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Maja Lo Faso

Unversehrt.

Selfcoaching körperlich, emotional, mental Grundlagenwissen & Praxis

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© 2018 Maja Lo Faso

Verlag: tredition® GmbH, Hamburg

ISBN Paperback: 978-3-7469-3277-4

lofaso selfcoaching, Bern

1. Auflage 2017 tredition® GmbH, Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsübersicht

1 | Ressourcen, ab Seite 10

In diesen Kapiteln wird das Verständnis von Selfcoaching erläutert. Auch werden die zahlreichen inneren Ressourcen behandelt, die es ermöglichen, auf das persönliche Wohl Einfluss zu nehmen, wie die emotionale und körperliche Intelligenz, die Imagination, Rationalität und Kreativität. Fachgebiete, welche das menschliche Wesen erforschen, insbesondere die Neurologie, Psychologie und Biologie, aber auch die Physik sowie transkulturelle und spirituelle Betrachtungen, dienen als äussere Ressourcen.

2 | Grundlagenwissen, ab Seite 21

Diese Kapitel legen umfassendes Grundlagenwissen dar, um den persönlichen Entwicklungsprozess bewusst lenken zu können. Die Schwerpunkte liegen dabei auf dem Motivationssystem, der Entstehung von persönlichem Wissen aus neurologischer Betrachtung, der Wechselwirkung zwischen Körper, Emotionen und Geist sowie jener zwischen Beziehung, Entwicklung und Gesundheit.

3 | Entwicklung, ab Seite 48

Unter diesem Titel werden für die Persönlichkeitsentwicklung relevante Erkenntnisse der Neurologie beleuchtet sowie unterschiedliche Faktoren, die sich positiv auf das Lernvermögen auswirken. Des Weiteren sind verschiedenste dienliche Entwicklungs- und Lösungsansätze für Selfcoaching aufgeführt.

4 | Selfcoaching als Konzept, ab Seite 67

Hier wird das praktische Vorgehen von Selfcoaching erörtert. Methodisches Vorgehen und konkrete Techniken, wie der Muskelselbsttest, werden zur Anwendung beschrieben, damit sich Selfcoaching als individueller, effektiver und effizienter Prozess gestalten lässt.

5.a | Selfcoachingpraxis im Körperbereich, ab Seite 100

In diesem Abschnitt sind praktische Techniken der Wahrnehmungsschulung, der Entspannung, Vitalisierung und Massage für die Selbstanwendung erläutert. Es werden einerseits eine breite Palette von sanften Ansätzen, wie Atemarbeit, aber auch Achtsamkeitsübungen bei dynamischer Bewegung beschrieben, um über den Körper positiv auf das gesamte Wohlbefinden einzuwirken.

5.b| Selfcoachingpraxis im Emotionalbereich, ab Seite 141

Unter diesen Kapiteln sind selbstanwendbare Techniken ausgeführt, um positiv auf den Gefühlshaushalt einzuwirken. Das Nutzen der emotionalen Intelligenz, emotionaler Stressabbau, Desensibilisierung von traumatisch gespeicherten Gedächtnisinhalten, die Arbeit mit dem inneren Kind und den Subpersönlichkeiten sowie Klopfakupressurtechniken und kombinierte Anwendungen werden im Detail erläutert.

5.c | Selfcoachingpraxis im Mentalbereich, ab Seite 194

Um das mentale Vermögen zur Lebensgestaltung zu nutzen, werden hier Meditationstechniken unterschiedlicher Tiefengrade beleuchtet und praktisch umgesetzt. Durch Sinneswahrnehmung und innere Bilder lassen sich Erkenntnisgewinn, Selbststeuerung, Konfliktlösung und Selbstheilung erzeugen. Techniken, um die persönliche Bildersprache subjektiv zu deuten, stützen dabei die Selbstwirksamkeit.

5.d | Selfcoachingpraxis im psychosomatischen Bereich, ab Seite 278

Der Körper gilt neurologisch betrachtet als Manifestation aller Tätigkeiten, Gefühle und zwischenmenschlicher Interaktionen. Daher werden in diesem Abschnitt Techniken beschrieben, um die persönlichen Körpersymptome subjektiv zu verstehen und durch die Erkenntnisse positiv auf das gesamte Wohlbefinden einwirken zu können.

Anhang, ab Seite 286

Abschliessend ist eine Kurzübersicht über diverse Hilfsmittel für Selfcoaching im körperlichen, emotionalen und mentalen Bereich aufgeführt. Ausserdem sind ein Epilog mit einigen persönlichen Worten, das Literaturverzeichnis und Quellen sowie ein detailliertes Inhaltsverzeichnis zu finden.

Danksagung

Mein grosser Dank gilt allen, welche die Entwicklung dieses Selfcoachingkonzepts mit Interesse, Fachkompetenz, Kritik und Arbeitseinsatz unterstützt haben. Im Speziellen danke ich Luca Lo Faso für sein geduldiges Lektorat, kritisches Hinterfragen und endloses Vertrauen in mich und die Sache, Esther Feller für das sorgsame und liebevolle Korrektorat, Wilhelmina Zwemer und Angelica Feldmann für ihr Lob, ihre Unterstützung und ihre guten Ideen zur praktischen Umsetzung, Mocco Andrea Abraham für ihre aufbauende Kritik, Sandra Thomann für ihre Begleitung, die zur Initialzündung geführt hatte, Manuela Grieser und Mischu Roulet für die lehrreiche Zusammenarbeit. Des Weiteren danke ich Myriam Loepfe, Sabine Piccolruaz, Sabina Gerber, Renate Weber, Peter Zingg, Jörg Weidmann, Ester & Tigi Kugler, Renie Uetz, Thea Rytz, Patrizia und Käthi Lo Faso sowie vielen Bekannten für ihr dauerhaftes Interesse am Projekt.

