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Christoph Regulski

wurde 1968 in Hagen/Westfalen geboren. Er studierte Deutsch und Geschichte an der Freien Universität Berlin und an der Ruhr-Universität Bochum. Hier promovierte er im Jahr 2000 zum Dr. phil. Seine bisherigen Veröffentlichungen behandeln die Handelsvertragspolitik des Kaiserreichs und den Ersten Weltkrieg. Zuletzt untersuchte er in »Klippfisch und Steckrüben« die Versorgung der Frankfurter Bevölkerung 1914–1918. Der Autor lebt in der Wetterau bei Frankfurt am Main.

Zum Buch

»… ICH STERBE MIT EINEM
FLUCH AUF DEN DEUTSCHEN
MILITÄRSTAAT.«

In den sich seit Kriegsbeginn ständig verschlimmernden und schließlich unhaltbaren Zuständen auf den Schiffen der Kaiserlichen Marine wagten es zwei junge Matrosen, ihre Stimme zu erheben. Längst des sinnlosen Krieges überdrüssig, setzten sie sich für den sofortigen Frieden ein, um noch mehr Blutvergießen zu verhindern. Womit die jungen Soldaten kaum rechnen konnten, war die überaus harte Reaktion des Kriegsgerichts, das mehrere Todesurteile aussprach. Trotz massiver Bedenken der Marinejuristen wurden diese in zwei Fällen an Albin Köbis und Max Reichpietsch exemplarisch vollstreckt. In den frühen Morgenstunden des 5. Septembers 1917 starben die Matrosen Albin Köbis und Max Reichpietsch durch die Kugeln eines Erschießungskommandos auf dem militärischen Übungsplatz in Köln-Wahn. Ihr weitgehend unbekanntes Schicksal im Vorfeld der Novemberrevolution wird hier erstmals akribisch rekonstruiert.

5. September 1917:

Auf dem Militär-Übungsplatz in Köln-Wahn wurde das wenige Tage zuvor verhängte Todesurteil gegen zwei junge Matrosen der Kaiserlichen Marine vollstreckt. Albin Köbis und Max Reichpietsch starben, weil sie die auf den Schiffen herrschende unwürdige Behandlung und die katastrophale Versorgung nicht länger hinnehmen wollten. Ihr immer stärker werdender Wunsch nach Frieden ließ die Matrosen der Hochseeflotte in einer Organisation schiffübergreifend zusammenfinden und politische Kontakte zur USPD im Reichstag knüpfen. Als die Marineleitung von dem Bestehen der soldatischen Flottenzentrale erfuhr, griff sie hart durch und verhängte in mehreren Prozessen zehn Todesurteile. Trotz massiver Bedenken von Marinejuristen setzte Admiral Scheer in zwei Fällen die Vollstreckung durch. Die Verbitterung der Matrosen nach der Hinrichtung war ein wesentlicher Grund für die Novemberrevolution 1918. Sie hatten das Schicksal von Albin Köbis und Max Reichpietsch, deren Geschichte anhand zahlreicher Protokolle und Aufzeichnungen hier erstmals akribisch rekonstruiert wird, stets vor Augen.

Christoph Regulski

Lieber für die Ideale erschossen werden,
als für die sogenannte Ehre fallen

Christoph Regulski

Lieber für die Ideale
erschossen werden,
als für die sogenannte Ehre fallen

Albin Köbis, Max Reichpietsch
und die deutsche Matrosenbewegung 1917

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© by marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2014
Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2014
Bildnachweis: Die Heizer der Prinzregent Luitpold
Covergestaltung: Groothuis. Gesellschaft der Ideen und Passionen mbH
Hamburg Berlin
eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0476-9

www.verlagshaus-roemerweg.de/Marix/

INHALT

VORWORT

1. EINLEITUNG

2. DAS FLOTTENBAUPROGRAMM DES DEUTSCHEN REICHS

3. DIE DEUTSCHE HOCHSEEFLOTTE IM WELTKRIEG

3.1. Die Skagerrak-Schlacht

4. DAS FRÜHJAHR 1917

4.1. Die Verpflegungssituation

5. BIOGRAPHIEN

6. DIE MENAGEKOMMISSIONEN

6.1. Die Voraussetzungen

6.2. Die Gründung

7. KONTAKT ZUR USPD

7.1. Matrosenbewegung und USPD

8. FESTIGUNG DER MATROSENBEWEGUNG

8.1. Aktionen

8.2. Max Reichpietsch

8.3. Alfred Herre

8.4. Die Tivoli-Versammlung

9. DER AUSMARSCH AM 1. UND 2. AUGUST 1917

9.1. Der weitere Verlauf der Bewegung

10. UNTERSUCHUNGSHAFT

10.1. Der Prozess

11. BESPRECHUNG DES REICHSKANZLERS MIT DEN PARTEIEN

11.1. Juristische Schritte gegen die USPD

12. DIE URTEILE

12.1. Abschiedsbriefe und Erschießung

13. CATTARO

14. DIE REICHSTAGSSITZUNG VOM 9. OKTOBER 1917

15. ERGEBNISSE

ANHANG

16. LITERATURVERZEICHNIS

16.1. Archive

16.2. Gedruckte Quellen

16.3. Memoiren

16.4. Literatur

PERSONENREGISTER

EDITORISCHE NOTIZ

VORWORT

Bei der Archivrecherche zu diesem Buch wurde mir schnell klar, dass es nicht einfach sein würde, die verstreuten Dokumente ausfindig zu machen. Doch durch die kompetente und engagierte Unterstützung der Mitarbeiterinnen der Bundesarchive in Berlin und Freiburg im Breisgau war es möglich, auf aussagekräftiges und in weiten Teilen unerschlossenes Quellenmaterial zuzugreifen. Dafür danke ich ganz besonders Frau Christiane Botzet in Freiburg, die mich auf wichtige Bestände zu den Ereignissen in der Flotte und zu Albin Köbis und Max Reichpietsch hinwies. In Berlin unterstützte mich Frau Grit Ulrich maßgeblich bei der Vorbereitung meines Archivbesuchs. Einen großen Dank auch an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Lesesäle, die alle Anfragen und Wünsche umgehend bearbeiteten.

Für die zahlreichen Verbesserungen im Text danke ich meiner Frau Martina Lange. Sie hat immer wieder auf eine verbesserte sprachliche Gestaltung hingewiesen sowie durch zahlreiche Kommentare zu einer genaueren Textfassung beigetragen und war gerne bereit, die gemeinsamen Urlaube in den Städten Freiburg und Berlin zu verbringen.

Vielen Dank an Frau Doreen Stelter, dass sie die zweite Druckfahne eingehend las und mit hilfreichen Anmerkungen versah.

Herrn Lothar Wekel, Geschäftsführer des marixverlages, danke ich für die Veröffentlichung in einem renommierten Verlag. Innerhalb des Hauses gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Herrn David Zettler sehr erfreulich. Herr Zettler begutachtete das Manuskript sehr gründlich und gab wichtige Anregungen zur Gestaltung des Buches.

