Christian Lunzer - Peter Hiess

Der Fall Dora Buntrock

Ein Grafenschloss am Waldesrand

 

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Kreittmayrstr. 26, 80335 München

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Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-95616-564-1

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Inhalt

Ein Grafenschloss am Waldesrand

Quellen

Lust auf mehr?

Mütter, Töchter, Ehefrauen

Gift & Galle

Auf Messers Schneide

Weibliche Tugenden

Mörderische Arbeitsmarktverwaltung

Mord am Arbeitsplatz

Arbeitsplatz und Ausbildung

Die Autoren

Der Verlag

Impressum

 

Ein Grafenschloss am Waldesrand

Für viele Mädchen ohne Ausbildung war die Stelle einer Haushaltshilfe bis weit ins 20. Jahrhundert eine der wenigen Möglichkeiten, sich selbständig einen Lebensunterhalt zu verdienen. Zwar war die Bezahlung kaum nennenswert und der Beruf ohne Arbeitsschutz oder irgendwelche rechtliche Absicherung, die Tätigkeit selbst aber konnte durchaus als Schule für das spätere, natürlich verheiratete Leben gesehen werden: bis abends spät putzen und waschen, nähen und flicken, kochen und Kinder hüten, mit bestenfalls einem halben Tag pro Woche frei, um am Sonntagvormittag in die Kirche gehen zu können.

Zwischen dienstsuchenden Mädchen und den interessierten Haushalten vermittelten Stellenbüros, meist von Frauen geführt, die früher selber in »dienender Stellung« gearbeitet hatten. Eine dieser Vermittlerinnen hatte kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert in Deutschland eine »todsichere« Methode gefunden, sich an ihren arbeitswilligen Kundinnen zu bereichern.

Im November 1891 unternahm ein Waldwärter im Neuhaldenslebener Wald bei Magdeburg seinen üblichen Reviergang. Plötzlich verharrte sein Hund an einer Baumwurzel. Das Tier schnupperte am Erdboden, bellte und war kaum von der Stelle zu bewegen. Der Waldwärter bückte sich, um die Stelle genauer zu untersuchen, und entdeckte einen nackten menschlichen Torso, der nur notdürftig mit Laub und Streu bedeckt war. Nicht weit von der Fundstelle begann der Hund erneut zu bellen und am Boden zu scharren; dort lagen ein Kopf, Arme und Beine. Der Waldwärter lief aufgeregt zur Polizei.