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Über dieses Buch:

Vor langer Zeit im Reich der Mitte: Die ehrenwerte Dame Su-ngo und ihre einhundert Freudenmädchen verstehen sich bestens darauf, jede noch so lasterhafte Männerfantasie wahr werden zu lassen – natürlich für einen angemessenen Preis. Als eine Überschwemmung die grüne Pagode von der Außenwelt abschneidet, fehlt den Mädchen ohne ihre Liebhaber ein vergnüglicher Zeitvertreib. Da schlägt Su-ngo ein unanständiges Spiel vor: Wer eine erotische Geschichte zum Besten geben kann, darf sie anschließend in die Realität umsetzen – und zwar mit dem einzigen Mann, der in der Pagode noch auf die Erfüllung seiner Träume wartet …

Über den Autor:

Über das Leben und Wirken des Autors Li Yu-Chen sind heute leider keine Einzelheiten mehr bekannt.

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eBook-Lizenzausgabe Juni 2018

Die deutsche Übersetzung erschien ebenfalls unter dem Titel Die Mädchen der Pagode.

Copyright © der Neuausgabe 2018 venusbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2018 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Sabelnikova Olga

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (aks)

ISBN 978-3-96148-274-0

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Li Yu-Chen

Die Pagode der hundert Mädchen

Erotischer Roman aus dem alten China

dotbooks.

Der Blumenhof

Nach mehr als hundert Jahren der Herrschaft über das Reich der Mitte verloren die Kaiser der Ming-Dynastie das Interesse am Regieren. Sie überließen die Arbeit den Eunuchen des kaiserlichen Hofs und wandten sich selbst angenehmeren Dingen zu.

Fuhr man zu dieser Zeit den Huangho flussaufwärts, wurde bereits aus großer Entfernung ein steiler Hügel sichtbar, der einsam aus der sonst völlig ebenen Landschaft emporragte. Am Gipfel der in Terrassen aufsteigenden Erhebung funkelte eine Pagode in leuchtendem Grün. Zahlreiche umliegende Gebäude waren rot gestrichen worden; dazwischen blitzte das saftige, zarte Grün eines Bambushains hervor.

Die Schönheit und Harmonie dieses Bildes waren jedoch nicht die einzigen Gründe, die Reisende beinahe zwangen, sehnsüchtige Blicke auf die rot umrahmte, grün leuchtende Krönung des Berges zu werfen. Ob die Besucher nun mit einer Dschunke den Fluss entlangsegelten, zu Pferd unterwegs waren oder sich in einer Sänfte die staubigen Wege durch die Ebene tragen ließen: Jedermann wusste, was sich hinter den Mauern befand. Kein Buddha-Tempel, auch wenn der Anblick der Pagode daran erinnerte, sondern der schönste Blumenhof des ganzen Reiches. Die Zahl der grazilen, duftenden Blumen, die hier wohnen durften, war nach einem uralten Gesetz beschränkt: genau hundert sollten den Reisenden jederzeit zur Verfügung stehen. Deshalb war die auf den ersten Blick wie ein Tempel anmutende Anlage überall im Land als die »Pagode der hundert Mädchen« bekannt.

Hatte man den Blumenhof erst einmal betreten, verschwanden die letzten Vermutungen, es könne sich um einen Tempelbezirk handeln – selbst ohne eine der Blumen gesehen zu haben. Lauben in allen Blütenfarben, Stände mit eleganten, aufstrebenden Dächern, verträumte Weidenhaine, von verschlungenen Pfaden durchzogen, anmutige gewundene Wandelgänge, die sich immer wieder zu neuen, erquickenden Anblicken auf kleine Teiche und kunstvoll arrangierte, völlig natürlich wirkende Felsen öffneten, das leuchtende Rot der großen Mauer, die das ganze Gelände einschloss – alles verströmte ein Vorgefühl der Lust, weckte die Sinnlichkeit in den Besuchern. Es glich einer dem Vergnügen bestimmten Sommerresidenz des Kaisers selbst.

Falls manch einer über den Zweck der Anlage noch letzte Zweifel gehegt haben sollte, verschwanden diese spätestens beim Anblick der ersten Blume des Hofs. Die Mädchen waren ausnahmslos reizend anzusehen. Die ehemalige Geliebte des Kaisers, die ehrenwerte Dame Su-ngo, hatte die Lustpflänzchen ausgewählt. Su-ngo selbst mag zum Zeitpunkt unserer Erzählung um die vierzig Jahre alt gewesen sein. Weder ihre Statur noch ihr Gesicht waren eigentlich schön, jedoch verstand es Su-ngo, mit unnachahmlicher Eleganz aufzutreten und ihre Besucher in niveauvolles, einige Bildung verratendes Geplauder zu verstricken.

Männer verspürten in ihrer Gegenwart alsbald das dringende Bedürfnis, ihre damenhafte Souveränität anzuerkennen, neigten den Kopf und wurden zu ehrfurchtsvollen Dienern.

