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Dieses Buch ist allen Mahnern, Ökonomen, Soziologen, Philosophen und einsamen Rufern gewidmet, denen das Wohlergehen unserer Gesellschaft am Herzen liegt. Jeder kritische Geist ist einsam und gehört zu einer Minderheit. Die Minderheit von heute kann jedoch die Mehrheit von morgen sein. Dieses Buch ist auch ein Appell an die Anhänger der Neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung sowie an die Anhänger der Globalisierung, dass sie die Zerbrechlichen in unserer Gesellschaft nicht aus den Augen verlieren.

Dieses Buch ist auch meiner Frau Marlene gewidmet für ihre kritischen und klugen Ratschläge die mich mein Leben begleitet haben und die stets eine gute Ratgeberin war.

Eine besondere Widmung gilt meinen Lehrern:

Prof Dr. Schmölders, Prof. Dr. H.K. Schneider, Prof. Dr. Christian Watrin,

Prof. Dr. Rolf Rettig, Prof. Dr. Wessels, Prof. Dr. Klaus Mackscheidt, Prof.

Dr. Karl Kayser, Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz, Prof. Dr. Rene König, Prof.

Dr. Erwin K. Scheuch,

Prof. Dr. Wolfgang Köhler, Prof. Dr. Theodor W.(Wiesengrund) Adorno und Prof. Dr. Jürgen Habermas.

Bonn, im März 2018

Michael Ghanem

Ansätze zu einer

Antifragilitäts-Ökonomie

© 2018 Michael Ghanem

2. überarbeitete Auflage März 2018

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

978-3-7469-1742-9 (Paperback)

978-3-7469-1743-6 (Hardcover)

978-3-7469-1744-3 (e-Book))

Verlag und Druck:tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

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Über den Autor

Michael Ghanem

Jahrgang 1949, Studium zum Wirtschaftsingenieur, Studium der Volkswirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Ethik, arbeitete jahrelang bei einer internationalen Organisation, davon 5 Jahre weltweit in Wasserprojekten, sowie in einer europäischen Organisation und in mehreren internationalen Beratungsunternehmen.

Autor von mehreren Werken, u.a.

“Abenteuer Deutschland – Bekenntnisse zu diesem Land”

“Ich denke oft…. an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc – Versunkene Insel der Toleranz” ”

„Deutsche Identität: Quo vadis?“

„Danke Gertrud – oder das Schicksal einer stolzen vertriebenen Oberschlesischen Bauerntochter“

„2005-2017 Deutschlands Verlorene 13 Jahre Teil 1 oder Angela Merkel, Die falsche Frau an der falschen Stelle zum falschen Zeitpunkt und am falschen Ort“

„2005-2017 Deutschlands Verlorene 13 Jahre Teil 2 oder Sie schlafen den Schlaf der Gerechten“

und verschiedene Beiträge in Fachzeitschriften

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Bonn, im März 2018

Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort

2 Ausgangslage

2.1 Gibt es überhaupt noch einen Markt?

2.2 Sind alle Marktteilnehmer gleichrangig und gleich mächtig?

2.3 Entscheidet der Mensch wirklich nach Ratio?

2.4 Sind die mathematischen Modelle ohne weiteres auf das Verhalten von Wirtschaftssubjekten anwendbar?

2.5 Ist das Verhalten eines Menschen überhaupt vorhersehbar?

2.6 Gibt es psychologisch-mathematische Modelle, die das Verhalten von Menschen vorhersehbar machen?

2.7 Kann ein angebotstheoretischer Ansatz ohne einen nachfrageorientierten Ansatz überhaupt lebensfähig sein?

2.8 Wenn der Markt Zentrum des Wirtschaftssystems ist, welche Rolle spielt der Mensch? Ist der Mensch nicht die Grundlage des Marktes?