1. EINLEITUNG

In den frühen Morgenstunden des 5. Septembers 1917 starben die Matrosen Albin Köbis und Max Reichpietsch durch die Kugeln eines Erschießungskommandos auf dem militärischen Übungsplatz in Köln-Wahn1. Mit der Hinrichtung wurde das am 26. August 1917 verhängte Todesurteil gegen die beiden führenden Köpfe der Flottenbewegung vom Juli und August 1917 vollstreckt2. Albin Köbis und Max Reichpietsch führten den Protest der Matrosen der Hochseeflotte3 neben ihren ebenfalls zum Tode verurteilten, aber begnadigten Kameraden Willi Richard Sachse, Hans Beckers und Willi Weber an. Über Bernhard Spanderen4 und vier Heizer des Schiffes Westfalen verhängte das Kriegsgericht weitere Todesurteile, die aber allesamt nicht vollstreckt wurden5.

In den sich seit Kriegsbeginn ständig verschlimmernden und schließlich unhaltbaren Zuständen auf den Schiffen der Kaiserlichen Marine wagten sie es, ihre Stimme zu erheben, um gegen eine menschenverachtende Behandlung der Matrosen durch die Offiziere und die katastrophale Versorgung mit oftmals verdorbenem Essen zu protestieren. Längst des sinnlosen Krieges überdrüssig, setzten sie sich für den sofortigen Frieden ein, um noch mehr Blutvergießen zu verhindern6.

Wie konnte es in der als besonders »kaisertreu« geltenden Marine zu einem offenen Aufstand gegen die Schiffsführung und gegen den Krieg kommen? Um diese Frage zu beantworten, ist es erforderlich, in die Gründungsphase der Hochseeflotte und auf ihre besonderen Bedingungen zurückzublicken. In einer von Beginn des Krieges an zur Untätigkeit verurteilten deutschen Flotte7 brachte lediglich die bedeutende Skagerrak-Schlacht Ende Mai 1916 eine militärische Konfrontation zwischen England und Deutschland8, in der sich die deutschen Schiffe dank der Leistung der gesamten Mannschaft hervorragend schlugen9.

In der folgenden Ruhezeit10 wuchsen die bereits bestehenden Spannungen zwischen Offizieren und Mannschaften in einem Maße, dass von Feindschaft gesprochen werden kann11. Wo lagen die Gründe für diese Fehlentwicklung und Dissonanzen auf den Schiffen? Ein Blick in die Aufbauphase und die sozialen Komponenten des Schlachtflottenbaues12 gibt entscheidende Hinweise. Inwieweit verhinderte der sich unter den Offizieren ausbildende Korpsgeist eines wirtschaftlich starken, politisch weitgehend ohnmächtigen Bürgertums ein erträgliches Auskommen mit den unteren Dienstgraden in den beengten Räumlichkeiten eines Kriegsschiffes13? Neben den ständigen Spannungen war es auch die ungleiche Verpflegung von Offizier und Matrose, die einer sich stetig zuspitzenden Stimmung Vorschub leistete. Gerade im Jahr 1917 nach dem katastrophalen Steckrübenwinter kam der Ernährungsfrage eine hohe Bedeutung zu14. Wie sehr verschlechterte sich die Lage der Bevölkerung, um den Ruf nach Frieden zum vorrangigen Anliegen zu machen?

Die revolutionären Ereignisse in Russland, die zum Sturz des Zaren führten, beflügelten die Matrosen, sich gegen Ungerechtigkeiten aufzulehnen15. Freilich war es in der deutschen Hochseeflotte ein gefährlicher Weg, die Grenzen eines zulässigen oder gerade geduldeten Protestes zu überschreiten. Der Ausmarsch der Matrosen am 2. August 1917 zu einer Versammlung in Rüstersiel bei Wilhelmshaven16 war für die Offiziere und Admirale ein klares Zeichen, dass sich die Soldaten offen auflehnten17. Handelte es sich bei dieser Form des Protestes aber tatsächlich um »vollendete kriegsverräterische Aufstandserregung«18, die die Todesurteile gegen fünf Matrosen rechtfertigte?

Für die Beantwortung dieser Frage steht der Prozess gegen die Matrosen an zentraler Stelle. Kann der Verlauf als gerecht bezeichnet werden? Standen den Angeklagten genügend Möglichkeiten zu einer angemessenen Verteidigung zur Verfügung? Wie erlebten die Angeklagten das Verfahren19? Bei einer Wertung der deutschen Hochseeflottenbewegung wird auch auf die Ereignisse der offenen Rebellion der österreichisch-ungarischen Marine in Cattaro vom Januar 191820 einzugehen sein. Bei diesem Vergleich kann die Frage nach einem »vollendeten Aufstand« schärfer abgegrenzt werden21.

Um die Matrosenbewegung des Jahres 1917 in ihrer Gesamtheit würdigen zu können, ist es erforderlich, die Entstehung und den Verlauf möglichst genau nachzuzeichnen. Damit ist sehr eng die Frage verbunden, inwieweit sich die Matrosen organisiert hatten und welcher Führung sie sich anvertrauten. Gab es eine zwingende, kontinuierliche Entwicklung von den ersten Essensverweigerungen22 über die vom Marinestaatssekretariat gebilligten Menagekommissionen zu einer Auflehnung gegen die Autoritäten der Marine? Was genau forderten die Matrosen im Juli 1917? Wie weit waren sie bereit zu gehen? Wollten sie die monarchische Staatsform beseitigen? Lag ein lokaler bewaffneter Aufstand im Bereich des Denkbaren? In diesem Zusammenhang ist zu fragen, wie sich die Marineführung gegen die ihr höchst unwillkommenen Entwicklungen zu wehren versuchte und welcher Mittel sie sich dazu bediente.

Von besonderer Bedeutung wird das Verhältnis der Flottenbewegung zur Politik, und hier ganz besonders zu der erst im Frühjahr 1917 gegründeten USPD23, sein. Gab es Rückendeckung seitens der Partei für die beabsichtigten Proteste? Wollten die Matrosen die Partei stärken, die sich am nachhaltigsten für einen schnellen Friedensschluss aussprach? Wie ist der Einfluss des Spartakusbundes und seiner Schriften auf die Matrosen einzuschätzen?

Auch nach der Niederschlagung des Aufstandes im Sommer 1917 blieben die Wilhelmshavener Ereignisse ein gewichtiges innenpolitisches Thema, das im Reichstag eingehend diskutiert wurde24. Wie verliefen die Argumentationen der Parteien, und wie stellten sie sich zur politischen Führung? Welche Fehler unterliefen der Regierung, die schließlich dazu führten, dass Reichskanzler Michaelis jedes Vertrauen der Parteien verlor und zurücktreten musste?

