GABRIELLE BERNSTEIN

DAS UNIVERSUM
STEHT HINTER DIR

Wie wir Angst in
Vertrauen verwandeln

Aus dem Englischen von Ulla Rahn-Huber

L·E·O Verlag ist ein Imprint der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG,
herausgegeben von Michael Görden.

1. eBook-Ausgabe 2017
Copyright © 2016 by Gabrielle Bernstein
All rights reserved. This edition published by arrangement with the
original publisher, Hay House Inc., Carlsbad, CA, USA
Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Universe has Your Back
© der deutschen Ausgabe 2017 by L · E · O Verlag
in der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München
Lektorat: Daniela Graf
Umschlaggestaltung: Torge Niemann, WRAGE
Satz: BuchHaus, Robert Gigler, München

Konvertierung: Brockhaus/Commission
ePub-ISBN: 978-3-95736-094-6
ePDF-ISBN: 978-3-95736-095-3

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Alle Rechte vorbehalten.

Für meine liebste Freundin Micaela.
Danke dafür,
dass du meine spirituelle Laufpartnerin bist.

INHALT

EINLEITUNG

Kapitel 1:

Du besitzt eine verborgene Kraft

Kapitel 2:

Du bist der Gestalter deines Traums

Kapitel 3:

Du wirst immer geführt. Selbst wenn es sich nicht immer so anfühlt

Kapitel 4:

Deine Ausstrahlung spricht lauter als deine Stimme

Kapitel 5:

Das Universum beeilt sich, dir zu helfen, wenn du Spaß hast

Kapitel 6:

Hindernisse sind Umwege in der richtigen Richtung

Kapitel 7:

Gewissheit bahnt deinen Wünschen den Weg

Kapitel 8:

Das Universum spricht auf rätselhafte Weise

Kapitel 9:

Einheit befreit

Kapitell 10:

Du bist das Universum

Kapitel 11:

Wenn du glaubst, dich hingegeben zu haben, gib dich mehr hin

Kapitel 12:

Sei ein Instrument der Liebe

Danksagung

 

EINLEITUNG

Im Frühjahr 2015 erlitt ich während einer Yogastunde einen Zusammenbruch. Aus heiterem Himmel, mitten beim Sonnengruß, überfiel mich urplötzlich ein Gefühl der Panik. Ich setzte mich auf meine Matte, um durch Atmen die Angst in den Griff zu bekommen, doch im selben Moment setzten schreckliche Schmerzen im Nacken ein, und die komplette linke Seite meines Gesichts und mein Arm wurden taub. Ich spürte, dass ich kurz davor war, durchzudrehen. Ich verließ rasch den Raum, rief meinen Arzt an und ließ mir einen Notfalltermin geben.

Innerhalb von 24 Stunden unterzog ich mich mehrerer MRTs und Blutuntersuchungen. Während ich auf die Ergebnisse wartete, machte ich die schlimmsten Ängste meines Lebens durch.

Als die Resultate endlich vorlagen, war ich ratlos. Es gab keinen Befund, der meine physischen Symptome hätte erklären können. Am Ende diagnostizierten die Ärzte schlicht eine Panikattacke. Für mich machte das jedoch keinen Sinn. Ich hatte einen wunderbaren Ehemann, der mich in jeder erdenklichen Hinsicht unterstützte, war beruflich erfolgreich und körperlich fit, und in der Familie lief auch alles wunderbar. Genau genommen übertraf mein Leben alle meine Erwartungen. Im vergangenen Jahrzehnt hatte ich meine spirituelle Praxis laufend weiter ausgebaut, ich hatte viele alte Wunden heilen lassen und mein Vertrauen in die Führung des Universums gestärkt. Ich glaubte, ich sei endlich frei – von wegen!

Zwar gelang es mir in der darauffolgenden Woche, mich einigermaßen zusammenzureißen, doch die Frage ließ mich nicht los, wie es zu dem Zwischenfall hatte kommen können. Mit dem logischen Verstand konnte ich mir nicht erklären, was mit mir los gewesen war, und so setzte ich mich mit der Bitte um Erhellung und Weisheit vertrauensvoll auf mein Meditationskissen. Nachdem ich eine Weile in der Stille gesessen hatte, schrieb ich in mein Tagebuch: »Es liegt an deinem Widerstand gegen Liebe und Freiheit. Die Dunkelheit, die du noch in dir trägst, wehrt sich gegen das Glücklichsein.« Die Worte flossen wie von allein aus mir heraus.

