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Prosa bei Lektora
Bd. 53

Theresa Sperling

Mittelmeersplitter

Erste Auflage 2016

Alle Rechte vorbehalten
Copyright 2016 by

Lektora GmbH
Karlstraße 56
33098 Paderborn
Tel.: 05251 6886809
Fax: 05251 6886815
www.lektora.de

Covermotiv: Olivier Kleine, olivierkleine.de
Covermontage: Olivier Kleine, olivierkleine.de
Lektorat: Lektora GmbH
Layout Inhalt: Marvin Ruppert

ISBN: 978-3-95461-089-1

Inhalt

Prolog

Freakbankfiasko

Paarungstanzblicke

Seestegschweigen

Wolkenkratzerherzwut

Tabuzonenlichtermeer

Italienlegoliebe

Buttercroissantblümchensex

Wasserglasohrfeigen

Nachtseideninsel

Meerweinfamilie

Mondlichtungskratzer

Monstermüttertiramisu

Sterbeliedmädchen

Mittelmeersplitter

Babyfischerinnerungen

Eisdeckenschlussmachgespräche

Epilog

für meine Familie

für meine Freundinnen und Freunde

für alle, die lieben oder geliebt haben

Prolog

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Salzwasser gräbt sich in meine Augen und drückt sie von innen aus meinem Schädel. Wie weit ist es bis zur Oberfläche? Ich blicke nach oben und stelle verwundert fest, dass ich das Licht noch von der Dunkelheit unterscheiden kann. Über mir und um mich herum ist nichts als Wasser. Sonnendurchflutetes Hellblau.

Es dringt mit betäubendem Tosen in meine Ohren. In meinen Mund quillt ein erstickender, salziger Schwall. Mit aller Kraft unterdrücke ich das Bedürfnis zu atmen. Noch ist Levian unmittelbar vor mir und hält mich fest. Er drückt mir etwas gegen den Mund, aber ich presse meine Lippen fest zusammen. Seine Hände krallen sich in meine Oberarme. Seine meerblauen Augen starren mich an. Dann verschwimmt sein Gesicht. Ich spüre seinen Griff nicht mehr auf meiner Haut.

Die letzten Sonnenstrahlen verirren sich zu uns. Meine Hände greifen ins Leere, bis ich mich vollkommen in Dunkelheit verliere. Die Panik schwindet. Sehr langsam. Ich bewege mich nicht mehr, sondern lasse mich vom Wasser tragen. Ergeben schwebe ich in der schwerelosen Stille die Zeit hinab und sehe mich selbst, mit geschlossenen Augen. Tiefdunkles Blau. Ich muss nicht mehr atmen, darf mich nur noch treiben lassen, denn ich weiß, dass ich sterbe. Ein leises Lied in meinem Kopf lässt mich mit überwältigender Sanftheit in den Tod gleiten.

I’ll sing you a lullaby, honey.

I’ll be there when you die, honey.

Someday you’ll let me down.

Just let yourself drown.

Just float then, don’t cry.

Let go then, just die.

Der Kreis schließt sich. Das alles musste geschehen, Levian. Schon lange vor unserer Zeit. Zieh mich hoch.

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Freakbankfiasko

Den ganzen Winter lag eine dicke Eisdecke über dem See im Park. Eines Tages im Februar begann das Eis unter der kleinen Brücke endlich zu schmelzen und man konnte darunter das schwarze Wasser sehen. Das Eis wurde so dünn, dass es das Gewicht eines kleinen, neugierigen Mädchens nicht mehr hätte tragen können.

An diesem Tag kam Levian in unsere Klasse. Mitten im Schuljahr. Auf dem Schulhof stand er abseits, in der Klasse saß er allein. Den Blick starr nach vorne gerichtet, auf die Tafel oder auf die Lehrkraft. Keiner konnte herausfinden, ob er wirklich aufpasste, denn er meldete sich nie und wurde auch nicht aufgerufen. Frau Mint hatte uns gebeten, ihn in Ruhe zu lassen und rücksichtsvoll zu behandeln. Er sei gerade umgezogen und es gehe ihm nicht gut. Wir mochten Barbara, so nannten wir Frau Mint hinter ihrem Rücken, also taten wir ihr den Gefallen. Es war ohnehin nicht besonders schwer, Levian in Ruhe zu lassen, denn er war an keinem von uns interessiert und verweigerte jede Art der Kontaktaufnahme. Trotzdem musste ich ihn die ganze Zeit anstarren. Alle mussten ihn anstarren. Sogar die Jungs. Vielleicht weil Levian viel älter wirkte als die anderen in unserer Klasse. Er war einen Kopf größer und auffällig breitschultrig.

