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Wilfried A. Hary

STAR GATE – Staffel 2 – 001-002: Die Crew

„Hinter dem großen Sternenschleier!“


Nähere Angaben zum Hauptautor und Herausgeber der Serie Wilfried A. Hary siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


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STAR GATE - Staffel 2 - 001-002:


Die Crew

- Wilfried A. Hary:

Hinter dem großen Sternenschleier!“


Maria Scott war einst ein Mensch gewesen. Ein weltberühmtes Medium sogar. Doch sie hatte damals schon echte Psifähigkeiten besessen.

Inzwischen war sie längst kein Mensch mehr, sondern eine Art Geistwesen, das offenbar an vielen Orten gleichzeitig sein konnte, ohne jegliche Entfernungsbeschränkungen. Und sie hatte die Angewohnheit, immer dann aufzutauchen, wenn man es am wenigsten erwartete. Wie zum Beispiel in der Zentrale des Raumschiffs Chamäleon.


Impressum

 

Achtung: „STAR GATE - das Original“ ist genauso wie "STAR GATE – das Original - Staffel 2“ eine eigenständige Serie, die nachweislich Jahre vor Serien ähnlichen Namens begann, wie sie im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren! Daher der Zusatz „das Original“!

 

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

 

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

 

Diese Fassung: © 2018 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 

Coverbild: Stefan Böttcher, Logo: Gerhard Börnsen

 

Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe WIKIPEDIA unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

 

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Erschrocken fuhr die Besatzung zusammen, obwohl es sich bei der Erscheinung nur um eine Projektion handelte, nicht um ein körperlich gewordenes Wesen. Maria Scott sah dabei tatsächlich so aus wie zu Lebzeiten, in seltsame Kleider gehüllt. Wie man sie als Medium gekannt hatte.

Ken Randall fasste sich als erster.

„Womit haben wir die Ehre?“, fragte er und versuchte, dabei gelassen zu wirken.

Maria Scott lächelte nur nachsichtig.

„Ja, du weißt durchaus, dass ich nicht ohne Grund erscheine. In der Regel halte ich mich aus allem heraus. Nur dann, wenn es nicht anders geht, melde ich mich gewissermaßen persönlich. So wie jetzt.“

Sie schaute ruhig in die Runde. Alle waren anwesend.

Zum Beispiel Mario Servantes und Juan de Costa, die Ortungsingenieure des Schiffes. Dann Dr. Janni van Velt und Tanya Genada. Beide waren für die medizinische Versorgung an Bord zuständig. Janni, die immer noch erschrocken wirkte, kaute emsig auf einem grünen Kaugummi herum, der dabei von einer Wange in die andere wechselte, um dazwischen fleißig bearbeitet zu werden.

Tanya war gleichzeitig die Stellvertreterin des Kommandanten Ken Randall.

Marias Blick ging weiter zu Dr. Yörg Maister und Dr. Dimitrij Wassilow. Die beiden Dim-Wissenschaftler waren in erster Linie zuständig für die Aufklärungssonden.

Außer den sieben Besatzungsmitgliedern gab es natürlich auch noch Cha, der mehr war als nur ein Bordcomputer. Er war im wahrsten Sinne des Wortes die Seele des Schiffes, mit eigenem Ichbewusstsein.

Angesichts von Maria Scott hielt sich Cha erst einmal zurück. Doch auch er fragte sich unwillkürlich: Was war denn eigentlich so dringend, dass sie hier eine Projektion von sich hatte entstehen lassen?

Sie tat so, als würde sie tief Atem schöpfen, ehe sie übergangslos begann:

„Es gibt in unserer Galaxis, wie wir inzwischen wissen, beinahe zweihundert Milliarden Sonnen. Die meisten sind alt genug, um Planeten zu haben. Aber unsere Galaxis besteht ja nicht nur aus Sonnen, die von der Erde aus wie Sterne aussehen. Unter anderem gibt es auch mehr oder weniger ausgedehnte Sternennebel. Einige von ihnen sind die Geburtsstätten neuer Sonnen. Sie lassen kein Licht hindurch, das seinen Ursprung dahinter hat, und verdecken uns dadurch die Sicht auf die entsprechenden Bildausschnitte des Himmels.

Einer dieser Nebel befindet sich sozusagen auf der gegenüberliegenden Seite der Galaxis, fast am Rand des äußeren Spiralarmes. Und tatsächlich befindet sich dahinter ein Kugelsternhaufen mit zehntausenden von Sonnen.