Über das Jahr 1917 hinaus blieb die Auflehnung der Matrosen und die Erschießung von Albin Köbis und Max Reichpietsch bis zur Revolution des Jahres 1918 in steter Erinnerung. Es ist kein Zufall, dass die entscheidenden Impulse zur Beendigung des Deutschen Kaiserreiches von Kiel und Wilhelmshaven ausgingen. Am Schluss der Untersuchung wird daher betrachtet, wie der Marineaufstand von 1917 und seine bedeutendsten Vertreter Albin Köbis und Max Reichpietsch aus der historischen Perspektive eingeordnet werden können.

Die Quellenlage

Zu der deutschen Hochseeflottenbewegung des Sommers 1917 sind noch zahlreiche, ganz unterschiedliche archivalische Quellen vorhanden. Die Prozessunterlagen gegen die Matrosen Köbis und Reichpietsch sind nicht mehr erhalten25. Wichtige Aussagen von Max Reichpietsch, Albin Köbis und Hans Beckers finden sich im Nachlass Alfred v. Tirpitz’26. Die dort gemachten Angaben werden aber durch die Berichte von Willi Sachse27 und Hans Beckers über die Praktiken der Justiz relativiert. Zu sehr sind den Angeklagten Unwahrheiten und belastende Behauptungen in die Protokolle diktiert worden, als dass sich anhand dieser Akten ein getreues Bild der Vorgänge hätte gewinnen lassen28. Willi Weber sagte 1927 ausdrücklich, »daß das, was in den Akten steht, für mich nicht beweiskräftig ist.«29 Bemerkenswert ist, dass diese Einsicht von einzelnen Abgeordneten des Untersuchungsausschusses geteilt wurde30.

Als wichtige Akten sind die Unterlagen des Marinestaatssekretariats erhalten und der Forschung im Bundesarchiv in Freiburg im Breisgau zugänglich31. Insbesondere die Akte RM 47-140 beinhaltet ganz zentrale Dokumente, die über Entstehung und Verlauf der Matrosenbewegung Auskunft geben und die Beziehungen zwischen den Matrosen und der USPD thematisieren32. Die ebenfalls dort verwahrten Nachlässe Eduard von Capelles und Reinhard Scheers enthalten jedoch keine relevanten Aufzeichnungen33.

Im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde befinden sich je eine Akte des Reichsamtes des Innern »betreffend Umtriebe in der Marine« und der Reichskanzlei über »Parteien/Sozialdemokratie«34 sowie bedeutende Berichte der am Aufstand beteiligten Matrosen35. Anhand ihrer Erinnerungen können Details nachgezeichnet und Einschätzungen verglichen werden.

Neben den archivalischen gibt es eine große Anzahl bereits edierter Quellen, die die Ereignisse von 1917 und das Umfeld erhellen. Hier steht an erster Stelle das Werk des Untersuchungsausschusses der Verfassunggebenden Nationalversammlung mit den für das Thema relevanten Bänden neun und zehn, die jeweils in zwei Halbbänden vorliegen. In dieser groß angelegten Ausgabe finden sich Zeugenaussagen der an den Geschehnissen Beteiligten36 ebenso wie Gutachten zu einzelnen Aspekten der Hochseeflottenbewegung37.

Das von der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 1970 herausgegebene Werk Militär und Innenpolitik ist mit seinen zahlreichen Quellen bedeutend für die Vorgänge auf den Schiffen und ihre Auswirkungen auf die Politik in Berlin38. Auch die in den 1950er Jahren erschienenen Bände Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung39 weisen ebenso wie die Bücher der Reihe Ursachen und Folgen40 viele wertvolle Quellen aus. Eine wichtige, bislang weitgehend unbeachtete Quelle ist der Band Der Dolchstoß-Prozeß aus dem Jahr 192541. In diesem Buch finden sich zahlreiche Aussagen der vereidigten Zeugen des Prozesses zu den Unruhen in der Marine 1917. Für die Flugblätter und Broschüren der revolutionären Spartakusgruppe liegt mit der Ausgabe Spartakusbriefe aus dem Jahre 1958 eine verlässliche Edition vor. Wertvolle Dokumente zur Rolle der Hochseeflotte im Ersten Weltkrieg finden sich auch bei Tirpitz42, wenngleich der Autor bei seiner Auswahl in Hinblick auf seine vormals herausragende Stellung sehr selektiv verfahren ist. Von großer Bedeutung ist auch, in welchen zentralen Quellen und vermeintlichen Fundstellen nichts über die Marinebewegung zu entdecken ist. So verwundert es, dass in dem Protokoll des SPD-Parteitages in Würzburg vom 14. bis 17. Oktober 1917 die Marinebewegung und die zum Kanzlerwechsel führende Reichstagsdebatte vom 9. Oktober nicht erwähnt werden43.

Insgesamt kann die Quellenlage als günstig bezeichnet werden und befördert das Vorhaben, seit sehr langer Zeit wieder ein Buch über Albin Köbis und Max Reichpietsch und die Proteste der Matrosen im Sommer 1917 zu schreiben.

Stand der Forschung

Die Erforschung der Matrosenbewegung vom Sommer 1917 ist eng mit der deutschen Geschichte verknüpft. In der Weimarer Republik erlebte die Erforschung der Marineunruhen einen ersten Höhepunkt. Neben der bereits erwähnten Veröffentlichung der Bände des Untersuchungsausschusses zur Verfassunggebenden Nationalversammlung, die eine Reihe von Gutachten enthalten44, bildete sich eine breit gefächerte Literatur heraus. Von dem ehemaligen USPD-Abgeordneten Wilhelm Dittmann stammt die Schrift Die Marine-Justizmorde von 1917 und die Admirals-Rebellion von 191845.

Der Titel macht bereits deutlich, wie Dittmann die Todesurteile der Justiz bewertete. Für ihn handelte es sich um Mord und somit um vorsätzliche Tötung der Matrosen, die keinerlei Chance in einem Schauprozess besaßen46. Dem steht die Schrift War es die Marine?47 gegenüber, in der weitgehend monarchistisch eingestellte ehemalige Soldaten48 die Schuld bei den Matrosen suchen und sie für ihr Schicksal verantwortlich machen. Qualitativ ist sie der sehr fundierten Analyse Dittmanns unterlegen. In der Tendenz steht ihr die Untersuchung von Neu nahe, die sich aber auf die 1930 bereits veröffentlichten Quellen und Schriften bezieht49. Während des Nationalsozialismus erschien keine Schrift über die Ereignisse in der Flotte. Allerdings durfte Willi Richard Sachse sein Erinnerungswerk Rost an Schiff und Mann veröffentlichen, in dem er sich eindeutig von den Vorgängen auf den Schiffen distanzierte.

