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KYLE GRAY

LIGHT

WARRIOR

Wecke deine innere Kraft

Aus dem Englischen von
Jochen Lehner

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1. eBook-Ausgabe 2018

Konvertierung: Bookwire

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Alle Rechte vorbehalten.

In Gedenken an Louise Hay, ohne die dieses Werk
nicht möglich gewesen wäre.
Ich bin dir ewig dankbar. Danke, dass du uns allen
noch immer ein Licht bist
.

Hüter der vier Himmelsrichtungen,

Mutter Erde und Vater Himmel,

Engel, Erzengel, Ahnen der Zeit und des Ortes –

danke für euren Segen und eure Wegweisung.

Danke, dass ihr die Krieger zurück ins Licht leitet.

Möge dieses Werk der Katalysator für umfassende

Heilung und spürbaren Wandel sein.

Mögen alle, die bereit sind zu leuchten,

aus der Finsternis geführt werden.

Aho*!

*Aho ist ein Wort aus dem Indianischen, aus der Lakota-Sprache, und bedeutet so viel wie »Danke«

INHALT

Vorwort

1.Engel sind nicht immer kuschelig

2.Das Kriegerherz wecken

3.Den Schild senken

4.Die geistigen Führer eines Kriegers

5.Eine Rüstung aus Licht

6.Schatten-Krieger

7.Der Angst standhalten

8.Krieger-Zeremonie

9.Intuitive Krieger

10.Dienen

11.Die Verkörperung des Kriegers

12.Sich ans Werk machen

Dank

Empfohlene Lektüre

VORWORT

Seit Jahrtausenden werden Menschen in den religiösen und spirituellen Traditionen der Welt mit einem Glorienschein dargestellt, um deutlich zu machen, dass es sich um heilige Gestalten handelt. Die Bibel beschreibt Engel als flammende Wesen, und auf traditionellen Gemälden des japanischen Shintoismus treten Heilige aus lichtdurchfluteten Höhlen. Unter den Höhlenmalereien von Urvölkern finden sich Darstellungen von Ahnengeistern, deren Kopf von einem Strahlenkranz umgeben ist. Manche sehen Heilige und spirituelle Lehrer in Licht getaucht, und viele Menschen, die spirituelle Erfahrungen gemacht haben, berichten von Lichterscheinungen – als Licht am Ende eines Tunnels bei einer Nahtoderfahrung oder als Glorienschein eines Engels, der ihnen in einer Vision oder im Traum erschien.

Licht hat etwas von Göttlichkeit, Frieden und Liebe. Wir sehen es als ein Zeichen für Macht, Stärke und hohe spirituelle Entwicklung. In der heutigen Spiritualität wird allgemein anerkannt, dass Licht auch in uns ist, in jedem Einzelnen.

Egal in welchen Yogakurs du gehst, du wirst dort immer den Gruß »Namaste« hören. Er stammt aus dem Sanskrit und bedeutet »Das Licht in mir verneigt sich vor dem Licht in dir«. In der medialen Welt des Übersinnlichen hat sich die Formel »Liebe und Licht« als Abschluss einer Botschaft, eines Artikels oder am Ende einer Zusammenkunft eingebürgert.

Es wird uns zunehmend bewusst, dass um uns und in uns Licht ist, dass wir Licht sind.

Wie kann in unserer Welt dann vieles so dunkel sein? Wie ist das möglich, wenn ich glaube – nein, weiß –, dass das Universum Liebe ist?

Diese Sache mit der Liebe ist der Kern des Ganzen, aber viele hier unten auf diesem Planeten haben das vergessen. Und da sie es vergessen haben, legen sie ihren irdischen Weg zunehmend auf eine rätselhaft konfrontationsbereite Art zurück, die für Mensch und Tier und für die Erde unendliches Leid mit sich bringt.

Ich glaube, das Universum möchte das jetzt wieder in Ordnung bringen und die Erde heilen. Deshalb braucht es heute mehr denn je Licht. Es ruft geradezu danach, und wir alle hören diesen Ruf, denn wir alle sind Erscheinungsformen dieses Universums, die eben jetzt die Erfahrung eines Lebens auf der Erde machen.

