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HELSINKI

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DER AUTOR

Rasso Knoller, 1959 in Augsburg geboren, lebt heute als Journalist in Berlin. Seit 1989 ist er als Buchautor tätig und hat seitdem mehr als 80 Sachbücher – darunter ein Dutzend Reiseführer – veröffentlicht. Er hat lange in Helsinki gearbeitet und spricht fließend englisch, schwedisch, norwegisch und versteht dänisch und finnisch – seine Reiseschwerpunkte liegen entsprechend in Nordeuropa und im englischsprachigen Raum.

Inhalt



Willkommen in Helsinki

Top 10 & Mein Helsinki

image Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

image Mein Helsinki: Lieblingsplätze des Autors

Stadttouren

Ein Rundgang durch Helsinkis Zentrum

Unterwegs südlich und westlich des Zentrums

Streifzüge

Übersetzen auf die Insel Suomenlinna

Vom Sibelius-Denkmal zum Freilichtmuseum Seurasaari

Porvoo: Ausflug in die zweitälteste Stadt Finnlands

Ausflugsinsel Vallisaari

Hinaus in die Natur: der Nationalpark Nuuksio

Vista Points – Sehenswertes

Museen

Kirchen

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z

Service von A bis Z

Sprachführer

Register

Bildnachweis und Impressum

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   Zeichenerklärung

image Top 10
Das müssen Sie gesehen haben
image Mein Helsinki
Lieblingsplätze des Autors
image Vista Point
Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
image Kartensymbol: Verweist auf den Link zu den offline Karten im Buch sowie zu Google Maps.


Willkommen in Helsinki

Helsinki ist nicht nur die Hauptstadt Finnlands, sie ist mit über 600 000 Einwohnern auch die größte Stadt des Landes und das unangefochtene kulturelle und gesellschaftliche Zentrum. Im Großraum Helsinki – einschließlich der beiden Vororte Espoo und Vantaa – leben knapp 1,5 Millionen Menschen und damit 25 Prozent der Gesamtbevölkerung Finnlands.

Die Ostseemetropole, die in den 1990er Jahren als europäisches Zentrum der Langeweile galt, hat sich inzwischen zu Recht den Ruf erworben, cool und kultig zu sein. Finnisches Design ist weltbekannt, und nachdem das Preisniveau durch den Beitritt Finnlands zur EU 1995 fast auf mitteleuropäisches Niveau fiel, ist es für Touristen auch erschwinglich. Die meisten Besucher werden aber nach wie vor von den zahlreichen Sehenswürdigkeiten angezogen: dem alles beherrschenden Dom, der in Granitfels geschlagenen Temppeliaukio-Kirche, dem Kiasma-Museum mit seiner postmodernen Architektur aus Glas und Aluminium oder dem abstrakten, aus polierten Stahlröhren zusammengesetzten Sibelius-Denkmal. Nicht zu vergessen die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannte Festungsinsel Suomenlinna.

Aber auch das Nachtleben verspricht Abwechslung. Besonders beliebt ist eine nächtliche Tour durch die Kneipen des Star-Regisseurs Aki Kaurismäki. Wer möchte, kann danach auf den Spuren der Kult-Band Leningrad Cowboys im »Zetor« auf einem Traktor der gleichnamigen Marke Platz nehmen.

Am Morgen nach dem nächtlichen Bummel lockt Helsinki mit Natur: Per Schiff geht es hinaus in die Schären oder zum Nuuksio-Nationalpark, wenige Kilometer jenseits der Stadtgrenze. Nur wenige europäische Großstädte können mit solch einer Kombination aus Natur- und Kulturerlebnissen aufwarten. Und wo lässt es sich schon nach dem Rundgang durch ein Museum bei einem Bad im klaren Meerwasser erfrischen?

Helsinki hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer internationalen Metropole gemausert, allerdings ohne dabei den typisch finnischen Charme zu verlieren: Stress und Großstadthektik sind den Hauptstädtern noch heute fremd. Tervetuloa Helsingin!

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Ein großartiges Panorama bietet sich Helsinki-Besuchern, die mit der Fähre anreisen

Top 10 & Mein Helsinki

Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

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Ateneum

S. 9, 30 image aC3/Google Map
In der bedeutendsten Kunstsammlung des Landes sind nicht nur alle bekannten finnischen Maler ausgestellt, sondern auch internationale Größen wie Marc Chagall, Paul Gaugin, Vincent van Gogh, Edvard Munch und Paul Cézanne.

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Dom und Senatsplatz

S. 9 f., 37 f. image aC4/Google Map
Der weiße Dom erhebt sich hoch über das Zentrum; rund um den Senatsplatz stehen die ältesten Gebäude der Stadt. Und: Die Domtreppe ist ein beliebter Treffpunkt der einheimischen Jugend.

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Marktplatz

S. 11, 42 image aC4/Google Map
Leckereien kaufen und dann mit Blick auf die Ostsee und die Insel Suomenlinna am Kai essen. Der perfekte Sommertag beginnt am Markt.

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Stadtpark Esplanade

S. 12, 39 image aC3/4/Google Map
Der kleine Park in der Mitte der Stadt ist im Sommer der Treffpunkt der Flaneure. Sehenswert am Ostende der Esplanade ist die Statue der Meerjungfrau Havis Amanda.

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Kiasma

S. 13 f., 33 image aB2/Google Map
Beindruckendes Museum für moderne Kunst, bei dem das Gebäude mindestens ebenso sehenswert ist wie die darin ausgestellten Kunstwerke.

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Felsenkirche

S. 15, 38 image aB1/Google Map
In den Felsen gesprengte Kirche mit unglaublicher Akustik. Ein Meisterwerk der Architekten Timo und Tuomo Suomalainen.

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Suomenlinna

S. 20 ff., 36 f., 45 image H/J12/13/Google Map
Die Festungsinsel Suomenlinna ist UNESCO Kulturerbe. Neben den Überresten der alten schwedischen Festung erwarten den Besucher einige äußerst interessante Museen, gemütliche Cafés und schöne Badestellen.