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Broschüre Wilhelm Dittmanns aus dem Jahre 1926

Nach Gründung zweier deutscher Staaten verlief auch die Geschichtsschreibung auf getrennten Wegen. In der Deutschen Demokratischen Republik wurde der Aufstand der Matrosen als vorbereitende Tat der Novemberrevolution 1918 gewürdigt. Die Studien Bernhards betonen den Wunsch nach Frieden in der Marine und die Nähe zu den Zielen des revolutionären Spartakusbundes50. In seiner Leipziger Dissertation aus dem Jahre 1958 geht Bernhard sehr detailliert auf die Bewegung um Max Reichpietsch und Albin Köbis ein und setzt einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit auf die Matrosenbewegung nach den Verhaftungen auf der Prinzregent Luitpold und der Friedrich der Große51. In der Geschichte des ersten Weltkrieges stellen ostdeutsche Historiker die mutigen Leistungen der Matrosen und ihre an sozialistischen Idealen ausgerichteten Forderungen heraus52. Mit dem Buch Rebellion in der Hölle aus dem Jahre 1976 liegt eine sehr anschauliche, literarische Schilderung um die aufbegehrenden Matrosen vor53. Sie basiert auf Tatsachen und zeichnet sich durch ein fundiertes Nachwort, das auch die Familien und Freunde von Köbis und Reichpietsch zu Wort kommen lässt, aus.

Anders sieht es in der westdeutschen Geschichtsschreibung aus. Der Flottenbewegung haftete aus Sicht der bundesdeutschen Marine das Stigma der »Schande«54 an, was ihr in der Historiografie einen wenig bedeutsamen Platz zuwies. Das Buch Legahns über die Meuterei in der Kaiserlichen Marine stellt die Matrosen als Rechtsbrecher dar, die eine gerechte Strafe erhielten55. In den meisten relevanten Büchern wird die Flottenbewegung nur sehr kurz, fast beiläufig erwähnt56. Die Namen Köbis und Reichpietsch werden oftmals nicht genannt57. Erst mit der Neuveröffentlichung des Buches von Hans Beckers in der Reihe »Verboten und verbrannt« 1986 lag wieder ein zentraler Text über die Marineereignisse des Jahres 1917 vor58.

Es ist bezeichnend, dass sich mit Daniel Horn ein Historiker aus den Vereinigten Staaten in seinem Buch The German Naval Mutinies of World War I eingehend mit den wieder zugänglichen Quellen des Reichsmarineamtes beschäftigt59. Horn untersucht die Grundlagen und Ereignisse der Flottenbewegung des Sommers 1917 auf breiter Quellengrundlage und ordnet sie in das Gesamtgeschehen des Weltkrieges und der Novemberrevolution ein.

In der Bundesrepublik werden Max Reichpietsch und Albin Köbis nach 1990 nur vereinzelt in Gesamtdarstellungen des Ersten Weltkrieges und des Kaiserreichs erwähnt60. Ein Eintrag im Großen Brockhaus ist ihnen verwehrt61. Besonders bedauerlich sind die fehlenden Artikel zu Albin Köbis und Max Reichpietsch in dem ansonsten Maßstäbe setzenden Standardwerk Enzyklopädie Erster Weltkrieg62. Dies zeigt umso mehr, dass eine eigene Schrift zu ihren Taten und denen der Soldaten im Sommer 1917 ein Forschungsdesiderat blieb.

2. DAS FLOTTENBAUPROGRAMM DES DEUTSCHEN REICHS

Deutschland war nie eine große Seefahrernation63. Der schmale Küstenstreifen an der Nordsee hatte lediglich lokale Bedeutung, die Entwicklungsmöglichkeiten auf der beinahe vollständig eingeschlossenen Ostsee waren äußerst begrenzt. Auch nach dem Regierungsantritt des Preußischen Königs und Deutschen Kaisers Wilhelm II. im Jahr 188864 trug Deutschland dem Rechnung und verzichtete auf den Aufbau einer nennenswerten Flotte65. Kaiser Wilhelm II. befürwortete erst nach 1894 einen massiven Schlachtschiffbau, um Deutschland von einer wichtigen Kontinentalmacht zu einer Weltmacht zu machen66. Durch die Lektüre des 1890 erschienenen Buches The Influence of Sea Power Upon History 1660–1783 des amerikanischen Seeoffiziers und Marineschriftstellers Alfred Thayer Mahan angeregt67, förderte der junge Kaiser massiv alle navalen Bestrebungen des Reiches68. Dieses Standardwerk erlebte 50 Auflagen und wurde in sechs Weltsprachen übersetzt69. Die deutsche Übersetzung durch Vizeadmiral Karl Batsch lag 1896 vor. Die grundlegende Denkschrift Nr. IX von Alfred Tirpitz70 zum Aufbau der Seestreitkräfte vom 16. Juni 1894 geht direkt auf Mahans Überlegungen zurück71. Demnach sollte die deutsche Flotte offensiv ausgerichtet und dem möglichen Gegner um mindestens ein Drittel in der Schlachtstärke überlegen sein72. In der strategischen Überlegung kam der Entscheidungsschlacht zwischen den Flotten ein ganz zentraler Stellenwert zu73. Tirpitz erkannte damit von Anfang an das Schicksal einer deutschen Flotte: Sie müsse den Entscheidungskampf auf offener See suchen oder sie sei zur Untätigkeit und damit zur moralischen Selbstvernichtung verurteilt74.

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Admiral Alfred v. Tirpitz

Das Dogma der Entscheidungsschlacht vertraten fast alle späteren Admirale wie auch Richard Scheer und Magnus v. Leventzow. Zwei Admiralstabschefs erkannten jedoch noch vor Kriegsbeginn die Gefahren des deutschen Konzeptes. Vizeadmiral Friedrich v. Baudissin und Admiral Max v. Fischel wiesen darauf hin, dass die eigene Strategie nur bei einem Angriff Englands aufgehen könne75. Kapitän zur See Curt von Maltzahn empfahl aus diesem Grund bereits 1898 ein ausgewogenes Defensivkonzept mit Kreuzern. Sein Konzept besaß aber gegen das Tirpitzsche Dogma keine realistische Chance76. In der Tat lag der Fehler des deutschen Entwurfes in der Missachtung zweier Vorbedingungen, die Mahan formulierte. Eine Seemacht benötige zwingend eine günstige geographische Lage, um über einen freien Zugang zum Meer zu verfügen77. Zudem sei es ausgeschlossen, dass eine Nation zugleich See- und Landmacht ersten Ranges sein könne78. Kritische Stimmen wurden in der Literatur bereits in den 1930er Jahren laut, als beispielsweise der Leiter des Marinearchivs Eberhard v. Manthey schrieb, Deutschland habe sich zu sehr in den Flottenbau und dabei auch in den Gedanken der offensiven Kriegsführung verrannt. Sein Mitarbeiter Herbert Rosinski betonte, durch die fixen Vorgaben sei zudem das strategische Denken stark verkümmert79.

Ein ganz entscheidender Fehler war es, in der eigenen Konzeption die Reaktionen des Gegners, der in diesem Fall nur England sein konnte80, zu vernachlässigen81. Selbstverständlich erkannten die englischen Offiziere die deutsche Strategie einer Entscheidungsschlacht dort, wo die deutsche Marine ihre Kraft voll entfalten konnte, umgehend. Sie wichen deshalb einer Schlacht zwischen Themse und Helgoland82 aus und verfolgten das Konzept einer weiten Absperrung Deutschlands von den Weltmeeren83, indem die englische Flotte den Ärmelkanal und den Zugang um Schottland blockierte84. Damit besaß die deutsche Marine keine Möglichkeit, offensiv gegen England vorzugehen85. Auch wenn diese Strategie den englischen Offizieren, die im offensiven Geist von Trafalgar geschult waren86, wenig Spielraum ließ, befürworteten sie sie unter ganz pragmatischen Gesichtspunkten87.