2.9 Ist der neoliberale Ansatz nicht eine Ursache des Zerbröselns der Demokratie?

2.10 Ist der neoliberale Ansatz nicht eine Ursache für die Finanzkrise?

3 Neoliberaler Ansatz - nein danke!

3.1 Vorbemerkung

3.2 Neoliberalismus vs. Postkeynesianismus

3.2.1 Vorbemerkung

3.2.2 Wer war Milton Friedman und welchen Einfluss hatte er?

3.2.3 Wer waren die „Chicago Boys“?

3.2.4 Einflussnahme der „Chicago Boys“ in Lateinamerika und weltweit

3.2.5 Zur Bewertung von Milton Friedman und den „Chicago Boys“

3.2.6 Wer war Keynes und welchen Einfluss hatte er?

3.2.7 Die Entwicklung in den 1970er Jahren

3.2.8 Mittlerweile ist eine Mischform hoch im Kurs

3.2.9 Fazit

3.3 Die Globalisierung

3.3.1 Vorbemerkung

3.3.2 Globaler Kapitalismus – was nun?

3.3.3 Chancen und Gefahren der Globalisierung

3.3.4 Anforderungen an die Bekenner der Globalisierung

3.3.5 Die Globalisierungsfalle

3.3.6 Der Niedergang des Westens

3.3.7 Fazit

3.3.8 Ausblick

3.4 Ungezügelte neoliberale Globalisierung - nein danke!

3.4.1 Vorbemerkung

3.4.2 Korrektive Maßnahmen der neoliberalen Globalisierung

3.4.3 Schlussfolgerung

3.5 Arbeitswelt im Rahmen der technischen Revolutionen

3.5.1 Vorbemerkung

3.5.2 Szenario für Arbeitsweltveränderungen im Rahmen von technischen Revolutionen

3.6 Volkswirtschaftslehre - Quo vadis?

3.6.1 Vorbemerkung

3.6.2 Die Mängel der Volkswirtschaftslehre

3.6.3 Vermögensverteilung (Fuest versus Piketty)

3.7 Postkapitalismus - was nun?

4 Armut und Reichtum in der Welt und in Deutschland und die Probleme der Neoliberalen Wirtschaftsordnung

4.1 Vorbemerkung

4.2 Grundsätzliches

4.2.1 Ungleichheit als Entscheidungsgrundlage?

4.2.2 Kapital versus Humankapital

4.2.3 Welche Art des Kapitalismus haben wir: Einen Schein-Kapitalismus?

4.2.4 Gibt es Chancengleichheit unter nationalen Vorzeichen?

4.2.5 Die Rolle des Steuersystems bei der Bereicherung durch Eliten

4.2.6 Die Farce des Freihandels

4.2.7 Wie geistiges Eigentum die Ungleichheit verschärft

4.2.8 Die Ungleichheit verhindert die Entwicklung von Ländern

4.2.9 Benachteiligungen durch den neoliberalen Ansatz

4.3 Über die Armut in der Welt

4.3.1 Vorbemerkung

4.3.2 Armut in der Welt

4.3.3 Kinderarbeit in der Welt

4.3.4 Sklaven in Deutschland und in der Welt

4.4 Armut in Deutschland

4.4.1 Vorbemerkung

4.4.2 Falsche Angaben zur Arbeitslosigkeit

4.4.3 Soziales

4.4.4 Armut in der Bevölkerung

4.4.5 Investitionsbedarf bei Pflegeheimen

4.4.6 Renten und Rentenentwicklung

4.4.7 Armut und Prekarität sind erheblich angestiegen

4.4.8 Versagen in der Rentenproblematik

4.4.9 Versagen in der Gesundheitspolitik

4.4.10 Kinderarbeit in Deutschland

4.4.11 Das Analphabetentum

4.4.12 Die Obdachlosigkeit

4.4.13 Die private Überschuldung

4.4.14 Erziehung, Bildung und Ausbildungschancen

4.5 Preis der Ungleichheit und Vernichtung der Mittelschicht

4.6 Reichtum

4.6.1 Reichtum der privaten Personen

4.6.2 Exportüberschüsse

4.7 Beispiele von Skandalen als Ergebnis der Neoliberalen Wirtschaftspolitik

4.7.1 Skandale

4.7.2 Bankenkrise

4.7.3 Automobilindustrie

4.7.4 Lebensmittelindustrie

4.7.5 Pharma- und Chemieskandale

4.8 Rüstungsausgaben, Rüstungsindustrie, Beschäftigte in der Rüstung

5 Europa Quo vadis?

5.1 Vorbemerkung

5.2 Die Globalisierung als Hauptursache für den Zerfall der EU

5.2.1 England

5.2.2 Frankreich

5.2.3 Italien

5.2.4. Spanien

5.2.5 Portugal

5.2.6 Restliche Länder

5.3 Sind die Deutschen europafähig?

5.4 Netto Vermögen in Europa

5.5 Europa als Absatzmarkt

5.6 Nicht geschlossene formale Friedensverträge

5.7 Entwicklungen in Europa

5.7.1 Die Teilung Europas in zwei Einflusszonen

5.7.2 Die Staatsverschuldung und das Verhalten Deutschlands

5.7.3 Der Brexit und seine Folgen:

5.8 Fazit

6 Zustand der deutschen Wirtschaft Februar

6.1 Vorbemerkung

6.2 Ausgewählte Wirtschaftszweige

6.2.1 Die Automobilindustrie

6.2.2 Die Bauwirtschaft

6.2.3 Die Pharmaindustrie

6.2.4 Die Gesundheitsindustrie

6.2.5 Der Werkzeug- und Maschinenbau/ Anlagenbau und Engineering

6.2.6 Die Energiewirtschaft

6.2.7 Die Kreditwirtschaft

6.2.8 Die Versicherungswirtschaft

6.2.9 Die Logistik

6.2.10 Die Kultur

6.2.11 Der Pflegebereich

6.2.12 Zusammenfassung und Schlussbemerkung

6.3 Innovation in der deutschen Wirtschaft

6.4 Informationsgesellschaft, Digitale Revolution und Technische Revolutionen

6.5 Neoliberale Philosophie gegen den Staat

6.6 Die Bewertungsproblematik der deutschen Staatsverschuldung

