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Joana Angelides

Hexe Samantha und der Märchenwald, Teil 1





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

VORWORT



Wie entstehen eigentlich Märchen?


Manchmal entstehen sie aus dem Wunsch des Menschen heraus, dass eben unerreichbar scheinende Dinge wahr werden sollen.

Dann wieder wollen wir, dass Menschen, die unsere Vorbilder sind, auch übermenschliche Dinge leisten und immer edel handeln.

Für uns heute selbstverständliche Leistungen, wie Fliegen z.b., wurden früher in das Reich der Götter verbannt, den Wesen aus anderen Welten zugeschrieben.
Den Tieren wurden immer schon menschliche Züge angedichtet, sie wurden in gute und böse Wesen eingeteilt.

In den Wäldern vermutete man geheimnisvolle Feen und Elfen, Kobolde und Drachen. Jedoch erst in unserer Zeit, gibt es auch liebe und nette Drachen!
Es entstanden Sagen um Riesen, um Beherrscher der Berge, Zwerge die in Höhlen wohnen.

Wenn wir heute in den Wald gehen, dann ohne diese Vorstellungen. Wir glauben einfach nicht mehr daran. Das ist wirklich sehr schade. Doch können wir wirklich sicher sein?

Es leben doch alle diese Tiere in einer wunderbaren Symbiose miteinander in einem Wald. Ist es wirklich unmöglich, dass sie untereinander Freundschaften geschlossen haben? Gibt es wirklich keine Kobolde, oder Feen? Wo der Mensch es doch Jahrhunderte lang geglaubt hat?

Gibt es nicht Wälder, die undurchdringlich scheinen, Geräusche die an unser Ohr dringen, die dann aber in der Tiefe des Waldes verklingen?

Wenn Äste knacken, oder kleine Steinchen ganz unmotiviert auf die Seite rollen, wer hat sie los getreten?

Es gab immer schon Menschen, die mit dem Wald und seinen Tieren, sowie den Kräutern und Pflanzen darin vertraut waren. Kann es nicht sein, dass dieser oder jener mit den Tieren des Waldes spricht?

Gibt es vielleicht doch Zauberwesen in einer Zwischenwelt, die nachts lebendig werden, sich unter uns Menschen mischen und uns helfen? Oder auch unsere Hilfe suchen?

Wir sollten uns öffnen, sollten zugänglich sein für die Zeichen die für bereite Seelen unübersehbar da sind und ihnen folgen.

Folgen Sie mir in die von mir entdeckte kleine Märchenwelt, rund um den Märchenwald, lassen sie sich von mir die kleinen Geschichten erzählen, die das Leben der Tiere und ihren Mitbewohnern darin bestimmt.

Oder folgen Sie der Tante Monika, die mit den Tieren sprechen kann, die ihre Sorgen hört und dann zu helfen versucht.














Inhaltsverzeichnis



VORWORT 2

Inhaltsverzeichnis 4

Die kleine Fee 13

Die kleine Hexe, die nicht böse sein wollte. 18

Die kleine Hexe bekommt einen Namen. 24

Frühlingsfest im Märchenwald 28

Die böse Hexe Bora wird besiegt. 34

Die kleine Hexe Samantha und der böse schwarze Vogel. 42

Das vermisste Häschen Haseputz. 48

Ein Fremder im Märchenwald 53

Hexlein Samantha und die Kräuter 58

Ein Unwetter im Märchenwald 64




Der geraubte Goldstaub


Die kleine Lamis schlüpfte unter die Decke. Es war Zeit zum Schlafen gehen. Die Mutter strich die Decke glatt und löschte die Lampe.

„So jetzt schlaf schön", sagt sie, „und träum´ was Schönes.“
Sie geht hinaus und zieht die Türe hinter sich zu, lässt sie aber einen kleinen Spalt offen.


Lamis schloß ihre Augen. So lag sie nun eine Weile da, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Sie setzte sich wieder auf.

War da nicht ein Geräusch? Sie horchte in die Dunkelheit hinein. Ja da war ein Geräusch, es kam vom Fenster her und es klang wie leises Weinen.


„Hallo ist da wer?“ Fragte sie.


Ein neuerliches Schluchzen war zu hören. Sie schlug die Decke zurück und stieg leise aus dem Bett. Auf den Zehenspitzen ging sie zum Fenster. Da saß am offenen Fenster ein kleines Männchen mit einer roten Zipfelmütze am Kopf und weinte bitterlich.


„Ja, Hallo, wer bist denn Du?“ fragte sie „Ach, ich bin das Traummännchen, ich bin am Abend immer unterwegs zu allen Kindern und bringe ihnen schöne Träume mit.“ Sagte das Männchen und rieb sich wieder die Augen.

„Oh, schön. Aber warum weinst Du dann?“

„Ich kann heute keine Träume bringen, weil die böse Hexe Bora meinen Sack mit Goldstaub geraubt hat und in ihrer Höhle hinter den Felsen auf der Geisterinsel versteckt hat. Ohne Goldstaub kann ich aber die Träume nicht austeilen. Die Kinder können nun nicht mehr träumen.“


„Das ist ja schrecklich! Was kann man denn da tun?“ Fragte Lamis ganz traurig.

„Ich brauche Hilfe. Ohne Hilfe kann ich mir den Goldstaub nicht zurückholen. Ich bin viel zu klein dafür“.
„Ich helfe Dir, was soll ich machen?“ Fragte Lamis aufgeregt.

Ganz eifrig richtet sich das Traummännchen auf.

„Das ist ja wunderbar, dass Du mir helfen willst. Aber wir brauchen zuerst einmal ein paar Primeln, wenn man die richtige Anzahl in der Hand hält, dann öffnen sie die Felsen“.