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Seurasaari-Freilichtmuseum

S. 25, 35 image E3/Google Map
In dem Freilichtmuseum wurden historische Bauernhäuser aus dem ganzen Land zusammengetragen. Man kann sie besichtigen oder auch einfach nur über die schöne kleine Insel spazieren.

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Hvitträsk

S. 41 f. image bD3/Google Map
In der Villa lebten zu Beginn des 20. Jahrhunderts drei der berühmtesten finnischen Architekten. Das Jugendstilgebäude ist äußerst sehenswert, mindestens genauso beeindruckend ist aber seine Lage auf einer Felsanhöhe über einem See.

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Zetor

S. 55, 59 image aC3/Google Map
Obwohl das Restaurant inzwischen in fast jedem Reiseführer steht, lohnt der Besuch immer noch. Wo sonst gehören Traktoren zur Inneneinrichtung eines Lokals? Und die finnische Hausmannskost schmeckt.

Mein Helsinki
Lieblingsplätze des Autors

Liebe Leser,
Helsinki hat auch abseits der großen Sehenswürdigkeiten einiges zu bieten. Die folgenden Orte besuche ich immer wieder gern. Viel Spaß in Helsinki wünscht Ihnen

Rasso Knoller

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Kaivopuisto

S. 19, 42 image J8/Google Map
Der Kaivopuisto-Park direkt am Meer ist der perfekte Platz für ein Picknick im Grünen. Und: Das Café Ursula, am Rande des Parks gelegen, ist eine Helsinkier Institution.

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Nuuksio-Nationalpark

S. 27 ff., 42 f., 71 image bC/bD3/Google Map
Unberührte Natur nur wenige Kilometer von der finnischen Hauptstadt entfernt. Ideal für Tageswanderungen.

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Kabelfabrik

S. 32 f., 62 image H4/Google Map
Die ehemalige Fabrik für Telefonkabel ist heute ein Kunst- und Kulturzentrum, in dem mehr als 800 Künstler arbeiten. Galerien, Museen, Restaurants ... und eine schöne Lage direkt an der Ostsee.

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Kotiharjun Sauna

S. 47, 70 image D8/Google Map
Ein Muss für jeden Saunafan: Die legendäre Holzofensauna in Helsinki. Kultig!

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Café Moskva und Corona Bar

S. 58, 59 image aC2/Google Map
Auch wenn die beiden kultigen Kneipen rechtlich nicht mehr dem Regisseur Aki Kaurismäki gehören, sind sie doch von ihm geprägt. Da sie nebeneinander in der Eerikinkatu liegen, kann man erst in der Corona Bar Billard spielen, bevor man im Café Moskva einen Absacker trinkt.

Stadttouren

Ein Rundgang durch Helsinkis Zentrum

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Vormittag
Hauptbahnhof – Nationaltheater – Ateneum – Senatsplatz mit Dom – Uspenski-Kathedrale – Marktplatz/Alte Markthalle – Esplanade-Park.

Mittag
Restaurant Kappeli, Eteläesplanadi 1, Alternative: Picknick im Park.

Nachmittag
Schwedisches Theater – Mannerheimstatue – Kiasma-Kunstmuseum – Reichstag – (Felsenkirche) – Nationalmuseum – Stadtmuseum – Finlandia-Halle – Oper – Olympiastadion.

Aufgrund seiner zentralen Lage bietet sich der Hauptbahnhof (Rautatieasema) image aB3/Google Map als Ausgangspunkt für einen Stadtrundgang an. Das Granitgebäude aus dem Jahre 1919 ist selbst eine architektonische Sehenswürdigkeit, gilt es doch als wichtigstes Werk des berühmten finnischen Architekten Eliel Saarinen, das die Übergangsphase zwischen Funktionalismus und Nationalromantik markiert. Die Figuren auf beiden Seiten des Eingangs – die sogenannten Lampenträger – schuf der finnische Bildhauer Emil Wikström. Die Statue am Bahnhofsplatz – der übrigens nicht vor, sondern neben dem Bahnhof liegt – zeigt den Nationalschriftsteller Aleksis Kivi (1834–72). Sie wurde 1939 wiederum von einem führenden finnischen Bildhauer, Wäinö Aaltonen (1894–1966), errichtet. Kivi, dessen Name ins Deutsche übersetzt »Stein« bedeutet, war der erste finnische Dichter, der nicht – wie im Adel und Bürgertum damals üblich – auf Schwedisch, sondern auf Finnisch schrieb. Mit seinem Roman »Die sieben Brüder« erlangte er Weltruhm.

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Der Hauptbahnhof gilt als architektonisches Meisterwerk

Das Gebäude an der Nordseite des Platzes, ebenfalls aus Granit, ist das Nationaltheater (Suomen kansallisteatteri) image aB3/Google Map aus dem Jahre 1902. Ihm gegenüber liegt die finnische Nationalgalerie image Ateneum (Ateneumin taidemuseo) image aC3/Google Map, die die bedeutendste Kunstsammlung des Landes beherbergt. Egal ob Albert Edelfelt, Pekka Halonen, Eero Järnefelt oder Axeli Gallen-Kallela – alle finnischen Kunstgrößen sind hier vertreten, aber auch Werke von Marc Chagall, Paul Gaugin, Vincent van Gogh, Edvard Munch und Paul Cézanne.

