Impressum - Kontakt


andersseitig Verlag

Johannes Krüger

Helgolandstraße 2

01097 Dresden


info@new-ebooks.de



www.andersseitig.de



Kontakt:

Telefon: 03517928282

E-Mail: info@new-ebooks.de

 

Alexandre Dumas

 

Don Martin von Fraytas

 

 

Impressum

Covergestaltung: Olga Repp


Digitalisierung: Gunter Pirntke


2016 andersseitig.de



ISBN

9783961182435 (ePub)

9783961182442 (mobi)


andersseitig Verlag

Dresden

www.andersseitig.de


info@new-ebooks.de


(mehr unter Impressum-Kontakt)

I

 

Aber, mein Vater, sagte Mercedes lächelnd, woher kommt denn diese große und seltsame Liebe für den König Sancho II.?

 

Der, an den das junge Mädchen diese Frage richtete, war ein Greis von ungefähr sechzig Jahren, mit einem Panzerhemde angetan, das mit eben so viel Sorgfalt angelegt war, als ob er sich in seinem Lager vor den Mauren von Ourique oder von Cordoba, und nicht in seinem guten Schloss la Horta, von seiner getreuen Besatzung umringt, in vollem Frieden befunden hätte. Der Helm allein fehlte seiner vollständigen Feldherrnrüstung, und dieser war noch einige Schritte weit von ihm auf eine Truhe gestellt, neben welcher ein Knappe bereit stand, den Befehlen seines Herrn zu gehorchen. Man konnte daher sein ehrwürdiges Gesicht sehen, auf welchem, wie auf dem des Löwen, eine seltsame Mischung von Kraft und von Ruhe sich vereinte. Dieses Gesicht war von langen Haaren umgeben, welche bei Weitem mehr durch Beschwerden, als durch das Alter gebleicht waren, und trug eine oder zwei Narben, welche bewiesen, dass die Hiebe von vorn die willkommenen wären. Der Greis saß an einem Tische, den Ellbogen neben einen silbernen Humpen voll gewürzten Weines gestützt, aus dem er von Zeit zu Zeit einen tüchtigen Zug tat, zwischen seinen Beinen befand sich halb liegend ein großer afrikanischer Windhund, welcher, obgleich der hintere Teil seines Körpers gänzlich auf dem Boden ruhte, wenn er sich auf seine Vorderpfoten aufrichtete, seinen langen Schlangenhals auf den Schenkel seines Herrn gelegt hatte, wo er, obgleich er immer zu schlafen schien, bei jeder Bewegung die dieser machte, oder bei jedem Worte, das aus dessen Munde kam, sein kluges und sanftes Auge aufschlug. Der übrige Teil der Wohnung, deren Bauart dem zehnten, und deren Ausstattung dem zwölften Jahrhunderte angehörte, war von einem jungen Edelknappen von neunzehn Jahren eingenommen, der ehrerbietig an das Kamin gelehnt stand, von zwei Pagen, welche in einer Ecke lachten, und dabei einer alten Magd allerlei Possen spielten, die bei ihrem Spinnrocken eingeschlafen war, von einem Greise, ungefähr in demselben Alter als der, welcher der Herr vom Hause zu sein schien, und der auf der andern Seite des Tisches, aber ein wenig zurück saß, uns seine Untergebenheit anzudeuten, und endlich von dem jungen Mädchen mit schwarzen Haaren, mit roten Lippen und weißen Zähnen, welche die, zu jener Zeit, wo ganz Portugal gegen König Sancho Murrte, sehr natürliche Frage gestellt hatte.

— Aber, mein Vater, woher kommt denn, diese große und seltsame Liebe für den König Sancho II.

 

Der Greis blickte seinen Gefährten mit weißen Haaren an, wie um ihm zu sagen: »Sie fragt noch!« Und sich hierauf nach seiner Tochter umwendend, sagte er:

— Weil ich ihn weit kleiner und weit schwächer gesehen habe, als ich Dich selbst gesehen, Dich, die Du meine eigene Tochter bist; weil ich anwesend war, als die Königin Donna Sancha, deren Seele Gott in Schutz nehme, in Sizilien von ihm entbunden wurde, wo wir angehalten hatten, um ihr Ruhe zu gönnen, und weil ich ihn allein arm und nackend, wie die Schrift sagt, aus dem Bette seiner Mutter kommen sah, während ich mich dagegen in Palästina befand, als Du, mein Kind, das Licht der Welt erblicktest; so dass Du bereits drei Jahre alt warst, als ich zurückkehrte, und Du fast eben so groß und besonders so vernünftig warst, als Du es heute bist.

 

— Führte man ihn etwa auch als Kind nach Palästina? fragte der junge Knappe.

