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TOM & BRIAN PHIPPS

DIE KATAMARAN-EXPERTEN

Tom Phipps ist Profisegler und segelt bereits seit seinem zehnten Lebensjahr auf Katamaranen. Er dominierte die britischen Jugendmeisterschaften, segelte dreimal in die Medaillenränge der ISAF Youth World Championships und konnte dreimal die britischen RYA-Jugendmeisterschaften gewinnen. Nach solch vielversprechenden Anfängen gewann Tom die Landesmeisterschaften im Dart, Formula 18, Hobie 16 (2x) und im Tornado, gefolgt von Europameisterschaften im Hobie 16, Formula 16 und im Student Keelboat, um sich schließlich zweimal den Weltmeistertitel im Dart zu sichern.

Tom hat bei der Weltmeisterschaft der C-Class, dem sogenannten »kleinen America’s Cup«, teilgenommen, der auf Katamaren mit Flügelsegel ausgetragen wird und segelt in der Flying Phantom Profi-Tour. Aktuell ist er in der Nacra 17 Olympiaklasse aktiv, in der er die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio 2016 nur knapp verpasst hat, sodass der Blick jetzt fest auf Olympia 2020 in Japan gerichtet ist.

Brian Phipps, Toms Vater, ist mit dem Regattasport und der Herstellung von Sportkatamaranen seit 1978 verbunden. In seiner aktiven Zeit gewann er mehrere Meistertitel und vertreibt heute Katamarane, arbeitet als Trainer und bietet weltweiten technischen Service an.

Er leitet die Windsport Cat Clinics, die den idealen Einstieg ins Katamaransegeln bietet, angefangen von Grundkursen bis hin zu leistungsorientiertem Training für Segelmannschaften aus aller Welt. Brian war der Katamaran-Jugendtrainer der RYA und hat als Trainer in Großbritannien, China, Dubai, Irland, Jersey und Oman gearbeitet.

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INHALT

Vorwort

Einführung

TEIL 1
DER ANFANG AUF ZWEI RÜMPFEN

Katamaran-Modelle

Teile eines Katamarans

Einen Katamaran aufbauen

Kleine Theoriekunde

Das erste Mal Katamaransegeln

Katamaran-Pflege

TEIL 2
FERTIGKEITEN

Zu Wasser lassen und loskommen

Der Halbwindkurs

Der Amwindkurs

Die Wende

Der Raumschot- und Vorwindkurs

Die Halse

Trapezsegeln

Mensch über Bord!

Kentern

Anlanden

Regatta-Tuning

Die Wettfahrt

TEIL 3
HIGH-PERFORMANCE-KATAMARANE & TECHNIK FÜR FORTGESCHRITTENE

Das erste Mal mit Gennaker

Steuern aus dem Trapez

Am Wind

Wenden

Vor den Wind abfallen

Vor dem Wind

Halsen

Um die Leetonne

Mit halbem Wind

Der richtige Trimm

TEIL 4
NEUE ENTWICKLUNGEN

Foils & Flügelsegel

Danksagung

VORWORT

VON SANTIAGO LANGE

Katamaransegeln ist eine fantastische Sportart, die ein Leben lang fesseln kann. Mich hat es 1997 gepackt, als ich, vom Laser kommend, auf zwei Rümpfe umgestiegen bin. Ich hatte das Glück, bei sechs Olympischen Spielen für Argentinien zu starten. Zwei Bronzemedaillen im Tornado und 2016 in Rio eine Goldmedaille im Nacra 17 konnte ich, im Alter von bereits 54 Jahren, nach Hause holen. Und ich gebe noch lange nicht auf!

Katamaransegeln ist ein Sport fürs Leben, vor allem, weil es so viel Spaß macht – ganz unabhängig, ob man einen Strandkat in den Ferien oder eine Regatta im Verein segelt oder ob man gar an internationalen Wettfahrten teilnimmt und dabei vielleicht sogar von Olympischen Spielen oder dem America’s Cup träumt. Die stabile Plattform und die enorme Geschwindigkeit auf zwei Rümpfen zaubern jedem ein Lächeln ins Gesicht!

