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Brummlg'schichten Der schwarze Einser


Brummlg'schichten Der schwarze Einser

Kurt Wilhelm's Brummlg'schichten
Brummlg'schichtn

von: Wilhelm Kurt, Michl Lang, Barbara Gallauner, Rudolf Vogel, Heinrich Hauser, Maria Sigg

4,49 €

Verlag: TeBiTo
Format: MP3 (in ZIP-Archiv)
Veröffentl.: 21.07.2020
ISBN/EAN: 9783946070467
Sprache: deutsch

Dieses Hörbuch erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

1840 gab man in England die ersten Briefmarken heraus. Sie waren eine ebenso praktische wie zwangsläufige Erfindung, denn wenn man schon der gesamten Menschheit das Lesen und Schreiben beibrachte, damit sie über lauter Zeug informiert werden, das sie weder betrifft noch im Grunde was angeht, über das sie sich bloß ärgern oder davor sich fürchten, und weil sie ihre Ängste, Ärger, Intrigen und Liebeserklärungen nun per Brief verschicken konnten, mußten Briefmarken her, für das gigantisch wachsende Postnetz in aller Welt. Da kam man mit persönlicher Zustellung per Postkutsche und bloßem Stempeln nicht mehr durch. Vor allem auch die armen Kinder mußten alle, alle, per Schulpflicht Lesen und Schönschreiben können, was Brieffreundschaften erzeugte, für die man Marken brauchte, die aber selten hielten. Die Freundschaften. Die Marken pappten zäh an Papier und Pergament. Das kreierte eine neue Gruppierung der Menschheit: Sammler und Normale. Der erste Markenmann in London würde sich gewiß wundern, wenn er hörte, daß es 1950 in den USA 27 Millionen Sammler gab. Davon 10 Millionen methodisch vertierte. Die restlichen 17 Mio. waren zufrieden, wenn die Wapperln schön bunt mit Bild waren .
Die erste deutsche Briefmarke war schwarz und ohne Bild. Sie wurde 9 Jahre nach England 1849 ausgegeben. Und zwar in Bayern. Darum ist der nicht nur in Süddeutschland begierig gesammelte 'Schwarze Einser' die erste, älteste deutsche Briefmarke. Glücklich, wer eine sein eigen nennt. Ihr Sammlerwert hat sich gewaltig gesteigert. Als es 10 Jahre nach den ersten Briefmarken auch in der übrigen Welt allmählich Marken gab, konnte, wer methodisch vorging, mit seiner kompletten Sammlung einen ganz schönen Stich machen. Marken sind wie Künstler. Fehlfarben, Fehldrucke, falsche Ränder, fehlende Zacken und all so was kann eine Marke berühmt machen. Auch bei Künstlern sind ja die größten Spinner die Berühmtesten weil sie Einzelexemplare sind, oder will jemand den van Gogh als normal bezeichnen?
In der nächsten Folge haben wir wieder mal ein bissel Zeitkritik versucht, indem wir uns eine der ebenso erfolgreichen wie geschmacklich rücksichtslosen Geldquellen vornahmen: den deutschen Heimatfilm und Jene, die ihn machten.
Wie aber kommen die Brummlleut in ein Filmatelier? Die nächste Folge gibt darüber genaue Auskunft.
Willem Holsboer, ein humorvoller Schweizer war am Münchner Volkstheater als Darsteller und Regisseur ein derartiger Publikumsliebling geworden, dass man ihn bald zum Intendanten des Hauses an der Herzog Wilhelm Straße wählte. Sein Spielplan bevorzugte das heitere Genre, er verstand es, das Menschliche in Komödien in den Vordergrund zu stellen. Man mußte sich - um eine alte Theaterweisheit zu zitieren - nie genieren, einen Abend lang herzlich gelacht zu haben. Es war nie unter Niveau gewesen. Holsboer holte zahlreiche erstklassige münchner und bairische Schauspieler in Gastrollen an sein Theater um möglichst ideale Besetzungen zustande zu bringen. Es gelang es ihm meist, daß Darsteller und Rolle sich deckten. Er mußte nicht einen 25-jährigen Anfänger als 70-jährigen Greis zuschminken lassen. Er kriegte einen 70-jährigen und der 25-er kam in ein andermal in einer ihm gemäßen Rolle dran.
Er machte kein Startheater mit berühmten Größen vom Film, sondern eine Kollegenbühne. Die Schauspieler waren das Wichtigste. Für sie gute Komödien, aber auch ernste Stücke zu finden, das Zweitwichtigste. Seine schmaler städtischer Etat und das nicht sehr große Haus erlaubte ihm nicht, mit prunkvoller Ausstattung zu protzen. Von seinen Bühnen- und Kostümbildnern verlangte er Preiswertes, das teuer aussehen sollte. Daß man der Ausstattung stets entnehmen konnte, wo und wann eine Stück spielt, war damals selbstverständlich. Antike Römer mit Maschinengewehren waren noch nicht erfunden. Wer sowas verlangt hätte, wäre umweglos in einer beiden Klapsmühlen gelandet. In Eglfing oder in Haar.
Regie führten meiner Erinnerung nach an diesem Theater erfahrene Kollegen. Meist ebenfalls Schauspieler, selten Berufsregisseure und kein einziger Germanist mit abgebrochenem Unistudium, denn das Volkstheater war ein professionelles Unternehmen. Und Regie beileibe nicht das Wichtigste.
Das Theater wurde 1944 kaputt gebombt. Holesboer wurde in ein Ausweichquartier verlegt, in den 'Silbersaal' des Hotels 'Bayerischer Hof' am Promenadeplatz. Das Hotel war nur leicht beschädigt, der Saal konnte mit wenig Aufwand in ein richtiges Theater umgebaut werden. In diesen ersten Jahren nach dem Krieg konnte ein Intendant so ins Volle greifen wie ein Angler in einen Fischschwarm. In München waren hunderte namhafter Schauspieler gelandet, nach den NS-Verbotsjahren standen hunderte Erfolgsstücke aus England, Amerika, Frankreich und überall her zur Verfügung. Auch etliche deutsche Autoren, oft Remigranten, brachten Genußreiches mit sich. Das Staatsschauspiel begann in einem Behelfstheater mitten in der zerstörten Residenz derlei Neues und Klassiker zu spielen, wurde aber bald ausquartiert, als man nach der Währungsreform das einstige Cuvilliestheater wieder aufbaute. Volkstheater und Kammerspielen inzwisvhen fusioniert mit gemeinsamem Fundus, Verwaltung und Werkstätten hatten ihre große Zeit. Anno 1947 meldete sich Holsboer bei Olf und mir. Der Dauererfolg der Brummlfamilie hatte ihn die auf die Idee gebracht, diese zeitgemäß aktuellen Themen auf seine Bühne zu bringen und die Rundfunklieblinge auch optisch zu präsentieren. So kam es 1948 zu der Theater-Brummlg'schicht 'Hypnose', die es zu 43 Aufführungen brachte - die letzten nach der Währungsreform. Ab da hatte leider niemand Geld um Theaterkarten zu kaufen. Sonst hätten wir gewiß noch lange ausverkauft weitergespielt.
Nun wurde ohnehin Vieles anders. Das Hotel kündigte, es brauchte seinen 'Festsaal' wieder selber. Das Volkstheater war heimatlos, wurde in geringem Umfang in die Kammerspiele einbezogen, verschwand aber bald aus deren Spielplan. Aus! Holsboer war nach so vielen aufregenden, bedrängenden und gegängelten Jahren vermutlich des Kämpfens mit Behörden müde und zog sich aufs Schauspielen zurück.

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