Unterwegs mit Jan Szurmant & Magdalena Niedzielska-Szurmant
Orientiert in Warschau
Stadt und Stadtviertel
Sightseeing-Klassiker
Sightseeing-Alternativen
Essen gehen
Ausgehen
Shopping
Wege durch Warschau
Tour 1: Stare Miasto
Tour 2: Nowe Miasto
Tour 3: Trakt Królewski
Tour 4: Mariensztat und Powiśle
Tour 5: Park Saski
Tour 6: Centrum
Tour 7: Śródmieście Północne
Tour 8: Śródmieście Południowe
Tour 9: Łazienki Królewskie
Tour 10: Praga
Tour 11: Żoliborz
Tour 12: Wilanów
Ausflüge
Żelazowa Wola
Puszcza Kampinoska
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Die polnische Küche
Kulturleben
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Literaturtipps, CDs, Filme …
Warschau mit Kindern
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Unterwegs in Warschau
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Etwas Polnisch
Über dieses Buch
Präambel
Übersichtskarten und Pläne
Index
Alles im Kasten
Gemalter Phönix aus der Asche
Warschaus kleinstes Haus
Eine Palme für Warschau
Geld macht nicht glücklich, po warszawsku
Wenn viele arbeiten, damit eine lächelt ...
Licht und Schatten
Sendlerowas Liste
Wo kleine Barbaras aus der Hand fressen
„Mama, lass uns die Bären trösten gehen!“
Wie eine große Idee an einem kleinen Baum scheiterte
Ein neues Wahrzeichen für Warschau
Bunte Träume von Warschau
Das multikulturelle Warschau
Zwischen Kreativkitsch und Küchenkunst
Von Bauarbeiten, neuer Linienführung, geschlossenen Haltestellen ...
Was lange währt, fährt endlich gut
Von Italien nach Prag in 30 Minuten
Graues Warschau? Grünes Warschau!
Kartenverzeichnis
Tour 1: Stare Miasto
Tour 2: Nowe Miasto
Tour 3: Trakt Królewski
Tour 4: Mariensztat und Powiśle
Tour 5: Park Saski
Tour 6: Centrum
Tour 7: Śródmieście Północne (Nördliche Innenstadt)
Tour 8: Śródmieście Południowe (Südliche Innenstadt)
Tour 9: Łazienki
Tour 10: Praga
Tour 11: Żoliborz
Tour 12: Wilanów
Übernachten in Warschau
Zeichenerklärung
Übersicht Warschau
Schienennetz Warschau
Unterwegs mit Jan Szurmant & Magdalena Niedzielska-Szurmant
Sie möchten Warschau, Krakau, Danzig oder andere Orte in Polen gemeinsam mit uns erleben? Gerne. Seit ein paar Jahren bieten wir auch Stadtführungen und Reiseleitungen an. Mehr unter www.meinkrakau.de.
Aufbruch, Wandel, Veränderung - wenn der Weg das Ziel ist, ist Warschau längst angekommen. Und so erleben wir bei jedem unserer Besuche eine veränderte Stadt, obwohl wir bis zu 20-mal im Jahr vorbeischauen. Um Interviews zu führen, Street Art abzulichten, um zu dolmetschen, Schulungen durchzuführen oder in einem Studio deutsche Texte einzusprechen. Oder um Reisegruppen zu führen. Wann immer es möglich ist, gönnen wir uns bei all der Hektik ein bisschen Entspannung von der Großstadtarbeit: Spaziergänge am urwüchsig-wilden Weichselufer, vertrödelte Nachmittage in einem der Cafés am Erlöserplatz, nächtliche Touren durchs nicht mehr ganz so alternative Praga, Trips zum Eichhörnchen-Füttern in einen der vielen Parks ...
Wo immer wir sind, treffen wir auf hoffnungsfrohe Neuankömmlinge aus ganz Polen und der Ukraine. Und für die ist Warschau wie ein Versprechen: auf die große Karriere, auf ein Mitgerissenwerden vom polnischen Wirtschaftswunder, auf eine Gegenwelt zum vor sich hinplätschernden polnischen Dorfleben. Es ist uns wichtig, neben all dem Muss-man-gesehen-haben zwischen Altstadt und Kulturpalast auch diese Facetten des heutigen Warschaus in unser Buch einfließen zu lassen. Denn schön ist die Weichselmetropole vielleicht nur an manchen Ecken. Aufregend aber ist sie überall.