Über die Mikonkatu und die Yliopistonkatu erreicht man den image Senatsplatz (Senaatintori), auf dem sich der klassizistische weiße image Dom (Tuomiokirkko) image aC4/Google Map der Stadt erhebt. Seinen Bau leitete zunächst der deutsch-finnische Architekt Carl Ludwig Engel. Nach dessen Tod 1840 übernahm Ernst Bernhard Lohrmann die Aufsicht bis zur Fertigstellung und feierlichen Einweihung im Jahre 1852. Doch nicht nur die beiden Baumeister hatten bei der Gestaltung des Doms das Sagen, auch der russische Zar Nikolaus I. setzte immer wieder seine eigenen Vorstellungen durch. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin wurden beispielsweise die Apostelplastiken auf dem Dach der Kirche aufgestellt. Auch das Altarbild des deutsch-russischen Malers Timofej Andrejewitsch Neff fand seinen Platz auf Geheiß des Zaren. Den spärlich ausgestatteten Innenraum zieren außer diesem Bild nur noch drei Statuen. Sie stellen Martin Luther, Philipp Melanchthon und Mikael Agricola, den Reformator Finnlands, dar. 1998 wurde der Dom umfassend renoviert. Die Domtreppe ist übrigens ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Gäste. Insbesondere Jugendliche verabreden sich hier im Sommer gern.

Auf der rechten Seite des Senatsplatzes – den Dom im Rücken – erhebt sich das Hauptgebäude der Universität image aC4/Google Map. 1832 erbaut stammt es wie die meisten Gebäude Helsinkis aus der Schaffenszeit von Carl Ludwig Engel. Das gilt ebenso für das auf der anderen Seite des Platzes gelegenen Regierungspalais (Valtioneuvoston Linna), das 1822 fertiggestellt wurde und damals der Sitz des Kaiserlichen Senats von Finnland war, des höchsten Verwaltungsorgans im Land. Auch heute hat die finnische Regierung hier ihre Arbeits- und Sitzungsräume. Im ersten Stock befindet sich das Büro des finnischen Ministerpräsidenten. Das Denkmal von Walter Runeberg (1894) auf dem Senatsplatz zeigt Zar Alexander II., der damals aufgrund seiner volkstümlichen Art bei den Finnen durchaus Beliebtheit genoss. Die Skulpturen am Fuß der Zarenstatue symbolisieren Frieden, Arbeit, Gesetz sowie Wissenschaft und Kunst.

Dem Dom gegenüber stehen alte Kaufmannshäuser aus dem 18. Jahrhundert. Das bekannteste unter ihnen ist das Kiseleff-Haus (Kiseleffin talo) image aC4/Google Map, das 1816 bis 1818 nach Plänen von Carl Ludwig Engel restauriert wurde und lange Zeit als Rathaus der Stadt diente. Heute sind hier Ladengeschäfte untergebracht, die vor allem Souvenirs verkaufen.

An der Ecke Aleksanterinkatu/Katariinankatu passiert man das 1775 errichtete Sederholm-Haus (Sederholmin talo). Es ist das älteste noch erhaltene Wohnhaus in der Stadtmitte. Fünzig Meter weiter steht das neugotische Ritterhaus (Ritarihuone) image aC5/Google Map. Es liegt etwas zurückversetzt auf der linken Straßenseite und ist hinter ein paar Bäumen verborgen. Früher fungierte es als Versammlungsstätte der Adligen. Heute sind im Festsaal im ersten Stock die Wappen der alten Adelshäuser ausgestellt. Daneben steht das Zollhaus (Tullitalo), 1765 errichtet und damit das zweitälteste Gebäude im Zentrum.

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Der Senatsplatz mit dem weißen Dom gilt als einer der schönsten Plätze Nordeuropas

Wenn man am Ende der Aleksanterinkatu nach rechts blickt, erkennt man bereits das nächste Ziel des Stadtrundgangs: Die Uspenski-Kathedrale (Uspenskin katedraali) image aC5/Google Map ist das größte orthodoxe Gotteshaus Nordeuropas. Die im russisch-byzantinischen Stil mit roten Ziegelsteinen erbaute Kathedrale verfügt über 13 Kuppeln, deren Spitzen vergoldet sind. Der kurze Anstieg zum Kirchhügel lohnt auch wegen des guten Ausblicks, den man von hier auf das Domviertel und den geschäftigen Marktplatz hat.

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Die Uspenski-Kathedrale ist Sitz eines orthodoxen Bischofs

Der Obelisk in der Mitte des Marktplatzes – der sogenannte Stein der Zarin – gilt als das erste öffentliche Denkmal Helsinkis. Er soll an den Besuch von Zar Nikolaus I. und seiner Gemahlin Zarin Alexandra erinnern. In Helsinki ist man besonders Stolz auf den image Marktplatz (Kauppatori) image aC4/Google Map. Die Finnen bezeichnen ihn gerne als den »schönsten der Welt«: Die phantastische Lage am Meer und die alten Herrschaftshäuser, die ihn zur Stadtseite hin begrenzen, machen ihn einmalig. Hier kann man nicht nur einkaufen, sondern vor allem etwas von der entspannten Atmosphäre der finnischen Hauptstadt aufsaugen. Man sollte sich etwas Zeit mit dem Marktbummel lassen und es wie die Finnen halten: an einem der Stände eine Tasse Kaffee trinken und dazu eine Pulla essen, das finnische Hefegebäck.

Der Marktplatz ist ein Logenplatz mit Blick auf die Anlegeplätze der riesigen Fähren Richtung Schweden und Estland. Und ganz weit hinten am Horizont erkennt man die Festungsinsel Suomenlinna. Ein Ausflug dorthin ist absolut empfehlenswert. Städtische Linienboote, die deutlich billiger sind als die privaten Anbieter, fahren vom Marktplatz aus.

Zunächst einmal steht jedoch ein kurzer Abstecher zur Alten Markthalle (Vanha kauppahalli) image aD4/Google Map von 1889 auf dem Programm. Das rote Ziegelgebäude liegt etwa 100 Meter südlich des Marktes. Wenn man auf dem Weg dahin seinen Blick noch einmal zurückwendet zum Markt, sieht man eine ganze Reihe alter Herrschaftshäuser. Ganz rechts – also am weitesten östlich – erhebt sich der Präsidentenpalast (Presidentinlinna) image aC4/5/Google Map, der heute vom Staatsoberhaupt nur noch zu Repräsentationszwecken genutzt wird. Daneben das Gebäude des Obersten Gerichtshofs (Valtakunnanoikeus), dann die Schwedische Botschaft (Ruotsin suurlähetystö) image aC4/Google Map und schließlich das Rathaus (Kaupungintalo), zu erkennen an den Säulen am Eingang.

