KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 71

 

 

OLD FIREHAND

 

 

UND ANDERE ERZÄHLUNGEN

VON

KARL MAY

 

 

 

Herausgegeben von Roland Schmid

© 1967 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1571-0

 

 

 

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

 

Inhalt

 

Vorwort

Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling

Old Firehand

Die Rose von Kahira

Ein Wüstenraub

Die ‚Both Shatters‘

Die Gum

Aqua Benedetta

Ein Selfmademan

Der Afrikaander

Die Rache des Ehri

Ibn el ’amm

Sklavenrache

Maghreb-el-aksa

Die beiden Kulledschi

Nachwort


Die vorliegenden Erzählungen spielen in nicht eindeutig bestimmbaren Jahren des 19. Jahrhunderts. Die am Beginn jeder der Geschichten in Klammern abgedruckte Jahreszahl bezeichnet die Zeit der ersten Veröffentlichung.

Vorwort

 

Mit diesem Sammelband wird dem Bedürfnis vieler Leser und dem immer wiederholten Wunsch an den Karl-May-Verlag Rechnung getragen, auch die Urfassungen der abenteuerlichen Geschichten im Rahmen der Gesammelten Werke zu veröffentlichen, soweit sich deren Texte wesentlich von den später erschienenen Reiseerzählungen, Novellen usw. unterscheiden. Zum Teil war jahrzehntelange, mühevolle Suche nötig, die wirklichen Erst-Abdrucke ausfindig zu machen. So fand sich der Jahrgang 1877/1878 des vorliegenden Buches hinter einem Regal der Bibliothek Karl Mays, als diese 1960 für das neue Karl-May-Museum in Bamberg erworben werden konnte. Ein ähnlich glücklicher Umstand, von dem im Nachwort die Rede sein wird, erbrachte den Beweis, dass Karl May auch der Verfasser der am Ende abgedruckten Texte ist. Im Nachwort wird ferner auch über die Textparallelen berichtet. Vorweg sei aber darauf hingewiesen, dass der Leser sich nicht über zum Teil erhebliche Widersprüche zu den übrigen Werken Karl Mays wundern darf; als der Schriftsteller diese seine Erstlingswerke verfasste, konnte er nicht ahnen, welch gewaltigen Umfang später sein Gesamtschaffen erreichen sollte und dass die von ihm gestalteten Helden eine so große Beliebtheit bei den Lesern erlangen würden, dass er, der Autor, immer neue Abenteuer dieser Helden zu ersinnen nachgerade gezwungen sein könnte. Aus dieser Sicht ist es begreiflich, dass in der Titelerzählung zum Beispiel Old Firehand, Dick Stone und Will Parker ihren Tod finden, dass das berichterstattende ,Ich‘ noch nicht Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi heißt und besonders, dass Winnetou noch ganz und gar nicht der edle, junge Häuptling der Apatschen – May verwandte hier noch die Schreibart ,Apachen‘ – ist, wie ihn die Leser aus späteren Reiseerzählungen kennen. Aber gerade solche Widersprüche machen die Lektüre besonders reizvoll, abgesehen davon, dass alle diese Geschichten romantische Frische und jugendliche Unbekümmertheit eines hochtalentierten Erzählers verraten. Manche tastende Schwäche des Beginnenden wird ausgeglichen durch ein instinktsicheres Formgefühl, das bei einigen der weit berühmteren späteren Werke nicht mehr so ausgeprägt erkennbar ist.

Hin und wieder kann man Anklänge an literarische Vorbilder feststellen, von denen sich Karl May im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung mehr und mehr freizumachen wusste. So steht der junge Schriftsteller bei der erlebnishaften Gestaltung unverkennbar noch unter dem nachhaltigen Eindruck des großen französischen Meistererzählers Gabriel Ferry, so nimmt man bei näherem Hinsehen erstaunt die deutliche Verwandtschaft der Nil-Novelle ,Die Rose von Kahira‘ mit Wilhelm Hauffs ,Die Errettung Fatmes‘ aus dem Märchenzyklus ,Die Karawane‘ wahr, so gemahnen Novellen wie ,Die Rache des Ehri‘ an die Südsee-Erzählungen von Friedrich Gerstäcker.

Diesen und anderen Vorbildern folgend, hielt sich May zu Beginn seiner Schriftstellerlaufbahn da und dort auch an die realistisch harte Darstellungsweise; solche Züge, die übrigens durchweg der historischen Wirklichkeit des ,Far West‘ entsprechen, machten bei fortschreitendem Schaffen der wohltuenden Gesinnung tiefer, verstehender Menschlichkeit Platz, die ganz besonders die Alterswerke Karl Mays auszeichnet.

 

 

 

Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling

(1875)

 

Die Jahreszeit, in welcher der Gelbe Jack und das Schwarze Fieber den Aufenthalt in New-Orleans für den Weißen gefährlich machen, war eingetreten, und wer nicht von der eisernen Notwendigkeit festgehalten wurde, der beeilte sich, die dünsteschwangere Atmosphäre des unteren Mississippi zu verlassen und die Niederungen des Stromes mit höher gelegenen Orten zu vertauschen.

Die vorsichtige Aristokratie der Stadt hatte sich längst unsichtbar gemacht. Einige, die aus Rücksicht auf ihr Geschäft noch zurückgeblieben waren, beeilten sich fortzukommen; denn schon erzählte man sich von mehreren plötzlichen Sterbefällen, und auch ich hatte meine wenigen Habseligkeiten zusammengepackt und stand, das Dampfboot erwartend, am Landeplatz, um nach St. Louis zu gehen, wo Verwandte meiner Ankunft warteten.

Ned, der alte, grauköpfige Neger, der als Faktotum meines Hotels mir seine besondere Zuneigung geschenkt und jetzt den Koffer getragen hatte, lehnte neben mir an einem der Eisenkrane, die bestimmt sind, die ungeheuersten Lasten an und von Bord zu heben, und machte mit grinsendem Zähnefletschen seine drolligen Bemerkungen über die verschiedenartigen Gestalten, die geschäftig um uns wogten. Da plötzlich packte er mich am Arm und gab mir eine andere Stellung, sodass ich den Blick nach rückwärts werfen musste.

„Sehen Master dort Indian?“

„Welchen? Meinst du den finsteren Kerl, der gerade auf uns zusteuert?“

„Yes, yes, Master! Kennen Master Indian?“

„Nein.“

„Indian sein groß Häuptling von Sioux, heißen Inn-nu-woh, sein best’ Schwimm’ in United States.“

„So, dazu gehört viel.“

„Well, well, Sir; aber so sein, actually so sein!“

Ich entgegnete nichts und sah mir den Mann, der jetzt in stolzer Haltung an uns vorüberschritt, genau an. Sein Name war mir nicht unbekannt, oft sogar hatte ich von ihm erzählen hören, aber immer an der Wahrheit der wunderbaren Geschichten, die über seine Fertigkeit und Ausdauer im Schwimmen kursierten, gezweifelt. Er war von nicht gar zu hoher Gestalt, aber der Bau seines gedrungenen Körpers und insbesondere die Breite seiner Brust machten mich in meinem bisherigen Unglauben doch etwas wankend.