Während der kurzen Pausen war es seit Levians Ankunft peinlich still in unserem Klassenraum. Levian saß auf seinem Platz, legte die Materialien für die nächste Stunde bereit und blätterte in einem Schulbuch oder in seinem Collegeblock. Das hatte natürlich nichts mit fachlichem Interesse zu tun, sondern es war einfach nur die unkomplizierteste Art, uns zu ignorieren.

Die anderen unterhielten sich leise über möglichst unverfängliche Themen: Sport, Fernsehserien, versoffene Wochenenden, die neuesten Spiele. So, als wollten sie Levian zeigen, dass sie nicht über ihn sprachen und dass sie ihn in Ruhe ließen. Ich hörte mit halbem Ohr zu, ohne mich an den Gesprächen zu beteiligen. Stattdessen starrte ich Levian an, suchte seine Augen, die immer halb hinter seinen hellbraunen Locken verborgen blieben und nie irgendjemanden in der Klasse ansahen.

In den großen Pausen kursierten zunächst die wildesten Gerüchte: Seine Mutter sei ermordet worden. Sein Bruder sei von der italienischen Mafia entführt worden und werde immer noch vermisst. Seine Eltern seien bei einem Autounfall umgekommen, nur Levian habe überlebt und lebe jetzt in einer betreuten Wohngruppe in der Jahnstraße. Ich stand daneben und dachte darüber nach, was wohl wirklich mit Levians Familie geschehen war. Mit ziemlicher Sicherheit stimmte keine einzige dieser Geschichten.

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Der Hype um Levian ebbte schon nach einigen Tagen ab. Die anderen hatten sich damit abgefunden, dass er mit niemandem Kontakt aufnahm. Mit einem Menschen sieben Stunden täglich in einem Raum zu sitzen, ohne jemals von ihm angesehen zu werden, ist ein komisches Gefühl. Und derjenige, der es durchhält, tagelang niemanden anzusehen, ist ein ziemlich beängstigender Freak. Deshalb gab man Levian lieber auf und kehrte in den sicheren Schulalltag zurück.

Soweit ich mich erinnern kann, war ich die Einzige, die nicht das Interesse an Levian verlor. Im Gegenteil. Alles an ihm zog mich an. Diese ernsthaft überlegene Coolness, diese lässige Kontrolliertheit seiner Bewegungen, diese kompromisslose Gleichgültigkeit gegenüber uns und dem, was über ihn geredet wurde. Wollte nicht eigentlich jeder von uns genauso sein wie er? In sich ruhend und wahrhaft unabhängig? Und weil seine Augen immer noch etwas gleichgültiger erschienen als alles andere an ihm, begannen meine Gedanken um Levians Blick zu rotieren. Sie zogen immer schnellere, immer engere Kreise um seine Augen, bis die Vorstellung, dass unsere Blicke sich womöglich niemals treffen könnten, mich krank machte: Morgens vor der Schule war mir übel, im Laufe des Vormittags bekam ich richtige Magenkrämpfe und abends schraubte sich der Schmerz von der Speiseröhre direkt in meinen Schädel. Anatomisch unmöglich, ich weiß, aber so war es.

Natürlich konnte nichts von all dem mich davon abhalten, in die Schule zu gehen, denn ich war besessen von der Hoffnung, Levian könnte mich doch eines Tages ansehen. Außerdem kam jeden Tag ein bisschen mehr über sein wahres Leben ans Licht: Er wohnte tatsächlich in der Jahnstraße, allerdings nicht in einer Wohngruppe, sondern bei seinem Vater. Sein Vater schien nicht viel Geld zu haben, denn die Gegend um die Jahnstraße herum war eher ärmlich. Da die Schüler, die bei Levian in der Nähe wohnten, bisher weder Levians Mutter noch seinen Bruder gesichtet hatten, kursierten die Gerüchte von tödlichem Autounfall, Mord und Entführung immer noch.

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In einer Pause Ende Februar, an einem Mittwoch nach Latein, kam dann der Augenblick, in dem – so glaube ich – das Schicksal seinen Lauf nahm. Die Eisdecke auf dem See war längst geschmolzen und die Wintersonne wanderte durch unser Klassenzimmer. Sie tauchte im Laufe des Morgens fast jeden von uns für einen herrlich langen Moment in warmes, helles Licht. Weil sie so niedrig stand, leuchtete sie bis in die letzte Ecke des Klassenzimmers, und ich wartete gedankenverloren darauf, dass sie Levian erreichte, der seinen Platz direkt an der Tür hatte.

Plötzlich stieß mich Lisanne heftig in die Seite und rief viel zu laut: »Annika! Hör endlich auf, ihn die ganze Zeit anzustarren.«

Ich lief innerhalb von Sekunden rot an. Schnell warf ich Levian einen verstohlenen Blick zu. Doch er hatte sich nicht bewegt. Keinen Zentimeter. Wie versteinert saß er da und las im Mathebuch, seine linke Hand war schon halb ins gleißende Licht der Sonne getaucht. Aber ich wusste, dass er Lisanne gehört hatte, dass er mich auch wahrnahm. Dass er vielleicht genau wie ich hinter den dunkelblonden Strähnen, die mir ständig ins Gesicht fielen, nach meinen Augen suchte.

