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Young Pat, der Boxer


Young Pat, der Boxer


vss-classic, Band 3 1. Auflage

von: Jack London

1,99 €

Verlag: VSS-Verlag
Format: EPUB
Veröffentl.: 15.06.2017
ISBN/EAN: 9783961270583
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 95

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Boxmanager Sam Stubener nimmt dem talentierten jungen Boxer Pat Glendon unter Vertrag, Sohn der Boxlegende Old Pat Glendon.
Sorsam schirmt er den naiven Jungen vor den harten und unsauberen Methoden des Büxgeschäft ab, während er selbst schmutzige Spielchen mit den Kämpfen seines Schützlings spielt.
Von alledem nichts ahnenend eilt Young Pat von Sieg zu Sieg, bis er doch eines Tages hinter die Machenschaften seines Managers und der mächtigen Wettmafia kommt,
Und dann kommt es zum großen Showdown.
Jack London (* 12. Januar 1876 in San Francisco als John Griffith Chaney; † 22. November 1916 in Glen Ellen, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist. Er erlangte vor allem Bekanntheit durch seine Abenteuerromane Ruf der Wildnis und Wolfsblut sowie durch den mehrfach verfilmten Abenteuerroman Der Seewolf und den autobiographisch beeinflussten Roman Martin Eden. Diese Werke geben gleichzeitig eine Übersicht über die geographischen Räume, die er kannte: den arktischen Norden Nordamerikas (Klondike) zur Zeit des Goldrausches, Kalifornien und den Pazifik bzw. die Seefahrt auf diesem Ozean. Als erfolgreicher Schriftsteller bekannte London sich in seinen politischen Essays, geprägt durch harte Erfahrungen in der Kindheit, häufig zu den unteren Schichten der Gesellschaft und offen zum Sozialismus, wenn auch sehr eigener Prägung. Er war bis kurz vor seinem Tod Mitglied der Socialist Party der Vereinigten Staaten und hatte sich 1901 für diese Partei erfolglos um das Amt des Bürgermeisters von Oakland beworben. Sein literarisches Werk wurde international erfolgreich und in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Sam Stubener sah die Post durch, flüchtig und schnell. Als Manager von Preisboxern war er natürlich eine vielfältige und kuriose Korrespondenz gewöhnt. Alle Spaßvögel - Teilhaber, interessierte Außenstehende und Reformer des Sportgeschäfts - glaubten ihm einen Rat geben zu müssen. Morddrohungen, maßvolle Einschüchterungsversuche, beispielsweise die Warnung, ihm die Zähne einschlagen zu wollen, Fetische - Kaninchenpfoten oder Glückshufeisen ernstzunehmende Angebote und Viertelmillionenofferten übergeschnappter Habenichtse hatten ihn auf dem Postweg erreicht. Angesichts des Einfallsreichtums und des Umfangs dieser Überraschungen hatte er sich das Wundern abgewöhnt. Seit er einen Rasiermesser-Streichriemen, für den die Haut eines gelynchten Negers hatte herhalten müssen, und einen verschrumpelten, sonnengedörrten Finger bekommen hatte, der von einer im Death Valley aufgefundenen Leiche eines Weißen stammte, meinte er, dass ihm der Briefträger nie mehr etwas bringen würde, was ihm die Ruhe stehlen könnte. An jenem Morgen aber öffnete er einen Brief, den er zweimal überflog, in die Tasche steckte und wieder herauszog, um ihn ein drittes Mal zu lesen. Er war auf einem unbekannten Postamt im Bezirk Siskiyou abgestempelt worden, und sein Wortlaut gab ihm zu denken.