6.7 Die Fehler der Vergangenheit

6.8 Haben wir daraus gelernt?

6.9 Internationales Steuerdumping

6.9.1 Vorbemerkung

6.9.2 Steuerdumping und seine Folgen

6.9.3 Steuerdumping in Europa

6.9.4 Steuerdumping in den USA

6.9.5 Steuerdumping in der Welt

6.9.6 Konsequenzen des Steuerdumpings

6.9.7 Mögliche Lösungsansätze

6.10 Der Fachkräftemängel als Überlebensfrage für Deutschland und Europa

6.10.1 Vorbemerkung

6.10.2 Der Fachkräftemangel in Deutschland

6.10.3 Die gescheiterte Bevölkerungspolitik

6.10.4 Eine nicht vorhandene Einwanderungspolitik

6.10.5 Eine aus dem letzten Jahrhundert beibehaltene starre Lebensarbeitszeit

6.10.6 Die ausgesprochen familienfeindliche Behandlung von Familien und Kindern durch Wirtschaft und Politik

6.10.7 Die mangelnde Gestaltung zukünftiger Ausbildungsberufe

6.10.8 Die nicht vorhandene Organisationsentwicklung vieler Unternehmen und Konzerne

6.10.9 Betroffene Wirtschaftszweige

6.10.10 Gründe für den Fachkräftemangel

6.11 Die Forschung im Dienste der Wirtschaft

6.11.1 Vorbemerkung

6.11.2 Direkte Aufträge

6.11.3 Mischfinanzierung der Forschung

6.11.4 Schuldfrage Politik?

6.11.5 Wirtschaftsgelder für die Bildung?

6.11.6 Subtile und Indirekte Einflussnahmen

6.12 Die Bestechung in der Wissenschaft und in der Forschung

6.12.1 Vorbemerkung

6.12.2 Wann fängt Bestechung in der Wissenschaft an?

6.12.3 Wann fängt Bestechung in der Forschung an?

6.12.4 Welche Art der Bestechung gibt es?

6.12.5 Die Konsequenzen

6.13 Die Öffentliche Hand: größter Arbeitgeber auf Zeit

6.13.1 Vorbemerkung

6.13.2 Zeitarbeit für Flexibilität?

6.13.3 Zeitverträge als Heilmittel?

6.13.4 Öffentliche Arbeitgeber als größte Arbeitgeber auf Zeit

6.13.5 Informationsgesellschaft und Zeitverträge

6.13.6 Die Konsequenzen

6.14 Strategische Fehler der deutschen Wirtschaft in den letzten 13 Jahren

6.14.1 Vorbemerkung

6.14.2 Zehn Strategische Fehler der Deutschen Wirtschaft

6.14.3 Die Konsequenzen

6.15 Dreizehn Jahre verloren?

6.16 Mögliche Risiken (Stand Februar2018)

6.16.1 Vorbemerkung

6.16.2 Politische Instabilität

6.16.3 Nicht durchgeführte Politik

6.16.4 Falsche Wirtschafts- und Finanzpolitik

6.16.5 Europa und Geopolitische Entwicklungen

6.16.6 Nationalistische Entwicklungen

6.16.7 Migration und Afrikapolitik

7 Wie wir 2030 arbeiten werden

7.1 Vorbemerkung

7.2 Produktives Arbeiten

7.3 Zukünftige Arbeitsweisen

7.4 Konsequenzen der technischen Revolutionen

7.5 Betroffene Wirtschaftszweige

7.5.1 Automobilindustrie und Verkehr

7.5.2 Werkzeug- und Maschinenbau

7.5.3 Chemie- und Pharmaindustrie

7.5.4 Schiffbau

7.5.5 Gesundheitswesen

7.5.6 Kreditwirtschaft

7.5.7 Versicherungswirtschaft

7.5.8 Betreuung von Alten

7.5.9 Bildung und Forschung

7.5.10 Innere Sicherheit

7.5.11 Justiz

7.5.12 Äußere Sicherheit

7.5.13 Handwerk

7.5.14 Tourismus

7.5.15 Kultur

7.5.16 Umweltschutz

7.5.17 Informationstechnologie und Kommunikationsindustrie

7.5.18 Aufhebung der Netzneutralität und die Konsequenzen

7.5.19 Regierung und Öffentliche Verwaltung

7.5.20 Landwirtschaft

7.5.21 Ernährungswirtschaft

7.5.22 Fazit

7.6 Transformation Deutschlands vom „Hardware-Hersteller“ zu einem „Softwareentwickler“ und zu einer Informationsgesellschaft

7.6.1 Allgemeines

7.6.2 Deutschland im Transformationsprozess zu einer Informationsgesellschaft

8 Antifragilitätsökonomie

8.1 Vorbemerkung

8.2 Die Notwendigkeit einer Antifragilitätsökonomie

8.3Was ist eine Antifragilitätsökonomie?

8.3.1 Menschlichkeit

8.3.2 Verantwortung

8.3.3 Krisenfestigkeit

8.3.4 Nachfrage-orientierte soziale Marktwirtschaft

8.3.5 Fairness

8.3.6 Wirtschaftlichkeit

8.4 Ziele einer Antifragilitätsökonomie

8.5 Rolle der Gemeinwohlwirtschaft in der Antifragilitätsökonomie

8.6 Notwendigkeit für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens

8.7 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf den Arbeitsmarkt

8.8 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf den Wettbewerb

8.9 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf den Rohstoffeinsatz

8.10 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf den Außenhandel und die EU

8.11 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf die Entwicklungshilfe

8.12 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf den Umweltschutz

8.13 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf die Finanzpolitik

8.14 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf die Staatsfinanzierung