In diesem Augenblick kam eine offene Equipage, in der ein ältlicher Herr und eine junge verschleierte Dame saßen, dahergerollt. Mit etwas ungewöhnlicher Rücksichtslosigkeit drängte der reich gallonierte Kutscher das Geschirr durch die Menge und knallte mit der Peitsche um die Ohren der im Wege Stehenden. Erschrocken fuhren die Leute auseinander, und nur der Indianer schritt ruhig weiter und wich kein Haar breit von seiner ursprünglichen Richtung ab. War ja doch zur Seite Platz genug für den herrschaftlichen Wagen, der ebenso gut drüben auf dem kurzen Setzpflaster wie hier auf den glatten, breiten Quadern fahren konnte.

„Weg da vorn, Rothaut, oder bist du etwa taub?“, rief der Rosselenker, und als der Angeredete trotz des lauten und barschen Zurufes ohne sich umzudrehen seinen Weg fortsetzte, fuhr er, die Peitsche schwingend, fort: „Troll dich beiseite, Nigger, oder meine Peitsche zeigt dir den Weg!“

Obgleich das Wort Nigger die größte Beleidigung für einen Indianer enthält, schien der Voranschreitende diese doch nicht zu beachten, sondern ging langsam weiter. Da knallte die Peitsche, und ihr Riemen strich dem roten Mann gerade über das Gesicht, sodass die Spuren des Hiebes sofort zu bemerken waren. In demselben Augenblick aber stand der Getroffene auch schon auf dem Bock, riss dem ungezogenen Burschen mit einem von unten nach oben geführten Hieb Lippe und Nase auf, hob ihn dann vom Sitz und schmetterte ihn mit solcher Wucht herunter auf die Steinplatten, dass er alle viere von sich streckte und lautlos liegen blieb.

Diese Bewegungen waren so schnell geschehen, dass der im Wagen sitzende Herr nicht Zeit hatte, seinem Untergebenen zu Hilfe zu kommen; jetzt aber riss er einen Revolver aus der Tasche, und ihn auf den Indianer richtend, rief er:

„Zounds, Kanaille, das ist für dich, wenn er nicht in einer Minute wieder auf dem Bock sitzt!“

Ohne mit der Wimper zu zucken oder eine Miene zu verziehen, nahm der Bedrohte die Büchse von der Schulter, legte sie auf den Yankee an, und ganz gewiss wäre es zwischen den beiden zu einer ernsten Tat gekommen, wenn sich nicht einige schnell hinzugetretene Konstabler dazwischengestellt und durch ihr Bitten den Besitzer der Equipage bewogen hätten, die Waffe an sich zu nehmen.

„Bitte, fahrt weiter, Sir“, mahnte der eine von ihnen. „Euer Kutscher hat sich erhoben und wird wohl, das zerrissene Gesicht abgerechnet, keinen Schaden genommen haben. Der Unvorsichtige musste wissen, dass nach den Gesetzen der Indianer ein Schlag nur mit dem Tod gesühnt werden kann.“

Nach Art und Weise der Amerikaner, die sich nie in die Händel anderer mischen und ihr Interesse an einem Streit nur dadurch betätigen, dass sie Raum zum Ausfechten geben, hatten die Umstehenden einen Kreis um den Wagen gebildet, um zu sehen, wie die interessante Begebenheit enden werde; als jedoch in diesem Augenblick die schrille Pfeife des herandampfenden Steambootes ertönte und der wieder aufgestiegene Kutscher auf den drängenden Zuruf seines Herrn das Gespann in der Richtung nach der Landungsbrücke leitete, löste sich der Kreis schnell auf, und ein jeder beeilte sich, auf dem Boot einen guten Platz zu erobern.

Es war nicht der gewöhnliche und äußerst komfortabel eingerichtete Passagierdampfer, sondern eines jener riesigen Paketschiffe, die man zur Personenbeförderung nur ausnahmsweise und meist dann benutzt, wenn bei Beginn der Fieberzeit der Andrang der Reisenden schwer zu bewältigen ist. Deshalb entbehrte das Fahrzeug alle jene Bequemlichkeiten, mit denen sich der Yankee das Reisen weniger beschwerlich macht, und die Passagiere mussten Platz nehmen, wo und wie sie ihn fanden.

Ich erstieg, nachdem sich mein Neger verabschiedet hatte, einen Haufen Warenballen, der eine Reihe viereckiger Kästen flankierte, die sich fast über das ganze Deck hinzog. Da oben hatte ich nun eine freiere Aussicht als unten; auch strich mir die Luft merklicher um die Stirn, und rechnete ich dazu die Ungeniertheit, mit der ich mich hier ausstrecken konnte, so war mein Platz ganz prächtig.

Umschau haltend, gewahrte ich, dass sowohl der Besitzer der Equipage mit seiner Dame als auch der Indianer anwesend waren. Der Weiße gehörte jedenfalls den höchsten Ständen an und benutzte das Packboot nur, um so rasch wie möglich dem gefährlichen Boden zu entkommen, und der Indianer hatte vielleicht seinen Vorrat an Häuten in der Stadt verkauft und ging in die Prairie zurück, um seinen Stamm zu neuen Jagden und Abenteuern zu führen. Auch ihm mochte es da unten im Gedränge zu unbehaglich und schwül werden; er kletterte empor und nahm, um mir meinen Sitz nicht streitig zu machen, auf dem ersten der Kästen Platz, von denen ich vorhin sprach.

Kaum aber hatte er sich niedergesetzt, als ein Laut die Luft erschütterte, so tief, so grollend, so dröhnend und erschütternd, dass sämtliche Passagiere emporsprangen und sich entsetzt nach der Ursache dieses fürchterlichen Brüllens umschauten. Nur Inn-nu-woh war ruhig sitzen geblieben, obgleich die Töne gerade unter seinem Sitz erklungen waren. Kein Zug seines braunen, unbeweglichen Gesichtes verriet eine auch nur leise Spur von Überraschung oder gar Bestürzung, und die erschrockenen Leute auf dem Deck schien er keines auch nur halben Blicks für wert zu halten.

Da öffnete sich eine Luke, aus der ein Mann stieg, bei dessen Anblick mir jenes Brüllen sofort erklärlich wurde. Ich hatte ihn in Boston, New-York und später auch in Charleston gesehen und mit ihm so ziemlich innige Bekanntschaft geschlossen. Es war Forster, der berühmte Tierbändiger, der damals mit seiner Menagerie die bedeutenderen Städte der Vereinigten Staaten besuchte und überall, wohin er kam, durch die Macht, die er über die wildesten Bestien hatte, das bedeutendste Aufsehen erregte.

Die Kästen gehörten ihm und enthielten die Käfige seiner zoologischen Untergebenen. Der Indianer hatte auf dem Sommerlogis des Löwen Platz genommen, ihn durch das dabei verursachte Geräusch aus der Siesta aufgeschreckt und zu jenem zornigen Brüllen veranlasst, das Forster gehört hatte, der nun natürlich herbeigeeilt kam, um sich über den Grund aufzuklären.