Ausserdem

Der Leserlichkeit halber sind die vorliegenden Inhalte in gebräuchlicher Sprache verfasst, mit dem Bewusstsein, dass diese oft nicht genderneutral ist. Falls sich jemand dadurch nicht angesprochen fühlen sollte, so entschuldige ich mich dafür. Es ist mir ein Anliegen zu versichern, dass ich beide Geschlechter sowie die jeweiligen Qualitäten, die diesen zugeordnet werden, gleichermassen achte und schätze. Darüber hinaus bin ich der Überzeugung, dass in jedem Menschen potentiell alle Eigenschaften angelegt sind und er unabhängig seines Geschlechts jene entwickeln kann, die zu seinem individuell integren Selbstgefühl führen.

Zum Nutzen dieses Buches

Die vorliegenden Inhalte folgen einem Aufbau, gleichzeitig stehen die einzelnen Praxisanwendungen und diesbezüglich wissenswerten Informationen als eigenständige Elemente da. Seitenverweise führen einerseits vom Grundlagenwissen direkt zu den entsprechenden Praxisanwendungen, ebenso sind die Anwendungen mit Seitenverweisen auf die Grundlagen versehen. So kann dieses Buch durchgängig gelesen werden, was sich empfiehlt, wenn Selfcoaching als Konzept im dargelegten Sinne verstanden und angewendet werden möchte. Gleichsam ist es möglich, sich beim Lesen von den gegenwärtigen Interessen leiten zu lassen. Solch intrinsisch motiviertes Vorgehen stärkt die Selbstwirksamkeit und zeigt an, welche Inhalte des Selfcoaching momentan den grössten Nutzen bringen.

Vorwort

Unversehrt. Ein grosses Wort, ein grosses Ziel?

Wir Menschen wissen und können viel. Wir vollbringen in mancher Hinsicht Höchstleistungen, sind fähig, auf den Mond und womöglich schon bald auf den Mars zu fliegen. Wir haben unsere Technologien so weit entwickelt, dass wir uns selbst und gar Teile unseres Körpers ersetzen können. Wir können zahlreiche Krankheiten heilen und kommunizieren global mit wenigen Klicks. Wir sind Meister im Umgang mit der Materie.

Werden jedoch psychische Belangen zum Problem, so sind wir verhältnismässig ratlos. Wir leiden laut oder still, resignieren und nehmen die Folgen von Verletzung als unabdingbares Übel des Lebens in Kauf. Wir sind sicher, dass erlittene Schmerzen niemals gänzlich abklingen werden und arrangieren uns mit Einschränkungen. Wir kompensieren Defizite auf mannigfaltige Weise, ohne dass diese damit verschwänden. Oder wir suchen Fachpersonen auf und legen unsere innersten Anliegen in deren Hände. Vergleichsweise sind wir wenig Meister im Umgang mit uns selbst.

Aber ist uns dies zu verübeln? Wo hätten wir solches denn auch lernen sollen? Die Generation unserer Grosseltern war mit zwei Kriegen und Überlebensfragen konfrontiert. Unsere Eltern gestalteten den wirtschaftlichen Aufschwung. Psychische Belange hatten in dieser Zeit weder Priorität noch war das Wissen um Belastungsabbau und die biologische Entwicklungsfähigkeit des Menschen gegeben.

In Anbetracht all des Wohlstandes unserer westlichen Welt scheint es, dass mehr davon nicht glücklicher macht. Auch angesichts der endlichen irdischen Ressourcen und einem belasteten Gesundheitssystem mutet es erstrebenswert an, Gesundheit und Entwicklung aus eigener Kraft erzeugen zu können. Warum also nicht innere Ressourcen erschliessen?

Die heutigen Voraussetzungen dafür stehen gut. Das diesbezügliche Allgemeinwissen hat stark zugenommen, es existieren zahlreiche gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse, wirksame Methoden und fähige Fachpersonen. Nun stellt sich nur noch die Frage, wie viel an Selbstheilung und Persönlichkeitsentwicklung wir dem Menschen grundsätzlich, auch bei schweren Belastungen, zutrauen. Und ausserdem, wie all das Fachwissen dem Einzelnen zum Selbstgebrauch verfügbar wird.

In dieser Hinsicht sind grosse Visionen sicherlich nicht fehl am Platz. Vor hundert Jahren hätten sich die Wenigsten den heutigen Flugverkehr, geschweige denn eine Mondlandung vorstellen können. Warum sollten uns Menschen in Bezug auf Persönlichkeitsentwicklung weniger Ressourcen innewohnen?

Die folgenden Seiten handeln denn auch von der Möglichkeit, Belastungen umfassend abzubauen, schädliches Verhalten mit förderlichem zu ersetzen und persönliche Ressourcen zu erschliessen. Zahlreiche Erkenntnisse der Neurologie, Psychologie, Biologie und Physik lassen sich in Form konkreter Techniken direkt anwenden. So wird beispielsweise erfahrbar, dass Körper, Emotionen und Geist untrennbar zusammenwirken und dass ihnen allen eine spezifische, zur Lebensgestaltung nutzbare Intelligenz innewohnt. Auch ermöglicht das Wissen um die zentrale Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehung eine lösungsorientierte Haltung gegenüber Belastungen, während die erwiesene menschliche Entwicklungsfähigkeit dazu verhilft, Umstände tatsächlich zu wandeln.

Auf der Suche nach ganzheitlicher Selbstwirksamkeit wird zudem deutlich, dass sich über Jahrtausende entstandenes, körperliches und spirituelles Erfahrungswissen mit gegenwärtigen Erkenntnissen und Thesen der Forschung überschneidet. Kombiniert eröffnen die beiden Bereiche eine gehaltvolle Sicht auf das Leben und eine beträchtliche Anzahl konkreter Möglichkeiten zur Selbsthilfe.

Zur effektiven Umsetzung von Selfcoaching dienen indes erläuterte Strukturhilfen sowie eine selbstanwendbare Methode des Biofeedbacks.

Wie aber kommt es, mag man sich fragen, zu diesem Selfcoaching Konzept?

Es entstand aus der Praxis.