Damit war klar, dass die deutschen Schiffe keine großen Aktionsmöglichkeiten besaßen und in ihren Heimathäfen blieben, was zu großen Spannungen an Bord führte88. Es schien sich zu bewahrheiten, was Tirpitz befürchtete: Die Flotte würde an moralischer Selbstvernichtung als Folge der eigenen Untätigkeit zu Grunde gehen89.

Da diese Bedenken nicht gesehen oder von den Verantwortlichen ausgeblendet wurden, kam es nach 1897/98 zu einem ehrgeizigen und äußerst kostspieligen Flottenbauprogramm. Das erste Flottengesetz von 1898 ermöglichte den Bau von zwei Geschwadern mit je acht Schlachtschiffen. Mit der ersten Flottennovelle des Jahres 1900 beschritt Deutschland den Weg zu einer maritimen Großmacht. Mit vier Geschwadern zu je acht Schlachtschiffen, zwei Flaggschiffen, acht großen und 24 kleinen Kreuzern plus einer Auslandskreuzerflotte rüstete das Kaiserreich massiv auf90. Durch den Bau von Großkampfschiffen mit bis zu 25.000 Bruttoregistertonnen91, den sogenannten »Dreadnoughts«92, stieß England in eine neue Dimension des Schlachtflottenbaues vor93, auf die Deutschland 1906 wiederum reagierte94. Das Kaiserreich baute nun ebenfalls Dreadnoughts und legte drei weitere Schlachtschiffe und sechs große Kreuzer auf Kiel. Deutschland beschleunigte das Tempo 1908 in der dritten Flottennovelle erneut. Von 1908 bis 1912 sollten jährlich vier neue Großkampfschiffe gebaut werden. In der vierten und letzten Flottennovelle von 1912 waren drei weitere Dreadnoughts und kleinere Kreuzer vorgesehen. Das angestrebte Verhältnis von zwei deutschen Großkampfschiffen zu drei englischen Dreadnoughts95 war somit im Jahre 1914 beinahe erreicht, was einen Sollbestand von 60 Großkampfschiffen entsprach96.

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Deutsche Kriegsflotte in Kiel

Dennoch bestand keine Möglichkeit, die englische Seeherrschaft auf den Weltmeeren zu brechen. Die Royal Navy konnte den bereits 1889 formulierten Two Power Standard97 verteidigen, Englands Flotte war weiterhin stärker als die zweit- und drittstärkste Flotte zusammen98. Angesichts dieser Situation resignierte der Staatssekretär des Reichsmarineamtes Alfred v. Tirpitz noch vor der vierten Flottennovelle mit den Worten, dass die »Flottenentwicklung vom historischen Standpunkt ein Fehler« gewesen sei99.

Auch vom finanziellen Gesichtspunkt her kann man die Flottenentwicklung als schwerwiegenden Fehler bezeichnen. Die maritime Rüstung nahm bis Kriegsbeginn 25 % des Rüstungshaushaltes in Anspruch100. Die Gesamtkosten für die Marine beliefen sich im Jahr 1913 auf 340 Millionen Reichsmark (RM). Die Ausgaben für das Heer betrugen im selben Jahr 902 Millionen RM.101 Einzelne Schiffe wie Kaiser Barbarossa und Roon kosteten um 1900 zwischen 11,2 und 14,1 Millionen RM102. Der Preußische Kriegsminister v. Heeringen forderte angesichts der hohen Kosten für die Marine bereits im November 1911, besonders das Heer zu berücksichtigen und somit den Kern des Militärs zu stärken103. Diese enormen Summen konnten nur durch eine langfristige budgetrechtliche Bindung des Reichstages kontinuierlich gewährleistet werden104. Die finanziellen Auswirkungen auf den Reichshaushalt waren fatal: Das jährliche Rüstungsdefizit betrug 1912 bereits 433 Millionen RM105, die Gesamtschulden des Reiches stiegen von 3.203 Millionen RM im Jahr 1905 auf 4.917 Millionen RM 1914106. Ein großer Teil der Rüstungsausgaben wurde somit nur über Verschuldungen bestritten, wobei die jährliche Verschuldung sowohl absolut als auch verhältnismäßig immer weiter zunahm.

Nicht weniger folgenreich waren die Auswirkungen auf das politische Verhältnis zu England. Ende März 1898 eröffnete der englische Kolonialminister Joseph Chamberlain dem deutschen Botschafter Paul Graf v. Hatzfeld den Wunsch seines Landes nach einer Bindung an das Kaiserreich vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen mit Frankreich und Russland107. Diese historische Möglichkeit blieb ungenutzt. Angesichts der deutschen Flottenpolitik verschlechterte sich das Verhältnis zusehends108, wenngleich England die deutschen Flottennovellen von 1898 und 1900 noch gelassen hinnahm109. Nach Berghahn war es die zentrale Aufgabe der deutschen Außenpolitik nach 1900, für ein ruhiges Umfeld zu sorgen, um die Flotte zielstrebig ausbauen zu können110. Erst mit dem Übergang zum Bau von Großkampfschiffen wurde das Kaiserreich in England als Bedrohung wahrgenommen, zumal Deutschland über die zweitstärkste Handelsflotte verfügte. England reagierte gemäß der Denkschrift Sir Eyre Crowes und schloss am 31. August 1907 ein Abkommen mit Frankreich und Russland über Kolonialfragen111, was de facto Bündniswert besaß112. Noch einmal äußerte England 1912 den Wunsch, zu einer Verständigung mit Deutschland zu gelangen und das Wettrüsten zur See zumindest zu verlangsamen. Der britische Kriegsminister Lord Richard Burdon Haldane reiste mit dem Wunsch nach Berlin, die deutsche Flottenrüstung zu begrenzen, und bot im Gegenzug ein begrenztes Neutralitätsabkommen an, in dessen Folge das kontinentale Gleichgewicht aber nicht verändert werden dürfte113. Die deutsche Position bestand in einem bindenden englischen Neutralitätsabkommen und einer Reduzierung des Flottenbautempos, ohne die Gesamtgröße der Flotte langfristig zu begrenzen. Auf dieser Grundlage war keine Verständigung möglich, das Wettrüsten hielt bis zum Kriegsausbruch 1914 an114.

