Kapitel 1 – Tyler

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Leichter Regen fällt auf die Windschutzscheibe von Keiths schnittiger Corvette. Ich mag den sportlichen Wagen. Aber werden wir ihn noch fahren, wenn wir erst ein Baby haben?

Mein Gott, was habe ich nur für Gedanken! Ich bin Mitte 20, Keith Anfang 30. Über Kinder haben wir noch nie gesprochen. Beide stehen wir voll in unserem Beruf. Na ja, ich arbeite als Model und Keith ist einfach Keith. Er hat genug Geld geerbt, um sich ein angenehmes Leben erlauben zu können, und beschäftigt sich im Grunde nur damit, reichen Amerikanern das Golfspielen beizubringen, was er sich natürlich gut bezahlen lässt. Er war Profispieler und hat noch nie viel mehr getan, als auf den großen Turnieren mitzumischen. Golf ist sein Leben.

Seit meinem 16. Lebensjahr bewundere ich ihn, aber es sollten noch einige Jahre vergehen, bevor ich diesem Traum von einem Mann persönlich begegnet bin. Und kurz darauf hat es auch schon zwischen uns gefunkt.

Kennengelernt haben wir uns bei einer Charity-Veranstaltung des Golfclubs, bei der er Ehrengast war. Mittlerweile sind wir sieben Jahre zusammen und ich bin immer noch wahnsinnig verliebt, wie am ersten Tag. Keith ist einfach mein Märchenprinz.

Mein Blick gleitet nach draußen auf die dunkle Straße, die vor uns liegt. Wir haben das Wochenende wie so oft in seinem Strandhaus verbracht. Aber dieses Mal war es irgendwie anders. Ich will ja nicht darauf herumreiten, dass wir keinen Sex hatten. Das kommt in der Regel selten vor, wenn wir Zeit miteinander verbringen. Doch in den letzten Wochen hat unser Sexualleben sehr gelitten und gestritten haben wir auch häufiger als zu Beginn unserer Beziehung.

Deshalb habe ich auch versucht, ihn mit einem Strip aus der Reserve zu locken, ihn anzumachen, wie ich es schon oft getan habe. Normalerweise schlafen wir dann spontan miteinander und es ist verdammt gut. Doch dieses Mal war Keith immun gegen meine Annäherungsversuche.

Er war überhaupt das ganze Wochenende verschlossen und distanziert, richtiggehend in sich gekehrt. Seine witzige und sorglose Art, das Leben zu nehmen, wie es kommt, scheint einfach verschwunden zu sein. Vor mir stand ein Mann, in dem eine Veränderung vorgegangen war, die mir fast Angst macht. Wo ist der geistreiche, lebenslustige Lover geblieben? Wo seine Spontaneität, mit der er mich immer wieder überrascht?

Ich kann mich noch genau an das Wochenende im letzten Sommer erinnern, als er mich an der Hand gepackt und mir zugezwinkert hatte, um dann raus an den Strand zu laufen und mich hemmungslos zu lieben. Im Schutz der Dunkelheit haben wir einfach die Hüllen fallen lassen. Ich habe mich verrucht gefühlt und es hat mich unheimlich angemacht, vielleicht sogar von irgendjemandem beobachtet zu werden. Wir waren beide noch von der Party mit unseren Freunden aufgeputscht und haben uns einfach frei und unbeschwert gefühlt.

Aber dieses Mal hatte Keith keine Lust auf solche kleinen Abenteuer. Er war die ganzen zwei Tage verschlossen und in sich gekehrt, wie eine Auster, die ihre Schalen fest geschlossen hält. Als würde er über irgendetwas nachgrübeln, das ihm Kopfzerbrechen bereitet. Ich hatte keine Chance, ihm näherzukommen. Er hat mich praktisch ausgeschlossen.

Warum spricht er nicht mit mir, wie er es sonst immer tut? Wir sind doch Seelenverwandte, haben keine Geheimnisse voreinander. Ich sehe mich noch, wie ich auf ihn zugegangen bin, als er auf dem Sofa saß, meine Arme um seinen Hals gelegt habe und er den Kopf gehoben und mich angeschaut hat. Da war ein seltsamer Ausdruck in seinem Gesicht, als wäre er ein Fremder, zu dem ich keine Verbindung mehr spüre. Nachdem ich ihn auf seine merkwürdige Stimmung angesprochen hatte, stand er auf, hauchte mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, lächelte mich an und sagte, dass er einfach Kopfschmerzen hätte, weil er die Nacht zuvor zu viel getrunken hätte.

Gestern habe ich mich mit dieser Erklärung zufriedengegeben und nichts weiter hineininterpretiert, aber als er heute Morgen immer noch in dieser melancholischen Stimmung war, machte ich mir zusehends mehr Gedanken.

Beim Frühstück auf der Terrasse war er in seine Zeitung vertieft. Okay, das ist nichts Ungewöhnliches. Aber auch später, als wir in unserem Lieblingsrestaurant zu Mittag aßen, war er verhältnismäßig still und lenkte das Gespräch auf neutrale Themen. Und seit wir auf dem Weg nach Hause sind, hüllt er sich noch mehr in Schweigen. Noch zehn Meilen und wir sind wieder in Boston. Die Fahrt über haben wir kaum ein Wort gewechselt. Jeder ist in seine Gedanken vertieft. Aber jetzt will ich es wissen.

»Keith?« Ich wende mich ihm zu und drehe das Autoradio leiser.

»Hm?«, brummt er nur leise, seinen Blick immer noch auf die Straße vor uns gerichtet.

»Was ist los? Das ganze Wochenende warst du so ruhig und auf Abstand. Du wolltest nicht einmal Sex mit mir. Hast du vielleicht Bedenken wegen der Hochzeit?«

Er seufzt genervt und trommelt mit dem Daumen auf das Lenkrad.

»Tyler, das mit der Hochzeit, ich meine ...«

»Was? Du willst doch jetzt keinen Rückzieher machen, oder?«, frage ich alarmiert. Das muss ein Scherz sein.

»Ich ... also, was soll ich noch weiter um den heißen Brei reden. Sandy und ich ...«

»Sandy? Was hat Sandy mit unserer Hochzeit zu tun?«, unterbreche ich ihn aufgebracht und ein dunkler Verdacht bauscht sich wie eine Gewitterwolke auf.

»Tyler, wir werden nicht heiraten.«

Diese Worte wirken wie eine Bombe und lösen sofort eine Panikreaktion in mir aus. Das hat er jetzt nicht gesagt! Ich muss träumen, muss mich verhört haben. Es war ein Witz, ganz einfach ein dummer Witz. Ich starre ihn an und merke, dass es kein Witz war. Keith hat Schuldgefühle, das sehe ich sofort an seiner steifen Haltung und seinem zerknirschten Gesichtsausdruck.

»Aber ...«, flüstere ich leise, worauf er nur entschuldigend mit den Schultern zuckt.

Wie ein Film laufen die letzten Wochen vor meinem geistigen Auge ab, während ich wie unter Schock aus dem Fenster starre.

