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Martina Hoblitz

Ja, ich will!

eine amüsante kleine "Ringflucht"


Für alle Leser, die meine Art Humor verstehen und sich über meine Geschichten köstlich amüsieren.


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

JA, ICH WILL!

(eine amüsante kleine "Ringflucht")

von Martina Hoblitz

 

 

Prolog (Tiberius)

 

 

 

Die Schuld, und damit die Grundvoraussetzung, für meinen ungewöhnlichen Werdegang schob ich ohne jedes schlechte Gewissen meinen Eltern in die Schuhe.

 

Ihrem leuchtenden – und abschreckenden – Beispiel einer kitschigen Bilderbuchehe verdankte ich meine Beziehungsunfähigkeit.

 

Ich, als einzige Tochter, musste all die Jahre mit ansehen, dass sie wie die Kletten aneinander hingen. Nie hatten sie Streit oder waren auch nur verschiedener Meinung. – Das in meinen Augen jedoch Schlimmste war, als ich erfuhr – im Rahmen meiner Aufklärung durch meine Mutter, erzählte sie es mir freimütig – sie waren in all den Jahren der erste und einzige Sexpartner füreinander. Für mich einfach unvorstellbar!

 

Zwar hatte ich zu der Zeit noch keine sexuellen Erfahrungen gemacht, doch mir war von Anfang an klar, dass es bei mir nicht nur einen Mann geben würde. Dafür gab es schon in meinem näheren Umfeld viel zu viele interessante Männlichkeiten.

 

 

Doch dann begegnete ich Tiberius! Abgesehen von seinem ungewöhnlichen Namen war dieses Mannsbild einfach perfekt. Er sah nicht nur verteufelt gut aus und hatte unermesslich viel Geld. Vom 1.Augenblick an liebte er mich abgöttisch, las mir jeden Wunsch von den Augen ab und erfüllte ihn prompt.

 

Außerdem legte er mir die Welt zu Füßen, wir unternahmen viele exklusive Reisen. – Ach ja, und im Bett war er eine Granate! ---

 

Ziemlich schnell machte er mir einen Heiratsantrag, und meine Eltern waren hellauf begeistert. Ich hätte nicht glücklicher sein können, aber was geschah? – Die von schrecklicher Harmonie triefende Ehe meiner Eltern vor Augen bekam ich kalte Füße.

 

Ich sah mich schon in einer feudalen Villa von dienstbaren Geistern umgeben vor Langeweile dahin siechen. Sollte das wirklich alles sein, und mein weiteres Leben so verlaufen bis zu meinem Tod? – Um Himmels Willen, nein!!! Das nun wahrhaftig nicht!

 

So lehnte ich seinen formvollendeten Heiratsantrag zum großen Entsetzen meiner Eltern rigoros ab. Obwohl es vorgeblich schien, als hätte ich ihm das Herz gebrochen, nahm er es hin wie ein Mann. Zudem zeigte er sich noch ausgesprochen großzügig, denn ich durfte all seine teuren Geschenke behalten, und das waren nicht wenige. ---

 

Tatsächlich blieb ich nach dieser Trennung nicht lange allein. Durch unsere Reisen und über Tiberius hatte ich einige interessante Männer kennen gelernt. Und siehe da! Kaum sprach sich bei ihnen herum, dass Tiberius und ich auseinander waren, standen bei mir die Verehrer plötzlich Schlange! – War das vielleicht der Moment, als ich meinen verrückten Plan fasste, daraus einen Beruf, nein eher meine Berufung zu machen? ---

 

Als meine Eltern dann kurz nacheinander starben – Papa an Krebs und Mama nur ein halbes Jahr später am sprichwörtlich gebrochenen Herzen – und ich von ihnen ein nicht unbeträchtliches Vermögen erbte, hatte ich freie Bahn, meinen ungewöhnlichen Lebensplan in die Tat umzusetzen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1 (Claude)

 

 

 

Es begann quasi auf Mamas Beerdigung. – Wie selbstverständlich gab auch Tiberius meiner Mutter das letzte Geleit. In seiner Begleitung befand sich einer seiner Geschäftsfreunde, der zufällig in der Stadt war.

 

Ich hatte Claude bereits auf einer unserer Reisen in Paris kennen gelernt und fand ihn schon damals sehr sympathisch. Allerdings war er verlobt, was in meinen Augen jedoch nicht viel bedeutete.

 

Jedenfalls schien mir seine Beileidsbekundung in Form einer herzlichen Umarmung und Wangenküsschen rechts und links etwas übertrieben. Nun war er ja Franzose, und ich versuchte mir einzureden, diese Herzlichkeit sollte wohl eine Art landestypischer Sitte sein. Doch das begehrliche Funkeln, welches sich dabei in seinen Augen zeigte, belehrte mich eines Besseren. Der Mann hatte im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur ein sondern beide Augen auf mich geworfen!