Ich war völlig perplex. Konnten solche massiven körperlichen Schmerzen tatsächlich von meinem Widerstand gegen die Liebe ausgelöst werden? Ich war seit Jahren davon überzeugt, dass jeder Mensch glücklich und frei sein würde, sobald er die Wunden der Vergangenheit ausgeheilt hätte und seine spirituelle Verbindung tief genug wäre. Unermüdlich hatte ich daher an meinem inneren Wachstum gearbeitet und war die ganzen Jahre konsequent auf dem spirituellen Pfad geblieben. Die Welt um mich herum hatte angefangen, mir meinen positiven inneren Zustand zu spiegeln, und mein Leben war richtig in Fluss gekommen. Doch genau in diesem Augenblick meldete sich die latent in mir vorhandene Angst und wehrte sich mit aller Kraft gegen die Liebe und das Licht, auf die zu vertrauen ich begonnen hatte.

Ich sah mir diesen Widerstand genau an, um ihn zu verstehen und ihn mir bewusst zu machen. Nach gründlicher Selbsterforschung wurde mir schließlich klar, dass es ebendiese innere Abwehr gegen die Liebe ist, die uns alle in der Dunkelheit hält. Sie ist es, die uns an alten, einschränkenden Mustern festhalten lässt. Wir können uns mit Meditation, Gebet, positiven Affirmationen, Therapie und anderen Methoden der persönlichen Weiterentwicklung immer wieder Erleichterung verschaffen. Doch dann reicht eine einzige beschränkende Überzeugung, eine negative Bemerkung oder ein Abhängigkeitsmuster, und schon sind die guten Gefühle verflogen. Wir erleben diese Rückschläge immer wieder, weil die Dunkelheit in uns in dem Augenblick auf den Plan tritt, in dem wir anfangen, uns dem Licht zuzuwenden.

Selbst wenn wir uns auf den Pfad von Liebe und Glück begeben, fällt es uns oft schwer, uns aus unserer Angst zu lösen. Warum? Weil wir gelernt haben, auf sie zu vertrauen. Wir messen unserem Schmerz Bedeutung bei, weil wir überzeugt sind, dass Erfolg, dauerhaftes Glück und ein sinnvolles Leben nur um den Preis von Kampf und Auseinandersetzung zu haben sind; und ein Umfeld von Macht und Konflikt verleiht uns ein Gefühl von Sicherheit. Wie großartig sich die Liebe auch immer anfühlen mag, unbewusst sind wir überzeugt, nur überleben zu können, wenn wir an unseren Schutzmechanismen festhalten.

Vielleicht tun wir alles, um frei zu sein, in Fluss zu kommen und uns von unseren angstbasierten Gewohnheiten zu lösen, aber in dem Augenblick, in dem sich ein Gefühl von Erleichterung einstellt, schießt die Angst wie aus dem Nichts an die Oberfläche. Mag sein, dass wir lange brauchen, um dieses Muster zu durchschauen, haben wir es aber erst einmal erkannt, beginnt unsere Reise zur Freiheit. Denn der Hauptgrund für unser Unglück ist überraschend simpel: Wir wehren uns dagegen, glücklich zu sein.

Sigmund Freud entdeckte das Phänomen des Widerstands auf der Suche nach einer Erklärung dafür, warum sich der Zustand mancher seiner Patienten nicht bessern wollte. Eines Nachts träumte er von einem solchen Fall aus seiner Praxis und gelangte dabei zu der Erkenntnis, dass jegliche Veränderung zum Positiven ausblieb, weil die betreffende Patientin diese schlichtweg nicht wollte. Er nahm seinen Traum zum Anlass, dieses Phänomen umfassend zu erforschen, und es wurde in der Folgezeit zu einem der Eckpfeiler seiner Therapie.

Anders als Freuds Patientin hast du dieses Buch mit dem Vorsatz aufgeschlagen, aus der Angst zu erwachen und mit der Liebe in Resonanz zu gehen. Du hast dir da etwas Großes vorgenommen. Die Angst in dir wird alles daransetzen, dich im Schmerz und in der Dunkelheit gefangen zu halten. Sie ist die Wurzel all unserer Probleme und Gefühle von Getrenntheit. Wenn du wirklich Ja zur Liebe des Universums sagen willst, musst du dir deinen Widerstand anschauen und dich von einem Denksystem verabschieden, in dem du fälschlicherweise einen Hort von Sicherheit und Geborgenheit und das Fundament deines Lebens zu erkennen meinst.

LEKTION DES UNIVERSUMS: Um frei zu sein, musst du dir deinen Widerstand bewusst machen.