In dem vorsichtigen Europa würde man sich allerdings sehr hüten, einer kompletten Menagerie Platz auf einem Boot zu gewähren, das die Bestimmung hat, Reisende zu befördern. Der Amerikaner aber ist selbst in solchen Dingen weniger schwierig. In dem Land, das er bewohnt, hat die Gefahr ihre Heimat, man ist vertraut mit ihr, man kennt ihre verschiedenen Gestalten, man achtet sie, aber man fürchtet sie nicht, und da man gewohnt ist, den vierfüßigen Bewohnern der Wildnis in Urwald und Prairie kühn und furchtlos entgegenzutreten, so scheut man sich natürlich wenig, ihnen außerhalb der Wildnis, wenn sie sich in gezähmten Zustand befinden, zu begegnen.

Nur das Unerwartete hatte die Reisenden erschreckt. Als man jetzt die Bestimmung der zahlreichen Kästen begriff, lachte man über die Furcht, die man gezeigt hatte, und bat den Besitzer der Tiere, die Umhüllung der Käfige zu lüften.

„Well, ich habe nichts dagegen, wenn es euch Spaß macht, Ladys und Gentlemen; ein wenig frische Luft wird den Kreaturen wohl tun. Aber fragt den Kapitän; auf eigene Faust darf ich es nicht tun!“, antwortete er und wandte sich dann an den Indianer.

„Wollt Ihr nicht so gut sein und von Euerm Thron steigen, Mann? Der Löwe ist König und mag nicht gern jemanden über sich leiden!“

Der Angerufene machte, ohne die Lippen zu öffnen, durch eine leichte, abweisende Handbewegung bemerklich, dass es ihm hier oben ganz gut gefalle und er nicht die Absicht habe, seinen Platz zu verlassen.

„Nun gut; mir soll es recht sein. Aber beklagt Euch nicht, wenn Euch etwas Ungemütliches passiert!“

Jetzt brachte man den Kapitän herbei, der nach einigem Zögern die Erlaubnis gab, die Käfige auf einer Seite von den Bretterwänden zu befreien. Mit Hilfe der Tierwärter war dies bald geschehen, und da Forster diese Gelegenheit gleich zur Fütterung der Tiere benutzen wollte, so war den Zuschauern bald ein höchst interessantes und unterhaltendes Schauspiel geboten.

Die Sammlung bestand aus meist wirklich prachtvollen Exemplaren, und ganz besonders war es ein bengalisches Königstigerweibchen, das die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Das Tier war erst vor kurzem gefangen, von Indien nach Amerika gebracht und von seinem jetzigen Besitzer gekauft worden. Noch ungezähmt und in der freien Wildnis aufgewachsen, bot es einen imposanten Anblick dar und riss durch den Bau seiner gewaltigen Glieder, die urkräftige Geschmeidigkeit seiner Bewegungen und den markerschütternden Ton seiner Stimme zu lauten Ausrufen der Bewunderung hin.

„Geht Ihr auch in diesen Käfig, Sir?“, fragte einer der Umstehenden den Tierbändiger.

„Warum nicht? Von außen ist die Bestie nicht zu zähmen; man muss hinein, wenn man ihr Respekt einflößen will.“

„Aber Ihr riskiert dann jedes Mal das Leben.“

„Das habe ich schon tausendmal getan und bin es also gewohnt. Übrigens bin ich nicht unbewaffnet; ein Hieb mit diesem Totschläger betäubt, wenn er kräftig geführt wird und richtig trifft, das stärkste Tier. Aber ich brauche ihn wenig; die Macht eines echten und rechten Bändigers liegt ganz woanders. Zuweilen trete ich ohne jede Waffe in die Käfige.“

„Aber in diesen hier würdet Ihr Euch nicht so wagen.“

„Wer sagt Euch das?“

„Nein, das wagt Ihr nicht zu tun!“, meinte näher tretend der Besitzer der Equipage, der bisher abgesondert von den Übrigen die Käfige besehen hatte, während seine Begleiterin, sich vor deren Insassen scheuend, nach dem Vorderteil des Schiffes gegangen war und dort über die Sprietverkleidung hinweg in das Wasser sah, das rauschend am Bug emporschäumte. „Ich wollte wohl tausend Dollar für meine Behauptung setzen!“

Der Amerikaner hat eine Leidenschaft für Wetten, und wo sich ihm eine Gelegenheit dazu bietet, lässt er sie sicher nicht vorübergehen.

„Ihr seid unvorsichtig, Sir!“, antwortete Forster. „Seht, wie ruhig und furchtlos der Indianer da auf dem Käfig des numidischen Löwen sitzt. Glaubt Ihr wirklich, dass ich, der Besitzer dieser Tiere, weniger Mut habe?“

„Pshaw!“, machte der Yankee mit verächtlicher Handbewegung. „Bei diesem Menschen ist es nicht Mut, sondern Ignoranz, Dummheit. Hätte er ein Verständnis für das Gefährliche seiner Lage, so würde er bald hier unten bei uns stehen oder sich in irgendeinen Winkel verkriechen. Er kennt ja den Löwen gar nicht. Diese roten Halunken verstehen nur, den Feind zu beschleichen und ihn dann nächtlicherweile und hinterrücks zu überfallen. Aber einer Gefahr offen und frei in das Auge zu schauen, dazu fehlt ihnen nichts weniger als alles.“

Inn-nu-woh verstand jedes dieser Worte; aber die Züge seines scharfgeschnittenen Gesichtes blieben unbeweglich, und kein Glied seines Körpers rührte sich zu einer wenn auch noch so leisen Bewegung.

„Ihr irrt Euch in dem Indianer ebenso wie in mir. Wer die Völker der Prairien so kennengelernt hat wie ich, der hat sie zugleich achten gelernt.“

„Macht Euch nicht lächerlich vor dieser ehrenwerten Gesellschaft! Lasst dort nur das Stachelschwein heraus, und ich bin überzeugt, dass er sofort vor lauter Angst in den Fluss springen wird, sobald er es in Freiheit sieht. Diese Kanaillen sind ebenso feig, wie sie grausam zu sein verstehen. Aber wir kommen von unserer Wette ab.“

„Ich halte sie. Kapitän, Ihr seid Zeuge!“

„Das bin ich; aber ich werde nicht zugeben, dass Ihr zu dem Tiger geht, denn ich habe die Verantwortung wenn an Deck ein Unfall passiert.“

„Ihr werdet keinem freien Amerikaner verbieten können, mit seinem Eigentum zu tun, was ihm beliebt. Und was den Unfall betrifft, so könnte er doch nur mir allein begegnen, und da bin ich doch wohl Manns genug, Sir, die Verantwortung selbst zu tragen; oder meint Ihr nicht?“

Der Kapitän war selbst Yankee genug, um nicht Interesse für eine solche Wette zu haben, und da er mit der ausgesprochenen Warnung seine Pflicht getan zu haben glaubte, so antwortete er:

„Wenn Ihr die Folgen auf Euch nehmt, so kann ich nichts dagegen haben. Tut also, was Ihr wollt!“

„Tretet zurück, ihr Leute!“, befahl Forster und übergab dem Kapitän die mit dem Totschläger versehene Peitsche. Dann näherte er sich mit festen, sicheren Schritten dem Käfig und schob, das Auge groß und voll auf das Tier gerichtet, den Riegel zurück.

