Alice Pantermüller

POLDI

UND
PARTNER

Alpaka ahoi!

Illustriert von Julian Meyer

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Weitere Bücher von Alice Pantermüller im Arena Verlag:
Mein Lotta-Leben. Band 1–14
Poldi und Partner. Immer dem Nager nach
Poldi und Partner. Ein Pinguin geht baden
Linni von Links. Berühmt mit Kirsche obendrauf
Linni von Links. Ein Star im Himbeer-Sahne-Himmel
Linni von Links. Alle Pflaumen fliegen hoch
Linni von Links. Die Heldin der Bananentorte
Superhelden fliegen geheim
Superhelden haut nichts vom Sockel
Superhelden schwimmen immer oben
Bendix Brodersen. Angsthasen erleben keine Abenteuer
Bendix Brodersen. Echte Helden haben immer einen Plan B

Alice Pantermüller
wollte bereits während der Grundschulzeit »Buchschreiberin« oder Lehrerin werden. Nach einem Lehramtsstudium, einem Aufenthalt als deutsche Fremdsprachenassistentin in Schottland und einer Ausbildung zur Buchhändlerin lebt sie heute mit ihrer Familie in der Lüneburger Heide. Bekannt wurde sie durch ihre Kinderbücher rund um »Bendix Brodersen« und die Erfolgsreihe »Mein Lotta-Leben«.

Julian Meyer
wurde 1983 in der Lüneburger Heide geboren. Nach dem Abitur und einer Tischlerlehre studierte er in Münster Design mit Schwerpunkt Illustration. Seine Lieblingstiere sind Elefanten, echte und erfundene. Wenn er die nicht gerade in Kinderbücher zeichnet, wandert er in den Bergen. Julian Meyer lebt mit seiner Familie und einem Stoffelefanten in Kassel.

1. Auflage 2018
© 2018 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Alle Rechte vorbehalten
Einband und Illustrationen: Julian Meyer
ISBN 978-3-401-80775-1

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www.arena-verlag.de

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1

Es riecht nach Abenteuer

Harro Matthiesen wunderte sich. Der alte Mischlingshund stand auf dem Gartenweg vor dem Haus und beobachtete sein Herrchen, das eilig an der Straße hin und her lief. Irgendetwas lag in der Luft und es roch ganz eindeutig nach Abenteuer. Was war nur los? Ein wenig zögerlich wedelte Harro mit dem Schwanz. Schwanzwedeln fühlt sich nämlich gut an, wenn man ein Hund ist, der nicht begreift, was gerade geschieht.

»Was macht Tommi da, Papa?«, fragte Mimi und drückte sich an Harro. Auch das kleine Kätzchen verstand nicht, was draußen an der Straße passierte.

»Ich weiß nicht«, brummte Harro zögernd. »Er hängt die Tierkiste auf Rädern hinten an sein Auto … vielleicht machen wir einen Ausflug?«

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Neugierig beobachteten sie, wie Tommi den Anhänger an seinem alten Lieferwagen befestigte. Aber ob er wirklich einen Ausflug plante? So sicher war Harro da nicht. Der Anhänger war nämlich sehr groß. Zwei komplette Kühe hätten dort hineingepasst oder ein ganzer Elefant.

Er lauschte dem Rumpeln des Anhängers und dann einem Buntspecht, der sich über den Lärm beschwerte. »Bei dem Krach kann man ja sein eigenes Klopfen nicht hören!«

Dann erklang ein lautes Keckern über Harros Kopf. Ein kleiner Affe hangelte sich durch die Bäume im Garten heran. »He, was ist da los?«

Mit einem Salto landete Parker vor Harro und Mimi auf dem Gartenweg und kratzte sich am Kopf. »Was tut Tommi da?«

»Vielleicht machen wir einen Ausflug«, wiederholte Mimi, doch der Affe schüttelte den Kopf und fletschte seine kleinen, spitzen Zähne. »Dazu brauchen wir doch nicht die große Tierkiste. Denk doch mal nach, Mimi!«

Das Kätzchen murrte beleidigt.