Auf dem Weg zurück stößt man auf den Springbrunnen Havis Amanda image aC4/Google Map. Die Meerjungfrau, die auf einem Sockel hoch über der Menge thront, hat jedes Jahr am Vorabend zum 1. Mai ihren großen Auftritt. Dann wird ihr nämlich zum Auftakt der feuchtfröhlichen Feiern eine riesige Studentenmütze aufgesetzt, denn der 1. Mai ist in Finnland in erster Linie ein Fest der Studenten. Ein Feiertag der Arbeiter ist er nur am Rande.

Der image Stadtpark Esplanade (Esplanadi) image aC3/4/Google Map, den sowohl Einheimische als auch Gäste der Stadt zum Flanieren nutzen, eröffnet sich nun. Mitten im Park liegt das Restaurant Kappeli, das sich für eine Mittagspause anbietet – im Sommer kann man hier draußen sitzen und das Treiben im Park beobachten. Im Pavillon vor der Gaststätte treten dann regelmäßig Musiker auf. Eine gute Alternative zum Restaurantbesuch: Man kauft sich auf dem Markt etwas zu essen und macht im Esplanade-Park ein Picknick.

In der Pohjoisesplanadi 19 – im ersten Haus im Norden des Parks – ist die Tourist Information image aC4/Google Map der Stadt Helsinki untergebracht. Hier erhalten Besucher Informationen über alle Sehenswürdigkeiten sowie Tickets für Stadtrundfahrten, kulturelle Veranstaltungen etc. Das Gebäude wurde 1816 nach Plänen von Pehr Granstedt erbaut, der auch für den Bau des Präsidentenpalasts und des Gerichtsgebäudes am Nordrand des Marktes verantwortlich zeichnete.

Auf das Nachbarhaus der Tourist Information sollten zumindest Architekturinteressierte einen kurzen Blick werfen – ein weiteres Werk von Carl Ludwig Engel. Die Pohjoisesplanadi ist die Edeleinkaufsstraße Helsinkis. Wer finnisches Kunsthandwerk, Porzellan oder Design sucht – und sich auch von hohen Preisen nicht abschrecken lässt – kann hier fündig werden.

In der Mitte des Parks steht ein Denkmal zu Ehren von Johan Ludvig Runeberg (1804–77), dem Dichter der finnischen Nationalhymne. Nach einigen Metern wird an zwei weitere finnische Schriftsteller erinnert: an den Lyriker Eino Leino (1878–1929) und den romantischen Dichter Zacharias Topelius (1818–98).

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Zum Flanieren: der Stadtpark Esplanade

Am Ende der Pohjoisesplanadi steht das Schwedische Theater (Ruotsalainen teatteri) image aC3/Google Map, das Stücke ausschließlich auf Schwedisch aufführt. Die schwedische Minderheit stellt zwar gerade einmal sechs Prozent der Bevölkerung, trotzdem ist das kulturelle Angebot für sie vielfältig. Schwedischsprachige Radio- und Fernsehprogramme sind ebenso selbstverständlich wie Theatervorstellungen.

Dem Schwedischen Theater gegenüber liegt das von Alvar Aalto (1898–1976) entworfene Gebäude der Akademischen Buchhandlung (Akateeminen kirjakauppa) image aC3/Google Map. Auch für Touristen, die des Finnischen nicht mächtig sind, ist ein Besuch interessant, da dies die mit Abstand größte Buchhandlung in Finnland ist. Die Finnen selbst behaupten sogar, es handle sich um die größte Buchhandlung Nordeuropas. Hier findet sich auch ein reichhaltiges Angebot an fremdsprachigen Publikationen, internationalen Zeitungen und Zeitschriften.

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Straßencafé an der Pohjoisesplanadi

Entlang der Mannerheimintie passiert man das Kaufhaus Stockmann, eines der größten Warenhäuser im nordeuropäischen Raum. Die Skulptur der »Drei Schmiede« weiter nördlich ist ein beliebter Treffpunkt für Verabredungen. Hinter ihr liegt das Studentenhaus (Vanha ylioppilastalo, 1870), in dem Rockkonzerte, Theateraufführungen und Tanzveranstaltungen stattfinden. Außerdem beherbergt es ein Studentencafé.

Das Reiterdenkmal auf dem Boulevard Mannerheimintie zeigt Carl Gustaf Emil Mannerheim (1867–1951). Der finnische Marschall und Präsident, nach dem die Straße benannt worden ist, führte die finnischen Truppen im Zweiten Weltkrieg gegen die Sowjets ins Feld. Bis heute verehrt man Mannerheim aufgrund seiner strategischen Meisterleistungen als Volksheld.

Die Straße führt vorbei am Ausgangspunkt des Rundgangs, dem Bahnhof, nördlich zum image Kiasma – Museum für moderne Kunst (Kiasma nykytaiteen museo) image aB2/Google Map. Das 1998 fertiggestellte, postmoderne Gebäude aus Aluminium und Glas entstand nach Plänen des US-amerikanischen Architekten Steven Holl, der während der Bauphase ständig zwischen den USA und Europa hin und her jettete. Als die ersten Pläne bekannt wurden, meldeten sich viele Kritiker zu Wort. Den einen schien der Platz im Zentrum nicht geeignet, den anderen die Form des Gebäudes zu modern. Doch je mehr es in die Höhe wuchs, desto leiser wurden die Bedenkenträger. Beeindruckend ist, wie auch das kleinste Detail ins Gesamtkonzept des Baus passt. Ob die Handläufe der Treppengeländer oder die Türgriffe an den Toilettentüren – alles hat der Architekt mit Bedacht ausgewählt.