Die Tigerin hatte sich im Hintergrund des engen Raumes niedergeduckt und lag, den Kopf auf den Vorderpranken, mit an der Wand emporstrebendem Schwanz und blinzelnden Augen am Boden. Als der Bändiger sich der Tür nahte, riss sie das Auge auf und richtete es auf ihn; dann verengte sich die Pupille immer mehr und mehr; die Tatzen wurden gekrümmt und an den Körper gezogen; der hintere Teil des Tieres erhob sich leise und fast unmerklich; in dem Augenblick, in welchem der Riegel klang, flog ein kurzes Zittern über das weiche, schöngezeichnete Fell, und im nächsten Moment donnerte ein Entsetzen erregender Laut zwischen den Eisenstäben hervor. Forster lag mit halb aus der Schulter gerissenem Arm blutend am Boden, und das frei gewordene Tier schnellte in mächtigen Sätzen über das Deck hin.

Ein allgemeiner Schrei des Entsetzens erfüllte die Luft, und jeder suchte sich zu retten. Es war eine Minute der größten Todesangst und Verwirrung. Die Menschen stürzten übereinander den Luken, Winkeln, Masten und Strickleitern zu, und die Tiere erhoben ein solches Geheul, dass sogar das Keuchen der Maschine unhörbar wurde.

Ich war wieder auf die Ballen gesprungen, die ich vorhin verlassen hatte, und blieb da oben, vor Grausen unbeweglich; denn da vorn, gerade vor mir, sah ich das arme Mädchen unrettbar verloren an der Reling stehen. Die Tigerin hatte ihren Lauf gerade auf sie zu genommen und duckte sich, kaum noch sieben bis acht Schritte von ihr entfernt, zum verderblichen Sprung nieder. Das Gesicht des Mädchens war todesbleich und starr; mit ausgestreckten Armen stand sie da, keiner Bewegung fähig, und in der nächsten Sekunde musste sie verloren sein.

Da sprang mit katzenhafter Behändigkeit eine Gestalt an mir vorüber, von dem Ballen hinunter, voltigierte in weiten, raubtierartigen Sprüngen über den in der Mitte des Schiffes liegenden freien Raum hinweg an der Tigerin vorüber, packte das Mädchen mit der Linken, stützte sich mit der Rechten auf die Reling und war im nächsten Augenblick in den tiefen, schmutzig gelben Fluten des Mississippi verschwunden. Es war Inn-nu-woh.

Ein einziger Schrei aus allen Kehlen erfüllte die Luft. War es ein Schrei der Freude oder neuen Schreckens? Niemand wusste es, denn gleich hinter den beiden war auch die Tigerin über Bord gesprungen und in den Wogen verschwunden. Alles eilte nach der Reling um hinabzusehen, und mit lauter Stimme kommandierte der Kapitän:

„Mann am Ruder, beidrehen. Stopp, Maschinist!“

Eine lange Zeit, in der niemand zu atmen wagte, verging. Das entsprungene Raubtier lag, die vier Pranken von sich gestreckt, auf dem Wasser und bewachte mit glühenden Augen jede Bewegung. Da, kaum zwanzig Ellen von ihm entfernt, tauchte plötzlich mit raschen Stößen die Gestalt des Indianers in die Höhe, sodass er fast mit dem halben Körper über die Oberfläche des Wassers emporschoss und man deutlich sehen konnte, dass sich das jetzt ohnmächtige Mädchen mit beiden Armen krampfhaft fest an seinen Hals geklammert hatte.

Kaum aber hatte er Zeit gehabt, Atem zu holen, so schoss die ihn erblickende Tigerin auf ihn zu. Er fuhr wieder in die Tiefe, tauchte eine Strecke entfernt wieder zum Atmen empor, ward von dem Tier sofort wieder verfolgt und hinuntergetrieben, und so währte die fürchterliche Jagd wohl fünf Minuten, die bei diesen Verhältnissen zu fünf Ewigkeiten wurden.

Man hatte eine Menge Taue ausgeworfen und das Fallreep niedergelassen; aber der schlaue Indianer wusste, dass ihm diese Vorkehrungen nichts nützen konnten, denn noch ehe er einige Fuß hoch emporgekommen wäre, hätte ihn die Tigerin erreicht. Es gab nur ein Mittel, sich zu retten: Er musste unter dem Schiff hinwegtauchen, und das war gut möglich, da die Maschine stand. Hätte er um das Fahrzeug herumschwimmen wollen, so hätte das verfolgende Tier seine Absicht bemerkt, und das Emporklimmen wäre ihm dann an Backbord ebenso unmöglich gewesen wie jetzt an Steuerbord.

Er versuchte deshalb, jetzt so lange als möglich auf der Oberfläche des Wassers zu bleiben, um die nötige Luft zu schöpfen. Eine Handbewegung deutete seine Absicht an; dann verschwand er.

„Taue über Backbord!“, kommandierte der Kapitän. Alles eilte auf die angegebene Seite, und wirklich dauerte es nicht lange, so erschien Inn-nu-woh über dem Wasser und ruderte auf das nächste Seil zu, das herniederhing.

„Cheer up, cheer up, come on!“, rief der Kapitän, und in seiner Stimme klang so deutlich die größte Angst und Besorgnis, dass sich alle nach ihm umwandten.

Ohne ein Wort zu verlieren, deutete er mit ausgestreckter Hand hinaus auf die gelben Wogen. Aller Blicke folgten der Richtung seines Armes, und aller Lippen riefen auch sofort die ermunternden Worte, die er soeben ausgesprochen hatte.

In nicht gar weiter Entfernung waren drei Furchen zu bemerken, die sich mit vehementer Schnelligkeit dem Schiff näherten.

„Um Gottes willen, rasch, rasch; die Krokodile kommen!“, rief es die ganze Seite des Schiffes entlang.

„Mein Kind, mein Kind, mein armes Kind!“, wehklagte der Vater des Mädchens und beugte sich mit weit aufgerissenen Augen und angstverzerrten Zügen über die Reling hinaus.

Inn-nu-woh hatte den Ruf vernommen. Ein einziger, rückwärts gerichteter Blick belehrte ihn über die große Nähe der neuen Gefahr, und mit beiden Armen zugleich schnellte er sich mit fast herkulischer Kraft an dem Tau empor. Da er das Mädchen nicht halten konnte, war es ein Glück, dass die Ohnmacht ihr die Arme fest um seinen Nacken legte, und noch hatte er kaum den dritten Teil der Deckhöhe erklommen, so hörte er unter sich einen dumpfen Laut, als ob zwei Balken zusammengeklappt würden. Das erste Krokodil hatte die Seite des Schiffes erreicht und nach ihm geschnappt. Er war gerettet. Mit ruhigeren Griffen turnte er vollends in die Höhe und stieg über die Brüstung auf Deck.

Sämtliche Anwesenden wollten auf ihn zueilen, wurden aber von einem Ruf davon abgehalten.