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Ich brauchte bis Mitte März, um den Mut zu fassen, Levian anzusprechen. Es war alles wieder ein bisschen leichter, wenn man nicht mehr so fror, weniger anhatte und sich schon ein bisschen auf den Sommer freuen konnte. Mir blieb eigentlich auch gar keine andere Wahl, denn langsam, aber sicher begann ich durchzudrehen.

Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an Levians Augen, als hüteten diese das größte Geheimnis meines Lebens. Levians Augen waren, obwohl ich nicht einmal wusste, welche Farbe sie hatten, allgegenwärtig. Bei den Hausaufgaben, beim Essen, beim Klavierspielen, beim Musikhören, beim Tanzen. Gleichzeitig war es so peinlich, in den Freak der Schule verliebt zu sein, dass ich unmöglich mit irgendjemandem darüber sprechen konnte. Nicht einmal mit Lisanne.

Wenn ich mit ihr telefonierte oder im Chat war, ließ ich sie reden. Das war ganz leicht, denn sie sprach ohnehin ununterbrochen. Sie lästerte über die Lehrer (»ungerecht und viel zu streng«), über die Mädchen in unserer Klasse (»oberflächlich«) und die Jungs (»Arschproleten«), über die Frühlingskollektion in den Läden (»tussig«), über das Essen in der Mensa (»Brechmittel«), über ihre Mutter (»hysterisch«) und natürlich über Marvin (»sexbesessen«). Normalerweise war ich froh, wenn mir die Details der Marvin-Lisanne-Dauer-Sexaffäre erspart blieben, aber nun ließ ich Lisanne im Detail davon plaudern. Ihr schien es nicht einmal aufzufallen, dass ich die letzten zwei Wochen praktisch kein Wort mehr gesprochen hatte.

Als ich sie endlich mal wieder zu mir nach Hause einlud, hechelte sie erst einmal durch die üblichen Themen, bis sie schließlich bemerkte, dass sie einen endlosen Monolog führte. Sie brach mitten im Satz ab, verdrehte die Augen und sagte: »Sogar ein gehörloses Meerschweinchen wäre ein dankbarerer Gesprächspartner als du.«

»Charming!«, konterte ich. Ich fand, dass wir lange genug befreundet waren und sie eigentlich eine Verbindung zwischen den Vorfällen mit Levian und meinem Zustand hätte erkennen müssen.

»Es reicht ja, wenn eine redet«, murmelte ich.

»Sehr witzig«, erwiderte sie spitz.

»Schon gut. Ich weiß einfach nicht, worüber ich reden soll. Außerdem habe ich Kopfschmerzen.«

»Du mit deinen Kopfschmerzen.« Lisanne guckte besorgt. »Vielleicht gehst du einfach mal zum Arzt. Das könnte auch ein Hirntumor sein.«

»Ja, genau.« Lisannes medizinische Diagnosen ließen mich kalt. In der zweiten Klasse hatte Lisanne mal behauptet, meine Krämpfe in den Zehen seien ein Zeichen für Multiple Sklerose. Daraufhin verbrachte ich heimlich die zwei schrecklichsten Stunden meines Lebens im Internet: Die erste Stunde brauchte ich, um herauszukriegen, wie man diese Krankheit überhaupt schreibt, die zweite Stunde, um mich als Leseanfängerin durch die ersten drei Bildschirmseiten eines zehnseitigen Wikipedia-Eintrags zu quälen. Als ich endlich begriffen hatte, was die Krankheit bedeutete, heulte ich so lange, bis meine Eltern mich zum Arzt schleppten. Der stellte Magnesium-Mangel fest, was bei Leistungssportlern ziemlich normal ist.

Ein anderes Mal hatte ich meine Tage nicht bekommen und Lisanne behauptete, ich sei schwanger, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch nicht mal einen Jungen geküsst hatte. Lisannes Theorien zufolge konnte man auch schwanger werden, wenn man sich in der Schule auf eine Klobrille setzte, auf die kurz vorher ein Junge gewichst hatte.

Ich war echt sauer, weil sie tatsächlich dachte, ich würde mich auf eine vollgewichste Klobrille setzen. Trotzdem kratzte ich mein gesamtes Taschengeld zusammen und machte zwei völlig sinnlose Schwangerschaftstests. Meine Mutter zwang mich schließlich, mein Tanztraining zu reduzieren, und die Periode setzte wieder ein. Danach schwor ich mir, mich nie wieder von Lisannes medizinischen Horrorvisionen verrückt machen zu lassen.