Durch seine vielen reflektierenden Außenflächen sieht das Kiasma-Museum zu jeder Tageszeit anders aus. In der riesigen Fensterfront an der Nordseite spiegelt sich die Umgebung wider – je nach Lichteinstrahlung deutlich erkennbar oder als Silhouette einer scheinbar fernen Stadt. Aber nicht nur von außen wirkt die Fensterfront großartig. Von innen hat man einen wunderbaren Blick auf den Reichstag. Im Kiasma sind Werke der führenden nordischen Künstler der Zeit nach 1960 ausgestellt.

Den klassizistischen Reichstag (Eduskuntatalo) image aB1/2/Google Map schräg gegenüber vom Museum kann man mehrmals täglich im Rahmen kostenloser Führungen auch von innen besichtigen. Die Herren, die vor dem Parlament »stehen« bzw. »sitzen«, sind drei ehemalige Präsidenten: Kaarlo Juho Ståhlberg (1865–1952), der erste Präsident des Landes, Pehr Evind Svinhufvud (1861–1944) – sein schwedischer Name klingt ins Deutsche übersetzt ziemlich unfein und heißt nichts anderes als Schweinskopf –, er hatte das Amt des Staatspräsidenten von 1931–37 inne, und schließlich Kyösti Kallio (1873–1940), der von 1937 bis zu seinem Tod das höchste Staatsamt bekleidete. Die beiden Denkmäler zu Ehren Ståhlbergs und Svinhufvuds stammen von Wäinö Aaltonen, das für Kallio von Aaltonens Sohn Kalervo.

Finnlandschweden

Finnland hat 5,4 Millionen Einwohner und nur 5,6 Prozent von ihnen sprechen Schwedisch als Muttersprache. Diese Finnlandschweden leben hauptsächlich in den Küstengebieten Süd- und Westfinnlands und auf den Åland-Inseln. Einst war Finnland unter schwedischer Herrschaft und Schwedisch deshalb die Sprache der »Chefs«. Noch heute gilt Schwedisch als die Sprache der »besseren Leute«. Rein statistisch gesehen stimmt dies aber schon lange nicht mehr, denn nun kann man keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen feststellen.

So ganz haben die Finnen aber die Zeit der Schwedenherrschaft noch nicht vergessen. Spöttische Bemerkungen über »die Schweden« sind an der Tagesordnung, und nichts freut einen Finnen so, wie ein Sieg bei einem Sportwettkampf gegen die »arroganten Nachbarn«.

Trotzdem: Wohl nirgendwo sonst auf der Welt dürfte eine Minderheit einen so umfassenden Schutz genießen. Schwedisch ist die zweite Staatssprache und ist deswegen für finnische Muttersprachler die erste Fremdsprache, die sie in der Schule lernen müssen. Es ist selbstverständlich, dass alle Behördenformulare zweisprachig sind und jeder Finnlandschwede das Recht hat, bei allen amtlichen Angelegenheiten seine Muttersprache zu benutzen.

Es gibt einen staatlichen schwedischsprachigen Radiosender, und auch im Fernsehen wird viel häufiger schwedischsprachiges Programm gesendet als es dem Bevölkerungsanteil entspräche. In Helsinki, Turku und Vaasa spielen schwedischsprachige Theater. Wer schwedische Tageszeitungen lesen will, kann unter knapp einem Dutzend Regionalzeitungen wählen. Landesweit verbreitet wird das in Helsinki erscheinende Hufvudstadsbladet. Die politischen Interessen der Minderheit werden von der Schwedischen Volkspartei wahrgenommen, die meist als Partner an Koalitionsregierungen beteiligt wird.

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Die in einen Granitfelsen gebaute Felsenkirche

Die in den Granituntergrund gesprengte image Felsenkirche (Temppeliaukion kirkko) image aB1/Google Map gehört zu den größten Sehenswürdigkeiten der finnischen Hauptstadt. Die Kirche wurde 1969 nach Plänen des Brüderpaares Timo und Tuomo Suomalainen errichtet. Die roh belassenen Felswände sowie die kreisrunde Kuppel aus verglasten Betonrippen, durch die das Tageslicht einfallen kann, und die Kupferplatten sorgen für eine hervorragende Akustik – der ideale Ort für Konzerte.

Das im Stil der Nationalromantik – ein vor allem in Nordeuropa um 1900 vorherrschender Architekturstil – erbaute Finnische Nationalmuseum (Suomen kansallismuseo) image aA1/2/Google Map sieht auf den ersten Blick wie eine Kirche aus. Den Eingangsbereich zieren Fresken des berühmten Malers Akseli Gallen-Kallela. Wer sich für die Geschichte Finnlands interessiert, sollte dem Museum unbedingt einen Besuch abstatten.

Direkt gegenüber, vor der Finlandia-Halle, liegen an der Hauptstraße das Musiikkitalo und die Hakasalmi-Villa (Hakasalmen huvila) image aA2/Google Map, eine von Ernst Bernhard Lohrmann entworfene Stadtvilla und Außenstelle des Stadtmuseums, das dort Sonderausstellungen veranstaltet. Die Finlandia-Halle (Finlandia-talo), die zwischen 1967 und 1975 nach Plänen des weltberühmten finnischen Architekten Alvar Aalto entstand, ist eines der bekanntesten Gebäude Finnlands. Hier finden neben Konzerten und Theateraufführungen auch Staatsempfänge und große Konferenzen statt. So unterzeichneten 1975 zum Abschluss der KSZE-Menschenrechtskonferenz die Staatschefs der 35 teilnehmenden Länder in der Finlandia-Halle die Charta von Helsinki (auch bekannt als Schlussakte von Helsinki), in der u.a. Vereinbarungen über Sicherheitsfragen und zu Menschrechten getroffen wurden: Während der Westen die Nachkriegsgrenzen anerkannte, machte der Osten Zugeständnisse in Bezug auf Menschenrechte. Auf die Charta von Helsinki haben sich später viele Menschenrechtsgruppen in Osteuropa in ihren Forderungen berufen.