Wurde dann auch noch das Begrüßungsmahl gereicht, war es selbst um den asketischsten Einsiedler geschehen. Schweine-, Ochsen- oder Hammelbrühe oder Schildkrötensuppe stimmten den Magen ein, der erste Hauptgang aus fein gewürztem Lammbraten, gefülltem Spanferkel, gebackenen Hühnchen, geschmorten Bärentatzen und gedünsteter Hundeleber erfüllte mit tief gehender Befriedigung und bildete doch erst den Auftakt. Schlehengefüllte Rebhühner, Wachteln in Ingwersoße, gerösteter Fasan und gespickter Hasenbraten, begleitet von Reis- oder Hirsewein oder beidem, ließen die Gaumen jubeln, und nach dem Nachtisch aus schwimmend in Fett herausgebackenen Mehlfladen und köstlichen, vollreifen Melonen, Pflaumen und Pfirsichen waren die Gäste zu allem bereit.

Die Gegenwart der verführerisch gekleideten Blumenhofdamen, die die Männer mit schlüpfrigen Reden zu zweideutigen Witzen und eindeutigen Anzüglichkeiten animierten, reizte deren Sinne nur noch mehr, und die wohlhabenden Gäste genossen das Spiel, wohl wissend, wie es enden würde.

Dafür waren sie nur allzu gerne bereit, der Dame Su-ngo zu ihren unbestrittenen Qualitäten als Gastgeberin, Kupplerin und Vermittlerin von Kontakten in die höchsten Kreise auch als geschäftstüchtiger Händlerin der Lust entgegenzukommen. Was immer in der Pagode zu bekommen war, war mit barer Münze zu begleichen – und keinesfalls zu knapp. Su-ngo bot nur das Beste und die Schönsten, und das hatte seinen Preis.

Eines Tages erlitt das Liebesgeschäft in der Pagode der hundert Mädchen jedoch einen empfindlichen Einbruch, gegen den der Blumenhof vollkommen machtlos war. In den Jahren der Eunuchenherrschaft war der mächtige Fluss Huangho schon einige Male über die Ufer getreten. Das verzögerte jedes Mal die Anreise der wollüstigen Freier aus allen Landesteilen, verlängerte dafür aber den Aufenthalt der gerade Anwesenden, die umso mehr Geld in der Pagode ließen.

Dieses Mal jedoch wälzten sich braune Wassermassen den Huangho herunter, die beinahe bis zu den Gebäuden selbst heranreichten; Brücken und Stege wurden fortgerissen, Dämme brachen und als dies alles die Wut des Flusses nicht zu zügeln vermochte, bahnte sich der Huangho einen neuen Weg auf der anderen Seite des Pagodenhügels; von einem Moment auf den anderen saßen die Mädchen auf einer Insel fest.

Die Mädchen, wohlgemerkt. Denn die sonst so zahlreichen männlichen Besucher waren gerade allesamt abgereist zu wichtigen Prüfungen in der Hauptstadt, die für ihre Karrieren von entscheidender Bedeutung waren. Ein einziger Mann befand sich noch im Garten der Lüste: der junge Wang Dsiau aus vornehmer, jedoch verarmter Familie und deshalb zur Dienerschaft bei einem reichen Herrn genötigt. Die Dienste einer der hübschen Blumen hätte er sich von seinem kargen Salär niemals leisten können.

Bei der Abreise seines Herrn war Wang krank gewesen, weshalb sein Dienstgeber sich gezwungen sah, ihn zurückzulassen. Nun war Wang wieder genesen, konnte aber dennoch den Blumenhof nicht verlassen. Denn nachdem das Unwetter nachgelassen hatte, tauchten zwar wieder vereinzelt Reisende am jenseitigen Ufer auf, jedoch gab es keine Möglichkeit mehr, den immer noch tobenden Fluss zu überqueren. Möchtegern-Besucher sandten enttäuschte Blicke zu den hundert Mädchen, welche ihrerseits sehnsüchtig zu den unerreichbaren Bettgenossen sahen.

Die ehrenwerte Dame Su-ngo behielt, wie nicht anders zu erwarten, auch in dieser schwierigen Lage den Kopf unerschütterlich oben. Es war ihr klar, dass es eine ganze Weile dauern würde, bis sich entweder der neue, zweite Flussarm zu einem schmalen Rinnsal zurückgebildet haben würde oder die zerstörte Brücke wiedererrichtet worden wäre. Bis dahin bestand für die Mädchen keinerlei unmittelbare Gefahr, an Hunger oder Durst zu leiden – für solche Notfälle war ausgiebig Vorsorge getroffen worden. Jedoch wusste Su-ngo nur zu gut um das Problem der sich ausbreitenden Langeweile Bescheid, aus der sich Reibereien und Streitereien unter ihren Mädchen ergeben würden. Sie beschloss, dem rechtzeitig und wirksam entgegenzutreten.

