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J.H. Praßl

Chroniken von Chaos und Ordnung 2

Telos Malakin

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Originalausgabe

PDF: ISBN 978-3-86282-317-8

Lektorat: Daniela Sechtig, ACABUS Verlag

Einige hier verwendeten Elemente wurden mit freundlicher Genehmigung des Verlages für Fantasy- und Science-Fiction-Spiele aus dem Fantasy-Rollenspiel MIDGARD übernommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Der ACABUS Verlag ist ein Imprint der Diplomica Verlag GmbH, Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.

eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net

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Amalea im Jahre 342 nach Gründung Fiorinde

Tausend und dreihundertvierzig Jahre nach Beginn der Chaoszeit.

Fünfhundert und sechzig Jahre nach dem Höhepunkt der Chaosherrschaft.

Hundert und neunzig Jahre nach der Vertreibung der Chaosmächte aus den Gebieten des Nordens, des Ostens, des Südens und des Westens.

Die Zeit der Dunkelheit ist vorüber. Die Völker Amaleas sind im Begriff, die Welt von den letzten Chaosanhängern zu befreien und den Göttern der Ordnung zu neuer Macht zu verhelfen.

Im Valianischen Imperium, dem Kaiserreich nördlich Aschrans, zieht der neue Cäsarus Antonius Virgil Testaceus alle Register, um sein Reich zu altem Ruhm und Glanz zu führen. Sein Heer, angeführt von der Heldin des Imperiums, die einst an der Seite des abtrünnigen Ehrensenators Thorn Gandir kämpfte, sorgt für die Durchsetzung der neuen Gesetze und für die Sicherheit im Land.

Im nördlich gelegenen Alba, das seine südliche Waldregion an die Elfen verloren hat, widersetzt sich einer der mächtigsten Clans der Herrschaft des Königs Gilian MacMorland. Das Clanoberhaupt Adrian MacGythrun stellt sich mit seinem noch jungen Bündnis der albischen Clanate gegen die unter dem königlichen Banner vereinigten Clans. Diese Rebellion geht mit der Loslösung und Allianz weiterer Clanate einher, die fortan als Allianz der freien Clanate gegen die Königstreuen und das Bündnis der albischen Clanate um die Herrschaft in Alba kämpfen. Der Drei-Parteien-Krieg nimmt seinen Lauf.

Auf den Kabugna-Inseln im Südwesten Amaleas herrscht Friede unter den Stämmen der Ureinwohner. Die Einheimischen wahren ihre alten Stammesrituale, pflegen ihren schamanistischen Ahnenkult und gehen auf Kopfjagd. Der auf den nördlichsten Inseln lebende Stamm der Goygoa hält seit Jahrhunderten erfolgreich jeden Eindringling fern. Das Geheimnis seines Widerstandes ist umstritten. Indes erzählt ein altes Seemannsgarn von einer unbekannten Macht, die jedwede Gefahr von außen fernhält und das Volk der Goygoa beschützt.

Im Gebirge Aschrans, Gebiet des Alten vom Berg, bereitet man sich auf den Beginn eines dunklen Zeitalters vor …

Billus

Thorn schlug die Augen auf. Er spürte dieses nachhaltige Hämmern in seiner Brust, das immer dann eintrat, wenn ihn der Schatten aus seinen Träumen heimgesucht hatte. Jedes Mal, wenn er aus diesem Traum erwachte, ließ ihn ein bestimmtes Gefühl nicht mehr los – Erregung. Das war neu. Früher hatte ihm der Traum Angst gemacht.

Thorn verdrängte das Gefühl und konzentrierte sich mit allen Sinnen darauf, wo er sich befand und was geschehen war.

Mit wenigen Blicken hatte er erfasst, dass er auf dem Steinboden im Innenhof einer massiven Festung lag. Über die Wehrmauern aus Sandstein patrouillierten Wachen. Es war dieselbe Mauer, auf der vor etwa sieben Monden Herkul Polonius Schroeder gestanden hatte, um ihn, Telos, Bargh und Chara mit seinen Leuten und deren Armbrüsten in Schach zu halten. Bei diesem Gedanken versetzte es Thorn einen Stich. Freunde hatte er sie genannt! Alles, was ihm von ihnen geblieben war, war der schale Nachgeschmack einer allmählich verblassenden Erinnerung an ehemalige Kampfgefährten.

Thorns Blick fiel auf das Hauptgebäude der Burg, an dessen Außenwand das rechteckige Podium aus Stein entlangführte – die Plattform, auf der ihm sein neuer Auftraggeber zum ersten Mal gegenübergetreten war, um jenes schreckliche Ultimatum zu stellen, das seine Zukunft trostlos und leer aussehen ließ. Da war der steinerne Stuhl, auf dem Al’Jebal gesessen hatte. Und da war das eiserne Flügeltor – die Tür in die Freiheit, die wie immer verschlossen war.

Thorn befand sich in Billus, im Innenhof der Piratenfestung, dem Ort, der zugleich Heimat und Gefängnis geworden war. Sieben Monde und nichts hatte sich verändert …

Der Krieger Mika Keleton kniete neben ihm auf dem Steinboden. Er schulte Thorn seit geraumer Zeit darin, seinen Schwertkampf zu verbessern. Thorn hatte schnell festgestellt, dass er zwar einen ganz passablen Krieger abgab, aber im Vergleich mit Al’Jebals Kämpfern ziemlich blass aussah. Er mochte den Kampf mit dem Bogen bestens beherrschen, schon deshalb, weil er lange Zeit unter den Elfen gelebt hatte, die Schwertkunst aber erforderte viele Jahre harten Trainings und er kannte noch längst nicht alle Techniken.

„Tut mir leid“, brummte Thorn, als Keleton zu einer scharfen Bemerkung ansetzte. „Hab wohl das Bewusstsein verloren.“

„Aha“, antwortete der Ausbilder lakonisch. „Und warum habt Ihr das Bewusstsein verloren?“

Thorn wuchtete sich auf die Beine und bückte sich nach dem Schwert, das ihm beim Sturz aus der Hand gefallen war. Seine Wange kribbelte unangenehm. Vorsichtig befühlte er seine linke Gesichtshälfte. Sie war leicht geschwollen.

„Sagt mal, habt Ihr mir etwa ins Gesicht geschlagen?“, fragte er.

Keletons düsterer Blick machte einem schelmischen Grinsen Platz: „Mir blieb ja nichts anderes übrig. Auf Euren Namen wolltet Ihr nicht hören. Und für ein Nickerchen fehlt die Zeit. Schlafen könnt Ihr, wenn Ihr tot seid.“

„Ihr habt einen verflucht kräftigen Schlag!“ Mit einem missmutigen Blick auf seine zerschundenen Hände trat Thorn zurück und schaffte eine respektvolle Distanz zwischen sich und seinem Ausbilder. Keleton beobachtete ihn erwartungsvoll, während er sich in Position brachte.