Lisanne blieb an diesem Nachmittag keine zwei Stunden bei mir, weil einfach nichts mit mir anzufangen war. Allerdings ging sie erst, nachdem ich ihr versprochen hatte, ein MRT machen zu lassen, obwohl wir beide nicht genau wussten, was das war.

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In der Nacht vor dem Tag, an dem ich Levian ansprach, erwachte ich völlig fertig aus einem albernen Traum: Ich hatte geträumt, dass Levian aus einem brennenden Haus direkt auf mich zugerannt kam. Schließlich stand er unmittelbar vor mir, die Augen auf den Boden gerichtet.

»Sieh mich an«, flüsterte ich. »Sieh mich endlich an.«

Seine Augenlider hoben sich in Zeitlupe. Aber bevor unsere Blicke sich trafen, warf sich meine Mutter in einem Karate-Anzug zwischen uns und schrie: »Wenn du meine Tochter anrührst, mache ich dich platt!«

Levian drehte sich schweigend um und ging, während meine Mutter ihm mit ein paar lächerlichen Faustschlägen in die Luft hinterher hüpfte. Ich hätte Wasser aus dem See holen sollen, um das Haus zu löschen. Aber ich habe es nicht so mit Wasser. Also ließ ich das Haus einfach brennen.

An diesem Morgen beschloss ich, Levian anzusprechen. Und zwar noch vor der ersten Schulstunde, damit ich es mir auch ja nicht anders überlegen konnte.

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Als ich den Klassenraum betrat, war Levian noch nicht da. Natürlich nicht. Wie immer kam er kurz vor dem Klingelzeichen und setzte sich auf seinen Platz, ohne mich anzusehen. Ohne überhaupt irgendjemanden anzusehen. In den kleinen Pausen blätterte er in seinem Collegeblock, in der großen Pause saß er mit überschlagenen Beinen und verschränkten Armen abseits auf seiner Bank, den Blick auf seine Knie gerichtet. Seit er sich vor ein paar Tagen zum ersten Mal auf diese Bank zurückgezogen hatte, setzte sich niemand mehr dorthin. Es war Levians Bank. Die Freakbank.

Manchmal, vielleicht nur einmal im Leben, macht man etwas völlig Verrücktes. Etwas, von dem man weiß, dass es bedeutend ist, weil man es jetzt tut oder eben nie. Das war der Moment, in dem ich mich neben Levian auf die Bank setzte. Ich starrte auf meine Hände in meinem Schoß und er starrte weiter auf seine Knie, als hätte er mich gar nicht bemerkt.

»Levian?«, fragte ich leise. Während Levian völlig reaktionslos neben mir saß, spürte ich die erstaunten Blicke von geschätzten 200 Mitschülern in Richtung Bank wandern.

»Levian«, sagte ich noch einmal. Keine Reaktion.

»Okay«, seufzte ich. »Du willst nicht mit mir sprechen.« Kurzzeitig war ich mir nicht sicher, ob Levian überhaupt etwas von dieser Welt mitbekam. Vielleicht war er taub oder Autist oder einfach nur ein hoffnungsloser Soziopath. Ich wollte gerade aufstehen und mich den neugierigen Fragen meiner 200 Mitschüler stellen, als ich Levian aus den Augenwinkeln nicken sah. Also blieb ich sitzen.

»Ich …«, setzte ich an und mir verschlug es fast die Sprache, so nervös war ich. Mein Anliegen kam mir plötzlich so lächerlich vor, dass ich am liebsten abgehauen wäre, mitten in die Traube von zusammengesteckten Köpfen, die sich in sicherer Entfernung von uns gebildet hatte. Aber es war eben dieser eine Augenblick, in dem man etwas Verrücktes tut, etwas, von dem man denkt, es könnte bedeutend sein für das ganze Leben. Also blieb ich sitzen und beendete meinen Satz: »Ich möchte einfach nur, dass du mich ansiehst. Ein einziges Mal würde reichen. Ich kenne nicht einmal deine Augenfarbe.«

Keine Reaktion.

»Es wäre mir wichtig. Ist schwer zu erklären.«

Nichts.

Ich wusste, dass es gleich klingeln würde. Also zwang ich mich, sitzen zu bleiben und zu warten. Diese letzten paar Sekunden würde ich auch noch überleben.

Da schüttelte Levian den Kopf. Unmerklich. Ebenso unmerklich wie er genickt hatte. Und als ich aufstehen wollte, um wegzurennen und nie wieder ein Wort mit ihm zu sprechen, fasste er mein Handgelenk so schnell und so fest, dass sein Griff weh tat und mich zurück auf die Bank zwang.

»Annika«, flüsterte er. Seine Stimme war ein Flash, tief und rau. Bestimmt nicht die Stimme eines Zehntklässlers. Eine richtige Männerstimme. »Lass mich einfach in Ruhe.« Dann ließ er mich los.

