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Nr. 22

 

Thoras Flucht

 

Perry Rhodan verfolgt einen Flüchtling – und wird zum Gefangenen der Venus ...

 

von CLARK DARLTON

 

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Die Dritte Macht, die das große Erbe der arkonidischen Technik besitzt, wäre zweifellos in der Lage, binnen kurzer Zeit eine politische Einigung der Erde durch Zwang herbeizuführen.

Ein solches Tun hält Perry Rhodan jedoch für unklug, denn er – inzwischen unsterblich geworden – betrachtet die Dinge bereits von einem anderen Gesichtswinkel als z.B. Thora.

Sie, die Arkonidin, hat keine Geduld mehr. Sie will unbedingt wieder Arkon erreichen – und da Perry Rhodan, der erst eine geeinte Erde hinter sich wissen will, bevor er mit Arkon Verbindung aufnimmt, ihr die Heimkehr noch verweigert, ergreift sie die FLUCHT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Er ist unsterblich geworden – aber auch Unsterbliche sind nicht gegen Kugeln gefeit.

Reginald Bull – Perry Rhodans engster Freund und Vertrauter.

Thora – Sie hat es satt, noch länger auf die versprochene Rückkehr nach Arkon zu warten.

R–17 – Logik ist die Grundlage seiner Existenz.

Adams – Der Funker auf Raumstation TERRA III.

Son Okura – Sein »Gesichtssinn« macht die Nacht zum Tage.

John Marshall – Er entdeckt, dass auch ein. Stegosaurus denken kann.

Sergeant Rabow – Er hat das Soldatenleben satt.

General Tomisenkow – Ein Kommandeur, der Unmögliches erreichen will.

1.

 

Drei silberblitzende Metallungeheuer reckten sich drohend in den ewig blauen Himmel des asiatischen Festlandes und schienen mit dem abgerundeten Bug zu den Sternen greifen zu wollen. Sie glichen äußerlich den ersten Raumschiffen, die von der Erde zum Mond flogen und damit ein neues Zeitalter einleiteten.

Aber auch nur äußerlich.

Die drei Raketen waren in der Raumschiffswerft der Dritten Macht entstanden und gehörten zum neuen Typ der ›Zerstörer‹, vergrößerte Raumjäger mit drei Mann Besatzung. Sie erreichten einfache Lichtgeschwindigkeit, waren mit weitreichenden Strahlgeschützen ausgerüstet und konnten sich in Energieschirme einhüllen, die keine Macht der Welt durchbrach.

Die drei Zerstörer waren die ersten Exemplare ihrer Gattung und hatten erst einen Probeflug hinter sich. Da keine Mängel festgestellt worden waren, würde die Serienproduktion in der größten Werft der Welt bald anlaufen.

Das weite Versuchsgelände der Dritten Macht lag einsam unter der brütenden Hitze der Nachmittagssonne. In der Ferne schimmerten die Hochhauskonstruktionen von Terrania, der künftigen Hauptstadt einer vereinten Erde. Links lag die Werft, ein riesiger und unübersichtlicher Komplex aus langgestreckten Hallen und einzelnen Bungalows.

Mechanisch und regelmäßig patrouillierten die Wachen um die drei Zerstörer. Sie sahen nicht nach rechts oder links, so als wüssten sie, wie sinnlos ihr Dienst hier sei. Niemand konnte unbemerkt bis, hierher vordringen. Auf dem Gebiet dieser Werft gab es keine Unbefugten, dafür sorgten schon die elektronischen Absperrmaßnahmen.

Die Wachen trugen keine Uniform. Ihre Bekleidung bestand aus einem merkwürdig metallischen Stoff, der in der Sonne silbern blitzte. Und ihre Augen waren keine Augen, sondern Kristalllinsen. Sie waren keine Menschen, sondern Roboter.

Ohne gefühlsmäßige Reaktion befolgten sie den Befehl, die drei neuen Raumschiffe zu bewachen. Niemand hätte zu sagen vermocht, ob in ihren elektronischen Gehirnen Verwunderung darüber herrschte, dass sie auf jemand aufpassen sollten, der niemals kommen konnte. Nach rechts erstreckte sich bis zum Horizont die spiegelglatte Fläche des Goshun-Salzsees. Von dieser Seite aus drohte die geringste Gefahr, denn der See lag inmitten des Sperrgebietes.

Und doch war die Ruhe eine trügerische.

Während sich die gesamte Welt darauf vorbereitete, den zehnten Jahrestag des ersten Mondfluges zu begehen und, es kaum einen Menschen gab, der jetzt nicht wie gebannt auf den Bildschirm seines Fernsehgerätes starrte, hatte sich jemand anderer entschlossen, nun endlich den Versprechungen keinen Glauben mehr zu schenken und zu handeln.

