Impressum

Fakelaki - Band 2
Die Kunst des Schmierens
Mythen und wahre Geschichten
 
Anna Maria Gdynia, Herausgeberin
Prof. Nikolaus Mexis, Autor
 
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2013 Anna Maria Gdynia
ISBN 978-3-8442-4894-4

Fakelaki

Sicheres Schmieren
Mythen und wahre Geschichten

Seit tausender von Jahren wird überall und vor allem in Orient geschmiert. Bezeichnungen wie „backschisch" auf türkisch, „Ladoma", d.h. ölen, schmieren auf griechisch, sind nur einige der Begriffe. Der eine schmiert mit Geld, der andere mit Geschenken, eine Frau schmiert mit sexuellen Zugeständnissen, man sagt auch „gamisi" d.h. „B........." oder Leistung im sexuellen Bereich.

Der Autor geht das Thema auf Grund von eigener Erfahrung und einer umfangreichen Recherche an. Sie zeigt, dass diese Vorgehensweise weder neu noch originell ist. Auch wenn es bei allen Kulturen vorkommt und dies durch die Jahrhunderten , so ist die griechische Art die Krönung eines Gaunertums, die in der Systematik und der Effektivität von keinem anderen Volk überboten worden ist.

Es wird ein Bogen gespannt zwischen dem Jahr 5.000 v. Chr. und 2.000 n. Chr. Sumerer, Babylonier, Perser, Hebräer, Ägypter, das Antike Hellas und Rom, Mittelalter und Byzanz, Europäische Staaten, Amerika und Orient, Russland und Türkei und letztlich Griechenland von Heute, Schmieren und Fakelaki als Gewohnheit, Eigenschaft, Charakter, Kultur und Wissenschaft.

Wo liegt die Erklärung, ist der Charakter, die organisatorischen Strukturen, die Wirtschaftszustände und viele andere Faktoren. Schmieren als Kunst oder Wissenschaft auf jedem Fall zum Nachamen nicht geeignet.

Anna Maria Gdynia, Herausgeberin und Mitautorin
Prof. Dr.h.c. Dipl.-Ing. Nikolaus D. Mexis, Autor

Fakelaki

Sicheres Schmieren
Mythen und wahre Geschichten

BAND II

Seiten 100-255, Bilder 21

ΔΩΡΟΔΟΚΙΑ ΓΑΡ ΜΗΤΗΡ ΑΝΘΡΩΠΙΝΩΝ
ΑΙΣΘΗΣΕΩΝ ΕΣΤΙ ΘΕΙΚΩΝ ΔΥΝΑΤΟΤΗΤΩΝ
ΔΙΑΚΥΒΕΡΝΟΝΤΩΝ ΘΝΗΤΩΝ
ΠΕΠΡΩΜΕΝΩΝ ΚΑΙ ΑΠΟΔΟΧΕΜΕΝΩΝ
ΜΟΙΡΑΙΩΝ ΑΠΟΦΑΣΕΩΝ ΚΑΙ ΤΙΜΩΡΙΩΝ.....

Weil Bestechung* Mutter aller menschlichen
Empfindungen ist und göttliche
Entscheidungen verwalten das Schicksal
der Sterblichen die Strafen und
Entscheidungen hinnehmen müssen ...

Aristoteles an Alexander der Große

*Aristoteles kannte die Praxis der Bestechungen, er hatte auch das ganze Thema philosophisch betrachtet und analysiert und ganz bestimmt auch selbst einige Dareike in der Hand gehabt. Er wollte Alexander an das Thema gewöhnen, denn er wusste, in seinem Leben würde er sich oft mit solchen Fällen zu tun haben.

Kapitel 5 2000 Jahre Bestechung, Rom und die Kirche

„Rom und das römische Reich ist die nächste
Station unserer Zeitmaschine. Wir haben Glück,
denn wir landen mitten im Wahlkampf. Wir
treffen uns einen alten Bürger von Rom und
fragen ihn ob er den Begriff "corrumpere", von
dem das Wort "Korruption" abstammt kennt. Er
lacht schelmisch und hält uns einen Vortrag.
Nach seiner Meinung gibt es 6 Arten der
Korruption, 6 Richtungen“.