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Ich spüre seinen Griff nicht mehr auf meiner Haut. Meine Hände greifen ins Leere, bis ich mich verliere.

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Natürlich war ich am Boden zerstört. Als mich das letzte Mal jemand gebeten hatte, ihn in Ruhe zu lassen, war ich fünf Jahre alt, saß im Sandkasten und bewarf andere Kinder mit Matsche. Die Wahrscheinlichkeit, dass Levian mich jemals ansehen würde, sank nach dem Freakbankfiasko auf null. Trotzdem musste ich den ganzen Vormittag an seine Stimme denken und an die Art, wie er meinen Namen gesagt hatte. Ich bekam Angst vor mir selbst. Warum konnte ich nicht, wie in allen anderen Bereichen meines Lebens, halbwegs normal sein? Die Auswahl hübscher und gleichzeitig zugänglicher Jungs an unserer Schule war nicht kleiner als an irgendeiner anderen Schule und ich selbst war weder auf den Kopf gefallen noch unterdurchschnittlich attraktiv. Es wäre bestimmt nicht unmöglich gewesen, sich in einen interessanten und einigermaßen gesprächigen Jungen zu verlieben und ihm direkt in die offenen Augen zu blicken. Warum konnte ich die Sache mit Levian nicht einfach auf sich beruhen lassen? Warum zog dieser Typ mich so unwiderstehlich an?

Am Nachmittag liefen meine wenigen Freundinnen und die restlichen Mädchen aus meiner Klasse Amok im Chat. Ziemlich befremdliches Verhalten. Ich bin nämlich nicht besonders beliebt, weil ich bisher relativ gut in der Schule war, »zu viele Hobbys« habe (Tanzen und Klavierspielen) und nur wenige Jungsgeschichten zum Besten geben kann. In meiner Klasse gibt es ein paar echte Granaten, mit denen ich einfach nicht mithalten kann: die Informationszentralen für Klatsch und Tratsch, die auf jede Party eingeladenen Wochenend-Trinkerinnen, die politisch engagierten Hochbegabten, die gepiercten Andersdenkenden, die finanziell lebenslang abgesicherten Burberry-Mädchen, die schauspielerisch begabten Ulknudeln – sie alle sind mir in der Kategorie Beliebtheit haushoch überlegen. Irgendwann auf Platz 8 bis 10 im Ranking der Reichen, Schönen und Interessanten meiner Klasse rangiere ich. Aber an diesem Tag war ich der Mittelpunkt aller Kommunikationsplattformen. Es war erbärmlich.

»Wollte nur wissen, ob er spricht«, antwortete ich auf die vielen ›Warum?‹s.

»Er spricht nicht«, antwortete ich auf die vielen ›Und?‹s. »Jegliche Kontaktaufnahme ist völlig sinnlos.«

Ich wollte ihn für mich allein haben. Niemand, wirklich niemand, sollte sich zu Levian auf die Bank setzen und auch nur versuchen, ihn anzusprechen. Dass niemand ein ernsthaftes Interesse daran hatte, mit Levian Kontakt aufzunehmen, kam mir überhaupt nicht in den Sinn. Den Rest erledigte Lisanne für mich. Sie brüstete sich im Netz mit ihrer verrückten Freundin Annika. Enthusiastisch beantwortete sie als offizielle Augenzeugin des Pausen-»Gesprächs« alle weiteren Anfragen und vertrat dabei ihre ganz persönliche Vorstellung von objektiver Berichterstattung. So konnte ich relativ schnell mein Handy ausschalten und mich auf das Wesentliche konzentrieren: Ich spürte Levians Griff noch immer an meinem rechten Handgelenk. Man sah nichts, keinen blauen Fleck, nicht einmal einen roten Abdruck, aber trotzdem war da diese Druckstelle. Beim Klavierspielen tat es sogar etwas weh. Also übte ich über zwei Stunden.

Paarungstanzblicke

In den nächsten Tagen war alles wie vorher. Levian saß unnahbar auf seinem Platz in der Klasse und seiner Bank auf dem Pausenhof und ignorierte mich, während ich tagsüber an ihn dachte und nachts von ihm träumte. Wir schrieben die ersten Arbeiten und Levian schnitt gut ab. Der Zusammenhalt in meiner Klasse war zwar noch nie sonderlich spektakulär gewesen, aber man hatte sich plötzlich zu einer erstaunlich gut funktionierenden Zweckgemeinschaft zusammengetan, um Levians Klausurnoten zu errechnen. Plötzlich war es für niemanden mehr ein Problem, seine Note zu offenbaren, damit wir mit Hilfe des Zensurenspiegels ausrechnen konnten, welche Note Levian hatte. Offensichtlich kassierte er eine Zwei nach der anderen. Er passte also im Unterricht auf und wahrscheinlich bereitete er sich tatsächlich in den kleinen Pausen auf die kommende Unterrichtsstunde vor. Trotzdem hatte er noch nie einen mündlichen Beitrag geleistet. Zu unserer Verwunderung wurde er außerdem weder drangenommen noch abgefragt, obwohl das Welpenschutzprogramm der Lehrer längst hätte vorbei sein müssen.

