Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einführung

Medizinische Versorgung

Der Fuß und die Körpersprache

Grundkenntnisse der Anatomie

Anatomie und Funktion

Knochen

Bindegewebe

Gelenk, Kapsel-Bandapparat

Muskulatur

Innervation

Vascularisation

Beschreibung – Grundprinzipien in der Osteopathie

Das funktionell-anatomische Prinzip

Universalprinzip – Streben nach Gleichgewicht

Mentales Training – Autosuggestion

Konstitution, Stand, Gangbild und Körperhaltung

Konstitution

Stand und Gang

Intelligenz, Psyche und Körpersprache

Leistungsfähigkeit

Grundlagentraining

Fallbeschreibungen

Marathonläufer I

Marathonläufer II

Der Junge mit dem langen Bein

Der ältere Herr und das lange Bein

Hallux valgus – der „Ballen“ im Volksmund

Arthritis im zweiten Zehengrundgelenk

Der therapeutische Befund

Fersensporn

Tarsalgie

Inversionstrauma – Umknickverletzung

Achillessehnenriss

Unterschenkel- und Fersenbeinfraktur

OSG TEP – Gelenkersatz im oberen Sprunggelenk

Kniescheiben Knorpelreizung

Adipositas – Fettsucht

Durchblutungsstörung

Arteriosklerose

Venös-lymphatische Rückflussstörung

Unterschenkelgeschwür – „Offenes Bein“

Der Golfer

Füße und Sex

Die Tänzerin

Tennisverletzung Fuß – Wade

Eigenharntherapie

Eigen-Urin-Behandlung

Kontaktallergie

Eitrige Wunde an der Handinnenfläche

Schnittverletzung im Fußgewölbe

Entenkotmilben

Hörgang- und Trommelfellentzündung

Fußpilz und Schweißfüße

Schweißfuß

Sozialkritische Betrachtung

Der gesunde Fuß

Anhang

Der Autor

Literaturverzeichnis

Vorwort

Die langjährige Praxis und der damit geschärfte Blick für Bewegungsmuster, Haltung und Körpersprache ist die Anregung für dieses längst überfällige Buch. Ich will zeigen und belegen, dass eine Fehlstatik des Fußes das ganze Bein, den Beckenring, die Wirbelsäule, den Schädel und sogar das Hirn deutlich – negativ – beeinflusst.

Wirtschaftliche und soziale Folgen sind leicht nachzuweisen. Auf die Kenntnis dieser Defizite erfolgt keine gegensteuernde Reaktion. Obwohl der Ausschuss `Krankenkasse – Ärzte` die Richtlinien vorgeben, gibt es für dieses Problem kein ausreichendes Interesse für eine gezielte Prävention.

Nach einer Studie des Allensbach-Instituts fürchten 42 % der Deutschen im Falle einer Erkrankung die notwendige Behandlungsleistung nicht verordnet zu bekommen. 38 % der gesetzlich Versicherten glauben schon jetzt, dass ihnen aus Kostengründen notwendige Behandlungen und / oder Medikamente vorenthalten werden. Daher wird es immer wichtiger eigene körperliche Beschwerden richtig zu beurteilen und entsprechend zu therapieren.

Ich will die durch Fußfehlformen auftretenden Krankheitsbilder aufzeigen und Anleitung zur Fehlervermeidung und Selbsthilfe geben. Mindestens jeder zweite Bürger wird sich in einem der Kapitel als betroffen erkennen.

Der Schreibstil entspricht dem Sprachgebrauch, den ich im Umgang mit den Patienten pflege.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre mit erfolgreicher Umsetzung.

Ihr Rüdiger Szanto

Einführung

Provokation

Um einen Bestseller zu lancieren muss man über Sex, Blut, Eiter und Scheiße schreiben!

Eine hohe Nachfrage erlebt gerade die Sado-Maso Literatur.

Meine sado-masochistischen Beobachtungen betreffen die Füße meiner Mitmenschen.

  1. Autosadistische Fehlbelastung der Füße durch Vernachlässigung der Fußgewölbe bildenden Muskulatur.
  2. Masochistische Akzeptanz der Folgeschäden bis zu einer gewissen Schmerzgrenze mit der dann folgenden mehr oder weniger schädigenden chemischen Keule oder Operation.

