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Uwe K.

Der Mann im Flanellhemd

Ein episodischer Roman

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Widmung

Ich widme dieses Werk...

...meinen Eltern, die mich bei meinen vielen verrückten Ideen und Lebensentscheidungen unterstützt haben.

...meinem Bruder, der für mich immer nur das Beste will.

Danke!

Euer Glaube an mich,

hat mir immer Stärke gegeben.

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Impressum

© 2016 Uwe Kümmerle

1. Auflage 2016

Umschlaggestaltung: Nicolai Hepperle

Lektorat: Gabriel Steidl, Sezer Soukrioglu Thomas Uptmoor, Philipp Geier, Annalena Kreis, Sylvie Tillhon

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

978-3-7345-7945-5 (Paperback)
978-3-7345-7946-2 (Hardcover)
978-3-7345-7947-9 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages oder des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronisches oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen
Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Danksagung

Ich möchte allen Menschen danken, die mich bei diesem Buch unterstützt haben.

Meinen Freunden, die mich als freiwillige Lektoren begleitet haben.

Danke an Gabriel, Sezer, Thombass, Hackel, Anni und Sylvie, dass ihr mir mit eurem Feedback, kritischen Fragen und Korrekturen unter die Arme gegriffen habt. Ohne euch wäre das Buch nicht was es heute ist.

Meinen Freunden, die mich immer wieder ermutigt haben weiter zu machen und mich mit den teilweise nervenden Fragen nach dem Roman angestachelt haben am Ball zu bleiben. Ohne euch, hätte ich immer nur noch ein paar Kapitel und Textfetzen

Danke für das kitzeln meiner Muse.

Meinen technisch begabten und kreativen Freunden.
Danke an David für die Fotos und die Bereitstellung deines Equipments.

Danke Nico, mit deinem künstlerischen Verstand hast du meine wirren Gedanken über das Design zu etwas Besonderem gemacht.

Ohne euch, wäre das Buch nur ein graues Stück Papier.

Zudem möchte ich allen Menschen Danken, die mich mein ganzes Leben begleitet haben und mich zu dem gemacht habe, der ich jetzt bin.

„Die Reise ist eine lange, aber schöne.“

Wegen euch...

Kapitelübersicht

Variante 2:

Kapitel

3. Der Alkohol

8. Kimi

1. Mann

2. Zusammenbruch

6. Beginn

7. Kanada

9. Ermineskin

10. Tage im Winter

13. Yoga und andere Weisheiten

15. Eigentlich immer noch derselbe

16. Bei den Cowboys

14. Rosita und die Männer

12. Duke

11. Die Axt

19. Americano en México

20. Goldie

5. Einfachheit

4. Tiefpunkt

21. Geld verletzt.

18. Der Deal

17. Little Pequeña

22. Der Pick-Up

24. Begegnung

27. Gedanken

26. Der Morgen danach

25. Die Nacht

28. Ich,du.

30. Nicht mehr?

32. Noch ist es nicht zu spät...

33. Ich und du.

23. Frau

29. Hollywood

31. Der Star ist geboren.

34. Vergeltung

35. Mein Leben war vorher kein Leben

36. Ist das Liebe oder nur Aufregung?

37. Wir.

 

Variante 1:

Kapitel

1. Mann

2. Zusammenbruch

3. Der Alkohol

4. Tiefpunkt

5. Einfachheit

6. Beginn

7. Kanada

8. Kimi

9. Ermineskin

10. Tage im Winter

11. Die Axt

12. Duke

13. Yoga und andere Weisheiten

14. Rosita und die Männer

15. Eigentlich immer noch derselbe

16. Bei den Cowboys

17. Little Pequeña

18. Der Deal

19. Americano en México

20. Goldie

21. Geld verletzt.

22. Der Pick-Up

23. Frau

24. Begegnung

25. Die Nacht

26. Der Morgen danach 136 - 139

27. Gedanken

28. Ich,du.

29. Hollywood

30. Nicht mehr?

31. Noch ist es nicht zu spät...

32. Der Star ist geboren.

33. Ich und du.

34. Vergeltung

35. Mein Leben war vorher kein Leben

36. Ist das Liebe oder nur die Aufregung?

37. Wir.

Vorwort

Liebe*r Leser*in,

danke, dass du mein Buch in deinen Händen hältst.