Die Körperhaltung des Mannes verwirrte Thorn. Er stand mit einem Bein sicher auf dem Boden, doch das andere hatte er so lässig angewinkelt, als würde er an einem Ausschank lehnen, statt sich auf einen Kampf vorzubereiten. Thorn war es unbegreiflich, wie er auf diese Weise einen Angriff abwehren wollte. Der Krieger hatte sein Handgelenk nach hinten gedreht, das Schwert wie ein Täschchen in seiner Hand baumelnd, wobei die Schwertspitze lose über den Boden kratzte.

„Bevor wir loslegen“, warf Thorn ein, ohne das gegnerische Schwert aus den Augen zu lassen, „was genau ist gerade passiert?“

Keleton zog ein gelangweiltes Gesicht und zuckte die Schultern: „Nicht viel. Ich habe Euch angegriffen, Ihr habt geschickt gekontert … Meine Attacke war natürlich simpel, nicht annähernd so gefährlich, wie ich es einem erfahrenen Gegner zugemutet hätte.“

Thorn verdrehte die Augen: „Ja natürlich … und dann?“

„Seid Ihr bewusstlos geworden.“

„Warum?“

„Keine Ahnung, weil Ihr nichts verkraftet? Ich habe mein Schwert zurückgezogen und danach …“ Keleton schnippte mit den Fingern, „zack und Ende der Diskussion!“

Zack und Ende der Diskussion?“

„Naja, Ihr seid so mir nichts dir nichts plötzlich in die Knie gegangen und bumm, ward Ihr ohnmächtig!“

Thorn hätte fast gelächelt. Aber er hatte sich geschworen, seine Gefühle von diesem Ort und den Leuten hier fern zu halten. Mittlerweile kannte er Keleton gut genug, um zu wissen, dass er kein schlechter Kerl war, doch der Mann war hier – Grund genug, ihm nicht zu trauen.

„Passiert Euch das in letzter Zeit eigentlich häufig?“, fragte Keleton. Er hatte sich offensichtlich mit dem Gedanken angefreundet, eine kleine Pause einzulegen.

Thorn schüttelte den Kopf. „Nein, das war das erste Mal“, log er. Tatsächlich war es erst gestern gewesen, als er am Boden neben seinem Bett zu sich gekommen war, ohne zu wissen, was passiert war. Und er kannte auch die Ursache für diese Schwächeanfälle. In den letzten Tagen hatte er sich geweigert zu essen. Nicht, weil die Mahlzeiten hier von schlechter Qualität oder ungenießbar waren. Ganz im Gegenteil, die Leute wurden gut und üppig versorgt. Thorn hatte einfach kein Verlangen nach Essen. Es lag an den mittlerweile immer häufiger werdenden Träumen, die sich aus seinem Schlaf stahlen, um ihm des Tages wie ein dunkler Schatten zu folgen. Er fühlte sich von ihnen angezogen und abgestoßen zugleich. Die Gegenwart seines hässlichen Ebenbildes hatte ihn in eine Art inneren Kampf gezogen, der seinen Geist und seine Seele so sehr beanspruchte, dass er darüber seinen Körper und dessen Bedürfnisse vergaß. Und nun zahlte es ihm dieser zurück.

Keleton hatte immer noch diese seltsame Haltung, als er Thorn aufforderte, anzugreifen.

„Fragt sich, wie Ihr den Angriff abwehren wollt“, reagierte Thorn mit einem süffisanten Grinsen. „Ihr steht da, als hättet Ihr nicht alle Humpen beisammen!“

Keleton erwiderte sein Lächeln, ohne seine Position zu verändern: „Wenn Ihr meint, dann lasst uns sehen, wer den Kürzeren zieht. Der, der nicht alle Humpen beisammen hat oder der mit der großen Klappe!“

Thorn stieß sein Schwert nach vorne. Doch bevor seine Spitze Keleton auch nur nahe kam, schmetterte dieser seine freie Hand auf den Knauf der lose in seiner verdrehten Hand baumelnden Waffe, sodass seine Hand samt Schwert herumschnellte und die Klinge helbelartig in einem Bogen von oben auf Thorns Schwert krachte. Die Wucht des Aufpralls bog Thorn den Schwertarm nach unten. Er verlor das Gleichgewicht und taumelte nach vorne. Im selben Atemzug wich Keleton mit einem Seitwärtsschritt auf die andere Seite seines Gegners aus und zog sein Schwert in einer fließenden Bewegung bis zu Thorns Hals durch. Nun stand Thorn in gebückter Haltung vor seinem Lehrer, spürte den kalten Stahl an seiner Haut und wusste nicht, wie ihm gerade geschehen war.

Zwei Dinge wurden ihm schlagartig klar – erstens, er hatte seinen Gegner unterschätzt, was in einem Kampf niemals eine gute Ausgangsposition darstellte, und zweitens, auf eine skurrile bis lächerliche Abwehrhaltung konnte ein durchaus genialer und tödlicher Angriff folgen.

„Gesehen?“, fragte Keleton und Thorn registrierte die fröhliche Genugtuung in seiner Stimme.

„Von sehen kann keine Rede sein“, antwortete er grimmig. „Seid so freundlich, und nehmt Euer Schwert von meinem Hals! Dann können wir vielleicht darüber reden, was genau ich sehen hätte sollen.“

Keleton zog grinsend sein Schwert zurück und Thorn richtete sich auf.

„Ich hoffe, Ihr habt verstanden. Unterschätze niemals …“

„… deinen Gegner“, vollendete Thorn seinen Satz gedehnt.

Ein rasselndes Klirren ertönte. Ein Mann in Gambeson, mit Kettenhemd und einem ganzen Arsenal von Waffen, darunter ein Streitkolben und ein Morgenstern, ein Eineinhalbhänder auf dem Rücken, zwei Kurzschwerter am Gürtel, ein Stoßspeer in der Hand und nur die Götter wussten, was er unter seinem wollenen Umhang noch versteckte, betrat den Kampfplatz im Innenhof und hielt scheppernd auf sie zu.

„Agem Ill!“, begrüßte Keleton den Mann und schüttelte beherzt seine Hand. Thorn wurde unwillkürlich flau im Magen. Vor sieben Monden war er diesem Mann in genau diesem Innenhof begegnet. Während Al’Jebal mit nur einer Frage sein eigenes und das Schicksal der anderen besiegelt hatte, hatte Agem Ill schweigend daneben gestanden. Thorn wusste, dass er einer der beiden engsten Vertrauten des Alten war. Er hatte im Laufe der vergangenen Monde mehrfach gehört, wie er als Al’Jebals Rechte Hand bezeichnet wurde. Außerdem war er Mika Keletons Vorgesetzter.

„Seh’ ich Euch heute Abend?“, fragte Keleton.

„Sicher!“ Agem Ill lächelte. „In zwei Tagen muss ich nach Mon Asul. Da kann ein kleiner Abschiedstrunk nicht schaden.“ Sein Blick schwenkte zu Thorn.