Der Umgang mit unseren Füßen und den massiven Folgen für das Bewegungssystem ist in vielen Fällen verschärfter, selbst verursachter Sadismus!

Das Leben mit den Konsequenzen wie Arztbesuche, Medikamenten und mögliche Operationen kann man fast als gewollten Masochismus verstehen.

Die Idee zum Buch kommt mir im Walker

Ich sitze in meinem Lieblingscafe an der schönen Seepromenade in Überlingen am Bodensee. Ich bin studienhalber hier und bevorzuge einen Tisch in der ersten Reihe. Das Objekt meiner Begierde sind Füße.

Die Promenade ist an Wochenenden und in der Ferienzeit stark frequentiert und für meine Studien gut geeignet.

Die Lustmeile wird überwiegend von Tagestouristen bevölkert und dem aufmerksamen Beobachter fällt sehr schnell auf, dass Promenieren und Flanieren heute anders definiert werden muss: Ein Großteil der Bevölkerung latscht – schlurft – stampft!

Meine sadistische Ader begrenzt sich dabei auf die Auswirkung dieses unglaublichen, unbewussten Masochismus, dessen Ausdruck man im Gesicht und an der Haltung erkennt!

Ich schaue also nicht zuerst auf den Busen und den Hintern – mich interessieren die Füße. Kannst du Füße beurteilen, so bekommst du sofort eine meist stimmige Information über die Gesamtstruktur des Individuums. Die Füße beeinflussen maßgeblich die Körperfunktionen einschließlich der Haltung und der so wichtigen Körpersprache. Sie sind bei Fehlfunktionen ursächlich für Knie-, Hüft-, Rücken-, Nacken- und Kopfbeschwerden. Schaut Fußkranken ins Gesicht – sie können nicht strahlen, schaut auf den Gang – sie können nicht schreiten! Es ist unglaublich, wie der ganze Mensch von der Funktion seiner Füße bestimmt wird.

Zurück zu meinen Beobachtungen. Es dauert im Schnitt fünf Minuten, bis auch mal eine Dame, ein Herr oder auch ein Paar mit guten Füßen, angenehmen Äußeren, guter Haltung und fröhlichem Gesicht vorbei schreitet und damit endlich aus der Menge hervorsticht.

Das Bewegungsverhalten, der Gang einer Dame und ihr Lachen inspirieren den Mann. Hier riskiere ich dann auch gerne einen Blick auf das Dekolletee und den Po und freue mich über das meist fröhliche Gesicht. Ebenso wird ein flott laufender Mann mit guter Haltung den Damen gefallen!

Der Campari war gut und die Promenadenstudie zum wiederholten Male aufschlussreich. Genug Motivation, um endlich mit diesem Buch zu beginnen.

Vorsichtig geschätzt, ist es ein Buch für 50 % der Weltbevölkerung!

Viele meiner Leser werden sich bei den Fallbeschreibungen als selbst betroffen erkennen und dann sicher die Anweisungen zur Selbsthilfe befolgen!

Fang endlich an – im Aufbruch liegt das Glück.

Medizinische Versorgung

Die gute Kenntnis der anatomischen Strukturen und die ganzheitliche Betrachtung des Menschen ermöglichen eine sichere Beurteilung seiner Probleme. Diese Grundforderung an die medizinische Versorgung findet immer weniger Beachtung.

Nach Aussage des Anatomieprofessors einer großen Universität im süddeutschen Raum erschienen zu den Vorlesungen (Praxis an Präparaten) um 8 Uhr 800 Studenten. Nach der Kaffeepause dann 400 und am Nachmittag waren es gerade noch 200. Soweit das Interesse an Anatomie. Aber gerade diese Ausbildung ermöglicht später die gezielte Untersuchung am Patienten.