Es ist der erste Schritt etwas völlig anderes, als bei anderen Büchern zu erleben.

Das soll nicht heißen andere Bücher seien nicht so gut wie meines.

Es liegt daran, dass „Der Mann im Flanellhemd“ kein „normaler“ Roman ist.

Mein künstlerisches Projekt, dass dir „fremd“ vorkommen kann. Aber von tiefstem Herzen hoffe ich, dass du mir und meinem Werk eine Chance gibst, auch wenn es am Anfang schwer werden kann.

„Toleranz und Freundschaft ist oft alles, und bei weitem das Wichtigste, was wir einander geben können.“ - Novalis

Kurz zum Inhalt.

Es geht um einen Mann, der sein Leben neu ordnen will/muss/kann und durch den amerikanischen Kontinent reist.

Wichtig:

Die zwei Hauptcharaktere haben keine Namen bekommen, da für viele Menschen Namen irgendeinen Beigeschmack haben.

Man erfährt auch nicht viel über ihr Äußerliches. Nur ein paar Details, die für die Textpassagen wichtig sind.
Einzig die Handlungen, die Gedanken und die Geschichte der zwei Suchenden steht im Vordergrund.
Allein dadurch sollen sich deine Gefühle zu ihnen entwickeln und deine eigene Beurteilungsweise reflektiert werden.

Du kannst ihnen aber auch gerne einen Namen geben. Mein Vorschlag: Urs und Edeltraud.

Das Buch hat 37 Kapitel, die episodisch sind.

Also tauchen wir immer wieder in Gedanken, Rückblenden, Situationen, Erzählungen usw. der großen Handlung ein.

Was dazwischen passiert kann man in nachfolgenden Kapiteln erfahren oder auch nicht. Entweder hab ich es dann vergessen, fand es nicht interessant oder möchte es in einem späteren Werk verschriftlichen.

Die Kapitel sind nicht allzu lang. (max. 5 Seiten) Aber warum?

1. da ich finde Menschen haben oder können sich nicht mehr genügend Zeit nehmen für schöne Dinge, wie lesen haben

2. und ich nur für mich und die Geschichte wichtige Dinge im Text haben möchte

3. alles rund um die reine Handlung in deiner

Fantasie überlassen möchte

„Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.“ - Thomas Mann

Fast jedes Kapitel lässt sich als eigene, kurze Geschichte lesen, die meist eine kleine versteckte Botschaft enthalten. Du kannst entweder nur einzelne Passagen, die dich interessieren lesen.

Oder!

Die Einzelwerke als großes Ganzes lesen. Dadurch erhält man viele versteckte Informationen und wichtige Details über die einzelnen Personen.

Das kann die ein oder andere Kurzgeschichte noch einmal in ein völlig anderes Licht rücken.

Es gibt zwei Lesemöglichkeiten:

1. man liest die Kapitel von 1- 37 nach der Reihenfolge. Damit ließt man die Reise als chronologische Geschichte. Fast so wie ein allwissendes Tagebuch. Vieles ist somit einfacher zu verstehen.

2. man liest die Kapitel nach meiner Anordnung. Wie du vielleicht schon gesehen hast fängt das Buch mit Kapitel 3 an und danach kommt Kapitel 8. Natürlich mathematisch falsch. Aber diese Anordnung bringt einen gewissen Aha – Effekt in den Roman, da man manche Informationen erst viel später erfährt. Damit kann/muss/soll die ganze Geschichte noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden.

Meine Empfehlung:
Erst Variante 2 lesen und dann später Variante 1, um die gröbsten Ungereimtheiten zu lösen

Während des Lesens wird dir wahrscheinlich auffallen, dass manchmal eingeführte Personen im nächsten Kapitel nicht mehr mit Eigennamen erwähnt werden.