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In diesem Augenblick klingelte Tommis Handy. Sofort versteckte sich Mimi hinter Harro. Sie hatte noch nie so richtig begriffen, was dieses Geräusch bedeutete und warum Tommi anschließend ein kleines schwarzes Kästchen aus der Tasche zog und anfing, damit zu sprechen.

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Parker jedoch spitzte seine runden Ohren. Er war das einzige Tier in Tommis Garten, das die Menschensprache verstand.

»Was sagt er?«, piepste Mimi neugierig.

»Pssst!«, zischte Parker sie an. Dann schlich er noch ein wenig näher an Tommi heran und linste vorsichtig um die Gartenhecke herum.

»Dideldum und dideldei!«, krächzte es fröhlich aus einem Apfelbaum. »Hurra, ich bin ein Papagei!« Ausgerechnet jetzt kam der prächtige Gelbbrust-Ara Bibo auf die Idee, ein schönes Morgenlied zu singen.

»Klappe, Bibo!«, fauchte Parker wütend und da verstummte der Papagei gekränkt und knirschte mit dem Schnabel. Erneut versuchte der kleine Affe, Tommis Worte zu verstehen.

Und dann begann der Buntspecht, so laut mit seinem Schnabel gegen einen Baumstamm zu klopfen, dass es durch den ganzen Garten schallte.

»Ich werde hier noch wahnsinnig!«, keckerte Parker verzweifelt und presste seine Hände gegen den Kopf. Doch er hatte ohnehin genug von Tommis Telefongespräch gehört. Er wusste, was zu tun war. Mit einem Satz sprang er in den nächsten Baum, schwinghangelte von Ast zu Ast und rief währenddessen alle Tiere im Garten zusammen. »Versammlung! Versammlung!«, schrie er, bevor er neben dem Meerschweinchen-Gehege im Gras landete.

Die Meerschweinchen spielten gerade Bockspringen.

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Immer wieder hüpften Poldi, Schweini, Schoki und Stummel über die uralte und ziemlich große Landschildkröte Serafine, die es sich im Gehege der Nager gemütlich gemacht hatte. Serafine liebte das Spiel. Sie mochte es einfach, wenn um sie herum das Leben tobte!

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»Alle zu mir!«, befahl Parker und da kamen seine Freunde gespannt näher. Sogar Bibo trippelte erwartungsvoll heran. Nur Albert blieb in seiner Badewanne sitzen. Der Waschbär konnte gleichzeitig planschen und zuhören.

Parker schaute sich wachsam in alle Richtungen um. Dann senkte er seine Stimme. »Tommi hat erzählt«, raunte er, »dass er heute zum Hafen fährt. Dort holt er ein paar Tiere ab, die jemand aus einem Zirkus gerettet hat, in dem sie von bösen Menschen schlecht behandelt wurden.« Er knirschte mit den Zähnen. Mit bösen Menschen kannte sich das ehemalige Laboräffchen bestens aus.

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Seine Freunde warteten ungeduldig. »Und weiter?«, piepste Poldi schließlich, atemlos vor Aufregung.

»Nichts weiter.« Parker zuckte mit den Schultern. »Mehr hat Tommi nicht erzählt.«

Die Tiere murrten und maulten vor Enttäuschung.

Albert richtete sich in seinem Badewasser auf. »WAS FÜR TIERE WILL TOMMI DENN ABHOLEN?«, fragte er misstrauisch. »UND WO WILL ER SIE ANSCHLIEßEND HINBRINGEN? ETWA HIERHER? IN UNSEREN GARTEN?«

»Mann, Albert, du alte Wasserratte!« Parker verdrehte die Augen. »Ich habe doch gesagt, dass ich nicht mehr weiß.«

Für einen Augenblick war es still. Dann stellte Mimi die Fragen, die den meisten von ihnen auf der Zunge lagen. »Was ist denn ein Hafen, Papa? Und ein Zirkus?«

»Hrm.« Harro Matthiesen hatte keine Ahnung. Doch Serafine holte tief Luft. Die uralte und sehr kluge Landschildkröte war nämlich in ihrem Leben schon viel herumgekommen – und was ein Hafen und ein Zirkus waren, wusste sie genau! Aber wie immer war Parker schneller. »In einem Zirkus werden Tiere dressiert und müssen dann Kunststücke aufführen!«, keckerte das Äffchen. »Und in einem Hafen gibt es Wasser, viel Wasser! Wasser, so weit man schauen kann!«

»OH. DAS KLINGT INTERESSANT.« Mit leuchtenden Augen richtete Albert sich in der Badewanne auf, denn Wasser war für ihn das Schönste auf der Welt.