8.15 Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der Altersabsicherung

8.16 Notwendigkeit der Wiederherstellung und Stärkung der primären staatlichen Aufgaben

8.17 Notwendigkeit einer Neuorganisation und Umfinanzierung des Gesundheitswesens

8.18 Notwendigkeit der Umstrukturierung der Bildung und der Forschung

8.19 Notwendigkeit der Umstrukturierung der Justiz und der Inneren Sicherheit

8.20 Notwendigkeit einer Maschinenbesteuerung

8.21 Notwendigkeit der Neuordnung in der Finanzwelt

8.22 Notwendigkeit der Kontrolle des Wassers und sonstiger strategischer Güter

8.23 Notwendigkeit der Besteuerung multinational agierender Unternehmen

8.24 Notwendigkeit für die Neuordnung des Welthandels

8.25 Die Chance der Antifragilitätsökonomie auf dem Weg zu einer Solidarwirtschaft

8.26 Wirtschaftsethik als ein Element zur Bewertung der Manager

8.27 Antifragilitäts-Ökonomie in Bezug auf Europa

8.28 Antifragilitätsökonomie in Bezug auf Frankreich

8.29 Machbarkeit einer Antifragilitätsökonomie

8.30 Falsche Verheißungen?

8.31 Chancen und Risiken der Durchsetzung einer Antifragilitätsökonomie

8.32 Neben Rechten gibt es auch Pflichten

9 Notwendigkeit der Sanierung des Rechtssystems

9.1 Vorbemerkung

9.2 Die Rechtsgebiete

9.3 Die Prozessordnung

9.4 Die Verfassung

9.5 Die Anforderungen der neuen Technologien

9.6 Gesetze auf Zeit?

9.7 Fazit

10 Gesamtfazit

11 Epilog

12 Literaturverzeichnis

12.1 Wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche Literatur

12.2 Bankenskandale

12.3 Privatisierung des Wassers

12.4 Technische Revolutionen

12.5 Mangel an Fachkräften

12.6 Gesundheit und Pflege

12.7 Steuer Dumping

12.8 Forschung und Wirtschaft –Forschung und Korruption

12.9 Risiko

12.10 Bildung

12.11 Quellen zu verfälschten Arbeitslosenzahlen

1 Vorwort

Der Autor wurde mit Beginn seines Studiums in Deutschland im Jahr 1966 mit den sozial-ökonomischen Problemen der damaligen Gesellschaften konfrontiert. Diese Probleme wurden ihm während seiner berufsbedingten Aufenthalte in Afrika noch deutlicher sichtbar. Bereits mit Beginn seines Studiums wurde er Zeitzeuge des wissenschaftlichen Streits zwischen der neoliberalen und der keynesianischen Wirtschaftspolitik, der die damaligen Diskussionen an den Universitäten bestimmte.

Ab der Mitte der 70er Jahre haben die neoliberale Wirtschaftspolitik und die zunehmende Globalisierung die gesamte Wirtschaft und den Finanzsektor sowie die Lehre an den Universitäten geprägt.

Hier ist die Rolle der „Chicago Boys“ sowie von Milton Friedmann und Friedrich A. Hayek bei der Konterrevolution in Chile in 1973 zu erwähnen. Diese hatten eine entscheidende Wirkung auf die deutsche und die weltweite Wirtschaftspolitik, sodass sogar die Deutsche Bundesbank als einzige Zentralbank der Welt sich die Lehre des Milton Friedmann zu Eigen gemacht hat. Damit hatte die Zentralbank als einzige Aufgabe nur noch die Geldwertstabilität.

Hier muss festgestellt werden, dass in der deutschen Bevölkerung eine latente Angst vor Inflation herrschte und herrscht. Diese wurde über den falsch hergestellten Zusammenhang zwischen der Inflation von 1923 und der Massenarbeitslosigkeit von 1929-1932 und dem darauf folgenden Aufstieg von Hitler verstärkt. Hier ist festzustellen, dass von 1924 – 1929 de facto in Deutschland, in Europa und in der Welt ein Wirtschaftsboom vorhanden war und dass durch eine falsche Währungspolitik, Spekulation an der Börse und durch Deflation und Isolationismus die USA, Europa und Deutschland in eine Wirtschaftskrise gestürzt wurden. Es ist auch festzustellen, dass während der Boom-Jahre ein kleiner Teil der Bevölkerung sehr reich geworden war und ein großer Teil der Bevölkerung verarmte. Dies hat wiederum soziale Unruhen hervorgerufen und den Weg für Hitler vorbereitet.

Hitler hat mit seinem Autobahnbau und der Produktion von Kriegswaffen nichts anderes als das keynesianische Modell in der ersten Phase umgesetzt und damit die Arbeitslosigkeit in sehr kurzer Zeit stark reduziert. Dass seine Programme automatisch zum Krieg führen würden, war manchen kritischen Denkern der damaligen Zeit bewusst geworden.

Der neo-liberale Ansatz, der sehr stark auf der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik beruht, hat verknüpft mit dem Irrglauben an eine zügellose Globalisierung (hier möchte der Autor klarstellen, dass er kein ausgesprochener Gegner der Globalisierung ist, sich diese aber mit fairen Mitteln und mit strengen Auflagen versehen wünscht) dazu geführt, dass die Volatilität des Kapitals in inflationärem Maß zugenommen hat und ein Nomadentum hinsichtlich der Produktionsstandorte und der neue Sport der Steuervermeidung entstanden sind.

Bedenkt man, dass die Philosophie des Friedrich A. Hayek, der als einer der Väter des Neoliberalismus gilt, besagt, dass jegliche staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft den „Weg zur Knechtschaft“ bedeuten, so darf man sich nicht wundern, dass seine geistigen Kinder stets den „schlanken Staat“ predigen. Wenn jedoch ein schlanker Staat gewünscht wird und damit primäre staatliche Aufgaben privatisiert werden – sei es in der Bildung (wie in USA und Chile u.a.) oder in der Inneren Sicherheit mit dem Aufkommen von Bürgerwehren und Bodyguards, oder im Gesundheitswesen, in dem die Reichen die beste und die Ärmeren kaum eine Versorgung erhalten – dann ist die logische Folge, dass man weniger Steuern zu zahlen hat. Es ist jedoch zu bedenken, dass der reiche Teil der Bevölkerung den größten Anteil an der Einkommenssteuer entrichtet. Daher dürfte vor allem die Steuerlast der Reichen und Mächtigen reduziert werden.

Damit verbunden ist aber auch, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößert – und dies ist in den letzten 35 Jahren in den USA, in Europa und in Deutschland eingetreten. Einen weiteren Punkt stellt in diesem Zusammenhang die Weigerung von multinationalen Konzernen dar, Steuern zu entrichten. Ihre besteuerbaren Hauptsitze werden neuerdings in sogenannte „Steuerparadiese“ verschoben. Diese Konzerne nutzen nicht nur die Infrastrukturen, die der Rest der Steuerzahler finanziert, sondern sie werden auch noch immer mächtiger, sodass ihre Macht für die meisten Staaten bedrohlich werden kann.