„Ja aber gibt es denn jetzt überhaupt Primeln?“ Fragte die kleine Lamis verzagt.
„Da müssten wir in das Zauberreich fliegen und dort die Primeln holen. Ich werde die Elfen im nahen Märchenwald aufsuchen und mir ein weißes Märchenpferd ausborgen. Die können fliegen, ganz hoch über den Wolken. Ich komme zurück und hole Dich ab.“

Er sprang leichtfüßig vom Fensterbrett und verschwand durch den Garten.


Die kleine Lamis schüttelte den Kopf und schlüpfte wieder unter die Decke.
Sie glaubte sich getäuscht zu haben und schloss wieder die Augen um zu schlafen.


Plötzlich hört sie vom Fenster her wieder ein Geräusch.

„Pst, pst“, machte es. Es war wieder das Traummännchen.

„Komm, ich habe mir ein Märchenpferd ausgeborgt. Wir können jetzt zur Geisterinsel fliegen, die liegt im Atlantik westlich von Irland, weit weg.“
Lamis schnappte sich nur schnell ihren Morgenmantel, damit ihr nicht kalt wird so hoch oben über den Wolken und schwang sich auf das weiße Märchenpferd.



„Hallo, ich bin Silja, eine Waldfee. Ich borge das Pferd nur her, wenn ich mit- fliegen darf.“ Sagte ein kleines Wesen mit einem weißen Schleierkleid und goldenen Flügel und goldenen Schuhen. Sie hockte ganz oben auf dem weißen Pferd. Ihre langen goldenen Haare flatterten im Nachtwind.

„Hallo, ich bin Lamis“, lächelnd streckte das Mädchen die Hand aus.


„Los geht’s“, rief das Traummännchen und das Pferd flog über die Wolken davon.

„Mir ist so kalt“, klagte die kleine Elfe Silja und zog die Schultern zusammen.
„Ich werde euch in die Taschen meines Morgenmantel stecken, ihr seid ja beide so klein, da habe ich Angst ihr fallt vom Pferd, und außerdem ist es da auch wärmer.“


Lamis steckte das Traummännchen und die kleine Elfe in ihre beiden Taschen rechts und links, dann flogen sie über den Nachthimmel weiter, an den Wolken vorbei, beleuchtet von den Sternen am Himmel, direkt ins Zauberreich.
Das Pferd landete sanft auf einer Lichtung und Lamis hüpfte hinunter und lief über die Wiese. Ganz am Rande wuchsen viele Primeln. Sie pflückte ein paar und wollte schon wieder auf das Pferd steigen, als eine Stimme rief:

„Halt, du kannst mir doch nicht meine Primeln stehlen", vor dem Mädchen stand plötzlich ein wütender Waldkobold mit hochrotem Kopf, dessen Augen aufgeregt funkelten.

„Ach entschuldige“, sagte die kleine Lamis, “ aber wir brauchen diese Blumen um die böse Hexe auf der Geisterinsel zu besiegen. Sie hat den Goldstaub des Traummännchens gestohlen.“

„Ach so, wenn das so ist, dann kannst Du die Blumen mitnehmen. Aber Du musst mir von der Geisterinsel etwas mitbringen."

„Ja gut, aber was soll ich Dir mitbringen?“

„Bringe mir den Edelstein aus dem Hexenstab der Hexe mit. Damit rauben wir ihr die Zauberkraft, und alle Kobolde, Elfen und Feen, die sie gefangen hat, sind wieder frei.“

„Ja gut, mache ich“, sagte Lamis und hoffte sehr, dass sie das auch schaffen wird.
„Weißt Du was", rief der Kobold, „ich komme mit. Wenn wir mehr sind, sind wir stärker, “ sagte der Kobold und hielt sich am Schwanz des Pferdes fest.


„Los geht’s“ rief das Traummännchen wieder und sie stoben hinauf in den Nachthimmel und nahmen Kurs auf die Geisterinsel.




Es war sehr kalt da oben und die Geisterinsel war weit weg. Sie liegt im Atlantik, das ist das große Meer zwischen Amerika und Europa, westlich von Irland. Lamis lehnte sich am Hals des Pferdes fest an und hielt sich an seiner Mähne fest. Das Traummännchen und die kleine Fee Silja klammerten sich am Rande der Taschen des Morgenmantels und der kleine Kobold kletterte nun doch den Schwanz des Pferdes hinauf und schlüpfte unter den Morgenmantel, denn ihm war auch kalt. So flogen sie dahin und wären fast alle, außer dem Traummännchen eingeschlafen.



„Da vorne am Horizont sehe ich die Geisterinsel schon, ich erkenne sie an den Nebelschleiern die von der Insel aufsteigen. Wir müssen hinuntergehen, bevor uns die Hexe bemerkt und uns vorerst einmal verstecken.“ Rief er ganz aufgeregt.


Das Traummännchen kletterte aus der Tasche des Morgenmantels, den Hals des Pferdes hinauf und flüsterte ihm was ins Ohr. Das Pferd wieherte leise und ging in den Sinkflug über. Ganz sanft setzte es auf dem weichen Waldboden auf. Es war ein guter Platz, sie waren umgeben von hohen Bäumen und dazwischen sehr viel Gebüsch. Sie konnten sich hier gut verstecken.

Schlaftrunken kletterte Lamis vom Rücken des Pferdes und rieb sich die Augen. Auch die kleine Fee Silja war munter geworden und schaute neugierig aus der Manteltasche hervor. Lamis nahm sie vorsichtig aus der Tasche und setzte sie auf ein Gebüsch.















„Was soll denn das, ich fürchte mich ganz und gar nicht.“