Du musst dir klarmachen, dass du zwar einen liebenden Geist in dir trägst, der zu Wundern fähig ist und im Frieden sein will, dass da aber gleichzeitig auch noch etwas in dir sagt: »Ich will nicht frei sein. Ich will nicht aufhören zu bewerten. Ich will die Kontrolle nicht abgeben.«

Die wirksamste Weise, deinen Widerstand loszulassen, liegt darin, dir bewusst zu machen, dass du ihn nicht loslassen willst. Sobald du akzeptierst, dass du geradezu süchtig nach Angst bist, kannst du alles hinter dir lassen, was in der Vergangenheit geschehen ist, und dir auf deinem weiteren spirituellen Weg so manchen angstbedingten Umweg ersparen. Dann kannst du dir verzeihen, dass du nicht alles perfekt hinbekommst und immer noch an alten Mustern festhältst. Diese Schattenseite in dir anzuerkennen ermöglicht die Heilung des Widerstands. Im metaphysischen Text Ein Kurs in Wundern heißt es:

»Der Kurs zielt nicht darauf ab, die Bedeutung der Liebe zu lehren […] Er zielt vielmehr darauf ab, die Blockaden zu entfernen, die dich daran hindern, dir der Gegenwart der Liebe […] bewusst zu sein.«

Bei mir war es so, dass sich meine Panik in dem Augenblick legte, als ich meine Angst akzeptierte. Dass ich sie annahm und mich meiner Sehnsucht nach Freiheit hingab, bahnte mir zusätzlich den Weg. Ich arbeite jeden Tag daran, mich der Liebe nicht mehr zu widersetzen, und ich vertraue fest darauf, dass mir die liebevolle Energie des Universums stets zur Verfügung steht.

Auch du kannst diese Freiheit erlangen. Halte, während du mit den heilenden Gebeten, Übungen und Meditationen in diesem Buch arbeitest, liebevoll nach deiner Angst Ausschau, und beschließe bewusst, dass du dieses Denksystem nicht mehr willst. Mit diesem Entschluss bereitest du dir deinen Weg zum Glück.

Um das alte Denksystem loszulassen und ein neues an seine Stelle treten zu lassen, braucht es Übung, aber es ist sehr viel weniger »Arbeit«, als du vielleicht denkst. Hingabe an das Universum zu üben ist die Praxis, die dich am weitesten bringt. In jedem Kapitel dieses Buchs findest du einfache Gebete, Affirmationen und Übungen, die dir dabei helfen, deine angstvollen Gedanken und deine Energie der Liebe des Universums anzuvertrauen. Es ist wichtig, dass du nicht versuchst, die Übungen gedanklich zu durchdringen. Mach sie einfach! Vielleicht stellst du fest, dass dich die eine oder andere ganz besonders anspricht. Wenn das der Fall ist, kannst du sie mehrfach wiederholen. Der optimale Weg für dich wird mit der Zeit Gestalt annehmen. Du wählst dir deine Route selbst. Statt dir einen bestimmten Plan vorzugeben oder dich mit allzu viel Werkzeug zu belasten, will ich dich lieber führen, indem ich dir stets aufs Neue in Erinnerung rufe, wonach du dich am meisten sehnst: Freiheit von Angst, sodass du zum Frieden zurückfinden kannst. Je öfter du an diesen Wunsch erinnert wirst, desto leichter wirst du es annehmen können, wenn er in Erfüllung geht.

Auf dem spirituellen Weg geht es nicht darum, wer am besten meditieren kann, am feinfühligsten oder erleuchtetsten ist. Es kommt vielmehr darauf an, uns immer wieder aufs Neue der Liebe hinzugeben. Genau das möchte ich mit diesem Buch erreichen.

Du kannst die zahlreichen Übungen, die es enthält, natürlich allesamt in dein Programm aufnehmen; vielleicht ziehen dich aber auch nur ein paar wenige besonders an. Es gibt kein Richtig und kein Falsch in ihrer Anwendung. Sei einfach offen, und bleib bei den Übungen, die dich inspirieren. Alle Meditationen im Buch kannst du dir übrigens auf Englisch kostenlos im Internet anhören. Du findest sie unter: www.GabbyBernstein.com/Universe.