Orientiert in Warschau
Stadt und Stadtviertel
Warschau ist flächenmäßig sehr groß, die Sehenswürdigkeiten liegen mit Ausnahmen wie Altstadt oder Łazienki-Park leider oft nicht auf einem Fleck. Unsere Empfehlung: gutes Schuhwerk mitnehmen, ein Rad leihen oder mit Metro, Tram und Bus die Wegzeiten verkürzen.
Im Reiseteil des Buches sind bei allen Sehenswürdigkeiten die passenden Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel und die entsprechenden Linien angegeben.
Hauptstadt Polens
Warschau ist nicht nur Hauptstadt, sondern auch unumstrittenes Zentrum Polens. Was bedeutet dies? Warschau ist die flächenmäßig größte Stadt Polens, sie ist am bevölkerungsreichsten und am wirtschaftsstärksten. Aber auch die Stadt, die am staugefährdetsten ist, ganz zu schweigen davon, wie widersprüchlich und schnell sie ist.
Keine Frage: Warschau ist eine Stadt der Kontraste, der harten Schnitte und spannenden Widersprüche. Zwischen der Tragik der Geschichte und einer vielversprechenden Zukunft bewegt sich eine Metropole, die nie stillzustehen scheint. Also keine Stadt, in der man sich schnell zurechtfindet? So schwer ist es nicht ...
Mittendurch die Weichsel
Ziemlich genau teilt die Weichsel die Stadt in zwei Hälften - doch zwei ungleiche: im Westen das reiche Zentrum, im Osten das lange Zeit verrufene Armenhaus. Auch am jeweiligen Ufer wird es sichtbar: Während man am Westufer auf der neuen Promenade flaniert, ist das Ostufer unbegradigt und unverbaut mit teils naturbelassener Wildnis und Stränden.
Elf der zwölf Touren in diesem Buch führen durch den westlichen Teil der Stadt. Das soll aber auf keinen Fall heißen, dass Sie sich einen Besuch in Praga (Tour 10) auf der rechten Weichselseite schenken sollten. Zu entdecken gibt es dort ein (noch) nicht durchgentrifiziertes und damit totsaniertes Warschau.
Touristisches Rückgrat
Das touristische Rückgrat verläuft westlich der Weichsel. Von Nord nach Süd zählen dazu die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebauten Stadtteile Neu- und Altstadt (Touren 1 und 2), die zusammen das historische Zentrum mit klassischen Postkartenmotiven darstellen, der parallel zur Weichsel verlaufende sog. Königstrakt (Tour 3), die Prachtstraße Warschaus schlechthin, die sich aus mehreren Straßen zusammensetzt und vorbei an Palästen, luxuriösen Boutiquen, feinen Cocktailbars und exklusiven Restaurants führt, weiter südlich der Park der Königlichen Bäder (Tour 9), eine der schönsten Parkanlagen Europas und abgeschlagen am südlichen Stadtrand das Schloss in Wilanów (Tour 12), das oft als polnisches Versailles bezeichnet wird. Ebenfalls von klassischen Schönheitsidealen geprägt ist das Gebiet rund um den Sächsischen Garten (Tour 5) mit Theater und Oper. Das sieht im Zentrum (Tour 6) ganz anders aus. Hier dominieren Kontraste: Der Kulturpalast als sozialistisches Bombastbauwerk thront zwischen modernen Wolkenkratzern und vereinzelten Altbauten.
Und sonst noch?
Näher zum Fluss hin, also östlich der Prachtstraße namens Königstrakt, liegen das romantische Mariensztat und der boomende Stadtteil Powiśle (Tour 4). Während Mariensztat an ein Dorf des 18. Jh. erinnert, siedelten sich im ehemaligen Armenhaus Powiśle Teile der Universität wie die Bibliothek an. Westlich des Königstrakts führt unser langer Spaziergang durch das ehemalige Ghetto (Tour 7), Höhepunkte südlich des Zentrums sind die massiven Bauten im Stil des Sozialistischen Realismus rund um die Achse der ul. Marszałkowska und den pl. Konstytucji sowie pl. Zbawiciela (Tour 8). Dagegen präsentiert sich mit dem nördlich der Neustadt gelegenen Stadtteil Żoliborz (Tour 11) ein eher ruhiges Warschau. An Architektur Interessierten seien in dem Viertel die modernistischen Wohnblöcke und Einfamilienhäuser der 1920er-Jahre ans Herz gelegt - „Bauhaus” auf Polnisch.
