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BEATE SANDER

DER AKTIEN- UND
BÖRSEN-FÜHRERSCHEIN

BEATE SANDER

DER
AKTIEN-
UND
BÖRSEN-
FÜHRERSCHEIN

Aktien statt Sparbuch – die Lizenz zum Geldanlegen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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4. unveränderter Nachdruck 2020 der 9., komplett aktualisierten Auflage 2018

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Korrektorat: Sonja Rose

Umschlaggestaltung: Marc Fischer

Umschlagabbildung: shutterstock/ dominic8

Satz: Satzwerk Huber, Germering

Druck: Print Consult GmbH, München
Printed in the EU

ISBN Print 978-3-95972-147-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-286-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-287-2

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Aus dem Inhalt

Grußworte

Vorwort

1 Deutsche Börsenbarometer: DAX & Co.

1.1 Einführung: Die Wertpapierbörse

1.2 Die Bullen: Lieblinge der Börse

1.3 Die Bären: Gefürchtete Widersacher

1.4 Die wichtigsten deutschen Indizes

1.4.1 Deutscher Leitindex DAX: rauf oder runter?

1.4.2 Viel Potenzial bei den großen Nebenwerten im MDAX

1.4.3 Der TecDAX: Erfolgreicher Nachfolger Neuer Markt

1.4.4 Der SDAX: Das Börsenbarometer für die Kleinen

1.4.5 Der Familienfirmen-Index DAXplus Family

1.4.6 Der Familienfirmen-Index GEX: höchstens 10 Jahre Börsenleben

1.4.7 Der m:access, Börse München, Segment Mittelstand

1.4.8 Das neue Segment SCALE ersetzt den Entry Standard

1.5 Keine Blase bei DAX & Co. wegen Überbewertung

1.6 Vier Musterdepots (alle Aktien im eigenen Depot)

2 Die wichtigsten ausländischen Indizes

2.1 Der EURO STOXX 50, Leitindex der Eurozone (EU), und der STOXX 50, Börsenindex Gesamteuropa

2.2 US-Indizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500: maßgebend für Börsentrends

Testbogen 1 zur Prüfungsvorbereitung

Musterdepot 5: Risikofreude, Aktien vom Nasdaq 100

3 Informationen rund um die Aktie

3.1 Aktien und Aktienarten

3.2 Aktien bekommen Nachwuchs

3.3 Mehr Rendite und Freude durch hohe Dividenden

3.4 Börsengang: Wann zeichnen? Wann Finger weg?

3.5 Aktienrückkauf-Programme treiben die Kurse

3.6 Penny Stocks: Spielwiese für Zocker

3.7 Börsengeschichte: Spannend und turbulent

Testbogen 2 zur Prüfungsvorbereitung

4 Erfolgreiche Strategien im demografischen Wandel

4.1 Die richtige maßgeschneiderte Geldanlage

4.2 Private Finanzplanung nach Lebensphasen

Testbogen 3 zur Prüfungsvorbereitung

5 Passende Strategien für jede Marktlage

5.1 Gewinne lass’ laufen – im Verlust nicht ersaufen!

5.2 Richtig limitieren beim Kauf und Verkauf

5.3 Den Cost-Average-Effekt klug nutzen

5.4 Wie auf Kapitalerhöhungen reagieren?

5.5 Breit gestreut – nie bereut!

5.6 Den Trend im Auge behalten

5.7 Antizyklisch handeln: Die Strategie für Mutige

5.8 Die defensive Value-Strategie für Vorsichtige

5.9 Viagra ins Portfolio mit Wachstumsaktien Growth

5.10 Raus im Mai/Juni? Rein im Oktober/November?

5.11 Übernahmefantasien im Vorfeld nutzen

5.12 Was macht Anleger zu Verlierern?

5.13 Beizeiten umschichten und neu gewichten?

5.14 Wer kennt eine Firma besser als deren Chefs?

5.15 Geldanlage mit gutem Gewissen

5.16 Wie Millionäre anlegen: Was können Sie daraus lernen?

Testbogen 4 (zweiseitig) zur Prüfungsvorbereitung

6 Einführung in die Fundamentalanalyse

7 Das Aktienauswahl-Punktesystem

8 Technische Analyse oder Charttechnik

Testbogen 5 zur Prüfungsvorbereitung

9 Großer Einfluss der Börsenpsychologie

10 Stoppkurse: Mehr Licht oder Schatten?

Testbogen 6 zur Prüfungsvorbereitung

11 Erfolg mit der Hoch-/Tief-Mutstrategie

12 Das Wichtigste zum Anleihenmarkt

13 Fit für den riesigen Zertifikat-Markt

13.1 Einführung: Wichtige Anlageziele bei Zertifikaten

13.2 Mit Anlage-Zertifikaten auf den Markt reagieren

13.3 Hebelprodukte: Große Chancen – hohes Risiko

14 Auf dem Weg zum coolen Fondsprofi

Branchen-Depot und 3 Aktienfonds-Musterdepots

15 Streifzug durch wichtige Fondsarten

Duell und Testbogen 7 zur Prüfungsvorbereitung

16 Hedgefonds als Depotbeimischung?

17 Die ETF-Rallye geht ungebremst weiter

2 ETF-Branchen-Depots: erfolgsorientiert/risikofreudig

Baukastensystem mit innovativem Aufbaumodell

18 Spekulatives Abenteuer Optionsschein

19 Streifzug durch das Aktiensteuerrecht

Testbogen 8 zur Prüfungsvorbereitung

20 Anlagebetrug am Grauen Kapitalmarkt

21 Cool bleiben bei Korrektur und Crash

Testbogen 9 zur Prüfungsvorbereitung

22 Qual der Wahl: Die richtige Depotbank

Kopiervorlage für Aktienorders

Vorschlag für eigene elektronische Depotführung