Schon früh interessierten mich die Physis und Persönlichkeitsentwicklung. Ich begann mit einem Handwerk, bildete ich mich in Tanz und Theater weiter und erlernte schliesslich die Feldenkraismethode. Nebst künstlerischen Tätigkeiten arbeitete ich als Bewegungspädagogin in eigener Praxis sowie als Körper- und Aktivierungstherapeutin in Betrieben des Gesundheitswesens. Die Kombination darstellender und therapeutischer Ansätze führten zu der Arbeitsweise «Bodycoaching». Dabei bewährte sich die Körperarbeit stets als grundlegend und nützlich, dennoch bewegten sich ihre Möglichkeiten ohne Einbezug von Geist und Emotionen in unnötigen Grenzen. So bildete ich mich in Mental und Emotioncoaching weiter und verband die drei Schwerpunkte letztlich zu einem Ganzen.

Meine persönliche Biografie indes führte mich zur Überzeugung, dass Persönlichkeitsentwicklung und Selbstheilung mit den entsprechenden Techniken auch unter schwierigsten Bedingungen möglich sind und erst die Fähigkeit sich selbst zu helfen dauerhafte Erleichterung verschafft. So wage ich heute die Behauptung, dass nichts das Selbst mehr nährt als die Fähigkeit, innere Kräfte zu mobilisieren, um den persönlichen Herausforderungen gerecht zu werden.

Resultierend aus der Summe aller Erfahrungen, aus der fachlichen und persönlichen Auseinandersetzung mit Coaching und Therapie, entwickelte ich die nützlichsten Techniken zur Selbstanwendung weiter und verdichtete sie schliesslich im vorliegenden Selfcoaching Konzept.

Dieses soll keine professionelle Begleitung in anspruchsvollen Lebensphasen ersetzen. Jedoch möchten die Inhalte dazu ermutigen, weitere Möglichkeiten der Selbstwirksamkeit zu erkunden. Mit dem Ziel, zunehmend alle Formen immanenter Intelligenz zu nutzen, Stress und Traumata abzubauen, negative Muster aufzulösen, um Liebesfähigkeit und körperliches Wohlgefühl zu erlangen.

Kurz, mit dem Ziel, unversehrt zu sein.

Herzlich und mit den besten Wüschen. Maja Lo Faso

1 | RESSOURCEN

Die folgenden Kapitel erläutern den Ansatz und die grundlegende Herangehensweise des vorliegenden Selfcoaching Konzepts. Sie geben einen Überblick über die inneren und äusseren Ressourcen, die dem Menschen zur Selbstwirksamkeit dienen.

Einleitung

Glücksempfindungen

Die Wolfsfrau - das Verständnis von Selfcoaching

Innere Ressourcen

Die Rationalität

Die Imagination

Die emotionale Intelligenz

Die körperliche Intelligenz

Methodenübergreifende Herangehensweisen des Selfcoaching

Äussere Ressourcen – Die Fachgebiete

Kreativität als natürliches Prinzip

img3.jpg Die Verweise auf die, der jeweiligen Theorie entsprechenden Praxisanwendungen sind mit dem Vermerk „Selfcoaching“ gekennzeichnet.

Einleitung

Leben. Unbewusst hineingeboren widerfährt es einem. Andauernde Erfahrung wird dabei vom ersten Herzschlag an als inneres Wissen abgelegt. Inneres Wissen über die Beschaffenheit der Umgebung, über Beziehungen, die eigenen Interessen und Fähigkeiten, über die Willenskraft, deren Grenzen und das Schicksal. Kurz: inneres Wissen über die Welt und sich selbst. Und zunehmend entstehen Anlagen, um persönliche Ziele zu verfolgen, Probleme zu lösen, Krisen zu bewältigen und sich vielleicht gar neu zu erfinden.

Leben. Eine sinnliche Erfahrung und ständige Herausforderung, die letztlich jeder Person selbst übertragen bleibt.

Um diese Herausforderungen auch unter schwierigen Bedingungen gut zu meistern, stellt sich die Frage nach den inneren Ressourcen, die im Menschen hierfür angelegt sind. Gibt es möglicherweise ungenutzt brachliegende? Welche davon sind im Hinblick auf die Selbstwirksamkeit von besonderer Bedeutung? Und wie lassen sie sich im Bedarfsfall erschliessen?

Jüngere Forschungsergebnisse zeigen auf, dass eine erfüllende Lebensgestaltung nebst dem rationalen Denken massgeblich durch die emotionale und körperliche Intelligenz begünstigt wird. Zahlreiche gesicherte Erkenntnisse belegen die Wechselwirkung geistiger, emotionaler und körperlicher Abläufe. Kreative Prozesse sind allgegenwärtig, sie lassen sich bis hin zur menschlichen Genaktivität nachvollziehen, und der Nutzen der Imagination als schöpferische Geistesform ist unbestritten. Die umfassende Wandelbarkeit der Hirnstrukturen gilt aus neurologischer Sicht ebenso als gegebene Möglichkeit wie lebenslanges Lernen.

Und genauso wie vernünftiges Denken geübt und gebildet wird, kann dies auch mit der emotionalen und körperlichen Intelligenz geschehen. Techniken der Imagination helfen dabei, nebst der Rationalität weiteres Potential des Geistes zu nutzen, während die Kreativität durch Entspannung und zunehmendes Vertrauen in den kreativen Prozess erschlossen wird. Die Synergie all dieser Ressourcen schafft Zugang zu einer ungeheuren Menge an innerem Wissen, zur Persönlichkeitsentwicklung und Selbstheilung.

In der Annahme (die sich anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse noch bestätigen wird), dass in der menschlichen Biologie tatsächlich mehrere Formen von Intelligenz angelegt sind, drängt sich der Gedanke auf, zu ihrer Erschliessung auch unterschiedliche Methoden anzuwenden. So repräsentiert rationales Denken nur eine Form der menschlichen Intelligenz. Um emotionalen, körperlichen und seelischen Belangen tatsächlich effektiv begegnen zu können, bedingt es weiterer entsprechender Ansätze.