Vom Süden her näherte sich dem Versuchsgelände ein Wagen.

Die glatte Betonpiste war staubfrei und sauber. Das Fahrzeug glitt mit hundert Stundenkilometer dahin und verlangsamte seine Geschwindigkeit auch nicht, als die erste Sperre in Sicht kam. Die Elektronenabtaster überprüften das Fahrzeug und seinen Insassen – und gaben die Fahrt frei.

Die zweite und dritte Sperre reagierten genauso.

Das Auto, ein schnittiges Sportmodell, hielt geradewegs auf die drei Raketen zu und verlangsamte sein Tempo. Zwei der Roboterwachen hatten den Kurs ihrer mechanischen Rundgänge verändert und näherten sich dem Wagen. Ihre linken Arme waren merkwürdig angewinkelt, aber niemand hätte die darin verborgene Strahlenwaffe erkennen können. Der geringste Impuls würde genügen, die scheinbar harmlosen Metallgeschöpfe in energiespeiende Todesmaschinen zu verwandeln.

Aber der Impuls kam nicht.

Die elektronischen Abtaster erfassten das Gehirnmuster des Menschen, der dem Auto entstiegen war, und registrierten es als ›genehmigt‹. Es hatte die geforderten Anordnungen. Die beiden Roboter ließen ihre Arme sinken und gaben den Weg frei. Mit einem spöttischen Lächeln, so wenigstens schien es, schritt der Unbekannte an den Maschinenmenschen vorbei und blieb wenige Meter von ihnen entfernt unschlüssig stehen.

Da standen sie, die drei startbereiten Kleinraumschiffe. Mit ihrer Höhe von gut dreißig Metern waren sie immer noch Giganten – mit irdischen Maßen gemessen. In ihrem Innern ruhten gewaltige Energiereserven und phantastische Triebwerke, die kein menschliches Gehirn erdacht hatte. Mit diesen Schiffen konnte man das Sonnensystem in wenigen Stunden durchkreuzen, und wenn man wollte, konnte man damit auch in viereinhalb Jahren den nächsten Stern erreichen.

Die Roboter nahmen ihre unterbrochene Wachrunde wieder auf. Der Unbekannte – sein Gehirnmuster war das eines der leitenden Persönlichkeiten – bedeutete keine Gefahr im eingestanzten Sinn. Er durfte passieren. Ja, er durfte sogar noch viel mehr, ohne die Gefahrenimpulse der elektronischen Gehirne auszulösen.

Lange stand die hochgewachsene Gestalt des Menschen in der Einsamkeit der Wüste und betrachtete sinnend die drei Schiffe. Die enggearbeitete Uniform betonte die schlanke Figur, und wenn man genauer hinsah, konnte man erkennen, dass der Unbekannte – eine Frau war. Eine Mütze verbarg das lange, helle Haar, das in der Sonne fast weiß schimmerte. Die rötlichen Augen verrieten Entschlossenheit.

Aber auch eine leicht verhüllte Trauer.

Mit einem letzten Blick umfasste die Frau ihre Umgebung – den nahen Salzsee, die riesige Werft und die ferne Stadt Terrania –, ehe sie sich erneut in Bewegung setzte und langsam auf das nächste der drei Raumschiffe zuschritt.

Es war der Zerstörer C, kurz ZC genannt.

Die Einstiegluke von ZC war geschlossen, aber eine schmale Metalleiter führte zu ihr hinauf. Am Fuße dieser Leiter stand einer der Roboter. Er rührte sich nicht, als die Frau näherkam und vor ihm anhielt. Der linke Arm hing reglos nach unten. In den Linsen aus Kristall war ein totes Blinken.

»Begib dich an deinen Platz, R–17«, sagte die Frau in einer harten, unbekannten Sprache und las die Bezeichnung des Roboters von dem kleinen Schild auf der Brust ab. »Wir starten zu einem Probeflug.«

Der Roboter rührte sich immer noch nicht.

»Es liegt kein Befehl zu einem solchen Probeflug vor«, antwortete er statt dessen in der gleichen Sprache.

Die Frau machte eine unwillige Bewegung.

»Ich befehle es dir, ich, Thora von Arkon.«

R–17 reagierte nicht in der gewünschten Form.

»Der Befehl Perry Rhodans steht höher, Thora.«

In den Augen der Frau funkelte Ärger. Es war, als schössen die roten Pupillen feurige Blitze gegen den widerspenstigen Roboter ab.