Da der Schlachtflottenbau und der Wert einer bedeutenden Marine nicht im Bewusstsein der Bevölkerung verankert waren, betrieb das Reichsmarineamt von Beginn an eine umfangreiche Propagandapolitik115. Dies war zwingend erforderlich, um die benötigten Gelder, auch in Konkurrenz zum Heer116, bewilligt zu bekommen117. Als ein wichtiges Instrument fungierte der Deutsche Flottenverein118, der in erster Linie das Bürgertum für die maritimen Bestrebungen begeistern sollte. Er wurde schnell zum mitgliederstärksten Verband im Kaiserreich119 und hatte die Aufgaben, einmal erreichte Positionen auszubauen120 und massiven öffentlichen Druck auf die Reichstagsabgeordneten für die Bewilligung von Geldern auszuüben121. Das Konzept, mit dem Flottenbau auch die Belange der Arbeiter durch sichere Arbeitsplätze zu berücksichtigen, ging nicht auf122. Nach Wehler richtete er sich als nationale Aufgabe auch gegen die innenpolitisch-parlamentarischen Bestrebungen der Sozialdemokratie123. Ihr zentrales Organ, der Vorwärts, sprach angesichts einer steigenden Rüstungsspirale gar vom »Flottenwahnsinn«124 und Karl Liebknecht sah in der Rüstung zur See nur einen »Flottenschwindel«125.

Doch neben der Sozialdemokratie waren es noch ganz andere Stimmen, die vor einem Flottenbau warnten. Der noch in höchster Achtung stehende ehemalige Reichskanzler Otto v. Bismarck sprach am 4. September 1897 von »Lügenschiffen«. Sie würden für Deutschland nichts leisten und verschlechterten durch ihre bloße Existenz die außenpolitischen Verhältnisse. Das Schicksal Deutschlands werde nicht auf dem Wasser, sondern auf den Schlachtfeldern Europas entschieden126: »Auf absehbare Zeit bleibt für uns das Wichtigste ein starkes Heer.«127 Generell konnte sich die preußische Aristokratie nicht mit den Schiffen anfreunden und sah in ihnen nur die »gräßliche Flotte«128. Der Konservative Reichstagsabgeordnete Dr. Oertel fühlte sich und seine Partei zudem von Staatssekretär v. Tirpitz bei der Bewilligung der finanziellen Mittel getäuscht129. Nach dem Krieg urteilte der Konservative v. Waldeyer-Hartz nicht zu Unrecht, »daß das deutsche Volk selbst in seinen gebildeten Schichten trotz aller Bemühungen unseres letzten Kaisers zum Seevolk und zum Verständnis für Seegeltungsfragen nicht herangereift war.«130 Waldeyer-Hartz bezog seine Kritik der »gebildeten Schichten« auf die preußisch-konservative Elite.

Das Bildungsbürgertum erwies sich als begeisterter Träger des Flottengedankens und bildete seinen stärksten Rückhalt131. Die Marine stellte eine ausgezeichnete Kompensation für die durch den alten Adel verbauten Laufbahnen im Feldheer dar und bot zudem die Gelegenheit, die Besitzansprüche des Bürgertums gegen Bestrebungen der Sozialdemokratie zu verteidigen132. Der Rückhalt im Bürgertum lässt sich auch daran ablesen, dass es 48 % der Seeoffiziere stellte und 90 % der Offiziere das Abitur besaßen. In dieser scheinbar sicheren Herrschaft über die Schiffe des Kaiserreichs bildeten sie einen Elitegedanken aus, der in einen arroganten Korpsgeist mündete133 und sich in einem provokanten Verhalten134 gegen die zum Teil hochspezialisierten Matrosen auf den Schiffen zeigte. Um die komplexen Schiffe überhaupt führen zu können, bedurfte es gelernter Arbeiter, die hauptsächlich aus den industriellen Zentren stammten und durchaus Kontakt zur Sozialdemokratie hatten135. Die scharfe soziale Trennung auf den Schiffen bestand nicht nur zwischen Offizieren und Mannschaftsdienstgraden. Auch ein gesellschaftlicher Verkehr zwischen Offizieren und leitenden Ingenieuren, die auf den modernen Kriegsschiffen eine zentrale Position einnahmen, war unerwünscht. Vizeadmiral v. Cörper forderte in seiner Funktion als Inspekteur und somit Chef des Bildungswesens in der Marine 1911 offiziell, dass Ingenieure nicht aus der gleichen gesellschaftlichen Schicht wie die Offiziere stammen sollten und jeglicher Umgang mit ihnen auf das Nötigste beschränkt werden müsste. Die Einstellungskommissionen sollten darauf achtgeben, Ingenieure nur aus den unteren Mittelschichten zu wählen und sie dann gesellschaftlich von dem höheren Bürgertum abzugrenzen136.

Der Matrose Richard Stumpf führte das Benehmen der Vorgesetzten völlig zu Recht auf die Erziehung und Ausbildung zurück, die einen seit dem 16. Lebensjahr gedrillten Kadetten prägte137. So trugen aristokratischer Standesdünkel und Klassendenken maßgeblich zum leitenden Verhaltensmuster bei. Junge Leutnants begegneten erwachsenen Männern, oftmals Familienvätern, mit äußerster Arroganz. Das bereits in Friedenszeiten unerträgliche Verhalten führte in Kriegszeiten zu einer katastrophalen Soldatenführung138. Diercks attestiert der Marineführung ausdrücklich, dass sie das politische und gesellschaftliche Umfeld nicht mehr wahrnahm139. Damit war eine grundlegende Ursache der Matrosenbewegung vom Sommer 1917 schon lange vor ihrem Ausbruch vorhanden.

Zieht man eine Bilanz der Jahre 1897 bis 1914 über den Aufbau der deutschen Hochseeflotte, finden sich in ihr wichtige Faktoren, die zum einen den Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 mit bedingten und zum anderen die Auflehnung der Matrosen in der Hochseeflotte im Sommer 1917 begründeten.

Der Flottenbau isolierte das Kaiserreich politisch immer mehr140 und verschärfte den Konflikt mit England141. Durch seine immensen Kosten brachte er das Reich an die Grenze des finanziellen Ruins142. Beide Faktoren trugen erheblich dazu bei, den »Sprung ins Dunkle«143 zu wagen. Durch die verfehlte Strategie war die Marine seit 1914 zur Passivität verurteilt. Die Hoffnung auf eine große Schlacht machte die englische Fernblockade zunichte144. Dadurch entstand innerhalb der Schiffe eine zunehmend gereizte Stimmung, die eine Auflehnung der Matrosen gegen die unwürdige Behandlung durch Vorgesetzte maßgeblich mit verursachte. Indem die Offiziere zu einem Großteil dem wirtschaftlich aufstrebenden Bürgertum entstammten145 und in einem eigenen Korpsgeist die Gewohnheiten des politisch vorherrschenden alten Adels übernahmen146, distanzierten sie sich von den Mannschaftsdienstgraden, denen sie arrogant und provokativ begegneten147. Das wollten die Matrosen im vierten Kriegsjahr nicht mehr hinnehmen. Sie zweifelten zusehends am Sinn des Krieges, den viele nur noch als Wirtschaftskrieg betrachteten148, der eine friedliche Verständigung zwischen den Nationen verhinderte.

