Single red Rose

Erotischer Roman

Veronika Engler


ISBN: 978-3-95573-402-2
1. Auflage 2016, Bremen (Germany)
Klarant Verlag. © 2016 Klarant GmbH, 28355 Bremen, www.klarant.de

Titelbild: Unter Verwendung des Bildes 61007668 (shutterstock).

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist rein zufällig und von den Autorinnen nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhalt

1. Einsamkeit

 

Der Winter hatte Einzug gehalten in der Stadt. Nicht gerade meine Lieblingsjahreszeit. Doch die frostige Kälte, die mich äußerlich einhüllte, war noch nichts im Vergleich zu den eisigen Temperaturen, die ich tief in meinem Inneren empfand.

Mein Leben ließ sich mit nur wenigen Worten zusammenfassen: Julia Miller, Bankangestellte, neunundzwanzig Jahre alt, mittelgroß, aschblonde lange Haare, braune Augen, insgesamt eine durchschnittliche graue Maus und was das Dramatischste an der ganzen langweiligen Geschichte war, seit mindestens fünf Jahren Single ohne Hoffnung auf Veränderung.

Seit ich vor einigen Jahren hierher in die Fremde gezogen war, fiel es mir mitunter schwer, Kontakte zu knüpfen. Natürlich unterhielt ich mich in der Filiale mit meinen Kollegen oder Kunden, jedoch meist nur das Nötigste. Irgendwann hatte ich aufgehört damit, vorzugeben jemand zu sein, der ich nicht war. Ich war nicht die stets fröhliche, unternehmungslustige und allseits beliebte Julia. Nicht mehr.

Meine Eltern wohnten viele hundert Kilometer entfernt, wodurch ich sie nur sehr selten sah. Ehrlich gesagt hatte sich unser Kontakt auf einige wenige Telefonate zu Feiertagen und Geburtstagen reduziert. Kurzum: Die meiste Zeit war ich mutterseelenalleine. Doch es machte mir nichts aus. Zumindest glaubte ich das. Ich hatte mich und ich hatte meine kleine schwarze Katze, die sich mir eines Tages völlig unverhofft angeschlossen hatte und deren Namen ich nicht kannte. Vermutlich erging es ihr ähnlich wie mir.

 

Jeden Tag um dieselbe Uhrzeit machte ich mich nach der Arbeit zu Fuß auf den Weg nach Hause. Ich wohnte nicht weit entfernt und so konnte ich immer noch einen kurzen Abstecher zu dem kleinen Blumenstand machen, der sich einige Straßen weiter vor einem Einkaufscenter befand.

Ich liebte Blumen über alles. Nur gab es eben niemanden, der mir welche schenken würde. Daher beschenkte ich mich, so oft ich wollte, selbst damit. In den Augen anderer musste dies merkwürdig und auch auf eine Weise armselig erscheinen. Doch mir machte es Freude und schließlich konnte ich mir so immer genau die Blumen aussuchen, die mir am besten gefielen.

Die meiste Zeit im Jahr kam ich sehr gut mit der Einsamkeit klar. Anders verhielt es sich jedoch heute, an jenem einen Tag des Jahres, der nur für Pärchen und Verliebte ins Leben gerufen worden war. Dem Valentinstag. Der perfekte Zeitpunkt für alle Liierten, sich regelmäßig ihre Liebe vor den Augen aller neu zu beweisen, und blanker Horror für Leute wie mich, die dann umso mehr zu spüren bekamen, was Single sein wirklich bedeutete. Die Gesellschaft duldete keine Dauer-Singles wie mich. Freiwillig alleinstehend zu sein, war angesagt, sofern sich dieser Zustand in absehbarer Zeit änderte. Anderenfalls nutzten beispielsweise die Medien jede nur erdenkliche Gelegenheit, um es uns gesellschaftlichen Raritäten auf tausend verschiedene Weisen immer wieder hinzureiben. So auch heute.

Eigentlich sollte jeder einfach leben, wie er es für richtig empfand. Doch leider waren wir alle tief in unserem Inneren kleine Prinzessinnen, die nur darauf warteten, von einem Traumprinzen gerettet zu werden. Emanzipation hin oder her. Wenn der Richtige auf der Bildfläche erschien, waren wir Wachs in seinen, im Idealfall starken Händen. Davon war ich überzeugt.

Meine erste und letzte Beziehung ging nach nur wenigen Monaten in die Brüche, da auch ich endlich einsehen musste, dass wir absolut nicht zueinander passten, und ich in ihm anfangs nur gesehen hatte, was ich sehen wollte. Was, wie sich jedoch letztlich herausstellte, niemals da gewesen war. Damals war ich in Sachen Partnerschaft noch etwas optimistischer als heute gewesen und, romantisch, wie ich dem Grunde nach veranlagt war, davon ausgegangen, dass mein damaliger Freund mich auch mit einer Kleinigkeit zum Valentinstag überraschen würde. Ich wartete den ganzen Abend in der Hoffnung, er würde schon irgendwann mit der Sache herausrücken. Jedoch vergebens. Später erklärte er dann, dass dieser bescheuerte Tag, wie er ihn nannte, doch sowieso nur von der Blumenindustrie erfunden wurde, um den Männern das Geld gezwungenermaßen aus der Tasche zu ziehen. Wenn ein Mann seiner Frau Blumen schenken wollte, so konnte er das auch ohne Anlass an jedem beliebigen anderen Tag tun. Als ob er das je getan hätte. Mit seiner realistischen Darstellung hatte er meinen Glauben an diesen Feiertag ein für alle Mal gebrochen.