Es ist alles geplant, die Einladungen verschickt, mein Brautkleid wurde von einer bekannten Modedesignerin kreiert und hängt bei meinen Eltern im Schrank. Die Location für den Empfang und die anschließende Feier ist gemietet. Wir reden seit Wochen von nichts anderem als dieser Hochzeit, die wir groß aufziehen wollten. Okay, ich rede davon, aber das ist auch völlig normal. Viele Freunde aus der High Society, Mode- und Golfszene wurden eingeladen, und jetzt sagt er mir nebenbei, dass die Hochzeit nicht stattfinden wird? Endlich erwache ich aus meiner Trance, in die mich seine Worte versetzt haben.

»Keith, das ist doch nicht dein Ernst«, sage ich und mein Herz fängt in meiner Brust wild zu schlagen an. »Wenn das ein Scherz sein soll, kann ich nicht darüber lachen.«

»Tyler, über so etwas würde ich keine Scherze machen. Ich meine es vollkommen ernst. Es wird keine Hochzeit geben.«

»Spinnst du? Warum denn?«

»Ich weiß, ich hätte es dir schon längst sagen sollen. Aber ...«

»Aber was?«, unterbreche ich ihn scharf.

»Also schön, Sandy und ich ... also, zwischen uns ist nicht nur Freundschaft, da ist mehr. Und das schon seit einigen Wochen. Irgendwann musst du es ja erfahren.«

Ich schließe kurz die Augen und spüre diese vernichtende Beklemmung in mir. Die Kälte, die von mir Besitz ergreift, nimmt mir kurz den Atem. Wie in einem Zeitraffer läuft mein Leben vor meinem inneren Auge ab: ich als Kind, wie ich über die Wiese meiner Eltern laufe, als Teenager beim Abschlussball in der Highschool, der Tod meines Hundes und dann meine große Liebe Keith, den ich schon immer angehimmelt habe. Sein Bild zerplatzt wie eine Seifenblase.

Als hätte ich den Knall tatsächlich gehört, drehe ich mich zu ihm um.

»Warum?«, hauche ich mit erstickter Stimme und spüre die Angst des Verlustes in mir.

Er zuckt nur die Achseln, als hätte er selbst keine Erklärung dafür. Dabei kann er mir noch nicht einmal in die Augen schauen.

»Verdammte Scheiße! Rede mit mir!«, brülle ich ihn an, greife nach seinem Oberarm und zerre kräftig daran, sodass er das Lenkrad verreißt.

Warum ich das tue und uns damit in Gefahr bringe, weiß ich auch nicht. Aber ich kann die Panik nicht mehr unterdrücken, die unaufhaltsam von mir Besitz ergreift und an die Oberfläche drängt. Keith lenkt heftig wieder zurück, als er viel zu weit auf die Gegenfahrbahn gerät und das Hupen und das Aufleuchten der Scheinwerfer eines entgegenkommenden Fahrzeuges mich wieder klar denken lassen.

»Tyler, hör auf damit, willst du uns umbringen?«, schreit er aufgebracht.

»Was erwartest du denn jetzt von mir?«, rufe ich gequält.

Wieder werden wir von einem entgegenkommenden Fahrzeug geblendet, dann wird es dunkel um uns herum. Das einzige Geräusch, das neben der Stimme des Moderators im Radio die Stille durchbricht, ist der Scheibenwischer, der stetig von links nach rechts schwenkt und den stummen Nieselregen von der Windschutzscheibe verdrängt. Wie gebannt folge ich der Bewegung. Schließlich bricht Keith das bedrückende Schweigen zwischen uns. Er rutscht auf seinem Sitz wieder in eine bequeme Position und entspannt sich.

»Tyler, es tut mir leid. Was soll ich sagen?«

»Es tut dir leid? Ist das alles?«, schreie ich. Wie aus einem bösen Traum erwacht, spüre ich Wut und Verzweiflung in mir aufsteigen.

»Was willst du jetzt hören?«

»Auf jeden Fall nicht diesen Scheiß. Nach sieben gottverdammten Jahren habe ich etwas mehr verdient, denkst du nicht?«

Ich spüre, wie mir alles entgleitet, das mir im Leben etwas bedeutet. Wie er mir entgleitet und sich eine große Kluft zwischen uns auftut. Mein Leben, meine Liebe zu Keith, meine Zukunft, die ich mir in den schönsten Farben ausgemalt hatte, ist vorbei. Übrig geblieben sind nur noch ein Scherbenhaufen und meine geplatzten Mädchenträume. Ich wollte so gerne ein Kind von ihm. Habe mich mit ihm auf der Veranda des Strandhauses gesehen, während unsere Kinder im Sand spielen.

Keith war mein Traum! Keith war alles, was ich jemals wollte. Er war der erste Mann, mit dem ich geschlafen habe. Alles dahin! Wie eine Seifenblase zerplatzt! Diese paar Worte haben genügt, um mich in ein tiefes Loch zu stürzen, mir den Atem zu nehmen und meine Seele in eine Geisterstadt zu verwandeln. Und als wollte das Schicksal meinen Gemütszustand noch untermauern, singt Adam Lambert im Radio seinen Song »Ghosttown«. Ich liebe dieses Lied, habe es jedes Mal mitgesungen, wenn es im Radio lief, und es auf alle meine Geräte geladen, um es immer und überall hören zu können. Aber jetzt wird es mir zur Qual. Kopflos schalte ich das Radio aus, was es auch nicht besser macht. Im Gegenteil, ich kann die Stille um mich herum nicht ertragen. Sein Schweigen, das mir sagt, dass ich ihn verloren habe, und meine bohrenden Gedanken, in denen ich Sandys falsches Lächeln vor mir sehe.

»Fickst du sie?«, frage ich erstickt.

Endlich habe ich ihn aus der Reserve gelockt. Er dreht kurz den Kopf zu mir und schaut mich an, als wäre ich verrückt geworden.

»Tyler, darum geht es doch nicht.«

»Ach nein? Worum geht es dann? Besorgt sie es dir besser als ich?«

»Das hat damit überhaupt nichts zu tun«, fährt er mich an.

»Also doch, dachte ich’s mir doch.«

»Es ist einfach passiert. Ich weiß auch nicht.«

»Du machst es dir ziemlich leicht«, halte ich ihm vor.

»Glaubst du, ja?«, sagt er wütend. »Seit Tagen quäle ich mich damit herum, wie ich es dir so schonend wie möglich sagen kann.«

Ich lache erstickt auf. Tolle Sache. Am Ende soll ich noch schuld sein und er der zu Bemitleidende. Was habe ich nur falsch gemacht?

»Eine Sache wird nicht besser, wenn man sie verschweigt. Und ich dachte, ich könnte dir vertrauen«, sage ich zutiefst getroffen.

»Ich habe dich nie belogen oder betrogen.«

»Aber jetzt hast du es getan.«

»Glaubst du, ich fühle mich gut damit?«

»Warum hast du es dann getan? War ich dir nicht mehr genug?«

»Das mit Sandy, das war einfach ...« Ihm fehlen die Worte.

»Liebst du sie?«, stelle ich die Frage, die mir unglaublich schwer über die Lippen kommt.

»Ich weiß es nicht. Vielleicht«, stammelt er.