1. Erste Korruptionsart in Rom

Erstens, die allerwichtigste war die Korruption in der Politik, Politiker kaufen durch Bestechung Ämter und werden ihrerseits bestochen um Ämter zu vergeben. So höheres das Amt, um so größer das Schmiergeld. Die römischen Bürger wählten normalerweise die Vertreter von vielen Ämtern. Die Ämter wurden auf zwölf Monate vergeben (sei aus Machtüberlegungen oder aus Bestechungsabsichten). Die römischen Aristokraten hatten die Posten der Konsuln und der Senatoren besonders im Auge. Die Bedeutung einer Aristokratenfamilie zeigte sich dabei in der Anzahl der Konsuln, die sie im Laufe der Jahrhunderte gestellt hatte.

2. Zweite Korruptionsart in Rom

Zweitens die Ämter und Posten in der Verwaltung, mit Vorliebe in Rom aber auch in den Provinzen, die nicht gleich waren. Athen und Achaia wie auch Alexandria und Ägypten waren begehrt, weil sie reiche Provinzen waren. Bis zu 2 Millionen Sesterzen wurden für so einen Präfekt (Stadthalter)-Posten als Fakelaki bezahlt. Der Wahlkampf wurde durch das private Kapital der Bewerber finanziert. Da es keine öffentlichen Medien gab, dienten Öffentliche Spiele und Feiern dem Wahlkampf. Dabei gaben auch die politischen Freunde des Kandidaten großzügige Spenden (Fakelaki dem Volke). Die Ausübung politischer Ämter wurde nicht wie heute üblich, gut bezahlt. Die Amtsträger erhielten kein Geld, doch ihre einflussreiche Position nutzten sie für ertragreiche private Geschäfte.

3. Dritte Korruptionsart in Rom

Drittens die Posten in der Armee. Gleichzeitig waren viele Posten mit Versetzungen in den Provinzen verbunden. Und hier wurde plötzlich aus jemand der bestach, jemand der großzügig bestochen wurde. Als Schmiergeld könnte man auch Investition sagen. Es gab in Rom keine Parteien, die den Wahlkampf organisierten und für eine politische Richtung standen. Der Kandidat für einen militärischen oder halbmilitärischen Posten sammelte um sich Freunde und Familienangehörige, die ihm verpflichtet waren. Dazu kamen die Angehörigen seiner abhängigen Klientel. Und als letztes Mittel Geld und Naturalien.

4. Vierte Korruptionsart in Rom

Viertens die Religion. Nicht erst die Katholische Kirche lehrte Korruption und Bestechung im höchsten Maße, auch bei den alten Religionen wurden geschmiert, z.B. für gute Orakelsprüche und Opferlesungen. Und je nach Gott konnte man vielfach das nützliche mit dem angenehmen verbinden. Und was es kostete eine Vestalinne nicht lebendig zu begraben kann man nur erahnen.

5. Fünfte Korruptionsart in Rom

Fünftens der Bereich Sport. Events, Arenavorstellungen und Prostitution. In vielen historischen Werken wird von der Prostitution gesprochen und von hohen, je nach Fall, Schmiergelder die flossen. Die kommerzielle Ausbeutung von weiblichen Personen zu sexuellen Zwecken war nur ein Teil der erzwungenen Leistungen. Jede Sklavin konnte von ihrem Besitzer sexuell missbraucht oder dazu an Dritte weitergegeben werden. Der Verkehr mit Sklaven war nicht nur anerkannt, sondern wurde sogar in der Literatur beschrieben und empfohlen und war in keiner Weise als schändlich zu betrachten. Nero und Galigula betrachteten allerdings auch die Ehefrauen von hohen Persönlichkeiten, wie z.B. Senatoren, zu ihren Sklavinnen. Da sich reiche Männer bei ihren Sklavinnen bedienen konnten, gab es bei den Römern kaum eine Edelprostitution. Die geringe Zahl von Edelprostituierten zogen ihre reichen Klienten vor allem durch ihre sexuellen Kunstfertigkeiten an. Es war also einfach zu bestechen. Das galt auch für den Sport, damals wie heute. Objektive Messmethoden für Gewichte und Messungen von Schnelligkeiten gab noch nicht. Die Kampfrichter mussten sich auf ihren Augenschein verlassen. Zweifellos war Bestechung und Schmiergeld aber der aussichtsreichste Weg, den Ausgang zu manipulieren. Den bekanntesten Fall kennen wir vom Kaiser Nero. Im Jahre 67 n. Chr. Wollte am Wagenrennen teilnehmen. Beim Wagenrennen bei den Olympischen Spielen, fiel er aus dem Wagen stieg wieder hinein, verlor den Lauf und wurde mit dem Siegerkranz ausgezeichnet. Neros Nachfolger Galba bestand darauf, dass die Kampfrichter das Bestechungsgeld zurückzahlten.

