatten nicht gewagt, ihn anzugreifen. Langsam hatte er sich in den Waldrand über dem Fluss zurückziehen können, hatte den Schlitten erreicht und war geflohen. Ein glücklicher Zufall führte in zwei Tage später zu einer Indianersippe, die sich der Hudson’s Bay Company nicht verpflichtet fühlte. Dort hatte er einen alten Indianer als Führer zum Saguenay anheuern können. Der Alte hatte es nach indianischer Art nicht eilig gehabt, wusste besonders die reichliche Nahrung unterwegs zu schätzen, sodass Paul erst mit großer Verspätung nach Montréal gelangte – nicht mehr als Paul Lüders, sondern als der Voyageur Paul Soldat. Paul war mit vielen Wassern gewaschen. Er hatte nicht viel Gutes in seinem Leben erfahren und war gerade deshalb seinem ›Maître‹ Walther Corssen wie einem Vater oder älteren Bruder zugetan. Hatte Walther ihm doch geholfen, an einer entscheidenden Wende seines Daseins in die ersehnte Freiheit auszubrechen. Fast sah es so aus, als sollte an der Einmündung des La Biche in den Athabasca eine kleine Stadt entstehen, so stolz reihten sich die stämmigen braunen Blockhäuser des Handelspostens über dem Hochufer. Walther hatte abgelehnt, was einige vorgeschlagen hatten, nämlich die Siedlung als Fort, als Urwaldfestung anzulegen.