Wenn du nur eine Lektion, ein Gebet oder eine Meditation aus diesem Buch täglich anwendest, wirst du zu einer tieferen Verbundenheit mit dem Universum gelangen und auf diese Weise wundersame Veränderungen bewirken. Verkompliziere also nichts, und mach dir bewusst, dass du umso mehr profitieren wirst, je mehr du investierst. Wie sagt man so schön: »Es funktioniert, wenn du funktionierst.«

Ich lade dich also heute ein, dir deinen Widerstand bewusst zu machen, dir zu verzeihen, dass du bisweilen nicht immer mit der erforderlichen Konsequenz übst (oder die Übungen gar nicht machst), und dich der Führung anzuvertrauen, die dir hier begegnet. Geh mit offenem Geist an jedes neue Kapitel heran, und dir wird gegeben, was du gerade brauchst. Was du mitbringen musst, ist lediglich die Bereitschaft, die Blockaden loszulassen, die dich daran hindern, in Harmonie und der Energie der Liebe zu leben. Wenn du nun umblätterst, vergiss nicht, offen für neue Ideen zu sein. Hab Geduld, und vertraue darauf, dass das Universum hinter dir steht.

KAPITEL 1:

DU BESITZT EINE VERBORGENE KRAFT

Als ich sechzehn Jahre alt war, kämpfte ich mit Depressionen. Ich wusste damals nicht, warum ich in diesem Zustand war, aber meine Angst, Sorgen und Traurigkeit waren nicht zu leugnen. Meine Depression war hinterhältig. Sie überfiel mich aus heiterem Himmel und ohne offensichtlichen Anlass. Da ich mein Problem allein nicht in den Griff bekam, wandte ich mich an meine Mutter, um mir Rat zu holen. Sie war eine absolut unkonventionelle Frau, für die Meditation und Yoga untrennbar zum Leben gehörten. Also legte sie mir das Instrument ans Herz, an das sie selbst glaubte, indem sie auf ein Meditationskissen deutete und sagte: »Durch diese Tür geht es nach draußen.«

Meine Mutter gab auch ihr Mantra an mich weiter: So, Ham, So, Ham. Und sie riet mir, mich mindestens fünf Minuten täglich hinzusetzen und zu meditieren. Meine Traurigkeit saß so tief, dass ich alles getan hätte, was sie mir sagte, und so fing ich zu meditieren an. Zu meiner Überraschung ging es mir sofort besser. Dieser unmittelbare Erfolg brachte mich dazu, mein Meditationskissen immer öfter aufzusuchen.

Nachdem ich zwei Wochen auf diese Weise geübt hatte, fuhr ich mit meinem Freund übers Wochenende in ein Strandhaus. Kaum waren wir dort angelangt, überfielen mich wieder die alten Gefühle von Depression und Angst. Ich sagte zu meinem Freund: »Es tut mir leid, aber ich brauche ein bisschen Zeit für mich. Ich muss meditieren.« Dann zog ich mich in ein kleines Zimmer im zweiten Stock dieses mir völlig fremden Hauses zurück. Im Dunkeln setzte ich mich auf das ordentlich gemachte Bett und fing an, mein Mantra zu rezitieren: So, Ham, So, Ham. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete, aber ich wusste, dass es mir helfen würde, mich wieder besser zu fühlen. So, Ham, So, Ham. Etwa eine Minute lang hatte ich so mein Mantra rezitiert, als etwas ganz Wunderbares geschah. Wie aus dem Nichts hatte ich auf einmal das Gefühl, in eine warme Decke aus liebevoller Energie gehüllt zu sein. Meine Gliedmaßen fingen zu kribbeln an, und meine Angst und Depression verschwanden. Noch nie hatte ich einen solchen Frieden in mir empfunden. Ich war im Einklang mit einer Gegenwart, die viel größer war als alles, was ich bis dahin gekannt hatte. Ich hatte meine verborgene Kraft gefunden.

Ich erinnere mich an dieses Erlebnis, als wäre es gestern gewesen. Es war der Moment, in dem ich erkannte, dass ich mich mit einer liebevollen energetischen Kraft verbinden konnte, die weit über den logischen Verstand und den Ort, an dem ich mich gerade befand, hinausreichte. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich wirklich sicher. Ich verließ das Gästezimmer und ging zu meinem Freund hinunter. Die Schwere war fort, in meinen Augen lag ein Strahlen, und mein Geist war völlig klar. Überrascht fragte er: »Was ist denn mit dir los? Du siehst so erholt aus.« Ich antwortete nur: »Meditation.«

Über mehrere Monate hinweg behielt ich meine Meditationspraxis konsequent bei. Aber kaum, dass ich mich besser fühlte, nahm ich es nicht mehr so genau. Ich begann mich auf äußere Erfolge und weltliche Formen von Glück zu konzentrieren. Geborgenheit und Liebe suchte ich in Beziehungen zu Männern, Bestätigung und Befriedigung im Beruf, und das Hochgefühl, das ich einmal auf meinem Meditationskissen gefunden hatte, suchte ich in Drogen. Ich wählte die äußere Welt als meinen Quell von Liebe und wandte mich von der Energie des Universums ab.