Ihrer Natur gemäss sind solche Arbeitsweisen oft aus kollektiver überlieferter Erfahrung entstanden. Althergebrachtes Wissen hat sich teilweise über Jahrtausende entwickeln und aufgrund seiner Wirksamkeit erhalten können. Praxiserprobt und realitätsnah, lässt es sich in vieler Hinsicht mit aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen vereinbaren und zeigt auch dadurch seinen überdauernden Wert.

Die vorliegenden Inhalte werden denn auch verdeutlichen, dass sich der Nutzen alter Formen der Körperarbeit, wie Yoga, Tai Chi und Judo oder der zeitgenössischen Feldenkraismethode durch heutige Erkenntnisse nachweisen lässt. Weiter legt die Traditionelle Chinesische Medizin die Grundlage für moderne Ansätze, wie die energetische Psychologie und Kinesiologie, mit denen sich über die Physis emotionaler Stress abbauen lässt. Ebenfalls aus der Praxis entstanden sind neuere Techniken der angewandten Psychologie und des Coachings, die dazu verhelfen, Traumata zu desensibilisieren oder mittels gezielter Fragestellung die subjektiv richtigen Lösungsansätze zu finden. Im mentalen Bereich sind es Praktiken des Buddhismus, der christlichen Mystik, der Systemaufstellung sowie des Schauspieltrainings, die sich als konkret nützlich erweisen. Sie wiederum lassen sich mit gegenwärtigen Thesen der Biologie und Physik in Verbindung bringen.

Grundsätzlich wirft aktuelles Wissen über das Menschsein ein neues Licht auf Jahrtausende alte und auch jüngere Heilmethoden praktischen Ursprungs. Und es zeigt sich zunehmend, dass überdauernde, durch körperliche, emotionale und geistige Erfahrung entstandene Methoden, einen grossen Nutzen bergen, auch wenn wissenschaftliche Nachweise für deren Wirksamkeit derzeit noch fehlen.

Coaching und Therapie vereinen im körperlichen, emotionalen und mentalen Bereich eine beträchtliche Anzahl dienlicher Techniken. Eine Auswahl davon liegt im dargelegten Selfcoaching Konzept weiterentwickelt zur Eigenanwendung vor. Darüberhinaus hat die konsequente Betrachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Verbindung mit alten Überlieferungen, Berufs- und Selbsterfahrung die Entwicklung zusätzlicher Tools ermöglicht.

Die Auswahlkriterien der beschriebenen Anwendungen sind indes ihr unmittelbarer Nutzen, ihre Korrelation untereinander sowie ihre Abstützbarkeit auf Fakten. Aus eigener Kraft anwendbar, ermöglichen sie subjektive Erfahrung, stärken die verschiedenen Formen der Intelligenz und damit die Selbstwirksamkeit. Wertfrei und fern von jeglicher Ideologie sollen sie nach Interesse und Bedarf auf ihre Wirksamkeit erprobt werden können. Derweil dient das Grundlagenwissen der lösungs- und entwicklungsorientierten Haltung und dazu, die Anwendungen durch rationale Betrachtungen zu stützen.

Glücksempfindungen

Um sich dem Thema des Selfcoaching anzunähern, stellt sich die übergeordnete Frage, was im Kern damit bezweckt werden möchte. Aus welcher tiefsten Motivation werden unsere Entscheidungen gefällt und was treibt uns zum Handeln an?

Vereinfacht lässt sich sagen, dass jede unserer Entscheidungen im Grunde von der Frage beeinflusst wird, ob damit Lebenserhaltung, Befriedigung, Wohlgefühl und letztlich Glück erzeugt wird.

Obwohl das, was konkret mit Glück assoziiert wird von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann, gibt es doch allgemeingültige Bedingungen, damit sich Glücksgefühle einstellen können. In körperlicher Hinsicht sind dies die Sicherung der basalen Grundbedürfnisse wie ausgewogene Ernährung, Schutz durch Wohnung und Kleidung sowie ausreichende Bewegung. Im emotionalen Bereich zeigen sich Zuwendung und Liebe bereits beim Säugling als überlebenswichtig. Es sind damit primär erfüllende Beziehungen, wie die Partnerschaft oder die Einbindung in ein soziales Netz, die im innersten angestrebt werden. Sich für das Kollektiv nützlich zu machen und dabei Werkschätzung zu erfahren, ist ein wesentlicher Faktor für emotionale Erfüllung. Auf mentaler Ebene ist es wichtig, sich entsprechend der individuellen Fähigkeiten entwickeln und in die Gemeinschaft integrieren zu können. In Anbetracht des persönlichen Schicksals und der Endlichkeit des Lebens ist es ausserdem bedeutsam, diese beiden als sinnvoll einordnen zu können und auf spirituelle Fragen die subjektiv richtigen Antworten zu finden. Sind diese körperlichen, emotionalen und geistigen Bedürfnisse mehrheitlich befriedigt, stellen sich, auch biologische nachvollziehbar, Glücksgefühle ein.

Selbstredend sind in einem Leben voller Dynamik diese Voraussetzungen selten alle gleichermassen gegeben. Sie interagieren direkt miteinander. Erhält ein Aspekt zu wenig Beachtung oder fällt weg, wirkt sich dies auf das gesamte innere Gleichgewicht aus. Gleichsam können Einschränkungen oder Abwesenheit in einem Bereich mit andern kompensiert werden.

Wie später im Detail erläutert wird, sind die Handlungsstrategien, welche zu Befriedigung, Wohlgefühl und Glück führen sollen, aus biografischen Gründen oftmals widersprüchlich angelegt. Diese innere Widersprüchlichkeit ist es, die offenkundig selbsterzeugte, gegenteilige Ergebnisse des Glück zur Folge hat.

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass nicht primär die ständige, gleichwertige Befriedigung aller Bedürfnisse ausschlaggebend ist. Vielmehr hängen Zufriedenheit und Glück auch von dem Mass an erlebter Selbstwirksamkeit ab, also von der individuellen Fähigkeit, aktiv und positiv auf ein Ungleichgewicht einwirken zu können. Und für ebendiese individuelle Befähigung zur Selbstwirksamkeit möchte das vorliegende Selfcoaching Konzept seinen Beitrag leisten.