Am dritten Tag nach der Überschwemmung versammelte sie ihre Schutzbefohlenen um sich und ließ sie in mehreren Kreisen Platz nehmen. Dann stellte sie sich selbst ins Zentrum inmitten all ihrer Blumen und sprach zu ihnen:

»Meine lieben Kinder, mir ist so deutlich wie euch, dass magere Zeiten angebrochen sind. Auch wenn es uns nicht am notwendigen Essen und Trinken mangeln wird, so müssen wir doch auf unsere Kavaliere verzichten, die zum Leben am schönsten aller Blumenhöfe dazugehören wie das Schwert zur Scheide. Bevor die Wasser nicht zur Ruhe gekommen sind, müssen wir uns damit leider abfinden. Anstatt aber mürrisch und teilnahmslos zu werden, lasst uns lieber gemeinsam die Zeit vertreiben, indem wir uns gegenseitig Geschichten erzählen, ob wir sie nun selbst erlebt oder nur von ihnen gehört haben. Auch ich, eure erfahrene Mutter und Gönnerin, werde das Meine dazu beitragen. Dafür muss aber jede von euch eine Geschichte erzählen, die zu uns Bewohnerinnen eines Blumenhofes passt. Und damit ihr auch zu den richtigen Geschichten ermuntert werdet und dann mit dem erwachten Feuer in euch nicht unbefriedigt bleiben müsst, gibt es für jede besonders gelungene Geschichte eine Belohnung. Wie ihr wisst, beherbergen wir derzeit einen einzigen Mann bei uns am Blumenhof – den jungen Wang Dsiau. Er ist mittellos und könnte sich keine aus unserem erlauchten Kreis jemals leisten, aber bevor wir selbst unter Entbehrungen zu leiden haben, wollen wir uns ihm gegenüber lieber ausnahmsweise als großzügig erweisen. Die Erzählerin jeder Geschichte darf, so sie es wünscht, nachher mit ihm auf dieselbe Weise das Spiel von Mond und Wind treiben, wie es geschildert worden ist. Auf die Art werden wir leichter vergessen, was uns entgeht, weil der wütende Fluss nicht in seinem angestammten Bett bleiben wollte. Holt jetzt den jungen Mann herein, denn auch er soll die Geschichten hören und wissen, was die Erzählerin von ihm erwartet.«

Das Gekicher und Gelächter verebbte, als die zwei losgeschickten alten Dienerinnen den jungen Mann hereinbrachten. Mit einem huldvollen Wink wies Su-ngo den überraschten Studenten an, inmitten des innersten Sitzkreises Platz zu nehmen, und sagte:

»Nun sind wir also vollzählig. Zu Beginn möchte ich nur Geschichten von den Mädchen im ersten Kreis hören – ich sehe, es sind genau zwanzig. Wer von euch will als Erste sprechen und uns erbauen – aber bloß nicht mit einer braven Erzählung, die sich für die Insassinnen eines Nonnenklosters geziemen würde?«

Ein Mädchen mit der Haut eines Pfirsichs und wunderbaren goldenen Lilien (besonders klein geschnürten Füßen) erhob sich, lächelte verschmitzt und fing ohne weitere Umschweife an zu erzählen. Einhundertundein Ohrenpaare wurden gespitzt.

Ein junger Mann wartet im Mondschein auf sein Stelldichein, doch nicht für ihn ist die Überraschung groß.

Nach vielen Ehejahren verlor der reiche Kaufmann Pang Hsing seine Frau; doch auch seine späten Jahre wollte er nicht als einsamer Witwer verbringen. Deshalb heiratete er Lüh Yo, eine Frau in den besten Jahren, die in ihrer Jugend viel Zeit in einem Blumenhof verbracht hatte, was Pang Hsing allerdings nicht wusste. Lüh Yo war noch immer eine schöne und sehr seriös wirkende Frau und hatte dem Kaufmann ihr Jawort gegeben, weil er reich und großzügig war und in hohem Ansehen stand. Auch sah er trotz seines Alters stattlich und noch recht mannhaft aus.

Leider musste Lüh Yo bereits nach wenigen Ehetagen feststellen, dass seine rüstige Erscheinung ganz und gar nicht der Wirklichkeit entsprach. In Geschäftsdingen mochte er sich ja souverän zu behaupten wissen und ein kühler und schlauer Rechner geblieben sein, doch im Bett erwies er sich als jämmerlicher Versager. Hatten er und sie endlich einmal geschäftliche Verhandlungen aufgenommen, die beiden satte Lustgewinne versprachen, dann waren diese jedes Mal rasch zum Scheitern verurteilt. Denn seine Stange Geld, die er in ihren Liebesfond zu investieren gedachte, fiel einer plötzlichen galoppierenden Inflation zum Opfer. Solcherart völlig entwertet konnte nichts den alten Kaufmann bewegen, eine weitere Geschäftsanbahnung zu versuchen.

Kein Wunder also, dass sie sich nach kurzer Zeit umsah, ob nicht andere Geschäftspartner auf ihre Angebote mit standhafterem Interesse reagierten.

Ihre Wahl fiel auf Miao Tsing. Der entfernte Verwandte des Kaufmanns wohnte bei seinem Onkel unbestimmten Grades und machte sich nützlich, wo immer er gebraucht wurde. Sein kräftiger, muskulöser Körper war ein eindeutiges Versprechen, und jede seiner Bewegungen zeigte die Stärke, über die er verfügte. Lüh Yos männergeschultes Auge erkannte in Miao den richtigen Bettgenossen für ihre Zwecke. Sie lauerte auf eine günstige Gelegenheit, ihre Raffinesse mit seiner Kraft messen zu können. Freilich wollte sie unter keinen Umständen ihre Stellung als Herrin des Hauses gefährden und legte also größten Wert darauf, Vorsicht und Umsicht walten zu lassen.

