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Nr. 10

 

Raumschlacht im Wega-Sektor

 

Die Strukturtaster melden das Auftauchen einer großen Flotte – das ist der Anfang eines interstellaren Krieges ...

 

von K. H. SCHEER

 

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Seit der Invasion der Individualverformer, die Perry Rhodan mit Hilfe der arkonidischen Technik und der Kräfte seiner Mutanten erfolgreich abwehrte, ist einige Zeit vergangen. Die Dritte Macht steht jetzt zu Beginn des Jahres 1975 gefestigt da und stellt trotz ihrer geringen territorialen Ausdehnung die stärkste Macht der Erde dar.

Das eindrucksvollste Denkmal dieser Macht ist GALACTO-CITY, eine supermoderne Stadt mit einem riesigen Raumhafen und großen, fast voll-robotisierten Industrieanlagen.

Dann tritt plötzlich der »Fall Götterdämmerung« ein, GALACTO-CITY wird in den Alarmzustand versetzt, und Perry Rhodan startet mit der GOOD HOPE, dem Beiboot des zerstörten Arkonidenraumers, in das System der Wega ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Herr der Dritten Macht.

Reginald Bull – Perry Rhodans Sicherheitsminister.

Crest und Thora – Sie warten seit über drei Jahren voller Ungeduld darauf, in ihre arkonidische Heimat zurückkehren zu können.

Betty Toufry, Tako Kakuta und John Marshall – Drei Angehörige von Rhodans Mutanten-Korps.

Chaktor – Ein Raumfahrer vom achten Planeten des Wega-Systems.

Thort – Der Herrscher der Ferronen.

1.

 

»... rheeee – Ton!«

Der schrille Kommandoruf verstummte.

Zweihundert metallen glänzende Waffenarme fuhren nach oben. Einhundert fluoreszierende Strahlermündungen wiesen empor zum wolkenlosen Himmel der Wüste Gobi. Einhundert stählerne Kampfroboter erstarrten in regloser Haltung. Nur ihre mechanischen Eingeweide liefen noch, aber das sah niemand.

»Ehre, wem Ehre gebührt«, murmelte Oberst Freyt und sandte einen ironischen Blick zum menschlichen Kommandeur der angetretenen Robotwachtruppe.

Captain Klein erlaubte sich ein diskretes Hüsteln. Er spähte blinzelnd zur eben gelandeten Maschine hinüber.

»Kommt mir bekannt vor«, sagte er. »Erledigen Sie denn die Zeremonie, Sir?«

Oberst Freyt, Chef des Raumjagd-Verbandes, setzte sich steif und marionettenhaft in Bewegung.

Auf dem mächtigen Leitwerk des gelandeten Strahlbombers prangte das Symbol der US-Space-Force. Freyt blieb vor der Rolltreppe stehen. Die im schmalen Luk erkennbar werdende Gestalt war eindrucksvoll und unübersehbar.

General Lesly Pounder, Kommandeur der Space-Force, sah sich schweigend um. Eine Welle blieb sein Blick an den exakten aufgereihten Kampfmaschinen hängen. Captain Kleins Meldung nahm er mit einem abwesenden Nicken entgegen. Weit über dem Flugplatz donnerten schemenhafte Gebilde in den blauen Maihimmel der Gobi. Es war kurz nach 13 Uhr. Die Sonne meinte es gut.

Krachende Donnerschläge zeugten davon, dass die in den Raum pfeifenden Maschinen die Schallmauer durchstießen. Ehe die Geräusche jedoch am Boden ankamen, waren die Silberpünktchen schon längst verschwunden.

Pounder räusperte sich.

»Allerhand«, sagte er anerkennend. »Guten Tag, Freyt. Lange nicht mehr gesehen, wie?«

Das war eine simple Feststellung. Auch Pounder schien die Augenblicke des ersten Wiedersehens etwas bedrückend zu empfinden.

»Etwa drei Jahre, Sir«, bestätigte Freyt diplomatisch. »Sie hatten mich mit einer Rakete der STARDUST-Klasse zum Mond geschickt. Der Auftrag lief ebenso schief, wie die Rakete bei der Landung aufsetzte. Wenn der Chef, ich meine Perry Rhodan, nicht mit dem Kugelraumer angekommen wäre, hätten Sie drei Risikopiloten mehr auf der Absturzliste.«

Pounder, der untersetzte, stets gereizt wirkende Kommandeur der Space-Force, presste die Lippen zusammen.