Faszinierendes Kaleidoskop
Vielleicht möchten Sie sich aber lieber durchs chaotisch pulsierende Warschau treiben lassen? Gelegenheit dazu bietet sich schon bei der Ankunft. Kaum ist man dem labyrinthartigen Untergrund des Zentralbahnhofs entkommen und ans Tageslicht gelangt, präsentiert sich die Stadt wie in einem schrillen Kaleidoskop: Der Kulturpalast aus der Stalinzeit - dem die Warschauer mit Hassliebe begegnen - erschlägt mit seinem Bombast, fast schwindlig machende gigantische Plakatwände, vorbeihetzende Menschen, himmelstürmende Wolkenkratzer, zwischendrin ein restaurierter Jugendstilpalast oder ein fahlgraues Überbleibsel aus sozialistischer Zeit. In Sekunden steckt man drin in dieser Stadt, die zwar nicht immer schön, dafür umso faszinierender ist.
Das Motto der Tourismuswerber lautet schlicht: „Verliebe dich in Warschau“. Und das tun Jahr für Jahr immer mehr Besucher.
Sightseeing-Klassiker
Ein paar Warschauer Postkartenmotive haben wohl die meisten vor Augen: Altstädtchen, Blick aufs Schloss, vielleicht noch die Königlichen Bäder und natürlich den Kulturpalast. Für alle, die sich noch gar nicht auskennen, gilt: Die hier genannten Highlights sollten Sie nicht verpassen!
In den Touren 1, 2, 3, 6, 7 und 9 finden Sie die meisten Sehenswürdigkeiten, die zu den touristischen Highlights zählen.
Auf dem Königstrakt
◊ Altstadt: Im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört, strahlt die Altstadt seit dem Wiederaufbau in altem Glanz und steht heute auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste.
◊ Königsschloss: Die imposante Schlossanlage wurde bis 1974 rekonstruiert, die Wiederherstellung der Inneneinrichtung dauerte gar bis 1988. Den Schlossplatz schmückt die berühmte Sigismund-Säule.
◊ Neustadt: Wie die Altstadt wurde auch die kaum jüngere Neustadt im Zweiten Weltkrieg vollkommen zerstört und anschließend wiederaufgebaut. Viele Kirchen und Straßenlokale prägen das Flair.
◊ Königstrakt: Drei ineinander übergehende Prachtstraßen Warschaus bilden diese 10 km lange Achse. Vom Schlossplatz bis zum Łazienki-Park passiert man klassizistische Paläste, die Heiligkreuzkirche, in der Chopins Herz bestattet ist, das Präsidentenpalais, die Universität und edle Bürgerhäuser. Ausruhen kann man sich auf den Bänken mit Chopin-Hörstationen oder natürlich in einem der vielen Cafés oder Restaurants.
◊ Łazienki-Park: Der Königliche Bäderpark ist die größte Grünanlage der Stadt - und einer der schönsten Parks Europas. Die Gärten, Paläste, Seen und das berühmte Theater sind bei Warschauern und Touristen gleichermaßen beliebt, nicht nur zu den sonntäglichen Chopin-Konzerten im Sommer. Ach ja, Eichhörnchen kann man hier auch füttern.
◊ Wilanów: Das Schloss mit seiner prachtvollen barocken und klassizistischen Gartenlage gilt als das polnische Versailles.
Erinnerungskultur
◊ Reste des Ghettos: Vom einstigen Ghetto ist bis auf wenige Mauerreste kaum mehr etwas zu sehen. Gedenkstätten sind u. a. das Pawiak-Gefängnis, das Mahnmal am Umschlagplatz und das Ehrenmal, an dem Willy Brandt den berühmten Kniefall machte, sowie zu Teilen auch das Historische Museum der Polnischen Juden.
◊ Denkmäler der Erinnerung: Übers gesamte Stadtgebiet verstreut stehen Denkmäler in Erinnerung an Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzung, den stalinistischen Terror oder in den Weltkriegen gefallene Soldaten: Denkmal des Kleinen Aufständischen, Denkmal des Warschauer Aufstands, Denkmal der im Osten Gefallenen, Denkmal der polnischen Heimatarmee, Denkmal der Warschauer Helden Nike, Grabmal des Unbekannten Soldaten, Denkmal der Ghettohelden.