»Was ist mit uns?« Ein letzter verzweifelter Versuch von mir, ihn wieder zurückzuholen. Dabei weiß ich genau, dass es vorbei ist.

»Das mit uns ... es ist zur Gewohnheit geworden. Es tut mir leid«, sagt er leise und ich schließe die Augen.

Ein kläglicher Versuch, das Unvermeidliche aufzuhalten, meinen Schmerz einfach zu ignorieren. Ich bin zur Gewohnheit geworden!

»Bedeutet dir die Zeit mit uns so wenig? Was habe ich falsch gemacht? Was hat sie, das ich nicht habe?«

Keith schüttelt nur leicht den Kopf. Ich spüre, dass ihn diese ganze Sache belastet. Dennoch hat er mich bereits aus seinem Leben gestrichen.

»Es liegt nicht nur an dir, Tyler. Ich habe mich verändert, du hast dich verändert. Aber wir haben uns nicht in die gleiche Richtung bewegt. Vielleicht war es diese verdammte Hochzeit, ich weiß es nicht«, sagt er genervt.

»Willst du mir die Schuld in die Schuhe schieben, weil ich dich mit der Hochzeit gedrängt habe?«, frage ich ungläubig. Das ist wieder mal typisch. Jetzt, wo es raus ist, schert er sich einen Dreck darum, wie ich mich fühle.

»Im Grunde war es doch deine Idee. Es lief alles perfekt zwischen uns. Warum also noch heiraten?«

»Du hast überhaupt nichts kapiert«, sage ich kopfschüttelnd.

»Mag sein, dass ich in dieser Angelegenheit nicht aufrichtig dir gegenüber war. Das war ein Fehler. Ich hätte es dir gleich sagen sollen. Dabei musst du doch gespürt haben, dass ich im Grunde gar nicht heiraten wollte. Aber du warst viel zu sehr in deinem Wolkenkuckucksheim gefangen, um dir Gedanken zu machen, was ich will. Hast deinen Mädchenträumen nachgehangen und dir die Welt in rosaroten Farben ausgemalt. Aber das ist sie nicht.«

»Du bist so ein Idiot, Keith. Ein egoistisches Arschloch. Und von dir wollte ich mal Kinder haben!«, fauche ich ihn an.

»Du bist doch selbst noch ein Kind.«

»Das ist doch wohl nicht meine Schuld! Du wolltest doch immer alles selbst machen. Über alles wolltest du die Kontrolle behalten. Immer hast du mir alles abgenommen, weil du es so wolltest.«

»Das war dir doch sehr angenehm.«

»Mag sein, aber jetzt sehe ich das anders.« In diesem Moment wird mir klar, dass ich noch nie wirklich auf eigenen Beinen gestanden habe. Immer war jemand da, der mir den Weg geebnet und mir Entscheidungen abgenommen hat. Erst war es meine Mom und dann Keith. Es wird Zeit, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Keith schweigt, ihm sind wohl die Argumente ausgegangen. Sandy schleicht sich wieder in meine Gedanken. Sie ist ganz anders als ich, stark und selbstbewusst. War das der Kick, der bei Keith den Ausschlag gegeben hat? Ist sie mehr Frau als ich?

»Seit wann? Seit wann geht das schon so?«, will ich wissen.

Warum tue ich mir das an? Warum frage ich ihn? Es kann mir doch scheißegal sein. Er hat es zugegeben und damit den Bruch zwischen uns verursacht. Er wird mich verlassen. Dieser Gedanke schnürt mir die Kehle zu und die Tränen drängen sich jetzt immer massiver an die Oberfläche.

»Das ist doch ganz egal«, erwidert er harsch.

»Nein, ist es nicht«, brülle ich zurück.

»Warum quälst du dich damit?«, umgeht er meine Frage.

»Was mich quält oder nicht, ist immer noch meine Sache. Du hast dir auch keine Gedanken darum gemacht, als du mit Sandy gevögelt hast, oder?«

»Hör endlich auf damit«, fährt er mich an.

»Einen Scheiß werde ich. Du bist mir verdammt noch mal eine Erklärung schuldig.«

»Können wir das nicht zu Hause besprechen?«

Zu Hause? Damit meint er sein Haus in der noblen Wohngegend in Boston, in dem ich mit ihm wohne. Alles gehört ihm, die Möbel, das Geschirr, das Entertainmentsystem, einfach alles. In diesem Moment kann ich die körperliche Nähe zwischen uns nicht mehr ertragen. Ich will allein sein mit meinem Schmerz. Wenn ich noch gehofft hatte, zwischen uns könnte alles wieder so werden wie zu Beginn unserer Beziehung, dann wurde ich gerade bitter enttäuscht. Plötzlich ist er wie ein Fremder für mich. Ich darf ihn nicht mehr berühren, darf ihn nicht mehr an mich drücken und werde von ihm nicht mehr geliebt.

Keith gehört jetzt einer anderen. Nein, im Grunde gehört er schon seit einigen Wochen nicht mehr zu meinem Leben. Es war alles nur ein Trugbild, eine Fassade, hinter der er sich versteckt hat und mich glauben ließ, wir hätten eine Zukunft. Aber er hat mich betrogen! Seit Wochen hat er mich mit ihr betrogen. Hat er dieses Wochenende auch mit ihr geschlafen? Oder die Wochenenden davor? Sandy war in letzter Zeit häufig dabei, wenn wir uns mit Freunden getroffen haben. Warum habe ich die Zeichen nicht erkannt? Warum habe ich nie die Blicke zwischen ihnen bemerkt, wenn sie sich heimlich davon geschlichen haben? Haben sie es in unserem Bett im Strandhaus getrieben? Mein Gott, wenn ich mir vorstelle, dass es unsere Freunde bereits wussten, nur ich nicht.

Sandy, diese Schlange, vögelt meinen Verlobten, in unserem Strandhaus, in unserem Bett, während unten die Party steigt und ich mich mit meinen Freundinnen über die Wäsche unterhalte, die ich in der Hochzeitsnacht tragen werde. Bei dem Gedanken wird mir schlecht.

»Wie konntest du mir so etwas antun? Wie konntest du sie ins Strandhaus einladen, während du noch den glücklichen Bräutigam spielst? Ich hasse dich!«, brülle ich ihn an.

»Es tut mir leid.«

»Es tut dir leid! Verdammt, du hast mit ihr geschlafen. Oben in unserem Schlafzimmer«, sage ich ihm auf den Kopf zu.

»Ja, ich habe mit ihr geschlafen, aber nicht in unserem Schlafzimmer.« Nach einer kurzen Pause fügt er an: »Es war im Bad.«

Als ob das einen Unterschied machen würde. Wieder schließe ich die Augen, sehe sie auf dem Waschtisch sitzen, er vor ihr, wie er hart in sie eindringt. Mich hat er niemals auf dem Waschtisch gevögelt. Ich höre ihre Lustschreie und sein Stöhnen, während der Schweiß über seinen Rücken läuft. Sehe ihr verräterisches Lächeln, ihre Brüste, die auf und ab wippen, während ich unten die perfekte Gastgeberin spiele. Wie sie beide über meine Unwissenheit lachen, als sie kurz darauf zum Höhepunkt kommen.