„Der Tiger, der Tiger, schaut, Leute!“

Die Tigerin hatte den Verschwundenen gesucht und kam jetzt um das Steuer herüber nach Backbord geschwommen. Sofort eilte alles wieder an die Brüstung, und nur der Vater blieb bei seiner ohnmächtigen Tochter zurück.

Es war wirklich ein prächtiger Anblick, den die ruhigen und sicheren Bewegungen des kräftigen Tieres boten. Da plötzlich machte es den Versuch sich zu wenden, aber es war zu spät: drei Furchen schossen blitzschnell auf den Punkt zu, wo sich die Tigerin befand; dann erfolgte ein Brüllen, so schrecklich und entsetzlich, dass sich den Hörern die Haare sträubten; das Wasser wurde zu Schaum und Gischt gepeitscht und in hochfliegenden Flocken umhergespritzt, es folgte ein tiefes, dumpfes Gurgeln und Röcheln, eine kreiselnde, trichterförmige Öffnung bildete sich im Wasser, dessen gelbe Farbe sich in blutrot verwandelte, und dann ward es still: die Alligatoren hatten die Tigerin in die Tiefe gezogen.

Mit einem allgemeinen „Ah“ der Erleichterung machten sich die Herzen los von der Beklemmung, die bisher auf ihnen gelegen hatte, und dann richteten sich die Blicke auf die beiden, die eng umschlungen in der Nähe des Schornsteins standen.

„Sie lebt noch; sie ist zu sich gekommen!“, rief es von allen Seiten, und der Kapitän trat hinzu, um dem erschöpften Mädchen seine Kajüte zur Verfügung zu stellen.

Während alle anderen mit dem Tiger beschäftigt gewesen waren, hatten die Menageriewärter ihrem Herrn ein Lager bereitet und ihn notdürftig verbunden. Es war notwendig, ihn am nächsten Haltepunkt auszuschiffen und in ärztliche Pflege zu geben.

Endlich fragte man auch nach Inn-nu-woh, und der Vater des geretteten Mädchens war nicht der Letzte, der sich nach ihm erkundigte.

Der Gesuchte hing hoch droben in den Wanten, und man bemerkte, dass er sich bemühte, mit dem von der Schulter genommenen Fell ein Signal zu geben. Vom jenseitigen Ufer hatte sich eine Canoe abgelöst, in dem zwei Indianer standen, die mit kräftigen Paddelschlägen dem Dampfer zustrebten. Sie kamen, ihren Häuptling abzuholen. Der Sohn der Prairie kennt keine Station; er nimmt Abschied von der Zivilisation da, wo es ihm passt und er die Seinen zu treffen meint.

Da legte sich eine Hand auf seine Schulter, und eine zitternde Stimme sprach:

„Du darfst nicht gehen; du hast mir meine Tochter gerettet, und ich will dir dankbar sein!“

Der Indianer drehte sich um, maß den Sprecher langsam vom Kopf bis herab zu den Füßen. Seine Gestalt reckte sich in die Höhe; seine Augen blitzten leuchtend über die Umstehenden, und seine Stimme klang scharf und hell als er die ersten Worte sprach, die man von ihm hörte:

„Der weiße Mann irrt. Nicht seine Tochter habe ich retten wollen, sondern der rote Mann ist nur deshalb in die Fluten des heiligen Vaters gesprungen, weil er sich fürchtete vor dem Stachelschwein, das ihr losgelassen habt!“

Mit stolzem Neigen des Hauptes drehte er sich um, stieg das niedergelassene Fallreep hinab und fuhr mit seinen beiden Leuten davon. Noch lange sah man sein reiches, mähnenartiges Haar wehen. Noch lange lag der Klang seiner Stimme den Hörern im Ohr, und noch heute denke ich an Inn-nu-woh, wenn von einem Menschenkind die Rede ist, das den Namen eines Helden verdient.

 

 

 

Old Firehand

(1875)

 

„Mein Frühling ging zur Rüste,

ich weiß gar wohl warum:

Die Lippe, die mich küsste,

ist worden kühl und stumm.“

So klang es über die weite Ebene hin, und Swallow, mein wackerer Mustang, spitzte die kleinen Ohren, schnaubte freudig durch die Nüstern und hob graziös die feinen Hufe wie zum Menuett.

Warum gerade dieses Lied, das ich zuletzt vor drei Monaten in Cincinnati von einer Tiroler Gesellschaft gehört hatte, mir über die Lippen tönte, ich weiß es nicht. Noch hatte mich kein Mund geküsst, und mein Frühling konnte also wohl beginnen, doch beileibe nicht schon zu Ende sein, aber das Leben war mir bisher nichts gewesen als ein Kampf mit Hindernissen und Schwierigkeiten, ich war einsam und allein meinen Weg gegangen, unbeachtet, unverstanden und ungeliebt, und bei dieser inneren Abgeschiedenheit hatte sich eine Art Weltschmerz in mir entwickelt, zu dem der klagende Inhalt dieser Strophen recht gut passte.

Schon neigte sich dem Teil der Rocky-Mountains, der die Grenze zwischen Nebraska und Oregon bildet, die Sonne zu, und noch immer ließ sich keine Senkung der mit gelbblühendem Helianthus übersäten Ebene wahrnehmen. Das Pferd bedurfte der Ruhe, ich selbst war müde und so sehnte ich mich je länger desto mehr nach New-Venango, wo ich mich von langer Wanderung einmal einen ganzen Tag lang gehörig ausruhen und die ziemlich alle gewordene Munition wieder ergänzen wollte.

Plötzlich hob Swallow das Köpfchen seitwärts und stieß den dampfenden Atem mit jenem eigentümlichen Laut aus, durch den das echte Prairiepferd das Nahen eines lebenden Wesens signalisiert.

Mit einem leisen Ruck war er zum Stehen gebracht, und ich wandte mich auf seinem Rücken, um den Horizont abzusuchen.

Da, seitwärts von meinem Standort, nahte ein Reiter, der gerade auf mich zuhielt und sein Pferd weit ausgreifen ließ, und da die Entfernung zu groß war, um genau unterscheiden zu können, griff ich zum Fernrohr und gewahrte zu meiner nicht geringen Verwunderung, dass dieser Reiter nicht ein Mann, sondern ein Frauenzimmer war.

„Alle Teufel, eine Dame, hier im ,Far West‘, mitten in der Prairie, und gar mit einem Reitkleid und wehendem Schleier!“, fuhr es mir über die Lippen, und erwartungsvoll schob ich Revolver und Bowiemesser, die ich vorsichtig gelockert hatte, wieder zurück. „Oder ist’s gar der ,flats-ghost‘, der Geist der Ebene, der auf feurigem Ross über die Woodlands fliegen soll, um die weißen Menschen von den Jagdgründen ihrer ,roten Brüder‘ zu vertreiben?“

Mit einigem Bedenken musterte ich meinen äußeren Adam, der mir allerdings nicht sehr hoffähig erschien. Die Mokassins waren mit der Zeit höchst offenherzig geworden, die Leggins glänzten, da ich sie bei der Tafel als Serviette zu gebrauchen pflegte, vor Fett, das sackähnliche lederne Jagdhemd verlieh mir den würdevollen Anstand einer von Wind und Wetter malträtierten Krautscheuche, und die Bibermütze, die mein Haupt bedeckte, hatte einen guten Teil ihrer Haare verloren und schien zu ihrem Nachteil mit den verschiedenen Lagerfeuern intime Bekanntschaften gepflogen zu haben.