Vor diesem Hintergrund finden vier technische Revolutionen statt, die sowohl die Arbeitswelt als auch die Denkstrukturen der Bevölkerung, die staatlichen Strukturen und die Finanzierungsmöglichkeiten des Staates, die Altersversorgung der Bevölkerung, das Gesundheitswesen und die Umwelt in erheblichem Maß verändern werden. Diese Revolutionen finden bereits statt, ihre Konsequenzen sind aber noch nicht deutlich spürbar. Die deutsche, die europäische und der größte Teil der US-Bevölkerung sind nicht vorbereitet. Dafür trägt die mittelmäßige politische Elite einen großen Teil der Schuld.

Zu dieser Thematik hat der Autor, basierend auf tiefgreifenden Untersuchungen und Recherchen über die aktuell stattfindenden Entwicklungen der Philosophie, der Ethik, der Technik und der Wirtschaft Ansätze zu einer möglichen Veränderung des jetzigen Zustandes der Gesellschaft als eine „Anti-Fragilitäts-Ökonomie“ formuliert, die zur Diskussion steht und deren Weiterentwicklung mögliche Lösungen aufzeigen könnte. Der Autor beansprucht nicht, mit diesem Ansatz zukünftig aufkommende Herausforderungen zu meistern, vielmehr geht es ihm darum, mit seinem Beitrag Diskussionen anzustoßen und dazu beizutragen, dass zu der jetzt vorherrschenden neoliberalen Wirtschaftspolitik Alternativen entstehen - sofern man nicht in Dogmen denkt und handelt.

Der Autor hat sich in diesem Buch nicht auf Informationen bezogen, die er in seinen früheren beruflichen Tätigkeiten erworben hat, sondern ausschließlich auf frei zugängliche Informationen.

2 Ausgangslage

Jetzt, zum Beginn des Jahres 2018, muss man feststellen, dass die Situation der Weltwirtschaft durch einen ungebremsten Kapitalismus in einer neoliberalen Globalisierungsorgie gekennzeichnet ist. Seit dem Aufstieg des Neoliberalismus mit dem Ansatz, dass der Einzelne besser wirtschaftet als der Staat und dass daher nur ein schwacher Staat ein guter Staat ist, muss man feststellen, dass die Verarmung der Bevölkerung inflationäre Ausmaße angenommen hat.

Betrachtet man die neoliberale Sicht der Wirtschaft und damit der Gesellschaft genau, so muss man feststellen, dass diese Schmalspurökonomie, die uns die letzten 70 Jahre gelehrt wurde, auf fundamentalen Lebenslügen basiert: Der Markt ist das Maß aller Dinge und der Markt regelt alle Ungleichgewichte, eine konsequente angebotsorientierte Wirtschaftspolitik löst alle Probleme, der freie Zugang zu allen Weltmärkten stellt die oberste Priorität dar, die Ausbeutung der rohstoffreichen Länder ist vor allem die vornehme Pflicht der reichen Länder und der Mensch verhält sich bei seinen Entscheidungen stets nach seiner Ratio, als der homo oeconomicus. Was hat diese Sicht des Menschen für die Wirtschaftspolitik gebracht?

Folgende Fragen müssen gestellt werden.

1. Gibt es überhaupt einen Markt?

2 Sind alle Marktteilnehmer gleichrangig und gleich mächtig?

3. Entscheidet der Mensch wirklich nach Ratio?

4. Sind die mathematischen Modelle ohne weiteres auf das Verhalten von Wirtschaftssubjekten anwendbar?

5. Ist das Verhalten eines Menschen überhaupt vorhersehbar?

6. Gibt es psychologisch-mathematische Modelle, die das Verhalten von Menschen vorhersehbar machen können?

7. Kann ein angebotstheoretischer Ansatz ohne den Ansatz der nachfrageorientierten Ökonomie überhaupt lebensfähig sein?

8. Wenn der Markt Zentrum des Wirtschaftssystems ist, welche Rolle spielt der Mensch? Ist der Mensch nicht die Grundlage des Marktes?

9. Ist der neoliberale Ansatz nicht eine Ursache für das Zerbröseln der Demokratie?

10. Ist der neoliberale Ansatz nicht eine Ursache für die Finanzkrise?

11. Welche Rolle spielt der post-keynesianische Ansatz heute noch?

13. Welche Rolle spielt der verhaltensorientierte Ansatz?

2.1 Gibt es überhaupt noch einen Markt?

Nach Ansicht des Autors haben sich die Marktwirtschaft und die soziale Marktwirtschaft sehr weit vom ihrem Ursprung entfernt. Nach Meinung von führenden Ökonomen ist ein Markt, in dem alle Marktteilnehmer gleich stark sind, zur gleichen Zeit dieselben Informationen haben und unter gleichen Bedingungen arbeiten können, kaum noch vorhanden. Vielmehr ist der Markt durch äußert große Oligopole und Monopole gekennzeichnet. Sie können privat als auch staatlich organisiert sein. Ein realer Wettbewerb zwischen den einzelnen Marktteilnehmern ist nicht mehr vorhanden, man kann die Entwicklung der Marktwirtschaft zu einer Machtwirtschaft sogar spüren.

Diese Machtwirtschaft ist durch die verheerende Einflussnahme von bestimmten Sektoren der Wirtschaft, wie zum Beispiel der Finanzwirtschaft, oder durch übermächtig agierende Konzerne wie Google, Facebook, der amerikanischen IT Unternehmen oder der mächtigen Marktteilnehmer, wie der Autoindustrie, gekennzeichnet. Dadurch können sich keine Preise basierend auf dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage entwickeln, denn die großen Konzerne diktieren den kleinen Unternehmen die Preise und Konditionen. Im Umkehrschluss können Monopole Produktionsabläufe in strukturierten, kleinen Unternehmen stilllegen und zerstören.