Zunächst bleibt aber eine Grundfrage offen.

Erlauben wir uns, im Grunde unseres Selbst, persönliches Glück anzustreben? Gestatten wir uns in einer Kultur, in der das Leiden als zentrales religiöses Motiv gilt, erfüllt von Glück zu sein? Empfinden wir in einer Welt des allgegenwärtigen Schmerzes Glück als ethisch vertretbar? Assoziieren wir mit Glück unbewusst Oberflächlichkeit, Hedonismus und eine innere Abkehr von Gott? Oder befürchten wir glückerfüllt die Ablehnung unserer Mitmenschen?

Dies sind nur einige, möglicherweise provokative Fragen nach der tiefen inneren Erlaubnis zum Glücklich sein. Dass sie nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigen die Symbole, mit welchen das Glück derzeit in westlichen Breiten dargestellt wird. Etwa das, als schmutzig, in einigen Kulturen gar als unrein geltende Schwein und der Ausspruch „Schwein gehabt!“. Weiter der Kaminfeger, der täglich mit Schmutz und Russ zu tun hat sowie das äusserst seltene, vierblättrige Kleeblatt.

Dieser subtilen aber doch deutlichen Negativbewertung des Glücks spricht entgegen, dass glückliche Menschen viel mehr Heiteres und Liebevolles zu teilen haben. Ausserdem entstehen wirkliche Glücksgefühle in Kooperation mit anderen und nicht durch deren Übervorteilung, wie zu einem späteren Zeitpunkt deutlich werden wird. Sie haben also nichts unreines an sich.

Hinsichtlich Selfcoaching hat die Frage nach der inneren Erlaubnis zum Glücklichsein einen übergeordneten Sinn. Besteht das unbewusste Gefühl, dass Glück in irgend einer Weise verwerflich oder unverdient ist, so erzeugt das gleichzeitige Streben danach ein sich aufhebendes Kräfteverhältnis. Ähnlich dem Seilziehen wirken die Kräfte in entgegengesetzte Richtungen und führen zum Stillstand. Alle Bemühungen, positive Umstände zu schaffen münden in einer schleppenden Entwicklung, möglicherweise gar in Rückschlägen und Enttäuschung ob der Nutzlosigkeit von Techniken und der sinnlos investierten Energie.

img3.jpg Selfcoaching: Erlaubnis zum Glück, S.230

Die folgende, möglicherweise bekannte Geschichte, erzählt auf ihre Weise vom Glück und zeichnet gleichzeitig ein treffendes Bild von Selfcoaching.

Die Wolfsfrau - das Verständnis von Selfcoaching

Es war einmal eine alte, hässliche Frau. Die Frau lebte in der Wüste und verbrachte den Tag damit, Knochen zu suchen. Wolfsknochen. Und wenn sie etwa alle hundert Jahre ein ganzes Wolfsskelett zusammengetragen hatte, begann sie, darüber die Arme auszubreiten und zu singen. Sie sang und sang. Sie sang so schön und markerschütternd, dass sich um die Knochen des Wolfes langsam Sehnen und Muskeln zu bilden begannen. Sie sang in allen Tonlagen. Sirrend und tief brummend, laut schallend und zart summend und mit der Zeit bildete sich über den Muskeln das Fell. Sie summte sanft in die Ohren des Wolfes, wiegte ihn hin und her und strich mit ihren rauen Händen durch sein Fell. Da tat der Wolf plötzlich einen tiefen Atemzug, begann sich zu recken und zu schütteln. Er sprang auf, heulte aus tiefster Kehle und machte sich auf und davon, in Richtung Horizont. Und nur diejenigen mit den wirklich guten Augen sahen, dass er sich in weiter Ferne in eine Frau verwandelte, welche ihr Haar schüttelte und lachend von dannen zog.

Die Geschichte stammt aus der Sammlung von Clarissa Pinkola Estes und ist mit ihrer Interpretation im Buch „die Wolfsfrau“ zu finden.

Wie ist sie jedoch mit Glück und Selfcoaching in Zusammenhang zu bringen?

Grundsätzlich ist anzunehmen, dass die Persönlichkeit durch zahlreiche verschiedene Aspekte definiert wird. So können Souveränität mit Unsicherheit, kindlicher Übermut mit abgeklärter Ruhe, Kommunikationsfreude mit Distanziertheit, inneres Wissen mit Ratlosigkeit innerhalb ein und derselben Persönlichkeitsstruktur vorkommen, um hier nur einige Beispiele zu nennen. Dementsprechend lassen sich die einzelnen Aspekte der Erzählung als unterschiedliche Anteile des Selbst interpretieren.

Als sozial organisiertes Säugetier steht der Wolf sinnbildlich für die animalische Natur des Menschen. Mensch wie Wolf sind ohne gesunde Instinkte nicht überlebensfähig. Während der Wolf ohne sie tatsächlich zu Grunde geht, verliert der Mensch im besten Fall nur einen wesentlichen Teil seines Selbst. Nämlich denjenigen, der ihn befähigt, sein immanentes Wissen zu nutzen sowie lebenserhaltend auf innere Impulse und äussere Einflüsse zu reagieren. Hinsichtlich Selfcoaching ist es ein erklärtes Ziel, diese selbsterhaltenden Urinstinkte zu (re-)integrieren und zu nutzen.

Die alte Frau entspricht demjenigen Anteil des Selbst, der über Heilkraft und innere Weisheit verfügt. Weder kann sie Negatives erschüttern, noch macht sie sich Gedanken darüber, was andere denken. Sie ist verbunden mit den Urkräften der Natur, verfügt über grosses Gestaltungspotential und geht auf die Suche nach den abgespaltenen, „verlorenen“ Anteilen der Persönlichkeit. Sie stellt den Persönlichkeitsanteil des inneren Coachs dar.