Ich traf eine Reihe falscher Entscheidungen, da ich nach Sicherheit im Außen strebte, und fiel wieder in ein tiefes Loch. Die Depression hatte mich erneut im Griff. Diesmal aber wurde das Ganze von meiner Sucht und der damit verbundenen Scham noch verschlimmert. Eines Morgens hockte ich in meiner Wohnung auf dem Boden. Die Wirkung der Drogen und des Alkohols ließ langsam nach. Da fiel mir plötzlich wieder die energetische Verbindung ein, die ich einmal gespürt hatte. Das Mantra meiner Mutter kam mir in den Sinn, und ich fing an, es zu rezitieren: »So, Ham, So, Ham«. Als wäre keine Zeit vergangen, fand ich sofort wieder Zugang zu diesem Gefühl von Liebe. Es war, als würden mir unsichtbare Engelsschwingen vom Boden aufhelfen und mich in ein neues Leben jenseits der Angstwelt tragen, die ich mir gewählt hatte. Ich hatte die Tür nach draußen wiedergefunden.

An jenem Tag gab ich mir das Versprechen, der wahren Quelle der Liebe nie wieder den Rücken zuzukehren. Seit zehn Jahren befinde ich mich auf einer spirituellen Reise, um meine Beziehung zu dieser Liebe zu vertiefen. Die Liebe, von der ich hier spreche, wird oft auch Gott, Geist, Wahrheit oder Bewusstsein genannt. Neuerdings sprechen viele auch vom »Universum«. Für mich sind diese Wörter austauschbar, und als solches sind sie auch in diesem Buch zu verstehen.

Meine Beziehung zu dieser Energie ist mir im Leben das Wichtigste. Ohne sie verliere ich meine Kraft, meinen Sinn und meine Verbindung zur Liebe. Täglich strebe ich danach, mich mit Gebeten, Meditation, Achtsamkeitspraktiken und einem liebevollen Umgang mit mir selbst und anderen auf ihre Gegenwart einzuschwingen. Ich übernehme die Verantwortung für die von mir geschaffene Welt, indem ich mir Liebe zur Gewohnheit mache und mich jeden Tag aufs Neue mit ihr verbinde. In diesem Sinn muss ich selbst nach zehn Jahren auf dem spirituellen Weg noch immer täglich üben. Es ist ein lebenslanges Versprechen, das ich mir da gegeben habe. Die gute Nachricht ist, dass es mit der Zeit immer leichter wird, es zu halten. Es ist wie mit jeder neuen Gewohnheit: Je mehr man sie pflegt, desto mehr Freude macht sie. Inzwischen habe ich eine großartige Beziehung zum Universum, und das Universum lässt mich zum Dank nie im Stich.

LEKTION DES UNIVERSUMS: Glück, Erfolg und Sicherheit hängen von deiner Fähigkeit ab, mit der liebevollen Schwingung des Universums wirklich in Resonanz zu gehen.

Viele Menschen fühlen sich unglücklich, erfolglos und unsicher, weil sie vergessen haben, wo ihr Glück, ihr Erfolg und ihre Sicherheit in Wirklichkeit liegen. Wenn du dich darauf besinnst, wo deine wahre Kraft liegt, verbindest du dich mit dem Universum und kommst in den Genuss der Wunder des Lebens. Und, was das Allerwichtigste ist, dein Glück kann zum Ausdruck einer Freude werden, die die Welt ein Stück besser macht.

Freude ist unser Geburtsrecht. Es ist unsere Getrenntheit von der Liebe, die sie blockiert. Der Weg zurück zur Liebe fängt mit dem Verständnis an, wie es überhaupt zu dieser Abspaltung kommen konnte. Jeder von uns führt sie auf seine eigene Weise herbei. Auf die eine oder andere Art verschließen wir uns vor der Liebe des Universums und entscheiden uns für die Angst der Welt. Wir lassen uns von der Angst in den Bann ziehen, die uns aus den Nachrichten, in der Schule, im häuslichen Umfeld erreicht. Indem wir Schmerzen Bedeutung geben und Stärke im Außen suchen, verwehren wir der Liebe den Zutritt. Wir vergessen völlig, dass es sie gibt. Der metaphysische Text Ein Kurs im Wundern lehrt:

»Die Anwesenheit von Angst ist ein sicheres Zeichen,
dass du Vertrauen in deine eigene Stärke setzt.«