Ein junger Arzt, der seinen Bruder wegen Kniebeschwerden in meine Praxis begleitete und während der Untersuchung und Behandlung zuschaute, äußerte sich anerkennend über die Techniken. Er erzählte mir, dass es in der großen Klinik in München (in der er arbeitet) nur noch einen älteren Kollegen gäbe, der mit der Hand am Patienten untersuchen könne. Für die entsprechende Ausbildung und spätere Ausführung in der Praxis gäbe es keine Zeit, es sei ein Kostenproblem und man hätte ja die „Bild gebende Diagnostik“.

In Baden-Baden erlebte ich einen Oberarzt, der in den Gelenken herumrührte, ohne auch nur eine Struktur gezielt zu testen. Dieses Dilemma kennzeichnet die angeblich beste Medizin der Welt. Belegen kann ich diese Aussage durch die vielen Wischi-Waschi-Diagnosen auf den Verordnungen.

Barmer KEK Arztreport 2010

Achtzehn Mal war jeder gesetzlich Versicherte beim Arzt. Zahlen für 2008. Unter Anderem wohl deshalb, weil ihm nicht sinnvoll geholfen wurde.

Der durchschnittliche Arzt-Patientenkontakt liegt bei sieben Minuten. Nach Aussagen vieler Patienten eher weniger. Viel Zeit für eine gezielte Untersuchung und effektive Behandlung! Die Kassen sollten kapieren, dass dies der Grund für das kräftig kritisierte Praxis-Hopping ist und viel Geld kostet.

Von den deutlich steigenden Honoraren profitiert der Patient in keiner Weise.

Der übliche Ablauf in vielen Orthopädiepraxen: Röntgen, Einrenken und Spritze. In häufigen Fällen geht es dann zum Radiologen, da für eine Ausschlussdiagnostik keine Zeit ist. In keinem Land der Welt gibt es eine derart hohe Auslastung der Röntgengeräte und der Computer- und Kernspintomographen.

Auch in der Anwendung von arthroskopischer Diagnostik und Operation ist die deutsche Orthopädie Weltmeister.

Hier liegt ein großes Einsparpotential, das natürlich den Kassen und jedem Gesundheitspolitiker bekannt ist.

Diese Ausführungen sind nicht pauschal zu verstehen. Natürlich gibt es auch sehr gute Praxen und ich rate jedem meiner Leser, bei Beschwerden einen guten Arzt aufzusuchen. Er muss aber in der Lage sein, zu erkennen, ob er sich buchstäblich in guten Händen befindet.

Die Fallbeschreibungen bieten hierfür eine gute Hilfe.

Der Fuß und die Körpersprache

Die Füße bilden im Stand die Größe der Unterstützungsfläche.

Wer also physisch oder psychisch unsicher ist, wird diese Fläche vergrößern indem er die Füße etwas auseinander stellt und sie nach außen dreht. Wer keinen Standpunkt vertritt, braucht wenigstens eine gute Standfläche.

Dazu ein anderer Spruch, der mir leider über die Lippen kam, als ich in einem Bremer Kaufhaus an der Kasse wartete. Der Herr vor mir (mit ganz schlechter Haltung) bezahlte gerade seine Hosenträger und wandte sich ab. Ich merkte aber nicht, dass er hinter mir stehen blieb und richtete daher den neuen Verkaufsslogan an die Kassendame: Besser Hosenträger als gar kein Rückgrat!

Die Fußstellung und Fußstatik beeinflusst die Knieachse, die Druckbelastung im Hüftgelenk, die Stellung der Kreuzbein-Hüftgelenke und damit die gesamte Wirbelsäule bis zu den Kopf- und Kiefergelenken.

Ein Individuum mit schlechten Füßen bekommt also Knie- und Hüftprobleme, er steht schlecht, hat häufig Becken und Lendenwirbelschmerzen und sitzt deshalb auch miserabel. Die Brustwirbelsäule ist nach vorne gebeugt, die Halswirbelsäule überstreckt und infolge sind zumindest das Kleinhirn und der Hirnstamm unzureichend durchblutet. Die Gelenkrezeptoren senden ständig Warnsignale, die aber durch dauerndes Feuern auf das Nervenzentrum und den damit verbundenen Gewöhnungseffekt nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. Dieser fortwährende negative Input wirkt sich ganz sicher auf die Hirnfunktion aus.