Dies ist Variante 2 geschuldet, da dies wiederum dem Aha-Effekt dient.

Ebenfalls wirst du merken, dass so gut wie jedes Kapitel ein eigenes Flair hat.

Ich wollte von Anfang an verschiedene Erzählperspektiven, Stile, Erzählgeschwindigkeit und Formen in meinen ersten Roman einbauen, da er mein ganzes Repertoire fordern sollte und diese Art des Schreibens die Idee hinter dem Roman unterstützt.

So eigentlich ist jetzt alles gesagt.

Ich hoffe du kannst meinem Werk etwas abgewinnen und liest es gerne.

Ich wünsche dir eine angenehme Reise mit „Dem Mann im Flanellhemd“

Uwe K.

3. Der Alkohol

Die Tür der Bar öffnete sich.

Hinein kam ein adretter Mann. Im Anzug, mit frisch rasiertem Gesicht.

Es ist kein schönes, aber das Gesamtbild stimmt. Selten verirrte sich dieses Art von Mann in eine schäbige Spelunke wie diese. Die Untergrundkneipe unterhalb einer U-Bahnstation in Manhattan besitzt nicht viel, außer einen Tresen, ein paar extra Tische und schlechte Beleuchtung. Nur jeder zweite Lampenschirm war mit einer Birne versehen. Ein Fenster gibt es nicht, da der Besitzer an frischer Luft spart. Dadurch würde ja auch der edle Duft der Zigaretten zunichte gemacht werden. Zudem waren da noch alten verbrauchten Sitzwärmer auf den Stühlen, die die spärliche Beleuchtung mit ihrem Sozialgeld finanzieren. Unter dem Untergrund auf gleicher Höhe mit den Ratten der Kanalisation. Dort gehörte all dies hin, was sich in der Bar befand. Gleich und gleich gesellt sich eben gern. Aber was wollte dieser Gegensatz hier?

Eins war klar. Seine traurige Mentalität passte genau zu dem der verlorenen Seelen im Saal. Er setzte sich auf einen freien Stuhl in einer Ecke der Bar. Der Wirt rief ihm zu, was er bestellen wolle? Der Mann orderte Schnaps und Bier. Er brauchte Alkohol, um zu vergessen. Sein Leben ging innerhalb weniger Stunden zu Grunde.

„Seine Frau, seine Kinder, sein Job, sein Haus.“

Ebenfalls war der Alkoholvorrat im Haus aufgebraucht. Die letzten Tage waren hart, daher benötigte er mehr Amnesiewasser. Doch es half nichts. Nach mehreren Stunden war der Kopf aus, aber am nächsten Tag war zu den Kopfschmerzen die harte Realität da. Aber die Tränen musste er mit Alkohol trocknen, nur um neue Tränen weinen zu können.

Der Wirt unterbrach seine Gedanken und den Tränenfluss. Der Mann holte seine Bestellung am Tresen und bezahlte mit einem Schein, den der Wirt nie von seinem Stammpublikum bekam. Als der Mann saß, kippte er seinen Schnaps hinunter und leerte mit einem Zug sein Bier. Er orderte weiter und weiter. Nach den ersten fünf Runden wurde sein Tempo langsamer. Sein Bauch war voll, aber sein Herz leer. Die Lücke in ihm konnte der Alkohol nicht schließen.

Immer wieder waren da diese Gedanken.

„Seine Frau, seine Kinder, sein Job, sein Haus.“

Und immer wieder orderte eine neue Runde. Die trostlosen Seelen, um ihn herum bemerkten den gut gekleideten Mann. Der ein oder andere kam hinüber in sein Eck, in der Hoffnung ein neues Getränk zu ergattern. Den meisten gelang es, im Gegentausch für eine Zigarette oder einen kleinen Plausch. Die Thematik der Gespräche reichte von den scheiß Frauen bis zu den dummen Chefs, die das kleine Volk klein hielten. Doch keiner wusste, dass der Mann eigentlich einer von den Oberen war. Doch wer war er jetzt? Er selbst konnte sich das nicht beantworten. Er verließ die Bar und machte sich auf den Weg nach Hause.