Miao seinerseits war trotz seiner nur einundzwanzig Jahre ganz und gar nicht unerfahren. Einige Frauen hatten bereits das Bett mit ihm geteilt, vor allem die Dienerin Piän, ein recht ansehnliches Mädchen. Die neue Frau seines Onkels war ihm dank ihrer reifen und dabei frischen Schönheit und ihres eleganten Auftretens gleich gehörig ins Auge gestochen, wie sich wohl denken lässt.

Eines Tages musste der alte Pang Hsing verreisen und blieb, da es die Geschäfte verlangten, für einige Zeit fort. Die erhoffte günstige Gelegenheit für die verdorbenen Wünsche der beiden war gekommen. Allerdings wollte nicht nur Lüh Yo sich dem jungen Verwandten ihres Mannes gegenüber keine Blöße geben, auch Miao hielt seine Gefühle für die liebreizende Gattin seines Onkels bedeckt. Als er einmal nach dem Abendessen in der Kammer der Herrin saß, um mit ihr noch Aufträge für den nächsten Tag zu besprechen, trat die Zofe Piän ein. Miao blinzelte ihr heimlich zu, um wieder einmal ein Treffen nachher im Garten zu vereinbaren. Piän merkte davon aber nichts. Miao jedoch glaubte sich verstanden, erhob sich nach einer Weile, verabschiedete sich artig von seiner Tante und ging in den Garten, um dort auf Piän zu warten.

Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Der Mond schickte sein silbriges Dämmerlicht auf das Wäldchen im Garten und auf Miao, der an einem Baum lehnte und die Zeit vergehen ließ. Nach einiger Zeit begann er ungeduldig zu werden und es hielt ihn nicht mehr auf der Stelle. Sein Verlangen nach einer Frau war bereits so groß, dass sich sein Jadeschaft deutlich unter seinen Beinkleidern abzeichnete. Doch von Piän, die ja seine Absichten nicht kannte, war nichts zu sehen und zu hören.

Der sanfte Nachtwind hatte die Schwüle des vergangenen Sommertages erträglicher gemacht, dennoch war es immer noch ziemlich warm. Zusammen mit seinem von Ungeduld weiter geschürten Verlangen bereitete ihm das eine solche Hitze, dass er beschloss, sich auszuziehen. Endlich nackt, ragte sein langer, strammer Pfahl ungehemmt hervor. Er betrachtete seinen Ständer eine Weile unzufrieden, zuckte dann ergeben mit den Schultern und streckte sich der Länge nach auf einer Holzbank unter einem Baum aus.

Nachdem Miao sich zur guten Nacht verabschiedet hatte, war Lüh Yo noch eine Weile aufgeblieben, um noch ein wenig mit ihrer Zofe zu plaudern. Dann hatte sie sich in ihre Schlafkammer zurückgezogen und war zu Bett gegangen. Auch Piän, die von ihrem stoßbereiten Hengst im Garten nichts ahnte, hatte sich zur Ruhe begeben.

Lüh Yo konnte aber nicht einschlafen – zu unbefriedigt war ihre Wollust, der ihr alter Kaufmannsgatte nie hatte entsprechen können. Sie wälzte sich hin und her, zerwühlte die Laken und beschloss endlich, wieder aufzustehen und im Garten im Schein des Mondlichts von der wunderbaren Befriedigung aller Lüste zu träumen. Sie nahm sich vor, Miao in ihre Fingerspitzen zu versetzen, als Traummann ihrer Bettgelüste.

Sie vergewisserte sich, dass auch wirklich ihre gesamte Dienerschaft schlief und sich nicht womöglich jemand wunderte, was die Herrin um diese nachtschlafende Zeit nach draußen trieb. Aber bis auf das leise Rauschen des nächtlichen Windes war kein Geräusch zu vernehmen. Also erhob sie sich auf ihre zarten Goldlotusse und ging ohne Lampe in den Garten.

Miao erwachte aus seinem Halbschlaf, als er hörte, dass jemand leise näher kam. Er blickte auf, konnte jedoch im Zwielicht unter den Bäumen nicht erkennen, um wen es sich handelte. Er glaubte aber, dass nun doch endlich Piän gekommen wäre. Sogleich richtete sich sein Schaft, der aus Enttäuschung schlaff geworden war, wieder auf und wurde in kürzester Zeit prall und hart.

Lüh Yo hatte nach einigen Momenten des Innehaltens begonnen, gemächlich im Garten zu wandeln. Als sich ihre Augen an das ungewisse Licht des Mondes gewöhnt hatten, entdeckte sie plötzlich einen langen Schatten.

»Ich wusste gar nicht«, dachte sie verwundert, »dass es bei uns im Garten eine Stange gibt, die einen so langen und geraden Schatten werfen kann.« Neugierig ging sie näher heran – und wer vermag ihr Erstaunen zu beschreiben, als sie den wahren Urheber des Schattens erkannte! Miao lag, anscheinend schlafend, splitternackt auf der Bank, und sein gewaltiger Freudenstab ragte steil empor.