Damit das Segeln auf einem Katamaran maximalen Spaß bereitet, ist es absolut unverzichtbar, die Grundkenntnisse zu beherrschen. Genau dabei hilft dieses Buch. Tom und Brian Phipps, die sich ebenfalls lebenslang dem Katamaransegeln verschrieben haben, bieten genau diese unverzichtbare, solide Basis, die einen von der ersten Ausfahrt auf einem Katamaran bis hin zum ernsthaften Wettkampf begleitet.

Tom Phipps stürmte 2004 durch die Katamaran-Jugendmeisterschaften mit seinem unglaublichen Erfolg bei den ISAF (heute World Sailing) Youth Championships. Tom segelte dreimal hintereinander in die Medaillenränge, dabei zweimal auf Gold. Aktuell segelt er olympisch und weiß bei Katamaranen, wovon er redet. Ich hatte das Vergnügen, gegen Tom zu segeln, wobei ich mir oft gewünscht hatte, er wäre mit etwas weniger Talent gesegnet!

Genau so wie ich, verdankt auch Tom seine Segelkarriere der Ermutigung und dem Vorbild seines Vaters. Nicht nur in Großbritannien stand Brian Phipps jahrzehntelang im Mittelpunkt des Katamaran-Segelsports und feierte seinerzeit Erfolge bei unzähligen Meisterschaften.

Zusammen haben Tom und Brian ihren enormen Erfahrungsschatz im Katamaransegeln in dieses ausgezeichnete Buch gepackt. Dabei gewähren sie nicht nur einen umfangreichen Einblick in die Welt des Katsegelns, sondern vermitteln zudem ihre Leidenschaft und Hingabe für ihren Sport.

Jedem, der Katamaransegeln lernen oder sein Können verbessern möchte, kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.

Viel Erfolg – und hoffentlich sieht man sich auf dem Wasser!

Santiago Lange

Olympiasieger im Nacra 17, Rio de Janeiro 2016
World Sailing »Sailor of the Year« 2016
6-facher Olympiateilnehmer, 1x Gold, 2x Bronze

EINFÜHRUNG

Was macht das Segeln auf einem Katamaran so unvergleichlich? Ist es die Geschwindigkeit? Ist es die Power? Ist es die Form oder die Größe dieses Sportgeräts? Mit diesem Buch möchten wir zu einem besserem Verständnis von Sportkatamaranen und zu mehr Spaß bei dieser rasanten und aufregenden Segeldisziplin beitragen. Dazu ist das Buch in vier Teile gegliedert und reicht von Grundkenntnissen und Tipps für das erste Mal Segeln auf einem Katamaran bis hin zu Einblicken in die neuesten Entwicklungen dieses Sports.

Wir, Tom Phipps, internationaler Katamaran-Segelprofi, und Brian Phipps, Katamaran-Trainer und Spezialcoach, haben all unsere Erfahrung, Technik, Fertigkeiten und unser Wissen zusammengetragen, sodass Katamaransegler vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen profitieren können.

Zum ersten Mal auf zwei Rümpfen unterwegs? Herzlich willkommen! Katamarane sind schnell und machen jede Menge Spaß. Wir möchten jedem Neuling Mut machen, voll einzusteigen und genauso viel – oder sogar mehr – Freude beim Katamaransegeln zu haben, wie wir sie bis heute immer noch haben. Katsegeln ist ein Sport wie Windsurfen, Jollen- oder Kielbootsegeln – je früher man beginnt und je mehr Zeit man auf dem Wasser verbringt, desto besser wird man. Wer sich traut und sich Ziele setzt, kann im Segelsport etwas erreichen – am besten mit einem Katamaran.

Teil 1 führt den Neueinsteiger in die Grundkenntnisse ein: Die Katamaran-Plattform, das Rigg und wie man den Wind nutzt, sodass schon beim ersten Mal Segeln Freude aufkommt. Alle Aspekte des Katamaransegelns bei Windstärken von 2–3 Bft. werden behandelt. Erfahrene Segler aus anderen Bootsklassen können diese Kapitel etwas schneller überschlagen, sollten aber auf die kleinen Unterschiede achten, die beim Segeln auf zwei Rümpfen gelten.