 

Und wie reagierte ich darauf? – Mit Kribbeln im Bauch und Pochen im Schoß! ---

 

Beim Leichenschmaus nach der Zeremonie auf dem Friedhof gelang es Claude, den Platz direkt mir gegenüber an der Kaffeetafel zu ergattern. So konnte er mich mit sehnsüchtigen Blicken bombardieren und flirtete die ganze Zeit hemmungslos mit mir. – War mir das unangenehm? Nicht die Bohne! Im Gegenteil! Ich erwiderte seine Blicke ungeniert mit derselben Intensität.

 

So ganz harmlos wie nebenbei erkundigte ich mich, wo er denn Quartier bezogen hatte und wie lange er in der Stadt bleiben würde. Mit einem bedauernden Schulterzucken antwortete er, er müsste schon am anderen Tag zurück nach Paris.

 

Also gab es für mich nur eins: Ich musste ihm noch an diesem Abend auf die Bude rücken und ihn davon überzeugen, dass er mich mitnehmen wollen würde. ---

 

Als sich die Beerdigungsgäste so nach und nach verabschiedeten, konnte ich beobachten, wie Tiberius und Claude im Hinausgehen heftig miteinander diskutierten. Irgendwie hatte ich das dumpfe Gefühl, dass es dabei um mich ging. Tatsächlich sollte ich Recht behalten! –

 

Denn als ich ungeniert eine gute Stunde später Claude in seiner Hotelsuite aufsuchte, zeigte er sich ziemlich distanziert. Was mich sehr verwunderte nach seinen begehrlichen Blicken an der Kaffeetafel.

 

Fast wollte er mich gar nicht ins Zimmer lassen. Doch ich drängte mich energisch an ihm vorbei hinein, und als er die Tür hinter uns schloss, drehte ich demonstrativ den Schlüssel rum. – Obwohl das doch ein eindeutiges Zeichen von mir war, machte er immer noch keinerlei Anstalten, mir an die Wäsche zu gehen.

 

Also begann ich seufzend, mich selbst auszuziehen, was er nur völlig starr vor Verblüffung beobachtete. Es fiel kein Wort zwischen uns, aber meine Kleidung Stück für Stück. Langsam kam ich mir vor wie bei einer Stripteaseshow. Aber egal!

 

Als ich letztendlich meinen – schon ziemlich feuchten – Slip abstreifte und provozierend nackt vor ihm stand, entfuhr ihm der Ausruf: „O – mon – dieu!“ (für alle Nicht-Franzosen: O, mein Gott!)

 

Was mir schon ein wenig schmeichelte. Trotzdem blieb die Tatsache, ich war nackt und er noch angezogen.

 

Ich versuchte es mit einem verführerischen Augenaufschlag und der Aufforderung: „Alors?!“ (Na, los doch!)

 

Doch unverständlicherweise schüttelte er den Kopf und sagte entschieden: „Non!“

 

Ich war geplättet! Da bot ich mich ihm an wie Sauerbier, und bei ihm regte sich rein gar nichts? Das konnte es doch wohl nicht sein!

 

Entschlossen ging ich ihm an die Hose, aber er hielt meine Hände fest und sagte noch einmal: „Non!“

 

Da musste ich ihn einfach fragen: „Warum? – Pourquoi?“

 

Was er darauf antwortete, schien für mich unfassbar. „Isch sein nischt gut genug für disch! – Nach eine Mann wie Tiberiüs.“

 

Wer hatte ihm denn bloß diesen Minderwertigkeitskomplex eingeredet?! – Ich dachte an die Diskussion, die ich beobachtet hatte. Wie konnte sich Tiberius nur Claude gegenüber mit unseren Bettgeschichten brüsten?!

 

Ich schnaubte wütend und fuhr ihn an: „Lass mich das bitte selbst entscheiden!“

 

Erneut wollte ich zum Angriff übergehen, aber er wich tatsächlich ängstlich vor mir zurück. – Das wurde mir langsam zu blöd! Ich raffte meine Klamotten zusammen und stürmte in das kleine Bad nebenan.

 

Entschlossen stellte ich die Brause der Dusche an, um mich mit kaltem Wasser abzukühlen. Denn ich glühte – vor Wut, aber auch vor Erregung. Gerade Claudes Abweisung machte mich nur noch heißer auf ihn!

 

Doch als ich die Fingerprobe unter dem Wasserstrahl machte, entschied ich mich schnell für lauwarm. – Allerdings kühlte mich der prickelnde Brauseregen nicht wirklich ab. Im Gegenteil!