◊ Powązki-Friedhof: Eindrucksvolle Grabsteine schmücken diesen Friedhof, viele von bedeutenden Warschauern. Nicht weniger als 2,5 Millionen Ruhestätten von Menschen verschiedenster Konfessionen sind hier versammelt. Daneben liegt der Cmentarz Żydowski (Jüdischer Friedhof) mit zahlreichen symbolischen Grabstätten. Auf beiden Friedhöfen wird auch der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht.
Sozialistische Spuren
◊ Kultur- und Wissenschaftspalast: Klotzen, nicht kleckern: Der Kulturpalast, eines der Wahrzeichen der Stadt, dem die Warschauer mit einer Art Hassliebe begegnen, beeindruckt allein durch seine bloße Größe. Von der Aussichtsterrasse im 30. Stock hat man einen wunderbaren Rundblick auf die Wolkenkratzer im Zentrum.
◊ MDM: Etwas weniger aufdringlich dokumentiert das Wohnviertel MDM (Marszałkowska Dzielnica Mieszkaniowa) den Stil des Sozialistischen Realismus. Besonders sehenswert sind der Plac Zbawiciela, der Plac Konstytucji sowie die namensgebende ulica Marszałkowska.
Ganz viel Kunst
◊ Nationalmuseum: Diesem Museum sollte man aus zwei Gründen einen Besuch abstatten. Zum einen wegen der polnischen Meisterwerke des 19. Jh. (wirklich schön) und zum anderen wegen der Faras-Sammlung mit Fresken einer frühchristlichen Kathedrale aus dem heutigen Sudan (vielleicht noch schöner).
◊ Plakatmuseum: Im ältesten Plakatmuseum der Welt wird deutlich, welche Bedeutung dieser Kunstzweig in Polen aufweist.
Sightseeing-Alternativen
Wohl dem, der genügend Tage zur Verfügung hat, um sich auch den weniger bekannten Seiten Warschaus zu nähern. Auch wenn Sie von den meisten der hier gelisteten Sehenswürdigkeiten noch nie gehört haben, gibt es viel zu entdecken und zu bestaunen.
Die Touren 4, 5, 8 und 10 sollten Sie sich nicht entgehen lassen, um ein teils sehr kontrastreiches Bild der polnischen Hauptstadt zu gewinnen.
Museen für alle Sinne
◊ Wissenschaftszentrum Kopernikus: Das Wissenschaftszentrum ist eine beeindruckende Mischung aus didaktischem Museum, Jahrmarktattraktion, Freizeitpark und naturwissenschaftlichen Versuchen.
◊ Frédéric-Chopin-Museum: Das multimediale und interaktive Museum ist wegen der Memorabilien des berühmten Komponisten ein Muss für Liebhaber des Komponisten.
◊ Museum des Warschauer Aufstands: Das Museum zählt zu den spannendsten und bewegendsten Museen Europas. Interaktive Museumsgestaltung wurde hier überzeugend verwirklicht.
◊ Historisches Museum der Polnischen Juden: Ein weiteres beeindruckendes Highlight hinsichtlich der Architektur und der Ausstellungen; 2016 wurde es mit dem prestigeträchtigen European Museum of the Year Award ausgezeichnet.
◊ Museum des Polnischen Wodkas: Humorvolle, kurzweilige und lehrreiche Einblicke in Technisches und Geschichtliches zum Wässerchen.
Zeitgenössische Architektur
◊ Oberstes Gericht: Eins der eindrucksvollsten Bauwerke der letzten Jahrzehnte. Nicht verpassen sollte man die Karyatiden an der Ostseite: Die weiblichen Skulpturen sind ein beliebtes Fotomotiv.
◊ Universitätsbibliothek/BUW: Der Bau der neuen Universitätsbibliothek mit begrünter Dachterrasse ist heute ein beliebtes Ziel von Touristen. Und der Rundumblick über das alte und neue Warschau ist fantastisch.
◊ Metropolitan-Gebäude: Am Józef-Piłsudski-Platz ist dieses moderne Bürogebäude von Sir Norman Foster zu bewundern. Innenhof nicht verpassen!
◊ Einkaufszentrum Goldene Terrassen: Mit diesem Konsumtempel entstand gegenüber dem Kulturpalast ein moderner, kaum weniger eindrucksvoller Bau.