Abbildung 14
Erotische Darstellung, zwei Männer und eine Frau, Pompeji

6. Sechste Korruptionsart in Rom

Sechstens der Handel. Hier ließ man im alten Rom die Sau raus. Sie beschlagnahmten viele Waren, kauften den Rest und bekamen auch umfangreiche Bestechungsgeschenke. Das muss man sich vorstellen, die römischen Schiffe und die Schiffe ihrer Verbündeten oder besetzten Länder, Griechen, Phönizier, Kreter, Ionier, Ägypter, Sizilianer u.a. handelten zwischen Baltikum und Britannien bis um Afrika, Indien, Arabien, Schwarzes Meer und vor allem Mittelmeer. Alle Arten von Waren wurden gekauft, verkauft, gestohlen, beschlagnahmt, erbeutet. Und dabei wechselten viele Fakelaki den Besitzer.

5.1 Rom lehrt im Westen die Korruption

Schon sehr früh, so lesen wir in Dokumenten, versuchten Leuten Entscheidungsträger mit Geschenken und mit besonderen Zuwendungen auf ihre Seiten zu ziehen, Und nicht nur Menschen wurden bestochen, in Vorzeiten bestach man auch Götter mit Opfergaben (tierische und leider auch menschliche) um sie milde zu stimmen. „Eine Hand wäscht die andere“ das praktizierte man schon im alten Rom. Ab ca. 200 vor Christus gab es in der römischen Gesellschaft zwei miteinander verbundene Systeme. Das vordergründige, offizielle basierte auf die exakten Regeln für die Verwaltung und das Militär, das zweite, hintergründliche basierte auf das System der Cliquen und wurde gefüttert durch den Austausch von Gefälligkeiten und Bestechungen Generale erkauften häufig den Gehorsam ihrer Soldaten durch persönliche Zuwendungen und (Geld-)Geschenke. Doch schon die Römer wussten, dass Bestechung schädlich ist: In ihrem lateinischen Wortschatz existierte der Begriff "corrumpere", von dem das Wort "Korruption" (corruptio) stammt. In der Regel wird mit Verderben übersetzt. Man kann die aktive Bedeutung von Verführung und Bestechung von der passiven Bedeutung als Sittenverfall, Verwahrlosung oder Bestechlichkeit unterscheiden.

Es ist nicht so, dass in der vordergründig strenge römische Gesellschaft (scheinheilig) nicht Anstrengungen unternommen wurden der Korruption, vor allem bei der Wählerbestechung, Herr zu werden. Es gab ein sehr verschärftes Gesetz mit der Bezeichnung ambilus. Es gibt viele Berichte von Prozessen mit zum Teil tödlichen Strafen vor allem aus der Zeit von Julius Cäsar, Augustus Oktavian und Tiberius. Bei den Kaiser Nero, Galigula, Galba, Komodus u.a. war Bestechung eher der normale Umgang als die Gesetze. Die Richterbestechung, die Bestechung von Verwaltungsbeamten, die Bestechung des Militärs waren ganz üblich. Eine militärische Abteilung, die Prätorianer, wurden besonders und ständig bestochen. Sie stützten und stürzten die Kaiser. In der Zeit des Kaisers Konstantin gab es sogar Regeln für das Bestechens, das als Regelung von „Beihilfen“ verstanden wurde. Das war der Gipfel der Korruption, so dass Kaiser Konstantin scharfe Gesetze erlassen musste.