Teil 2 beinhaltet Informationen für jeden, der bereits andere Boote segeln kann oder den ersten Teil dieses Buches erfolgreich abgeschlossen hat. Der Fokus liegt auf Standard-Katamaranen wie dem Dart, Nacra- und Hobie-Klassen. Behandelt werden Leicht- und Starkwind-Techniken, Trapezsegeln, Vorwindkurse und das Segeln auf dem Meer. So erhält man Einblick, wie ein Katamaran auch bei widrigen Bedingungen zu segeln ist, damit einerseits das Geschwindigkeitspotenzial bei Starkwind den Puls schneller schlagen lässt, ohne Angst zu bereiten und damit andererseits auch Leichtwind Spaß statt Frust bedeutet.

Ebenso enthalten ist eine Einführung in die Grundlagen des Regattasports mit dem Schwerpunkt, wie am meisten aus einem Kat herausgeholt und die eigene Position bei einer Wettfahrt verbessert werden kann – ideale Voraussetzungen für die nächste Regatta im Club oder Verein. Katamarane sind so schnell, dass sich eine Situation im Handumdrehen zum Vor- oder Nachteil ändern kann. Daher muss man Abläufe im Vorfeld erkennen können, um die bestmögliche Platzierung zu erzielen.

Teil 3 behandelt anspruchsvollere High-Performance-Katamarane zusammen mit den Anforderungen und dem nötigen Wissen, um diese Boote über die bisher vermittelten Fertigkeiten hinaus zu beherrschen. Viele Katamarane sind mit einem Gennaker, also einem asymmetrischen Spinnaker, ausgerüstet, und der Einsatz dieses aufregenden Raumschotsegels wird detailliert gezeigt.

Um größerem Segeldruck standzuhalten, wird im Doppeltrapez gesegelt. Wie man dabei steuert und weitere fortgeschrittene Regattatechniken sind hier gleichermaßen Bestandteil.

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Teil 4 erklärt die spannenden, aktuellen Entwicklungen in unserem Sport. Tom gibt einen Einblick in Foils und Flügelsegel, an deren Regattaeinsatz und Entwicklung er persönlich beteiligt ist.

Wie weit auch immer Ihre bisherige Katamaran-Erfahrung reicht – von uns ein herzliches Willkommen! Drei Dinge verbinden uns:

Geschwindigkeit

Power

Zwei Rümpfe

Wir sehen uns auf dem Wasser!

TEIL 1

DER ANFANG AUF ZWEI RÜMPFEN

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KATAMARAN-MODELLE

Die große Vielzahl der Katamaran-Modelle unterscheidet sich hinsichtlich der Rumpfform, des Segelplans, der Anzahl der Crew, der Komplexität des Bootes und der Segelleistung. Manche Kats haben Schwerter, andere haben Skegs oder gar asymmetrische Rümpfe. Welche Ausführung man auch wählt: Die Grundlagen der Segeltechnik und der Funktion sind gleich. Wichtig ist, dass der Kat den eigenen Erwartungen an geplantem Einsatz, Spaß und Leistung entspricht.

Vertrauen Sie nicht allein auf die Angaben des Herstellers oder des Vorbesitzers – testen Sie das Boot auf dem Wasser, lassen Sie sich alles zeigen, sprechen Sie mit anderen Katseglern, fragen Sie nach Klassenvereinigungen, Werterhaltung, technischem Service, Ersatzteilbeschaffung, und erkundigen Sie sich über das geplante Segelrevier. Schließlich sollte der Kat sowohl Ihren Anforderungen als auch Ihrem Geldbeutel entsprechen. Es ergibt wenig Sinn, einen voll ausgestatteten Rennkatamaran zu kaufen, wenn man nur entspannt fahrtensegeln möchte oder es im Verein bereits eine große Flotte einer anderen Bootsklasse gibt.