Aber ich befand mich ja nicht im Parkett eines Opernhauses, sondern zwischen den Black-Hills und dem Felsengebirge und hatte auch gar keine Zeit, mich zu ärgern, denn noch war ich mit meiner Selbstinspektion nicht fertig, so hielt die Reiterin schon vor mir, hob den Griff ihrer Reitpeitsche grüßend in die Höhe und rief mit tiefer, reiner und sonorer Stimme:

„Good day, Sir! Was wollt Ihr finden, dass Ihr so an Euch herumsucht?“

„Your servant, Mistress! Ich knöpfte mein Panzerhemd zu, um unter dem forschen Blick Eures schönen Auges nicht etwa Schaden zu leiden.“

„So darf man Euch wohl nicht ansehen?“

„Doch, doch, wenn mir die Erlaubnis zur Gegenbetrachtung wird.“

„Die sollt Ihr haben.“

„Danke; so wollen wir uns denn einmal nach Herzenslust begucken, wobei ich natürlich besser wegkomme als Ihr.“ Und meinen Mustang auf den Hinterbeinen herumdrehend, setzte ich hinzu: „So, da habt Ihr mich von allen Seiten, zu Pferd und in Lebensgröße! Wie gefalle ich Euch?“

„Wartet ein wenig und seht auch mich erst an!“, erwiderte sie lachend, zog ihre Stute vorn in die Höhe und präsentierte sich durch eine kühne Wendung in derselben Weise, wie ich es getan hatte. „Jetzt ist die Vorstellung vollständig, und nun sagt erst Ihr, wie ich Euch gefalle.“

„Hm, nicht übel, wenigstens scheint Ihr mir gut genug für diesen Ort hier. Und ich?“

„So la la! An dem ganzen Mann ist das Pferd das beste.“

„Ihr seid eine Dame, folglich habt Ihr Recht. Überhaupt hat mich Eure Gegenwart hier mitten in der Prairie so perplex gemacht, dass ich nicht die nötigen Worte finde, um Euch einen besseren Begriff von meiner Schönheit beizubringen.“

„Mitten in der Prairie? So seid Ihr wohl fremd hier?“

„Welche Frage – in der Wildnis!“

„Folgt mir, so sollt Ihr sehen, wie groß diese Wildnis ist.“

Sie wandte sich der Richtung zu, die ich verfolgt hatte, und ließ ihr Pferd vom langsamen Schritt durch alle Gangarten bis zum gestreckten Galopp übergehen. Swallow folgte mit Leichtigkeit, obwohl wir vom grauenden Morgen an unterwegs gewesen waren. Ja, das brave Tier schien zu bemerken, dass es sich hier um eine kleine Probe handle, und griff ganz freiwillig in der Weise aus, dass die Reiterin zuletzt nicht mehr zu folgen vermochte und mit einem Ausruf der Bewunderung ihr Tier parierte.

„Ihr seid außerordentlich gut beritten, Sir. Ist Euch der Hengst feil?“

„Um keinen Preis, Mistress.“

„Lasst das ,Mistress‘ fort.“

„Dann Miss, ganz wie es Euch beliebt. Das Pferd hat mich aus so mancher Gefahr hinweggetragen, sodass ich ihm mehr als einmal mein Leben verdanke und es mir also unmöglich feil sein kann.“

„Es hat indianische Dressur“, sagte sie mit scharfem Kennerblick. „Wo habt Ihr es her?“

„Ich erhielt es von Winnetou, einem Apachenhäuptling, mit dem ich am Rio Suanca ein weniges zusammenkam, zum Geschenk.“

„Von Winnetou? Das ist ja der berühmteste und gefürchtetste Indianer zwischen Sonora und Columbien! Ihr seht gar nicht nach einer solchen Bekanntschaft aus, Sir!“

„Warum, Miss?“, fragte ich mit offenem Lächeln.

„Ich hielt Euch für einen Surveyor (Feldmesser) oder etwas Derartiges, und diese Leute sind zwar oft recht gute Schützen, aber sich mitten zwischen Apachen, Nijoras und Navajos hineinzuwagen, dazu gehört schon ein wenig mehr. Eure blanken Revolver, das zierliche Messer da im Gürtel und die Weihnachtsbüchse dort am Sattelriemen oder gar noch Eure Paradehaltung auf dem Pferd stimmen wenig mit dem überein, was man an einem echten und rechten Trapper oder Squatter zu bemerken pflegt.“

„Ihr sollt wieder Recht haben, und ich gestehe offen, dass ich auch nur so eine Art Sonntagsjäger bin; aber die Waffen sind nicht ganz schlecht. Ich habe sie in Front-Street, St. Louis, gekauft, und wenn Ihr auf diesem Feld so zu Hause seid, wie es scheint, so müsst Ihr auch wissen, dass man dort für gute Preise auch gute Ware bekommt.“

„Diese Ware aber zeigt ihre Güte erst beim rechten Gebrauch. Was sagt Ihr zu dieser Pistole?“

Sie zog bei diesen Worten ein altes, verrostetes Schießinstrument aus der Satteltasche und hielt es mir zur Besichtigung hin.

„Hm, das Ding stammt jedenfalls noch von Anno Pocahontas her; aber es kann doch gut sein. Ich habe Indianer oft mit dem miserabelsten Schießzeug zum Verwundern umgehen sehen.“

„Haben sie auch das fertig gebracht?“

Sie warf das Pferd zur Seite, schlug im raschen Trab einen Kreis um mich, hob den Arm und drückte auf mich los, ehe ich nur eine Ahnung von ihrer Absicht haben konnte.

Ich fühlte einen leisen Ruck an meiner Kopfbedeckung und sah zu gleicher Zeit die Helianthusblüten, die ich mir an die Mütze gesteckt hatte, vor mir niederfliegen. Es schien mir ganz, als wolle die sichere Schützin sich darüber informieren, was von meiner Sonntagsjägerei zu halten sei, und ich antwortete also auf die ausgesprochene Frage kaltblütig:

„So etwas bringt jeder fertig; aber ich bitte denn doch ganz höflich, Miss, die Mütze von jetzt an in Ruhe zu lassen, da zufälligerweise mein Kopf drinnen steckt.“

Sie lachte und hielt sich wieder an meiner Seite. Die ganze Begegnung kam mir wie ein Traum vor, und hätte ich früher vielleicht etwas Ähnliches in irgendeinem Roman gelesen, so wäre mir der Verfasser ganz gewiss in den Verdacht gekommen, Unmögliches als möglich darzustellen. Jedenfalls, das war klar, musste eine Ansiedlung in der Nähe sein, und da seit längerer Zeit der Kriegspfad keines der wilden Stämme in diese Gegend geführt hatte, so konnte es selbst eine Dame immerhin wagen, ein Stückchen in die Ebene hinein zu reiten.