Vor der protzigen Tür seiner kleinen Villa, kramte er nach seinem Hausschlüssel. In seiner Trunkenheit, die sich durch die Bahnfahrt an den Rand der Stadt schon gebessert hatte, war sein Vorhaben gar kein so Leichtes. Er hatte ja nicht nur einen Schlüssel, sondern den der Ferienwohnung, des Mercedes, des Porsches, den der Bank, sowie für etliche Tresore und Schließfächer. Nur einen hatte er nicht mehr. Den seines Elternhauses. Nach geraumer Zeit hatte er endlich den richtigen Schlüssel richtig im Schloss eingeführt. Als er gerade das Schloss öffnen wollte, schoss ihm wieder der Gedanke durch den Kopf.

„Seine Frau, seine Kinder, sein Job, sein Haus.“

All die Dinge, die er einst geliebt hatte, gab es nicht mehr. Er ließ den Schlüssel stecken, drehte sich um und ging erneut los. An einem Supermarkt in der Nähe kaufte er sich noch eine Flasche Spaß. Eigentlich trank er nie viel. Nur auf Banketts ab und zu ein bis zwei Getränke. Er wollte seinen Körper nicht berauschen. Er wollte immer in der Realität bleiben. Doch seitdem ist alles anders. Das letzte mal richtig nüchtern war er vor einer Woche.

Er hatte seine Entscheidung getroffen. Er hatte alles was er brauchte in seinem Portemonnaie. Die Kreditkarte, den Ausweis und noch genügend Bargeld für ein Hotel für die Nacht. „Morgen, beginne ich ein neues Leben, morgen fang ich an.“, wiederholte er immer wieder in seinem Kopf.

Der Mann war auf dem Weg zu einem guten Hotel am Central Park. Dort wollte er noch ein wenig Spazieren gehen. Er lief und lief. Und dachte und dachte. Die üblichen Gedanken.

„Seine Frau, seine Kinder, sein Job, sein Haus.“

Langsam wurde es hell und der Schnaps alle. Er setzte sich auf eine Parkbank, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Er hatte längst vergessen, wie die Natur und der Sonnenaufgang aussahen. Früher lief er immer während des Sonnenaufgangs nach Hause. Es war schön. Die innere Ruhe in ihm machte den Moment perfekt.

Plötzlich setzte sich ein älterer Mann neben ihn. Seine Klamotten waren abgetragen und die letzte Dusche war ebenfalls schon verdammt lang her. Dennoch strahlte er eine gewisse Würde aus, die er sich auch nicht nehmen lassen wollte. Der Obdachlose hätte sich überall hinsetzen können. Alle Bänke waren frei. Doch er setzte sich ausgerechnet in seinen ruhigen Moment. „Es tut einfach gut, nicht alleine zu sein.“, schmunzelte der Obdachlose zum Mann hinüber. Dieser schaute verstört und bemerkte die Wärme, die dieser stinkende alte Mann ausstrahlte. Der Mann grinste nur. Er streckte ihm eine Flasche hinüber. Der Mann nahm sie und nahm einen ordentlichen Schluck davon. „Nur noch heute. Morgen fang ich an.“

8. Kimi

Nun sitze ich mit einer fremden Frau, in ihrem für mich fremden Pick-Up in einem fremden Land auf dem Weg in ein fremden Beruf ohne zu wissen was auf mich zu kommen mag.

„Ich bin übrigens Kimi.“

Mit dieser Vorstellung reißt die hübsche junge Frau, fast noch ein Mädchen, mich aus meinen Gedanken. Ich stelle mich ihr vor und der Smalltalk beginnt. Sie stellt mir viele Fragen über Alter, Herkunft und all die Themen, die einem beim Kennenlernen interessieren. Bei den Dingen, die ich ihr nicht erzählen möchte, weiche ich ihr geschickt mit Lügen aus. Ich halte mich weitestgehend zurück und stelle ihr nur einige wenige Gegenfragen, um die Pausen zwischen ihren Fragen zu überbrücken. Während des Gesprächs fällt mir immer mehr auf, dass Kimi ziemlich attraktiv ist. Ihre schwarzen Haare hat sie auf der einen Seite abrasiert und in den Ohren trägt sie ziemlich viele Ohrringe. Überraschenderweise gefällt mir dieser Stil. So weit ich bisher erkennen kann, ist sie ziemlich offen. Doch ihre Frisur und ihr Aussehen geben ihr auch etwas Geheimnisvolles.

