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© 2016 JUMBO Neue Medien & Verlag GmbH, Hamburg

Die deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

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Inhalt

Familie Janssen

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

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Der alte, rote Jaguar stand vor der Villa Janssen. Mick war schweißgebadet.

Er versuchte Emmas Fahrrad auf dem Dachträger zu befestigen. Seine Frau Sarah sah nervös auf ihre Armbanduhr.

„Die Fähre in Bensersiel wartet nicht auf uns, Mick!“

„Ich habe es gleich geschafft!“, antwortete er betont fröhlich.

Der feuchtheiße Tag machte Familie Janssen zu schaffen. Nicht einmal hier in der Tunnelstraße am Deich wehte Wind. Die Luft stand und es war schwül.

Das war ungewöhnlich für Ostfriesland.

Umso mehr freuten sich die Janssens auf ihren Urlaub auf Langeoog. Alle hofften, dass es auf der ostfriesischen Insel ein paar Grad kühler war und am Meer eine frische Brise wehte.

Schweißtropfen rannen Micks Rücken hinunter. Sein T-Shirt war klatschnass.

Emma trug ihre Reisetasche zum Auto und versuchte ihren Papa aufzumuntern: „Das machst du ganz toll!“

Lukas war sich da nicht so sicher. „Na ja, der Fahrradträger sieht nicht so aus, als ob er lange halten würde“, bemerkte er.

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„Ach was! Das Ding sitzt wie angegossen“, lobte Mick sich selbst. „Hab ich schließlich auch selbst zusammengeschweißt.“ Lukas kicherte. „Meinst du wirklich?“

Mick nahm das Rad, das sein Sohn ihm entgegenstreckte, und nickte ihm stolz zu.

„Aber klar doch, mein Junge.“

„Sag mal, Papa, ist so ein Jaguar mit Fahrrädern oben drauf nicht irgendwie peinlich?“, fragte Lukas vorsichtig.

Sarah Janssen steckte die Reiseunterlagen in ihre Handtasche und verzog den Mund: „Mir ist so ein Protzauto sowieso oberpeinlich.“

Mick stöhnte: „Nun macht es mir doch nicht so schwer. Ich hab den Wagen ja nicht gekauft, sondern von meinem Großonkel Theodor C. Janssen geerbt.“

„Zusammen mit einer ganzen Detektei“, ergänzte Sarah. „Ich glaube, dein Onkel war ein ziemlich komischer Vogel.“

Lukas verstaute seinen Rucksack im Auto. „Also ich hätte Großonkel Theo total gerne kennengelernt. War bestimmt ein cooler Typ.“

Lukas schwitzte so sehr, dass seine Brille von der Nase rutschte. Mit einem Finger schob er sie wieder nach oben. Der Dachgepäckträger quietschte verdächtig, als Mick nun Emmas Rad festzurrte.

„Sollen wir nicht besser mit dem Spezial-Detektivbus fahren, Papa?“, fragte Lukas und zwinkerte seiner Schwester zu.

Die war begeistert. „Super Idee! Dann können wir ja mit dem Bus nach Langeoog fahren und alle darin übernachten. Das ist sowieso viel schöner. In eine Ferienwohnung kann ja jeder.“

Lukas hob den Daumen. „Jo, und im Bus können wir sogar kochen!“

Sarah Janssen schüttelte den Kopf und lachte: „Ihr zwei Superspürnasen habt etwas ganz Wichtiges übersehen: Langeoog ist eine autofreie Insel, also ideal für unseren Fahrradurlaub.“

Mick Janssen guckte über das Autodach zu seinen Kindern und sagte: „Außerdem kann mich der blöde Detektivbus sowieso nicht leiden.“

Lukas grinste. „Der Bus hat nichts gegen dich. Du musst nur lernen mit seinen vielen Geheimfunktionen umzugehen.“

Mit einer Hand wischte sich Mick den Schweiß von der Stirn und murmelte: „Erinnere mich bloß nicht daran.“

Auch Emma schmunzelte. Sie dachte daran zurück, wie ihr Papa einmal versucht hatte, das Dach des Busses zu putzen und dabei versehentlich das Teleskoprohr aktiviert hatte.

Siegessicher schnallte Mick das letzte Janssen-Fahrrad auf den Träger und sagte: „Die Kutsche ist bereit. Die königliche Familie kann einsteigen.“

Mit einem Taschentuch tupfte sich Sarah die Schweißperlen von der Stirn. Sie sah wenig begeistert aus. „Passen wir denn überhaupt alle in diese Kiste rein?“

„Ja, es ist nicht gerade ein Familienauto …“, erklärte Mick.

Sarah runzelte die Stirn. „Ich wette, wenn die Koffer alle drin sind, ist für uns überhaupt kein Platz mehr.“

Emma klemmte ihren roten Stoffelefanten fest unter den Arm.

„Aber Rüssel kommt mit!“

Lukas hielt seine Digitalkamera hoch.