„Ihr werdet morgen früh im siebten Geschoss des Turms erwartet“, sagte er kühl. „Dort befindet sich ein Besprechungsraum. Seid nach Morgengrauen anwesend.“

Das unangenehme Gefühl in Thorns Magen verschärfte sich. Nach allem, was er wusste, war der erste Teil seiner Ausbildung mit dem heutigen Tag zu Ende. Er hatte gehofft, ein paar Tage für sich zu haben, Zeit, um darüber nachzudenken, wann und wie er seine prekäre Lage zum Besseren wenden konnte. Nun sah es ganz danach aus, als wollte man seine Dienste sofort in Anspruch nehmen. Womöglich verlangte der Alte von ihm, Testaceus zu töten! Immerhin hatte er danach gefragt, bevor Thorn seinen Schwur leistete. Er hatte diesen verfluchten Eid doch nur abgelegt, um am Leben zu bleiben, um eine Tür zu finden, die nach draußen führt! Es musste eine Tür geben! Einen Weg, sein Schicksal und vielleicht auch das der anderen zum Besseren zu wenden, sie Al’Jebals Umklammerung zu entreißen! Zumindest Telos und Bargh, sofern sie überhaupt noch lebten.

Agem Ill wechselte einen Blick mit Keleton. „Es ist immer wieder spannend, wie lange sich die Neuen halten, nicht wahr?“, bemerkte er mit einem Augenzwinkern.

Keleton wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Manche von ihnen sind unerwartet zäh, andere wiederum …“ Er unterbrach sich selbst und schenkte Thorn ein schiefes Grinsen.

„Ich muss los. Hab’ in der Stadt eine Kleinigkeit zu erledigen. Wir sehen uns heute Abend.“ Agem Ill klopfte Keleton auf die Schulter und machte sich klirrend davon.

Thorn spürte, wie sich das flaue Gefühl in Furcht wandelte. Würde er Al’Jebal ein weiteres Mal gegenübertreten müssen? Blödsinn! Al’Jebal hatte ihn längst begutachtet, beurteilt und mit dem zu leistenden Schwur gefügig gemacht. Der Alte würde sich kein zweites Mal dazu herablassen, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.

„Worin seht Ihr Eure Schwächen im Kampf?“, holte Keleton ihn in die Wirklichkeit zurück.

„Ich weiß nicht. In der Unkenntnis, was bestimmte Techniken anbelangt?“ Thorn lockerte seine Unterarmmuskeln, indem er sein Schwert hin- und herschwingen ließ. „Mir ist Eure Art der Abwehr unbekannt, aber wenn Ihr sie mir noch einmal demonstrieren wollt …“

„Eure Schwächen haben nur leider nichts mit Unkenntnis zu tun.“ Keleton blickte Thorn eine Weile schweigend an. Schließlich seufzte er, ließ sein Schwert auf den Boden fallen und winkte Thorn zu sich.

„Kommt her, kommt her!“, murmelte er. „Wollen doch mal sehen …“ Er krempelte sich die Ärmel seines Leinenhemds hoch, während Thorn zögernd auf ihn zuschritt. In dem Augenblick, als er ihm gegenübertrat, verpasste Keleton ihm eine schallende Ohrfeige. Diesmal erwischte es Thorn an der anderen Backe.

„Was …“ Thorn brach ab und stierte seinen Ausbilder hasserfüllt an. Keletons Unverfrorenheit und seine schmerzende Wange ließen die Wut explosionsartig in seiner Brust aufflammen. Alles in ihm schrie nach sofortiger Rache. Ohne Zögern ging er mit dem Schwert auf Keleton los, der keine Waffe zur Verteidigung hatte. Die brauchte der Krieger allerdings auch nicht. Er hatte mit der Attacke gerechnet und duckte sich behände unter Thorns Schwert weg. Der Schlag ging ins Leere.

„Seht Ihr?“, bemerkte Keleton gleichmütig und seine Augen fixierten Thorn, der vor Erbitterung zitterte. Doch der nüchterne Teil seines Verstandes sagte ihm, dass jeder weitere Angriff zwecklos wäre. Keleton war darauf gefasst und würde ihn mühelos abwehren können.

„Wenn Ihr mir noch einmal ins Gesicht schlagt …“, zischte Thorn.

„Was passiert dann?“ In Keletons Blick lagen weder Genugtuung noch Amüsement. Er schien zugleich auf der Hut vor einem neuerlichen Angriff und in Erwartung einer Erkenntnis von Seiten Thorns zu sein.

„Denkt Ihr denn, Ihr stellt in Eurem jetzigen Zustand auch nur eine klitzekleine Gefahr für mich dar?“ Keleton schüttelte sachte den Kopf. „Nicht doch.“

Thorns Atem ging schwer. Der Zorn pumpte das Blut in heißen Wellen von seinem Herzen in seine Finger, die sich noch fester um den Schwertgriff schlossen.

„Warum, denkt Ihr, hab’ ich das getan?“, fragte Keleton ruhig. „Warum habe ich Euch geschlagen, wie es sonst nur ein Weib tut?“

„Um mich zu demütigen!“, antwortete Thorn sofort.

„Das ist zwar wahr, aber nicht das entscheidende Motiv. Ich war nicht wirklich daran interessiert, Euch zu demütigen. Die Demütigung diente lediglich dazu, Euren Zorn zu entfachen. Euer Zorn ist das, was ich beabsichtigt hatte, nicht der Verlust Eures Selbstwerts. Warum?“

„Woher soll ich das wissen? Vielleicht weil Ihr ein mieser Handlanger Al’Jebals seid und Spaß daran habt, andere Leute zu demütigen!“

Keleton blickte Thorn forschend an. „Beruhigt Euch! Ich sagte doch, dass es mir nicht darum ging.“

Er machte einen Schritt auf Thorn zu und hob seine linke Hand. Sofort riss Thorn sein Schwert hoch und attackierte ihn erneut – mit dem gleichen Ergebnis: Keleton packte mit seiner Rechten Thorns Schwerthand, drehte ihm den Unterarm nach außen und drückte ihm mit seiner Linken die rechte Schulter nach unten. Thorn stolperte nach vorne, stürzte und wurde von Keleton am Boden fixiert. Im nächsten Augenblick spürte er, wie eine Dolchspitze seinen Hals berührte. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und Keletons Knie drückte unangenehm auf seine Wirbelsäule.

„Ihr seid tot“, stellte der Ausbilder nüchtern fest. „Und das eigentlich Enttäuschende daran ist, dass dieser Umstand nicht daher rührt, dass Ihr ein schlechter Schwertkämpfer seid, sondern daher, dass Ihr Euer Innenleben nicht im Griff habt.“

Thorns Rücken schmerzte unter Keletons Gewicht. Er war verwirrt. Er spürte immer noch das leise Pochen hinter seinen Schläfen, ein Zeichen seiner Wut. Doch darüber hinaus fühlte er noch etwas – Niedergeschlagenheit, ein Gefühl, das weniger von der Tatsache herrührte, dass Keleton ihn vorgeführt hatte, als von seiner langsam aufkeimenden Ahnung davon, was genau ihm sein Ausbilder die ganze Zeit zu sagen versuchte.

„Eure Technik ist gut“, fuhr Keleton fort, steckte seinen Dolch weg und ließ ihn los. „Euer Umgang mit dem Schwert zeigt mir, dass Ihr Erfahrung habt. Euer Körper ist beweglich, stark und fügt sich gelegentlich sogar Eurem Willen, das wichtigste aller Kriterien. Es sind also weder Eure Erfahrung noch Eure körperlichen Attribute, die Euch im Wege stehen.“

„Was dann?“ Thorns Stimme war leise geworden. Im Grunde kannte er die Antwort längst. Keleton schien sich dessen bewusst zu sein, denn er schwieg und wartete ab.