Sprachvielfalt bei Kaufen – Verkaufen – Halten

23 Gold und Silber als sicherer Hafen?

24 Anlagechancen in Zukunftsmärkten

24.1 Positiver Umkehrtrend bei Rohstoffen: Blick auf Mineralöl, Bergbau, Industriemetall und Stahl

24.2 Aktien für erneuerbare Energien ins Depot?

24.3 Biotech, Medtech, Pharma: Sieger der Demografie

Testbogen 10 (zweiseitig) zur Prüfungsvorbereitung

25 Chancen nutzen in Wachstumsmärkten

25.1 Der japanische Nikkei auf Erholungskurs

25.2 China – noch Leuchtturm für die Konjunktur?

Der vierseitige Prüfungsbogen als Abschlusstest

26 Aktienauswahl weltweit nach Branchen/Sektoren

27 Wie 5.000 €, 10.000 €, 20.000 € anlegen?

ANHANG

28 Lösungen: Test- und Prüfungsaufgaben

29 Das Lexikon der Börsen-Fachbegriffe

30 Infos zur Börsenführerscheinprüfung

31 Wichtige Indizes Februar 2018

Grußwort Börse München

Mit diesem Grußwort in der Startauflage im Jahr 2001 begann alles – und damit auch die Erfolgsstory des Langzeitbestsellers DER BÖRSENFÜHRERSCHEIN.

Bessere Orientierung im Straßennetz der Aktienwelt mit dem Aktien- und Börsenführerschein

Der Autoführerschein kann auf eine über hundertjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Zwar durften die ersten Autos noch ohne Fahrerlaubnis bewegt werden; doch schon 1888 war Fahrunterricht Pflicht. Die Verkehrsregeln waren überschaubar, der Verkehr erst recht. Und die Unterweisung brachte dem Schüler damals die Grundzüge des Autofahrens und der Mechanik nahe. Heute ist für uns das Ablegen der Fahrprüfung selbstverständlich.

In anderen Lebensfeldern wünschen wir uns ebenfalls eine Art Führerschein – nicht immer selbstkritisch, eher für die anderen als für uns selbst. Denkbar wäre ein Führerschein in wirtschaftlicher Allgemeinbildung. Denn Untersuchungen zeigen, dass man durchaus eine weiterführende Schule erfolgreich abschließen kann, ohne mit den Grundbegriffen der Wirtschaft vertraut zu sein. Völlig unvorbereitet findet man sich mit Entscheidungen wie der Wahl der richtigen Bank, der Finanzierung der Wohnung oder möglichen Geldanlagen konfrontiert. Und spricht nicht alle Welt von der großen Bedeutung der Altersvorsorge bereits in jungen Jahren? Schnell wächst das Unbehagen, und eine innere Abwehr entsteht, wenn es darum geht, eigene Geldangelegenheiten zu regeln.

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„Es ist besser, eine Stunde über Geld nachzudenken, als eine Woche dafür zu arbeiten.“ Börsenaltmeister André Kostolany hat recht. Wir verbringen viel mehr Zeit damit, unser Geld zu verdienen, als das Beste daraus zu machen. Dass die Beschäftigung mit Finanzthemen sogar einen Lustgewinn bringen kann, merken Sie spätestens, wenn Sie durch kluge Geldanlage das eine oder andere Extra finanzieren können. Wir denken, Sie kommen bei mittel- bis langfristigem Anlagehorizont zur Vermögensbildung und Altersvorsorge – mag diese auch noch in weiter Ferne liegen – an der Aktienbörse nicht vorbei. Wir wünschen Ihnen deshalb viel Spaß und Erfolg beim Navigieren durch die Welt der Börse, wo Bullen und Bären auf der Lauer liegen und der Dachs als Symbol und Abkürzung für den Deutschen Aktienindex DAX für spannende Überraschungen sorgt. Mit dem Aktien- und Börsenführerschein sind Sie bestens für diese Herausforderungen gewappnet.

Andreas Schmidt, Geschäftsführer Börse München

Grußwort Deutsches Aktieninstitut DAI

Die neue Auflage des Aktien- und Börsenführerscheins von Beate Sander erscheint im richtigen Moment. Die Niedrigzinsphase, die noch eine ganze Weile andauern wird, reißt in das Vermögen und die Altersvorsorge der Deutschen tiefe Löcher. Denn obwohl die Bundesbürger immer noch fleißig Geld auf die hohe Kante legen, reichen die Erträge, die sie mit den auf Tagesgeld- und Sparkonten geparkten Geldern erwirtschaften, nicht einmal mehr aus, um die Inflationsrate auszugleichen. Die für das Alter zurückgelegten Summen sorgen nicht mehr für den erhofften Wohlstand und führen nicht zur finanziellen Unabhängigkeit im Alter, wenn die Deutschen nicht anfangen, beherzt gegenzusteuern. Jeder Bundesbürger ist deswegen gefordert, sich mit der Frage nach der Rendite seiner Geldanlage gründlich auseinanderzusetzen.

Dabei ist die Aktie die Anlageform der Wahl. Aktien werfen aufgrund von Kursgewinnen und Dividenden langfristig und im Durchschnitt Renditen von rund sechs bis acht Prozent jährlich ab. „Dividenden sind die neuen Zinsen“, titelt denn auch das HANDELSBLATT. Doch die Scheu der Deutschen vor Aktien bleibt groß, denn das Wissen um die Aktie ist gering – viel zu gering – und wird von Vorurteilen geprägt. Hier gilt es, Abhilfe zu schaffen!