»Du bist das letzte Arschloch. Lass mich aussteigen, sofort!«

»Tyler, sei doch vernünftig und wir reden über alles, wie zivilisierte Leute. Ich wollte nicht, dass sie ...«

Ich schaue aus dem Seitenfenster und beiße mir auf die Lippen, um Schmerz zu spüren, bevor die Höllenqualen in meinem Inneren mich zerreißen.

»Hör auf!«, unterbreche ich ihn und drücke die Hände auf meine Ohren. »Ich will das nicht hören.« Mittlerweile bin ich in Tränen aufgelöst und unsagbare Wut und Verzweiflung beherrschen mich.

»Lass mich aussteigen!«, verlange ich noch einmal von ihm. Er setzt den Blinker und fährt auf den Standstreifen.

»Tyler, lass uns doch vernünftig über alles reden. Aber nicht hier, zu Hause, okay?«

»Welches Zuhause?«

Ich blinzle ihn mit zusammengekniffenen Augen an und würde ihm am liebsten ins Gesicht spucken. Aber ich beherrsche mich, greife stattdessen zum Türgriff, lasse die Tür aufschwingen und springe hinaus in die dunkle Nacht.

Es regnet jetzt stärker und ich habe nur ein dünnes Leinenkleid und Sandalen an. Aber das ist mir egal. Ich gehe einige Meter die Straße entlang, bis ich aus dem Scheinwerferkegel seines Wagens verschwunden bin, und lasse den Tränen jetzt freien Lauf. Ich höre noch, wie Keith meinen Namen ruft. Einmal, zweimal, dreimal, dann verstummt er, knallt die Wagentür zu und fährt an mir vorbei. Einige Meter weiter hält er an. Ich sehe die roten Rückleuchten in der Finsternis aufblitzen. Wieder öffnet er die Tür und ruft meinen Namen, doch ich bleibe in der Dunkelheit stehen. Er steckt den Kopf aus dem Wagen und schreit mir entgegen, dass ich endlich vernünftig sein und wieder einsteigen soll. Aber darauf kann er lange warten.

Kapitel 2 – Wyatt

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Ein hartes und schier endloses Wochenende in der Klinik liegt hinter mir. Aber auch der letzte Bereitschaftsdienst, den ich in diesem Monat zu leisten habe. Endlich sitze ich in meinem Geländewagen und steuere Richtung Norden. Raus aus der Stadt.

Drei Notfälle allein gestern Nacht. Wenn ich an die junge Frau denke, deren Gesicht von den vielen Schnittverletzungen gezeichnet war, könnte ich jetzt noch aus der Haut fahren und den Kerl, der dafür verantwortlich ist, eigenhändig umbringen. Immer wieder habe ich ihr geraten, die Polizei einzuschalten, aber sie hat sich strikt geweigert. Das nächste Mal könnte es ihren Tod bedeuten. Aber ich kann nichts machen, solange sie keine Anzeige erstattet. Ich habe sie sowieso schon zu sehr bedrängt, diesen Scheißkerl von Ehemann anzuzeigen und ihrer beschissenen Situation ein Ende zu bereiten. Sie wollte nichts davon hören. Es ist immer wieder das Gleiche. Also habe ich mein Bestes gegeben und ihre Verletzungen so gut wie möglich behandelt.

Ich bin Profi, wenn es darum geht, den Frauen das zu geben, was ihnen am wichtigsten erscheint: ihre Jugend und ein strahlendes Aussehen. Nicht, dass ich mich damit wichtigmachen muss. Das habe ich nicht nötig. Ich bin Arzt aus Überzeugung und nicht des Geldes oder des Ansehens wegen, wie es bei vielen meiner Kollegen der Fall ist.

Wieder sehe ich die verletzte Frau auf dem OP-Tisch liegen. Sie ist noch so verdammt jung und hat schon alle Chancen vertan, weil sie sich auf den falschen Mann eingelassen hat. Sie hat ihr Leben an einen gewalttätigen Säufer verschenkt. Wenn alles gut verheilt, dürften später keine größeren Narben zu sehen sein und den Rest erledigt ein wenig Make-up.

Jetzt freue ich mich nur noch auf eins: einen entspannten Abend bei Celeste in ihrem Etablissement zu verbringen. Celeste betreibt eines jener Häuser, über die viele Leute die Nase rümpfen. Dabei verdrängen sie nur ihre Fantasien. Sie sollten lieber ehrlich zu sich selbst sein und ihre Neigungen nicht unterdrücken. Was ist schon dabei, Sex einmal anders zu erleben? Intensiver und hemmungsloser. Celeste hat mir für den heutigen Abend etwas Besonderes versprochen. Bei dem Gedanken daran, wie eine Frau sich mir unterwirft, sich von mir leiten lässt, wird mein kleiner Freund in der Hose zusehends munterer. Ich liebe das Spiel um die Macht, den kontrollierten Sex, genau wie meine Partnerinnen, die sich gerne von mir leiten lassen, um am Ende den perfekten Orgasmus zu erleben. Genau darum geht es bei Celeste: sich fallenzulassen und alle Tabus zu ignorieren.

»Geduld, mein Kleiner, du wirst heute schon auf deine Kosten kommen. Mir steht der Sinn nach hartem, versautem Sex«, sage ich leise.

Ein Lächeln zieht sich über mein Gesicht, während ich die Musik im Radio lauter drehe und mir vorstelle, wie meine Partnerin sich in Ekstase auflöst, nachdem sie meinen Schwanz mit ihrem Mund zu voller Größe gebracht hat und ich später alle Emotionen aus ihr hervorficken werde. Schon ganz in Gedanken bei dem bevorstehenden Abend gebe ich noch ein wenig mehr Gas.

Und dann sehe ich sie. Beinahe hätte ich sie angefahren. Geistesgegenwärtig bremse ich ab und reiße dann das Lenkrad zur Seite, um ihr auszuweichen. Es ist eine Frau, die mutterseelenallein auf der Straße unterwegs ist. Mit zusammengekniffenen Augen schaue ich in den Rückspiegel, um sie besser zu erkennen. Es regnet stark, der Wind klatscht ihr die triefend nassen Haare ins Gesicht und sie trägt nur ein dünnes weißes Kleid. Ich fahre auf den Standstreifen und lege den Rückwärtsgang ein. Langsam nähere ich mich ihr, bis ich sie erreicht habe, und fahre ein Stück neben ihr her. Dann lasse ich die Scheibe herunter und lehne mich auf die Beifahrerseite.

»Hey, Sie, was machen Sie in dieser gottverlassenen Gegend, so ganz allein? Hatten Sie einen Unfall? Brauchen Sie Hilfe?«, frage ich.

Die Frau läuft mit gesenktem Kopf einfach weiter. Ihr Kleid klebt ihr nass am Körper und lässt zwei wunderschöne Brüste darunter hervorscheinen. Verdammt, sie trägt keinen BH und der Slip, der sich dünn durch den Stoff abzeichnet, ist nur ein Hauch von nichts. Ihre Beine sind mit Regenwasser und Schlamm bespritzt und ihre rotbraunen Haare kleben ihr strähnig auf den Schultern.