Der Ruf kann sich als vage Regung oder intensives Gefühl bemerkbar machen, vielleicht auch als die Eingebung, irgendetwas Bestimmtes zu tun. Er erscheint als der Wunsch, ein positiv gestimmter Mensch zu werden, sich körperlich zu verändern, ungute Gewohnheiten abzulegen, sich von einer Sucht zu befreien. Oder als ein Verlangen, anderen Menschen zu helfen.

Seit etlichen Jahren werden Seelen, die einen solchen Ruf erhalten, als »Lichtarbeiter« bezeichnet, und damit ist sowohl das Licht in diesen Menschen als auch die Strahlkraft des Werks gemeint, zu dem sie sich berufen fühlen.

Für uns alle ist es jetzt an der Zeit, diesen Ruf zu hören – zu leuchten, die Dunkelheit zu vertreiben und der Liebe die Führung zu überlassen. Da du jetzt dieses Buch in den Händen hältst, leuchtest du bereits und bist bereit, noch mehr Licht zu verbreiten. Dafür möchte ich dir jetzt und hier meine Anerkennung aussprechen, ja, ich verneige mich aufrichtig vor dir. Das Licht in mir verneigt sich vor dem Licht in dir.

Wie gehen wir nun vor, wie folgen wir dem Ruf?

Heilung kommt von innen. Das hast du schon mal gehört, nicht wahr? Es trifft auch wirklich zu. Um die Welt ringsum zu heilen, setzen wir im Inneren an: bei uns selbst. Was wir für uns selbst tun, das tun wir letzten Endes für die Welt, und dem Ruf nach Licht folgen wir am besten, indem wir uns den eigenen Ängsten stellen. Wir tragen Licht in unseren Schatten hinein. Wer der eigenen Finsternis standhält, vertreibt das Dunkle in der Welt. Es ist wirklich so einfach, aber natürlich nicht immer leicht.

Das Buch in deinen Händen versteht sich als dein persönlicher Führer, mit dem du ein Licht in dieser Welt werden kannst. Ich spreche hier gern vom Weg des Lichtkriegers*.

*Wenn ich von »Lichtkrieger« oder »Krieger« spreche, ist selbstverständlich auch immer die »Lichtkriegerin« gemeint. Um nicht wie im Deutschen notwendig jedes Mal beide Formen anzugeben und so den Lesefluss zu stören, bin ich bei der männlichen Form geblieben. Auch beim geistigen Führer ab Seite 35 habe ich aus diesem Grund die männliche Form gewählt. Aber glaube mir bitte: Es sind immer grundsätzlich beide Geschlechter gemeint, und bei den Anrufungen und Gebeten bitte ich dich, die für dich passende Form zu nehmen.

KAPITEL 1

ENGEL SIND NICHT IMMER KUSCHELIG

Das Wesen der Kriegerschaft oder der Tapferkeit liegt darin, dass man nichts und niemanden je aufgibt.

CHÖGYAM TRUNGPA

»Krieger« hatte eigentlich nie zu meinem Wortschatz gehört, bis ich zum Yoga kam. Im Yoga gibt es etliche »Krieger-Stellungen«, und ich glaube, ich habe kaum je eine Kursstunde erlebt, in der nicht mindestens eine vorkam. Ich habe diese Stellungen also die letzten acht Jahre ziemlich ausgiebig geübt, mich dabei aber bis in die jüngste Vergangenheit nie als Krieger betrachtet. Mit »Krieger« verband ich Rüstung und Schlachtgetümmel. Nicht sehr spirituell, dachte ich.

Für mich, und das geht vielen anderen genauso, passten Spiritualität und Kriegerschaft einfach nicht zusammen. Sehr verbreitet ist ja die Vorstellung, spirituell zu sein hinge mit Liebe, Licht und Feenschimmer zusammen, egal wie die Umstände auch sein mögen. Ich muss gestehen, dass ich selbst nicht sehr viel mit Pastelltönen, reinweißer Kleidung oder Einhörnern (so nett die auch sein mögen) anfangen kann und längst nicht immer die Ruhe selbst bleibe, wenn jemand in meiner Umgebung herumpöbelt (da tue ich mich seit jeher schwer).

Richtig krass empfand ich es bei meiner letzten Lesetour, dass es ein neuer Trend geworden ist, sich als Lichtarbeiter zu bezeichnen. Ich wusste, dass viele von denen, die sich so verstehen, wirklich fantastische Arbeit leisten und ihr Licht in die Welt ausstrahlen, aber andere sprangen einfach nur auf dieses Label an, als handelte es sich um die neueste Mode oder als sei konkretes Handeln zur Veränderung der Welt so einfach wie das Pinkfärben der Haare.