Die Wüste kommt metaphorisch einem Ort des Alleinseins oder eben des All-Eins-Seins gleich. Ohne äussere Stimulation, aber doch unmittelbar verbunden mit der Unendlichkeit der Natur, ist sie ein Ort der Leere und gleichzeitigen Fülle, aus dem Neues entstehen kann. Auch im städtischen Alltag kann die innere Wüste aufgesucht werden; in ihr geschieht Selbstwahrnehmung, Reflexion und Wandel. Sie entspricht dem Zustand einer dynamischen Meditation, wie sie in Selfcoaching entsteht.

Die Knochen, welche die Alte sammelt, versinnbildlichen jene Aspekte der Persönlichkeit, die im Laufe der Jahre verloren gingen. Im schlimmsten Fall so viele an der Zahl, dass vom autonomen und glücklich lachenden Selbst nicht viel übrig bleibt. Sie stellen die Ressourcen und zurück zu erobernden Anteile des Selbst dar.

Damit steht die lachende, Haare schüttelnde Frau1 als Sinnbild für wiederhergestellte Gesundheit, Freiheit und Ganzheit. Wir können dies als Zustand grundlegenden Glücks sehen, der weder durch materiellen Überfluss noch durch Ruhm und Prestige zu erlangen ist. Vielmehr beschreibt er ein schlichtes Glück, das durch innere Unversehrtheit und den Zugang zu allen persönlichen Ressourcen entsteht. Die harmonische Verbindung von Rationalität und Intuition manifestiert sich körperlich und drückt sich in Handlungsfreiheit aus. Dies ist das Ziel von Selfcoaching.

Innere Ressourcen

„Wir erzeugen die Welt, in der wir leben, buchstäblich dadurch, dass wir sie leben.“

Maturana Humberto, Philosoph und Neurologe

Um sich zunehmend innerer Ganzheit anzunähern, können vier Ressourcen erwähnt werden, derer sich ein Mensch bedienen kann. Es sind dies die vernunftgeleitete Rationalität, die von Kreativität durchdrungene Imagination, ausserdem die emotionale und die körperliche Intelligenz. Wie Maturana prägnant formuliert, wirken sich diese Ressourcen dementsprechend auf das persönliche Erleben und die Handlungsstrategien aus, wie sie im Alltag ausgelebt werden.

Ein erklärtes Ziel von Selfcoaching ist es damit, den Wert all dieser Ressourcen, inklusive deren synergetisches Zusammenwirken zu erkennen und sie alle zunehmend nutzen zu können.

Die Rationalität

Ein übergeordnetes Prinzip ist die Rationalität, deren Weltanschauung auf Vernunft, Fakten und Analyse basiert. Sie sucht den wissenschaftlichen Weg, um Erkenntnisse zu gewinnen. Ihre Stärken sind die geistige Klarheit und Urteilskraft, welche zu konsequenten, geradlinigen Handlungen führen. Ihre Entscheidungen basieren auf sachlichen, nachvollziehbaren Überlegungen.

Die Gefahren eines ausschliesslich rationalen Weltbilds sind verminderte Empfindungsfähigkeit durch Abspaltung der richtungsweisenden Emotionen und Gefühle. Für Kreativität, Inspiration und Träume ist kein Platz vorgesehen. Im Extremfall werden weder subjektive leibliche Erfahrungen noch kollektive Erfahrungswerte als relevant erachtet, insbesondere wenn sie der wissenschaftlichen Erklärung entbehren2.

Im Bezug auf Selfcoaching ist es die Aufgabe der Rationalität, das Selbst und Tatsachen objektiv zu betrachten. Ebenso obliegt es ihr, die neutrale Wahrnehmung hinsichtlich den eigenen Gefühlen, Emotionen und dem Körpergeschehen zu pflegen. Sie ist fähig, negative Verhaltensmuster und Luftschlösser zu erkennen und gar ihr eigenes Denken zu reflektieren. Durch Wissen und analytische Betrachtung kann sie festgefahrene Gefühls- und Gedankenstrukturen durchbrechen. Indem sie zu alten Problemen neue Gedanken denkt, generiert sie Lösungen. Positive Verhalten, Selbst- und Weltbilder von Mitmenschen kann sie als Lernchancen erkennen und bringt das Selbst dazu, diese trotz gegenteiliger Erfahrung und Gefühlslage zu nutzen. Letztlich ist es die Rationalität, welche Erklärungsgrundlagen für erlebbare Phänomene zu finden und gleichzeitig die Begrenzung menschlichen Wissens zu akzeptieren hat.

Die Imagination

Der mentale Gegenpol zur Rationalität ist die Imagination. Sie findet den Zugang zum Weltverständnis über innere Bilder und zeichnet sich durch Kreativität, Verbundenheit mit den seelischen Anteilen und der universellen Gestaltungskraft aus. Offen für alle erklärlichen und unerklärlichen Phänomene sieht sie die Welt farbig, lebendig und phantasievoll. Durch sie entstanden Metaphern, Mythen und Sagen und die Spiritualität. Mittels der Imagination findet der Mensch Einsicht in die grosse Welt seiner unterbewussten Anteile.

Ebenso beträchtlich wirkt die Imagination auch auf die Forschung und technische Entwicklungen ein. Was vorstellbar ist, kann angestrebt werden, auch wenn anfänglich unklar ist, ob sich die inneren Bilder als Phantasmen herausstellen. So existierte beispielsweise der Traum vom Fliegen erst als Idee in den Köpfen einiger, meist als Spinner verschriener Visionäre. Das Aufrechthalten der Vision trotz anfänglichem Scheitern führte letztlich zu der technischen Fertigkeit, erst einen, später sogar hunderte Menschen zugleich durch die Luft zu tragen. Vor ihrer Realisation galt diese Entwicklung für die meisten Menschen als undenkbar und wäre ohne die anfänglichen Phantasien einiger nicht geschehen.

Ausschliesslich bildhaftes Denken birgt indes die Gefahr des Realitätsverlusts sowie ebenfalls die Abspaltung der Emotionen und körperlichen Wahrnehmung. Es wird in Luftschlössern gewandelt, ohne dass Phantasie und Realität verbunden sind oder Kreativität zu Schaffenskraft führt. Es besteht die Gefahr Dogmen zu verfallen, die mit der tatsächlich erfahrbaren Welt wenig zu tun haben.