Mit einem Schlag haut sie ihren Fuß auf die Bremse. Wären diese Pick-Ups nicht so massiv gebaut, wäre das Pedal bestimmt zerbrochen. Das Auto kommt mit quietschenden Reifen ruckartig zum Stehen. Die Wucht wirft mich nach vorne, doch mein Sicherheitsgurt fängt meinen Aufprall auf. Mein Puls ist auf 180. Mir stockt der Atem. Langsam schaue ich zu Kimi rüber, um zu erfahren was der Grund für das abrupte Stehenbleiben ist.

„So nicht!“, schreit sie in die Ferne.

Ich entgegne ihr erst einmal nicht. Versuche wieder Ruhe herzustellen.

Mein Blick wandert an ihr vorbei. Ich sehe nur meilenweit freie Schneeflächen. Ein Meer aus weißem Schaum steht mir bis zum Kopf.

„Du lügst! Lügen kann ich nicht leiden.“, schaut sie mit finsterer Miene zu mir hinüber.

„Ich lüge nicht, wie kommst du darauf?“

„Schon wieder eine Lüge. Du musst ehrlich sein. Zu mir, zu meinem Opa und zu einfach jedem.“

Ihr böser Blick wandelte sich. Nun hatte er etwas Forderndes. Fast so, wie wenn man einem kleinen Kind etwas versprechen muss, damit es aufhört zu weinen.

Ehrlich sein? Zu jedem? Irgendwie naiv, aber eigentlich hatte sie ja Recht.

Also versuche ich mich zu entschuldigen und ihr den Wunsch zu erfüllen:„Okay. Ich...“

Sie unterbricht mich: „Weißt du, ich merke es, wenn Menschen lügen. Das hat mir mein Opa beigebracht.“

Ich warte ab, ob noch mehr von ihr kommt. Damit sie mich nicht ein weiteres Mal unterbrechen kann. Meine Befürchtung hat sich bestätigt.

„Mein Opa hasst Lügen noch mehr als ich. Damals vor unserer Zeit, wurde unser Volk dauernd belogen. Daher hat der Stamm sich die Eigenschaft angeeignet Lügen zu erkennen. Ist so eine Art Menschenkenntnis.“

Ich bin ein wenig geschockt. Stamm? Volk? Lügenerkennung?

„Weißt du, man erkennt Lügen immer dann, wenn Menschen eigentlich die Wahrheit erzählen möchten, aber es aufgrund ihrer Situation nicht können.“

Unfassbar.

Dieses junge Ding bringt einen gestandenen Mann zum Nachdenken.

„Also fangen wir von Neuem an. Ich bin übrigens Kimi.“

Sie lacht und wir fahren weiter.

1. Mann

Er war kein besonders schöner Mensch. Das wusste er schon immer. Sein Gesicht sah unfreiwillig zusammengeworfen aus. Nichts passte zueinander, außer das Nichtpassen an sich.

Deshalb wurde ihm schon früh bewusst gemacht, dass er die Zuneigung anderer Menschen nur durch seine Errungenschaften und seine Statussymbole gewinnen könne. Daher entschied er sich nach der Highschool für ein Jura – Studium an einer der besten Universitäten seines Landes. Da seine Familie nicht wohlhabend war, arbeitet er neben der Schule viel.

Nach und nach wurde ihm klar, dass mit der Arbeit allein nie Reichtum folgen wird. Die Kosten des Studiums, sowie die des Kredites waren einfach zu hoch.

Er gab sich schon auf, als er eines Tages eine Szene zwischen mehreren Anwälte beobachtete, während seines Nachtjob als Portier eines noblen Hotels in der Stadt.