Nicht so klar war es mir, was ich eigentlich aus meiner Begleiterin machen sollte. Ihre ganze Erscheinung deutete auf den Salon, und doch verriet sie eine Kenntnis des Westens und eine Übung in den hier notwendigen Fertigkeiten, die auf ganz besondere Verhältnisse schließen ließen. Deshalb war es wohl kein Wunder, dass mein Auge mit dem größten Interesse auf ihr ruhte.

Sie ritt jetzt eine halbe Pferdelänge vor, und der goldene Sonnenstrahl umflutete ihre tadellose, vollendete Gestalt. „Bräunlich und schön“, wie die Bibel von David erzählt, zeigten die eigenartigen Züge trotz ihrer mädchenhaften Weichheit eine Festigkeit des Ausdrucks, die auf geistige Überlegenheit und Energie des Willens schließen ließ, und in der ganzen Haltung, in jeder einzelnen Bewegung des bezaubernden Wesens sprach sich eine Selbstständigkeit und Sicherheit aus, die neben der freiwilligen Bewunderung unbedingte Achtung forderte.

Ich gestand mir offen, noch nie ein Mädchen von solcher Schönheit gesehen zu haben, und wunderte mich über mich selbst, dass ich trotz meiner gewöhnlichen Zaghaftigkeit im Umgang mit dem anderen Geschlecht bei der heutigen Begegnung so – so unverfroren hatte sein können. Freilich war auch ihre Art und Weise ganz geeignet gewesen, diese Zaghaftigkeit nicht aufkommen zu lassen; aber jetzt beim näheren Anschauen konnte ich doch einer leisen Bedrückung nicht so ganz Herr werden.

Oft schon hatte ich von der Wirkung gehört, die der Klang einer Frauenstimme selbst auf den sonst verschlossenen Mann auszuüben vermag, an mir selbst jedoch noch keinerlei Erfahrung darüber gemacht. Jetzt aber fühlte ich mit einemmal diese Wirkung, und es war mir, als sei mir etwas ins einsame Herz gedrungen, das die Öde und Leere auszufüllen und mich mit all dem Vergangenen zu versöhnen vermöchte.

Plötzlich zog sie die Zügel an.

„Ihr seid ein Deutscher?“

„Ja. Spreche ich das Englische mit so bösem Akzent, dass Ihr meine Abstammung so genau bestimmen könnt?“

„Nein, Sir. Euer Englisch ist rein; aber Euer Verhalten ist echt deutsch. Erst laut, munter und gemütlich, und jetzt still, nachdenklich und grübelnd. Wenn es Euch recht ist, wollen wir uns unserer Muttersprache bedienen?“

„Wie? Auch Ihr habt die gleiche Heimat?“

„Vater ist ein Deutscher, geboren bin ich am Quicourt. Meine Mutter war eine Indianerin vom Stamm der Assiniboins. Eine Amerikanerin wäre Euch wohl in anderer Weise begegnet.“

Jetzt war mir der eigentümliche Schnitt ihres Gesichtes und der tiefe Schatten des Teints erklärlich. Ihre Mutter war also tot, und der Vater lebte noch. Hier stieß ich jedenfalls auf außergewöhnliche Verhältnisse, und es war mehr als bloße Neugierde, die ich jetzt für sie empfand.

„Seht da hinüber!“, belehrte sie mich mit erhobenem Arm. „Seht Ihr den Rauch wie aus dem Boden aufsteigen?“

„Ah, das ist der Bluff, den ich schon längst suchte und in dessen Senkung New-Venango liegt. Kennt Ihr Emery Forster, den Ölprinzen?“

„Ein wenig. Er ist der Vater von meines Bruders Frau, die mit ihrem Mann in Omaha lebt. Ich komme von daher, um den Vater zu sehen, und habe hier Quartier genommen. Habt Ihr mit Forster zu tun, Sir?“

„Nein, ich habe im Store zu tun, um mich mit einigem zu versorgen, und fragte nur, weil er als einer der bedeutendsten Ölprinzen bekannt ist.“

„Könnte Euch auch nicht viel an ihm empfehlen. Ihr wisst ja, wie diese Leute sind. Doch lasst uns ausgreifen, es wird Abend.“

Nach kurzer Zeit hielten wir am Rand der Schlucht und blickten auf die kleine Niederlassung, deren Häuserzahl wenigstens ich mir höher vorgestellt hatte. Das vor uns liegende Tal bildete eine schmale Pfanne, die rings von steil ansteigenden Felsen umschlossen, in ihrer Mitte von einem ansehnlichen Fluss durchströmt wurde, der sich zwischen nahe zusammentretendem Gestein unten einen Ausweg suchte.

Das ganze unter uns liegende Terrain war mit Anlagen, wie sie die Petroleumerzeugung erfordert, bedeckt; oben, ganz nahe am Wasser, sah ich einen Erdbohrer in voller Tätigkeit, am mittleren Lauf stand etwas von den eigentlichen Fabrikräumlichkeiten ein trotz des Interims doch ganz stattliches Wohngebäude, und wo das Auge nur hinblickte, waren Dauben, Böden und fertige Fässer, teils leer, meist aber mit dem vielbegehrten Brennstoff gefüllt, zu sehen.

„Da drüben seht Ihr den Store, Sir, zugleich Restauration und alles sonst noch Mögliche, und hier führt der Weg hinab, ein wenig steil, sodass wir absteigen müssen, aber doch immer noch ohne Lebensgefahr zu passieren. Wollt Ihr mitkommen?“

Rasch schnellte ich mich aus dem Sattel, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein. Aber ich kam zu spät, denn schon stand sie mit aufgenommenem Kleid vor mir und rief mit goldenem Lachen:

„Danke! Man gewöhnt sich, hier dergleichen Aufmerksamkeiten nicht zu beanspruchen. Nehmt Euer Tier an die Hand.“

„Swallow kommt von selbst nach, Miss; erlaubt mir das Eure.“

Ich ergriff die Zügel der Stute, und während mein Mustang ohne besondere Aufforderung nachfolgte, hatte ich Gelegenheit, an der Vorangehenden die Gewandheit und Sicherheit des Schrittes zu bewundern. Diese Übung hatte sie sich ganz bestimmt nicht im Institut aneignen können, und mein Interesse an dem wundervollen Wesen wuchs von Minute zu Minute.

Auf der Sohle des Tales angekommen, bestiegen wir die Pferde wieder und hielten in raschem Tempo auf den Store zu.

„Forster steht unter der Tür, er wird mich wohl nicht vorüberlassen.“

Der Bezeichnete war eine lange, hagere Gestalt mit echter Yankeephysiognomie.

„Stopp, Ellen, hier wird abgestiegen! In welche Gesellschaft bist du denn da geraten?“

Es lag in Ton und Wort nicht die mindeste Höflichkeit für mich, und ebenso bekümmerte er sich nicht im mindesten um das Mädchen, sondern trat sofort zu meinem Pferd.