Dies ist eine heftige Botschaft, und ich erinnere mich noch, wie mir die Luft wegblieb, als ich sie zum ersten Mal las. Getrenntheit von Liebe heißt, dass wir die Gegenwart einer höheren Macht (die Gegenwart des Universums) verleugnen und lernen, uns auf unsere eigene Stärke zu verlassen, um uns sicher zu fühlen. In dem Augenblick, in dem du dich von der liebevollen Gegenwart des Universums abwendest, verlierst du die Sicherheit, Geborgenheit und klare Führung aus dem Blick, die du sonst erhalten würdest. Richtest du dich dagegen wieder nach der Liebe aus und hörst auf, dich auf deine eigene Stärke zu verlassen, wird dir klare Orientierung zuteil. Die Gegenwart der Liebe vertreibt immer die Angst.

Mit der Energie des Universums vereint zu sein ist wie ein wundervoller Tanz, bei dem du deinem Partner so sehr vertraust, dass du dich einfach dem Rhythmus der Musik hingeben kannst. Wenn du mit der Energie des Universums zu tanzen beginnst, folgt dein Leben seinem natürlichen Fluss, eine unglaubliche Synchronizität wird möglich, kreative Lösungen fließen dir von allen Seiten zu, und du erlebst, was es heißt, in Freiheit zu sein.

Meine Freundin Carla ist ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn wir mit der Gegenwart des Universums in Resonanz gehen. Sie ist in einer Familie groß geworden, in der äußere Erfolge mehr als alles andere zählten und man alles dafür gab, um sie zu erreichen. Sie glaubte daher fest, dass permanentes Streben, Stress und Kämpfen zum Erfolg dazugehören. Zehn Jahre ihres Lebens brachte Carla damit zu, sich mit viel Druck, Kontrolle und Manipulation eine Spitzenposition auf der Karriereleiter zu sichern. Je mehr sie sich anstrengte, so ihre Überzeugung, desto erfolgreicher, glücklicher und sicherer würde sie sein. Mit ihrer Durchsetzungskraft gelang es ihr tatsächlich, in eine nach außen hin äußerst bemerkenswerte Stellung zu gelangen. Eines Tages aber, als sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt war, hatte sie einen Nervenzusammenbruch, und ihr ganzes Leben stürzte wie ein Kartenhaus ein. Sie wurde als Notfall in die Klinik eingeliefert und musste sich für längere Zeit krankschreiben lassen. Die Welt, wie sie sie gekannt hatte – es gab sie nicht mehr.

Während der Genesungszeit geschah jedoch etwas, das Carlas Leben für immer verändern sollte. Eines Morgens wachte sie auf und blieb still im Bett liegen. Und in dieser Stille erinnerte sie sich an ein Gebet, das sie von ihrer Großmutter aus ihrer Kindheit kannte. Es war das Gebet des heiligen Franz von Assisi:

Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde,
sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Warum auch immer, sie hatte das Gefühl, das Gebet laut aufsagen zu müssen. Nachdem sie es getan hatte, stand sie auf und wandte sich den Alltagsdingen zu. Alles schien zunächst völlig normal, doch dann nahmen die Ereignisse ihren Lauf. Als sie sich an ihren Computer setzte, fand sie eine E-Mail in ihrem Posteingang, die einen Link zu einem meiner Blogs enthielt. Er war ihr von einer Freundin weitergeleitet worden, mit der sie jahrelang keinen Kontakt gehabt hatte. In der Betreffzeile stand »Erfolg kommt von innen«, was Carlas Interesse weckte und sie die E-Mail lesen ließ. Sie klickte sich durch einen Video-Blog auf meiner Website, in dem ich erklärte, wie man sich mit spirituellen Praktiken den Zugang zum Erfolg eröffnen kann. Sie hatte immer noch keine Ahnung, warum sie diese E-Mail bekommen hatte, wer ich war oder warum sie auf meiner Website gelandet war. Sie hörte nur diese Stimme in sich rufen: Schau dir dieses Video an!

Genau das tat sie, und sie hatte das Gefühl, als würde ich sie direkt ansprechen. Am nächsten Tag ging sie in eine Buchhandlung. Eigentlich wollte sie sich einen Roman besorgen, doch dann fiel ihr aus heiterem Himmel ein Sachbuch vor die Füße. Es war von mir. Der Titel lautete Könnte Wunder bewirken. Sie erkannte mein Foto auf dem Cover und lachte über die Synchronizität. Sie konnte den Hinweis kaum ignorieren. Darum kaufte sie das Buch und fing sofort mit dem 40-Tage-Programm an.