◊ Wolkenkratzer: Im und rund um das Zentrum ragen architektonisch interessante Wolkenkratzer in den Himmel, darunter das InterContinental, Helmut Jahns Cosmopolitan, der Złota 44 von Daniel Libeskind und, etwas abseits, der Warsaw Trade Tower. Zuletzt hinzugesellt haben sich die Wolkenkratzer Warsaw Spire und Q22. Auf vielen Baustellen lässt sich die Entstehung zukünftiger Türme verfolgen. → Touren 6, 7 und 8.
Das echte Warschau
◊ Grünes Warschau: Grün ist die polnische Hauptstadt an allen Ecken und Enden. Besonders interessanter Kontrast: das linke Weichselufer mit dem neuen Boulevard und das rechte Weichselufer, wild und unbegradigt. Als Alternative oder Ergänzung zum Łazienki-Park (Łazienki Królewskie) empfehlen wir v. a. die Schlossgärten und den Skaryszewski-Park. → Touren 1 und 10.
◊ Lindley-Filteranlagen: Die städtischen Wasserfilteranlagen sind ein einzigartiges und bis heute genutztes Industriedenkmal aus dem 19. Jh.
◊ Praga: Der Stadtteil am östlichen Weichselufer blieb von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont - und verkam danach zum Armenhaus Warschaus. Heute tummeln sich hier Künstler, Outsider und Studenten.
Alte und neue Geheimtipps
◊ Multimedia-Brunnenpark: Die abendlichen Spektakel an Sommerwochenenden begeistern Alt und Jung.
◊ Die Palme: Diese künstliche Palme beim Rondo de Gaulle’a erinnert an die jüdische Vergangenheit und ist eines der neuen Wahrzeichen Warschaus.
◊ Mariensztat: Der nicht detailgetreu rekonstruierte Stadtteil präsentiert sich heute als eine Mischung aus einem Dorf des 18. Jh. und sozialistischen Idealen - mit romantisch verträumtem Charakter.
◊ Warschauer Stereoskop (Fotoplastikon): Dieser zeitlose Vorläufer des Kinos ist seit 1904 ununterbrochen in Betrieb.
◊ Neon-Museum: Spannende Sammlung von Neonreklamen und leuchtenden Schriftzügen aus Warschaus Vergangenheit.
Essen gehen
Wohin zum Essen? Immer wenn wir in Warschau sind, freuen wir uns über die Qual der Wahl. Allein mehrere Stunden haben wir überlegt, bis wir uns auf die „5 Tipps für 5 Abende“ einigen konnten.
Besonders interessant zum Essengehen sind die Touren 2 bis 10; bei den meisten Restaurants in der Altstadt muss man mit einem schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis rechnen.
Ausführliche Restaurantbeschreibungen finden Sie am Ende jeder Tour.
Wissenswertes zur polnischen Küche gibt es ab hier zu lesen.
Eine Liste aller Restaurants finden Sie hier.
Polnisch, altpolnisch ...
An der Weichsel wird gern zwischen altpolnischen und polnischen Restaurants unterschieden. Doch worin liegt der Unterschied? Die altpolnische Küche ist deftiger, fleischlastiger und schwerer, oft stehen Wildgerichte und Ente auf der Speisekarte. Dazu passt die Inneneinrichtung der Restaurants: meist urig mit viel Holz, die Bestellungen nehmen Kellner in Tracht auf. Die anderen polnischen Restaurants hingegen interpretieren die traditionellen Rezepte moderner und leichter.
... oder lieber multikulturell?
Wegen der großen vietnamesischen Gemeinschaft isst man in Warschau so authentisch wie in Fernost. Deshalb findet man im Reiseteil dieses Buches auch asiatische Suppenbars oder Restaurants (unser Favorit: spring roll). Die mittel- und osteuropäische Küche ist in den letzten Jahren mit vielen Migranten und Flüchtlingen nach Warschau gekommen. So kann man im Babooshka oder Skamiejka russisch, in der Kamanda Lwowska ukrainisch und im Borpince ungarisch essen. Einen besonderen Stellenwert haben auch die jüdische und die israelische Küche wie im Mazal TovPod Samsonem, Shipudei Berek, tel-aviv oder BeKef.
Schnell, gut und günstig
Natürlich gibt es auch in Warschau den Trend zu Hamburgern, der Döner ist schon längst an der Weichsel angekommen.