»Na, das finde ich jetzt wirklich erstaunlich«, sagte sie kopfschüttelnd zu sich selbst. »Ein derart enormes Gemächt hätte ich selbst Miao nicht zugetraut.«

Sie wandte sich um, hielt dann aber inne und sinnierte halblaut: »Was macht der junge Mann wohl hier im Garten – ohne Faden am Leib, der Jadestab einsatzbereit? Ob er wohl mit Piän verabredet war, sie jedoch nicht kommen konnte?«

Lüsternheit stieg in ihr auf, als sie sich dem nackten Mann vollends näherte. Ihr Blick wanderte über den prächtigen Körper und blieb immer wieder an Miaos prallem Gerät hängen. Der Anblick seines zitternd aufragenden Schafts versetzte sie in eine solche Erregtheit, dass sie nicht länger an sich halten konnte. Sie hob ihr Nachthemd über die Hüften hoch und stellte sich mit gespreizten Beinen über den Schläfer auf der Bank. Daraufhin zog sie die Schwellen ihrer Jade-pforte auseinander, stülpte sie über seinen strammen Pfahl, schob ihren Körper tiefer und spürte, wie sein Stab ihren Blütenkelch mit heißer Härte erfüllte. Sie drückte vorsichtig nach unten, bis der lange Schaft vollständig in ihrer Lustgrotte verschwunden war. Siedend heiß stieg die Erregung in der erfahrenen Lüh Yo auf, in einer Heftigkeit, wie sie es seit ihrer Heirat mit dem alten Kaufmann nicht mehr erlebt hatte. Langsam, doch unablässig bewegte sie ihre Hüften über dem Jadestab, kostete seine ganze Männlichkeit genüsslich aus, bis ihr Liebestau überfloss und sogar ihre Schenkel nässte.

Nach und nach beruhigten sich ihre Sinne wieder und ihre Gedanken kamen wieder in Gang. Siedend-heiß wurde ihr bewusst, dass der schlafende Lustspender jeden Moment erwachen und sie bei ihrem heimlichen Tun ertappen könnte. Ganz vorsichtig ließ sie deshalb seinen Jadestängel aus ihrer Pforte gleiten und machte sich daran, auf leisen Sohlen zu verschwinden.

Miao aber, der natürlich nur so getan hatte als schliefe er und auch gleich gemerkt hatte, wer ihn da als Dildo benützte, dachte bei sich: »Nein, nein, so einfach kommt sie mir sicher nicht davon!« Eine solch einmalige Gelegenheit wollte er sich keinesfalls entgehen lassen. »Denn«, so überlegt er weiter, »lasse ich sie jetzt laufen, ist es fraglich, ob ich sie überhaupt jemals herumkriege. Ich werde sie durch eine List für mich gewinnen.«

»Piän«, rief er und tat, als erwachte er in diesem Augenblick. »Wie lange bist du schon hier?« Mit diesen Worten umfasste er ihre Hüften und bugsierte sie wieder genau an die Stelle zurück, die sie gerade hatte verlassen wollen. »Was hab ich nicht gerade für einen wunderbaren Traum erlebt! Pass auf, ich zeig dir was darin passiert ist.« Und damit fing er ohne zu zögern an, sie von unten mit kräftigen Stößen zu versorgen.

Die Herrin des Hauses fand sich mit der überraschenden Wendung augenblicklich zurecht und tat ohne lange zu überlegen das einzig Richtige: Sie verhielt sich, als wäre sie ihre Dienerin und genoss den Ritt.

Als sie fühlte, dass er sie wieder zur Gänze erfüllte, stützte sie sich auf seiner Brust ab und begann, seine Stöße mit ihren weißen Hinterbacken zu erwidern. Dabei fühlte sie ein sich unablässig steigerndes, lustvolles Jucken in ihrer Jadepforte; die merkwürdige Situation trug das Ihre dazu bei.

Nachdem er fünfmal neun flache und jeweils einen tiefen Stoß nach oben geführt hatte, empfand Miao seine Lage auf einmal beengend und anstrengend. Er hob seine Reiterin aus dem Sattel, stand auf und legte sie an seiner Stelle auf der Holzbank nieder. Bereitwillig spreizte sie ihre Schenkel weit auseinander und streckte ihre goldenen Lilien seinen Schultern entgegen.

Der aufreizende Anblick der sich völlig hingebenden Frau machte ihn so wild, dass er sie voller Leidenschaft an den Hüften packte, sich zwischen ihre Schenkel drängte und wie ein brunftiger Stier auf sie losging. Wie ein Wahnsinniger ging er zu Werke, aber Lüh Yo ging bei jedem seiner harten Stöße mit, sodass ihre Pobacken einen wahren Tanz aufführten. Stöhnende Laute der Lust entrangen sich ihr, und Wogen der Erregung erschauerten ihren Körper.