Die Regeln des Marktes sind ausgehebelt, wenn der Wettbewerb nicht funktioniert. Dies gilt auch für den Fall der globalisierten Welt. So beklagen sich zunehmend Staaten über den „unfairen“ Wettbewerb anderer Staaten, insbesondere von Deutschland und China. Der Einfluss des chinesischen Staates auf die Gestaltung der Preise für Exportgüter zeigt in einer verheerenden Art, wie leicht die Marktmechanismen auszuhebeln sind. Es kann daher nicht sein, dass immer noch geglaubt wird und insbesondere an der Universität gelehrt wird, dass der Markt die Grundlage jeglichen wirtschaftlichen Handelns ist.

Die Glaubwürdigkeit der Ökonomen nimmt durch ihr Festhalten an einer Grundlage, die möglicherweise Anfang des 20. Jahrhunderts noch Gültigkeit hatte, ständig ab. Dies gilt insbesondere für die theoretischen Ansätze über den Markt. Das Festhalten an diesen Markttheorien führen angesichts der Globalisierung dazu, dass viele Staaten sich auf nationale Grenzen zurück besinnen, sogar mit autokratischen Tendenzen. Der Homo Oeconomicus ist entsprechend vieler psychologischer Ansätze nur ein Wunschtraum, denn nach der Überzeugung der Verhaltenstheoretiker und auch des Autors wird der größte Teil der Entscheidungen in Wirtschaftsprozessen nicht nach rationalen, sondern nach emotionalen Gesichtspunkten getroffen. Lediglich die Begründung der Entscheidung wird rational dargestellt.

Die Erwiderung der Neoliberalen gegenüber ihren Kritikern, dass der Wettbewerb durch Behörden (Kartellämter) geregelt wird, ist scheinheilig und trifft auf die Probleme des mangelnden Wettbewerbs nicht zu. Insoweit muss man davon ausgehen, dass die Einbindung von subjektiven Kriterien in der Wirtschaftstheorie stärker berücksichtigt werden muss.

2.2 Sind alle Marktteilnehmer gleichrangig und gleich mächtig?

Betrachtet man den Markt in Deutschland, in Europa und weltweit, so muss man feststellen, dass je nach Wirtschaftszweig verschiedene Strukturen vorhanden sind. Bei der Energiewirtschaft zum Beispiel ist der Markt weltweit nur in Form von Oligopolen organisiert, die sich teilweise in staatlichem Besitz befinden. Betrachtet man den Automarkt, so muss man feststellen dass sich dieser in ca. 15 Unternehmen aufteilt, somit kann von einem normalen Markt nicht die Rede sein. Bei der Zuliefererindustrie muss man feststellen, dass für bestimmte Teilprodukte des Autos, wie zum Beispiel den Airbag, weltweit drei Produzenten tätig sind.

Angesichts der Machtposition der Automobilindustrie weltweit muss man feststellen, dass von einem normalen Markt keine Rede sein kann, denn wenn auch das Endprodukt einem gewissen Wettbewerb unterliegt, so sind die Zulieferer auf Gedeih und Verderb von den großen Autoherstellern abhängig.

Ein weiteres Beispiel stellt die IT Industrie dar. Bedenkt man, dass im Bereich von Software und Netzwerken quasi ein Monopol der amerikanischen Industrie vorhanden ist, so muss man sich fragen, wie ein Markt funktionieren soll. Ähnliche Beispiele finden sich in der Medizintechnik, der Pharmaindustrie, der Nahrungsmittelindustrie, der industriellen Landwirtschaft usw. Insoweit kann eine Kontrollfunktion einer Wettbewerbsbehörde lediglich ein Feigenblatt sein.

2.3 Entscheidet der Mensch wirklich nach Ratio?

Die Aussage und das Prinzip, dass der Mensch aufgrund seines Egoismus lediglich nach objektiven und rationalen Gesichtspunkten entscheidet, war zwar eine Erkenntnis von Adam Smith, der zu seiner Zeit an die Ratio des Menschen geglaubt hat, entspricht jedoch nach genauen Untersuchungen in heutigen Zeiten keinesfalls der Realität. Laut den meisten Psychologen entstehen Kaufentscheidungen des Wirtschaftssubjekts aus Emotion. Die Werbepsychologie versucht mit aller Macht, nur an die Gefühle des Menschen zu appellieren. Wenn der Mensch nur rational denken würde, dann würden diese dreistelligen Milliardenausgaben weltweit wirkungslos sein. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Das beste Beispiel stellt die Werbung der Automobilindustrie dar, die nur an die Gefühle des Käufers appellieren will.

Würde der Mensch wirklich rational entscheiden, so hätte die böse Kraft von 1930 beziehungsweise 1933 nicht vorkommen dürfen, denn die „panischen Ängste“ trieben die bösen Teilnehmer zu irrationalen Handlungen. Im Übrigen funktioniert die Börse auch heute noch nach demselben Prinzip. Handlungen wie von „Schafherden“ sagen nichts anderes, als dass der Mensch nicht vom Kopf gesteuert wird, sondern von Emotionen.