Eine hervorragende Möglichkeit, sich das nötige Wissen rund um die Aktie anzueignen, ist das Buch von Beate Sander. Die Autorin bietet dem Leser das Einmaleins der Aktienanlage in leicht verständlicher, konzentrierter Form an. Von Informationen rund um die Aktie über die richtige Anlagestrategie bis hin zum Thema weltweite Aktienauswahl kann sich der Leser Schritt für Schritt mit dem Aktienuniversum vertraut machen. Das Lernen geschieht sozusagen spielerisch, wird durch Fallbeispiele und Tests mit Lösungen gefestigt. Und am Ende ist jeder Interessierte auf die Börsenführerscheinprüfung bestens vorbereitet.

img Wer sich mit Aktien und dem Geschehen rund um die Börse auskennt, ist klar im Vorteil. Ob Aktien, Aktienfonds oder ETFs: Wagen Sie den Schritt in die neue spannende Welt der Aktienanlage! Vertrauen Sie dem Börsensprichwort, das besagt: „Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich, durch den Keller zu fahren. Man muss nur die Nerven behalten.“ In diesem Sinne lesen Sie das Buch von Beate Sander, und behalten Sie bei Ihren künftigen Aktienentscheidungen die Nerven!

Dr. Franz-Josef Leven, Deutsches Aktieninstitut

Vorwort

Um die Jahrtausendwende, vor mehr als 15 Jahren, verfasste ich voller Zuversicht und Begeisterung für das Börsengeschehen das Einsteigerbuch „Der kleine Börsenführerschein“. Das neuartige, spannend und reich bebilderte Buch für Privatanleger „Aus der Praxis für die Praxis“ entwickelte sich zum Bestseller und veränderte mein Leben. „Der Aktien- und Börsenführerschein“ erscheint nun in 9. Neubearbeitung.

Damals zogen erste Vorboten eines schweren Börsen-Unwetters mit orkanartigem Sturm, Blitz, Donner und Hagelschlag auf. Damit endete die bis Frühjahr 2000 anhaltende Schönwetterperiode jäh. Wir befanden uns, ohne dies bewusst wahrzunehmen, bereits in dem lang gezogenen, scheibenweise nach unten driftenden, drei Jahre dauernden „Salami-Crash“. Der DAX notierte beim Börsenführerscheinstart nicht mehr wie zu Beginn 2000 bei gut 8.000 Punkten, sondern nur noch bei 6.600. Die Spekulationsblase platzte und riss den Neuen Markt in den Abgrund. Fehlte es vereinzelt auch nicht an warnenden Stimmen; wohl niemand ahnte das ganze Ausmaß.

Selbst für Untergangspropheten war es unvorstellbar, dass der DAX bis März 2003 auf 2.200 Punkte absinken und 70 % seines Buchwertes einbüßen würde. Umgekehrt: Seit seinem Start 1988 mit 1.000 Punkten vor 30 Jahren kostet der DAX mit 13.360 Punkten Anfang Januar 2018 mehr als das Dreizehnfache. Wer das Ende des Neuen Marktes mit einem Kurssturz von 98 % vorausgesagt hätte, dessen Geisteskräfte wären angezweifelt worden mit der Empfehlung „Einweisung“. Anfängliche Gier und Euphorie, abgelöst von Angst und Panik, waren der Grund für die riesige Kapitalvernichtung – begleitet von finanziellen Sorgen, Frust, Verzweiflung und Nervenflattern. Wer dies nicht verkraften konnte, steht weiterhin auf der Seitenlinie des Börsenspielfelds.

Wieso notierten seit 2000 die wichtigsten Börsen drei Jahre lang im Minus? Weshalb ging es erst ab März 2003 wieder aufwärts? Warum – eine besondere Tragik – wurde die daran anknüpfende Rallye bis 2007, der neuerliche Crash als Ausdruck der Weltwirtschaftskrise 2008/2009, nicht beherzt genutzt? Ende 2007 notierte der DAX auf altem Höchststand bei 8.000 und im März 2009 nur noch bei 3.600 Punkten. Warum wurde die einmalige Chance vertan, sich zu Tiefkursen mit Qualitätsaktien einzudecken und einen steuerfreien Altbestand aufzubauen? Die Aussicht, einige Aktien mit Kursgewinn von 500 % bis über 1.500 % zu besitzen, blieb weitgehend ungenutzt. Auch bei einem DAX-Stand von unter 6.000 bzw. 7.000 Punkten 2011 und 2012 eröffnete sich eine gute Gelegenheit, mit kluger Strategie Altverluste auszugleichen und üppige Gewinne einzufahren. In den extrem gefahrvollen Phasen 2001/2002 wurde viel zu riskant spekuliert. Wäre es anders, hätte es die Kursexplosion am Neuen Markt ebenso wenig gegeben wie den anschließenden Absturz nahe 100 %.

Die meisten Privatanleger, obwohl unzufrieden wegen der abgeschafften Guthabenzinsen, wollen dennoch aus Risikoscheu ihr Anlageverhalten kaum ändern. So lässt sich kein Vermögen aufbauen. Heute erscheint als größte Geldgefahr, überhaupt kein Risiko eingehen zu wollen. Dieses Verhalten wird auch von der psychologisch interessanten Tatsache untermauert, dass die Verlustangst weitaus stärker ausgeprägt ist als die Freude über Kursgewinne. Ehrliche Selbstanalyse: Wie sieht dies bei Ihnen aus?

Die brutalen Terroranschläge am 11. September 2001 auf das World-Trade-Center in den USA trübten die für das Börsengeschehen so wichtige Stimmungslage, minderten die Konsumlust der Verbraucher und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Hinzu kam die geopolitische Schieflage mit dem Irak-Kriegsausbruch im Frühjahr 2003. Das auf Fehleinschätzung beruhende Kriegsgeschehen endete früher als befürchtet; die Konjunktur erholte sich. Neues Unheil zog auf, als viele amerikanische Hausbauer mit wenig Bonität bei steigendem Zinssatz ihre Hypothekenschulden nicht tilgen konnten. Zwangsversteigerungen häuften sich. Immobilienpreise stürzten in den Keller. So gerieten auch die Hypothekenbanken mit ihren komplizierten, hochbrisanten Kreditderivaten, die kaum jemand verstand, in eine beängstigende Schieflage.