»Perry Rhodan ist ein Mensch, R–siebzehn, ich bin eine Arkonidin. Mein Befehl gilt mehr als der Rhodans.«

»Auch mehr als der Crests?«

Für einen Augenblick zögerte die Frau, dann warf sie unwillig den Kopf in den Nacken.

»Crest steht unter dem Einfluss Rhodans – er zählt also nicht. Warum fragst du?«

»Weil Crests Anordnung lautet, dass wir uns allen Befehlen Rhodans zu unterwerfen haben, wie immer sie auch lauten. Wir können daher nicht gegen seine Befehle handeln. Das ist doch logisch, oder?«

Die Frau überlegte einige Sekunden, dann nickte sie langsam.

»Ja, das klingt logisch. Du handelst immer logisch, R–17?«

»Logik ist die Grundlage meiner Existenz.«

»Gut«, sagte die Frau und betrachtete sinnend die fast menschlichen Züge des Roboters. »Dann beantworte mir einige Fragen.«

»Gern, Thora von Arkon.«

»Hat Perry Rhodan einen weiteren Probeflug von ZC ausdrücklich verboten?«

»Nein.«

»Hat er weiter verboten, dass ich einen solchen Probeflug unternehme?«

»Nein.«

Sie nickte befriedigt.

»Handelst du also gegen ein Verbot, wenn du dieses Schiff zur Venus steuerst – um ein Beispiel zu nennen?«

»Bedingt – nein.«

»Na also«, atmete Thora befreit auf. »Dann brichst du auch keine Regel, wenn du tust, was ich dir sage.«

Es schien, als mache R–17 ein bedenkliches Gesicht.

»Ich habe aber keinen Befehl von Rhodan zu diesem Flug erhalten.«

»Ist das notwendig?« Thora war offensichtlich erstaunt. »Du erhältst ihn ja jetzt von mir. Und es ist dir doch nicht verboten worden, Befehle von mir anzunehmen – oder doch?«

»Nein.«

Thora lächelte. Das Lächeln hatte keinen Einfluss auf die Psychoregionen des Roboters, wohl aber die zwingende Logik ihrer Frage.

»Nein, es ist nicht verboten.«

»Dann können wir also starten?«

R–17 zögerte immer noch. Soweit es überhaupt möglich war, konnte ihm nicht besonders wohl in seiner metallischen Haut sein. Aber er fand auch kein logisches Gegenargument, um Thoras Forderung rundweg abzulehnen. Die Frau war eine Angehörige jener Rasse, die ihn erbaut hatte. Rhodan war nur ein Bewohner dieses Planeten, den man Terra nannte – wenn auch ein besonders ausgezeichnetes Exemplar dieser Bewohner. Thora stand R–17 näher als Rhodan, wenn er auch durch Crests Konditionierung gezwungen worden war, ihm zu gehorchen. Und er würde diesen Befehl zum Gehorsam niemals missachten. Er würde es auch nicht können, ohne einen ihn völlig vernichtenden Kurzschluss herbeizuführen.

Wenn er jedoch Thora gehorchte, handelte er nicht direkt gegen Rhodans Befehle. Er begab sich also nicht in Gefahr.

Er nickte.

»Ja, wir können starten. Die Anordnung lautet, dass kein Fremder sich diesem Schiff nähern darf. Thora von Arkon ist kein Fremder.«

»Gut, dann wollen wir keine Zeit verlieren. Setze den Kurs auf den Planeten Venus und starte, so schnell es dir möglich ist. Ich möchte erproben, wie schnell man von hier aus im Notfall unseren Stützpunkt auf dem zweiten Planeten dieses Systems erreichen kann.«

Sie wartete ungeduldig, bis der Roboter ein wenig schwerfällig an der Leiter emporkletterte und den Einstieg öffnete. Erst als er in der Luftschleuse verschwunden war, folgte sie hastig. Ein Knopfdruck ließ die schwere Außenluke zuschwenken. Der Antigravlift brachte R–17 und sie in wenigen Sekunden zur Nase des Zerstörers hoch, wo die Zentrale lag.

Die Schwenksitze nahmen sie auf.

Noch während der Roboter den Kurs errechnete, summte der Antrieb auf und erwärmte sich. Irgendwo im Innern von ZC begann der Reaktor zu arbeiten und erzeugte die unvorstellbaren Energien, die dazu nötig waren, das Schiff gegen die Schwerkraft von der Erde abzuheben und später mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum zu treiben. Automatisch schalteten sich die künstlichen Schwerkraftfelder ein, die jeden Andruck neutralisierten. Der ganze komplizierte Mechanismus einer unvorstellbaren Technik lief an.