Als Neueinsteiger macht man sich über Kenterungen und Wendemanöver oft die größten Gedanken. Gut konstruierte Katamarane lassen sich jedoch leicht aufrichten, wenden und manövrieren, sofern man die richtige Technik beherrscht. Wie bei jeder anderen Neuanschaffung gilt auch hier: Holen Sie verlässlichen Rat ein, organisieren Sie ein Probesegeln, und Sie werden den Kauf nicht bereuen.

RUMPFFORM

Welche Rumpfform am besten geeignet ist, hängt von den eigenen seglerischen Ansprüchen ab. Nahezu alle Ausführungen zeigen in einem gewissen Bereich angemessene Performance und haben ihr größtes Leistungsvermögen bei ganz bestimmten Bedingungen. Je leistungsstärker der Rumpf, desto mehr muss er geschützt, regelmäßig gewartet und seine Oberfläche gepflegt werden.

RÜMPFE MIT SKEG

Diese Rümpfe haben beide dieselbe Form. Für seitlichen Widerstand im Wasser sorgt eine ausgeprägte Kielform, die als sogenannter Skeg über ungefähr zwei Drittel der Rumpflänge reicht.

Viele europäische Renn- und Freizeit-Katamarane sind so ausgeführt, da sie sich für Küsten- und Binnenreviere gleichermaßen eignen und Leistung mit Einfachheit kombinieren.

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Rumpf mit Skeg (wie beim Dart 18).

ASYMMETRISCHE RÜMPFE

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Durch diese Rumpfform sollen Schwerter ersetzt werden. Die Rümpfe sind genau spiegelbildlich zueinander geformt. Das ist zwar nicht ganz so effizient wie Rümpfe mit Schwertern, vereinfacht aber das Deckslayout, die Handhabung und Pflege.

Die Krümmung eines Rumpfes an seiner Unterseite wird »Rocker« genannt und beeinflusst die Stabilität im Wasser. Mehr Rocker bedeutet weniger Stabilität vorn und achtern.

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Asymmetrische Rümpfe (wie beim Hobie 16)

RÜMPFE MIT SCHWERTERN

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Katamarane mit Schwertern haben in der Regel die besten Amwindeigenschaften. Dafür ist mehr Sorgfalt bei der Pflege sowie beim Wassern und Anlanden nötig. Ein Hindernis unter Wasser kann schnell zu Beschädigungen an den Schwertern oder am Rumpf führen.

Kielschwerter lassen sich in einen Schwertkasten im Rumpf aufholen, Steckschwerter stehen dagegen im aufgeholten Zustand über das Deck nach oben über. Achten Sie darauf, dass beim Anlanden keine Steine oder Sand zwischen Schwerter und Rumpf gelangen, da es die Schwerter schwergängig machen und zu Beschädigungen im Inneren führen kann.

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Rümpfe mit Steckschwertern (wie beim F16)

Schwerter, die beispielsweise als C- oder J-Foils ausgeführt sind, erzeugen auch vertikalen Auftrieb, siehe Teil 4.

RUMPFMATERIALIEN

HOLZ FORMVERLEIMT

Mit der Holz-Epoxi-Bauweise lassen sich leichtgewichtige Rümpfe im Selbstbau herstellen. Diese Bauweise zeichnet sich durch ein sehr gutes Verhältnis von Gewicht zu Festigkeit aus, ist aber in der Serienproduktion moderner Katamarane kaum noch anzutreffen. Die Rümpfe älterer formverleimter Katamarane müssen sorgfältig begutachtet werden.

POLYETHYLEN IM ROTATIONSVERFAHREN

Eine in neuerer Zeit weit verbreitete Bauweise für Katamarane, vor allem zum Einsatz in Segelschulen. Die Herstellung ist preisgünstig, und die Rümpfe sind nahezu unverwüstlich, wartungsarm und halten dem rauen Einsatz und wiederholtem Anlanden am Strand stand. Im Gegenzug sind sie etwas schwerer, weniger steif und schwieriger zu reparieren. All diese Kriterien bestimmen, wie praktikabel ein Katamaran im Unterhalt und wie leistungsstark er auf dem Wasser ist.