Die Subprimekrise weitete sich zur globalen Wirtschaftskrise aus, begleitet von Bankpleiten wie Lehman Brothers, milliardenschweren Rettungsschirmen und Konjunkturprogrammen der Notenbanken und Staaten sowie einem abgespeckten Leitzinssatz nahe Null. So gab es im Herbst 2008 und im Frühjahr 2009 neuerliche Crashszenarien mit Verlusten weltweiter Indizes zwischen 40 % und über 80 %. Das am Abgrund taumelnde Finanzsystem stürzte nicht vollends ab, sondern erholte sich. Aber ausgestanden war die Krise nicht. Sie wurde neu entfacht durch Überschuldung vor allem südeuropäischer Staaten. Die führenden Notenbanken EZB in Euroland und FED in den USA lassen die Gelddruckpressen unvermindert laufen. Die Nullzinspolitik bringt nicht nur die Sparer, die Aktien fürchten, sondern auch die Banken in Bedrängnis.

2013 zählte zu den besten Börsenjahren. Im Juni 2014 knackte der DAX die Marke 10.000, um im Herbst auf 8.400 Punkte zurückzufallen. Der Dow Jones mit rund 18.100, der S&P 500 mit 2.100 und die Technologiebörse NASDAQ mit bis zu 4.350 Punkten eilten wegen konjunktureller Erholung zum Jahresende 2014 von einem zum nächsten Höchststand. Im Februar 2015 übersprang der DAX die ersehnte Marke von 11.000. Im April 2015 sprintete er auf sein Rekordniveau von knapp 12.400 Punkten. Der Jan. und Febr. 2016 brachten hohe Kursverluste. 2017, das 8. Bullenjahr in Folge, bescherte dem DAX ein Plus von 13 %. Jetzt, im Jan. 2018, notiert der DAX bei 13.360 Punkten, der MDAX bei 27.025, der TecDAX bei 2.665, der SDAX bei 12.310, der Dow Jones bei über 26.000 und der Nasdaq 100 bei 7.000 Punkten, alles neue Rekordstände oder zumindest auf Augenhöhe zum Allzeithoch. Da die Konjunktur nicht nur in Deutschland boomt, kann auch das Aktienjahr 2018 erfolgreich verlaufen, auch wenn wir aktuell in einer von Unruhe geprägten starken Korrekturphase stecken.

Viele Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie senken die Kosten, übernehmen attraktive Töchter, erobern neue Märkte, verstärken Marke und Export, richten sich auf Industrie 4.0, Internet der Dinge, Digitalisierung, Big Data, Cloud Computing, Automatisierungsprozesse mit Robotik und weltweite Vernetzung aus. Es entstehen neue Produkte und Trends, die unser heutiges Vorstellungsvermögen sprengen. Man denke an Fortschritte bei selbst fahrenden Autos, an Drohnen, an Roboter als Ausdruck Künstlicher Intelligenz, die nicht nur Schachgroßmeistern das Fürchten lehren.

Vordringlich ist: Wir brauchen eine von Korruption befreite Firmenkultur, die den Anspruch auf Wertschätzung, Achtsamkeit, Eigenständigkeit und Freiraum für Innovation erfüllt. Wir wünschen uns von börsennotierten Firmen Substanzkraft, Nachhaltigkeit und verlässlich steigende Dividenden. Fundamentale Daten mit wichtigen Finanzkennziffern sind ebenso zu beachten wie die Charttechnik bzw. Technische Analyse. Es heißt, dass der Mensch aus der Geschichte nichts lernt, Verhalten aus dem Bauchgefühl und gemachte Fehler wiederholt. Handeln Sie selbst vernünftig. Börsenwissen hilft, selbst zu entscheiden, sich verantwortlich zu fühlen, auf Sündenböcke zu verzichten.

Die komplett überarbeitete 9. Auflage schneidet neue Themen an, stellt von mir selbst entwickelte und erprobte chancenreiche Strategien vor. Als Neuheit bringe ich Musterdepots mit Einzelaktien, ETFs und gute Aktienfonds für sicherheitsbewusste, erfolgsorientierte und risikofreudige Anleger. Hinzu kommt ein Baukasten-/Aufbaumodell mit Tipps für alle drei Anlageformen nebst Anleitung mit Vordruck zum Selbstbasteln. Meine Vorschläge für Aktien, ETFs und Fonds sollen Ihnen die Anlage mit einem Startkapital von 5.000, 10.000 und 20.000 € erleichtern und etwaige Ängste abbauen.

Die spannende, reichlich bebilderte Darstellung im mehrfarbigen Großformat bleibt erhalten. Bewährt haben sich Testaufgaben mit Lösungen und das Angebot, eine Börsenführerscheinprüfung abzulegen und mit einem grafisch ansprechenden Zertifikat belohnt zu werden. Die gerade erschienene komplette Neubearbeitung der 4. Auflage „Beste Aktienstrategien für Profis – Endlich Millionär werden mit breit gestreuter Langzeitstrategie“ dient als Arbeits- und Vertiefungsbuch mit Schwerpunkt Selbstanalyse und selbstbestimmtes Lernen. Da die Nebenwerte MDAX und SDAX mehr als doppelt so gut wie der Leitindex abschneiden und der TecDAX mit Verdreifachung die Nase vorn hat, empfehle ich „Mit Nebenwerten zum Börsenolymp“.