Nein, antwortete der alte Ritter, ich führte ihn nach Portugal zurück. Und wenn Ihr wissen wollt, woher mir diese ungewöhnliche Liebe für ihn gekommen ist, so hört: es ist das große Vertrauen und die große Ehre, welches mir des König, sein Vater, erzeigt hatte; denn an dem Vorabende des Tages, wo wir uns Alle einschiffen sollten, in dem Augenblicke, wo ich die Messe gehört hatte, ließ er mich in sein eigenes Zimmer kommen, in welchem er von seinem Hofe umgeben neben der Frau Königin saß, die auf einem Sessel ausgestreckt, die Füße auf einem Stuhle, noch bleich und leidend von ihrer Entbindung war, denn es war erst fünf und zwanzig Tage her, dass sie entbunden worden, und er sagte zu mir:

»—Herr Don Martin von Freytas, wenn es einen Mann auf der Welt gibt, gegen den wie, die Königin und ich, verpflichtet sind, so seid Ihr es.« Ich wollte antworten, aber er fuhr fort: »Ihr seid es zuverlässig, denn Ihr wart mit mir bei der Schlacht von Alcazar-do-Sal, wo wir den maurischen König Jaen schlugen, und wo Ihr Euch zwischen mich und einen Sarazenen warft, der im Begriffe stand, mich zu töten, so dass Ihr auf Euren Helm, und selbst auf Euer Gesicht den Hieb empfinget, der mir bestimmt war, und später, als von dem Banne des Papstes in Rom getroffen, alle Welt mich verließ, seid Ihr mir treu geblieben; dann endlich, beider ersten Nachricht, die ich Euch von meiner Absicht, nach Palästina zu ziehen, zukommen ließ, seid Ihr aus Romanien zurückgekehrt um in Catania zu mir zu stoßen, wo Ihr mir fünf und zwanzig auf Eure Kosten erhaltene und gekleidete Knappen zuführen, obgleich Ihr nur den Dienst Eurer Person schuldig wart. Nun denn! fuhr er fort, obgleich die Dienste, welche Ihr uns erwiesen habt, so groß und so zahlreich sind, dass wir nicht wissen, wie wir Euch jemals dafür belohnen sollen, so wird sich doch der Dienst, um den wir Euch heute zu bitten genötigt sind, weit über alle die vergangenen Dienste erheben, und ich freue mich, dies in Gegenwart aller dieser Ritter und Herren zu sagen, welche uns hören.

 

»Ich ging zu dem Herrn König, ließ mich auf ein Knie nieder, und nachdem ich ihm für das Gute gedankt, was er von mir gesagt hatte, sprach ich zu ihm: — Herr, befehlt, was ich tun soll, und so lange meine Seele meinen Leib bewohnt, werde ich Nichts gegen das fehlen, was Ihr mir geboten habt.

— Ich erwartete das von Euch; antwortete er mir, und das, was wir wünschen, werden die Königin und ich Euch sagen. Es ist wohl wahr, dass es uns sehr nötig wäre, Ihr ginget mit uns auf diese heilige Reise, welche wir unternommen haben, und dass wir Eurer sehr bedürften, aber der Dienst, den wir von Euch verlangen, liegt uns so sehr am Heizen, dass jeder andere diesem nachstehen muss. Ihr wisst, da Ihr bei seiner Geburt gegenwärtig wart, dass Gott uns wahrhaft unsern Sohn Don Sancho von unserer Gemahlin geschenkt hat. Wir bitten Euch daher, ihn von uns zu empfangen, ihn der Königin, unserer Mutter, zu überbringen und ihren Händen zu übergeben. Ihr werdet Schiffe mieten und Galeeren ausrüsten, oder jedes andere Fahrzeug, welches Ihr für hinreichend. sicher haltet; wir werden Euch ein Schreiben für unsern Schatzmeister geben, damit er Euch alles Geld vorschießt, dessen Ihr bedürft, und an alles das glaubt, was Ihr ihm in unseren Namen sagen werdet. Wir werden gleichfalls an unsere Mutter und an den Herrn König von Majorca schreiben, der unser Verbündeter ist, und ich werde Euch eine allgemeine Vollmacht für alle Theile der Welt geben, wohin Euch der Wind von Westen nach Osten, von Süden nach Norden verschlagen könnte. Alles was Ihr in unserem Namen Reiter, Leuten zu Fuß oder jedem anderen versprechen, tun, sagen werdet, werden wir als gültig versprechen, gutgetan und gutgesagt halten und es bestätigen. Wir werden Euch nichts widersprechen, und als Bürgschaft dafür werden wir alle Länder, Schlösser und andere Orte stellen, welche wir besitzen und mit der Hilfe Gottes zu besitzen hoffen. Ihr werdet daher mit unserer vollständigen und gänzlichen Gewalt aufbrechen, und wenn Ihr unseren Sohn der Frau Königin, unserer Mutter, übergeben habt, so werdet Ihr nach haus gehen und Eure Angelegenheiten prüfen und ordnen, welche durch Euren Feldzug nach Romanien sehr in Unordnung geraten sein müssen. Wenn Ihr dann alles beendigt hab, so werdet Ihr mit allen Truppen zu Pferde und zu Fuß, die Ihr zu sammeln vermöget, zu uns zurückkehren, als unser Verbündeter, der König von Majorca wird Euch alles das Geld auszahlen, das Ihr von ihm verlangen werdet, um die Truppen zu bezahlen, welche Euch folgen werden. Das ist es, was wir wünschen, dass Ihr für uns tut.