GFK (GLASFASERVERSTÄRKTER KUNSTSTOFF)

Laminierharze, Verstärkungsmaterialien und Fertigungsmethoden wurden seit den frühen 1960er-Jahren fortlaufend weiterentwickelt. GFK ist das am stärksten verbreitete Material für die meisten Klassen- und Regattakatamarane. Es vereint hohe Festigkeit mit geringem Gewicht und hat eine lange Lebensdauer. Schäden können meist von einem erfahrenen Bootsbauer so repariert werden, dass keine Leistungseinbußen entstehen.

CFK (KOHLEFASERVERSTÄRKTER KUNSTSTOFF)

Kohlefaser ist das Material für High-Tech-Katamarane und bietet maximale Festigkeit und Steifigkeit bei geringstmöglichem Gewicht. Katamarane, die an der Spitze der Entwicklung stehen, werden meist aus Kohlefaser gebaut. Die hohen Kosten entsprechen der technologisch sehr aufwendigen Herstellung.

DER SEGELPLAN

Fast alle Katamarane haben ein durchgelattetes Großsegel und eine hochgeschnittene Fock, um so effizient wie möglich zu sein. Die Segel bestehen meist aus Dacron (Polyester) oder Mylar, je nach Schnitt und Funktion. Manche Großsegel werden an einem Baum gefahren, andere haben ein loses Unterliek ohne Baum. Der Baum ermöglicht zusätzliche Trimmeinstellungen bei Segelprofil und Riggspannung. Einfacher und weniger hinderlich ist ein Großsegel ohne Baum, das nur über die Großschotspannung, den Traveller und den Schotholepunkt getrimmt wird.

ANZAHL DER CREW

Einen Katamaran als Team zu segeln, lässt sich mit nichts anderem vergleichen. Steuermann und Vorschoter arbeiten Hand in Hand, um die größtmögliche Segelleistung aus ihrem Kat herauszuholen. Doch oft ist es gar nicht so leicht, einen Mitsegler zu finden, der regelmäßig Zeit hat. Zum Glück gibt es auch eine große Auswahl an Katamaranen für Einhandsegler.

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Der Shadow X ist ein leistungsstarker Einhand-Katamaran.

TEILE EINES KATAMARANS

Die Abbildungen auf den Seiten 19 und 20 erklären die meisten Fachausdrücke, die auf einem Katamaran vorkommen. Hier noch eine kurze Auflistung von weiteren nautischen Begriffen, die man kennen sollte:

Achtern In Richtung zum hinteren Ende des Katamarans.
Anhänge Leitflächen unter Wasser wie Schwert und Ruder; als sogenannte Foils auch für vertikalen Auftrieb, um ein Boot aus dem Wasser zu heben.
Backbord Links.
Block Eine Rolle samt Befestigung, um die eine Leine geführt oder umgelenkt wird.
Bug Der vordere Teil eines Rumpfes.
Fall Eine Leine, um ein Segel hochzuziehen.
Lee Die dem Wind abgewandte Seite; auf einem Kat die Seite, auf der sich beim Segeln der Baum befindet.
Lenzstopfen Eine verschließbare Ablassöffnung am Rumpf für eingedrungenes Wasser.
Luv Die dem Wind zugewandte Seite.
Plattform Der gesamte Bereich, in dem sich die Crew beim Segeln bewegt, also Rümpfe und Trampolin.
Ruderlager Beschlag am hinteren Ende eines Rumpfes zur Aufnahme des Ruders.
Schäkel U-förmiges Verbindungselement aus Metall, das sich mit einem Bolzen öffnen und schließen lässt, um z. B. das Fall am Segel zu befestigen.
Scheibe Die Seilrolle, um die eine Leine in einem Block läuft.
Steuerbord Rechts.

DETAILBESCHREIBUNGEN

DIE RÜMPFE

Jeder der Rümpfe bildet eine versiegelte Einheit, die ihre Schwimmfähigkeit auch im Falle einer Beschädigung beibehält. Bei Luftdruckschwankungen sorgt ein kleines Belüftungsloch oberhalb der Wasserlinie für einen Druckausgleich. Alle am Rumpf befestigten Beschläge sind abgedichtet, damit kein Wasser eindringen kann.