Verharren Sie nicht länger an der Seitenlinie des Börsenfeldes. Fühlen Sie sich trotz Nullzinspolitik nicht enteignet. Statt Sparbuch sind Aktien mit dem Ersatzzins Dividende zum Vermögensaufbau unverzichtbar. Die Teilhabe am Börsengeschehen lohnt sich. Wissen bedeutet nicht unbedingt Macht, aber oft genug Geld als Grundlage für Wohlstand. Wer mit erstklassigen Einzelaktien, preiswerten Indexfonds (ETF) und den besten Aktienfonds interessante Märkte und Branchen abdeckt, dürfte selbst dann zu den Siegern an der Börse zählen, wenn es zu einem neuerlichen Crash kommt.

Die Börse ist keine Einbahnstraße. Jeder Bärenmarkt wird von den in die Börsenarena stürmenden Bullen abgelöst – und umgekehrt. Eine Weisheit am Rande: Optimisten wandeln auf den Wolken, unter denen Pessimisten Trübsal blasen. Wasser, das vorbeifließt, treibt die Mühle nicht. Mitläufer und tote Fische schwimmen mit dem Strom. Und wer nicht besser sein will, hat schon verloren. Spekulieren Sie nicht! Zocker erinnern mich an Gäste, die auf der Suche nach Perlen eine Portion Austern bestellen.

Ob Fernsehen, Hörfunk, Tagespresse, Wirtschaftsinformationen. Alles dreht sich um den DAX. Jede Tageszeitung bildet im Wirtschaftsteil den Leitindex ab. Im Fußball wird auch am meisten über die 1. Bundesliga und die Spitzenteams mit Teilnahme an der Champions oder Europe League berichtet. Aber auch die 2. und 3. Liga haben ihren Medienplatz. Der DAX ist mit der 1. Bundesliga vergleichbar. Der klassisch geprägte MDAX und der TecDAX mit 30 Hightechwerten spiegeln die 2. Liga wider. Der SDAX entspricht in seiner Struktur der 3. Liga. Da die deutschen Nebenwerte-Indizes den Leitindex im Jahrzehntvergleich um Längen abhängen, darf es für Sie nicht nur das „Heimatliebedepot DAX“ geben. Völlig unverdient ist die fehlende Berichterstattung beim Daxplus Family 30 und GEX, obwohl so vieles für Familienfirmen spricht.

Dieses Buch will Ihnen helfen, vieles richtig, nur wenig falsch zu machen und eine Strategie zu entwickeln, die zu Ihnen passt. Meine Erfolgsregeln wie „Breit gestreut, nie bereut! – Gewinne lass laufen, im Verlust nicht ersaufen! – Ein Crash ist gut für Leute mit Mut! – Meide die gefährlichen Vier: Euphorie, Panik, Angst und Gier!“ gelten immer. Vergleichen Sie Ihr Depot mit Fußball. Ziel sind drei Siegpunkte. Meine Hoch-/Tief-Mutstrategie eröffnet Chancen. Nützlich sind die Musterdepots, das Aufbaumodell und mehr Raum für Aktienfonds und ETFs. Ich lasse Sie nicht allein, wenn es darum geht, ein Startkapital von 5.000, 10.000 oder 20.000 € klug anzulegen.

Einschneidende Ereignisse wie der unerwartete BREXIT, der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, arbeite ich gründlich auf. Dies gilt ebenso für den überraschenden Präsidentenwahlsieg von Donald Trump, begleitet von einem ganz kurzen Crash. Das morgendliche Minus zwischen 5 % und 10 % bei den meisten Aktien wandelte sich bis zum Börsenschluss in ein kleines Plus. Hier dürfen bei aller Unberechenbarkeit branchenbezogene Auswirkungen mit Auswertung nicht fehlen.

Ich danke dem FinanzBuch Verlag mit Gründerchef Christian Jund, dass er, als sich um die Jahrtausendwende der Crash zusammenbraute, mir vertraute und den „Börsenführerschein“ startete. Aktuell kümmert sich Programmleiter Georg Hodolitsch um mein Werk. Zug um Zug arbeite ich meinen tüchtigen Sohn Uwe als Projektnachfolger ein.

Glanzlicht ist mein Musterdepot „Klein & Fein“, das ich mir im Laufe der Jahre aufbaute. Im aktuellen Ein-Jahres-Vergleich hängt es den DAX um das Sechsfache, im Drei-Jahres-Vergleich um das Neunfache ab. Wer kann das toppen?

Ulm, im Frühjahr 2018

    

Ihre Börsenführerschein-Autorin Beate Sander

1 Deutsche Börsenbarometer: DAX & Co.

1.1 Einführung: Die Wertpapierböse

Wer die Bankenmetropole Frankfurt besucht, sollte sich den Anblick von Bulle und Bär auf dem Börsenplatz vor der Frankfurter Wertpapierbörse nicht entgehen lassen. Ein imposanter Eindruck. Den DAX aber, das Wappentier (Dachs mit „chs“) für den Deutschen AktienindeX, sucht der interessierte Börsianer vergebens.

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Quelle: Werbung der NORD/LB, Der Börsenführerschein S. 13

Die Wertpapierbörse – vor 416 Jahren entstanden

Im März 1602 gründeten niederländische Kaufleute die Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC), um den Pfefferhandel zu organisieren. So entstand die erste AG. Die Besitzer wurden in einem Aktienbuch erfasst. So entwickelte sich aus dem VOC-Kontor eine Aktienbörse. Bei der Erstnotiz stieg der Kurs um 15 %. Im Jahr 1622 betrug der Kurszuwachs 300 % und knapp 100 Jahre später sogar 1.200 %. Danach ging es steil abwärts. Das Aus kam 1799. Durch Missmanagement vom Top zum Flop! Das gab es nicht erst am Neuen Markt. Wirtschaftshistoriker leiten das Wort „Börse“ von dem alten Patrizierhaus Beurse in Brügge aus dem 14. Jahrhundert ab. Die Hausfassade war mit dem Geschlechterwappen, drei Geldbeuteln, verziert. Der griechische Begriff byrsa und das lateinische Wort bursa bedeuten Leder oder Geldtasche. In dem Anwesen bildeten durchziehende Kaufleute einen Treffpunkt von Angebot und Nachfrage.