»Meine Liebste, mein Herz«, raunte er mit vor Lust rauer Stimme, »durch deine Leidenschaft entschädigst du mich überreichlich für die lange Wartezeit.« Mit diesen Worten fasste er nach ihren Goldlilien, liebkoste sie eine Zeit lang und rief dann: »Wie ist es nur möglich, dass ich bis heute nicht bemerkt habe, welch wunderschöne Goldlotusse du hast! Am liebsten würde ich sie ganz und gar verschlingen!«

Lüh Yo sagte natürlich nichts zu diesen Huldigungen. Dann zog Miao seinen Liebesspeer aus ihrem Lusttempel heraus und begann, diesen mit den Fingern zu erforschen. Weich, feucht und warm wie das Innere einer vollreifen, sonnenwarmen Feige fühlte es sich an. Er tastete sich bis zu ihrem Allerheiligsten vor und berührte dieses zärtlich mit seinen Fingerspitzen. Dann ließ er von ihr ab und schob seinen noch immer prallen Schaft wieder in sie hinein.

Da Lüh Yo aber befürchtete, zuletzt doch noch erkannt zu werden, machte sie dem Spiel ein Ende. Sie entzog sich seiner Umarmung und erhob sich. Miao hatte nichts dagegen, da er damit rechnen musste, dass Piän doch noch käme. Allerdings hatte er nicht vor, nach solchen Erfolgen stillschweigend das Feld zu räumen.

»Piän«, flüsterte er deshalb, hielt sie am Arm fest und berührte in der Dunkelheit unter dem Baum mit seinem von ihren Säften feuchten Stab ihren Bauch, »es war heute so wundervoll mit dir, dass ich nicht aufhören kann. Wenn du nicht mehr kannst, brauche ich unbedingt noch eine andere Frau.«

»Dann suche dir doch jene aus, nach der es dir am meisten verlangt«, hauchte sie ihm leise wie das Schlagen eines Schmetterlingsflügels entgegen.

»Weißt du denn, wer das sein könnte?« setzte er sein neckendes Spiel fort.

»Vielleicht die mit den kleinen Füßen?« war sie um eine schlagfertige Antwort nicht verlegen.

»Es könnte wirklich sein, dass ich mich noch heute Nacht in aller Heimlichkeit bei ihr einschleiche«, flüsterte er.

»Wer weiß«, gab sie zurück, »vielleicht erwartet sie dich.« Dann eilte sie davon und verschmolz mit den Schatten. »Ich bin ja gespannt«, dachte sie dabei, »ob er wirklich den Mut aufbringt und in meine Kammer kommt.«

Nachdem sie lautlos in ihr Schlafgemach gehuscht war, legte sie auch noch ihr Nachtgewand ab und legte sich erwartungsvoll nackt aufs Bett. Die Tür war nur angelehnt.

Miao war inzwischen ebenfalls bis zur Kammer seiner Herrin gelangt. Als er die halb offene Tür sah, ging er sofort hinein und erblickte im Mondschein die schöne, nackte Lüh Yo, die ihre willige Bereitschaft mit weit gespreizten Schenkeln offenkundig machte. Sofort legte er sich dazwischen, drang heftig in sie ein und setzte fort, wo er kurz zuvor im Garten aufgehört hatte.

»Meine Güte, was ist das?« ließ die Hausherrin in gespieltem Entsetzen hören. »Wer vergewaltigt mich – in meinem eigenen Bett?« Mit einem lustvollen Ächzen quittierte sie den ersten gewaltigen Stoß.

»Sollte dir dieser Jadestängel wirklich fremd sein, verehrte Lüh Yo?« fragte Miao scheinheilig zurück. »Zuvor im Garten schienst du mir schon recht vertraut mit ihm – und das sogar ohne mein Zutun!«

Er brach in Lachen aus, und auch seine Gespielin war vor lauter Heiterkeit nicht mehr in der Lage, ihre Rolle weiterzuspielen.

Dann meinte sie: »Eines musst du mir noch sagen: Woran hast du erkannt, dass ich es war und nicht Piän?«

»Piän hat weder eine so vollendete Figur wie du noch so wunderbar zierliche Füßchen«, erwiderte er offen. »Zudem fehlt es ihr an deiner Geschicklichkeit und deiner Leidenschaft beim Spiel von Himmel und Erde.«

»Bitte«, sagte sie ein wenig ängstlich, »du darfst es auf keinen Fall jemandem verraten. Du musst immer sehr vorsichtig sein!«

»Sei ganz beruhigt; ich werde vorsichtig sein«, versicherte er ihr. »Warum sollte ich riskieren, von dem alten Pang Hsing rausgeschmissen zu werden – und dich nicht mehr besuchen zu können!«

Lachend zog er eine Bettrolle unter ihrem Kopf hervor und schob sie unter ihren Hintern. Dann trieb er seinen Jadepfahl mit kurzen, kräftigen Stößen in ihre Grotte und tobte mit aller Leidenschaft darin herum, als wolle er die fruchtbare Frühjahrserde mit Pflanzlöchern versehen. Kurz vor seinem Höhepunkt zog er sich jedoch wieder aus ihr zurück, fiel auf die Seite wie ein nasser Sack und schnaufte vor Anstrengung. Sobald ihn aber die Leidenschaft erneut umarmt hatte und sein Jadestängel vor frischer Lust pulsierte, ging er erneut ans Werk. Das wiederholte er noch einige Male, bis Lüh Yo im Morgengrauen erschöpft einschlief und Miao sich aus dem Schlafgemach stahl, um sich rechtzeitig vor dem Erwachen der Dienerschaft auf sein eigenes Lager zu betten.