Ein deutlicher Zusammenhang ist auch zwischen Plattfuß und Übergewicht bis zur Fettsucht zu erkennen.

Ein Schreckensszenario, das sich früher oder später als Folge schwacher Füße einstellt.

Solch ein Mensch kann nicht glücklich, optimistisch und zukunftsorientiert aussehen.

Bei diesem Satz denke ich an Paul Watzlawick und sein so hilfreiches Buch „Anleitung zum Unglücklich sein“.

Was er auf der psychologischen Ebene erzählt, versuche ich, anatomisch-physiologisch darzustellen.

Es gibt jede Menge Literatur, die sich mit Körpersprache befasst und es steht fest, dass sie auch auf jene Personen wirkt, die sie nicht bewusst wahrnehmen. Ich kann es also kurz machen.

Körpersprache ist für mich der Ausdruck geistiger Verfassung. Sie entwickelt sich aus der genetischen Anlage, den Umwelteinflüssen und den ständigen Informationen aus den Organen und den Gelenken des Körpers an das Zentralnervensystem. So entsteht Hirnleistung und Psyche und die damit verbundene innere und äußere Haltung.

Das Erscheinungsbild ist dann der Stand, die Haltung, die Proportionen, Bewegungsvermögen und Gestik, die Mimik, die Wachheit der Augen und damit die Ausstrahlung. Die persönliche Aura wirkt auf das Umfeld und kommt als Lob und Erfolg, oder Tadel und Versagen auf den Betreffenden zurück.

Befassen wir uns mit dem Negativ-Prototyp: Schwache Füße, schlechte Haltung, schlurfender Gang und entsprechende Mimik.

Stellt euch vor, ein solch unglücklicher Mensch kommt zu einem Vorstellungsgespräch, einem Examen oder einem anderen wichtigen Termin. Mit solch einer Aura wird er kaum eine Chance haben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Beziehungen oder zunächst deren Anbahnung. Dieser arme Mensch wartet vor dem Restaurant auf sein Date, die Dame kommt und er führt sie plattfüßig und in schlechter Haltung zu ihrem Tisch. Den Rest des Abends könnt ihr vergessen! Ausnahme: die Lady kommt auch so daher. Sie nimmt, weil selbst betroffen, die Defizite nicht wahr. Dieses Problem werden wir später besprechen.

Die Behandlung dieses echten Schadens muss am Fuß beginnen.

Der Fuß wird vom Gehirn gesteuert, Reflexbewegungen sind auf Rückenmarksebene verschaltet. Wenn ich also den Fuß lange genug von oben gesteuert habe – Output – wird sich das hoffentlich richtige Muster auf der biologischen Festplatte installieren und automatisch ablaufen. Ich muss also bereit sein, meinen Fuß von oben zu steuern.

Ganz wichtig sind aber die vom Fuß kommenden Informationen – Input – aus den Gelenk-, Band-, Sehnen- und Muskelrezeptoren. Die Nervenfasern dieser „Fühler“ besitzen die höchste Nervenleitgeschwindigkeit im ganzen System. Stellung, Bewegung, Schmerz und mögliche Gefahren werden über dieses System bewusst. Es ist eine sehr enge Verschaltung zwischen Fuß und zentralem Nervensystem und das häufige, gezielte Fußtraining wirkt sich tatsächlich positiv auf die Hirnleistung aus. Ergänzend sollen sicher auch Organfunktionen und Psyche behandelt werden, da auch diese auf Fußgymnastik und dann natürlich richtiges Gehen deutlich besser funktionieren. In vielen Fallbeschreibungen sind die Übungsprogramme erläutert.

Beispiel:

Legen Sie eine Dixiland-CD auf und tanzen Sie – ohne Fersenkontakt zum Boden – für drei Minuten. Das Gehirn wird wach und der Gang, zunächst vorübergehend, deutlich dynamischer und korrekter.

Grundkenntnisse der Anatomie

Anatomie wird von Studierenden häufig als Sadismus empfunden, ist aber die Voraussetzung für eine gute Untersuchung und Therapie.

Grundkenntnisse dienen aber auch dem Laien zur Einschätzung seiner Probleme und zur Beurteilung einer möglichen Behandlung.