Ende März begann er, mit den Jungs aus unserer Klasse zu sprechen. Man konnte es wahrlich nicht Unterhaltung nennen, es war eigentlich nur so etwas wie ein leidenschaftsloser Mindestinformationsaustausch. Die Jungs stutzten kurz über Levians Kontaktaufnahme und wechselten dann gleichgültig ein paar Worte mit ihm. Da Levian sich aber weder für Sport noch für Computerspiele noch für sonst irgendetwas zu interessieren schien, blieb er ein Außenseiter. Allerdings war er der seltene Typ von Außenseiter, der gar nicht erst versuchte, Teil der Klasse zu sein. Das war für alle Beteiligten bequem. Allseitige Gleichgültigkeit ist immer bequem.

Je gleichgültiger Levian wirkte, desto mehr wuchs meine Faszination für ihn. Ich versuchte, sie unter Kontrolle zu halten, indem ich mich zwang, Levian bei jeder Gelegenheit den Rücken zuzudrehen, um ihn nicht permanent anzustarren.

So war es auch an diesem zweiten schicksalhaften Vormittag Ende März. Levian saß auf seiner Bank. Plötzlich spürte ich seinen Blick in meinem Rücken. Ich war mir sicher, dass er mich ansah, dass seine Augen mir im Nacken saßen. Es war kein angenehmes Gefühl, sondern eher alarmierend.

»Sieht er mich an?«, fragte ich Lisanne mitten in ihren üblichen Redeschwall hinein.

»Wer?«, fragte Lisanne irritiert.

»Levian«, flüsterte ich.

»Was hast du nur mit diesem Freak?« Lisanne warf Levian einen viel zu langen Blick zu. »Er starrt auf seine Knie.«

»Guck nicht so auffällig zu ihm rüber!«, zischte ich.

»Wie, bitteschön, soll ich rausfinden, ob er dich ansieht, ohne rüberzugucken?«

»Also, guckt er jetzt oder nicht?«

»Nein«, sagte Lisanne. »Wieso interessiert der dich überhaupt?«

»Ich finde ihn faszinierend. So ein Typ, der nicht mit Mädchen spricht und einen nicht ansieht.«

Lisanne schüttelte den Kopf: »Das ist doch nicht faszinierend, das ist total schwul.«

»Ja, vielleicht«, räumte ich ein. Ich hatte ohnehin nicht vor, Lisanne vom Gegenteil zu überzeugen.

»Jetzt guckt er«, merkte sie beiläufig an.

»Was?«

»Er hat zu uns rübergeguckt«, sagte sie mit gespielter Gelassenheit.

»Echt?« Herzklopfen. Extreme Kurzatmigkeit. Pulsierendes Blut in meinen Schläfen. Vorsichtig warf ich einen Blick über meine linke Schulter. Lisanne hatte recht. Levian sah mich an. Unsere Blicke trafen sich und er nickte mir zu. Ich nickte möglichst kurz zurück.

»Was soll das sein?«, fragte Lisanne stirnrunzelnd. »Ein Paarungstanz für Ganzkörpergelähmte?«

»Halt den Mund«, flüsterte ich atemlos, den Blick immer noch auf Levian gerichtet. Da klingelte es zur nächsten Unterrichtsstunde. Er stand auf und ging weg, ohne mich noch einmal anzusehen.

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An diesem Tag sprach ich mit meiner Mutter zum ersten Mal über Levian. Jona hatte zum Abendessen sieben Scheiben Kindermortadella mit Bärenmuster verschlungen und fühlte sich nun stark genug, um in seinem Zimmer gegen die dunkle Seite der Macht zu kämpfen. Mein Vater kam sowieso erst spätabends aus der Kanzlei nach Hause und ich stocherte lustlos in dem Spaghetti-Haufen auf meinem Teller herum. Natürlich nutzte meine Mutter die Gelegenheit für ein Gespräch von Frau zu Frau.

»Also, was ist los, Annika? Du isst wie ein Spatz. Du sprichst kaum noch ein vernünftiges Wort mit uns.« Ich zuckte die Schultern und begann zu essen, aber meine Mutter hatte ihr Besteck neben den Teller gelegt und sah mich auffordernd an.

»Ich habe einfach seit Wochen diese Kopfschmerzen«, antwortete ich matt.