2.4 Sind die mathematischen Modelle ohne weiteres auf das Verhalten von Wirtschaftssubjekten anwendbar?

In der Schule der Ökonomen verweist der Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler Frank Riedel darauf, dass Wirtschaftswissenschaft ohne Mathematik nicht funktionieren kann, aber Mathematik ohne Wirtschaft und Geisteswissenschaften gefährlich ist. In den letzten Jahrhunderten sind Durchbrüche in der Finanzmathematik analog den Durchbrüchen der Physik zu Anfang des 20 Jahrhunderts zu verzeichnen. Dennoch sind diese revolutionären Erkenntnisse der Physik, die das Atomzeitalter ermöglicht haben, in der Finanzmathematik zu gefährlich. So hat die Finanzmathematik in Kombination mit dem Fehlverhalten von Staaten ermöglicht, die gleiche Wirkung wie Massenvernichtungswaffen haben zu können. Insbesondere die Grenzen der Finanzmathematik wurde vor der Finanzkrise durch Banken und ihre sogenannten Wundermitarbeiter nicht erkannt und dies aufgrund von mangelnder ökonomischen, sozialökonomischer und sozial-ethischer Urteilskraft und Urteilsvermögen. Insbesondere haben fehlende wirtschaftliche und soziale gesellschaftliche Spielregeln, die gegebenenfalls staatlich verordnet werden müssen, die Krise noch verschärft.1

2.5 Ist das Verhalten eines Menschen überhaupt vorhersehbar?

Manche Ökonomen, Psychologen, neoliberalen Wirtschaftspolitiker, Mitarbeiter der Finanzwirtschaft und Politologen sind der festen Überzeugung, dass das Verhalten eines Menschen durchaus vorhersehbar und kalkulierbar ist. Der Autor teilt diese Meinung nur in geringstem Ausmaß, denn für ihn stellt sich die Frage: Wenn die Reaktionen der Menschen vorhersehbar sind, wieso sind Wirtschaftskrisen nicht frühzeitig erkennbar? Wieso sind Tendenzen von autokratischen Bewegungen nicht frühzeitig erkennbar? Wieso ist das Neuaufkommen von Nationalismus, Rassismus, Fehlentscheidungen und Fehlverhalten (insbesondere beim Aufkommen der Informationsgesellschaft) nicht erkennbar? Das Lesen der Gedanken eines Menschen ist nur äußert bedingt oder nur in groben Zügen möglich. So ist das Verhalten des Menschen kaum vorhersehbar oder nur in Fällen einer sehr starken psychologischen Beeinflussung („Gehirnwäsche“) vorhersehbar.

2.6 Gibt es psychologisch-mathematische Modelle, die das Verhalten von Menschen vorhersehbar machen?

Nach Ansicht der Verhaltenstheoretiker und einer großen Anzahl von Psychologen gibt es dafür kein real anwendbares theoretisches Modell (außer in der klinischen Psychologie). Auch die Unterscheidung nach dem Charakter der einzelnen Individuen trifft nach Ansicht des Autors nicht zu, denn die einzelnen Charaktere haben zwar Persönlichkeitsmerkmale, aber diese Merkmale kann man nicht in eine mathematische Formel einbauen, um das Verhalten des Individuums relativ genau vorherzusehen. So hilft die Wahrscheinlichkeitstheorie mögliche Verhaltensmuster grob zu erkennen, dies kann jedoch nicht das genaue Verhalten des Einzelnen vorherbestimmen. Insbesondere gilt dies in Ausnahme- und Gefahrensituationen.

2.7 Kann ein angebotstheoretischer Ansatz ohne einen nachfrageorientierten Ansatz überhaupt lebensfähig sein?

Damit wird die Grundfrage der Auseinandersetzung zwischen den Keynesianern und den Neoliberalen wie Friedrich A. Hayek oder Milton Friedman mit ihrem unerschütterlichen Glauben, dass der Markt und seine freien Kräfte jegliche Ungleichgewichte beseitigen, beschrieben. Dieser sogenannte angebotsorientierte Ansatz, das heißt das Produkt soll einen gerechten Preis auf dem Markt erwirken, oder der Preis des Gutes muss so niedrig werden, bis er eine gewisse Nachfrage findet, ist für den Autor schlicht ein alter, überholter Ansatz, denn denkt man diesen zu Ende, so dürfte bei einer Null-Euro-Lohnfindung null Arbeitslosigkeit herrschen. Stellt sich die Frage: Wer soll dann die Güter nachfragen? Insoweit ist ein nachfrageorientierter Ansatz eine unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren eines Marktes.

Ein nachfrageorientierter Ansatz ist nichts anderes als die Frage der gerechten Lohnfindung.

Die Wirtschaftskrisen der 60er, 70er, 80er und 90er Jahre hatten zwei wesentliche Ursachen. Die erste Ursache war, dass ein Teil der Industrie Güter produzierte, die kein Mensch wollte. Die zweite Ursache war die ungerechte Besteuerung des Humankapitals (Arbeit). Die Belastung des Arbeitnehmers und Arbeitgebers für das Humankapital war eine der Hauptursachen für die Rationalisierungswelle und die Verlagerung von Unternehmen in Niedriglohnländer. Hauptursache jedoch für die ungleiche Besteuerung des Humankapitals war die Unfähigkeit von Generationen an politischen Klassen, wirtschaftliche Zusammenhänge genau zu erkennen. So erwies sich insbesondere der den neoliberalen Ansätzen zugrundeliegende Glaube, wonach die Produktion kontinuierlich günstiger werden müsse, sei es durch den Einsatz von neuen Technologien, neuem Wissen oder durch Steigerung der Produktivität des Humankapitals und dass dies automatisch zu höherer Nachfrage nach dem Produkt führt, als Trugschluss. Das beste Beispiel stellen die langen Dezennien von Deflation in Japan dar.

Die reale Lohnfindung (Lohn ohne Besteuerung des Humankapitals und Sozialabgaben) kann nicht nach dem Marktmechanismus bestimmt werden, denn die steuerlich ungleiche Behandlung des Humankapitals und des Kapitals sind schlichtweg nicht zu vertreten, weil die drei Komponenten der Ökonomie gleich behandelt werden müssen: Arbeit (=Humankapital) und Boden (Standort von Rohstoffen) werden versteuert, aber das eingesetzte Kapital sowie Maschinen und sonstiges werden nicht besteuert. Insoweit müsste bei einem neuen Ansatz der Ökonomie die gleichwertige Besteuerung des Kapitals erfolgen.