»Sie haben es erfasst«, stellte er gelassen fest. »Demnach tragen Sie seit nunmehr drei Jahren die Uniform der Dritten Macht. Hmm, sieht nicht übel aus. Etwas utopisch.«

Oberst Freyt verzichtete auf eine Antwort. Pounder war als Besucher in den Herrschaftsbereich der Dritten Macht gekommen. Es wäre sinnlos gewesen, wenn er, Freyt, mit seinem ehemaligen Vorgesetzten diskutiert hätte.

»Der Wagen wartet, Sir«, lenkte er ab. »Der Chef ist noch nicht da. Seine letzte Meldung kam vor einer halben Stunde an. Er hängt mit einem Jäger nahe der Marsbahn im Raum. Testflug!«

General Pounder schluckte auch diese Pille hinunter. Wie selbstverständlich sein ehemaliger Untergebener von Dingen sprach, die für die Menschheit noch immer unfasslich waren.

»Nahe der Marsbahn!«, murmelte Pounder vor sich hin. »Wie das klingt! Sie sind weit gekommen, mein Lieber. Bestimmt weiter, als es Ihnen in der Space-Force jemals möglich gewesen wäre. Sie haben aufgebaut, wie?«

Pounder sah sich um. Weit nördlich, nahe des Goshun-Sees, ragten die Turmbauten der neuen Stadt in den Himmel. »Galakto-City« war sie vom Beherrscher der Dritten Macht genannt worden.

Pounder war vor drei Jahren letztmalig in der Nähe gewesen. Damals hatte die Dritte Macht nur einige provisorische Bauten besessen. Und nun das! Allein die beiden Flughäfen hätten als Prunkstücke eines jeden Großstaates gelten können. Der Raumhafen dagegen war wohl die gewaltigste Anlage, die von Menschen jemals erschaffen worden war.

»Wir denken weiter«, bestätigte Freyt ausdruckslos. »Das von der Asiatischen Föderation an uns verkaufte Landgebiet umfasst nun genau vierzigtausend Quadratkilometer. ›Galakto-City‹ hat nach der neuen Zählung zweihundertdreißigtausend Einwohner. Darf ich nun bitten, Sir? Ihre Maschine wird von unseren Leuten abgefertigt.«

Mit einem Blick zu dem gewaltigen Bomber hinüber, fügte er gelassen hinzu: »Etwas primitiv, die Krähe. Sie verwenden immer noch die altertümlichen Atomtriebwerke?«

»Mit einem solchen Triebwerk sind Sie zum Mond geflogen, Freyt! Wollen Sie mir zu verstehen geben, wie entsetzlich weit wir hinter Ihnen zurück sind? Wenn das so sein sollte, so vergessen Sie niemals, dass Sie und auch Perry Rhodan aus der Space-Force hervorgegangen sind. Wenn ich Rhodan nicht zum Mond geschickt hätte, so wäre er niemals auf die Arkoniden gestoßen. So nennen sich die Fremden doch, oder?«

»Genau, Sir«, nickte Freyt.

Pounder lachte kurz auf. Mit einer ausholenden Armbewegung stellte er beißend fest: »Ohne die fremden Intelligenzen wären wir um keinen Schritt weitergekommen. Rhodan hatte nun einmal das Glück, das Vertrauen dieser Leute zu gewinnen. Nur so entstand die so genannte Dritte Macht. Nun, lassen wir das. Wie benimmt sich Rhodan als Staatschef?«

»Sie meinen den Herrn Ministerpräsidenten, Sir?«

Pounder schwieg eine Sekunde. Dann schnappte er ausgiebig nach Luft.

»Freyt, für mich wird Ihr Ministerpräsident immer Major Rhodan bleiben; jener Bursche, den ich persönlich gedrillt und in die erste bemannte Mondrakete gesetzt habe. Richten Sie ihm das aus.«

»Er hat es nicht vergessen, Sir«, grinste Freyt. »Lassen wir die Spitzen. Ich bin froh, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben. Sie wollen mit dem Chef über die Lieferung von Impulstriebwerken verhandeln?«

Der General verhielt im Schritt. Auf dem fernen Raumhafen klang wieder das urweltliche Dröhnen auf. Blitzende Körper ritten auf kaum erkennbaren Impulsströmen in den Himmel.

Pounder wartete, bis das infernalische Dröhnen abgeklungen war.

»Das war die zweite Staffel unter Deringhouse«, erklärte Freyt. »Er hat sich gemacht. Sie hatten keine schlechten Leute ausgewählt, Sir.«

»Eben! Sonst wären Sie von Rhodan auch nicht als Offiziere übernommen worden. Gern habe ich Sie nicht aus dem Dienst der Space-Force entlassen. – Was wissen Sie von meinen Absichten?«

Das war ein krasser Übergang. Pounders Blick war hart.