„Mein Zorn ist es …“, gab Thorn sich endlich geschlagen.

„Ah … nicht nur Euer Zorn. Alle Regungen Eures Herzens …“, er hob Thorns Schwert auf und hielt es ihm hin, „… über die ich zu meiner großen Erleichterung nicht näher Bescheid weiß. Eure Gefühle stehen Euch im Weg. Eure Angriffe sind ohne Maß und Ziel. Wenn Euer Herz Euren Schwertarm bestimmt, seid Ihr ein leichtes Opfer. Zu einem respektablen Gegner werdet Ihr nur, wenn der Instinkt Eure Hand führt. Der Instinkt kann wiederum nur dann erwachen, wenn Euer Herz leer und Euer Verstand kühl und gelassen ist. Ansonsten verliert sich der Instinkt im Chaos der Gefühle, die gewöhnlich nach etwas verlangen, anstatt etwas zu erkennen.“

Thorn klemmte sich das Schwert unter die Achsel und band sich seine Haare im Nacken zusammen. Dann nahm er die Waffe in die Hand und fixierte Keleton. Einen kurzen Moment hatte er den Eindruck, sein Blick wäre schärfer geworden und sein Geist klarer.

„Außerdem“, setzte Keleton hinzu, „verbraucht sich im Zorn, in der Trauer, der Verbitterung Eure Kraft schneller als …“

„Ich habe verstanden“, unterbrach ihn Thorn ruhig. Sein Ärger war verschwunden. In seinem Kopf herrschte eine angenehme Leere. Er vermutete, dass dieser Umstand hilfreich sein würde.

„Dann lasst uns kämpfen“, forderte ihn Keleton auf. In seinem Gesicht war wieder ein Grinsen erschienen und seine Augen leuchteten erwartungsvoll.

Das Klirren der Schwerter hallte von den steinernen Wänden der Gemäuer wider, als Thorns und Keletons Klingen aufeinandertrafen. Wie zwei ineinander verbissene Raubtiere duellierten sie sich über den Platz des Innenhofs, während ihre Waffen einen eigenen, verbitterten Kampf ausfochten, aber keine die gegnerische Verteidigung durchbrach. Schwitzend und schwer atmend versuchte einer den anderen außer Gefecht zu setzen, doch der Kampf blieb eine ganze Weile unentschieden.

Schließlich gelang es Keleton, Thorn bis an die Wehrmauer zurückzudrängen. Kaum drei Schritte trennten Thorn von der Steinwand in seinem Rücken und er fand sich in einer Position wieder, die sowohl seine Bewegungsfreiheit stark beeinträchtigte als auch seine Möglichkeit zur Flucht. Keletons nächste Attacke konnte seine Niederlage bedeuten.

Der Angriff des Schwertmeisters entpuppte sich als ein Seitenschlag, der auf Thorns Hals abzielte. Thorn reagierte intuitiv, indem er sich unter Keletons Schwert wegduckte. Als dieser mit seiner Waffe tiefer zielte, um Thorns Knieregion zu treffen, sprang er über die Klinge hinweg – ein Manöver, das ihm Zeit verschaffte. Während sich Keleton aus der Hocke hoch wuchtete, drehte sich Thorn um seine eigene Achse, wobei er einen Schritt nach vorne machte und sein Schwert bis zu Keletons Nacken durchzog. Keleton stand mit dem Gesicht zur Mauer, das Schwert nutzlos zwischen sich und einem Sandsteinquader, während Thorn die stumpfe Schwertklinge in Keletons Nacken drückte. Sein Ausbilder war geschlagen. Der Weg aus der Hocke nach oben hatte zu lange gedauert, als dass er auf einen Angriff von hinten noch effizient hätte reagieren können.

„Ihr seid tot“, meinte Thorn gelassen.

„Sieht ganz danach aus.“ Keleton machte einen Schritt auf die Mauer zu, drehte sich um und Thorn ließ sein Schwert sinken.

„Bestens“, stellte der Krieger zufrieden fest. „Dann sind wir hier fertig.“

Mit einem Ruck stieß er sein Schwert in die Scheide. „Vergesst nichts von dem, was Ihr heute gelernt habt. Ich wünsche Euch alles Gute, Thorn.“

Thorn stutzte. Mit einem so plötzlichen Abschied hatte er nicht gerechnet. Abgesehen von seinen verschiedenen Ausbildern, hatte er in den letzten Monden nur Fremde zu Gesicht bekommen und plötzlich wünschte er sich, dass Keleton nicht wie die anderen für immer aus seinem Leben verschwand.

Bargh, Telos, Chara … Sie waren ihm in all der Zeit nie über den Weg gelaufen. Thorn hatte keine Ahnung, wo sie waren und ob sie überhaupt noch lebten. Nun hieß es wieder Abschied nehmen. Obwohl Keleton kein Freund war, so war er doch die einzige Konstante in seinem neuen Leben als Al’Jebals Handlanger.

Keletons Blick war freundlich, doch Thorn schaffte es nicht, ihm seine Hand entgegenzustrecken. Wozu jetzt noch freundschaftliche Gefühle heucheln?

Lächelnd nahm Keleton seine Distanziertheit zur Kenntnis. „Lebt wohl“, sagte er und klemmte seine Handschuhe in den Waffengürtel. Schweigend wandte er sich um und schritt mit knarzender Lederrüstung durch den Burghof Richtung Haupthaus.

„Keleton!“, hielt Thorn ihn zurück, bevor er im Gebäude verschwinden konnte. Der Krieger blieb stehen, drehte sich aber nicht um.

„Eines würde ich gerne noch wissen: Wieso seid Ihr hier? Wieso, bei den Göttern, steht Ihr in seinen Diensten? Was hat er Euch versprochen? Wozu Euch gezwungen?“

„Mir wurde weder etwas versprochen, noch hat man mich gezwungen“, antwortete der Krieger ruhig. „Ich habe verstanden, was Al’Jebal tut. Darum bin ich hier. Ihr aber weigert Euch, Demut vor Größe zu zeigen. Damit nehmt Ihr Euch die Möglichkeit, herauszufinden, wer Al’Jebal ist oder was er tut. Würdet Ihr es wissen, hättet auch Ihr ein Motiv, ihm zu dienen.“ Er blickte in den klaren Himmel. „Einen Rat will ich Euch noch geben, Thorn Gandir. Flucht ist keine Option. Das haben schon einige vor Euch versucht.“

„Und was ist mit ihnen geschehen?“

Keleton drehte sich um und bedachte ihn mit einem nachsichtigen Lächeln. Dann hob er die Hand zu einem letzten Gruß, stiefelte wortlos Richtung Haupthaus davon und verschwand im Schatten des Eingangs.