Am dreißigsten Tag war Carla auf Facebook unterwegs, als ein Post von mir aufpoppte, mit der Ankündigung, dass ich in zwei Wochen zu einem Vortrag in ihre Stadt kommen würde. Sie buchte sofort ein Ticket.

Während der Veranstaltung saß Carla still auf ihrem Platz. Als es Zeit für die Fragen aus dem Publikum wurde, hatte sie keinesfalls die Absicht, sich in den Mittelpunkt zu stellen oder irgendetwas von sich zu geben, zumal sie mit diesem ganzen Selbsthilfekram noch nie wirklich viel am Hut gehabt hatte. Plötzlich hörte sie mich fragen: »Wer von den Leuten hier im Saal hat das 40-Tage-Programm aus Könnte Wunder bewirken gemacht?« In dem Augenblick wurde ihr bewusst, dass dies ihr vierzigster Tag war! Ohne lang zu überlegen, hob sie die Hand, und so bat ich sie, nach vorne zu kommen und zu berichten, welche Erfahrungen sie damit gemacht hatte. Also erzählte Carla, dass sie keine Ahnung hatte, wie diese E-Mail damals den Weg in ihren Posteingang gefunden hatte oder warum das Buch aus dem Regal ausgerechnet ihr vor die Füße gefallen war oder wie zehn Tage vor meinem Besuch in ihrer Stadt der Facebook-Post bei ihr aufgetaucht war. Sie beschrieb, wie sie während ihrer Arbeit mit dem Buch zu der Erkenntnis gelangt war, dass ihre alte Art zu leben nicht mehr funktionierte; dass ihr dabei neue Möglichkeiten aufgezeigt worden waren. Und sie erklärte vor diesem Saal von Fremden, dass sie ihren Stressjob an den Nagel hängen und eine Ausbildung im Ernährungsbereich anfangen würde, ein Thema, das sie schon immer interessiert hatte. Sie sagte: »Vor vierzig Tagen war ich total depressiv, aber heute weiß ich, dass es stimmt, was du sagst: Das Universum steht wirklich hinter mir.«

Carlas Geschichte zeigt uns, dass uns das Universum, wenn wir uns seiner Macht anvertrauen, immer genau zu dem hinführt, was wir gerade brauchen. In dem Augenblick, in dem sie das Gebet des heiligen Franz von Assisi sprach, hörte sie auf, sich auf ihre eigene Stärke zu verlassen, und bat das Universum unbewusst um Hilfe.

Synchronizität, Führung, Heilung und Fülle sind uns jederzeit zugänglich. Wir müssen nur mit der Energie des Universums in Resonanz gehen, um mit deren helfender, liebevoller Qualität in Fluss zu kommen. Sobald wir mit ihr im Einklang sind, wird unser Leben zum glücklichen Traum.

LEKTION DES UNIVERSUMS: Wenn du deinen Willen an die Macht des Universums abgibst, empfängst du Wunder.

Eine weitere Möglichkeit, dich in die Hände des Universums zu begeben, ist, dir klar vor Augen zu führen, wie die Geschichten und Überzeugungen, die du in dir trägst, dein Erleben bestimmen.

Ein Kurs in Wundern lehrt, dass Projektion gleichbedeutend mit Wahrnehmung ist. Welche Geschichten wir auch immer in unserem Kopf projizieren mögen, sie entscheiden, wie wir unser Leben wahrnehmen. Gary Renard, ein großartiger Ein-Kurs-in-Wundern-Lehrer, hat mir eine wunderbare Metapher dafür mit auf den Weg gegeben. Stell dir vor, du bist im Kino und schaust dir einen Horrorfilm an. Es ist der Moment im Film, an dem gleich irgendetwas Schreckliches passiert. Du weißt, dass die Heldin, wenn sie um die nächste Ecke biegt, in Lebensgefahr gerät. Du wirfst Popcorn Richtung Leinwand und schreist: »Nein! Geh nicht um diese Ecke!« Genau so, sagt Gary, können wir uns unser eigenes Leben vorstellen. Wir schauen auf die Leinwand, auf der sich das Ganze abspielt, und schreien: »Wärme die Beziehung nicht noch einmal auf! Nimm diesen fürchterlichen Job nicht an! Lass den Alkohol stehen!« Aber wir landen immer und immer wieder in derselben Horrorszene.

Unsere Projektion ist unsere Wahrnehmung. Hier ein gutes Beispiel dafür, wie eine alte Angstgeschichte, die ich längst überwunden zu haben glaubte, sich nach Jahren plötzlich wieder zurückmeldete.