Der ganze Sternhaufen entstand einst außerhalb unserer Galaxis. Er drang vor Milliarden Jahren in sie ein, von der Erde aus nicht sichtbar. Aber auch die Kyphorer wissen nichts davon.

Man muss sich vorstellen: Zehntausende von Sonnen, und der Bund von Dhuul-Kyphora ahnt noch nicht einmal etwas davon! Auch die Dhuuls wussten nicht, dass er existiert. Nur die Uralten, weswegen sie auf einigen wenigen Welten innerhalb des Haufens doch tatsächlich geheime Göttertore haben entstehen lassen, von den Bewohnern natürlich bis heute nicht entdeckt.

Der Sternhaufen ist aus dem Innern der Galaxis nicht direkt erreichbar, weil niemand den Sternennebel durchfliegen kann. Wie ein Schleier verbirgt er alles. Ein Schleier, den man nicht zu öffnen vermag. Man muss umständlich um ihn herum fliegen, um auf die andere Seite zu gelangen. Dazu muss man ja erst einmal wissen, dass es dort überhaupt ein lohnendes Ziel gibt.

Umgekehrt wissen natürlich die Bewohner dieses Sternhaufens nichts von den Zivilisationen diesseits des Schleiers, geschweige denn vom alles mehr oder weniger beherrschenden Bund von Dhuul-Kyphora. Sie sehen ja den größten Teil der Galaxis gar nicht.“

„Es gibt dort eine Zivilisation?“, wunderte sich Yörg Maister und sprach aus, was jeder dachte bei diesen Worten.

Maria Scott nickte.

„Sie nennen sich Xapanamurer, benannt nach ihrem Ursprungsplaneten Xapanamur.“

„Ursprungsplanet?“, echote Dimitrij Wassilow.

„In der Tat, Dimitrij. Sie haben schon vor Jahrzehntausenden die Raumfahrt entdeckt und unzählige Welten innerhalb des Sternhaufens besiedelt. Ihr Sternenreich wurde immer größer, bis es vor etwa zehntausend Jahren auseinanderbrach. Es war sozusagen zu groß geworden und ließ sich nicht mehr länger zusammenhalten.“

„Aber wieso eigentlich?“, wunderte sich Tanya Genada. „Der Bund von Dhuul-Kyphora ist mit Sicherheit größer – und er besteht nach wie vor.“

„Dafür gibt es deutliche Unterschiede zwischen dem Bund und dem einstigen Sternenreich. Der erste ist, dass die Sterne in diesem ungewöhnlich dichten Haufen durchschnittlich nur etwa ein halbes Lichtjahr auseinander sind. Zum Vergleich: Das Solsystem mit der Erde hat einen Durchmesser von einem Lichttag, der nächste Stern ist über vier Lichtjahre entfernt. Ein halbes Lichtjahr ist selbst in einem der relativ dichten Spiralarme äußerst wenig, obwohl es vielleicht viel erscheint. In den Anfängen, als sich die Sonnensysteme im Haufen gebildet haben, führte das zu enormen Turbulenzen und wahrhaft chaotischen Verhältnissen. Inzwischen hat sich das natürlich längst gelegt. Schon bevor der Haufen wie eine eigene Kugelgalaxie in unsere Galaxis eingedrungen ist.“

„Und das ist ein Grund dafür, dass dieses Sternenreich zerbrach?“, hakte Mario Servantes nach.

„Nein, das ist nur der Grund dafür, dass die Raumfahrt in diesem Sternenreich sich anders entwickelt hat als in der übrigen Galaxis.“

„Und der zweite Grund?“

Maria Scott wartete als Antwort mit einer kleinen Sensation auf, wie alle fanden, als sie es aussprach:

„Bis heute wurde in diesem Kugelhaufen das STAR GATE nicht erfunden. Mehr noch: Laut wissenschaftlichem Dogma wären STAR GATEs völlig undenkbar, also rein physikalisch schon nicht möglich.“

„So kann man sich irren!“, nuschelte Yörg Maister und grinste unverschämt.

„Nun, durch die verhältnismäßig geringen Entfernungen zwischen den einzelnen Sonnensystemen war es sicherlich auch nicht zwingend nötig, um das Sternenreich groß werden zu lassen. Aber mit der Anzahl der Mitglieder wuchs auch die Entfernung zur Hauptwelt und schrumpfte im gleichen Maße deren Einflussmöglichkeit.