Ein Lichtarbeiter zu sein hat für mich nichts mit einer Pose zu tun, sondern damit, dass man anpackt. Wenn wir uns darauf einlassen, die Entwicklung der Erde zu fördern, müssen wir auch tätig werden. Da genügt es nicht, unseren neu gekauften Kristall auf Instagram zu posten (auch wenn ich das selbst ab und zu mache …), sondern wir müssen uns wirklich aktiv unserer spirituellen Praxis widmen, unseren Mist aufarbeiten, statt ihn mit Goldstaub zu übertünchen, und uns auf eine Höhe mit dem Universum bringen. Es geht darum, zu dienen und hier auf der Erde ein verkörperter Engel zu sein.

Von diesem Punkt aus gingen meine Gedanken weiter, und ich sagte mir: Nicht alle Engel sind kuschelig oder sitzen Harfe spielend auf Wolken herum. Manche tragen eine Rüstung und Waffen, das sind wild entschlossene Kämpfer. Nimm zum Beispiel den bekanntesten Engel überhaupt, Erzengel Michael. Wenn du bei Ecosia eine Bildsuche laufen lässt, bekommst du eine entschlossen wirkende, stattliche Gestalt mit Rüstung und Schwert oder sogar Flammenschwert zu sehen, die einen Fuß auf den besiegten Luzifer setzt.

Wie in der Offenbarung erzählt wird, und ich gebe das hier in meinen Worten wieder, hat Luzifer (aus dem »der Teufel« wurde) im Himmel einen ziemlichen Aufstand gemacht. Er fand sich selbst schlauer und cooler als Gott. Der, darf man annehmen, war damit nicht so richtig glücklich, weshalb er Michael und seine himmlischen Heerscharen rief, damit sie den Spuk beendeten.

Hier wird uns sehr deutlich vor Augen geführt, dass Liebe (hier in der Gestalt Michaels) sehr viel mehr vermag als Angst (in diesem Fall der Teufel). Der Geschichte ist auch zu entnehmen, dass Krieger von unerbittlicher Entschlossenheit sein können, selbst wenn hinter ihrem Tun ausschließlich Liebe steht.

Engel sind Krieger oder Kämpfer der Liebe. Sie müssen Krieger sein, wenn sie uns über Zwiespälte, Traumata und Ängste hinweghelfen wollen. Und wenn Lichtarbeiter verkörperte irdische Engel sein möchten, müssen sie sich keineswegs immer schmuseweich geben, sondern dürfen auch von der grimmig entschlossenen Sorte sein. Krieger des Lichts eben.

Solche Gedanken waren mir eine Hilfe, weil ich mich immer wieder fragte, ob ich wohl »gut genug« sei, um als »spirituell« zu gelten. Es liegt mir wirklich am Herzen, anderen zu helfen und ein integres, zielgerichtetes Leben zu führen, aber ich bin dabei nicht immer sehr behutsam vorgegangen. Um ehrlich zu sein, ich war ein ziemlich krasser Typ.

Ich sah mir an, was die Wörterbücher zu »Krieger« zu sagen hatten, und fand dies: »(vor allem in früheren Zeiten) ein tapferer oder erfahrener Soldat oder Kämpfer«. Das ganze Wortfeld bot auch nichts anderes: »Kämpfer, Soldat, Angehöriger des Militärs, Angehöriger der kämpfenden Truppen, tapfer«. Mir schwebte aber nicht diese Kriegerschaft der Faustkämpfe oder Waffenkämpfe oder intellektuellen Kämpfe vor, sondern ein Zusammenschluss mit der gewaltigen spirituellen Kraft im Innern, um so Finsternis, Hindernisse und Ängste zu überwinden. Ich suchte also nach »spiritueller Krieger«, und plötzlich las ich das:

»Als spiritueller Krieger wird im tibetischen Buddhismus
jemand bezeichnet, der oder die gegen den universalen
Gegner antritt, das Nichtwissen bzw. die subjektive
Wahrnehmung, (avidya), das bzw. die nach der
buddhistischen Philosophie der eigentliche Ursprung
allen Leidens ist. Ein heldenhafter Mensch,
tapfer und von ethischer Haltung.«

Wow, genau das traf es auf den Punkt!