Hinter der Finlandia-Halle führt ein Spazierweg zurück zum Hauptbahnhof. Wer noch über ausreichend Energie verfügt, folgt ihm aber stadtauswärts entlang der Bucht Töölönlahti zur Oper und weiter zum Olympiastadion. Die Finnische Nationaloper (Suomen Kansallisooppera) image E6/Google Map, im Herbst 1993 eröffnet, gilt mit ihrem innovativen Design aus Glas und Marmor als eines der Prachtstücke moderner finnischer Architektur. Entworfen hat sie das Architektentrio Eero Hyvämäki, Jukka Karhunen und Risto Parkinnen.

Weiter über die Helsinginkatu gelangt man auf den Parkplatz des Olympiastadions image D/E6/Google Map. Dort stehen zwei berühmte Statuen: Das von Wäinö Aaltonen 1952 geschaffene Standbild der Läuferlegende Paavo Nurmi, der in seiner Karriere neun olympische Goldmedaillen errang, und das Standbild des Langlaufolympiasiegers Lasse Viren.

Zum Abschluss des Rundgangs kann man sich mit dem Aufzug zur 72 Meter hohen Aussichtsplattform des Olympiastadions hinauffahren lassen, um den Blick auf Helsinki zu genießen. Mit den Bauarbeiten zum Stadion war bereits in den 1930er Jahren begonnen worden, schließlich sollte es zu den Olympischen Spielen 1940 fertig sein. Doch diese Spiele fanden wegen des Zweiten Weltkrieges nie statt. Der Stadionbau konnte erst nach dem Krieg vollendet werden und Helsinki kam 1952 schließlich durch die Ausrichtung der Sommerspiele doch noch zu olympischen Ehren.

Wer sich für die Geschichte des finnischen Sports interessiert und sich beispielsweise die Medaillen berühmter finnischer Olympiasieger ansehen möchte, kann im Stadion das Finnische Sportmuseum (Suomen urheilumuseo) besuchen.

Vom Olympiastadion geht es bequem mit der Straßenbahn 7B oder 3B zurück zum Hauptbahnhof.

Unterwegs südlich und westlich des Zentrums

Vormittag
Schwedisches Theater – Alte Kirche – Café Ekberg – Alexandertheater – Sinebrychoff-Kunstmuseum – Hietalahti-Markt – Fußgängerzone Iso Roobertinkatu.

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Im Sinebrychoff-Park

Mittag
Ein kleiner Snack im Kafé Fanny im Sinebrychoff-Kunstmuseum. Oder man kauft sich ein paar Leckereien auf dem Hietalahti-Markt und picknickt dann im Park des Museums. Das Restaurant Saaga im Bulevardi 34 bietet ausgezeichnete lappländische Küche – dort können allerdings nur diejenigen Rast einlegen, die ihren Spaziergang spät beginnen. Das Restaurant öffnet erst um 18 Uhr.

Nachmittag
Johanneskirche – Designmuseum – Observatorium – Deutsche Kirche – St.-Heinrichs-Kathedrale – (Mannerheim-Museum) – Kaivopuisto-Park.

Ausgangspunkt dieses Rundgangs ist das Schwedische Theater image aC3/Google Map am westlichen Ende des Esplanade-Parks. Über den Boulevard Mannerheimintie geht es von dort rechts in die Straße Bulevardi, die von stattlichen Wohnhäusern vom Beginn des 20. Jahrhunderts gesäumt wird. Sie hat sich in den vergangenen hundert Jahren kaum verändert. Wären da nicht die modernen Autos, könnte man sich fast in die »gute alte Zeit« zurückversetzt fühlen.

Schon nach wenigen Schritten erreicht man die Alte Kirche (Vanha kirkko) image aD2/Google Map, die mit respektvollem Abstand zur Straße in einem kleinen Park liegt. Sie wurde 1826 von Carl Ludwig Engel komplett aus Holz erbaut und war seinerzeit der erste Kirchenneubau, nachdem man Helsinki zur Hauptstadt ernannt hatte. Eigentlich dürfte es noch zu früh für eine Pause sein, aber einen Besuch lohnt das ehrwürdige Café Ekberg (Bulevardi 9) allemal. Das gemütliche Kaffeehaus im Wiener Stil ist eine Helsinkier Institution, in der sich einst vornehmlich die feinen älteren Damen (und manchmal auch Herren) der schwedischen Minderheit trafen.

Gut 200 Meter weiter steht das Alexandertheater (Aleksanterin teatteri). Von 1918 bis 1993 war hier die Finnische Nationaloper beheimatet, doch die ist inzwischen in den monumentalen Neubau an der Mannerheimintie gezogen. Ursprünglich baute man das Alexandertheater 1879 als Garnisonstheater für die hier stationierten russischen Truppen, erst nach der Unabhängigkeit Finnlands zog die Nationaloper in das Haus ein. Heute ist das Alexandertheater eine Gastbühne für Tanz, Schauspiel und Musik.

Schräg gegenüber liegt das Sinebrychoff-Kunstmuseum (Sinebrychoffin taidemuseo) image aE1/2/Google Map. In dem früheren Wohngebäude eines Brauereibesitzers ist heute ein Museum beheimatet, das alte europäische Meister ausstellt. Wer Stillleben und Adligen-Porträts liebt, der ist hier richtig. Aber auch Leute, die solche Gemälde als »alte Schinken« abtun, sollten dem Museum eine Chance geben. Allein die edle Innenausstattung des 1840 erbauten Hauses ist einen Besuch wert.

Die russischstämmigen Sinebrychoffs, die im Brauhaus nebenan lange Jahre ihr Bier herstellten, sind Finnlands älteste Bierbrauer. Bereits 1819 brachten sie ihren Gerstensaft auf den Markt. Allerdings unter einem anderen – einfacheren – Namen. Schnell hatten die Russen nämlich bemerkt, dass der Name Sinebrychoff den Finnen nur schwer über die Lippen ging. Weil man aber ein Bier, dessen Namen man nicht aussprechen kann, auch nicht bestellt, benannte man den Gerstensaft flugs in »Koff« um – ein einprägsamer Name, den auch der betrunkenste Zecher noch lallen kann.