Die Börse, Ort des Kapitals, präsentiert sich als hoch organisierter Handelsplatz für Wertpapiere, an dem Kauf- und Verkaufsorders (Transaktionen) stattfinden. Je nach Art der Wertpapiere sprechen wir von Aktienbörse (Anteilsscheine, Dividendenwerte) oder Rentenbörse (verzinsliche Wertpapiere, Staats- und Firmenanleihen).

Der Käufer

Als Aktionär bekommen Sie die gewünschten Wertpapiere in Ihr Depot gebucht. Ihr Konto wird mit dem Kaufpreis belastet.

Wertpapierbörse

Es handelt sich um ein zweiseitiges Verpflichtungs- und Erfüllungsgeschäft mit Einigung über Art, Menge und Preis der betreffenden Wertpapiere.

Der Verkäufer

Sie veräußern Ihre Aktien beim Bankberater, telefonisch oder online mithilfe eines Börsenhändlers. Der Verkaufspreis wird Ihrem Depotkonto gut gechrieben.

Die Wertpapierbörse als Finanzmarkt zeigt folgende Merkmale:

img Es herrschen genau festgelegte, verbindliche Marktbräuche.

img Die Wertpapiere sind physisch abwesend, liegen also nicht als Dokumente vor.

img Die Geschäfte laufen standardisiert in einem elektronischen Handelssystem ab.

img Der Handel erfolgt in Deutschland in Frankfurt und an den Regionalbörsen Berlin-Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart.

img Die hauptsächliche Bedeutung liegt in der Marktfunktion, der marktgerechten Preisbildung und der von den Medien geförderten Markttransparenz.

1.2 Die Bullen: Lieblinge der Börse

Die berühmten Skulpturen von Bulle und Bär als Börsensymbole an Börsenplätzen

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Quelle: Der Börsenführerschein, S. 14

Nichts ersehnen Börsianer so sehr wie einen anhaltenden Bullenmarkt, der die Kurse der Aktien aufwärts treibt und schöne Träume von Reichtum weckt. Immerhin verzeichnen wir seit bald neun Jahren steigende Börsenkurse. Überlegen Sie: Wann fühlen sich die mit ihren Hörnern nach oben stoßenden Bullen so richtig wohl?

Wann dominieren die Bullen?

img Positive Börsenstimmung

img Niedriges Zinsniveau

img Nachhaltige Unternehmensgewinne

img Zukunftsträchtige Wachstumschancen

img Faire Rohstoffpreise (Öl, Stahl, Kupfer)

img Konjunktureller Aufschwung

img Stabile Preise, geringe Inflationsrate

img Vernünftige Wirtschafts-/Steuerpolitik

img Berechenbarer Wechselkurs von $/€

img Stabile politische Verhältnisse

img Zuversichtlicher Ausblick

Die Bullen als Symbol für steigende Kurse mögen gute Prognosen. Die Börse lebt mehr von der Zukunft als der Gegenwart.

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Schönfärberei wird abgestraft, eine gesunde Bilanz verlangt. Chancen für morgen sind in Kursen von heute eingepreist

1.3 Die Bären: Gefürchtete Widersacher

Spätestens dann, wenn die mit ihren starken Tatzen kraftvoll von oben nach unten zuschlagenden Bären in die Arena einziehen, wird jedem Börsianer klar: Wie gewonnen – so zerronnen! Weg sind die Träume von Reichtum und einem zweiten Dagobert, der auf seinen Geldsäcken sitzt! Erneut bewahrheitet es sich: Die Börse ist keine Einbahnstraße zum Reichwerden, keine Gelddruckmaschine wie anfangs der Neue Markt. Disziplin, Geduld, Lernbereitschaft und Börsenwissen sind gefragt, um mit übrigem bzw. frei verfügbarem Geld langfristige Anlageerfolge zu erzielen.

Auch ein Bärenmarkt treibt Sie nicht in den Ruin, sofern Sie vernünftig reagieren und nicht alles auf eine Karte setzen. Eine Einwert-Strategie ist vergleichbar mit dem russischen Roulette. Zu den Kellerkindern der Börse zählt, wer im Crash in Panik gerät und hektisch all seine Papiere auf den Markt wirft. Am 11. September 2001, dem Tag der brutalen Terroranschläge auf das World Trade Center, trennten sich viele nervöse Anleger von ihren Aktien. Sie handelten aus dem „Bauchgefühl“ und folgten dem Herdentrieb. Viele Anleger hatten Stoppkurse gesetzt, sodass die Aktien automatisch aus dem Depot verschwanden und als Kettenreaktion weitere Verkaufsorders auslösten. Kurz nach den Terrorakten wurde Kapital in Milliardenhöhe verbrannt. Einige Mutige stiegen gegen den Trend ein und verbuchten auf lange Sicht Kursgewinne. Jedoch war der Crash noch längst nicht ausgestanden. Die Bären tummelten sich bis März 2003 in der Börsenarena. Danach schloss sich eine bis Ende 2007 dauernde Hausse an. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 zum erneuten Crash. 2011 endete unerfreulich im Gegensatz zum Spitzenjahr 2013 und Frühjahr 2015. Das Jahr 2017 brachte international viele Höchststände.