LICHTKRIEGER IN AKTION

Ein Lichtarbeiter ist eine Seele, die den Ruf
zur Veränderung der Welt vernimmt.
Ein Lichtkrieger ist eine Seele, die sich bewusst dafür
entscheidet, auf diesen Ruf zu antworten
.

Lichtkrieger haben in dieser Welt schon viel Heilsames bewirkt und tun es weiterhin. Sie müssen keiner bestimmten Tradition oder Religion angehören. Sie sind zahlreich über die ganze Erde verstreut, und manche wissen nicht einmal, dass sie Krieger sind, sie antworten einfach dem Ruf, die Welt zu verändern. Die meisten Menschen wissen nichts von diesen Helden, deren Lied niemand singt, aber es gibt auch bekannte Lichtkrieger, die uns auf unserem spirituellen Weg als Inspiration dienen können.

Ich denke an Menschen wie Mahatma Gandhi, der zwar für die Unabhängigkeit Indiens und somit für ein Ende der britischen Kolonialherrschaft kämpfte, sich aber ganz und gar der Gewaltfreiheit verschieben hatte. Er war standhaft und ermutigte andere, es ihm gleichzutun, und bei allem, was er durchmachen musste, brachte er seine Sache voran, ohne handgreiflich zu werden, allein durch die Kraft seines Herzens.

Oder nehmen wir den amerikanischen Geistlichen Martin Luther King, der sich in vollkommenem Gottvertrauen für gewaltfreien Wandel in Amerika durch die Bürgerrechtsbewegung aussprach. Der bloße Gedanke an sein Wirken zu einer Zeit, in der man allein wegen seiner Hautfarbe angeklagt, inhaftiert, geschlagen und sogar ermordet werden konnte, bereitet mir eine Gänsehaut. Er wusste, dass er etwas bewirken konnte, und setzte sich sein ganzes Leben dafür ein, seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Ich verneige mich vor seinem Geist. Danke, Martin Luther King!

Ich denke auch an spirituelle Krieger, die viel weiter gingen als andere, beispielsweise an den vietnamesischen Mönch Thich Quang Duc, der sich aus Protest gegen die Buddhistenverfolgung 1963 auf einem Platz in Saigon selbst verbrannte. Das von einem Reporter der New York Times geschossene Foto ging um die Welt und setzte das Regime Vietnams unter internationalen Druck, die Verfolgung der Buddhisten im Land zu beenden.

Ich habe einmal in der Oprah-Winfrey-Show ein Interview mit einem anderen spirituellen Krieger Vietnams gesehen, der ebenfalls zu meinen Helden zählt, mit Thich Nhat Hanh, der mit friedlichen Mitteln gegen den Vietnamkrieg protestiert hatte. In diesem Interview sprach er auch über seine Beziehung zu Martin Luther King und von einem Brief, den er ihm geschickt hatte. Darin hatte er ihm erklärt, dass Thich Quang Ducs Selbstverbrennung kein Suizid gewesen sei, sondern er »aus Mitgefühl« diesen scheinbar so drastischen Schritt getan habe: »Es war ein Akt der Liebe, nicht der Verzweiflung.«

Ich glaube nicht, dass Selbstverbrennungen notwendig sind, um etwas zu bewirken, auch wenn ich klar anerkenne, dass Thich Quang Ducs Handlung von wahrem Mut zeugte. Auch globales Handeln ist nicht unbedingt erforderlich. Das Werk eines Lichtkriegers kann einfach darin bestehen, dass du dir vornimmst, in deinem Teil der Welt etwas zu bewegen und ein aktives Licht zu sein – ein Licht, das andere inspiriert.

Es ist noch nicht lange her, dass viele Nachkommen der amerikanischen Ureinwohner im Reservat »Standing Rock« in North und South Dakota zusammenkamen, um sich mit dem Großen Geist schützend vor ihr heiliges Land zu stellen und den Bau einer Ölpipeline zu verhindern, von der Wasserverschmutzung und Naturzerstörung zu erwarten waren. Damit haben sie vielen Menschen überall auf der Welt Mut gemacht und Ansporn gegeben. Das Kapitel ist noch nicht beendet, da Präsident Trump, kurz nach seinem Amtsantritt, den bereits erkämpften Baustopp wieder aufgehoben hat.