GROSSSEGEL-VORLIEKSTRECKER (AUF JOLLEN AUCH CUNNINGHAM GENANNT)

Der Vorliekstrecker am Großsegel greift am Hals des Segels an und dient zum Trimm des Segelprofils. Ohne Zug am Vorliek, der Vorderkante des Segels, wirkt das Segel wie ein flaches Stück Karton und hat wenig Ausformung. Zieht man am Vorliekstrecker, verformen sich Mast und Segel zu einem Profil, das wie eine Tragfläche wirkt.

EINROTIERER ODER SPANNLEINE

Der sogenannte Einrotierer ist auf Strandkatamaranen in der Regel am Baum oder am Unterliek des Großsegels befestigt und führt von dort zum Mastfuß. Er dient zur Kontrolle der Mastdrehung, damit die nötige Luftströmung über das Großsegel im Verhältnis zur Mastbiegung eingestellt werden kann.

FOCK- UND GROSSSEGELFALL

Mit den Fallen werden die Segel hochgezogen. Oft führen sie über ein sogenanntes Fallenschloss, das später noch genau erklärt wird.

WANTEN, VORSTAG UND HAHNEPOT

Das sind Drahtseile oder Leinen, die den Mast aufrecht halten und zusammen als stehendes Gut bezeichnet werden. An ihnen treten sehr hohe Zugkräfte auf, weshalb sie zusammen mit ihren Endbeschlägen regelmäßig auf Anzeichen von Korrosion oder Abnutzung überprüft werden sollten.

TRAPEZDRÄHTE

Die Aufgabe der Trapezdrähte ist es, den Vorschoter oder den Steuermann zu halten, wenn sie sich mit den Füßen an der äußeren Deckskante abstützen und mit dem Körper ganz nach außenbords lehnen und somit »im Trapez stehen«.

Die Trapezdrähte sind am Mast auf ungefähr zwei Drittel seiner Höhe befestigt und führen nahezu parallel zu den Wanten nach unten. Sie haben einen großen Ring an ihrem unteren Ende, mit dem sie in die Trapezweste eingehängt werden können. Nach unten sind sie mit einer Gummileine mit dem Rumpf verbunden. Die Länge kann verstellt werden, um in der richtigen Höhe im Trapez zu stehen.

TRAPEZ-HALTELEINE

Diese Halteleine ist am Heck befestigt und kann zusammen mit dem Trapez verwendet werden, um bei starkem Wind und schnellen Raumschotgängen Standfestigkeit zu gewähren und zu verhindern, dass der Vorschoter nach vorn geschleudert wird.

RUDERPINNEN UND ANLENKSTANGE

Die Ruder werden normalerweise am Strand in der aufgeholten Position fixiert und erst im Wasser abgesenkt. Beide Pinnen sind durch eine querverlaufende Anlenkstange verbunden, die über den Pinnenausleger vom Steuermann kontrolliert wird. Der Pinnenausleger stellt somit die Verbindung zur Ruderanlage dar und sollte beim Segeln nie aus der Hand gelegt werden.

GROSSSCHOT, FOCKSCHOT UND TRAVELLER

Mit diesen Leinen wird die Anstellung der Segel zum Wind verändert. Steuermann und Vorschoter sollten sie bei einer Änderung der Windrichtung oder -stärke jederzeit nachtrimmen können, genau wie man im Auto den Druck auf Gaspedal oder Bremse laufend anpasst.

TRAMPOLIN UND AUSREITGURTE

Das Trampolin ist zwischen den Rümpfen gespannt, damit man schnell von einem Rumpf zum anderen gelangen kann. Die Ausreitgurte liegen auf dem Trampolin und bieten Halt für die Füße, wenn man sich zum Ausreiten über die Seite des Rumpfes hinauslehnt. Sobald Vorschoter und Steuermann mit dem Trapezsegeln vertraut sind, werden vermehrt die Fußschlaufen (falls vorhanden) genutzt, die entlang der Rumpfseite angebracht sind.