Thora wartete. Sie wusste, dass sie es geschafft hatte. Es konnte nur noch Minuten dauern, dann würde sie diesen verhassten Planeten als blaue Kugel im Meer der Unendlichkeit versinken sehen. Die Venus würde nur eine Zwischenstation sein, denn es war heller Wahnsinn, mit einem nur lichtschnellen Schiff die Heimat erreichen zu wollen, die mehr als 30.000 Lichtjahre entfernt war. Auf der Venus aber gab es die Hyperfunkstation, und es würde sicherlich möglich sein, mit ihrer Hilfe eines dieser Schiffe von Arkon herbeizurufen.

R–17 nickte ihr zu.

»Es ist soweit, wir starten. Achten Sie auf den Bildschirm, damit Sie die Fähigkeiten von ZC kennenlernen. Rhodan hat die Anwendung der Maximalgeschwindigkeiten ausdrücklich verboten und nur für den Notfall erlaubt, trotzdem werden wir die Venus im Verlauf von knapp anderthalb Stunden erreichen können. Sie steht auf der anderen Seite der Sonne.«

»Entfernung?«

R–17 antwortete ohne Zögern: »Zweihundertachtunddreißig Millionen Kilometer.«

»Wie schnell dürfen wir fliegen?«

»Dreiviertel der Lichtgeschwindigkeit.«

Sie gab keine Antwort und wartete. R–17 griff nach einem Hebel und zog ihn vor. Nichts schien zu geschehen, aber das Bild auf dem Schirm veränderte sich rapide.

Der Boden sackte urplötzlich unter dem Schiff weg und fiel in eine Unendlichkeit hinein. Rasend schnell flogen von allen Seiten gleichmäßig Gebäude, Straßen, Flüsse, Gebirge und Wüsten dem Zentrum des Startplatzes zu und das Blickfeld erweiterte sich, bis das Gelände plötzlich absank und eine dunkelviolette Fläche sichtbar wurde.

Das Weltall!

In weniger als zehn Sekunden hatte der Zerstörer die Atmosphäre der Erde durchstoßen. Unaufhaltsam jagte er hinein in den Raum.

Für einen Augenblick glaubte Thora rechts in der Ecke des Schirmes einen blitzenden Punkt zu erkennen, der aber sofort wieder verschwunden war, ehe sie sich Gedanken darüber machen konnte. Dann erblickte sie die durch Filter stark abgeschwächte Sonne fast in Flugrichtung.

Die Erde selbst wurde zu einem Globus, der sich friedlich durch den Sternenhimmel drehte, kleiner und kleiner wurde, bis er nur noch ein sehr hell leuchtender Stern war.

Thora seufzte auf. Sie sah hinüber zu dem Robotpiloten.

R–17 erwiderte den Blick.

»Ein feines Schiff«, sagte er anerkennend.

»Ja, ein feines Schiff – aber nicht fein genug für das, was ich plane, R–17.«

Der Roboter stellte keine Fragen. Schweigend richtete er den Kurs ein, korrigierte und berechnete.

Die Sonne war bedrohlich nahe ...

 

*

 

Seit Jahren bereits kreist die bemannte Raumstation um die Erde.

Zusammen mit zwei anderen hatte sie die Aufgabe, ein weltweites Televisionsnetz zu erhalten. Alle drei Stationen schwebten in einer solchen Höhe, dass ihre Umkreisungsgeschwindigkeit die Erdrotation genau aufhob, so dass sie ständig über dem gleichen Punkt der Oberfläche standen.

Funker Adams war sich seiner Verantwortung durchaus bewusst, als er die Verbindung mit den anderen beiden Stationen herstellte, um die Sendung von »Terra-Television« einzuleiten.

Heute vor zehn Jahren war von Amerika aus die erste bemannte Raumschiffexpedition unter dem Kommando des bis dahin völlig unbekannten Majors Perry Rhodan gestartet. Die STARDUST – so hieß jenes erste Raumschiff, landete wohlbehalten auf dem Mond, fand dort die gescheiterte Raumexpedition der Arkoniden und kehrte mit deren Kommandanten, Crest, zur Erde zurück. Damit, das wusste auch Adams, hatte die ganze Geschichte begonnen.

Er wusste aber auch, dass sie noch lange nicht zu Ende sein würde.

Der Kollege auf Station II bestätigte Kontakt. Station I folgte Sekunden später. Adams rief die Erde. Die große Funkstation in Terrania meldete sich. Die Sendung, die von der ganzen Welt gehört und gesehen werden sollte, konnte beginnen.