„Und die hier auch! Was wäre ein Inselurlaub ohne ein paar schöne Familienfotos, Mama?“

Sarah überprüfte, ob sie die Sonnenmilch eingepackt hatte. „Okay!“, sagte sie.

„Dafür bleiben aber euer Detektivkoffer und der ganze Spionagekram zu Hause. Auf Langeoog braucht ihr das alles sowieso nicht.“

Verschwörerisch sahen sich Lukas und Emma an und sagten gleichzeitig: „Na klar, Mama!“

„Denkt stattdessen lieber an eure Fahrradhelme“, erinnerte Sarah ihre Kinder.

„Oh nein!“, maulte Lukas. „Muss ich das doofe Ding wirklich aufsetzen? Du hast selbst gesagt, dass auf der Insel keine Autos fahren.“

Emma unterstützte ihre Mama. „Stell dich nicht so an, Lukas! Klar nehmen wir die Helme mit.“

Lukas tippte sich an die Stirn.

„Aber so ein Helm sieht doch total bescheuert aus.“

„Meinst du, ohne siehst du besser aus?“

Emma grinste. „Auf Langeoog wird sich schon nicht gleich ein Mädchen in dich verknallen.“

Mick lachte: „Dafür bist du sowieso noch viel zu jung!“

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Emma musste kichern und Lukas streckte ihr die Zunge raus.

Familie Janssen quetschte sich in den knallroten Jaguar. Der Kofferraum war mit zwei Tragetaschen und einem Koffer bis obenhin gefüllt. Die restlichen Gepäckstücke nahmen Emma, Lukas und Sarah auf den Schoß.

„Na also, klappt doch. Wer sagt’s denn?“, freute sich Mick.

Emma klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Du bist eben der Beste, Papa!“

Wilhelm Kunschewski stand am Gartenzaun und beobachtete misstrauisch seine Nachbarn. Kinder waren für ihn nur lästige kleine Rotzlöffel, besonders die beiden von Mick und Sarah Janssen.

Seitdem diese schreckliche Familie die Villa von Theodor C. Janssen geerbt hatte und in die Tunnelstraße gezogen war, war es mit der Ruhe hier am Deich vorbei.

Kunschewski hatte die Hände vor seinem Bierbauch gefaltet und brummte: „Na, wenn das mal gut geht. Mit dem Auto kommt ihr nicht weit.“

Ausnahmsweise sollte der Miesepeter recht behalten. Noch winkte Emma ihm fröhlich zu und rief: „Tschüss, Herr Kunschewski!“

Lukas machte es Spaß den Nachbarn zu ärgern: „Und nicht vergessen die Maulwürfe zu füttern. Keiner hat so schöne Erdhügel im Garten wie Sie. Darum beneidet Sie die ganze Nachbarschaft!“

Sarah drehte sich zu ihrem Sohn um und flüsterte: „Bitte, lass das Lukas! Wir haben schon genug Ärger mit Herrn Kunschewski.“

„Unser werter Nachbar ist zwar ein Idiot, aber ihr müsst ihn ja nicht noch provozieren“, ergänzte Mick.

Er startete den Motor und fuhr vorsichtig los. Im nächsten Moment ließ ein metallisches Knirschen die Familie zusammenzucken. Es hörte sich an, als ob das Dach über ihren Köpfen zusammenbrechen würde. Mick bremste scharf, Emma schrie auf. Lukas stieß mit dem Kopf gegen den Vordersitz. Alle vier Räder kippten samt Träger vom Autodach und landeten direkt in Kunschewskis Vorgarten. Erschrocken sprangen die Janssens aus dem Jaguar. Lukas amüsierte sich: „Toller Gepäckträger, Papa!“

Emma hob ihr Fahrrad auf und murmelte: „Zum Glück sind die Räder ja weich gefallen.“ Vorsichtig schielte sie zu Herrn Kunschewski.

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„Jo!“, antwortete Lukas extra laut. „Voll in die Brennnesseln.“

Wilhelm Kunschewski bekam vor Wut kaum Luft. Mit hochrotem Kopf brüllte er: „Das sind keine Brennnesseln, du Rotznase! Das sind Rosen! Eine schöner als die andere. Weißt du eigentlich, wie viel Arbeit in der Züchtung steckt, hä?“

Sarah Janssen versuchte ihren Nachbarn zu beruhigen: „Es tut uns wirklich sehr leid, Herr Kunschewski. Bitte entschuldigen Sie, das war doch keine Absicht.“ Wütend funkelte er Sarah an. „Wie blöd muss man eigentlich sein, um Fahrräder mit einem Jaguar zu transportieren?“

Emma stampfte mit dem Fuß auf und rief: „Mein Papa ist nicht blöd, sondern der beste Papa auf der ganzen Welt! Außerdem ist er ein berühmter Schriftsteller.“ Lukas legte eine Hand auf Emmas Arm, um sie zu beruhigen. „Hör nicht auf den. Der glaubt ja auch, dass seine Brennnesseln Rosen sind.“