Das Konzept scheint sich ausgezahlt zu haben, denn bis zum heutigen Tag gehört »Koff« zu den beliebtesten Bieren Finnlands. Hinter dem Museum befindet sich der Sinebrychoff-Park, der ebenfalls für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Auf der anderen Straßenseite liegt der Marktplatz von Hietalahti image aD1/Google Map. Während am Vormittag hier Lebensmittel verkauft werden, finden an Sommernachmittagen Flohmärkte statt. Man sollte aber nicht zu viel erwarten: Wer Flohmärkte aus Großstädten wie Berlin kennt, den enttäuscht die Größe dieses Krimskrams-Marktes.

Nur ein paar Straßen weiter, in der Fußgängerzone Iso Robba image aE2–aD3/Google Map (kurz für Iso Roobertinkatu), kaufen vor allem die Einheimischen gerne ein. Weil die Preise oft etwas niedriger sind als im Zentrum, lässt sich hier schon mal ein Schnäppchen machen. Luxusgeschäfte und edle Boutiquen sucht man allerdings vergebens. Die Straße führt weiter bis zur 1893 erbauten Johanneskirche (Johanneksenkirkko) image aE3/Google Map. Sie ist das größte neugotische Gotteshaus Finnlands, in dem wegen seiner hervorragenden Akustik oft Konzerte stattfinden.

Gleich nebenan in der Korkeavuorenkatu 23 liegt das Designmuseum (Designmuseo) image aD/aE3/Google Map – hier sind Kunsthandwerk und industrielles Design zu sehen. Weil Finnland auf diesen Gebieten international zu den führenden Ländern gehört, lohnt der Museumsbesuch auf jeden Fall. Für das wenige Schritte entfernte Architekturmuseum (Suomen rakennustaiteen museo) in der Kasarmikatu 24 gilt das Gleiche.

Die Straße Kaartinkuja bringt den Besucher hinauf zum Tähtitorninvuori, dem Observatoriumsberg. Auf dessen »Gipfel« thront das 1833 von Carl Ludwig Engel entworfene Observatorium (Tähtitorni) image aE4/Google Map. Der Blick geht von hier hinab zum Hafen und hinüber zum Markt. Ganz in der Nähe des Observatoriums liegt das rote Backsteingebäude der Deutschen Kirche (Saksalainen kirkko) image aD4/Google Map. Das neugotische Gotteshaus stammt aus dem Jahr 1863/64. Das Kircheninnere ist wesentlich neueren Datums, denn infolge eines Brandes Ende der 1960er Jahre musste es völlig neu gestaltet werden.

Spazierwege führen den Hang hinab Richtung Süden. Am Rande des benachbarten Kaivopuisto-Parks erhebt sich die katholische St.-Heinrichs-Kathedrale (Pyhän Henrikin katedaraali) image H8/Google Map, 1860 von Ernst Bernhard Lohrmann, einem der bekanntesten finnischen Architekten, erbaut und nach Bischof Heinrich von Uppsala benannt. St. Heinrich ist die Hauptkirche der – allerdings sehr kleinen – finnischen katholischen Gemeinde.

Wer will, kann durch die Itäinien Puistotie einen kurzen Abstecher ins Botschaftsviertel unternehmen, in dem, in der Kalliolinnantie 14, auch das Mannerheim-Museum (Mannerheim-museo) liegt. Hier wohnte der Feldmarschall und Präsident von 1924 bis 1951. Den Spaziergang zum Museum sollte man auf einen Freitag, Samstag oder Sonntag legen, denn nur dann ist es von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

Im image Kaivopuisto-Park (Brunnenpark) image J8/Google Map liegt das Kaivohuone, das »Brunnenzimmer«. In dem schönen Gebäude, ehemals Trinkhalle einer Kuranlage, ist heute eine beliebte Diskothek untergebracht. Linker Hand auf einem kleinen Hügel steht wieder ein Observatorium – das der Astronomischen Vereinigung (Ursan tähtitorni). In diesem Park trifft man sich an den Sommerwochenenden zum Picknick. Seinen großen Tag hat der Kaivopuisto jedoch alljährlich am 1. Mai, wenn hier ganz Helsinki zusammenkommt, um auf den Studentenfeiertag anzustoßen. Zur Pflichtausrüstung gehören dann ein Glas Sekt und die Studentenmütze auf dem Kopf. Auch Leute, bei denen der Studienabschluss schon Jahre oder gar Jahrzehnte zurückliegt, kommen dann zum Feiern.

Studentenmützen sind in Finnland übrigens kein Zeichen für die Mitgliedschaft in einer bestimmten (schlagenden) Verbindung, sondern sie werden allen angehenden Studenten bereits zu Beginn des Studiums überreicht. Deswegen kommt der Mütze auch im späteren Leben eine besondere Bedeutung zu. Sie ist, anders als in Deutschland, wo sie ein Zeichen der Abgrenzung ist, ein Symbol der Zusammengehörigkeit und wird zu besonderen Veranstaltungen stolz getragen.

Am Südrand des Parks liegt das Strandcafé Ursula (Ehrenströmintie 3). Hierher pilgern die Helsinkier schon seit Jahrzehnten, um in der Sonne einen Kaffee zu genießen und dabei hinaus auf die Ostsee zu schauen.

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Picknick im Kaivopuisto-Park

Streifzüge

Übersetzen auf die Insel Suomenlinna

Auf keinen Fall sollten Helsinki-Besucher eine Fahrt zur Festungsinsel image Suomenlinna image H/J12/13/Google Map versäumen, die einige Kilometer vor der Küste in der Ostsee liegt. Hier erwarten den Besucher neben den Überresten der alten schwedischen Festung einige äußerst interessante Museen, gemütliche Cafés und schöne Badestellen. Für den Besuch der Insel müssen mindestens fünf Stunden einkalkuliert werden. Aber man kann auch leicht einen vollen Tag auf Suomenlinna bleiben, ohne sich zu langweilen.