Die Korruption breitete sich im Westen. Im Osten bräuchte man nichts zu tun, dort hatte sie in allen Ländern des Orients viele tausender von Jahren Erfahrung und Bestand. Aber in Westen wussten die Gallier, die germanischen Völker, die nordischen Völker, die iberischen Völker, die Völker in den ungarischen Steppen wenig. Je mehr in Kontakt mit den Römern als unterjochte oder verbündete Völker kamen desto mehr lernten und als gelehrige Schüler auch Bestechung und Fakelaki praktizierten. Alles wurde bestochen, kleine und höhere Beamten, wichtige und weniger wichtige Staatsmänner, Senat und Parlamente, Parteien und politische Gruppen, Tempel und Kirchen, später auch die Kloster, die ab 300 n. Chr. Wie die Pilzen wuchsen, Sport, Spiele, Prostitution, Handel und jegliche Verwaltung, einfach alles. Korruption war überall.

In der antike Rom gab es, wie bei uns heute, einige Institutionen die ein Vorbildfunktion hatten, wie z.B. die Olympischen Spiele, der Tempel Vesta mit den Vestalinnen die zur Jungfräulichkeit verpflichteten Priesterinnen, die Rechte des Senats und andere. In Olympia z.B. wurden kleine aber kostbare Kopien des Weltwunders Zeusstatue aufgestellt. Die Kosten wurden von den Strafen der bestochenen Richter getragen und die dürften nicht klein sein. Die Vestalinnen mussten das ganze Leben jungfräulich bleiben. Die menschliche Natur ist sicherlich bei einigen stärker gewesen. Die Strafe war der Tod duch lebendiges Begraben. Es war klar dass hier sowohl die Priester bestochen wurden um ein milderes Urteil oder sogar Freispruch zu fällen, als auch hochstehende Persönlichkeiten zwecks Vermittlung. Bekannt ist die Geschichte der Schwester das Konsul Claudius, die ein Verhältnis mit dem Feind Hannibal hatte. Durch Bestehung wurde erreicht dass eine andere Vestalin an ihre Stelle starb mit der Begründung dass sie eigentlich Schuld daran war, weil sie nicht aufgepasst hatte. Höchstwahrscheinlich hatten ihre Verwandten nicht genug Geld zu schmieren. Über die Rechte des Senats bestimmte....die Bestechung und die Macht des Kaisers. Bekannt ist die Geschichte der Bestechung von Galigula, gepaart mit Drohungen, um sein Pferd zum Senator zu ernennen.

Die Lehre der Korruption und der Bestechung lernten die Völker im Westen vom Anfang an. Ohne Fakelaki bekamen sie nichts. Mit Fakelaki bekamen sie etwas, viel oder wenig hing von der Größe des Fakelaki, des Schmiergeldes. Zwei Geschichte sollen hier den Vorgang der Bestechung erklären. In der Zeit von Kaiser Domitian um 82 n. Chr. Verwaltete ein Präfekt Antonius Flavius eine kleine Provinz von der Gegend wo heute Lyon ist. Er war allein, weil seine Frau verstorben war. Er interessierte sich für junge gallische Sklavinnen. Da er nicht soviel Geld hatte wie er brauchte verurteilte Familien wegen Nichtigkeiten zum Tode. Die Strafe wurde dann erlassen wenn die Familie eigene Töchter als Schenkung überreichte oder äquivalente Sklavinnen anbot. Das war menschliches Fakelaki mit sexuellem Beigeschmack. Man kann sicher sein dass solche Fälle eher die Regel waren, als die Ausnahme.