HAUPTBEAM UND HINTERER BEAM

Beams oder Holme werden die Querträger genannt, die die zwei Rümpfe verbinden. Es gibt mehrere Methoden, wie sie an den Rümpfen befestigt sind, zum Beispiel durch Einstecköffnungen, Bolzen oder Schellen. Die Verbindung muss fest und in einwandfreiem Zustand sein.

MAST UND MASTKUGEL

Der Mast steht auf der Mastkugel, die am Hauptbeam befestigt ist, und kann um seine Längsachse gedreht werden, um die Anströmung der Segel zu verbessern. Der Mast ist meist luftdicht verschlossen, um Auftrieb zu gewähren und einer Durchkenterung entgegenzuwirken oder, falls das doch einmal passiert, den Kat leichter wieder aufstellen zu können.

DIAMANTVERSTAGUNG UND SALINGE

Damit wird der Masttrimm auf leistungsstärkeren Katamaranen kontrolliert. Mit der Kombination aus Salingswinkel und Spannung der Diamantverstagung können die Mastbiegung in Längsrichtung eingestellt und die Steifigkeit querschiffs erhöht werden.

GENNAKER

Dieses weitverbreitete, leichtgewichtige Segel, auch asymmetrischer Spinnaker genannt, ermöglicht mehr Segelleistung bei achterlichen Winden. Bei Amwindkursen oder bei Nichtgebrauch wird es in der Regel in einem Bergeschlauch an Deck oder einer Tasche gestaut.

AUFRICHTLEINE

Die Aufrichtleine erleichtert es, den Katamaran nach einer Kenterung aufzurichten. Sie wird meist neben dem Mastfuß gestaut, wo sie gut erreichbar ist.

STANDARD-KATAMARAN

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Ein Dart 18 und seine Einzelteile.

HIGH-PERFORMANCE-KATAMARAN

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Ein Formula 16 und seine Einzelteile.

EINEN KATAMARAN AUFBAUEN

Dieses Kapitel gibt eine allgemeine Übersicht, wie vorzugehen ist, wenn ein Katamaran in Form von zwei Rümpfen, einem Mast und einer Kiste Einzelteile geliefert wird, egal ob es sich dabei um einen Einhandoder Zweimann-Katamaran handelt. Spezielle Anleitungen zum Aufbau des Riggs sind vom Masthersteller erhältlich und helfen zusätzlich.

STANDARD-KATAMARAN

ZUSAMMENBAU DER PLATTFORM

Um einen Katamaran zusammenzubauen, muss man:

Die Beams mit den Rümpfen verbinden.

Das Trampolin an der Plattform befestigen.

Die genaue Befestigung sowohl der Beams als auch des Trampolins kann sich je nach Modell geringfügig unterscheiden, aber die Bildfolge zeigt eine der gebräuchlichsten Methoden.

Nach dem Zusammenbau sollte man sich mit den verschiedenen Beschlägen und den vorhandenen Trimmeinrichtungen vertraut machen: den Klemmen für Großschot und Fockschot, der Position der Ausreitgurte und, am allerwichtigsten, wie die Ruder und Schwerter (falls vorhanden) aufgeholt und abgesenkt werden.

Zusammenbau der Plattform beim Dart

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1 Legen Sie die verschiedenen Einzelteile aus und identifizieren Sie sie.

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2 Legen Sie die Rümpfe auf ebenem Grund im Abstand von ungefähr drei Metern nebeneinander.

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3 Drücken Sie den Haltewinkel nach innen, um den Hauptbeam einzustecken.

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4 Stecken Sie den Hauptbeam mit der Mastkugel nach oben in einen der Rümpfe. (Bei manchen Modellen bilden die Beams einen Rahmen oder sie werden mit Bolzen mit den Rümpfen verbunden.)

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5 Schieben Sie den Beam bis zum Anschlag durch.

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6 Stecken Sie den hinteren Beam mit dem Traveller nach oben ein.

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7 Bringen Sie den anderen Rumpf in Position und schieben Sie ihn über die Enden der Beams, ohne ihn dabei zu verkanten.