Thorn stand unschlüssig da und blickte auf die Stelle, an der Keleton gerade noch gestanden hatte. Der Schwertmeister hatte recht. Thorn wollte gar nicht erst wissen, was Al’Jebal tat. Er konnte sich kein wie auch immer geartetes Motiv denken, das zwingend genug war, sich jemandem wie ihm anzuschließen. Abgesehen von einem – zu überleben.

In Amalea kursierten alle möglichen Gerüchte über Al’Jebal oder den Alten vom Berg, wie sie ihn auch nannten. Aber dass er als Chaosanhänger gehandelt wurde oder mit Orks gemeinsame Sache machte – Thorn selbst hatte hier in Billus noch keinen Ork gesehen – waren nur zwei der Aspekte, warum er Al’Jebal mit jeder Faser seiner Seele ablehnte. Al’Jebal und auch Cartius hatten ihm suggeriert, Testaceus hätte den Sklavenaufstand im Valianischen Imperium begünstigt oder gar ausgelöst, um sich über seine Siege in der Schlacht gegen die Aufständischen zum Cäsarus erheben zu können. Testaceus wiederum machte Al’Jebals Agenten in Cartius Reihen für den Aufstand verantwortlich. Die Wahrheit würde er wohl nie erfahren. Aber alles in ihm schrie danach, dass an Testaceus’ Sicht etwas dran war. Genau das sagte man Al’Jebal ja nach – dass seine Spitzel überall waren! Und davon abgesehen wollte der Magier Testaceus’ Tod … Al’Jebal war das, was die Welt über ihn sagte, ein Mann niederer Machenschaften, einer der letzten Chaosgünstlinge, der überall seine Finger im Spiel hatte – und zwar nur um einer Sache willen: Er wollte Macht. Eine Macht, die nur den Göttern zugespochen werden durfte.

***

Die Konturen ihrer bleichen Hand verblassten vor dem Hintergrund des eierschalenfarbenen Pergaments, als sie die Federspitze hob. Es war ein Bild, das ihr gefiel. Zu verblassen bedeutete nicht aufzufallen und ihr war sehr daran gelegen, nicht aufzufallen. Wie ihr Mentor zu sagen pflegte: „Ein Assassine versteht es, unbemerkt zu bleiben.

Zu Charas Leidwesen hatte Assef El’Chan mehr als deutlich gemacht, dass sie diese Fähigkeit nie perfektionieren würde. Sie war zu auffällig, um in der Menge unterzugehen. Sie war zu … na, eben nicht der Norm entsprechend. Sie hatte einen Körperbau, wie sonst nur männliche Athleten und El’Chan behauptete, sie wäre zu attraktiv für einen Schatten.

Schwachsinn! Rosmerta war attraktiv. Sie selbst tat alles, um möglichst unansehnlich zu erscheinen. Aber ihr Äußeres war nicht das eigentliche Problem. Vieles an ihr war nicht so, wie es sein sollte. Das war auch Chara klar. Da waren ihre Unbeherrschtheit, der Zorn, der unentwegt unter ihrem kühlen äußeren Schein brodelte und ihren Pragmatismus irritierte. Und da war die Ziellosigkeit, die sie immer wieder dazu veranlasste, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun wollte.

„Dass man Euch nur schwer als Spionin wird einsetzen können, ist ein Mangel, der sich nicht beheben lässt. Doch an allen anderen Mängeln werdet Ihr so lange und so hart arbeiten, bis sie ausgemerzt sind! Zuallererst werdet Ihr lernen, einen kühlen Kopf zu bewahren und Eure Zunge im Zaum zu halten!“

Sie würde El’Chans Anforderungen gerecht werden. Ohne Zweifel! Denn eines hatte sie bereits beim Bettlerkönig gelernt: Ein Assassine zu sein, bedeutete zweierlei: Erstens, du tust immer (ohne Ausnahme) das, was man dir sagt, und zweitens, du tust es ohne Klage und in dem Bewusstsein, nur ein Werkzeug zu sein, nichts sonst.

Chara wollte genau das. Sie hatte es schon gewollt, bevor der Bettlerkönig sie zu sich genommen hatte. Und sie wollte es deshalb, weil sie wusste, dass sie nur dann eine Daseinsberechtigung hatte, wenn sie einen Zweck erfüllte. Der Bettlerkönig hatte ihr diesen Zweck zum Geschenk gemacht. Seine Ziele waren zu ihren Zielen geworden.

Sie war als Waise aufgewachsen. Die Straßen Agyras waren ihre Heimat gewesen. Selbst heute roch sie noch manchmal das feuchte, moosige, fast schimmlige Aroma unter dem Brückenpfeiler, der ihr Zuhause gewesen war. Ab und an zog noch die feuchte Kälte in ihre Knochen, die während der verregneten Winter-Monde in Chryseia herrschte und nur auf die Obrigkeit in ihren Häusern aus Stein und Wärme keine abschreckende Wirkung hatte. Sie fühlte auch jetzt noch die Einsamkeit, die einem Kind ohne Eltern so vertraut war wie einem Adeligen das gemütlich knisternde Feuer in seinem Kamin. Ihr Ziehvater Tomein hatte nichts für väterliche Zuwendung übrig gehabt und sich vorrangig darauf konzentriert, Chara für das Leben auf der Straße zu eichen. Er lehrte sie, wie man seinen Besitz gegen die anderen Straßenkinder verteidigte und sein Leben schützte. Ihre erste Lektion lautete: Lauf! Darin war sie gut gewesen, wirklich gut. Wenn sie erstmal rannte, konnten ihr die meisten nur noch hilflos hinterherschreien. Die zweite Lektion bestand darin, den Gegner auszutricksen – da hatte sie länger dran zu knabbern. Die dritte Lektion, nun ja, damals war sie bereits zwölf gewesen und hatte ihren ersten Mord hinter sich gebracht. Tomein hatte erst die drei Leichen und dann Chara befremdet angesehen und gemeint: „Vielleicht ist es an der Zeit, über deine Zukunft nachzudenken. Du hast mehr zu bieten, als auf den ersten Blick zu sehen ist.“

Die dritte Lektion … sie folgte auf den Mord und lautete: Sei schneller mit dem Messer, als es die anderen sind!

Vor ihrem ersten Mord war sie ein Klappergestell gewesen – dürr und für die meisten dem Aussehen nach zweifelsfrei ein Junge. Nach dem Mord hatte sie damit begonnen, ihren Körper zu stählen – erfolgreich, wie sich bald herausstellte.

Der Mord selbst war unausweichlich gewesen. Man hatte sie in die Ecke gedrängt, hatte sie vor die Wahl gestellt: Leben oder Tod … wenn nicht im wortwörtlichen, so doch zumindest im übertragenen Sinn. Man konnte auch sterbend leben …

Während die dreckigen Hunde damit beschäftig waren, sie sich gefügig zu machen, während dieser Andares auf ihr lag und sie gegen die raue Kante der Treppe drückte, die zu einer einstigen Taverne hochführte, war etwas mit ihr passiert. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Sie hatte entschieden, niemals, unter keinen Umständen, Opfer zu sein. Weder in jenem entwürdigenden, schmerzvollen und verstörenden Moment noch irgendwann einmal. Sie war vom Opfer zum Täter geworden. Ohne dass sie es wollten, hatten die drei Männer den Grundstein dafür gelegt, was sie heute war. Hätte sie diese Entscheidung nicht getroffen, wäre sie jetzt entweder tot oder ein von permanenter Angst und Hilflosigkeit gebeutelter Mensch – schwach und ohnmächtig.