Noch eine Lichtkriegerin dieser Größenordnung und meine persönliche Heldin ist Louise Hay. Als sie Ende fünfzig war und bei ihr Krebs festgestellt wurde, schlug sie einen psychologischen und spirituellen Weg ein, statt sich der Schulmedizin anzuvertrauen. Sie spürte, dass ihr Gebärmutterhalskrebs etwas mit der tiefen Erbitterung über die seelische und sexuelle Misshandlung in ihrer Kindheit zu tun hatte. Sie fing an, Affirmationen zu formulieren, die sie täglich wiederholte, sie begann, sich von ihrem Zorn zu befreien, anderen zu verzeihen und sich der »Spiegelarbeit« zu widmen, die darin bestand, sich Tag für Tag ihrer Selbstliebe und Selbstbejahung zu versichern. Nach etlichen Monaten mussten die Mediziner bestätigen, was sie selbst bereits wusste: dass sie keinen Krebs mehr hatte.

Zu diesem Zeitpunkt war Louise bereits eine Heilerin, aber jetzt bekam ihre Arbeit eine neue Basis von Verständnis und Authentizität. Nun konnte sie den Menschen helfen, die seelischen Ursprünge ihrer körperlichen Krankheiten zu erkennen, und sie fand heilsame Affirmationen, die deren alte, negative Glaubenssätze ersetzten. So führte sie die Menschen zu einem neuen Denken und zur Gesundung.

Als in den Achtzigerjahren Aids ausbrach, kam Louises Gabe, weltbewegende Impulse zu geben, voll zum Tragen. Alles begann mit dem Anruf eines Aidskranken, der nicht wusste, wohin er sich wenden sollte. Damals hatte noch niemand eine Ahnung, wie man mit der Krankheit umgehen bzw. sie heilen konnte. Louise organisierte ein Gruppentreffen in ihrem Haus und setzte fort, was sie bis dahin schon getan hatte: Sie sprach über Liebe und rief alle auf, sich zu äußern, wenn sie etwas Positives mitzuteilen hatten. Immer mehr Menschen wurden von ihrer liebevollen Weisheit angezogen, und es dauerte nicht lange, bis diese Zusammenkünfte ganze Stadien füllten.

Louise stieß gewaltige Veränderungen an, und ihr Buch Gesundheit für Körper und Seele wurde weltweit 50 Millionen Mal verkauft. Wenn ich ein Buch empfehlen soll, ist dieses meine erste Wahl. Es hat nicht nur das Leben vieler Menschen verändert, sondern führte zur Gründung des Verlags Hay House, der sich zu einer Plattform für viele spirituelle Autoren und Lehrer, mich eingeschlossen, entwickelt hat und der nach Louises Eingehen in die grenzenlose Liebe in ihrem Sinne weitergeführt wird.

Mir wurde im Laufe der Zeit immer deutlicher, dass frühere Lichtkrieger etwas gemeinsam haben, und das ist die innere Arbeit. Lichtkriegerschaft erfordert, etwas im Außen zu bewegen, aber in gleicher Weise verlangt es, in tiefer Verbindung mit sich selbst zu stehen und sich der Liebe zu verschreiben.

Lichtkrieger stehen nicht nur für das ein, woran sie glauben, sondern vertrauen auch darauf, dass sie von einer höheren Macht (wie auch immer sie die nennen) geleitet sind und zu den Veränderungen geführt werden, zu deren Einleitung sie sich berufen fühlen.

Diese Veränderungen sind so vielfältig wie die Krieger selbst. Manchen Lichtkriegern mit bestimmten Aufgaben und Tätigkeiten habe ich Namen gegeben. Hier ein paar Beispiele.

BEWAHRER DES FRIEDENS

Diese Krieger schaffen Frieden in ihrer Familie, in ihrem weiteren Lebensumfeld und am Arbeitsplatz und fragen nicht, ob das für sie selbst vielleicht mit Nachteilen verbunden sein könnte. Diese Menschen sollten unbedingt unterstützt werden, sie haben das Zeug, liebevolle Führungsgestalten zu sein.

Manche von ihnen agieren eher im Hintergrund. Denken wir etwa an Leute, die für große Politiker arbeiten, aber deren Konfrontationskurs nicht mittragen, sondern still im Hintergrund an diplomatischen, der Entspannung dienenden Lösungen arbeiten.