Konstantin der Große, um 275 geboren, wird als einer der größten und bedeutendsten Herrscher der römischen Antike angesehen. Er war der Wegbereiter für ein grundsätzlich anders geprägtes Religionsdenken und Verständnis für das Christentum. Er war der Motor einer Veränderung im gesamten Römischen Imperium von der alten heidnischen Götterverehrung hin zum christlichmonotheistischen Glauben. Konstantin wurde im Jahre 306, im Alter von 30 Jahren nach einem Sieg in Britannien von seinen Soldaten zum Augustus (Kaiser) ausgerufen. Konstantin wurde endgültig nach einer gescheiterten Intrige des ebenso nach einer Kaiserherrschaft strebenden Maximian 310 zum Augustus gekrönt. Zum Herrscher des westlichen Teils des römischen Reiches wurde er am 28. Oktober 312. Genau an diesem Tag schlug er seinen Gegenkaiser um die Thronherrschaft, Maxentius, in der geschichtsträchtigen Schlacht bei der Milvischen Brücke. Nach einer Legende hatte Konstantin am Vorabend des Kampfes eine Erscheinung in Form eines christlichen Kreuzes, auf dem der Schriftzug stand:

„In hoc signo Vinces – εν τούτω Νίκα

- mit diesem Zeichen wirst du siegen“.

Abbildung 15
Eisenplatte einer römischen Villa mit XP-Zeichen

Am nächsten Tag siegte Konstantin gegen eine 2-bis 3fache gegnerische Übermacht. Er hatte mit dem Zeichen Christi, ein griechische P und darauf ein griechisches X seine Soldaten, die meistens Christen waren motiviert. Nach seinem überwältigenden Sieg soll Konstantin, da er glaubte, dass er diesen alleine Gottes Hilfe verdankte, die sonst üblichen heidnischen Opfergaben abgelehnt haben. Das war eine positive Bestechung.

5.2 Mit Bestechung die Völkerwanderung im Westen aufgehalten

Das Römische Reich erreichte um 120 n. Chr. beim Kaiser Trajan, Marcus Ulpius Nerva Traianus 98-117 die höchste homogene Ausdehnung und Größe. Es reichte von Persien bis nach Spanien, von Ägypten nach Ungarn und Rhein, von Nordafrika bis Frankreich und Britannien. Ab da begann die Dämmerung des Reiches. Innere Zwiespältigkeiten, unfähige Kaiser und Streitigkeiten und äußere Angriffe durch Völkerwanderung führten zur Spaltung des Reiches in einem westlichen Teil mit Hauptstadt Rom und ein Oströmisches Reich mit Hauptstadt Konstantinopel, das alte Byzanz der Griechen. Der Verfall des römischen Reiches ging nicht über Nacht, es zog sich über mehrere Jahrhunderte hin. Dieser Machtverlust hatte sowohl innen- als auch außenpolitische Gründe. Das enorme Herrschaftsgebiet Roms war gleichzeitig auch ein Grund für die Probleme des Reiches. Es war in all seiner Größe und an seinen Grenzen schwer zu regieren, zu kontrollieren und gegen feindliche Volksstämme zu verteidigen. Viele Völker an den Grenzen waren wild und kampfbereit. Sie brauchten selbst Boden zum überleben, ja sie wurden selbst bedrängt von anderen Stämmen, die nachkamen. So z.B. die Goten aus Russland, die 276 n. Chr. Athen einnahmen. In das weströmische Reich drangen die Wesgoten und auch die Wandalen ein. Der letzte weströmische Kaiser, Romulus Augustus, regierte 475-476 nach Christus.

Als innenpolitische Gründe können vorwiegend der Kampf um die Macht in Rom angesehen werden. Ewige Intrigen und Geschachertes um Posten, Ämter und Positionen. Die Randgebiete brauchten immer mehr Unterstützung an Geld, Material, Militär und politischen Zuspruch, den durch die einfallenden Stämme, steckten die Randgebiete in andauernden Not- und Angstsituationen. Es kam zu einer Währungskrise, weil das Heer enorme Geldmengen verschlang. Zwischen 235 und 285 wechselten sich sechsundzwanzig Kaiser ab, die von den Truppen gewählt und wieder abgesetzt wurden. In den Provinzen waren Plünderungen und Verwüstungen alltäglich. Außerdem wird bei den reichen Römern auch ein Verfall der Sitten beklagt, der auch zum Verfall des Reiches mitbeigetragen haben soll. So war Korruption ein ständiges Problem.