Jetzt dreht sie sich um und verschränkt die Arme vor dem Körper. Ihr Make-up ist verlaufen, anscheinend hat sie geweint. Nein, nicht anscheinend. Sie hat geweint, das erkenne ich ganz deutlich. Das Regenwasser, das ihr aus den Haaren tropft, gepaart mit den Tränen, die ihr über die Wangen laufen, und den geröteten Augen lassen sie verletzlich wirken.

Sie ist hübsch, soweit ich das aus dem Wagen und bei der Dunkelheit erkennen kann. Nein, sie ist wunderschön. Auch wenn ihre Haare klatschnass in ihrem Gesicht kleben und die Mascara an ihren Wangen herunterläuft, was sie wie einen Vampir wirken lässt. Für mein Empfinden ist sie eine Spur zu schlank, und trotzdem an den entscheidenden Stellen mit den Kurven gesegnet, die eine Frau haben sollte, um einen Mann in den Wahnsinn zu treiben.

»Reicht es nicht, dass Sie mich fast angefahren haben? Hauen Sie doch einfach ab«, erwidert das Zauberwesen giftig und geht unbeirrt weiter.

Das weckt mein Interesse. Wenn ich geglaubt habe, es hier mit einer verschüchterten jungen Frau zu tun zu haben, die vielleicht einen Unfall hatte oder, schlimmer noch, sogar überfallen wurde, dann habe ich mich gründlich getäuscht und das wiederum beruhigt mich ungemein. Diese Amazone werde ich mir wohl genauer anschauen müssen. Jetzt greife ich zum Griff der Beifahrertür und öffne sie.

»Steigen Sie ein, ich nehme Sie mit. Sie können nicht mitten in der Nacht auf der Straße herumirren. Wer weiß, wem Sie in die Hände fallen.«

»Ach, und warum sollte ich gerade in Ihren Wagen steigen?«, gibt sie bissig zurück.

»Zuckerpüppchen, ich bin Arzt. Ich helfe den Menschen und füge ihnen keine Schmerzen zu.« Okay, in der Regel ist es so. Mit welchen Spielchen ich mich nach Feierabend beschäftige, braucht die Zuckermaus nicht zu interessieren. »Vor mir brauchen Sie keine Angst zu haben«, erkläre ich dennoch. »Noch nicht, Süße«, setze ich leise hinzu. Was die Kleine aber nicht hören kann, da es vom Wind verschluckt wird.

Ich muss herausbekommen, warum diese Frau mitten in der Nacht allein auf der Straße unterwegs ist.

Unbeirrt geht sie weiter. Schnell will sie die Straße überqueren und stolpert mir dabei fast vor den Wagen. Im Scheinwerferlicht erkenne ich sie. Es ist die Freundin von Sunday und Angel, die ich vor einiger Zeit im Club kennengelernt habe. Wie heißt sie noch? Das darf doch nicht wahr sein. War sie damals nicht mit diesem Golfspieler liiert? Sie sprachen von Hochzeitsvorbereitungen. Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Es ist Tyler. Die Kleine ist mir damals schon aufgefallen. Gerne hätte ich mit ihr geflirtet und vielleicht sogar was mit ihr angefangen. Aber sie war vergeben.

Was macht sie hier allein?

Ich lasse die Scheibe herunter und lehne mich aus dem Wagen.

»Tyler?«

Erschrocken dreht sie sich um.

»Woher kennen Sie meinen Namen? Lassen Sie mich endlich in Ruhe und hauen Sie ab.«

»Ich bin Wyatt. Wyatt Jackson. Wir haben uns vor Kurzem im Dark Angel kennengelernt. Erinnerst du dich nicht mehr? Angel hat uns bekanntgemacht.«

Überrascht starrt sie mich an und dann scheint auch sie sich an unsere erste Begegnung zu erinnern. Ihre Gesichtszüge entspannen sich und ein erleichterter Ausdruck erhellt ihre Augen.

»Wyatt? Oh mein Gott. Tut mir leid, wenn ich dich nicht gleich erkannt habe. Ich meine, in deinen Arztklamotten siehst du ganz anders aus. Außerdem hattest du damals einen Bart, wenn ich mich richtig erinnere. Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen, aber ich habe einen fürchterlichen Abend hinter mir.«

»Schön, dass du dich noch an mich erinnerst. Willst du nicht endlich einsteigen, damit wir hier verschwinden können? Vor mir brauchst du wirklich keine Angst zu haben.«

Sie zögert noch und schaut mir direkt in die Augen, als ob sie so meinen Charakter einschätzen könnte. Dann lächelt sie mich an, geht um den Wagen herum und öffnet die Tür.

»Ich glaube, noch nasser kann ich ohnehin nicht werden. Also schön, ich muss nach Boston«, willigt sie schließlich ein.

»Steig ein und mach es dir gemütlich, wenn du kannst.«

»Sehr witzig«, kontert sie angesichts ihrer nassen und verschmutzen Kleidung, die ihr unangenehm am Körper kleben muss.

Sie wird mir die teuren Ledersitze ruinieren, aber das ist mir im Moment scheißegal. Ihre Lippen zittern vor Kälte und ihre Nippel sind zu kleinen Knospen zusammengezogen

»Na also, da muss ich auch hin«, sage ich.

»Und warum fährst du dann in die entgegengesetzte Richtung?«, gibt sie kurzangebunden zurück.

»Das Gleiche könnte ich dich fragen.«

Sie grinst mich an und steigt ein.

Dabei bleibt sie mit den Sandalen am Türrahmen hängen und stolpert mir praktisch entgegen, bevor sie sich wieder fängt und ich ihr auf den Beifahrersitz helfen kann.

Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Respekt, schlagfertig ist die kleine Lady.

»Weil ich etwas übrig habe für Amazonen, die nachts allein auf einer einsamen Straße herumgeistern«, antworte ich mit einem Grinsen im Gesicht. »Ich mache das regelmäßig.«

»Was?«

»Frauen, die ausgesetzt wurden, von der Straße aufzugabeln«, ziehe ich sie auf.

»Deine Ironie kannst du dir sparen. Ich bin heute nicht besonders zugänglich für blöde Sprüche.«

»Tut mir leid, ich wollte dich nur aufheitern. Vielleicht erzählst du mir, was du hier draußen verloren hast.«

Tyler schaut weiter stur nach vorne, während ihre Zähne vor Kälte klappern. Ich drehe die Klimaanlage hoch, sodass jetzt angenehme Heizungsluft das Innere des Wagens erwärmt.

»Ich glaube nicht, dass du dir das wirklich anhören willst. Bring mich einfach in die Stadt, okay?«

Zu gerne wüsste ich, was geschehen ist. Aber ich sollte lieber warten, bis sie sich beruhigt hat, statt sie sofort mit Fragen zu bombardieren.

»Okay. Wo kann ich dich absetzen?«, frage ich stattdessen.