»Der Chef hat mit mir darüber gesprochen. Sir, es dürfte sinnlos sein, mit ihm über die Lieferung kompletter Triebwerke verhandeln zu wollen. Lichtschnelle Raumschiffe werden nur im Bereich der Dritten Macht gebaut. Geben Sie es auf. Das ist nur ein guter Rat. Ich bin bevollmächtigt worden, Ihnen – wenn Sie es wünschen – unsere neue Staatswerft zu zeigen. Da kommt sonst niemand hinein. Wissen Sie, Sir – wir mögen unseren alten Chef ganz gut leiden.«

Pounder wandte sich wortlos ab. Das kurze Lächeln des jüngeren Mannes hatte ihn getroffen. Ebenso schweigend kletterte er in den offenen Turbowagen. Sein Auge suchte die strahlende Energiekuppel unweit des Flughafens. Die 10 Kilometer durchmessende Glocke war nicht zu übersehen.

Freyt quetschte seine lange Gestalt neben die des Generals. Pounder musste unwillkürlich einen Vergleich anstellen. Sein verstohlener Blick traf den großen, hageren Mann mit den winzigen Humorfältchen in den Augenwinkeln. Sie hätten Brüder sein können – Freyt und Perry Rhodan! Irgendwie waren sie artverwandt; aus der gleichen Schule hervorgegangen, die man in eingeweihten Kreisen als hart und körperverschleißend bezeichnete.

Pounder fühlte einen gewissen Stolz in sich aufsteigen. Diese noch so jungen Männer – Freyt war eben 37 geworden – hatten ein Werk aufgebaut, das drauf und dran war, die gesamte Weltordnung über den Haufen zu werfen.

Freyt nickte kurz zu Captain Klein hinüber. Pounder bemerkte den Wink. »Er gehörte einmal zum NATO-Geheimdienst unter Allan D. Mercant«, erklärte der Oberst mit einem kurzen Seufzer. »Erstaunlich, wie? Die Menschen scheinen allmählich vernünftig zu werden. Ich kann mich noch gut an den Augenblick erinnern, als ich den Befehl zur Auslösung der drei H-Bomben gab. Damals vernichteten wir den Arkonidenkreuzer. Der alte Mond hatte stellenweise gekocht. Es hat sich viel geändert. Wie gesagt – die Menschen scheinen einige Dinge begriffen zu haben.«

»Begriffen?«, echote der General hohl. »Sagten Sie: begriffen? Wenn es irgendein Narr schaffen sollte, die Dritte Macht über Nacht auszulöschen, wird die Welt übermorgen ein Tollhaus sein. Dann wird man sich um die technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen reißen. Man wird sich ›bedauerlicherweise genötigt sehen‹, zum Zwecke der Selbsterhaltung ernstzunehmende Schritte einzuleiten. So sagt man doch im diplomatischen Sprachgebrauch, oder?«

Freyt verzog die schmalen Lippen. Die scharfen Falten zwischen Kinn und Augen vertieften sich. Der Kommandant des ersten Raumjagd-Verbandes schien jählings jeden Humor verloren zu haben.

»Malen Sie den Teufel nicht an die Wand, Sir«, sagte er bedächtig. »Diese Energiekuppel da drüben ist von mehr als sechstausend Geschützen irdischer Fabrikation beschossen worden. Nicht nur stundenlang, sondern wochenlang. Der Erfolg blieb aus. Uns kann nur eine fremde Macht beseitigen, nämlich eine solche, die nicht auf der Erde entwickelt worden ist. Sie sollten begreifen, dass die Existenz fremder, hochstehender Lebewesen eine unumstößliche Tatsache ist. Wenn wir nicht gehörig aufpassen, geht es uns eines Tages an den Kragen. Man sollte wirklich vernünftig bleiben. Man sollte sogar noch wesentlich einsichtsvoller werden, als man es schon geworden ist. Perry Rhodan schlägt eine terranische Zentralregierung vor, deren Abgeordnete von den irdischen Staaten gestellt werden. Über die Verteilung der Sitze kann man sich einigen.«

»Sie sind verrückt!«, stellte Pounder mitleidig fest. »Freyt, Sie mögen ein guter Soldat und hervorragender Astronaut sein, aber von diesen Dingen haben Sie keine Ahnung. Übrigens – was ist das da hinten?«

Er lenkte bewusst ab. Freyt fühlte es. Zugleich spürte er den bitteren Geschmack auf der Zunge.