Jede Nacht kam nun Miao an Lüh Yos Lager, solange die Geschäftsreise des alten Pang Hsing andauerte. Niemand merkte etwas davon, nur Piän wunderte sich ein wenig: Warum war Miao nur auf einmal so zurückhaltend und anspruchslos geworden?

Die Mädchen waren der Erzählung mit beifälligem Lächeln gefolgt, manche hatten auch die geschilderten lüsternen Bewegungen selbst nachvollzogen. Nachdem die Erzählerin zum Ende gekommen war, erhielt sie von allen Seiten regen Beifall.

Auch die Dame Su-ngo sparte nicht mit Lob: »Deine Geschichte war ein guter Beginn unseres Erzähl-reigens. Der Lohn steht dir zu und du darfst ihn dir jetzt vergönnen, wenn du magst. Du aber«, sagte sie mit mahnendem Unterton an den Studenten gewandt, »sieh zu, dass euer Spiel von Himmel und Erde auch wirklich genau so verläuft, wie es in der Geschichte beschrieben worden ist!«

Wang hatte eine heftige Rötung im Gesicht angenommen und wirkte reichlich eingeschüchtert. »Ich werde alles daransetzen«, sagte er leise, »euren Ansprüchen Genüge zu tun.«

Begleitet vom lüsternen Gekicher der anderen Blumenhofmädchen trottete er hinter der ersten Erzählerin aus dem Raum. Sogleich wandte sich Su-ngo erneut an ihre verführerischen Blüten und verlangte nach der nächsten Geschichte. Eines der Mädchen ließ sich nicht lange bitten und setzte zu folgender Erzählung an:

Eine junge Schönheit verschlägt es in ein Kloster, doch dank ihrer Fertigkeiten muss sie auch dort nicht ohne das Spiel der Liebe leben.

Als Hsiang Ju, ein reicher Kaufmann, das Zeitliche segnete, ließ er seine Ehefrau mit zwei unmündigen Kindern zurück – einem Sohn, der noch gänzlich in den Kinderschuhen steckte, und einer halb erblühten Tochter. Bei dieser war bereits die Schönheit zu erkennen, zu der sie sich einst entwickeln würde, doch war sie von kränklicher Konstitution. Wohl kein Opfer wäre der besorgten Mutter zu groß gewesen, hätte sie damit nur ihrem Kind zu besserer Gesundheit verholfen.

Eines Tages kam die Äbtissin eines eine Tagesreise entfernt an einem Fluss gelegenen taoistischen Nonnenklosters zu Besuch. Das Kloster trug den Namen »Zu der lächelnden Gottheit« und stand bei der Witwe Hsiang in gutem Ruf: Sie hielt die Würdenträgerin für eine ehrbare und fromme Vertreterin ihrer Religion. Damit lag sie allerdings gänzlich falsch, wie sich zeigen sollte.

Nachdem die Nonne eingetreten war und ihre Gastgeschenke überreicht hatte, fiel ihr auf, um wie viel erwachsener Liän-Hsiang, die Tochter des Hauses, seit ihrem letzten Besuch geworden – und wie ungemein hübsch sie anzusehen war. Das brachte sie sofort auf einen Gedanken.

»Wie groß das Mädchen doch geworden ist«, sagte sie. »Habt Ihr Euch denn schon über ihre Zukunft Gedanken gemacht?«

Traurig erwiderte die Mutter: »Das Kind ist kaum einen Tag bei guter Gesundheit, wie soll ich da Pläne schmieden? Ich bin doch ständig nur besorgt um sie.«

»Und Ihr habt Euch bereits an sämtliche Götter und Ahnen um Hilfe gewandt?«

»Natürlich. Aber alles blieb ohne Erfolg«, meinte Liän-Hsiangs Mutter mit deutlichem Kummer in der Stimme.

»Ich denke, ich weiß dennoch von einer Möglichkeit, die Ihr noch nicht versucht habt«, deutete die Äbtissin daraufhin an. »Lasst mich zunächst einmal sehen, wie die Sterne für Eure Tochter stehen, danach wird sich etwas finden.«

Hocherfreut teilte die Witwe ihrer vermeintlichen Freundin die Geburtsstunde ihrer Tochter mit. Nach einer ganzen Weile des geschäftigen Herumrechnens rückte die Äbtissin mit ihrer Antwort heraus: »Es gibt tatsächlich eine Möglichkeit; dafür muss Eure Tochter jedoch ihr Heim verlassen.«

»Nun, wenn es ihr denn hilft, will ich dazu meine Einwilligung geben. Allerdings frage ich mich, wohin sie gehen könnte – Verwandte gibt es keine und für die Ehe ist sie noch nicht alt genug.«