Wann dominieren die Bären?

img Inflations-, Deflations-, Rezessionsängste

img Längere Periode steigender Leitzinssätze

img Umsatz- und Gewinnrückgang

img Weltweit lahmende Konjunktur

img Hohe Arbeitslosigkeit, Steuererhöhungen

img Extrem hohe/tiefe Rohstoffpreise (Erdöl)

img Überschuldung, Unternehmenspleiten

img Angst vor Terroranschlägen und Krieg

img Platzen von Spekulationsblasen

img Epidemiegefahr wie Vogelgrippe, Ebola

Verhalten im Bärenmarkt

Kein PanikAusverkauf!

Wer mutig ist, steigt jetzt ein!

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Sie können an der Börse sehr viel gewinnen und alles verlieren. Sie gewinnen aber nichts zurück von dem, was Sie nicht mehr besitzen. Wer schnell reich werden will, wird meist arm, meint André Kostolany.

1.4 Die wichtigsten deutschen Indizes

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1.4.1 Deutscher Leitindex DAX: rauf oder runter?

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In Deutschland dreht sich fast alles um den 1988 gestarteten DAX, sichtbar am Depot: „Heimatliebe“. Der Kurs hat sich in 30 Jahren verdreizehnfacht. Im Jahrzehntvergleich hängen MDAX, SDAX und TecDAX aber den Leitindex, der alle Höhen und Tiefen mitgemacht hat, um Längen ab. Gut informierte Anleger orientieren sich weltweit. Sie investieren nicht nur in globale Standardwerte. Sie ordern in- und ausländische Nebenwerte und legen in gute Aktienfonds und mit steigendem Anteil in ETFs an.

Der DAX bildet die 30 größten deutschen AGs ab und erfasst als Performance-Index auch Dividenden. Der DAX ist als Leitindex des 2003 von der Deutschen Börse AG eingeführten Prime Standard mit der 1. Fußballbundesliga, der MDAX und TecDAX mit der 2. Liga, der SDAX mit der 3. Liga vergleichbar. Was FC Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke, Leverkusen, Mönchen Gladbach und neuerdings auch Leipzig für Fußballfans bedeuten, sind Adidas, Allianz, BASF, Bayer, BMW, Daimler usw. für Aktionäre. Nicht zu vergessen die „Volksaktie“ Dt. Telekom. Sie rutschte von luftiger Höhe bis unter den Ausgabepreis, hat sich aber gefestigt und gilt als Dividendenstar. Der DAX hat sich seit dem Allzeittief bei 2.200 Punkten im März 2003 versechsfacht, die 10.000er-Marke im Juni 2014 und die Marke von 13.000 Punkten 2017 geknackt mit einem Jahresplus von knapp 13 %. Anfang 2018 setzt sich die Rallye fort. Viele Analysten erwarten bis zum Jahresende 14.000 Punkte, glauben aber auch, dass vor 2020 ein erneuter Crash einsetzt, gespeist von Überschuldung.

Warum erscheint an dieser Stelle kein 10-Jahres-Chart mehr?

Sie können digitalisiert auf Börsenplattformen wie www.boerse.ard.de, www.onvista.de, www.finanzen.net usw. Aktiencharts für beliebige Zeiträume abrufen, z. B. ein Tag bis ein Jahrzehnt. Die halbe Seite für den 10-Jahreschart wäre Platzverschwendung.

Was bedeutet DAX Performance und DAX Kursindex?

Während außerhalb Deutschlands alle wichtigen Indizes die Kursentwicklung ohne Dividenden und Sonderausschüttungen abbilden, sind diese im DAX Performance mit eingeschlossen. Manch einer befürchtet schon eine Blasenbildung, obgleich gegenüber anderen Börsenbarometern davon keine Rede sein kann. Der DAX Performance hat die WKN 846 900. Das Allzeithoch bis Ende 2017 lag bei ca.

13.500 Punkten Der DAX Kursindex, WKN 846 744, schaffte den Höchststand von 6.400 Punkten. Zu erwähnen ist auch der DivDAX, WKN A0C 33D, der die 15 dividendenstärksten Leitindex-Aktien abbildet. Er wird von Banken gern angeboten, macht aber die Hoffnung zunichte, den DAX stets schlagen zu können. Warum gelingt dies trotz Ersatzzins Dividende nicht überzeugend? Mehr dazu auf der nächsten Seite.

DAX bei 14.000 bis 14.500 Punkten zum Jahresende 2018?

Bis zu 12.500 Punkten wäre der DAX wohl fair, also wie im Durchschnitt der letzten 25 Jahre bewertet. Diese Aussage wird gestützt von Warren Buffett, der USAnlegerikone: „Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist. Und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.“ Die Vorausschau bis zum Jahresende 2018 bewegt sich bei 14.000 Punkten, Tief 12.000, Hoch 15.000 Punkte. Prognosen sind nett zu lesen, stimmen aber selten. Der weltweit größte Finanzkonzern BlackRock besitzt jede zehnte DAX-Aktie. Rund 60 % vom DAX befinden sich in ausländischer Hand.

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Im Langzeitvergleich markiert der im Jahr 1988 gegründete DAX regelmäßig wiederkehrende Hoch- und Tiefpunkte. Einige Male fiel er in dem berüchtigten Crashmonat Oktober auf markante Tiefpunkte. Wie beim Fußball gibt es auch an der Börse Auf- und Absteiger. Im Fußball kämpfen die besten Teams in den Europa-Wettbewerben. Die 50 größten AGs der Eurozone bilden den EURO STOXX 50 mit Titeln wie AXA, L’Oreal, Philips, Sanofi, Total, Unilever, Vivendi. Das deutsche Börsenbarometer ist eher konjunkturabhängig ausgerichtet mit Autobauern, Versicherungen, Elektroindustrie, Konsumgütern, Chemie, Pharma. Bei der Dividende führt der EURO STOXX 50 mit einer Rendite von 2,6 % gegenüber dem DAX mit 3,4 %, Stand Jahresende 2017. 2018 wollen die 30 DAX-Konzerne stolze 35 Milliarden Euro an Dividenden auszahlen. Dies ist ein Plus von 4 Mrd. € im Vergleich zu 2017.