Nachdem sie es zuwege gebracht hatte, alle drei umzubringen – einen davon hatte sie förmlich hingerichtet – hatten sie die armen Hunde ihres Bezirks mit anderen Augen gesehen. Zum einen verbreitete sich die Kunde von ihrem kaltblütigen Mord in Windeseile unter den Obdachlosen und Bettlern, zum anderen veränderte sich ihr äußeres Erscheinungsbild drastisch. Ihr Körpertraining hatte sie von einem dürren „Straßenjungen“ in einen respektablen Gegner verwandelt. Das hielt die Leute auf Abstand.

Und heute war sie genau dort, wo sie schon immer sein sollte. Hier in Al’Jebals Diensten würde sie beweisen, dass ihr das Prinzip des Gehorsams wie auf den Leib geschneidert war. Gehorsam zu sein bedeutete nicht, ein Opfer zu sein. Sie hatte sich aus freien Stücken zum Gehorsam entschieden, um nicht Gefahr zu laufen, sich selbst einen Wert beizumessen, der ihr nicht zustand. Sie war eine Waise, ein Straßenkind! Das war’s. Das war ihre Geschichte, ihre Vergangenheit.

Der Weg der Assassinin … Es war der Weg, den sie gewählt hatte, der Weg, der sie zu ihrem wahren Meister führte, zu jenem Mann, dessen Gesicht niemand beschreiben konnte, weil man immer nur seinen Namen hörte. Selbst beim Bettlerkönig sprachen alle nur vom legendären Alten vom Berg. Sie tuschelten über seine gefürchtete Waffe, die Schwarzen Assassinen. Sie redeten über seinen sagenhaften Sieg vor den Toren Mon Asuls, ohne zu wissen, wer genau sich hinter dem Namen Al’Jebal überhaupt verbarg oder was genau damals passiert war. Es hieß, Al’Jebal sei von Thanatanen angegriffen worden, magischen Wesen, die vor Urzeiten fast ganz Amalea unterworfen und sich kurz nach dem unerwarteten und plötzlichen Zerfall ihrer Macht auf die Insel Thanatos zurückgezogen hatten, um der restlichen Welt den Rücken zu kehren. Die Thanatanen galten, neben einer Handvoll anderer, als die mächtigsten Wesen Amaleas. Trotzdem konnte Al’Jebal sie und ihre Streitmacht mit nichts als seinen Orks und einigen wenigen todesmutigen Söldnern blutig zurückschlagen. Letztere wurden auch die Helden von Mon Asul genannt. Sie selbst hatte bislang nur einen davon zu Gesicht bekommen – Assef El’Chan. Überhaupt hatte sie bislang hauptsächlich Assassinen gesehen. Wo Al’Jebals Orks hausten, wo er seine anderen Anhänger versteckte, sie hatte keine Ahnung. Darüber wusste sie so wenig wie die Welt über Al’Jebal.

Die Welt hatte nur all ihre Gerüchte. Eine Beschreibung des Alten vom Berg gab es nirgendwo, nicht einmal in den umfassenden Bibliotheken Chryseias.

Chara hatte Al’Jebals Gesicht gesehen. Würde sie es wiedersehen?

Während der sieben Monde ihrer Ausbildung war er ihr nicht ein einziges Mal begegnet. Warum auch? Sie war dort, wo sie hingehörte, unter ihresgleichen. Allerdings hatte sie nur selten mit den anderen Assassinen Kontakt. Sie hatte Einzelunterricht bekommen. Einzelunterricht! Beim Bettlerkönig war sie stets mit mindestens fünf Kollegen zu den Übungseinheiten gerufen worden. Vieles hier war anders, das meiste besser, manches schlechter. Sie hätte gerne mehr über Al’Jebals Assassinen erfahren, hätte gerne mehr mit ihnen zu tun. Und die Ausbildung war bisweilen so anspruchsvoll, dass sie sich nicht sicher war, ob sie dem Druck auf Dauer standhalten würde – ein Aspekt, den sie zugleich gut und schlecht fand.

Gedankenverloren trocknete Chara ihre Feder mit einem Tuch, legte beides zur Seite und klappte ihr schwarzes Buch zu. Ihr Blick wanderte über den Waffenständer am Kopfende ihres viel zu großen Bettes im Zentrum des in den Felsen geschlagenen Zimmers. Dort hingen zwei Peitschen, ihr Waffengürtel mit den Wurfmessern und Dolchen, einer ihrer Mäntel und die Zweililie. Sie war nicht wie ihre alte magisch hergestellt, aber perfekt ausbalanciert, der Schaft mit weichem, schwarzem Leder umwickelt, die Klingen zu beiden Seiten messerscharf, geölt und von bestechend klarer Form – einfach, aber effizient. Die magische Waffe hatte man ihr bei ihrer Gefangennahme vor der Gegenüberstellung mit Al’Jebal abgenommen. Sie hatte sie nie zurückbekommen. Ein seltsames Gefühl der Hilflosigkeit, das mit dem Verlust der Waffe einherging, drängte sie später dazu, nach der Zweililie zu fragen.

„Mit Magie spielt man nicht“, hatte ihr El’Chan mit seiner seltsam knisternden Stimme erklärt – wie einem Kind, das sich zum Missfallen der Eltern mit dem Fleischmesser die Fingernägel sauberkratzte. „Sie bringt eine Unausgewogenheit in das natürliche Gefüge. Davon abgesehen gibt es kaum einen magischen Spruch, der keine unangenehmen Begleiterscheinungen hat. Wenn man Magie für die eigenen Zwecke nutzen will, was ein Assassine ohnehin nicht tut, dann wohlüberlegt.“ Assef hatte sie mit seinen gelben Augen fixiert, ihre neue Zweililie wie ein Anschauungsobjekt in seiner Hand gewogen und dann, in einer kaum nachvollziehbar rasanten Bewegung, in einer Halterung an seinem Rücken verschwinden lassen – für den Zeitraum ihres Trainings. „Nur ein geschulter Zauberkundiger weiß, wie er eine an und für sich üble Nebenerscheinung mit der beabsichtigten positiven Auswirkung gekonnt abgleicht, sodass das Eine mit dem Anderen in Summe ein gewinnbrinbringendes Resultat hervorbringt. Der Mann, der deine alte Waffe hergestellt hat, wusste das nicht.“

Chara musste lächeln. Sie mochte ihren Ausbilder. Er sprach gewöhnlich nur, wenn es erforderlich war. Und dennoch war er der härteste Mentor, den sie je erlebt hatte, härter, als sie es sich je hätte vorstellen können. Die Ausbildung beim Bettlerkönig war nichts im Vergleich.