Bezüglich Selfcoaching ist es die Imagination, welche die persönliche Realität entscheidend mitgestaltet. Alleine schon durch die Vorstellungskraft werden entsprechende Körperreaktionen ausgelöst, was die inneren Bilder real erlebbar macht. Die Imagination zieht Entwicklung und Lösungen in Betracht oder aber schliesst solche aus. Damit lenkt sie die Kräfte in die entsprechende Richtung. Abhängig von den inneren Bildern über das Selbst macht sie das persönliche Potential zugänglich oder verschliesst es, führt sie zu Gesundheit oder torpediert diese. Die Imagination schafft Zugang zu unterbewussten Inhalten, zum persönlichen Potential und zur übergeordneten Lebenskraft.

Die emotionale Intelligenz

Die dritte Ressource ist die emotionale Intelligenz. Emotionen entstehen, wie später vertieft erläutert wird, in direktem Zusammenhang mit dem ursprünglichen Überlebensinstinkt. Aus Emotionen in Verbindung mit der Vernunft ergeben sich Gefühle dafür, wie sich Entscheidungen auswirken können und welche Handlungen das Selbst näher zu einem erwünschten Ergebnis bringen können. Wird die emotionale Intelligenz aktiv genutzt, tragen die teils subtilen Reaktionen des Selbst massgeblich zur Lebensgestaltung bei. Im sozialen Zusammenleben ist die emotionale Intelligenz diejenige, welche durch Mitgefühl aber auch Abgrenzung den grössten Nutzen erzeugt.

Stützt sich ein Weltbild jedoch vorwiegend auf die erlebten Emotionen und Gefühle, führt dies zu innerer Unruhe und Unausgeglichenheit. Nehmen Emotionen und Gefühle fern von jeglicher Vernunft überhand, so können sie ihren ursprünglichen Zweck zur richtungsweisenden Lebensgestaltung nicht mehr erfüllen.

Im Hinblick auf Selfcoaching wird die emotionale Intelligenz durch Wahrnehmung und Achtsamkeit gefördert, Emotionen und Gefühle werden als ernstzunehmende Impulse geschätzt. Gleichsam besteht das Anliegen, eine belastende Emotionsüberflutung durch Reflexion, Hintergrundwissen sowie körperliche Intelligenz einzuordnen und weiter mittels geeigneter Techniken abzubauen.

Die körperliche Intelligenz

Die vierte Ressource ist die körperliche Intelligenz. Im Körper sind, und auch dies wird noch anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse vertieft erläutert, alle jemals gemachten Erfahrungen eingeschrieben. Die Auswirkung von geistiger und körperlicher Tätigkeit, von Emotionen und Gefühlen, von jeglichen zwischenmenschlichen Interaktionen, kurz, das ganze Leben in all seinen Facetten ist im eigenen Leib manifestiert. Dieses Erfahrungswissen ist zu einem grossen Teil unterbewusst angelegt, steuert das persönliche Verhalten und erzeugt ein entsprechendes Körpergefühl, Selbst- und Weltbild.

Trotz seines materiellen Charakters reagiert der Körper unmittelbar, sensibel und authentisch auf innere und äussere Impulse. Damit kann er über Schädlichkeit und Nutzen von äusseren Einflüssen sowie über die Ursache von Stressbelastungen Auskunft geben.

Wird die Welt jedoch vorwiegend durch die körperliche Realität wahrgenommen, besteht die Gefahr, dass sie als statisch und inhaltsleer erscheint. Isoliert von Emotionen und Gefühlen, von der Rationalität und Imagination entbehrt die Physis eben der Persönlichkeit, die sie eigentlich bewohnt.

Bezüglich Selfcoaching kann die körperliche Intelligenz durch Achtsamkeit, bewusste Wahrnehmung und Reflexion genutzt werden. Die physisch eingeschriebene Erfahrung dient als immenser Wissensspeicher und der Körper als verlässlicher Realitätsbezug hinsichtlich aller emotionalen und geistigen Tätigkeit. Die Körperwahrnehmung lässt fühlen, welche Gedanken, inneren Bilder, Entscheidungen und Handlungen zu Energie, Wohlgefühl und Entspannung führen. Durch die Körperwahrnehmung wird auch deutlich, welche Techniken des Selfcoaching sich positiv auswirken. Körperliche Symptome können entschlüsselt, in Zusammenhang mit dem Leben gebracht und abgebaut werden.

Fazit

Jeder Mensch verfügt über alle Ressourcen der Rationalität und Imagination, der emotionalen und körperlichen Intelligenz. Durch Biografie, Bildung und Präferenzen ist der einzelne jedoch meist einseitig geprägt. Werden die Bereiche aber ergänzend genutzt, so kann ihre Synthese Potential freilegen, die individuelle Welt ungleich grösser machen und der persönlichen Entwicklung zu Quantensprüngen verhelfen. Diese Kräfte gleichermassen nutzen zu lernen ist - der Geschichte der Wolfsfrau entsprechend - auch dem Zusammentragen von Knochen ähnlich. Einmal das harmonische Zusammenspiel von Intellekt, Phantasie, Emotionalität und Sinnlichkeit erfahren, kann sich innerer Reichtum eröffnen, der Gefühle der inneren Ganzheit und des Glücks ermöglicht.

Methodenübergreifende Herangehensweisen des Selfcoaching

Entsprechend dem offensichtlichen Nutzen, sich aller Ressourcen der Rationalität und Imagination, der emotionalen und körperlichen Intelligenz zu bedienen, entfaltet auch das Zusammenführen von Methoden der Persönlichkeitsentwicklung in all diesen Bereichen grosses Potential.