Er sah zu den verschwommen sichtbar werdenden Bauwerken hinüber. Es waren zahllose Hallen, Turmbauten, jedoch war keine Spur von Rauch oder Qualm zu sehen. Diese Industriewerke waren peinlich sauber und gehörten zu den leistungsfähigsten der Welt.

»Endfertigung«, sagte Freyt knapp. »Zugleich die Raumschiff-Staatswerft der Dritten Macht. Das haben wir in reichlich drei Jahren aus dem Boden gestampft, Sir.«

»Fertige Industrieanlagen in nur drei Jahren?«, zweifelte Pounder. »Raketenwerke, Prüfstände, Endfertigungsindustrie? Freyt, andere Leute schaffen für solche Riesenanlagen in nur drei Jahren gerade die Grundmauern.«

»Hier haben zehntausend Spezialroboter gearbeitet«, belehrte Freyt mit einem dünnen Lächeln. Es lag etwas Arroganz darin.

»Dazu sind Maschinen eingesetzt worden, die sämtliche Planierungsarbeiten mit Hilfe hochwertiger Antigravitations-Felder besorgt haben. Andere Leute hätten dazu 20 Jahre und mehr benötigt! Was wissen Sie über die unerhörten Hilfsmittel der Arkoniden?«

General Pounder gab es auf. Es war sinnlos mit Leuten zu reden, die in übergeordneten Begriffen dachten und mit unirdischen Maschinen arbeiteten.

Der Wagen hielt vor der rotmarkierten Linie. Vor ihm wölbte sich die aus naher Entfernung kaum sichtbare Wand aus unfasslicher Energie.

»Ein fünfdimensionales Strukturfeld«, grinste Freyt.

»Mit wem kann ich da drinnen verhandeln?«, fragte Pounder und ignorierte damit Freyts Hinweis.

Er spähte in das von der Energiekuppel umhüllte Landgebiet hinein. Es war fruchtbar und blühend. Nur wenige Gebäude erhoben sich darin, doch die waren gewaltig. Der Regierungspalast der Dritten Macht war ein Wunderwerk arkonidischer Architektur. Weiß und makellos glänzte der Riesenbau zu dem Betrachter hinüber.

»Seine Exzellenz, der Herr Sicherheitsminister, werden geruhen, Sie zu empfangen«, bemerkte Freyt mit verdächtig zuckenden Lippen. »Der Herr Sicherheitsminister, Mr. Reginald Bull, haben sich in sehr angenehmer Weise über Ihren bevorstehenden Besuch geäußert.«

»Bull!«, ächzte der Chef der Space-Force. »Ausgerechnet Bull! Jener grinsende, tollpatschige, ewig undisziplinierte Bursche, dessen Degradierung zum kleinen Leutnant ich mit Mühe und Not verhindern konnte, geruht, mich zu empfangen. Er könnte mich eventuell dazu bewegen, ihn als Gesprächspartner anzuerkennen, vorausgesetzt, es gelänge ihm, eine einigermaßen rekrutenhafte Ehrenbezeugung zu bauen. Richten Sie das Ihrem Minister aus.«

 

*

 

Homer G. Adams war am Apparat. Sein breitstirniger Schädel füllte die gesamte Bildfläche des Telekomgerätes aus. Das Bild war farbig und dreidimensional. Der geheimnisvolle Chef der »General-Cosmic-Company«, symbolhaft »GCC« genannt, hatte sich aus dem fernen New York gemeldet.

»Der Chef ist noch unterwegs? Bedauerlich«, klang die kühle Stimme des Mannes aus dem Lautsprecher. »Hören Sie, Mr. Bull, es gefällt mir durchaus nicht, Sie mit General Pounder unter vier Augen zu wissen. Sie werden meine Bedenken entschuldigen müssen; aber ich bilde mir ein, ein recht guter Psychologe zu sein. Pounder ist ein hervorragender Offizier. Diese Tatsache allein sähe ich nicht als gefahrdrohend an. Pounder ist jedoch nebenbei ein großartiger Mensch, dem Sie Dankbarkeit, Achtung und Respekt zollen, auch wenn Sie das niemals zugeben werden. Ich halte Sie von vornherein für unterlegen. Warten Sie auf den Chef.«

Der mittelgroße, untersetzt gebaute Mann in der zartgrünen Uniform-Kombination der Dritten Macht verzog seinen Mund zu einem Lächeln.

Reginald Bull fühlte sich in der Tat unterlegen. Seine wasserblauen Augen erschienen auf dem Bildschirm des fernen Gesprächspartners wie farblose Lichtflecken.