Einen Augenblick schweiften ihre Gedanken ab und verirrten sich in die Trainingshallen in den unteren Geschossen der Assassinenhochburg:

Sie hing an einem Mauersims, das sich in einer Höhe von etwa zehn Fuß über die vier schroffen Wände der Halle zog. Das Sims war so schmal, dass gerade mal ihre vordersten Fingerglieder darauf Platz fanden. Kurz davor war sie bei einem Übungskampf gegen einen anderen Assassinen mehrfach verletzt worden. Über ihren Körper zogen sich jede Menge tiefere und weniger tiefe Schnitte, größere und kleinere Blessuren und Schürfwunden. Von ihren Armen und Zehen tropfte unaufhörlich das Blut auf den rauen Felsenboden. Sie konnte fühlen, wie es kitzelnd unter der Hose an ihren Beinen entlangfloss. Die Wunden waren noch nicht verarztet worden – eine nachvollziehbare Maßnahme. Im wirklichen Einsatz gab es ja auch selten Gelegenheit, seine Verletzungen zu behandeln. Im Zweifelsfalle verblutete man, aber möglichst erst, wenn der Auftrag zu Ende gebracht worden war. Das war eine der wichtigsten Lehren eines Assassinen. Man hielt aus – egal, was es kostete – man brachte die Sache zu Ende. Das eigene Leben stand in keiner Relation zum Wort des Meisters. Eiserne Härte gegen sich selbst und eiserne Disziplin! In diesem Sinne härtete man auch seinen Körper ab. Charas Finger, Hände, Arme, Beine und den Bauch hatte man so lange mit Stöcken bearbeitet, dass jeder noch so winzige Muskel erhärtet, jedes Gelenk gestählt und die Haut fest und zäh geworden war. Nur so war es zu bewerkstelligen, hier zu hängen, ohne dass die Finger nachgaben oder man vor Schmerzen einfach los und sich selbst fallen ließ.

Noch hielt Chara aus. Und sie hing gewiss schon etwa ein Glas lang an diesem verfluchten Sims.

„Ihr werdet Euch nicht fallen lassen!“, zischte Assefs Stimme zu ihr hoch. „Der gesamte Innenhof ist voller Wachen. Sie haben Fackeln, also bleibt an der Wand und rührt Euch nicht!“

Chara hatte kein Problem mit den Schmerzen. Aber diese elende Müdigkeit! Das Blut, das in zäher Unaufhaltsamkeit aus ihrem Körper quoll, um sich in einer Lache am Boden zu sammeln, machte die Sache noch deutlich schwerer. Alle Muskeln in ihrem Körper waren angespannt, jeder noch so winzige Ausschnitt ihrer Haut von Schweiß bedeckt, die Gelenke knirschten unter ihrem Gewicht und unaufhörlich floss das Blut.

„Was, wenn die nicht verschwinden?“, presste sie in einem schwachen Moment hervor.

Assef El’Chan schoss ihr die Antwort förmlich entgegen. „Keine Fragen! Jede Frage überschattet das Ziel, das Ihr vor Augen habt. Ihr werdet an nichts anderes denken! Nur an das Ziel, auf das Ihr hinarbeitet! Keine Fragen! Nie!“

Also blieb sie hängen. Wie lange, konnte sie hinterher nicht mehr sagen. Als El’Chan ihr den Befehl gab loszulassen, balancierte sie bereits den schmalen Grat zwischen Delirium und Ohnmacht entlang. Auch das war nichts Neues. Es hatte Phasen während der letzten Monde gegeben, da musste sie tagelang ohne Schlaf auskommen. Die anderen Assassinen nahmen Drogen, um diese Durststrecken zu überstehen. Jeder Assassine hatte quasi uneingeschränkten Zugang dazu. Sie selbst hatte die Rauschmittel verweigert. Sie nahm sie nur um abzuschalten, rauchte ein zwei Pfeifchen, wenn sie die innere Glut, die ihr manchmal zu Kopfe stieg, dämpfen wollte, und um ihre Gedanken geschmeidig zu halten. Nicht aber während der Ausbildung. Wenn man wirklich gut darin werden wollte, alles zu ertragen, musste man dazu bereit sein, noch mehr zu ertragen. Darum verzichtete sie auf den Rauschzustand zum Zwecke der Erleichterung.

Sie lag auf dem Boden, als sie wieder halbwegs bei Sinnen war. Zwei Wundärzte waren damit beschäftigt, ihre Verletzungen zu behandeln. Assef El’Chan war nirgendwo zu sehen.

„Das hätte genäht werden müssen“, bemerkte einer der beiden und zeigte auf die Narbe an ihrem Hals. Es war die lange Narbe über ihrer Kehle, die sie sich im Kampf gegen die Orks zugezogen hatte – mit ihrer magischen Zweililie. „Und was die Verletzung an Eurem Bauch anbelangt … Es ist ein Wunder, dass Ihr die überlebt habt.“

Der Mann war kein Aschraner. Seiner Aussprache nach kam er aus den Küstenstaaten.

„Ein Wunder …“, flüsterte Chara schwach. „Ich war einfach noch nicht so weit.“

Der Mann sah sie befremdet an. „Den Tod nimmt man nicht auf die leichte Schulter.“

Als der letzte Verband an seinem Platz saß, richtete sich Chara leise stöhnend auf und massierte sich die Fingerknöchel. „Wenn man ihn auf die schwere nimmt, wird er zu einer Belastung. Das macht die Sache mit dem Tod nicht leichter.“

Chara stand auf und blickte aus dem hohen Fenster, das neben zwei weiteren die Außenwand des Zimmers schmückte. Die Sonne war längst noch nicht aufgegangen, doch sollte sie bald nach Billus aufbrechen. Es war also an der Zeit zu packen und die Assassinenhochburg zu verlassen. Während in ihrem Rücken die Tür aufging und ein Mann mit einem Tablett eintrat, ging Chara durch den gegenüberliegenden Ausstieg auf die Brüstung hinaus. Weit unter ihr in der Oase Hadiy ragte der Turm Mon Asuls in den Himmel, Al’Jebals Machtsitz.

Wiedersehen

Als die ersten Sonnenstrahlen die noch kühle Morgenluft des Ljosdags, der ersten Trideade im Kranichmond, zögernd anwärmten, trat Thorn aus dem Tor des Nebenhauses in den Innenhof der Festung. An der Burgmauer entlang steuerte er den Hauptturm an, wo eine der beiden Wachen die schwere Holztür aufschob, die ins Turminnere führte. Bis auf die beiden Männer war ihm keine Menschenseele begegnet. Auch, als er die gewundene Treppe in die siebte Etage hochstieg, kam ihm niemand entgegen.

„Ich werde erwartet“, bemerkte Thorn auf Aschranisch, als er am Ende der Treppe den beiden Wachen gegenübertrat, die an der Doppelflügeltür zum Besprechungsraum Posten bezogen hatten.

„Und?“, gab der breitere der beiden Wachmänner in dunklem Gambeson und Kettenhemd barsch zurück.

Thorn warf einen unsicheren Blick in den Raum dahinter, der leer zu sein schien. „Ist das der Besprechungsraum?“

Ein knappes Nicken von Seiten der Wachen folgte.

„Na dann“, meinte Thorn leichthin und wollte sich zwischen den Männern hindurchschummeln. Sie hoben fast zeitgleich ihre Arme und hielten ihn mit einem harten Stoß gegen die Brust zurück.