AKTEURE DES WANDELS

Diese bemerkenswerten Menschen können – oft aufgrund ihres eigenen heilsamen Weges – anderen den Anstoß zu Veränderungen geben. Sie möchten einfach für andere Gutes bewirken, das empfinden sie als Seelennahrung.

WUNDER-WIRKER

Das sind die Seelen, die uns in allem, was sie tun, die Macht der Liebe und Freundlichkeit vor Augen führen – und die können tatsächlich Wunder bewirken.

Für mich ist der Dalai-Lama ein schönes Beispiel. So viele Tibeter haben ihr Land, ihre Tempel und Klöster oder sogar ihr Leben verloren, und trotzdem sucht der Dalai-Lama nicht Vergeltung, sondern verbreitet überall auf der Welt die Botschaft der Güte. Möge das gute Karma, das er schafft, allen Beteiligten zugutekommen und dem Wunder des Friedens zum Sieg verhelfen.

Wunder-Wirker müssen jedoch keineswegs berühmt sein. Ein Arbeitskollege oder die Dame neben dir im Bus könnte zu dieser Truppe gehören. Woran man das erkennt? Wunder-Wirker haben sich der Liebe geweiht. Es macht sie aus, und sie teilen ihre Liebe mit der Welt.

HEIMLICHE LICHTWERKER

Das sind wirklich irre Typen, im Guten wie im Schlechten. Ich mag sie ganz besonders. Sie arbeiten da draußen an der Front und versuchen Pharmamultis, Ölmultis und andere international operierende Firmen zu ethischem Verhalten zu bewegen. Sie arbeiten möglicherweise für Firmen, die wir nicht gut finden, sie arbeiten an Vorhaben, denen wir nicht alle zustimmen, aber ohne sie wäre vielleicht alles noch schlimmer. Immerhin sind sie vor Ort und können sinnvolle Entwicklungen einleiten, die zur Heilung der Welt beitragen.

Ich kenne jemanden, der sich wegen der Firma, für die er arbeitet, Kritik gefallen lassen muss. Könnten die Leute einmal über den Tellerrand ihrer vorgefassten Anschauungen hinausblicken, würden sie erkennen, dass gerade dieser Mensch durch die von ihm angestoßenen Wohltätigkeitsprojekte und Initiativen für das Gemeinwesen vielen Menschen hilft. Bleiben wir offen für die Möglichkeit, dass sich Wunder ereignen können.

DIE ENTSCHEIDUNG FÜR DEN WEG DES KRIEGERS

Überall auf der Welt leben und wirken heute unerkannt spirituelle Leitgestalten und Lichtkrieger – Menschen, die Veränderungen in Gang setzen. Wir brauchen sie mehr denn je. Und wir sind mehr denn je aufgerufen, zu ihnen zu stoßen. Es ist genügend Platz da, wir können uns alle zu dieser Höhe aufschwingen.

Solltest du dich berufen fühlen, etwas in Bewegung zu bringen, den Anstoß zu Veränderungen zu geben, Licht in die Welt zu tragen, dann ist das jetzt die richtige Zeit dafür.

Wahrscheinlich bist du in deinem Alltagsleben bereits als Lichtkrieger aktiv geworden, ohne dass es dir bewusst war. Das kann so aussehen:

Neulich abends war ich auf dem Weg ins Fitnessstudio und folgte dem Impuls, einen anderen Weg als sonst zu fahren. Es regnete in Strömen, und ich war ein wenig langsamer unterwegs als sonst, weil ich weiter vorn ein Polizeiauto sah. Aus irgendeinem Grund blickte ich seitlich auf die Straße und sah dort eine Frau liegen, die wohl ausgerutscht war. Die Einkäufe waren ringsum die am Boden liegende kleine Gestalt verstreut.

Die drei vor mir fahrenden Wagen (einschließlich Polizei) hielten nicht an, aber ich tat es.

Nachdem ich der Frau aufgeholfen hatte, stellte ich mich sofort vor, denn mal ehrlich, ich bin knapp 1 Meter 83 groß, und wer steht schon gern vor einem fremden Kerl allein im Dunkeln? Ich wollte einfach, dass sie sich sicher fühlte. Als ich fragte, wie lange sie schon so dagelegen hatte, antwortete sie, es müssten ungefähr zehn Minuten gewesen sein. Niemand hatte sie bemerkt.