Die Überfahrt ist mit Ausflugsbooten vom Rande des Markplatzes (Kauppatori) aus möglich. Billiger sind aber die städtischen Fähren, die in der Mitte des Marktplatzes ablegen.

Ein kurzer Blick in die Geschichte

Im 17. Jahrhundert kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Schweden und Russland, und deswegen fürchtete das Dreikronen-Reich, zu dem damals auch Finnland gehörte, um die Sicherheit seiner Ostgrenze. Um eventuelle gegnerische Angriffe »parieren« zu können, begann man 1748 auf der Inselgruppe vor Helsinki mit dem Bau von Sveaborg – der Schwedenburg. Die riesige Anlage war damals das umfangreichste Bauprojekt, das je im Schwedenreich ausgeführt wurde. Verantwortlich für den Festungsbau zeichnete Augustin Ehrensvärd, der während der 40-jährigen Bauzeit die Oberaufsicht über die Soldaten übernahm, die hier Stein auf Stein schichteten.

Allmählich wuchs Sveaborg heran und schon bald wohnten auf der Insel mehr Menschen als in der Stadt auf dem Festland. Doch kurz nach der Fertigstellung fiel die Festung den Russen in die Hände. 1808 musste sie nach langer Belagerung fast kampflos dem Feind überlassen werden. Ein Jahr später verlor Schweden noch mehr – nämlich ganz Finnland. Die neuen Herrscher tauften die Befestigungsanlage um – aus Sveaborg wurde Viapori. Und man baute weiter: Neue Garnisonsgebäude, ein Krankenhaus und eine Kirche entstanden.

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Die Museums- und Freizeitinsel Suomenlinna zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe

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Seefestung Suomenlinna von Süden aus gesehen

1855, während des Krimkriegs (1853–56), griffen englische und französische Kriegsschiffe die Festung an. Zwei volle Tage stand Viapori unter Dauerbeschuss, wodurch sie starke Beschädigungen davontrug. Einnehmen konnten die Angreifer die Festung jedoch nicht.

Nach der Unabhängigkeit Finnlands im Dezember 1917 erhielt die Festung den Namen Suomenlinna, Finnenburg, – und eine neue Aufgabe. Im finnischen Bürgerkrieg, unmittelbar nach der Erlangung der Unabhängigkeit, richteten die bürgerlichen »weißen« Truppen in der Befestigungsanlage, die inzwischen ihre militärische Bedeutung verloren hatte, ein Gefangenenlager ein. Dort internierten sie Soldaten und Anhänger der unterlegenen kommunistischen Roten Garden. Tausende »Rote« starben in dem Gefängnis.

Später nutzte wieder das Militär Suomenlinna, diesmal als Kaserne bis zum Jahre 1973. Nach dem Abzug der Uniformträger wandelte sich das Eiland zur Museums- und Freizeitinsel. 1991 sprach die UNESCO ihr den Titel Weltkulturerbe zu.

Suomenlinna ist mehr als ein riesiges Museum. Die Insel – eigentlich sind es vier miteinander durch Brücken verbundene Eilande – ist ein eigener Stadtteil der finnischen Hauptstadt, in dem gut 900 Menschen leben. Das sind zwar weniger als zur Schwedenzeit, als man noch 4600 Seelen zählte, trotzdem gibt es hier alles, was man zum Leben benötigt, inklusive einer Grundschule, einer Krankenstation und einer Feuerwehr.

Ein Rundgang auf der Insel

Die städtischen Fähren legen an der Brücke von Iso Mustasaari image H13/Google Map (Große Schwarze Insel) an. Einige Wasserbusse privater Anbieter setzen ihre Passagiere am Informationszentrum am Suomenlinna-Museum auf Iso Mustasaari oder an der Kuninkaanportti image J13/Google Map (Königstor) auf der Insel Kustaanmiekka ab.

Direkt gegenüber der Anlegestelle der städtischen Boote auf Iso Mustasaari liegt in der alten Strandkaserne von 1870 das Restaurant Suomenlinnan Panimo image H13/Google Map. Durch einen Durchgang erreicht man einen kleinen Dorfplatz, an dem sich ein Laden und ein Café befinden. Hier sieht man bereits die Inselkirche (Suomenlinnan kirkko), die 1854 auf Befehl von Zar Nikolaus I. erbaut wurde. Heute würde der Zar sie wohl kaum wiedererkennen, denn nach der finnischen Unabhängigkeit ging der orthodoxe Kirchenbau in den Besitz der lutherischen Staatskirche über. Und die ließ das Gotteshaus 1928 komplett umgestalten, denn nichts sollte an die orthodoxe Vergangenheit des Bauwerks erinnern. In dem kleinen Glockenturm neben der Kirche hängt die größte Kirchenglocke Finnlands. Sie wurde 1885 in Moskau gegossen und ist 6683 Kilogramm schwer.

Nach 200 Metern an der Kreuzung kann, wer mag, nach links abbiegen und einen Abstecher zum Kriegsmuseum Manege oder dem Puppen- und Spielzeugmuseum machen. Das Kriegsmuseum (Sotamuseon maneesinäyttely) image H13/Google Map ist ein eher traditionelles Museum seiner Art. Das heißt, es sind vor allem Waffen und schweres Kriegsmaterial aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ausgestellt. Hinweise darauf, dass Kriege Not und Elend mit sich führen, findet man nicht. Das Puppen- und Spielzeugmuseum (Suomenlinnan lelumuseo) befindet sich in einer alten russischen Holzvilla aus dem Jahre 1830 und ist nicht nur für Kinder sehenswert. Die ältesten Spielzeuge sind weit mehr als 150 Jahre alt. Dem Museum ist ein kleines Café angeschlossen.

Wer auf dem Hauptweg bleibt, erreicht nach wenigen Metern das Besucherzentrum von Suomenlinna (Suomenlinnakeskus). Neben der Tourist Information und einem Souvenirshop ist hier auch ein Museum zur Geschichte der Insel