Funker Adams lehnte sich bequem in seinen Sessel zurück. Er hatte nicht mehr viel zu tun, denn alles weitere erfolgte automatisch. Immerhin würde er sich diese Sendung nicht entgehen lassen. Perry Rhodan selbst würde zur Menschheit sprechen.

Auf dem Kontrollschirm materialisierte sich ein wirbelnder Sternhaufen und formte sich zu dem bekannten Bild der Milchstraße, das langsam rotierend im Nichts schwebte.

Das Erkennungsbild von Terrania, Hauptstadt der Dritten Macht.

Dann erschien das Gesicht eines Mannes. Es war scharf und markant. Die tiefen Falten in seinem Gesicht und um den Mund ließen ihn älter erscheinen, als er sein mochte.

»Hier spricht Oberst Michael Freyt aus Terrania. Anlässlich unseres Nationalfeiertages der zehnjährigen Wiederkehr des ersten bemannten Fluges zum Mond spricht zu Ihnen: Perry Rhodan, Präsident der Dritten Macht und Freund der Arkoniden. Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit.«

Das Gesicht verschwand und wurde durch ein anderes ersetzt. Die Simultanübersetzungsanlagen schalteten sich knackend ein. Perry Rhodans Worte würden, noch während sie ausgesprochen wurden, in jede Sprache der Welt übersetzt werden.

Eigentlich seltsam, dachte Funker Adams nachdenklich, wie groß die Ähnlichkeit zwischen diesem Freyt und Rhodan ist. Sie könnten fast Brüder sein. Die gleiche hagere Gestalt, die gleichen stahlgrauen Augen und scharfen Falten um Mund und Nase. Sogar der gleiche, zielbewusste Blick! Aber Rhodan ist jünger – oder täusche ich mich? Er müsste doch schon 45 Jahre alt sein, aber er sieht aus wie 38. Möchte wissen, wie er das macht. Die Uniform steht ihm gut. Nun ist es bald zehn Jahre her, dass er sie mit der Uniform des amerikanischen Risikopiloten vertauscht hat. Ziemlich turbulente Geschichte war das damals ...

Aber Adams versäumte leider die ersten Worte Perry Rhodans, denn eine Alarmglocke schrillte durch die Funksteuerzentrale und schreckte ihn aus seinen Erinnerungen hoch. Mit einem Satz war er aus dem Sessel und raste zur Tür.

Alarm auf der Station bedeutete stets eine Gefahr.

Aber es war nicht so schlimm. Der wachhabende Beobachtungsfunker hatte mit Hilfe der Radaranlage ein nicht gemeldetes Objekt bemerkt, das mit ungeheuerlicher Geschwindigkeit dicht an der Station vorbeigeflogen und in Richtung Mond verschwunden war. Offensichtlich war es von der Erde gekommen.

»Nicht gemeldet?«, dehnte Adams seine Worte zweifelnd. »Haben Sie in Terrania angefragt?«

»Noch nicht.«

»Dann aber dalli!«, empfahl Adams und tröstete sich damit, dass auch die interessantesten Vorträge stets mit langweiligen Einleitungen begännen. Er würde sicher nicht viel versäumen, wenn er noch wartete.

Die Antwort von Terrania kam sofort.

»Hier ist kein Schiff gestartet. Geben Sie Daten.«

Daten geben war gut. Das Schiff, wenn es ein solches gewesen war, war so schnell vorbeigehuscht, dass nicht viel festzustellen war. Der automatisch laufende Film konnte vielleicht helfen. Er kam gerade aus dem Entwickler.

Die Aufnahme ergab ein Schiff von dreißig Meter Länge und geringem Durchmesser. Etwa wie ein Torpedo sah es aus. Geschwindigkeit: nicht feststellbar, aber sicher mehr als 100 km/sek.

Adams schüttelte den Kopf, während sein Kollege die Daten durchgab. Wenn es überhaupt ein solches Schiff gab, dann konnte es nur in den geheimnisvollen Werften Perry Rhodans entstanden sein, von denen man nur wenig wusste. Man wusste höchstens, dass ...

Die Antwort aus Terrania war überraschend: »Versuchen Sie sofort, von der Mondstation weitere Daten zu erhalten. Wichtig ist der voraussichtliche Kurs des Schiffes. Auch sind wir an den Feststellung der Geschwindigkeit interessiert, die es in der Nähe des Mondes aufwies. Danke für Ihre Hilfe. Wir warten auf weitere Meldungen und stellen unsererseits Nachforschungen an.«

Das war alles.

Der Radarfunker sah Adams an.

»Nun, was sagen Sie dazu? Merkwürdige Sache, nicht wahr?«

Adams nickte langsam.