2.8 Wenn der Markt Zentrum des Wirtschaftssystems ist, welche Rolle spielt der Mensch? Ist der Mensch nicht die Grundlage des Marktes?

Bei jeder Studieneinführung wird einem Studenten der Wirtschaftswissenschaften indoktriniert, dass der Markt das Maß aller Dinge ist. Dies beruht sehr oft auf der angebotsorientierten und neoliberalen Sicht auf die Gesellschaft. Der Mensch ist lediglich ein Marktteilnehmer und wird als Konsument wahrgenommen, beziehungsweise spielt er eine Rolle als Konsument; Kapital und Boden spielen die wesentliche Rolle. Dies kann entgegen den Behauptungen von Friedrich Hayek kein humanistischer Ansatz sein. Zudem erweisen sich diese Annahmen als falsch, wenn man den Gedanken zu Ende denkt. Die Marktteilnehmer sind nun mal Menschen, sei es in der Rolle des Konsumenten oder in der Rolle des Anbieters. Unternehmen und Firmen stellen lediglich die Verpackung für die Rolle des Menschen dar. Daher ist ein Markt ohne Menschen nicht vorstellbar. Wenn der Markt ohne den Mensch nicht vorstellbar ist, heißt das, dass das gesamte Wirtschaftssystem auf dem Menschen basiert.

Daher muss ein neuer Ansatz der Ökonomie gefunden werden, um den Großteil der Belange des Menschen zu berücksichtigen. Da der Mensch jedoch nicht frei von Fehlverhalten ist, bedarf es korrektiver Maßnahmen des Staates. Um jedoch korrektive Maßnahmen des Staates zu ermöglichen, braucht der Staat analog wie der Mensch Einnahmen. Zudem kann nur der Staat gewisse Güter anbieten und produzieren. Der Irrglauben der Neoliberalen und der Monetaristen, dass die Mitwirkung des Staats der Weg zur Knechtschaft darstellt, erklärt sich aus der Zeitgeschichte.

Zeitgeschichtlich darf nie vergessen werden, dass das Erwachen der Monetaristen und Neoliberalen in den 30er und 40er Jahren zum Zeitpunkt der Auseinandersetzungen zwischen liberalen Gesellschaften und kommunistisch orientierten Gesellschaften (Planwirtschaft) stattfand. Es wurde jedoch grundsätzlich ein Denkfehler begangen, denn der tatsächlich gelebte Kommunismus wich erheblich von der Idealvorstellung ab und stellte nichts anderes als das monopolistische Wirken des Staates in Diktaturen dar. Diktaturen unterscheiden sich jedoch grundsätzlich von Demokratien. Dadurch ist jeglicher Vergleich zum Wirken des Staates in kommunistischen Systemen abwegig.

2.9 Ist der neoliberale Ansatz nicht eine Ursache des Zerbröselns der Demokratie?

Der neoliberale Ansatz stellt die Freiheit über alles, zeigt jedoch nicht den Weg zur Freiheit. Der neoliberale Ansatz ohne wirtschaftliche Freiheiten stellt eine leere Hülse dar, denn die Machtposition der einzelnen Marktteilnehmer wird vernachlässigt. Wenn man das Beispiel der Postzusteller genauer anschaut, ist festzustellen, dass diese selbstverständlich in ihrem Handeln theoretisch frei sind; da sie jedoch nur einen Auftraggeber haben, sind sie gezwungen, auf die Konditionen des Auftraggebers ohne die Berücksichtigung ihrer eigenen Interessen einzugehen. Dasselbe gilt für viele Autozulieferer. Sie sind auf einen Autohersteller angewiesen und müssen zwangsweise die Konditionen ihrer Partner annehmen. Wie können solche Leute beziehungsweise Firmen frei sein?

Da sich jedoch in den letzten 40 Jahren die neoliberalen Ansätze in allen westlichen Ländern durchgesetzt haben und eine Globalisierung ohne jegliche Regeln propagiert und durchgeführt wurde, haben große Teile der Bevölkerungen weltweit diese neoliberale Philosophie als Bedrohung empfunden und erfahren. Dieser neoliberale Ansatz der Globalisierung hat weltweit bis auf zwei Länder (Deutschland und China) alle als Verlierer zurückgelassen. Viele dieser Verlierer haben sich inzwischen in autokratischen Bewegungen zusammengeschlossen und sogar Wahlen gewonnen.

In den USA fängt die Regierung an, den Zugang zum Markt einzuschränken, der Brexit in England stellt nichts anderes dar. Die autokratischen Bewegungen mit Front National in Frankreich, Gerd Wilders in den Niederlanden, die PIS in Polen, die Regierungen in Tschechien, Slowenien, Slowakei, Dänemark, Norwegen und Schweden, Podemos in Spanien - sie alle stellen eine Gefahr für die Demokratie dar. Der Irrglauben des neoliberalen Ansatzes, dass Bildungswesen, Sport und Fitness, soziale Netzwerke, Gesundheitswesen und Sicherheit ohne staatlichen Eingriff das wahre Glück bringen, bedeutet für die Gesellschaft und den Einzelnen nichts anderes als Elend und Unterwerfung.

2.10 Ist der neoliberale Ansatz nicht eine Ursache für die Finanzkrise?

Betrachtet man die Ursachen der Finanzkrise mit Blick auf die derzeitige geopolitische und wirtschaftspolitische Lage mit dem stark vorherrschenden Neoliberalismus, so muss festgestellt werden, dass die folgenden Gesichtspunkte maßgeblich zu den Entwicklungen beigetragen haben, die die Finanzkrise ausgelöst haben.

1. Der scheinbar zügellose Glauben an die Erträge der Börsen

2. Die ungezügelte Gier des Menschen, reich zu werden ohne ein Risiko einzugehen und ohne dafür zu arbeiten

3.