Sie scheint kurz zu überlegen. Dann nennt sie mir eine Adresse in Boston. Es ist nicht weit weg von meinem Haus, was bedeutet, dass sie gut betucht sein muss, um sich diese Wohngegend leisten zu können. Das Wasser tropft ihr aus den Haaren und ihr Make-up ist verschmiert, aber als sie die nassen Strähnen aus ihrem wunderschönen Gesicht streicht, fällt mir zum zweiten Mal ihre natürliche Schönheit auf, die mich bereits im Club beeindruckt hat.

Endlich wirkt sie erleichtert und die Anspannung verschwindet aus ihrem Körper, als sie sich gegen die Kopfstütze lehnt. Sie wendet sich mir zu und mustert mich.

»Du kommst wohl direkt aus dem Krankenhaus.«

»Ja, ich hatte Spätdienst und habe es tatsächlich nicht geschafft, mich noch umzuziehen. Das hätte ich ...«, schnell unterbreche ich mich. Tyler muss nicht wissen, wohin ich eigentlich unterwegs war.

»... zu Hause getan«, spricht sie die Worte aus, die mir locker von den Lippen kommen sollten.

»Ja, ... zu Hause.«

»In diesem Outfit wirkst du nicht wie der Draufgänger, den ich im Club kennengelernt habe. Besonders ohne Bart. Das hatte so was Verwegenes. Nachts Barbesitzer und tagsüber Arzt. Passt irgendwie nicht so richtig zusammen.«

»Findest du? Vielleicht sollte ich den Bart wieder wachsen lassen, um ein wenig von meinem draufgängerischen Touch zurückzubekommen. Ich könnte sonst noch Komplexe bekommen.« Dabei schüttle ich lächelnd den Kopf. Tyler gefällt mir von Minute zu Minute besser. »Willst du mir wirklich nicht erzählen, was du hier draußen allein zu suchen hast?«, versuche ich es noch einmal.

Sie zögert noch, beißt sich auf die Unterlippe und wirkt wie ein Häufchen Elend.

»Ist es denn so schlimm, dass du nicht darüber reden kannst?«

»Schlimmer.«

»Darf ich raten? Es hat irgendetwas mit deinem Verlobten zu tun, stimmt’s?«

Tyler schaut auf ihre Hände, die sie im Schoß ineinander gekreuzt hält und nickt stumm.

»Was hältst du von einem Drink und wir reden darüber?«

Tyler zögert immer noch.

»Ich bin ein guter Zuhörer. Und ich bin froh, dass ich es war, der dich aufgelesen hat«, versuche ich es noch einmal. Ich will Tyler nicht einfach so gehen lassen.

Ash hatte damals schon recht, Tyler interessiert mich und jetzt ist der richtige Moment, ihr näherzukommen. Und wenn es nur auf freundschaftlicher Ebene ist. Vorerst zumindest.

»Ich weiß nicht. Ich könnte wirklich jemanden zum Reden gebrauchen. Aber wir kennen uns doch kaum.«

»Vielleicht genau aus diesem Grund. Ich sehe die Angelegenheit neutraler als jemand, der dir nahesteht. Und so fremd bin ich nun auch wieder nicht. Außerdem bin ich Arzt und unterliege der Schweigepflicht. Stell dir vor, du redest mit deinem Pfarrer«, sage ich scherzhaft und tatsächlich, Tyler hebt den Kopf und verzieht die Lippen zu einem Lächeln.

»Ehrlich?«

»Ja, klar.«

Ich kann Tyler einfach nicht traurig sehen und hoffe, sie mit dieser Äußerung aus der Reserve gelockt zu haben, was mir auch gelungen ist. Denn jetzt fängt sie tatsächlich an zu lachen. Ich kann mich nur anschließen.

»Ein merkwürdiger Vergleich, das musst du schon zugeben. Ich möchte es mir gar nicht erst vorstellen«, sagt sie immer noch lachend und schaut mir in meine stahlblauen Augen.

Das Funkeln in ihren ist mir nicht entgangen. In diesem Moment habe ich Celeste und den Abend, auf den ich mich gefreut habe, vergessen. Bye, bye, Celeste. Welcome, Tyler!

»Also gut. Warum eigentlich nicht«, willigt sie ein.

»Ich kenne eine kleine Bar, die um diese Uhrzeit noch offen hat.«

»Warum stehen wir dann noch hier rum?«

Ich lächle sie an, wende den Wagen und fahre Richtung Boston.


Die letzten Meilen bis in die Stadt schweigen wir. Ab und zu wage ich einen unauffälligen Blick in ihre Richtung. Tyler sitzt entspannt auf dem Beifahrersitz und hat seit ein paar Minuten die Augen geschlossen. Ihr Kleid ist fast getrocknet, nachdem ich die Sitzheizung eingeschaltet und die Klimaanlage um einige Grad weiter nach oben gedreht habe, dass mir fast der Schweiß ausgebrochen ist. Aber Tyler hat so gezittert – ob es vor Kälte oder Verzweiflung war, kann ich nicht sagen –, dass ich nicht anders konnte, als es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Aber jetzt hat sie sich wieder gefangen und wirkt gefasst.

»Tyler, wir sind da.« Sie öffnet die Augen und rutscht im Sitz nach oben. »Hast du geschlafen?«, frage ich.

»Nein. Nur nachgedacht.«

Ich stelle den Wagen in eine Parkbucht, steige aus und öffne ihr die Beifahrertür. Verwundert steigt sie aus und schaut mich an.

»Was ist?«

Sie schüttelt sprachlos den Kopf. »Nichts. Mir hat nur schon lange kein Mann mehr die Tür aufgehalten. Das ist alles.«

»Und von mir hättest du das am allerwenigsten erwartet?«

»Sei nicht albern. Ist das die Bar?«, dabei zeigt sie auf die andere Straßenseite und ich nicke.

»Mein Kleid ist fast trocken. Aber ich sehe sicher aus wie eine Vogelscheuche«, stellt sie fest, als sie an sich herunterschaut, nachdem sie aus dem Wagen ausgestiegen ist. Dann gleitet ihr Blick an mir herunter. »Wir müssen schon ein komisches Paar abgeben. Du in deinen Arztklamotten und ich in einem zerknitterten Kleid und Haaren, die aussehen, als hätte ich gerade die Rallye Paris-Dakar auf einem Motorrad hinter mir.«

Ich muss grinsen.

»Mich interessiert nicht, was andere denken. Für mich bist du schön. Darf ich?«, frage ich und stehe jetzt ganz dicht vor ihr.

»Was hast du ...« Weiter kommt sie nicht, denn schon habe ich eine Hand in ihren Nacken gelegt und mit meinem Finger die letzten Reste Mascara von ihrem Gesicht gewischt.

»Perfekt!«

Ich sehe, dass sie schlucken muss und den Mund ein wenig öffnet. Sie hat wunderschöne, volle Lippen, die leicht nach oben geschwungen sind. Man sieht noch dezent den Schatten ihres Lippenstifts, der ihren elfenbeinfarbenen Teint unterstreicht. Sie wirkt auf mich zerbrechlich wie Porzellan, gleichzeitig spüre ich auch Stärke. Tyler ist keine schwache Frau. Sie weiß genau, was sie will, nur ist sie gerade verunsichert, aus der Bahn geworfen, was ich in Anbetracht ihrer Situation vollkommen verstehen kann. Was auch immer zwischen ihr und ihrem Verlobten vorgefallen ist, sie wird darüber hinwegkommen.