Im 3. Jahrhundert war das Militär der tonangebende Machtfaktor im Römischen Reich. Die Soldaten der Legionen riefen reihenweise Kaiser und Gegenkaiser aus. Es wurde rechts und links bestochen. Das Reich wurde nicht mehr regiert, denn die Bestecher und die Bestochenen hatten andere Interessen und Logik. Wegen Thronstreitigkeiten teilte sich das Reich um 260 in ein Ostreich und ein Westreich. Gleichzeitig erstarkten die germanischen Stämmen und die Hunnen schielten auch nach Beute. Rom hatte noch mal Glück. Es kam der Kaiser Aurelian, der um 260 beide Teile des römischen Reiches zusammenschweißte, teils mit Waffengewalt, teils mit Bestechung. Angeblich sind 30 Legionen, also ca. 170.000 bis 200.000 Soldaten mit rund 400 Dinaren also einem Jahressold pro Soldat geschmiert worden. Im Jahr 284 folgte der Feldherr Diokletian von seinen Legionären zum Kaiser ausgerufen. Er konnte es. Mit eiserner Hand, mit List, mit Tricks, mit Versprechungen und mit Fakelaki schaffte er in einem Jahr das herrschende Chaos zu beseitigen. Betrachten wir die Völkerwanderung um zu verstehen wie groß die Diplomatie mit allen Mittel war.

Die Alemannen (vermengte Menschen) hatten ihren Stammplatz am Rhein zunächst rechtsrheinisch und dann im 5. Jh. auch linksrheinisch. Sie waren Verbündete der Römer und sie wurden mit allen Mitteln unterstützt. Die Schlacht von Zülpich trotz logistischer Unterstützung durch die Römer ging an die Franken verloren.

Die Burgunder lebten um die Zeitenwende zwischen Oder und Weichsel. Sie bewegten sich immer mehr nach Westen und zu Beginn des 5. Jh. kam es zur ersten Reichsgründung in der Region von Worms und Speyer. Die Burgunder kamen in intensiveren Kontakt mit dem Römischen Reich und traten auch zum Christentum über.

Die Franken bestanden aus vielen kleinen Stämmen und Gruppen wie z.B. der Chamaven, Salier, Chattuarier, Ampsivarier, Brukterer u.a Sie siedelten sehr schnell in Gallien, wobei sie im Norden Galliens als Söldner in römischen Diensten auch angesiedelt wurden. Am Niederrhein gründeten die Franken ein Fürstentum mit Köln als Zentrum. Die Franken übernahmen sehr schnell alle Gebräuche der Römer. Die Vorliebe für die Bestechung sollte viel später auch Karl der Große merken.

Abbildung 16
Die Völkerwanderung der germanischen Völker und der Hunnen (Wikipedia)

Die Goten sollen aus Skandza (Skandinavien oder Gotland) stammen, was archäologisch nicht beweisen ist. Vom 4. Jahrhundert an sank der Stern des römischen Weltreichs. Italien wurde zum Spielball germanischer "Stammesführer". Die römische Regierung versuchte die Goten dadurch zu befrieden, in dem man jährliche Zahlungen an die Stämme leistete und einzelne Krieger in die römische Armee aufnahm. 251 nutzen die Goten innenpolitische Auseinandersetzungen in Konstantinopel zum Einmarsch. Dabei besiegten und töteten sie den oströmischen Kaiser Decius. Weitere Kriegszüge in den Balkan und nach Kleinasien folgten. 269 endete der Siegeszug der Goten zunächst. Claudius II. besiegte die Goten bei Thessaloniki vernichtend. 410 besiegten die Westgoten unter Alarich Rom, nach kurzer Belagerung. Die Geschichte erzählt, dass die Römer viel Gold zahlen mussten. Als sich die Römer über falsche Gewichte beschwerden, warf Alarich seinen Schwert in die Wagschale und sagte den berühmten Satz „Wehe den Besiegten“. Das Imperium hat sich nicht mehr erholt.

Das germanische Volk der Largobarden war an der Unterelbe ansässig. Sie besetzten "Rugiland" (heute Niederösterreich). Die Largobarden konnten sich offenbar unbehelligt von der römischen Reichsgewalt in "Rugorum Patria" festsetzen und blieben dort viele Jahre. Unter König Tato zogen sie dann aus Rugiland in die weiten Ebenen südlich der Donau. Die Largobarden traten die Nachfolge der Heruler als Großmacht an der mittleren Donau an. Zu Gute kam ihnen dabei das Spannungsverhältnis zwischen Byzanz, Ostgoten und Franken.