»Oh, Mädchen«, seufzte meine Mutter besorgt. »Hoffentlich bekommst du nicht meine Migräne.«

Natürlich hatten meine Schmerzen nichts mit dreitägiger Übellaunigkeit und Unansprechbarkeit im abgedunkelten Zimmer zu tun. Ich hielt die Migräne meiner Mutter sowieso nur für einen ziemlich billigen Weg, sich mal ein paar Tage allen familiären Verpflichtungen zu entziehen. So etwas konnte sich unsereiner nicht leisten. Jona und ich wurden sogar mit Durchfall in die Schule und zum Klavierunterricht geschickt.

»Ich werde einen Termin beim Arzt vereinbaren«, drohte meine Mutter an.

Es hatte keinen Sinn mehr, die Sache mit Levian weiter zu verheimlichen. Ich hatte in den letzten Wochen mindestens zwei Kilo abgenommen, extrem viel Klavier geübt und die meiste Zeit in meinem Zimmer verbracht. Nicht einmal ein mehrstündiges MRT hätte mir dabei helfen können, mein Leben wieder in normale Bahnen zu lenken, also beschloss ich, meine Mutter einzuweihen.

»Es gibt seit ein paar Wochen einen neuen Jungen in meiner Klasse. Levian.«

»Du bist also verliebt!«, rief meine Mutter erfreut, nahm beschwingt ihr Besteck in die Hände und aß weiter. Die Nachricht versprach, aufregende Veränderung in ihr Leben zu bringen und mein auffälliges Verhalten vollständig zu erklären. Verliebtsein war die Erklärung für Magen-, Kopf- und Handgelenkschmerzen, für überdurchschnittlich langes Klavierüben, für Gewichtsverlust, Stubenhockerei und Schweigsamkeit.

»Nein«, widersprach ich vehement. »Man kann sich wohl kaum in jemanden verlieben, der einen weder ansieht noch mit einem spricht.« Jetzt war es raus und es tat gut, mit jemandem darüber zu reden, der ein aufrichtiges Interesse an meinem Gefühlszustand hatte.

»Ich dachte, er geht in deine Klasse.«

»Er spricht generell nicht mit Mädchen, glaube ich.«

»Klingt ein bisschen merkwürdig, dein neuer Freund.«

»Ich finde ihn cool!«, rief Jona, der offensichtlich die ganze Zeit aus dem Kinderzimmer zugehört hatte. »Mädchen sind eklig und stinken!«, fügte er noch hinzu.

Ich ignorierte Jona, eine überlebenswichtige Fähigkeit, die ich mir in den letzten acht Jahren mühselig angeeignet hatte, und korrigierte meine Mutter: »Levian ist nicht mein Freund.«

»Aha. Du bist nicht in ihn verliebt und du bist nicht mit ihm befreundet. Warum erwähnst du ihn dann überhaupt?«

»Ich finde ihn faszinierend. Sein Verhalten ist nicht aufgesetzt. Das ist keine Masche. Er will mit Mädchen nichts zu tun haben. Nicht mit uns sprechen, uns nicht ansehen. Das ist doch irgendwie aufregend.«

»Oh«, sagte meine Mutter voller Mitleid für ihre naive kleine Tochter. »Annika, der Junge ist schwul! Es liegt nicht an dir, dass er sich nicht für dich interessiert.«

»Du klingst wie Lisanne«, warf ich genervt ein.

»Du kannst ihm vielleicht bei seinem Outing helfen. Der arme Kerl weiß bestimmt noch gar nichts von seiner andersartigen sexuellen Orientierung.«

»Andersartig? Mama, bitte. Er ist NICHT schwul!« Damit mein Bruder nichts mitbekam, fuhr ich im Flüsterton fort: »Er wohnt mit seinem Vater in der Jahnstraße. Irgendetwas Schlimmes ist mit dem Rest seiner Familie passiert. Frau Mint hat mal eine Andeutung gemacht, aber wir wissen nichts Genaues …«

»Wer flüstert, lügt!«, rief Jona ins Esszimmer. »Und stinkt aus dem Mund, wenn er ein Mädchen ist!«

»Halt die Klappe, Jona«, wies ich ihn zurecht. »Sonst enterbe ich dich.« Erbschaften waren bei uns Dauerthema, weil mein Vater sich auf Erbrecht spezialisiert hatte und uns ständig darüber Vorträge hielt.

»Ich dachte, er spricht nicht mit dir«, hakte meine Mutter nach.

»Einmal hat er etwas zu mir gesagt.«

»Und was?«

»›Lass mich in Ruhe.‹«

»Okay. Ich lass dich in Ruhe«, erwiderte meine Mutter eingeschnappt.