Glücklicherweise sind aber die kantinenartigen Überbleibsel aus der Zeit des Sozialismus noch nicht aus dem gastronomischen Stadtbild verschwunden: In einer Milchbar (bar mleczny) kann man schnell, günstig und meist sogar gut essen (Bar Familijny, Bambino und Bar Ząbkowski).
Mittags bieten aber auch viele der besseren Restaurants einen Lunch für umgerechnet rund 5 € an.
Schnell geht es auch in den unzähligen vietnamesischen Bars (Cô Tú ).
Streetfood für Nachtschwärmer gibt es auf dem Plac Zabaw oder Nocny Market. Wer mutig ist, isst bei Pyzy Flaki Gorące Deftiges wie Kutteln und Klößchen.
Vegetarisches und Veganes
In fast allen Restaurants gibt es traditionelle polnische Gerichte, die bestens ohne Rind, Schwein und Co. auskommen. Wie in einer Metropole nicht anders zu erwarten, gibt es zahllose rein vegetarische Restaurants und Salatbars - und auch Veganer müssen in Warschau nicht verhungern. Unsere Favoriten: die vegetarische Bar Vega mit vielen knackigen Salaten, das Restaurant Veg Deli und das tel-aviv mit raffinierten Kreationen. Vegetarisches und veganes Streetfood gibt es im ManGo und im kroWARZYWA. Auch in Milchbars und vietnamesischen Restaurants stehen viele fleischlose Gerichte auf der Karte.
5 Tipps für 5 Abende
◊ Atelier Amaro: Der Slow-Food-Verfechter und Liebling des Guide Michelin Wojciech Modest Amaro zaubert mit frischen Zutaten aus der Region verblüffende Gerichte. Auch wenn die Rechnung zu zweit in Euro umgerechnet dreistellig werden wird, ist es sehr viel günstiger als in vergleichbaren Restaurants in Deutschland, Frankreich oder Dänemark.
◊ Specjały regionalne: Restaurant mit regionalen wie saisonalen Produkten und Rezepten aus Warschaus Umgebung und ganz Polen.
◊ spring roll: Wie erwähnt, gibt es in Warschau viele authentische vietnamesische Restaurants. Dies ist eins der besten: Leckere Frühlingsrollen (nicht frittiert, sondern frisch) und Warschaus bester vietnamesischer Feuertopf (lẩu).
◊ tel-aviv: Die jüdische und die israelische Küche werden in Warschau immer beliebter. Besonders, wenn es so schmeckt wie hier: Hummus, leckere vegetarische, vegane, glutenfreie und laktosefreie Gerichte, und den ganzen Tag Frühstück - was will man mehr?
◊ Skamiejka: Schön gestaltete Retro-Milchbar mit russischen Gerichten und Snacks. Und mit einer Seele von Gastgeberin.
Ausgehen
Egal, ob kulturell, schick, alternativ, regenbogenbunt oder tanzend − Warschaus Nachtleben hat noch jedem gefallen. Besonders interessant zum Ausgehen sind der Königstrakt, das Zentrum und die Südliche Innenstadt, die Viertel Powiśle und Praga. Nicht verpassen: die Partyschiffe.
Typisch polnisch: tagsüber Café oder Bistro, abends Restaurant oder Kneipe und in der Nacht ein Club - alles im gleichen Lokal.
Zu Theater, Oper oder Konzerten von Klassik über Jazz bis Rock und Pop gibt es ausführliche Infos hier.
Eine Liste aller Abendlokale finden Sie hier.
Lange Nächte
Kurz nach der Wende eröffnete fast täglich ein neuer Club, eine neue Kneipe. Und es gibt sie immer noch, versteckt auf stillgelegten Fabrikgeländen oder gar in sozialistischen Wohnblocks. Mit den Jahren sind es zwar weniger geworden, doch haben die alternativen Nachtschwärmer auf der rechten Weichselseite längst eine neue Heimat gefunden. Rund um das Zentrum jedoch geht der Trend zu exklusiven Cocktailbars und Clubs mit exklusiver Gästeschar und exklusiven Preisen. Hier schluckt man dann eher Whiskey als Wodka, nippt lieber am Schampus, als ein Bier zu kippen. Fazit: Auch das sich stets wandelnde Warschauer Nachtleben spiegelt die kunterbunte Widersprüchlichkeit der Weichselstadt wider.