Sie tritt einen Schritt zurück, sodass ich die Hand sinken lasse und sie sofort die Anspannung verliert, die sie überkommen hat, als ich sie berührt habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihr unangenehm war. Die kleine Schlagader an ihrem Hals hat plötzlich fürchterlich zu pochen angefangen. Sie räuspert sich verlegen und lächelt mich an.

»Danke. Aber von perfekt bin ich sicher weit entfernt.«

Dabei greift sie in ihre vollen, gewellten Haare und schüttelt sie einfach mit den Händen locker auf.

»Besser?«, fragt sie.

»Ich hatte auch vorher nichts auszusetzen«, sage ich. Dann schnappe ich mir ihre Hand und wir überqueren die Straße.

Ein leiser Schrei entfährt ihr, als ein Wagen in überhöhtem Tempo auf uns zugeschossen kommt. Ich ziehe sie wie im Affekt näher zu mir heran. Tyler stolpert mir entgegen und ich lege beschützend den Arm um sie.

»Das war knapp«, sagt sie atemlos.

»Verficktes Arschloch. Solchen Leuten gehört der Führerschein abgenommen. Hast du dich verletzt?«, poltere ich los und zeige dem Idioten von Fahrer den Mittelfinger, was er sicher nicht mehr wahrnimmt.

»Nein, nein, alles okay. Gut, dass ich heute auf die megahohen Schuhe verzichtet habe«, sagt sie wieder gut gelaunt. »Ich bin gespannt, was der Abend noch für Überraschungen bereithält.«

Oh, Baby, ich könnte schon für angenehme Überraschungen sorgen. Immer noch steht sie dicht bei mir, während ich sie fest an mich drücke.

»Ich glaube, du kannst mich wieder loslassen«, flüstert sie.

»Natürlich, entschuldige.« Ich löse meinen Griff, lege eine Hand vorsichtig auf ihren Rücken und zeige auf die Bar. »Lass uns reingehen«, fordere ich sie auf und halte ihr ganz gentlemanlike die Tür auf.

Die Sitzecken sind in schummriges Licht getaucht, was eine intime Atmosphäre schafft, die die Besucher hier schätzen.

»Dort drüben ist noch was frei«, sage ich und deute zu einem der hinteren Plätze. Carlo, der Barkeeper, begrüßt mich mit einem Nicken, während er meine Begleitung genau mustert.

»Okay. Nett ist es hier«, sagt sie und durchquert den Raum. »Bist du häufiger hier?«

»Ab und zu, nach einem langen Arbeitstag.«

»Na ja, jetzt, wo ihr euren eigenen Club habt.«

»Manchmal genießt man einfach die Anonymität.«

»Verstehe.«

Da ich einige Schritte hinter ihr gehe, kann ich ihre perfekte Figur bewundern. Lange Beine und ein runder Po, der in dem Kleid unglaublich sexy zur Geltung kommt, nehmen meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Wie gerne würde ich meine Hand direkt auf ihren ... Hör auf Wyatt, sonst tust du noch etwas, das dir später leidtut, sage ich stumm zu mir.

Verdammt, ich muss aufpassen, dass ich mich nicht zu irgendetwas hinreißen lasse. Tyler ist mit mir hier, um ihr Herz auszuschütten, und nicht mehr. Ich muss mein Kopfkino ausschalten, sonst weiß ich nicht, wohin das führen soll.

Nachdem der Kellner die Bestellung aufgenommen hat, schaue ich sie erwartungsvoll an. »Also, was ist passiert?« Ich hasse es, lange um den heißen Brei herumzureden.

Tyler greift zu ihrem Ohrläppchen und zieht leicht daran, bevor sie die Hände auf die Tischplatte legt und ineinander verschränkt. Wenn ich nicht wüsste, dass sie etwas Schreckliches erlebt hat, könnte ich fast annehmen, dass sie Angst vor mir hat.

Nein, es ist keine Angst, eher Unsicherheit, die sie zögern lässt. Ich kenne meine Wirkung auf Frauen genau, aber Angst oder Unsicherheit sind Empfindungen, die ich auf keinen Fall sehen will. Also lächle ich sie jetzt aufmunternd an und drücke leicht ihre Hand. Sie fühlt sich kalt an.

»Keith hat unsere Verlobung gelöst. Er betrügt mich seit einiger Zeit mit einer anderen. Das ist passiert«, eröffnet sie das Gespräch und schaut wieder auf die Holzplatte. Damit hätte ich allerdings nicht gerechnet.

Was für ein Idiot!, geht es mir durch den Kopf. Aber ich spreche die Worte natürlich nicht laut aus.

Gegenüber von mir sitzt eine fantastisch aussehende Frau, der man übel mitgespielt hat. Ich kenne Tyler nicht besonders gut, wir sind uns nur ein einziges Mal kurz begegnet und da hatte sie nur Augen für diesen Keith. Ich weiß nicht, wie sie tickt und was zwischen ihr und ihrem Verlobten vorgefallen ist. Ohne Grund verlässt man doch nicht so eine Frau.

»Das tut mir leid.«

»Warum tun Männer so was? Kannst du mir das sagen? Du bist doch ein Mann.«

Na toll. Tyler will ausgerechnet von einem Mann wie mir, dem Treue am Arsch vorbeigeht, wissen, warum Männer so ticken? Gott, auf was habe ich mich nur eingelassen. Tyler ist so ein ehrlicher und offener Mensch, dass ich mir schlecht vorkomme. Dabei war nicht ich es, der sie betrogen hat. Aber jetzt verlangt sie von mir eine Antwort. Zum Glück kommt gerade die Bedienung an den Tisch und bringt unsere Drinks, was mir ein wenig Aufschub verschafft.

»Das fragst du ausgerechnet mich. Einen Mann, der von festen Beziehungen nichts hält.«

»Warum nicht? Was hast du erlebt?«, fragt sie leise. Gerade haben wir noch von Keith und Tyler gesprochen und jetzt richtet sich das Gespräch auf mich.

»Meine Eltern sind das beste Beispiel dafür. Sie haben sich getrennt, da war ich noch ein Kind. Aber den Ehekrieg habe ich die ganzen Jahre mitbekommen. Den Streit, die zugeschlagenen Türen, die Tränen meiner Mutter und den Hass meines Vaters. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sie sich gegenseitig fertiggemacht haben. Vielleicht hat mich das geprägt. Zumindest habe ich mir als Teenager geschworen, niemals in diese Situation zu kommen. Außerdem kann ich sehr besitzergreifend sein und das würde einer Beziehung nicht guttun.«

»Hat dein Dad deine Mom auch betrogen?«

»Ja, er hatte ein Verhältnis mit seiner Sekretärin. Sie war jünger als meine Mutter, attraktiv und verfügbar. Besonders, wenn er geschäftlich unterwegs war. Ich will nicht ihm die Schuld an dem Scheitern der Ehe geben. Meine Mutter hat ihren Beruf immer über die Familie gestellt. Sie war oft unterwegs. Meine Eltern hatten schon lange keine richtige Ehe mehr geführt. Sie hätten niemals heiraten dürfen. Für sie gab es nur ihre Karriere und ...«, bei den letzten Worten unterbreche ich mich. Beinahe hätte ich etwas aus meiner Vergangenheit erzählt, das sie nichts angeht und mich viele Jahre belastet hat ...