Die imperiale Politik begann mit Wacho, dem achten König. aus dem Geschlecht der Lethinger. Gleichzeitig bemühte sich Wacho um ein freundliches Verhältnis mit Byzanz. 538 wies er Ostgotenkönig Witigis ab, der um Heereshilfe gegen die oströmischen Heere in Italien bat. Wacho verstand es, in den 30 Jahren seiner Regierung, die Largobarden aus großen, existensbedrohenen Kämpfen herauszuhalten. Gegenüber Goten, Thüringern, Gepiden, später den Franken und Byzantinern, verhielt er sich politisch neutral, immer die günstigste Konstellation im Auge behaltend. Innenpolitisch achtete er auf eine gesunde Volksgemeinschaft. Die Largobarden gingen in andere Stämme ein.

Die Sachsen werden erst 285 n. Chr. genannt, sicher aber 356 mit den Franken zusammen, als die „streitbarsten Völker am Rhein und am westlichen Meer“. Höchstwahrscheinlich war anfangs eher eine Art Sammelbezeichnung für Raubscharen an den gallischen und britischen Küste, die übers Meer kamen. Zur Abhilfe auf die häufigen Überfälle errichteten die Römer entlang der Süd- und Südostküste Britanniens und an der Kanalküste Galliens um das Jahr 300 eine Kette stark befestigter militärischen Stützpunkte und Flottenstationen. Anfang des 5. Jahrhunderts verlor Rom immer mehr die Kontrolle über die britannischen Provinzen. Spätestens in den 440er Jahren wurden Sachsen auf den Britischen Inseln sesshaft. Sie wurden von den Briten als Söldner angenommen und bald fühlten sich als Briten und nannten sich Angelsachsen. Viele Quellen erzählen von Bestechungsgelder der Römer damit sie in Ruhe adligen Römer abziehen lassen.

Nach dem Abzug der Hunnen etablierten die Thüringer ein Königreich, welches 531 n. Chr. von den Franken unterworfen wurde. Nordthüringen wurde danach teilweise von den Altsachsen besiedelt, ebenso wurden Hessen, Schwaben und Friesen angesiedelt. Die vermutlich eher dünn besiedelte Gegend zwischen Saale und Elbe im heutigen Freistaat Sachsen hingegen konnte gegen die eindringenden Slawen nicht gehalten werden. Die slawische Landnahme in diesen Gebieten erfolgt im ausgehenden 6. Jahrhundert.

Vandalen und Vandalismus, sie ließen sich nicht nur vom Papst bestechen, sondern bestimmten selbst was sie als Bestechung verstanden, nämlich alles was nicht niet- und nagelfest war. Sie waren gar nicht so stumpfsinnig, blutrünstig und brutal wie sie dargestellt werden. So ist der Begriff „Vandalismus“ eigentlich nicht gerecht. Ihre historische Stunde schlug, als sie unter König Geiserich Nordafrika eroberten und 439 n. Chr. dem angeschlagenen weströmischen Reich die strategisch wichtige Stadt Karthago entrissen. Eigentlich waren sie nicht so grausam wie z.B. andere germanische Stämme. Als sie 455 vor Rom erschienen und fast kampflos die Stadt einnahmen, erreichte der Papst durch Geschenke (Fakelaki) ein mildes Verhalten. Der Papst empfiehl zwar eine Plünderung, wie z.B, das goldene Dach des Jupitertempels. So plünderten die Vandalen zwei Wochen lang systematisch die Stadt. Außerdem verschleppten sie zahlreiche Handwerker in ihr Königreich, um dort den Fortschritt nach römischem Vorbild voranzutreiben. Auf das übliche Gemetzel verzichteten sie. Also das Wort Vandalismus kann den Kulturschänder aber auch den klug bestochenen bedeuten.

