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Für Dich

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Rosemarie Hofer

DULIDU

Inspirierende Gedanken & Geschichten

© 2015 Rosemarie Hofer

Umschlag, Illustration: Jonny Hofer / PHOTO &
IMAGE Ltd. London

Lektorat,

Korrektorat: Textehexe / Anke Höhl-Kayser

Übersetzung Text Peter Kater: Jonny Hofer

Weitere Mitwirkende: Dr. Sylvia Löhken / Vorwort

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN
Paperback ISBN 978-3-7323-7274-4
Hardcover ISBN 978-3-7323-7275-1
e-Book ISBN 978-3-7323-7276-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung

Vorwort Dr. Sylvia C. Löhken

Rosemarie Hofer ist eine Frau des genauen Blicks. Sie ist Fotografin. Eine sehr gute übrigens. Mit ihrem zweiten DULIDU-Buch richtet sie ihren Blick erneut nach innen – dann wieder nach außen.

Rosemarie ist ein leiser Mensch, eine nachdenkliche Introvertierte, also nach innen Gerichtete, die mit den Stärken ihrer Persönlichkeit wirkt. DULIDU ist Rosemaries Phantasiewort für "geduldig sein". Ich habe die Umsetzung selbst erleben dürfen, als Rosemarie mich fotografiert hat: Sie lässt sich Zeit, um zum Eigentlichen zu kommen.

Ruhige Geduld, leise Beharrlichkeit: Das ist eine große leise Stärke, die Rosemarie in ihrem Tun umsetzt, und die sie selbst tief verändert hat.

Dieses Buch ist eine Essenz vieler geduldiger Stunden des Nachdenkens, vieler tief verarbeiteter Geschehnisse. Es geht Rosemarie um nicht weniger als um ein gutes Leben. Sie fragt danach, wie sich angesichts dessen, was unser Leben schwer macht, das Glück finden lässt.

In einer oft poetischen Sprache erzählt sie, wie sie diese Frage in ihrem eigenen Leben beantwortet. Auf sehr persönliche Weise teilt sie das, was sie gelernt hat: aus ihrer schweren Krankheit, die sie überwinden durfte, aus geschäftlich schwierigen Situationen, denen sie sich als Unternehmerin stellte, aus ihren Begegnungen mit Menschen, die ihr Hindernisse bauten.

Rosemarie blickt mit ihrer ganz eigenen Linse hinter die Bilder, die sie in ihren Erzählungen teilt. So schafft sie eine Tiefendimension. Die "rosarote Brille", die ihr manche Zeitgenossen unterstellen, ist keine Maske, die sie von der Welt trennt. Sie hat sich einfach gegen das Schwarzsehen entschieden. Das ist ihr wichtig, denn, so Rosemarie, auf die Wahl unserer inneren Brille, auf unseren Blick auf uns und andere kommt es eben an. Diese Brille prägt unser Leben und das, was uns geschieht. Wenn wir wollen, dass es gut weitergeht mit uns, dann sollten wir also auf die Geschichten sehen, die wir uns über uns selbst und andere erzählen.

Die Geschichten und Erkenntnisse in DULIDU stehen für eine "Erst-innen-dann-außen-Haltung", die in unseren lauten Zeiten gerade wieder neue Aufmerksamkeit bekommt. Das Buch, das Sie gerade in Ihren Händen halten, feiert den Menschen in seiner Freiheit, seine Welt in Worten und Bildern zu schaffen.

Freuen Sie sich auf viele inspirierende

Gedanken und Geschichten!

Sylvia C. Löhken

www.intros-extros.com

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Mein Gedanke – eine Einführung

Jaja, die rosarote Brille – ein immer wiederkehrendes Thema, wenn mich Bekannte auf den sogenannten Boden der Tatsachen holen möchten! Beinahe täglich bekomme ich es direkt oder indirekt mit unterschwelligen und eindeutigen Vorwürfen zu tun, ich würde nicht mehr in der Realität leben.

Durch meine sogenannte rosarote Brille würde ich ja nur noch alles positiv sehen wollen und die Wahrheit, wie es im Leben wirklich funktioniert einfach ignorieren.

Begonnen hat dies im Grunde nach der Diagnose Krebs, genauer gesagt, in der Zeit nach meiner Operation und den Bestrahlungen. Als die schwierigsten Phasen überstanden waren, sagte ich einmal in einem Interview, dass ich letztlich sogar für die Krankheit dankbar bin!

DANKBAR !

So einen vermeintlichen Unsinn hat man ja auch selten gehört – wie kommt man denn darauf?

Das ist recht einfach erklärt: „Ich hätte ja auch einfach tot umfallen können! So hatte ich wenigstens die Chance auf einen Neuanfang, auf eine neues, für mich angemesseneres Denken und somit Leben.“

Positives Denken als Zwangsmaßnahme und Heilmittel dafür, dass alles wunderschön ist, sehe ich auch als gefährlich an, aber als eine Art der Grundeinstellung gegenüber dem Leben kann ich es aus meiner Sicht nur empfehlen. Auch in dem vorgenannten Fall. Denn was ich wirklich damit sagen möchte, ist, dass mein Umgang mit der Krankheit schwer war, es tat weh, ich hatte Angst um mein Leben, nur hatte ich im Gegensatz zu vielen anderen Menschen wenigstens die Chance auf Heilung. Diese Chance ist für mich der positive Faktor.

Diese Einstellung, in den vermeintlich negativen Passagen meines Lebens den Faktor zu finden, hilft mir heute sehr.

 

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Dankbarkeit für den Gegner

Ein Gegner, sei er menschlich oder durch den Menschen entstanden, ist immer auch ein Lebenslehrer.

Er zeigt uns unsere Schwächen und lehrt uns, diese zu verstehen.