»Was wolltest du sagen?«, hakt sie nach.

»Nichts«, antworte ich knapp.

Tyler blickt nachdenklich in die Ferne, bevor sie sich wieder mir zuwendet. »Eine Garantie gibt es doch nie. Aber ich finde, sich zu verlieben, ist das Risiko immer wert.«

»Nein, die gibt es nicht. Aber ich wollte erst gar nicht das Risiko eingehen, verstehst du? Liebe ist doch nur eine chemische Reaktion.«

Tyler nickt. »Merkwürdige Ansichten hast du. Aber vielleicht ist es besser so«, sagt die gedankenverloren.

»Was meinst du?«

»Na ja, vielleicht hätte ich mich mit Keith am Ende auch nur noch gestritten. In letzter Zeit kam das häufiger vor.«

»Du glaubst, er hat nach einem Grund gesucht, die Sache zu beenden?«

Sie zuckt die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er mich schon seit einigen Wochen mit ihr betrügt.«

»Wer ist sie?«

»Eine Freundin, nein, falsch, eine Exfreundin«, sagt sie.

»Glaubst du, dass sie ihn verführt hat?«

»Und wenn es so wäre. Es gehören immer zwei dazu.« Jetzt ist ihre Stimme fast schon aggressiv.

»Hey, schon gut. Beruhig dich wieder.«

»Tut mir leid, ich wollte nicht laut werden.«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich hätte nicht fragen sollen.«

»Das ist schon in Ordnung. Außerdem wollte ich es dir erzählen. Vielleicht habe ich Keith zu sehr gedrängt.«

»Du meinst zur Hochzeit?«

Tyler nickt.

»Wie lange kennt ihr euch schon?«, frage ich.

»Fast sieben Jahre.«

Dark Angel

Tyler schüttelt den Kopf.

»Es tut mir leid, Tyler. Aber ich bin sicher, dass du darüber hinwegkommen wirst. Du bist eine starke Frau«, versuche ich, sie aufzumuntern.

Sie schenkt mir tatsächlich ein kleines Lächeln, greift nach meiner Hand, die auf dem Tisch liegt und drückt leicht zu.

»Danke«, sagt sie leise.

»Wofür?«

»Dafür, dass du mir zugehört hast.«

»Das habe ich gerne getan. Obwohl ich dir nicht wirklich bei deinem Problem helfen konnte.«

»Doch, das hast du. Du hast mir die Augen geöffnet. Es hat gutgetan, mit jemanden zu reden. Vielleicht bin ich jetzt aus meinem Dornröschenschlaf aufgewacht und habe endlich festgestellt, dass Märchen keine Realität sind. Wie hat Keith es genannt ...«, überlegt sie. »Ich würde in einem Wolkenkuckucksheim sitzen und meinen rosaroten Mädchenträumen hinterherlaufen. Nicht auszudenken, wenn ich erst nach der Hochzeit bemerkt hätte, wie er wirklich ist. Aber dazu wäre es ja nicht gekommen, oder?«

»Nein, ich bin sicher, dass er dich nicht geheiratet hätte. Aber irgendwann musste er es dir sagen. Der Zeitpunkt war nicht gerade ideal. Manche Männer sind doch verdammte Feiglinge, wenn es darum geht, die Hosen runterzulassen und die Karten auf den Tisch zu legen.«

»Den Eindruck hatte ich auch, als er mit der Sprache herausgerückt ist. Es hat so verdammt wehgetan. Ich war wie betäubt, als er sagte, es würde keine Hochzeit geben.« Sie senkt den Kopf und starrt wieder auf die Tischplatte.

Dieses Mal bin ich es, der nach ihrer Hand greift und zärtlich über die Handinnenfläche streichelt.

»Ich bin froh, dass ich es war, der dich heute Nacht aufgegabelt hat«, sage ich zu ihr.

»Ich auch. So bin ich wenigstens nicht allein und kann mir den ganzen Frust von der Seele reden.« Als sie aufschaut, glänzen noch letzte Reste von Tränen in ihren Augen, aber ich kann sie guten Gewissens nach Hause gehen lassen.

»Immer wieder gerne.« Dabei zwinkere ich ihr zu. »Du machst doch keine Dummheiten?«

Sie greift zu ihrer Tasche und nimmt ein Papiertaschentuch heraus. »Warst du es nicht, der gesagt hat, ich sei eine starke Frau?«, zieht sie mich auf und schnäuzt sich die Nase.

»Ja, und das habe ich auch so gemeint.«

»Na, dann ist doch alles klar, und nein, ich tue mir nichts an, falls es das ist, was du meinst. Jetzt verstehe ich mich selbst nicht mehr, wie ich mitten in der Nacht einfach aus dem Auto aussteigen konnte.«

»Das war wirklich sehr leichtsinnig von dir. Man sollte dir dafür den Hintern verhauen«, scherze ich und sie lächelt tatsächlich.

»Okay. Dann lass uns gehen. Die haben hier eigentlich schon geschlossen«, sage ich zu ihr. Tyler schaut sich im Lokal um.

»Oh, wir sind die Letzten.«

Das sind wir allerdings und Carlo hätte uns sicher schon rausgeworfen, wenn er mich nicht kennen würde. Tyler öffnet ihre Tasche und zieht eine Geldbörse heraus.

»Bitte lass mich das übernehmen, okay?«, sage ich.

»Wenn du meinst.«

»Wo kann ich dich jetzt hinbringen?«

Sie schaut auf die Uhr. »Oh mein Gott, so spät schon.«

»Du meinst wohl, so früh.«

Sie greift nach ihrem Handy und überlegt, eine Nummer zu wählen, dann legt sie es wieder weg.

»Mein Akku ist ja leer. Das habe ich ganz vergessen. Fahr mich einfach zu Keith. Ich werde auf dem Sofa schlafen. Vielleicht habe ich sogar Glück und er ist gar nicht zu Hause. Sicher ist er bei ihr«, sagt sie immer noch traurig.

Dieser Keith weiß nicht, was er da weggeworfen hat. Tyler liebt ihn mit Haut und Haaren, selbst jetzt noch. Er hat sie nicht verdient.

»Bist du sicher? Hast du keine Freundin? Was ist mit Angel oder Sunday?«

»Nein, nicht um diese Uhrzeit. Außerdem habe ich meine ganzen Sachen bei Keith. Er kann schließlich nicht erwarten, dass ich von heute auf morgen bei ihm ausziehe.«

»Also gut. Ist das die Adresse, die du mir vorhin schon gegeben hast?«

Sie bejaht und wiederholt die Straße, ich lege einen Schein auf den Tisch, nicke Carlo dankend zu und wir verlassen die Bar. Der Regen hat aufgehört und die Luft riecht angenehm frisch und rein. Irgendetwas hat sich verändert, seit wir diese Bar betreten haben.