Lieber Sam,
Sie kennen mich nicht, nur mein Name wird Ihnen geläufig sein. Sie kommen nach meiner Zeit, und ich bin schon längst nicht mehr im Spiel. Aber glauben Sie mir, geschlafen hab ich trotzdem nicht. Ich habe alle Kämpfe verfolgt, und ich hab auch Sie beobachtet, von dem Tag an, als Kal Aufman Sie k.o. schlug, bis zu Ihrem letzten Match mit Nat Belson. Ich glaube bestimmt, Sie sind der geschickteste Manager, den es je gegeben hat. Darum wende ich mich an Sie. Ich biete Ihnen den größten Unbekannten aller Zeiten. Das ist kein fauler Witz, sondern mein voller Ernst. Was halten Sie von einem Herkules, der über zwei Zentner Körpergewicht in die Waagschale zu werfen hat, zweiundzwanzig Jahre alt ist und dessen Schlagkraft doppelt so groß ist, wie die meines stärksten Mannes war. Das ist er, mein Junge, Young Pat Glendon; unter diesem Namen wird er kämpfen. Ich habe alles bis ins letzte ausgetüftelt. Jetzt nehmen Sie am besten den nächsten Zug und kommen her. Dann sehen Sie selbst. Ich hab ihn aufgezogen, ich bin sein Trainer gewesen. Mein ganzes Wissen hab ich ihm eingetrichtert, und, ob Sie es glauben oder nicht, er kann noch mehr, als ich ihm beigebracht hab. Er ist der geborene Boxer, ein Wunder an Schlagschnelligkeit und Schlaggenauigkeit. Seine Schläge kommen akkurat im rechten Augenblick und landen genau dort, wo sie landen sollen. Dabei braucht er nicht zu überlegen. Sein Haken, mit angewinkeltem Arm aus sechs Zoll Entfernung ins Ziel gerissen, ist ein wirksameres Schlafmittel, als ein weither geholter Schwinger der meisten alten Hasen.
Die Hoffnung der weißen Rasse? Das ist er. Kommen Sie, sehen Sie sich ihn an. Als Sie Jeffries betreuten, waren Sie verrückt aufs Jagen. Kommen Sie zu mir, und ich will Ihnen einen Kerl zeigen, neben dem sich alle Filmhelden erbärmlich ausnehmen. Hier können Sie ordentlich jagen und fischen. Ich werde Young Pat mitschicken. Meine Beine wollen nicht mehr recht. Darum rufe ich Sie. Ich wollte den Jungen selber managen, aber ich taug nichts mehr. Mit mir geht’s abwärts, und wahrscheinlich ist’s bald ganz aus. Machen Sie also zu. Ich möchte, dass Sie sein Manager sind. Die Sache bringt beiden ein Vermögen ein, jedoch wünsche ich den Vertrag allein abzufassen.
Hochachtungsvoll!
Pat Glendon

Stubener stand vor einem Rätsel. Auf den ersten Blick schien es ein Scherz zu sein - die Leute vom Ring waren berüchtigte Spaßmacher und er besah sich den Brief genauer, in der Erwartung, die lockere Handschrift Corbetts oder die großzügigen sympathischen Züge Fitzsimmons’ zu entdecken. Aber für den Fall, dass es kein Scherz war, lohnte es sich, der Sache nachzugehen. Pat Glendon hatte vor Stubener Bedeutendes geleistet, obwohl er ihn als Junge einmal in einem Sparring für Jack Dempsey erlebt hatte. Schon damals war er »Old« Pat gewesen und hatte nicht mehr als Aktiver im Ring gestanden. Noch zur Zeit der alten Londoner Boxregeln war er ein Vorgänger Sullivans gewesen. Seine letzten, schwächeren Kämpfe hatte er unter den aufkommenden Regeln des Marquis of Queensbury geliefert.
Welcher Boxfreund kannte Pat Glendon nicht! Wenngleich nur noch wenige lebten, die ihn in seinen besten Jahren bewundert hatten, und es nicht viele gab, die ihn überhaupt einmal gesehen hatten. Sein Name war in die Geschichte des Rings eingegangen, kein Sportlexikon könnte ohne ihn Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Aber sein Ruhm war nicht ohne Widersprüche gewesen. Niemand wurde höher verehrt als er, und doch hatte er nie die Ehrung durch einen Titel erfahren. Er war vom Missgeschick verfolgt, man hatte ihn den Pechboxer genannt.
Viermal wäre er beinah Meister im Schwergewicht geworden, und jedes Mal hätte er es verdient. Da war der Kampf auf dem Schiff in der San-Francisco-Bucht gewesen. Während er den Champion mit Schlägen eindeckte, brach er sich den Unterarm. Dann boxte er auf einer Themseinsel. Sechs Zoll tief stand er im Wasser der steigenden Flut. Als er den Sieg greifbar nahe wähnte, glitt er aus und erlitt einen Beinbruch. Auch in Texas hatte es einen unvergesslichen Tag gegeben. Sein Gegner war schon völlig mürbe gewesen, aber im entscheidenden Augenblick sprengte die Polizei die Veranstaltung, und wieder sah er sich um den Erfolg betrogen. Und schließlich war da der Kampf im Mechanics’ Pavilion von San Francisco gewesen, wo ihn ein niederträchtiger, gekaufter Ringrichter, der von einem kleinen Wettsyndikat ausgehalten wurde, fortgesetzt benachteiligte. In diesem Kampf erlitt Pat Glendon keinen Unfall, doch als er seinen Mann mit einem rechten Geraden gegen das Kinn und mit einem linken Stoß zum Solarplexus niedergelegt hatte, disqualifizierte ihn der Ringrichter kaltblütig wegen Tiefschlags. Jeder Augenzeuge, jeder Experte, die ganze Sportwelt wusste, dass es kein Foul gewesen war. Aber wie alle Boxer hatte sich Pat Glendon verpflichtet, die Entscheidungen des Kampfrichters anzuerkennen. Deshalb unterwarf er sich dem Urteil, er nahm es hin als eine neue Laune des Missgeschicks, das ihn verfolgte.
Das war Pat Glendon. Stubener litt darunter, dass er nicht wusste, ob Pat den Brief geschrieben hatte oder nicht. Er ging damit in die Stadt.

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