»Ihre Meinung in Ehren«, nickte er. »Was wollen Sie eigentlich, Adams? Sie haben den Besuch doch vermittelt, oder?«

»Sicher, aber da wusste ich noch nicht, dass Perry Rhodan zu einem Testflug startet. Mr. Bull – halten Sie den General hin! Oder, was noch besser wäre, warten Sie, bis ich in der Gobi bin. Ich halte Sie für unfähig, rein geschäftliche Verhandlungen zu führen. Pounder wird Sie um den Finger wickeln.«

»Eben, wozu sind Sie der Finanzminister«, grinste Bull. »Ich gebe zu, dass ich dem alten Eisenfresser am liebsten um den Hals fallen möchte. Ich habe ihn seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Sind Sie sofort abkömmlich?«

Adams zögerte.

»Schlecht. Ich stehe in Verhandlungen mit einer lateinamerikanischen Bergwerksgesellschaft. Sie brauchen doch billiges Kupfer, nicht wahr?«

Reginald Bull schwieg. Unbewusst fuhr er mit den Fingerspitzen über die leuchtenden Rangabzeichen auf der linken Brustseite seiner Kombination. Dabei gestand er sich mit einem unguten Gefühl ein, dass die Verhandlungen mit Pounder jetzt schon illusorisch waren. Dabei hatten sie noch nicht einmal begonnen!

»Ich werde ihm unterlegen sein, rein gefühlsmäßig, verstehen Sie!«, sagte er ungewohnt ernst. »Ich mag ihn gern. Pounder ist für uns durchs Feuer gegangen. Er hat uns alles mitgegeben, was wir jetzt so dringend benötigen. Ohne ihn wären wir niemals zum Mond gestartet. Kommen Sie, Adams, egal, was Sie zu tun haben! Sie sind zur wirtschaftlichen Großmacht Nummer eins geworden. Sie können es sich leisten, eine Verhandlung zu vertagen.«

Homer G. Adams, der als das größte Finanzgenie aller Zeiten bezeichnet wurde, zeigte ein warmes, menschliches Lächeln. Bully wirkte wohl etwas unglücklich.

»Deshalb habe ich Sie angerufen. Wir wollen keine Fehler begehen, nicht wahr? Ich starte sofort. Haben Sie noch besondere Wünsche?«

Adams, der Mutant mit dem fotografischen Gedächtnis, fuhr in instinktiver Reaktion zusammen, als er das erstarrende Gesicht seines Gesprächspartners bemerkte. Zugleich hörte er über die vorzügliche Tonaufnahme das schrille Heulen.

Reginald Bull verwandelte sich schlagartig in den Mann mit den kalten Augen. Etwas war geschehen.

»Mr. Bull!«, rief Adams erregt. »Was ist ...!«

»Sie brauchen nicht mehr zu kommen, Adams. Warten Sie nähere Weisungen ab. Alarm! Ende.«

Adams sah die konkav gewölbte Bildfläche des Telekoms verblassen. Reglos blieb er hinter seinem Schreibtisch sitzen. Sein Büro in den obersten Etagen des gigantischen Wolkenkratzers erschien ihm plötzlich leer und öde.

Sekunden später hörte er ebenfalls das helle Heulen. Es erklang nur wesentlich leiser als im Regierungspalast der Dritten Macht. Dennoch war es nicht weniger beeindruckend.

Homer G. Adams gehörte nicht zu den Männern, die sich von dem akustischen Signal eines Gerätes aus der Ruhe bringen ließen. Ganz bestimmt aber nicht an jenem 25. Mai des Jahres 1975, wo es sich bereits entschieden hatte, dass die Dritte Macht unter dem ehemaligen Major und Risikopiloten der US-Space-Force, Perry Rhodan, zum wirtschaftlichen, politischen und militärischen Mittelpunkt des Planeten Erde geworden war.

Die Tatsache, dass diese Kräfteballung den Erzeugnissen und überragenden Erkenntnissen einer erdfremden Sternenrasse zu verdanken war, musste dabei als zweitrangig angesehen werden. Feststand, dass ein relativ winziger Zwergstaat inmitten des asiatischen Festlandes nach anfänglichen Schwierigkeiten anerkannt worden war.

Damit stand auch die General-Cosmic-Company auf festen Füßen. Adams war dabei, die gesamte Weltwirtschaft mittels arkonidischer Erzeugnisse zu revolutionieren. Aus den letzten Berichten ging hervor, dass das Aktienkapital, der GCC inzwischen auf 200 Milliarden Dollar angestiegen war. Neue Ausschreibungen in Höhe von nochmals 70 Milliarden standen dicht bevor. Es war eine klare, saubere und wirtschaftlich kerngesunde Angelegenheit, die Homer G. Adams ins Leben gerufen hatte.