„Hm – hm –hab’s gleich von Weitem bemerkt – hm – hm – das Tier muss man kaufen – was meint Ihr, Fenders?“

Der Angeredete war ein Mann mit vertrunkenen Gesichtszügen und jedenfalls ein Irländer. Ich vermutete den Wirt in ihm, schritt aber, ohne die beiden weiter zu beachten, dem Mädchen nach, das in den Barraum gegangen war. Sie empfing mich mit den Worten:

„Wenn Ihr das Pferd ja verkauft, so lasst es mir, ich zahle Euch dasselbe wie Forster.“

„Welches Pferd?“, riefen einige Leute, die am Tisch standen, und traten, nachdem sie einen Blick durch das Fenster geworfen hatten, hinaus, worauf sich ein lebhafter Wortwechsel draußen erhob, am Schluss dessen Forster Miene machte, das Tier zur Probe zu besteigen. Ich öffnete das Fenster.

„Swallow!“

Das folgsame Tier schüttelte den Zudringlichen mit einem jähen Seitensprung ab und kam herbei. Ich band die Zügel an das Fensterkreuz.

„Glaubt Ihr, dass ich Euch das Pferd stehlen will, Herr?“, fuhr mich der Abgeworfene an. „Ich werde es kaufen und kann also wohl auch erst einmal aufsitzen. Gebt her!“

„Ich denke, es Euch nicht angeboten zu haben, Sir. Der Hengst ist müde, lasst ihn in Ruhe!“

„Oho! Ihr scheint ja ein ganz resoluter Junge zu sein. Man muss Euch wirklich einmal näher ansehen!“

Er wandte sich rasch nach der Tür und trat an der Spitze der Übrigen in das Zimmer. Nach einem kurzen Blick auf mich meinte er mit gering schätzendem Schütteln des Kopfes:

„Würde Euch auch besser stehen, hübsch artig zu sein! Scheint mir ganz, als ob Ihr ein gutes Handgeld gebrauchen könntet.“

„Ist nicht Eure Sache, Mann, sondern die meinige. Werde mit meinen Angelegenheiten schon selbst fertig!“

„Good lack, klingt das wichtig! Doch will ich verständig sein und Euch hundertfünfzig Dollar bieten.“

„Ist mir nicht feil, das Pferd.“

„Hundertfünfundsiebzig!“

„Ist mir nicht feil!“

„Zweihundert, aber nicht fünf Cent mehr.“

„Ist mir nicht feil, zum dritten Mal; und nun lasst mich in Ruhe!“

„Ihr seid ein Grobian, der froh sein sollte, wenn ein Gentleman ihm zu einem ganzen Zeug verhilft. Wisst Ihr das?“

„Pah!“

Ich begnügte mich, diesen einen Laut auszusprechen, obwohl ein anderer jedenfalls zur Waffe gegriffen hätte. Meine Meinung über das Duell, über Beleidigung und Genugtuung war eben nicht landläufig, und wer daheim ein Paar arme, alte Eltern hat, die ihre ganze Hoffnung allein nur auf ihn gesetzt haben, der setzt sein Leben nur dann ein, wenn es sich um Würdigeres als die Fausthöflichkeit eines Hinterwäldlers handelt. Freilich musste mich diese Selbstbeherrschung in den Verdacht der Feigheit bringen; aber das Urteil dieser Leute konnte mir ja sehr gleichgültig sein.

Ein Wesen gab es allerdings, dessen Meinung mich nicht empfindungslos lassen konnte, und das war Ellen, wie sie von Forster genannt worden war. Sie hatte unserem kurzen Wortwechsel eine gespannte Aufmerksamkeit gewidmet und jedenfalls ganz bestimmt erwartet, dass ich losbrechen würde. Als das aber nicht geschah, sah ich einen Zug der Enttäuschung über ihr schönes Angesicht gehen, und es lag eine sichtbare Zustimmung in ihrem Blick, als Forster, verächtlich die Achsel zuckend, meinte:

„Ein Coyote, mehr nicht. Lasst ihn stehen, Leute!“

Trotz dieser neuen und größeren Beleidigung hielt ich an mich, und nun war es wirklich die ausgesprochenste Verachtung, mit der sich das Mädchen zur Seite wandte und ihren Verwandten zum Aufbruch mahnte.

Mein Auge folgte ihr, bis die letzte Falte ihres Kleides verschwunden war, und dann überkam mich eine Bitterkeit, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht empfunden hatte. Ganz gewiss war nur ich allein schuld an der Unbill, die mir widerfahren; aber warum war ich doch nur so besonnen und überlegsam! Ein wenig Jähzorn, ein wenig Leichtsinn ist oft nicht so ganz am unrechten Platz.

So dachte ich in meinem Unmut und erhob mich endlich, um ihn im Handel vielleicht zu vergessen.

Als ich mich mit dem Nötigen versehen hatte und dem Wirt die geforderte Summe vorzählte, fragte er:

„Wollt Ihr für diese Nacht nicht dableiben? Man wird bei mir gut bedient!“

„Danke; schwärme nicht für Eure Bude.“

„Könntet aber doch dableiben, Mann, nicht bloß für heute, sondern für morgen und übermorgen und immer. Ich brauche einen Barkeeper, der nicht gleich dreinspringt, wenn er einen Tritt bekommt oder zwei. In unserem Geschäft ist die Ambition oft ein recht überflüssiges und schädliches Ding. Wie gesagt, Ihr könntet hier bleiben, denn ich meine, Ihr seid der beste Mann dazu.“

Eigentlich hätte ich den scharfsinnigen Landlord per figuram belehren sollen, dass er sich in mir geirrt habe, doch war die Offerte wirklich mehr lächerlich als ärgerlich, und so ließ ich ihn ruhig stehen und trat ins Freie, wo Swallow immer noch meiner wartete.

Der Abend hatte sich mittlerweile über das Tal gebreitet, und es war ziemlich dunkel geworden. Mir war die Lust vergangen, an meiner ursprünglichen Absicht, zu bleiben, festzuhalten. Pferd und Reiter hatten sich ausgeruht, und so konnte es heute noch ein Stück in die offene Prairie hineingehen, wo es sich jedenfalls angenehmer schlafen ließ als in dem nach Petroleum duftenden Tal. Zuvor aber trieb es mich die kurze Strecke abwärts dem Wohngebäude zu, das ich am Nachmittag von der Höhe aus gesehen.

Der Weg führte am Fluss entlang, und was ich vorher nicht bemerkte, das fiel mir jetzt, wo meine Aufmerksamkeit nicht von der schönen Begleiterin in Anspruch genommen wurde, sofort auf, nämlich dass in der Nähe des Wassers sich der Ölgeruch verstärkte und der Fluss also eine nicht unbedeutende Quantität des Brennstoffs mit sich führen musste.

Der Gebäudekomplex lag vollständig schwarz vor mir, aber als ich eine leichte Krümmung des Weges hinter mir hatte und nun das Herrenhaus von vorn nehmen konnte, fiel heller Lichterglanz von der Veranda herüber, und ich sah, dass dort eine kleine Gesellschaft versammelt war. Ich sprang vom Pferd, das ich an eine Fenzstange band, und schlich mich leise über die dunklen Stellen des Vorplatzes bis an das niedere Mauerwerk, in dem die Träger der leichten Überdachung befestigt waren.