„Euer Name“, befahl der Breite knapp.

Thorns Zähne knirschten kaum merklich: „Thorn Gandir.“

„Kħönnt aintreten.“ Die beiden Männer nahmen ihre Hände herunter und ließen ihn passieren. Erneut stellte Thorn fest, dass sich die Aussprache eines Aschraners deutlich von seinem Akzent unterschied. Egal wie sehr er sich auch abmühte, die Landessprache wie ein Einheimischer zu beherrschen, es würde ihm nie gelingen. Er hatte während der Zeit seiner Ausbildung Aschranisch gelernt und sich mittlerweile daran gewöhnt, die Sprache auch zu benutzen. Hier sprachen alle Aschranisch. Und allmählich erschien ihm die anfangs so befremdliche Sprache fast so vertraut wie seine Muttersprache.

Die Tür fiel knarrend hinter ihm ins Schloss. Ratlos musterte Thorn die leeren Stühle, die sich um die längliche, aus massivem Holz gefertigte Tafel reihten. Der halbrunde, karg eingerichtete Raum war menschenleer und still. Thorns weiche Lederstiefel verursachten auf dem steinernen Boden ein kaum hörbares Schlurfen, als er um den Tisch herum zu einem der fünf schmalen Fenster schritt, die auf der anderen Seite der Tafel einen Blick ins Freie gewährten.

Die Öffnungen in der Mauer waren verglast, ein Luxus, den er nur von den aufwändigsten Gebäuden Valianors her kannte. Thorn stieß die beiden Läden des ersten Fensters auf und steckte den Kopf ins Freie. Eine kühle Morgenbrise zerzauste seine Haare, als er seine Augen an der Turmmauer nach unten und schließlich über den Innenhof gleiten ließ. Von hier oben erschloss sich ihm die Verteidigungsanlage der Festung kaum besser als vom Burghof aus. Aber der Anblick der Wachposten, die über die Mauern patrouillierten und das Tor sicherten, vereitelten ohnedies jeden Gedanken an Flucht.

Flucht … wie oft hatte er in den letzten Monden mit diesem Gedanken jongliert. Flucht, Flucht, Flucht …

Als er seinen Kopf hob, bot sich Thorn ein neuer faszinierenderer Anblick. Vor seinen Augen breitete sich der dunkelblaue glitzernde Teppich des Meers der Ruhe aus. Das Bild jenseits der Mauern hinterließ eine Ahnung von der Größe und Erhabenheit Amaleas und Thorn wurde es für einen winzigen Augenblick leichter um seine Seele. Freiheit – das war es, was er zu fühlen glaubte, trotz seiner selbst gewählten Gefangenschaft und der trüben Aussicht auf eine Zukunft, die Ungewissheit und Angst versprach.

Ein leises Rauschen kündete von einem sanften Wellengang. Das ferne Krächzen von Möwen, die über den Wellen im Wind tanzten, trieb trotz der massiven Wehranlage dieses unerschütterliche Gefühl von Unendlichkeit über die Mauern an das Fenster heran. Er atmete tief ein und schloss die Augen. Seine Gedanken holten ihn zurück nach Alba. Bedächtig schritt er durch das grüne Meer aus Gräsern, die sanft vor ihm dahinwogten, während seine Hände über die Spitzen der knielangen Grashalme strichen. In der Ferne zeichnete sich der dunkelgrüne Teppich der Wälder ab, die Thorns Zuhause wurden – Albion. Thorn meinte, den Gesang einer Elfe zu hören …

Wir stehen an einer Gabelung, Thorn Gandir, und ich werde dir eine neue Richtung weisen. Du wirst dich wehren, wirst dich winden, du wirst zappeln und schreien, doch am Ende wirst du mir dankbar sein. Denn ich habe gerettet, was von dir noch übrig war. Und was ich geschaffen habe, halte ich am Leben.

Thorn fluchte leise und schaffte es damit, die Stimme aus seinen Träumen zu verdrängen. Albion … Es gehörte seiner Vergangenheit an. Hier in Billus gab es nichts, das an seine alte Heimat erinnerte. Hier in Billus war alles anders: Das kleine Zimmer, das er sich mit vier anderen teilte, war ärmlich eingerichtet. Nur selten bekam er einen seiner Mitbewohner zu Gesicht. Die Männer, die in der Festung untergebracht waren, kamen und gingen. Allein in den letzten sieben Monden hatte ein permanenter Wechsel seiner Zimmergenossen stattgefunden. Thorn hatte gar nicht erst versucht, mit einem von ihnen ins Gespräch zu kommen oder gar eine Art Freundschaft zu entwickeln. Er hatte sich bedeckt gehalten und seine Studien gemacht.

Seit Beginn seiner Dienste für den Alten beobachtete er nun in jedem freien Augenblick die Gepflogenheiten in und um die Festung. Zwischen Körpertraining, Kampfübungen, Sprachstudium und dem Perfektionieren seiner spezifischen Fähigkeiten versuchte er, die Strukturen innerhalb Al’Jebals Feste auszumachen. Und obwohl er bislang keinen freien Tag gehabt hatte, hatte er einige interessante Tatbestände feststellen können. Beispielsweise wurde dafür gesorgt, in das Gefüge innerhalb der Burgmauern eine gewisse Unruhe zu bringen – eine Strategie, die gewährleistete, dass keine zwischenmenschlichen Bindungen aufkommen konnten. Nicht nur um Thorn scharten sich nur kurzfristig dieselben Leute, er sah auch andere nie längerfristig in derselben Gesellschaft und nur wenige unter ihnen suchten überhaupt Kontakt. Die Übungseinheiten wurden zwar in kleinen Gruppen besucht, aber diese waren so zusammengestellt, dass man die bekannten Gesichter ausschließlich in einer einzigen Disziplin sah und sonst nirgendwo. Nicht einmal beim Essen hatte Thorn je ein bekanntes Gesicht aus einer seiner Schulungen gesehen. Demnach musste es mehrere Speisesäle geben.

Es waren die unterschiedlichsten Leute unterschiedlichster Herkunft, aber die meisten stammten, ihrer Aussprache nach, aus Aschran. Diejenigen, die Thorn zu Gesicht bekam, waren eindeutig Krieger oder zumindest im Kampf erfahren. Er vermutete, dass einige Schwertkämpfer aus den Küstenstaaten kamen, einer aus Anbar, ein Bogenschütze aus Tego und ein Speerkämpfer aus Chryseia. Es waren auch Frauen unter den Auszubildenden. Nur gab es leider keinen freien Augenblick, um sich ihnen anzunähern oder sie besser kennen zu lernen.

Jeder in der Festung schien sich selbst der Nächste zu sein. Es gab auch keine Möglichkeit, die Festung ohne abgestellte Begleitung zu verlassen, einer der irritierendsten Aspekte seines neuen Zuhauses. Er sah keine Gelegenheit, sich abzusetzen. Selbst innerhalb dieser Mauern hatte er stets das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Bislang hatte er unmöglich feststellen können, wieviele Leute überhaupt in Al’Jebals Diensten standen. Ein paar wenige, viele? Er hatte keine Ahnung.