5.3 Die Hunnen mit Bestechung aufgehalten

In Wikipedia steht „Hunnen ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe Reitervölker mit halbnomadischer Lebensweise. Ihre genaue Herkunft ist nicht bekannt. Viele Forscher gehen davon aus, dass die Hunnen eine Türksprache sprachen. Fest steht nur, dass die in spätantiken Quellen als „Hunnen“ bezeichneten Stämme um die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. im Raum zwischen den Flüssen Don und Wolga lebten und schließlich nach Westen vorstießen, wobei sie nicht unter einheitlicher Führung agierten. Sie fielen ab 375/76 n. Chr. mit dort unbekannter Reiterkampftechnik in Europa ein und spielten in der spätantiken Geschichte noch bis ins späte 5. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Allerdings zerstreuten sich die Hunnen nach dem Tod Attilas 453 n.Chr.“.

Mit dem Tode des Hunnenkönigs Rugas 435 ging der Thron auf dessen beide Neffen Attila und Bleda über. Bleda ist wahrscheinlich durch Attila ermordet und nun herrschte Attila allein. Neue Kriege gegen Byzanz (440443; 447) führten zur Erhöhung der Tribute von 350 auf 700 und dann auf 2100 Pfund Gold jährlich. Zugleich kam es zu regem diplomatischem Verkehr sowie zu rigorosen Forderungen etwa nach Auslieferung hunnischer Überläufer und nach territorialen Regelungen. Eine schwerwiegende Einbuße können diese Zahlungen an die Hunnen nicht gewesen sein, da ein großer Teil des Geldes, wenn überhaupt gezahlt, in das Imperium zurückgeströmt sein muss. Die Hunnen merken, dass sie nicht den Raum haben um das Leben der Nomaden zu führen, was sie gewohnt sind. Attila hatte ihn wohl weitgehend zu erzwingen versucht, doch ohne Geldmittel und die Unterstützung von außen durch verbündete Völker war dieses Ziel nicht zu erreichen.

Dass Attila diese Umwandlung energisch begann, ist bekannt, eine Alternative gab es für Attila kaum. Vom diesen Betrachtungswinkel aus aber wird es auch zu verstehen sein, dass Attila um 450 diesen eben begonnenen Prozess einer friedlichen Entwicklung abbrach und mit allen verfügbaren Kräften zum Zug gegen das westliche Imperium antrat, zu dem die Beziehungen bisher ausnehmend friedlich gewesen waren. Die Gründe sind unklar; die Aufkündigung der Tribute durch den oströmischen Kaiser Markian reicht für eine Erklärung nicht aus. Bestechungsgelder und Versprechungen.

Für das westliche Imperium freilich bedeutete diese Invasion im Frühjahr 451 einen Schock, denn weder besaß man genügend Streitkräfte für eine Abwehr, noch konnte man sich der Bundesgenossen sicher sein, von denen überdies Attila die Westgoten ganz besonders umwarb. Die Stärke des hunnischen Heeres mit seinen germanischen Bundesgenossen ist unbekannt, überlieferte Zahlen sind sicher Übertreibung. Die notwendige Ausplünderung des Landes führte zweifellos zu Grausamkeiten, die, für das hunnische Auftreten charakteristisch, vom König zur Verbreitung von Terror einkalkuliert waren. Ostern 451 ging Metz verloren, kurz danach kam es zur Belagerung von Orleans. Trotz flehentlicher Bitte besonders des Bischofs der Stadt gelang es Aetius erst im letzten Augenblick, sich der westgotischen Hilfe zu versichern und Attila zum Rückzug zu zwingen. Kurz danach kam es auf den Katalanischen Feldern in der Nähe von Chälons-sur-Marne zur Schlacht, in der neben Hunnen und Römern germanische Stämme einander gegenüberstanden, und, wie überliefert, in besonders hartnäckiger Verbitterung miteinander kämpften. Der westgotische König Theoderich I. fiel, doch auf der Gegenseite waren die Verluste derart, dass Attila zeitweilig an Selbstmord dachte; schließlich aber räumte er Gallien. Aetius sandte die verbündeten Kontingente schnell nach Hause. Dass er Attila entkommen ließ, wurde ihm bereits von den Zeitgenossen als Verrat ausgelegt und trug zweifellos zu seiner Beseitigung im Jahr 454 bei.

Abbildung 17
Verlauf der Hunnenwanderung, Wikipedia