Ich sorgte dafür, dass sie sicher nach Hause gelangte und ihr Mann ebenfalls sofort heimkam, um sich um sie zu kümmern. Er war so froh, dass ich ihre Heimfahrt arrangiert hatte. Wie ich inzwischen erfahren habe, geht es ihr gut.

Den Weg des Kriegers einschlagen, das kann durch ganz einfache Dinge geschehen. Du hilfst jemandem, der Hilfe benötigt. Du tust das, was einfach zu tun ist. Du stehst jemandem bei, der Beistand benötigt. Du zeigst entschlossene, tätige Liebe. Hier noch ein paar Beispiele, wie das aussehen kann.

Du setzt dich für jemanden ein, der bei der Arbeit oder in der Schule gemobbt oder auf der Straße schikaniert wird.

Du sprichst mit jemandem, von dem du weißt, dass er sonst niemanden hat, mit dem er oder sie sich aussprechen kann. Das kann sogar Leben retten.

Du begegnest anderen ohne besonderen Anlass freundlich.

Du setzt dich für ein misshandeltes Tier ein.

Du hältst jemanden von einer Tat ab, die anderen schaden oder sie in Bedrängnis bringen würde.

Du setzt dich bei einem Streit als Mittler ein.

Du hilfst jemandem, der rassistischen Anfeindungen ausgesetzt ist.

Aber Vorsicht: Ein Lichtkrieger zu sein heißt nicht, dass du herumläufst und dich in jede Auseinandersetzung einmischst. Im Grunde ist es ein friedvoller Weg, es geht einfach darum, lichtvoll zu sein und dich immer wieder neu für das Licht zu entscheiden.

Ein Lichtkrieger ist außerdem entschlossen, ein Licht des Wandels zu sein, ein Licht der Liebe, das anderen dient und sie inspiriert. Lichtkrieger bleiben in ihrem eigenen inneren Raum, das heißt, sie lassen sich nicht in die Dramen anderer verwickeln und von deren Erwartungen vereinnahmen. Sie lassen einfach ihr Licht leuchten. Sie treffen die Wahl, eine Kraft der Liebe zu sein und sich nicht durch Angst in ihre eigenen Albträume hineinziehen zu lassen. Sie wissen um ihre Verbundenheit mit der Liebe, sie sind bereit, sich selbst in die Augen zu schauen und die überwältigende Präsenz der Liebe in ihnen leuchten zu sehen.

Man kann vielleicht sagen: Ein Lichtkrieger ist im Grunde einfach ein Lichtarbeiter, nur eben knallhart. Du bist wild entschlossen, stark, feurig und das alles mit viel, viel Liebe.

DER WAHRE KRIEGER

Seit meiner Kindheit fühle ich mich dazu berufen zu dienen, ich wollte immer schon für andere Stütze und Inspiration sein, ich wollte fähig sein, sie zu leiten. Ich konnte mich auch immer schon gut einfühlen, besonders in Menschen, die sich von ihrer Angst in dunkle Löcher haben ziehen lassen. Ich stehe nicht nur hinter den Menschen, ich möchte ihnen auch ein Beispiel dafür geben, dass alles möglich ist.

In den letzten Jahren bin ich manchmal ziemlich harsch kritisiert worden. Ich sei nicht spirituell genug, hieß es beispielsweise. Ich wurde gefragt, wie ich es wagen könne, andere über die Erhöhung ihrer Schwingung zu belehren, während ich selbst Schimpfwörter und Flüche und sogar Kaffee in den Mund nahm! (Versuch gar nicht erst, mir meinen Latte mies machen zu wollen!) Wirklich, ich wurde darüber aufgeklärt, dass Alkohol unsere Spiritualität beschneidet.

Aber keine Sorge, das stimmt alles nicht. Mir ist klar geworden, dass wir Geist sind und folglich nicht unspirituell sein können. Ja, es steht uns frei, unsere spirituellen Wurzeln zu verleugnen oder unsere spirituelle Praxis zu vertiefen, aber wir sind Geist, daran ist nicht zu rütteln (und sollten »geistige Getränke« gereicht werden, dann für mich bitte Gin Tonic).

Dennoch spielt die Schwingung eine große Rolle, und mir ist durchaus klar, was diese Kritiker sagen wollen, nämlich dass wir unsere persönliche Schwingungsfrequenz senken (und deshalb unsere spirituelle Natur nicht mehr so klar sehen), wenn wir uns auf eine niedrige Frequenz einstimmen oder ein Wort verwenden, das eine »niedrige Schwingung« hat. Aber was, wenn wir dergleichen Dinge gar nicht erst als »niedrig« sehen würden? Hätten sie dann noch die gleiche Wirkung?