3. DIE DEUTSCHE HOCHSEEFLOTTE
IM
WELTKRIEG

Mit Kriegsbeginn zeigte sich, dass die deutsche Strategie nicht aufgehen konnte. Die Royal Navy war aus guten Gründen nicht gewillt, zu einer großen Schlacht gegen die deutsche Kriegsmarine auszulaufen. Ein erhofftes »Deutsches Trafalgar« blieb aus149. England wollte in erster Linie die Überlegenheit der eigenen Seemacht bewahren. Sir David Beatty, der Chef des britischen Schlachtkreuzergeschwaders brachte es am 20. Oktober 1914 auf den Punkt: »… aber wir können nichts tun als nur abzuwarten.«150

Die Strategie der Navy beruhte auf der vorteilhaften geographischen Lage. Die britische Insel liegt vor Deutschlands Zugang zum Weltmeer. Im Süden befindet sich der enge Ärmelkanal, im Norden ist die 250 Kilometer breite Öffnung zum Nordmeer leicht zu überwachen. Für die englischen Seeoffiziere war diese Blockade ein Mittel zum Zweck, Deutschland zu ungünstigen Bedingungen in die Offensive zu locken. Darauf ging die deutsche Marine nicht ein und verblieb überwiegend in den Häfen und nahen Küstengewässern.151 Aber auch Deutschland verlegte sich auf das wirkungsvolle Mittel der Blockade, indem es Russland vor den Dardanellen absperrte und so wirtschaftlich von Frankreich und Großbritannien isolierte. Durch die Sperrung der Belte behinderte sich Deutschland hingegen selbst, da es strategische Ausfälle aus der Ost- in die Nordsee unterband. Rahn erkannte in diesem Vorgehen ein System der Halbwahrheiten152.

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Vizeadmiral David Beatty

Im August 1914 besaßen Deutschland 18 und Großbritannien 29 Schlachtschiffe. Eine Entscheidungsschlacht wäre unter diesen Voraussetzungen, in Verbindung mit der ungünstigen geographischen und strategischen Lage, für die Marine wenig vorteilhaft gewesen153. Die deutsche Hochseeflotte blieb bei Kriegsbeginn, als das Heer weit in die Länder der Kriegsgegner vorstieß, weitgehend untätig154.

Daran zeigt sich, dass die Hochseeflotte in erster Linie dazu gebaut wurde, mögliche Gegner abzuschrecken155 und dem Kaiserreich ein größeres politisches Gewicht zu verleihen. Kaiser Wilhelm II. selbst stand einem Angriff im August 1914 sehr skeptisch gegenüber und untersagte ein offensives Vorgehen156. Gerade in Hinblick auf kommende Friedensverhandlungen sollte die Kriegsmarine ein wichtiger Faktor sein157. Damit standen sich die defensiven Kräfte um Admiralstabschef v. Pohl und Marinestaatssekretär v. Tirpitz unversöhnlich gegenüber158.

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Flaggschiff Friedrich der Große – Paradieren statt Kämpfen

Den Vorschlag des Monarchen, einen kombinierten Einsatz von Unterseebooten und Hochseeflotte zu erwägen und zu planen, griffen die Offiziere des Admiralstabes nicht auf159.

Ein erstes Seegefecht am 28. August 1914 vor Helgoland zeigte der deutschen Marine ihre Grenzen auf. Überlegene englische Verbände versenkten drei deutsche Kreuzer160.

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Britische Schlachtflotte auf hoher See

Der Überraschungstaktik konnte die deutsche Marine angesichts ihrer strategischen Lage in der Nordsee nicht begegnen161. Die eigentliche Wirkung dieses Gefechts bestand aber darin, dass der Verlust der Schiffe Kaiser und Seekriegsführung bewog, zukünftig zurückhaltend zu handeln162. Als einziger Ausweg, dem wenigstens ansatzweise begegnen zu können, bot sich die Strategie des Kleinkrieges. Damit hätte bei einem erfolgreichen Verlauf die englische Überlegenheit langsam ausgehöhlt werden können, um dann eine Schlacht zu riskieren. Aber auch diese Option griff nicht, da die Navy durch ihr Konzept der Fernblockade kaum Angriffsmöglichkeiten bot. Dafür hatte diese Strategie für Großbritannien den Nachteil, dass die britische Ostküste recht ungeschützt war163. Das nutzten deutsche Schiffe erstmalig am 16. Dezember 1914 aus, als Schlachtkreuzer aus dem Aufklärungsgeschwader des Admirals Franz v. Hipper die Städte Hartlepool und Scarborough beschossen und mehr als 100 Zivilisten töteten. Nach dem Angriff hoffte die deutsche Marine, englische Schiffe würden durch das frisch verminte Seegebiet folgen164. Zehn Schiffe setzten den Angreifern nach, die wiederum durch Schiffe auf offener See unterstützt wurden und somit den englischen Schiffen unter der Führung von Lord Beatty mit 24 Schiffen weit überlegen waren. Der Flottenkommandeur, Admiral Friedrich v. Ingenohl, wusste nicht um den großen Vorteil und nahm Kurs auf heimische Gewässer. Der deutschen Marine entging ein wahrscheinlich sicherer Sieg165.

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Admiral Franz v. Hipper

Ein Grund für die geringe englische Präsenz in der Nordsee war die Verfolgung des Ostasiengeschwaders166 im Pazifik und Atlantik167, dem es gelang, durch die Scharnhorst unter dem Kommando von Graf Spee am 1. November vor der chilenischen Küste bei Coronel zwei britische Panzerkreuzer zu versenken168. Die Seeschlacht bei den Falklandinseln am 8. Dezember 1914 brachte dem Geschwader aber gegen vierfach überlegene englische Schiffe169 den Untergang170.

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Panzerkreuzer Blücher

In dem Doggerbank-Gefecht vom 24. Januar 1915 standen sich die beiden Flotten erneut gegenüber171. Admiral v. Hipper sollte die Lage an der Doggerbank aufklären und den Firth of Forth, die größte Bucht der schottischen Ostküste, verminen.

Nach der Verfolgung durch britische Schiffe kam es bei der Doggerbank zu einem Gefecht, bei dem die Blücher unterging und die Seydlitz Feuer fing172. Dort leistete die Besatzung Herausragendes, als es gelang, das stark brennende Schiff wieder in den Heimathafen zu führen173. Die Navy erzielte keinen vollkommenen Sieg, da die eigenen Schiffe nur mit zum Teil erheblichen Beschädigungen den Heimathafen erreichten174 und die im Gefecht eingesetzten Schlachtkreuzer viel zu selten trafen. Nur sechs der 1.150 abgefeuerten schweren Granaten schlugen ein175. Nach dem für Admiral v. Ingenohl unglücklich verlaufenen Gefecht nahm Admiral v. Pohl dessen Stellung als Flottenchef ein. Doch auch unter den Offizieren war die Stimmung angespannt. Angesichts wenig erfolgversprechender Alternativen im Kampf gegen England baten zahlreiche Offiziere um ihre Versetzung zum Landheer oder lehnten verliehene Kriegsauszeichnungen ab, da sie der Meinung waren, diese nicht verdient zu haben176.