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8 Vergewissern Sie sich, dass der Haltewinkel in der korrekten Position ist.

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9 Setzen Sie die Gummidichtungen und Lukendeckel ein.

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10 Ziehen Sie das Trampolin in die Nut am Hauptbeam ein.

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11 Ziehen Sie das Trampolin in die Nuten an den Rümpfen ein.

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12 Führen Sie die Stange in das Trampolin ein.

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13 Spannen Sie die Stange zum hinteren Beam. Führen Sie die Verschnürung durch die Beschläge.

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14 Spannen Sie die Verschnürung des Trampolins. Beachten Sie, dass sich das Trampolin im Gebrauch dehnt und später noch nachgespannt werden muss.

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15 Befestigen Sie die Ausreitgurte, indem Sie die Leine durch die Schlaufe im Gurt, dann um den Beam herum und nochmal durch die Schlaufe im Gurt führen.

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16 Stecken Sie abschließend das lose Ende der Leine durch das Auge am anderen Ende der Leine, und knoten Sie es gut fest. Stecken Sie das Paddel in seine Tasche.

Alternative Systeme

Bei anderen Katamaranklassen unterscheidet sich der Zusammenbau der Plattform. Achten Sie beim Gebrauch von Bolzen darauf, dass die Bohrungen genau fluchten, die Gewinde gefettet sind und nicht verkanten.

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Beim Hobie wird die Plattformstütze senkrecht auf dem Beam platziert, in Position geklopft und verschraubt.

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Bei manchen anderen Katamaranen werden die Beams mit Bolzen an den Rümpfen befestigt.

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Verwenden Sie einen Drehmomentschlüssel, um die Bolzen nach Vorschrift festzuziehen.

Auch die Befestigung des Trampolins kann unterschiedlich erfolgen, wichtig aber ist, dass sie regelmäßig nachgespannt wird.

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Beim Hobie 15 führt die Verschnürung durch die Mitte des Trampolins.

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Beim Nacra 17 wird das Trampolin zu den Rümpfen hin gespannt.

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Das Trampolin des Topaz wird zu den Ecken hin gespannt.

DEN MAST BEFESTIGEN UND AUFSTELLEN

Um den Mast aufzustellen, muss man:

Die Fallen (falls vorhanden) einziehen.

Den Mast auf die Mastkugel stellen.

Das stehende Gut anschlagen.

Den Mast senkrecht stellen und mit dem stehenden Gut sichern.

Von Kat zu Kat kann es Unterschiede geben, aber die übliche Vorgehensweise ist in der Bilderfolge ersichtlich.

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1 Führen Sie die Fallen falls nötig am Mast entlang …

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2 … und über die entsprechende Scheibe.

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3 Legen Sie den Mastfuß auf die Mastkugel. Der Masttopp zeigt dabei nach achtern. Legen Sie den Mast auf einem Bock oder ähnlichem. ab. Achten Sie darauf, dass der Mast nicht am hinteren Beam aufliegt, ohne gut abgepolstert zu sein.

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4 Der Mastfuß kommt auf die Mastkugel und wird gesichert (gewöhnlich mit einem Steckbolzen), sodass der Mastfuß beim Aufstellen des Mastes nicht abrutschen kann.

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5 Schlagen Sie die Wanten und Stagen an, und überprüfen Sie dabei die Beschläge und Schäkel auf einwandfreien Zustand.

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6 Führen Sie die Wanten an die Püttinge am Rumpf. Achten Sie darauf, dass sich keine Verdrehungen oder Knickstellen in den Wanten befinden.

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7 Verbinden Sie die Wanten mit den Püttingeisen.

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8 Legen Sie die Trapezdrähte zusammen mit dem Vorstag über den Hauptbeam.

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9 Führen Sie das Fockfall durch den Ring am Vorstag.

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10 Befestigen Sie die Drähte der Hahnepot-Verspannung an den Beschlägen am Bug der beiden Rümpfe.

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11 Stellen Sie den Mast. Am Heck hebt einer den Mast an, der Zweite zieht den Mast an den Trapezdrähten oder dem Vorstag nach oben.

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