In der Highschool hatte ich nie so etwas wie eine Clique gehabt. Ich hatte damals viele männliche Freunde, coole Typen, die in Bands spielten und im Keller bei ihren Eltern kifften. Ich liebte diese Leute, aber trotzdem fühlte ich mich als Außenseiterin, weil ich keinen Freundeskreis unter Mädchen hatte. Diese Projektion wurde viele Jahre lang zu meiner Wahrnehmung.

Dann fing ich mit Mitte zwanzig an, Seminare und Vorträge vor großem weiblichem Publikum zu halten. Im Laufe der Zeit wuchs die Schar meiner Anhängerinnen auf mehrere Hundert an. Die alte Geschichte durfte langsam heilen, und ich akzeptierte, dass ich Teil einer starken Gruppe von gleichgesinnten Frauen war, die meine Spirit-Junkie-Mentalität teilten.

In dem Moment, in dem ich mir ganz sicher war, meine alte Angstwahrnehmung überwunden zu haben, zeigte sich, dass ich mich doch noch nicht ganz von ihr befreit hatte. Es ist nämlich so, dass unsere Angstgeschichten ganz schön heimtückisch sind. Sie leben in unserer Psyche und in unseren Zellen; sie lauern in unserem Unbewussten. Und wenn wir glauben, wir wären fertig mit der falschen Projektion, PENG! Es genügt ein simpler Auslöser, und schon stecken wir wieder mitten drin in der alten Angst. Ich hatte damals viele Freundinnen und fühlte mich in meinem Kreis sicher. Doch es gab eine unter den Frauen, zu der ich irgendwie keinen echten Draht entwickelt hatte. Sie war immer freundlich, aber ich empfand sie nie als besonders warm oder authentisch. Jedenfalls lud sie uns jedes Jahr zu einer großen Party ein. Ungefähr einen Monat vor der Zeit, zu der die Einladung normalerweise kam, meldete sich das alte Muster plötzlich zurück: Ich dachte, ich würde diesmal nicht eingeladen werden. Ich redete darüber mit meinem Mann, meinen Freunden und jedem, der bereit war, mir zuzuhören. Der Tenor meines inneren Dialogs lautete: Wenn die Einladungen verschickt werden, gehe ich leer aus. Und dann geschah es wirklich! Die Einladungen gingen per E-Mail raus, und ich bekam keine. Ich war total traurig. Das Gefühl, Außenseiterin zu sein, das ich aus meiner Jugend kannte, überrollte mich. Dann kam die Wut, und ich regte mich furchtbar auf.

Die Geschichte warf mich komplett aus der Bahn. Ich lief in meinem ganzen Freundeskreis herum und erzählte allen, dass diese Frau mich nicht eingeladen hatte. Ich war erwachsen, verhielt mich aber wie ein Kind. Eines Morgens wachte ich auf und war total depressiv. Der erste Gedanke, der mir kam, war: Ich bin nicht gut genug. Ich bin eine Außenseiterin. Glücklicherweise reichte mein spirituelles Bewusstsein zu diesem Zeitpunkt bereits aus, um endlich zu erkennen, welche alte Geschichte dahintersteckte, und ich beschloss, meine innere Haltung zu verändern. Ich sagte laut das folgende Gebet:

Ich danke dir, Universum, dass du mir hilfst,
dieses Thema auszuheilen. Ich verzeihe mir diesen Gedanken
und beschließe, stattdessen Liebe zu sehen.

Dann wandte ich mich meinem Alltag zu.

An diesem Tag traf ich mich zum Mittagessen mit einem Freund. Ich erzählte ihm, dass ich nicht zu der Party eingeladen worden war. Er lachte laut auf und meinte: »Was? Bist du verrückt? Natürlich bist du eingeladen! Schreib ihr eine SMS, und frag sie einfach, was passiert ist.« Weil ich am Morgen mein Gebet gesprochen hatte, war ich offen genug, mir seinen Vorschlag anzuhören. Darum antwortete ich spontan: »Ok, ich schreibe ihr eine SMS.« Ich schnappte mir mein Smartphone und schickte ihr die folgende Nachricht: »Hi, wie geht’s? Ich habe keine Einladung zu deiner Party bekommen. Ich hoffe, es gibt kein Problem zwischen uns.« Schon ein paar Sekunden später war ihre Antwort da: »Was?! Natürlich habe ich dich eingeladen! Ich habe die E-Mail von einem anderen Account aus geschickt. Vielleicht schaust du mal in deinem Spam-Ordner nach.« Ich tat es, und natürlich … die Einladung war da.