Wodka rund um die Uhr
Seit einigen Jahren gibt es in Polen einen Trend zu Wodkabars, die oft auch als polnische Tapasbars bezeichnet werden. In der Regel sind diese rund um die Uhr geöffnet, der wódka oder ein kleines Bier kosten umgerechnet 1 €, kleine Snacks wie Würstchen oder bigos gibt es für 2 €. In Warschau lassen sich die meisten auf dem Königstrakt finden, etwa Pijalnia Wódki oder ojczysta czysta.
Kultur am Abend
Gepflegter geht es natürlich bei einem Abend in den Kultureinrichtungen zu. Philharmonie, Oper und Theater (→ Kulturleben) der polnischen Hauptstadt zählen zur europäischen Spitze. Hervorragenden Jazz gibt’s im Jazzclub 12on14. Nach einem Konzert oder Theaterabend trifft sich die Warschauer Intelligenz dann gern im Café Kulturalna oder barStudio.
Alternatives Nachtleben
Im hippen Praga treffen sich Künstler und Outsider in außergewöhnlichen Bars und verruchten Kneipen, dunklen Hinterhöfen oder ehemaligen Fabriken. Entlang der ul. Ząbkowska lassen sich viele von ihnen finden, wie das W Oparach Absurdu oder Łysy Pingwin. Doch auch links der Weichsel gibt es ähnliche Orte, etwa das Warszawa Powiśle, das Plan B und natürlich die Pawilony.
Unter freiem Himmel
Eine Warnung vorweg: Alkohol darf in Polen nur in Biergärten oder ähnlichen Orten getrunken werden, nicht aber irgendwo sonst unter freiem Himmel mit Ausnahme der Weichselpromenade (empfindliche Bußgelder!).
Im Sommer gut besucht: die WeichselsträndeLa Playa und temat:rzeka. Nicht weniger beliebt: die PartyschiffeBarKa und Sen Nocy Letniej sowie am Ufer davor die Feierbuden vom Plac Zabaw. Seit 2016 warten auf dem Nocny Market unzählige foodtrucki mit Streetfood. Nicht vergessen sollte man die ausgelassenen Straßenfeste im Sommer (→ Veranstaltungen).
Zum Tanzen
Getanzt wird im Sommer viel auf den oben genannten Partyschiffen. Edel sind hingegen die Clubs in der Ul. Mazowiecka mit einer entsprechend strengen Türpolitik, wie das Enklawa oder Sketch Nite. Um die Ecke ist es in der Klubokawiarnia weniger strikt, aber auch weniger schick. Abtanzen im Kulturpalast? Dafür bietet sich der Club Mirage an. Leicht versifft und verkifft sind die Clubs in der Ul. 11 Listopada 22, wie das Hydrozagadka oder Skład Butelek. Wen das nicht stört, wird dort ausgelassen feiern können.
5 Tipps für 5 Abende
W Oparach Absurdu: Auf Kinostühlen oder Sofas sitzen, Freejazz hören und sich am alternativen Nachtleben oder an Konzerten, Ausstellungen, 60er-Jahre-Kino erfreuen.
Pawilony: Diverse Kneipen und Clubs in Pavillons, die sich in einem Hinterhof verteilen. Schöner Kontrast zum eleganten Königstrakt.
BarKa: Entspannte Clubatmosphäre in lauen Sommernächten auf einer Fähre. Konzerte und DJ-Sets.
12on14: Warschaus bester Jazzclub. Auftritte internationaler und polnischer Stars und Newcomer.
Foton Bar: Einrichtungsmäßig ein Cybergarten, die Cocktails werden wirklich sehr gut gemixt.
Shopping
Menschen, die den Anschluss an das entfesselte Warschau verloren haben, tummeln sich neben gehetzten Bankern; Rentner, die jeden Złoty dreimal umdrehen müssen, neben Jugendlichen, die die harten Zeiten nur noch aus Erzählungen kennen. Entsprechend vielfältig sind die Geschäfte, Boutiquen, Stände und Malls der Hauptstadt.
Ausführliche Beschreibungen einzelner Shoppingmöglichkeiten in den Vierteln finden Sie am Ende der Touren. Die besten Adressen zum Einkaufen liefern die Touren 1, 4, 6, 7 und 8. Der Schwerpunkt liegt bei den Einkaufstipps auf Läden, die nur in Warschau oder Polen zu finden sind.
Eine Liste der im Buch genannten Läden und Galerien gibt es ab hier.