»Nein. Du doch nicht. ›Lass mich in Ruhe‹, hat er zu mir gesagt.«

»Was? Wie unverschämt! Was hast du ihm denn getan?«

Jona betrat mit einem leeren Zettel das Esszimmer und hielt mir einen Stift hin: »Kannst du hier unten mal unterschreiben?«

Ich setzte meine Unterschrift auf den Zettel, um Jona schnell wieder loszuwerden. Dann beantwortete ich gereizt die Frage meiner Mutter:

»Ich habe mich neben ihn auf die Bank gesetzt und versucht, mit ihm zu reden. Das war alles.«

»Das klingt ja, als wäre der arme Junge nicht nur schwul, sondern richtiggehend traumatisiert. Vielleicht solltest du lieber die Finger von ihm lassen. Wer weiß, was da passiert ist.«

»Was soll das denn schon wieder heißen?«, fragte ich verärgert. »Ich will meine Finger gar nicht an ihm dranhaben. Hast du das immer noch nicht kapiert?«

»Das war nur metaphorisch gemeint. Flipp doch nicht gleich so aus«, versuchte meine Mutter mich zu beschwichtigen.

»Metaphorisch. Ja, genau.«

Jona kam mit seinem Zettel zurück. Er hatte über meine Unterschrift gekritzelt: Testerment. Jona ärbt meinen Kompjuta.

»So, das bringe ich zu Papa in die Kanzlei!«, rief er triumphierend.

»Mach mal«, sagte ich. »Das Datum fehlt noch.« Schnell rannte Jona zurück in sein Zimmer, um das Datum zu ergänzen. Er konnte zwar kein einziges Wort richtig schreiben, aber er wusste, dass ein Testament ohne Datum in seiner Gültigkeit angezweifelt werden konnte.

»Ich denke einfach, dass er professionelle Hilfe braucht«, merkte meine Mutter an.

»Jona?«, fragte ich spitz.

»Beim Legobauen?«, fragte Jona neugierig.

»Nein, ich meinte deinen Freund, Annika«, korrigierte mich meine Mutter ruhig.

»Er IST nicht mein Freund!« Meine Mutter brachte mich noch um mit ihrer Ignoranz.

»Dass er nicht mit Mädchen spricht, ist doch merkwürdig. Du steigerst dich da vielleicht in etwas rein, dem du nicht gewachsen bist.«

»Das klingt ja, als wäre er ein Psychopath und ich sein nächstes Opfer.«

»Du neigst zur Übertreibung.«

»DU neigst zur Übertreibung.« Die Lautstärke meiner Stimme wuchs direkt proportional zu meiner Verärgerung. »Vielleicht solltest du wirklich lieber dafür sorgen, dass Jona professionelle Hilfe bekommt. Er ist acht, schreibt jeden Tag ein Testament mit mehr Rechtschreibfehlern als Wörtern und wünscht seiner Schwester den Tod.«

»Nein, Annika. Ich mache mir Sorgen um DICH. Du wiegst doch keine 50 Kilo mehr. Das ist ein bisschen wenig für deine Größe.«

»Ich finde, sie ist fett!«, schrie Jona aus dem Zimmer.

»Das ist das Training.« Mit der Lüge kam ich wahrscheinlich nicht durch, aber einen Versuch war es wert.

»Du trainierst doch nicht öfter als sonst. Vielleicht solltest du die Ballettstunden streichen und nur noch zum Company-Training gehen.«

»Okay, Mama. Schon gut. Du weißt genau, dass wir das nicht dürfen. Hast du vielleicht einen etwas konstruktiveren Tipp für meine beschissene Situation?«

»Man sagt nicht ›beschissen‹«, flötete Jona.

»Schreib ihm einen Brief«, schlug meine Mutter vor.

»Was?« Das war mal wieder eine dieser mütterlichen Schwachmaten-Ideen.

Lieber Levian,

bitte guck mich an und sprich mit mir.

Deine Annika.

PS: Meine Mutter hat mir geholfen, diesen Brief zu schreiben.

Sie hält dich für einen Psychopathen und möchte dich gern kennenlernen.

Jona betrat das Zimmer mit einem weiteren Zettel. Er hatte ein Strichmännchen mit einem dicken Bauch gemalt und daneben Maine Schwesta ist fet! geschrieben.

»Das ist ja ein schönes Bild und du hast ein Wort ganz richtig geschrieben!«, rief meine Mutter begeistert aus. Da Jona praktisch nie freiwillig einen Stift in die Hand nahm, brachen meine Eltern in Lobeshymnen aus, sobald er auch nur drei Striche auf ein Blatt Papier malte. Er verkaufte die drei Striche als »Mamas Wimpern« und schon kassierte er ein Lob. »Möchtest du nicht noch den Papa daneben malen?«

»Leider keine Zeit«, sagte Jona und verschwand wieder in seinem Zimmer.

»Jemand, der nicht spricht, schreibt vielleicht lieber«, nahm meine Mutter das Gespräch wieder auf.

»Ich kann’s ja mal probieren«, sagte ich und stand vom Tisch auf. Obwohl ich mir in diesem Moment noch sicher war, dass ich Levian niemals einen Brief schreiben würde, saß ich wenige Minuten später am Schreibtisch und feilte an der Formulierung.