Die anderen Tiere jedoch schwiegen ein wenig verwirrt. »Also, eines ist auf jeden Fall klar.« Harro Matthiesen schaute in die Runde, bevor er entschlossen weiterbellte. »Tommi will Tiere retten, die schlecht behandelt wurden. Und ich werde ihm dabei helfen. Ich fahre mit zum Hafen.« Schließlich war Tommi das beste Herrchen von allen und Harro ein guter Hund. Und außerdem ein guter Tierretter. Immerhin hatte er mit seinen Freunden zusammen schon so manches Tier gerettet.

»Ich komm mit!«, piepste Mimi und drückte sich an den alten Hund. Das Kätzchen war schließlich immer dort, wo auch ihr Harro war!

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»Und ich natürlich sowieso.« Parker wedelte lässig mit der Hand. »Ohne mich kommt ihr ohnehin nicht weit.« Der kleine Affe tat ganz cool. Doch er dachte daran, wie er vor einiger Zeit selbst von Tommi aus einem Versuchslabor gerettet worden war. Jetzt konnte er selbst anderen Tieren helfen. Und Tommi.

»Ohne dich … waaas? Oller Angeber!«, quiekte Poldi. Dann wandte sich das Rosetten-Meerschweinchen an seine Kumpel. »Was ist mit euch? Kommt ihr auch mit?«

»Wir?« Schweini, Schoki und Stummel keuchten erschrocken. »Och nöö …«

Doch Albert war dabei. »AUCH ICH WERDE EUCH BEGLEITEN. DIESES GROßE WASSER INTERESSIERT MICH UNGEMEIN!« Ächzend und plätschernd machte sich der Waschbär daran, die Wanne zu verlassen.

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Bibo kratzte sich mit seinen Krallen am Kopf. »Ähm … Wen wollen wir diesmal retten?«, krächzte er verlegen. Er war nämlich nicht gerade der hellste Kopf im Reich der Papageien.

Serafine jedoch sagte gar nichts. Denn obwohl sie einen sehr klugen Kopf hatte, sprach sie immer sehr, sehr langsam. Und meistens fehlte den anderen Tieren die Geduld, um ihr zuzuhören.

Doch unter ihrem Panzer begann es, vor Aufregung zu kribbeln. Ein neues Abenteuer nahte – und die alte Schildkröte liebte Abenteuer!

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2

Zum Hafen!

Nur wenige Meerschweinchen-Bocksprünge später trat Tommi aus dem Haus und schloss die Tür hinter sich ab. Dann rief er nach Harro.

»Es geht los!«, knurrte der alte Hund seinen Freunden ganz unauffällig zu, bevor er aufstand und zu seinem Herrchen hinübertrottete, dicht gefolgt von Mimi. Um den anderen etwas Zeit zu verschaffen, bewegte Harro sich besonders langsam. Denn wie immer würde Tommi nur seinen Hund und seine Katze mitnehmen. Ihre Freunde mussten versuchen, im Anhänger mitzufahren.

Nachdem Tommi die Gartenpforte hinter sich verschlossen hatte, öffnete Parker das Meerschweinchen-Gehege, dann klemmte er sich Serafine unter den Arm. »Kommt!«, zischte er, zwängte sich zwischen den Zweigen der Hecke hindurch auf den Fußweg, öffnete geschickt die Riegel des Anhängers und schob die Schildkröte hinein. Danach half er Poldi. Und schließlich gab er auch noch Albert einen kleinen Schubs, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre.

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Da flatterte auch Bibo schnell in den Anhänger, obwohl er noch immer nicht begriffen hatte, was eigentlich los war.

Parker kletterte hinterher und verschloss die Tür von innen. Und schon ging es los!