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Die Funktionen des Wahnsinns in der Szene


Die Funktionen des Wahnsinns in der Szene "Kerker" in Goethes Faust I


1. Auflage

von: David Ortmann

15,99 €

Verlag: Grin Verlag
Format: PDF
Veröffentl.: 24.05.2018
ISBN/EAN: 9783668710122
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 24

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Beschreibungen

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Note: 1,0, Philipps-Universität Marburg (Institut für Neuere deutsche Literatur), Veranstaltung: Hauptseminar: Goethe: Faust I. Text-, Stoff-, Entstehung- und Wirkungsgeschichte (16.-21. Jahrhundert), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Szene „Kerker“ kommt in Goethes Faust eine zentrale Bedeutung zu. Betrachtet man das Gesamtwerk, so fungiert die Szene als Bindeglied zwischen den beiden Teilen der Tragödie. Auf Faust I bezogen, bildet die Szene den Abschluss eben jenes ersten Teiles. Innerhalb des ersten Teils wiederum stellt die Szene auf der Figurenebene das Finale der Gretchenhandlung dar.
Goethe konfrontiert uns in dieser Szene mit einer Kindsmörderin im Kerker, die auf ihre Hinrichtung wartet. Sie ist offensichtlich wahnsinnig und lässt sich von ihrem Liebhaber Faust nicht aus dem Kerker befreien, obwohl dieser dank seiner Verbindung zu Mephisto die Mittel dazu hat.

Goethe hat im 2.Teil des Faust I, der so genannten Gretchentragödie, Gretchens Abstieg nach der kurzen Zeit des Glücks mit Faust in einigen, aufeinander folgenden, paradigmatischen Szenen dargestellt, die uns ihren Leidensweg erahnen lassen, nachdem sie, die ein Kind erwartet, von ihrem Liebhaber verlassen worden ist. In der Szene „Am Brunnen“ erfährt der Zuschauer, wie schwer es eine ledige Schwangere in dieser Zeit hatte. In „Zwinger“ wendet Gretchen sich in ihrer Verzweiflung in einem Gebet an die Gottesmutter, in „Nacht“ steht sie bei ihrem sterbenden Bruder, der durch den von Mephisto gelenkten Faust, also mittelbar auch durch sie, getötet wird. (...) Valentin klagt sie nicht nur öffentlich an, die Familienehre beschmutzt zu haben, sondern vermittelt uns eine Vision über ihr weiteres Schicksal und das des Kindes. Der Zuschauer erkennt, dass Gretchen schon von diesem Moment an keinerlei Halt mehr in der Gesellschaft hat und völlig isoliert dasteht. In der Szene „Dom“ treten bei dem Requiem für die Mutter, die auch durch ihr Hinzutun, wenn auch ohne ihr Wissen und Wollen, zu Tode kam, die Gewissensqualen personifiziert als „böser Geist“ auf und sie bricht körperlich zusammen.
Man sieht, dass all diese Szenen ihre Leiden zeigen und insbesondere die Szenen „Dom“ und „Nacht“ die Schlussszene vorbereiten, in der sie wahnsinnig geworden zu sein scheint und ihr Kind umgebracht hat, wie Valentin es prophezeit hat.

In der vorliegenden Arbeit soll nun diese Schlussszene in Bezug auf die Phasen des Wahnsinns detailliert analysiert werden, um dann Aussagen über die verschiedenen Funktionen des Wahnsinns von Gretchen in dieser Szene, auch im Hinblick auf die verschiedenen Funktionen, die diese Szene für das Gesamtdrama hat, machen zu können. Erkenntnisgegenstand ist der Text von 1808.