Die daraus erwachsenden Erfahrungen helfen uns, die nächste Krise zu überstehen.

Wir sollten ihm immer dankbar sein.

Ich bin dankbar für meine Krankheit

Im Jahr 2006 hatte ich mitten im Sommer eine Phase von mehreren Wochen, wo ich mit niemandem reden, niemanden sehen wollte. Die ganze Zeit lag ich nur bei heruntergelassenen Jalousien im Wohnzimmer und jammerte innerlich über die Schlechtigkeit der ganzen Welt. Alles und alle waren Schuld, woran auch immer - ich wusste es genau!

Ich war völlig ohne Antrieb und es war mir im Grunde sogar peinlich wenn jemand reinkam, ob meine Söhne oder mein Mann. Ich wollte mit nichts und niemandem etwas zu tun haben. Heute weiß ich, dass es damals ein Zeichen, eine Art erster Warnschuss war, mein Leben zu überdenken und grundlegende Dinge zu ändern, aber ich hörte nicht darauf.

In Deutschland sagt man so schön: „Reiß dich zusammen“, was natürlich eher ein Oxymoron ist! Ich hielt mich daran und „riss mich zusammen“, ging wieder arbeiten - was für ein Quatsch! Allein die Wortkombination hätte mich stutzig machen müssen: „zusammen-reißen“, gleichzeitig etwas zusammenhalten und auseinanderreißen. Meine innere Zerrissenheit wurde immer größer und meine schauspielerischen Fähigkeiten immer besser, zumindest für eine gewisse Zeit. Ich erkannte nicht, dass mich diese Phase (heute würde man dazu wahrscheinlich Burnout oder eventuell auch Depression sagen) warnen wollte. Sie wollte mir etwas beibringen, aber ich hörte nicht zu und überging sie als etwas Böses, woran ich mich nicht mehr zu denken bemühte.

Ziemlich genau ein Jahr später ging ich mit Nierenschmerzen zum Arzt und erfuhr, dass ich Krebs hatte! Ich hatte einen neuen Gegner, viel mächtiger als ein Jahr zuvor und viel gefährlicher in meinen Augen.

Ich bekam große Angst um mein Leben. Wie sollte ich mich verhalten? Dagegen halten – dafür hatte ich nicht wirklich die Kraft. Mich damit abfinden und sterben - dazu hatte ich noch zu viel Kraft. Was sollte ich also tun? Ich begriff nach und nach, dass ich den Krebs in Sicherheit wiegen musste und ich beschloss, ihm zu danken. Wenn ich heute so etwas erzähle, werde ich meist müde angelächelt und auf der gerunzelten Stirn manches Gesprächspartners sehe ich förmlich die Worte „Die ist bekloppt“, aber es war für mich ganz entscheidend, der Krankheit zu danken. Was sonst sollte ich tun, wie hätte ich kämpfen sollen? Kampf ist Krampf und Verkrampfung können Sie in einem Heilungsprozess, egal ob geistig oder körperlich, niemals gebrauchen.

Ich begann, jeden Tag in eine kleine Kladde hunderte Mal hineinzuschreiben, „Ich bin gesund“ und „Ich bin dankbar für meine Krankheit“, wobei das „Ich bin gesund“ von Anfang an überwog und mit der Zeit das „Ich bin dankbar für meine Krankheit“ immer mehr ersetzte.

Für mich wurde immer wichtiger, die Krankheit als eine Lehre anzusehen, mehr auf mich und meine Bedürfnisse zu achten. Nichts kann wesentlicher sein, als sich um sich selbst zu kümmern. Vorher hatte ich das anders gesehen, da ging es immer zuerst um die anderen, meine Söhne, meinen Mann, ums Geschäft und irgendwann zum Schluss erst auch mal um mich. Die Krankheit zwang mich, mich um mich zu kümmern und zu verstehen, dass ich wichtig bin. Die Krankheit wurde mein bester Lehrer. Niemand sollte die Anzeichen seiner Lehrer übergehen, denn wenn er es tut, werden die nächsten Lehrzeiten schwerer und schwerer.

Grenzen verschwimmen seit Anbeginn der Zeit

Die Grenze zwischen „Möglichem“ und „Unmöglichem“ war schon immer fließend.

Für die ersten Menschen war Feuer ein Wunder, sowie im Mittelalter der Blitz und der Donner.

Als man sich diese erklären konnte, waren sie auch keine Wunder mehr, sondern ein normaler Teil unserer Wahrnehmung.

Für mich sind Wunder völlig normal, wir erleben sie jeden Tag, nur nehmen wir sie oft nicht wahr!

Jeder Tag ist ein Wunder

Bis knapp vor meinem fünfzigsten Geburtstag war mein Leben grundsätzlich für die nächsten Jahrzehnte ver- und geplant. Arbeiten gehen und die Schulden für Haus und Firma abzubezahlen, mich um meinen Mann und die Söhne kümmern, ab und zu mal mit Freunden weggehen, essen, schlafen – das Übliche halt.

Es waren keine Wunder in Sicht, höchstens klar definierte Grenzen meines Denkens, meines Daseins, meiner Existenz. Mit der Angst vor dem Sterben und dem Tod vor Augen jedoch begann ich vieles anders zu betrachten, denn alles in meinem Leben wurde viel wertvoller.

Ich besah alles aus verschiedenen Blickwinkeln, ich hörte genauer zu, ich fühlte und tastete sensibler als früher, ich empfand den Geruch der Blumen, des Waldes, des Meeres anders als jemals zuvor. Meine Ernährung wurde nicht mehr nach reinen Gesichtspunkten des Sättigungsgehalts, sondern primär nach dem Geschmack zubereitet und gegessen.