Das ist im Bund von Dhuul-Kyphora ja anders, wie wir wissen. Zumal die Kyphorer ja ein fertiges und ausgeklügeltes Netzwerk an STAR GATEs vor fünftausend Jahren übernommen haben. Es hatte sich bereits vor ihrer Zeit bestens bewährt und wird von den Kyphorern mit blutigen Mitteln auf dem Status quo gehalten, wie wir ebenfalls wissen.“

„Aber warum erzählst du uns nun davon, Maria“, fragte Ken Randall gerade heraus. „Gibt es einen besonderen Grund, dass wir das alles jetzt endlich erfahren müssen?“

„Den gibt es, ja. Ihr wisst, dass es innerhalb des Bundes gärt. Es ist in den vergangenen Jahren ungeheuer viel passiert. Nicht nur der Überfall auf die Pruppergalaxie und die Probleme mit der Erde, was wir ja zu unseren Gunsten haben entscheiden können.

Zum Glück befindet sich die Prupperglaxie übrigens auf einer anderen Seite. Sonst hätten die Kyphorer inzwischen den Kugelhaufen bereits entdeckt, spätestens bei ihrer Rückkehr von der Pruppergalaxie. Aber ihr wisst ja, dass es rings um unsere Galaxis auch noch einige kleinere Galaxien gibt, manche nicht größer als der Kugelsternhaufen hinter dem Schleier. Es kann jederzeit passieren, dass die Kyphorer ihr Interesse daran entdecken. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Sternhaufen entdecken, im entscheidenden Maße.

Dass es dort keine STAR GATEs gibt, die Xapanamurer also nicht gegen die Regeln verstoßen, was STAR GATEs betrifft, schert die Kyphorer wenig. Sie werden als Grund für einen wirksamen Überfall einfach die Benutzung von interstellar verkehrenden Raumschiffen nennen. Denn selbst wenn es überhaupt keinen Grund geben sollte, erfinden sie einfach welchen, um mindestens Xapanamur auszuradieren, als Abschreckung für alle anderen, sich ihnen nur ja nicht entgegen zu stellen. Immerhin würden die Kyphorer ein zumindest rudimentär funktionierendes Sternenreich übernehmen.

Bestückt mit STAR GATEs werden sie es am Ende mit genau der gleichen eisernen Härte regieren, wie wir es von ihnen gewöhnt sind.“

„Aber hast du nicht gesagt, vor zehntausend Jahren zerbrach das Sternenreich?“, erinnerte sie Tanya Genada.

„Ja, habe ich, und seit damals existiert eine Art Restreich. Es ist locker mit der Hauptwelt verbunden. Allgegenwärtig sorgt die Raumflotte von Xapanamur für einen Mindestzusammenhalt. Dabei ist die Raumflotte zugleich Segen wie auch Fluch. Ein Segen deshalb, weil sie jede Welt beschützt, die sich loyal zur Ursprungswelt verhält. Ein Fluch, weil diese Welten nicht wirklich eine Wahl haben.

Und nicht nur die Welten des Restreiches sind ständig konfrontiert mit der Flotte: Sie patrouilliert im Umkreis von hunderten von Lichtjahren, beschützt einerseits und bedroht andererseits. Je nachdem, wie die Bewohner der einzelnen Welten es sehen wollen.

Dass sich bis jetzt noch niemand massiv gegen die Vorherrschaft der Raumflotte aufgelehnt hat, liegt vor allem daran, dass es durchaus eine ständige Bedrohung von außerhalb des Restreiches gibt. Seien es abtrünnige ehemalige Siedlerplaneten oder gar Alienreiche, die begehrlich auf die Ressourcen des Restreiches schielen. Übergriffe sind beinahe an der Tageordnung. Das heißt, die Raumflotte von Xapanamur hat reichlich zu tun. Dabei ist sie allerdings nur der Regierung von Xapanamur und deren gewähltem Führer verpflichtet, den sie LAWLORD nennen.“

„Eine gewählte Regierung, keine Diktatur?“, vergewisserte sich Janni und hörte auf zu kauen.