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Kenternde Blücher – 792 Besatzungsmitglieder starben, 260 Matrosen wurden durch britische Schiffe gerettet

Das Operationsgebiet Nordsee blieb weiterhin die einzige Möglichkeit, England überhaupt auf dem Meer begegnen zu können. Korvettenkapitän Wolfgang Wegener und sein Geschwaderchef Vizeadmiral v. Lans befürworteten deshalb ein verstärktes Vorgehen in diesem Gewässer, was Marinestaatssekretär v. Tirpitz hingegen ablehnte, freilich ohne eine Alternative aufzeigen zu können177. Dem Begründer der deutschen Seemacht wurde Anfang 1915 anscheinend endgültig klar, wie hilflos die Marine tatsächlich in einem Krieg mit England war. Alle Strategien und Konzepte der Friedenszeit, und besonders das der Entscheidungsschlacht, waren Makulatur178. Der 1916 erfolgte Rücktritt v. Tirpitz’179 lag also schon ein Jahr zuvor nahe. Die deutsche Marine folgerte aus dem verlorenen Gefecht bei der Doggerbank180, dass es nicht in erster Linie die Zahl der Schiffe sei, die über den Ausgang eines Gefechtes entscheide, sondern die technischen Vorteile weit schwerer wögen. Die deutsche Hochseeflotte blieb ein Jahr in den Häfen, um technisch überholt181 und aufgerüstet zu werden182. In der Zwischenzeit entwickelte Vizeadmiral Harald Dähnhardt ein illusorisches Marinekonzept der Zukunft mit einem Etat von 980 Millionen RM183. Anhand dieser unrealistischen Planung zeigt sich, wie wenig zufrieden die Admirale mit ihrer damaligen Situation waren.

Die Besatzungen fühlten sich vollkommen unterfordert und glaubten zum Teil auch, die Seekriegsleitung besäße kein Vertrauen in ihr Können184. Zu Beginn des Jahres 1915 vollzog die Marineleitung personelle Veränderungen, die sich auf das weitere Verhältnis zwischen Offizieren und Mannschaften verhängnisvoll auswirkten. Richard Stumpf brachte es auf den Punkt: »Da begann der Riß. Das Vertrauen schwand schon 1915. Die höheren Offiziere mittleren Jahrgangs, die Kapitänleutnants und Oberleutnants, die in ihrer aktiven Zeit mit den Mannschaften zusammengewachsen waren, wurden schon damals herausgezogen und kamen auf Zerstörer, U-Boote und kleine Kreuzer. Damit fehlte schon ein wichtiges Bindeglied. An ihre Stelle traten Leutnants mit 18, 19 Jahren, die natürlich durch großen Schneid das zu verdecken suchten, was ihnen an Tüchtigkeit fehlte.«185

Die sich im Frühjahr 1917 herausbildende Matrosenorganisation ging auf erste Zirkel und kleine Gruppen zurück, die unter den sozialdemokratischen Heizern seit 1915 an Bord bestanden186. Eine sich allgemein ausbreitende »Mißstimmung«187 beruhte auch auf der Unzufriedenheit mit der SPD und deren fortlaufender Bewilligung der Kriegskredite188. Die Matrosen schlossen sich angesichts ihrer schlechten politischen und wirtschaftlichen Lage zusammen189. Auch wenn aus ihnen keine festen Strukturen erwuchsen, bildeten sie die Grundlage der späteren Bewegung190. Die vereinzelten Mannschaftsgruppen des Jahres 1915 vertraten durchaus unterschiedliche Ansichten, näherten sich aber durch gelegentliche Treffen in ihren politischen Zielen an und verfassten erste Erklärungen191. Im Winter 1915/16 kamen unter den Matrosen erste ablehnende Stimmen gegen den Krieg auf192. Seit Beginn des Jahres 1916 bestanden Verbindungen zwischen Vertrauensleuten der einzelnen Schiffe193. Die sich verstärkt zusammenschließenden Matrosen unterstützten die linken Kräfte in der Sozialdemokratie und wollten bei einem Friedensschluss zu ihnen übertreten. Bis zum Beginn der Skagerrak-Schlacht bezifferte Sachse die Zahl der eingeschriebenen Matrosen auf 3.112 Mann194, was er aber in späteren Aussagen relativierte und nur noch von dem Beginn einer Bewegung um das Jahr 1915 sprach195. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich erste kleine Gruppen über die Schiffe verteilt herausgebildet, in denen die politische, aber auch die sich dramatisch verschlechternde Versorgungslage Deutschlands erörtert wurde196.

Hans Beckers197, Willi Weber198 und der Matrose Steilemann199 von der Friedrich der Große stellten die Zahlenangabe Sachses in Frage200. Auch dem Untersuchungsrichter Dr. Dobring war im Laufe seiner Verhöre nichts über eine derartige Liste bekannt geworden201.

3.1. Die Skagerrak-Schlacht

Am 31. Mai 1916 fand die bis dahin größte Seeschlacht der Geschichte statt, als vor dem Skagerrak202 die deutsche Hochseeflotte und die Grand Fleet aufeinandertrafen. Auf deutscher Seite nahmen 100 Kriegsschiffe verschiedenster Größe mit insgesamt 45.000 Mann Besatzung teil, denen 151 Schiffe der Grand Fleet mit 60.000 Mann Besatzung gegenüberstanden. Das Hauptgefecht fand am 31. Mai 1916 zwischen 18 Uhr und 19:18 Uhr statt203. Wie konnte es angesichts der zögerlichen Taktik auf beiden Seiten überhaupt zu einer derartigen Begegnung kommen?

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Deutsche Hochseeflotte vor der Skagerrak-Schlacht

An diesem Tag suchte die Aufklärungsflotte Admirals v. Hipper die Konfrontation mit britischen Schiffen in der Nordsee. Die englischen Schiffe stellten sich dem Gefecht, verfolgten dabei aber den Plan, eine Schlacht zu erzwingen204. Nach einem ersten Gefecht mit schweren britischen Verlusten205 entschloss sich Lord Beatty das Gefecht einzustellen und befahl am späten Nachmittag der Schlachtkreuzerflotte abzudrehen. Damit lockte er die deutschen Schiffe zur stärksten britischen Seestreitmacht, der Grand Fleet. Das fünfte britische Schlachtgeschwader zog die Hochseeflotte praktisch hinter sich her206. Um 18:26 Uhr begann die Skagerrak-Schlacht, als sich die deutschen Schiffe den britischen Linien näherten. Admiral Scheer, Oberbefehlshaber auf dem Schiff Friedrich der Große, sah die deutschen Schiffe direkt in die britische Schusslinie laufen und drehte umgehend ab. Dieses äußerst schwierige und gewagte Manöver glückte ohne Verluste207. Sie stießen in die Mitte der hinein, die wiederum in einem Bogen aufgestellt war und die deutschen Schiffe massiv beschoss209