Geist, Gefühlswelt und Körper verlangen nach einer individuellen Herangehensweise, sie wollen nach Bedarf und in ihrer jeweiligen Sprache angesprochen werden. Ist die Herangehensweise an Entwicklung und Selbstheilung ausschliesslich analytisch, kreativ, emotions- oder körperbezogen, führt dies oft nur teilweise zum Ziel und vielfach zu Enttäuschung. So kann jemand Experte im Erkennen seiner Probleme sein, sich aber unverändert schlecht fühlen. Andernfalls bessert sich die körperliche Verfassung auch nach vielen Stunden Körperarbeit nicht wesentlich, schlicht weil die Ursachen des Unwohlseins auf einer anderen Ebene liegen. Rein medizinische Interventionen bringen psychosomatische Beschwerden selten zum Verschwinden und trotz intensiver Auseinandersetzung mit geistigen Inhalten kann der Zugang zum erfüllten Alltag verschlossen bleiben.

Ebenso wie in jeder Person ein rationaler, kreativer und sinnlicher Anteil angelegt ist, so vielfältig ausgeprägt sind auch die Heilmethoden und Entwicklungsansätze, welche die Menschheit hervorgebracht hat. Die Erfahrung zeigt, dass sehr viel Potential in der Kombination verschiedener Lösungsansätze steckt. Dementsprechend ist es das Ziel der Selfcoaching Praxis, übergreifende Methoden im körperlichen, emotionalen und geistigen Bereich anzuwenden, um zunehmend alle inneren Ressourcen nutzen zu können.

Äussere Ressourcen – Die Fachgebiete

Die für Selfcoaching herangezogenen Fachgebiete entsprechen im weitesten Sinne ebenfalls der Rationalität und Imagination, der emotionalen und körperlichen Intelligenz. Mit unterschiedlichen Ansätzen erforschen sie deren Phänomene. Es sind dies vor allem die Neurologie, die Psychologie, die Biologie und Physik sowie transkulturell spirituelle Sichtweisen und körperbasierte Methoden.

Die Neurologie bietet eine empirische, auf Fakten und Erfahrung basierende Auseinandersetzung, um menschliches Verhalten aus der Sicht körperlicher Prozesse zu verstehen. Ursprünglich aus der Erforschung von Nervenkrankheiten entstanden, umfasst ihr Gebiet heute die ganzheitliche menschliche Funktionsweise. Die Interaktion von Gehirn, Nervensystem, Rückenmark und Muskulatur in Zusammenhang mit Umgebungsimpulsen und psychischen Abläufen wird umfassend und präzise dargelegt. Die Neurologie verdeutlicht auch das Erinnerungsvermögen, die Sensibilität und Wandelbarkeit körperlicher Strukturen. Sie schafft Verständnis für die Beziehung des Körpers zu Emotionen, Gefühlen, Geist und Umwelt. Damit legt sie das Grundlagenwissen zum Nutzen der emotionalen und körperlichen Intelligenz und schafft Vertrauen in eben diese. Aktuelle Erkenntnisse der Neurologie fliessen in zahlreiche praktische Techniken des Selfcoaching ein.

Die Psychologie (Psychlogia, gr.: Seelenkunde, „psyché“, Hauch, Seele, Gemüt, auch Atem-Hauch; ich atme, lebe) erforscht psychische Abläufe und den „immateriellen Faktor“ des Menschseins. Mittels empirischer, bereichsübergreifender Studien (v.a. der Verhaltens-, Kognitions- und Neurowissenschaften) wird Erfahrungswissen gesammelt, um Theorien zu belegen. Im Hinblick auf Selfcoaching sind psychologische Erkenntnisse über das Bewusstsein und Unterbewusstsein, das individuell angelegte Wissen bezüglich der Welt und sich selbst, die Beziehung von Körper und Verhalten sowie die Ursachen von negativen Verhaltensweisen von Bedeutung. Die Psychologie unterstützt durch ihre Sachlichkeit die rational geistigen Qualitäten im Umgang mit dem Selbst und fliesst ebenfalls in viele praktische Techniken des Selfcoaching ein.

Im Bereich der Imagination werden indes Hypothesen der Biologie betreffend einer metaphysischen, gestaltgebenden Realität sowie physikalische Betrachtungen über die Deckungsgleichheit von Raum und Zeit herangezogen. Sie schaffen Erklärungsansätze für mentale Phänomene der Meditation und verdeutlichen die Wirkungen des Geistes auf die Materie. Wissenschaftlich begründet zeigen sie die Kraft der Imagination auf und bilden Berührungspunkte zu altem spirituellen Erfahrungswissen. Auch sie beschreiben Dimensionen, die das Tagesbewusstsein erweitern und bewirken damit Vertrauen in die Selbstheilung. Die Hypothesen der Biologie und Physik fliessen in zahlreiche mentale Praktiken des Selfcoaching ein.

Spirituelle Praktiken aller Erdteile befassen sich ebenfalls mit den geistigen und seelischen Aspekten des Menschen. Spiritualität (lat. „spiritus“ Geist, Hauch; spiro, ich atme) in ihrer Begrifflichkeit beinhaltet einerseits religiöse Denkschemata sowie Mystizismus (gr. „mystikos“ geheimnisvoll). Dieser definiert sich als intuitive Auseinandersetzung mit dem menschlichen Geist und generiert auf diese Weise Erfahrungswissen. Spirituelle Auffassungen und Praktiken sind in jeglichen Kulturen offen oder verdeckt zu finden, teilweise über Jahrtausende entstanden und weitergegeben worden. Einige weisen Gemeinsamkeiten auf, während andere im kulturellen Zusammenhang zu verstehen sind.

Hinsichtlich Selfcoaching dienen Techniken spirituellen Ursprungs zur Bearbeitung geistiger, seelischer und emotionaler Inhalte. Über die Imagination und Sinneserfahrung schaffen sie Zugang zur universellen Lebensenergie. Ihre Auswahl wurde anhand ihrer Wirksamkeit und Vereinbarkeit mit rationalen Ansätzen getroffen. In der Praxis suchen sie möglichst frei von Dogmen mit der subjektiven Sinneserfahrung und den persönlichen inneren Bildern zu arbeiten3.

Ebenfalls aus der Quelle überlieferten alten Erfahrungswissens stammen Ansätze der traditionellen chinesischen Medizin