Bis Maria Scott antwortete:

„Ja, durchaus demokratisch, aber mit einem nicht unbedeutenden Schönheitsfleck, um es einmal so auszudrücken: Wahlberechtigt sind ausschließlich die Xapanamurer, sonst niemand.“

„Niemand von den anderen Welten?“

„Nein!“, antwortete Maria lapidar. „Jede Welt hat ihre eigene Regierungsform und Infrastruktur, die mehr oder weniger gut funktioniert, weitgehend autonom von anderen Welten. Obwohl es zwischen den Welten durchaus Handel und Wandel gibt. In der Regel handelt es sich dabei um unterlichtschnell verkehrende Containerschiffe. Falls es nicht gerade um verderbliche Ware geht. Sie sind teilweise riesig und wirken eher wie künstliche Planeten denn wie Raumschiffe. Es gibt hier auch die Form der Generationsschiffe. Das heißt, die Besatzung verlässt in der Regel niemals ihr Schiff. Sie werden hier geboren, leben hier und sterben hier.“

„Wahnsinn!“, ächzte Juan de Costa und schüttelte sich bei dem Gedanken daran.

Mario knuffte ihm in die Seite.

„Ach was, wenn man es nicht anders kennt…“

„Auch wieder wahr“, räumte Juan ein.

„Eines ist noch wichtig zu wissen: Die Xapanamurer sind humanoid, also… Menschen, wenn man so will.

Eine Laune der Natur? Nun, wir wissen ja, dass die menschliche Form am häufigsten vertreten ist im All. Sowieso. Das Gaußsche Prinzip: Durchschnittliches findet sich immer häufiger als Hochwertiges oder Minderwertiges.

Es trifft in der Tat in vielerlei Hinsicht zu. Nicht nur was Hochwertigkeit oder Minderwertigkeit betrifft. Schaut euch Größenverhältnisse an: Überall finden wir am häufigsten den Durchschnitt. Wenn du auf der Erde dein Haus verlässt, ist die Wahrscheinlichkeit, einem durchschnittlichen Menschen zu begegnen, weitaus höher als die Wahrscheinlichkeit, Riesenwuchs oder Zwergenwuchs zu erleben.“

„Also Menschen auf Xapanamur!“, hielt Ken Randall fest. „Wir könnten uns dort bewegen ohne groß aufzufallen.“

„Ohne überhaupt aufzufallen!“, betonte Maria Scott. „Doch es gibt natürlich auch Ausnahmen: Überall dort, wo sich früher Siedler im Laufe der Zeit an die besonderen planetarischen Bedingungen angepasst haben. Durch Mutation nämlich. Sie wurden zu so etwas wie Einheimische.“

„Und es gibt auch zumindest vereinzelt Aliens, wenn ich dich recht verstanden habe!“, stellte jetzt Tanya fest. „Die nicht unbedingt freundlich gesinnt sind?“

„Nicht alle zwar, aber es gibt sie. Neben anderen Gefahren, die in diesem ganz besonderen Kugelsternhaufen drohen. Also hat die Raumflotte durchaus ihre Daseinsberechtigung, egal, ob man sie nun liebt oder nicht.“

„Und wenn die Kyphorer eines Tages das Reich entdecken und es angreifen?“, wollte Yörg Maister nun doch wieder wissen. „Hat die Raumflotte von Xapanamur dann wirklich keine Chance gegen sie?“

„Nachdem möglicherweise Milliarden von Menschen erst einmal ins sprichwörtliche Gras gebissen haben!“, grollte Dimitrij Wassilow böse. „Hast du uns deshalb dies alles erzählt, damit wir in irgendeiner Form vorbeugend tätig werden sollen?“

„Nicht direkt, sondern eher… indirekt. Wisst ihr, es gibt da eine ganz besondere Crew von Xapanamur, ziemlich wild zusammengewürfelt, wie ich jetzt schon verraten darf. Aber es ist sicher am besten, wenn ich euch Einzelheiten erzähle, damit ihr alles das erfahrt, was wirklich von Bedeutung ist im Zusammenhang mit dieser Crew…“

„Ach ja, zur Info: Ich habe gerade die genauen Koordinaten an Cha übermittelt. Euer Einverständnis vorausgesetzt, macht sich die Chamäleon auf den Weg. Ziel ist der beschriebene Sternhaufen. Während des Fluges habt ihr ja reichlich Gelegenheit, euch sozusagen schon mal auf die erste Begegnung mit der Crew vorzubereiten.“

„Aha, wir sollen also auf jene Crew treffen? Und was dann?“

Dimitrij rief aus:

„Natürlich nicht!“, widersprach Maria Scott. „Das war damals eine völlig andere Situation.

Die filigranen Strukturen, wie sie derzeit bestehen, dürfen in keiner Weise gestört werden.

„Also gut!“, entschied Ken. „Falls nicht doch noch jemand Einwände gelten macht, soll Cha sich auf den Weg machen.“

„Ja, dann los, worauf warten wir noch?“