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Der DivDAX, nicht immer interessant und überzeugend

Alljährlich im Herbst wählt die Deutsche Börse die 15 besten Dividendenwerte im DAX aus. Es haben aktuell nur jene AGs einen sicheren Platz, deren Ausschüttung steigt mit einer Rendite ab 3 %. Spitzenreiter 2016 waren der jetzige DAX-Absteiger Pro7SAT.1, Daimler, Münchener Rück, Allianz, Dt. Telekom, BMW. Wer vom DivDAX mehr erwartet, muss wissen, dass etliche Spitzenaktien nicht zum DivDAX gehören, weil bei starkem Anstieg das Kursplus prozentual die Dividende übertrifft. Eine DivDAX-Order gibt es preiswert mit einem ETF. Ein Aktienfonds lohnt sich nicht.

1.4.2 Viel Potenzial bei den großen Nebenwerten im MDAX

Der DAX, der Dividenden in die Kursentwicklung einbezieht, verfügt über einen großen Familienclan. Dazu gehört der MDAX, TecDAX und SDAX sowie der Familienfirmenindex DAXplus Family 30. Der DAX dominiert die Berichterstattung, obwohl der MDAX mit seinen 50 klassischen Werten mittelgroßer Firmen ein Allzeithoch nach dem anderen hinlegte, 2017 die Marke von 27.000 Punkten knackte und den Leitindex im 1-/3-/5-/10-/20-Jahres-Vergleich klar abhängte. Der MDAX wird nicht durch schwache DAX-Dickschiffe belastet, die nur deshalb nicht absteigen, weil sie bezüglich Börsenwert und Streubesitz unangreifbar sind. Umgekehrt sorgt die Blutauffrischung durch Börsengänge und SDAX-Aufsteiger für Auftrieb.

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Die Verringerung von 70 auf 50 Titel und die Zulassung in Deutschland gelisteter ausländischer Firmen seit März 2003, dem Start in die neue Indexwelt, macht den MDAX attraktiv. Hinzu kommt die Blutauffrischung durch erfolgreiche Neuemissionen, siehe KION (Gabelstapler), LEG Immobilien, Dt. Wohnen, Osram (Halbleiter), Dt. Pfandbrief, Zalando (Online-Handel Schuhe), DAXAufsteiger Covestro (Chemie), Schaeffler (Autozulieferer). Im großen Crash von 2000 bis 2003 sackte der Mittelwerteindex auf unter 2.700 Punkte ab. Danach startete er beherzt durch, sprang 2007 auf 11.000 Punkte und notierte im Januar 2018 mit stolzen 27.525 Punkten auf dem bisherigen Allzeitniveau.

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Unternehmen schaffen ihr größtes Wachstum als manövrierfähiges, flexibles Schnellboot und nicht als Dickschiff. Der MDAX vereint exportstarke Firmen, häufig familiengeführt. Sie tummeln sich in margenstarken Nischen bauen ihre Marktstellung innovativ aus und sind weniger abhängig von Währungsturbulenzen.

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Was macht den MDAX so bullenstark? Die Mittelständler sind beweglicher als die DAX-Großkonzerne und reagieren auf neue Herausforderungen rascher. Während der DAX in seiner Zusammensetzung recht stabil ist, veränderte sich der MDAX von 1996 bis 2016 schon 135-mal. Freilich sind die besten Aktien nicht mehr billig. Im DAX liegt das KGV bei 15, im MDAX bei 17. Umgekehrt gibt es auch hier fair bewertete Aktien, die dividendenstarken Finanztitel Aareal Bank und Dt. Pfandbriefbank, Versicherer TALANX, Kupferverarbeiter Aurubis, Kabelmarktführer LEONI, Autozulieferer HELLA.

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1.4.3 Der TecDAX: Erfolgreicher Nachfolger Neuer Markt

Bis Mitte März 2000 brach der NEMAX 50 alle Rekorde und stieg auf 9.650 Punkte. Trotz Überbewertung wurde ein schneller Ansturm auf 10.000 Punkte erwartet. Die Gelddruck-Maschine Neuer Markt wurde zur Spielwiese für Spekulanten und Zocker, ebenso für die Träumer einer wundersamen Geldvermehrung für Reichtum ohne berufliche Arbeit.

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So sprang auch noch Otto Normal in den rasant fahrenden Express Neuer Markt – für erfahrene Kapitalanleger ein klares Ausstiegssignal. Doch die das Hirn auffressende Gier überwog. Wer für Ende 2000 eine Kurshalbierung voraussagte, galt als Spielverderber. Die Wahrheit sah brutal aus – ein Verlust beim NEMAX 50 von 98 %. Höchste Zeit, den Index durch den TecDAX zu ersetzen. Anfangs kam der Nachfolger, zeitweilig „Sonnen-DAX“ genannt, kaum voran. Mit dem Aufstieg einiger Hightechtitel zog frischer Wind ein.

Von Gier getriebene Eskapaden wie am Neuen Markt gibt es auch noch heute. Die Neuemission NAGA sprang im Juli 2017 binnen einer Woche von 2,60 € bis auf 19,80 € aufwärts, um danach in wenigen Tagen auf 5,70 € abzustürzen.

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Illustration: Dirk Meissner, Der Börsenführerschein, S. 23

Wie ist so etwas möglich?