Ich will darauf hinaus, dass du ein Lichtkrieger bist, wenn du dein eigenes spirituelles Verständnis entwickelst und das tust, was sich für dich richtig anfühlt. Tu das, wozu dein eigenes Werteverständnis und deine Selbstachtung dich führen.

Ein Lichtkrieger zu sein heißt also im Grunde: du selbst sein. Du bist dir selbst treu. Du bist authentisch. Du bist darauf aus, dich selbst zu bejahen, denn Selbstbejahung sorgt auf energetischem Weg dafür, dass Bejahung in die Welt kommt. Es geht nicht darum, spirituell auszusehen oder sich spirituell zu geben oder sich in einen Aschram irgendwo im Himalaja zurückzuziehen (du kannst mir glauben, dass ich das bereits für uns alle gemacht habe). Es geht vielmehr darum, Licht zu verbreiten, wo du gerade bist, und klar zu sehen, dass alles, was du innerlich auf der spirituellen Ebene tust, auch der Welt dient. Was du innerlich für dich tust, ist letztlich auch das, was du der Außenwelt zu bieten hast.

Ein Lichtkrieger zu sein setzt also voraus, dass du die Balance zwischen Geben und Nehmen findest. Du sorgst bei dir selbst für so viel Kraft, Liebe und Zielbewusstsein, dass du da draußen tätig werden und nach besten Kräften dienen kannst. Wenn das Fluchen dir dabei hilft, ist dagegen nichts einzuwenden. Krieger sind nicht dazu da, den Egos und Erwartungen anderer zu entsprechen, sondern sie folgen dem Licht ihrer Seele und dienen der Welt so, dass auch ihnen gedient ist.

Deine und meine Auffassung von Spiritualität mögen verschieden sein, aber das Herz eines Kriegers bietet Platz für beides.

Möchtest du also das Kriegerherz in dir wecken?

KAPITEL 2

DAS KRIEGERHERZ WECKEN

»Lausche dem Wind, er sagt etwas. Lausche der
Stille, sie spricht. Lausche deinem Herzen, es weiß.«

INDIANISCHES SPRICHWORT

Das Herz ist heiliger Raum. Das physische Organ pumpt Blut durch den Körper, versorgt alle Zellen mit Sauerstoff und hält uns so am Leben. Energetisch ist das Herz der Raum, in dem du Liebe schenken und empfangen kannst. Das Herz kann sich im physischen wie im energetischen Sinne weiten und zusammenziehen. Ein Krieger muss sich für das Weiten entscheiden, wenn er sein Herz wecken möchte.

In den meisten spirituellen Traditionen gibt es Geschichten von spirituellen Kriegern. In aller Regel haben sie Verbindung zu einer höheren Quelle und ringen andererseits mit ihrer größten Angst. Geleitet sind sie von Liebe, vom Wissen um den Sinn und Zweck ihres Tuns, von Ergebenheit und klarer Überzeugung. Es sind tapfere Wesen, sie wollen nichts anderes als Glück für ihre Leute und alle, die ihnen nahestehen.

Meine Lieblingsgeschichte stammt aus der hinduistischen Tradition und erzählt vom Affengott Hanuman.

Hanuman war der Beschützer der Gottheit Rama und seiner Gefährtin Sita, ein Anführer ihrer Streitmacht. Der Erzählung nach war es ihm zu verdanken, dass das Reich einen Krieg überstand. Das Ende des Krieges wurde mit einem langen Umzug gefeiert, bei dem Tänzerinnen und viele andere Künstler alle Anwesenden unterhielten.

Hanuman trat auf den Thron des Gottes und der Göttin zu, kniete nieder und neigte den Kopf, wie um eine Belohnung zu empfangen.

Rama erhob sich und umarmte ihn mit den Worten, er könne ihm seine Güte und Ergebenheit kaum je vergelten. Sita jedoch fand, Hanuman stehe eine sichtbare Ehrung zu. Sie löste ihre Lieblingsperlenkette und legte sie ihm um den Hals.

Hanuman blickte an sich herab auf die Perlen und begann sie eine nach der anderen aufzubeißen, um das Innere zu inspizieren.