Polnische Designer
Die polnischen Modedesigner sind das nächste große Ding, keine Frage. Außerhalb der Modewelt ist das zwar wenig bekannt, aber überzeugen Sie sich am besten vor Ort in den Boutiquen und Showrooms. Was es gibt? Sportliches und Farbenfrohes bei Femi Pleasure, Männermode in der tollen Boutique von Reykjavik District.
Exklusiver und luxuriöser ist es in der ul. Mokotowska, Abstecher lohnen sich dort in die Butik Ani Kuczyńskiej, zu QπШoder in die Mokotowska 48. Unser Favorit und der vieler polnischer Frauen ist Risk made in Warsaw mit ungezwungenen, aber eleganten und weiblichen Kreationen. Hüte aus eigener Herstellung findet man bei Marta Ruta Hats oder bei der Andrzej Zaręba Pracownia, einfallsreichen Schmuck aus Bernstein, Silber und anderem Metall in der metal GALERIA.
Maßgeschneidert
Wer sich lange genug in Warschau aufhält, kann sich Anzüge auf den Leib schneidern oder Schuhe an den Fuß schustern lassen. Józef Błoński schneidert in seiner Pracownia Krawiecka elegante Anzüge, Smokings, Fracks, Mäntel, Kostüme und Röcke. Bei der Pracownia Obuwia Jan Kielman i Syn lassen sich u. a. polnische Politiker und Promis ihre Schuhe anfertigen. Obwohl Kielman wiederholt zum europaweit Besten seiner Zunft gewählt worden ist, sind die Preise im Vergleich zum Westen absolut bezahlbar.
Plakatkunst
Die polnischen Plakatkünstler zählen zu den besten der Welt. Kein Wunder also, dass man an mehreren Orten in Warschau Plakate anschauen oder erstehen kann. Da wäre zum einen die Galeria Plakatu in der Altstadt, zum anderen die Galeria Grafiki i Plakatu mit der größten Auswahl. Nicht zu vergessen der kleine Laden im Plakatmuseum selbst.
Kunst und Kunsthandwerk
Holzschnitzereien, Glas- und Stoffmalereien, Stickarbeiten, Trachten, Scherenschnitte findet man bei PolArt oder Cepelia, einfallsreiche Glaswaren und Designerlampen in der Galeria Velt. Unter einigen der Touren haben wir Kunstgalerien aufgelistet, unsere liebsten sind die Galeria Napiórkowska und Galeria XX1.
Mehr als nur Souvenirs
Wie wäre es mit einem Andenken mit polnischen Wortspielen, teils international verständlich? T-Shirts gibt es bei Chrum.com, Tassen, T-Shirts, Bücher oder Postkarten in der Galeria Andrzeja Mleczki. Ostalgische Retro-Souvenirs in allen Formen findet man bei Spod Lady oder Pan tu nie stał. Der Chopin Store im Museum hat einige schöne Andenken zu Chopin, Polen und Warschau, das Sklep muzealny im Historischen Museum der Polnischen Juden zur jüdischen Geschichte Polens. Buntes, Handgemachtes oder Antiquitäten kann man im Lapidarium, im Las Rąk, auf dem Flohmarkt ZOO Market oder im Szuflada finden.
Alte Markthallen und Märkte
Einkaufen wie die Warschauer? Kann man am besten in den Mirów-Markthallen, in denen man alles von Lebensmitteln über Bekleidung bis zu Alltagsgegenständen bekommt. Seit 2018 gibt es eine weitere alte Markthalle: Die Koszyk-Markthalle steht für ein exklusiveres Einkaufserlebnis, mit Delikatessenläden und Boutiquen. Luxus wird man auf dem Różycki-Basar lange suchen müssen. An den Buden des Marktes kauft die ärmere Bevölkerung Warschaus noch so ein wie anno dazumal.
Shopping Malls
Natürlich gibt es auch die modernen Einkaufszentren, eins größer als das andere. Das Vitkac sieht aus wie ein bösartiges Ufo, das in der Stadt gelandet ist. Kaufen kann man garantiert nichts Polnisches. In den Złote Tarasy hingegen ist die Bandbreite von günstig bis luxuriös breiter. Hier findet man auch polnische Ketten wie Krakowski Kredens (Delikatessen), Gatta (Strümpfe & Strumpfhosen), Bytom, Próchnik, Vistula und Wólczanka (alle Männermode) oder Badura, Ryłko und Wojas (Schuhe).