»Das wäre auch verkehrt; laut Horoskop ist sie zum Alleinsein bestimmt und gerade nicht zum Heiraten. In einer Ehe würde es ihr noch schlechter ergehen. Mir schwebt etwas ganz anderes vor: ein taoistisches Kloster. Das wäre der rechte Platz für Euer Kind.«

»Dann gibt es also doch Grund zur Freude«, frohlockte die Witwe Hsiang. »Ihr könntet Sie in Eurem Kloster aufnehmen; das wäre mir das Liebste und der Abschied von meinem Mädchen fiele mir nur halb so schwer.«

»Das würdet Ihr einer bescheidenen Nonne zutrauen? Euer Vertrauen ehrt mich. Seid beruhigt: Unser Kloster ist dank der Zuwendungen von Gläubigen gut versorgt und es wird Eurem Kind an nichts mangeln.«

»Daran zweifle ich nicht«, besiegelte die Frau die Abmachung. »Schon bei der nächsten passenden Gelegenheit wird sie sich auf den Weg zu Euch und Eurem Kloster machen.«

Dieser Tag kam bald und Liän-Hsiang wurde in einer Dschunke flussaufwärts zum Kloster gebracht. Als Erstes lernte sie ihre Schwestern kennen; zwei waren noch ziemlich jung und sehr schön anzusehen.

In den nächsten Monaten wurde das Mädchen auf ihre neue Rolle vorbereitet; bedeutsam war vor allem der Tag, an dem ihr der Kopf kahl rasiert wurde. In den folgenden Jahren wuchs sie zu einer jungen Frau heran. Bei gelegentlichen Besuchen ihrer Mutter konnte sich diese von ihrem Wohlbefinden überzeugen und war über ihren guten Gesundheitszustand hocherfreut.

Einmal verschlug es einen Studenten namens Tsou Yen, der gemeinsam mit einem Freund den Fluss bereiste, in die Gegend um das Kloster. Sie hatten die Absicht, die Frühlingsblüte zu bestaunen, die in den Wäldern entlang des Ufers als besonders schön galt. Sie legten an und durchwanderten den Wald, bis sie plötzlich ein kleines Klostergebäude erblickten, dessen weiße Mauern zwischen den Bäumen leuchteten. Sie fanden die Tür verschlossen vor, jedoch schien es ihnen, als spähe jemand durch einen Spalt heraus.

Tsou Yen, das sei hier angemerkt, war mit vielen Talenten gesegnet und besaß überdies ein äußerst attraktives Äußeres; ja man konnte so weit gehen zu behaupten, dass er ein wirklich schöner Mann war.

Die beiden setzten ihren Weg durch den Wald fort, pausierten einmal um sich zu stärken und kehrten gegen Abend zu ihrer Dschunke zurück. Bei Sonnenuntergang setzten sie wieder Segel, um flussabwärts zu fahren.

Im darauf folgenden Herbst war es für Tsou Yen an der Zeit, seine erste Prüfung abzulegen. Also mietete er sich eine kleine Dschunke um in Begleitung des einzigen Dieners der Familie in die Hauptstadt zu segeln. Gerade als sie die Leinen lösen wollten, rief sie ein junger taoistischer Mönch an:

»Fährt Eure Dschunke zur Hauptstadt?«

»Ja«, bestätigte der Bootsbesitzer, »das macht sie. Mein Passagier hat vor, dort zu einer Prüfung anzutreten.«

»Könnte ich vielleicht mitkommen? Die Hauptstadt ist auch mein Reiseziel.«

»Da muss ich den jungen Herrn fragen, was er von einem weiteren Passagier hält.«

In diesem Moment trat Tsou Yens Diener an Deck und brüllte gleich los, wie es seine unangenehme Art war: »Mein Herr tritt zu einer schwierigen Prüfung an. Das Letzte, was er dafür braucht, ist ein kahlköpfiger Störenfried; er muss sich unterwegs in Ruhe vorbereiten können.«

»Ich habe lediglich höflich gefragt«, verteidigte sich der Mönch. »Ihr habt keinen Grund, gleich loszuschreien!«

Die lautstark geführte Unterhaltung war bis in die Kabine des Studenten zu hören. Tsou Yen öffnete sein Fenster und spähte hinaus. Angesichts der jugendlichen, schlanken Gestalt des Mönches dachte er bei sich, dass die Fahrt in Begleitung eines Gleichaltrigen sicherlich kurzweiliger verlaufen würde. Zudem mochte das Kloster des jungen Mönches in einer schönen Umgebung liegen, wie dies nicht selten der Fall war, und wenn es ihm gelingen sollte, mit dem Taoisten Freundschaft zu schließen, könnte er sich seinen Studien bisweilen umgeben von herrlicher Natur widmen. Mit solchen Überlegungen reifte rasch ein Entschluss heran.

Tsou ging an Deck und maßregelte seinen ungehobelten Diener: »Du legst wieder einmal dein schlechtestes Benehmen an den Tag – und das noch dazu gegenüber einem Mönch!« An den Mönch am Ufer gewandt rief er: »Seid mir willkommen; es ist mir eine Freude, Euch als Reisegefährten begrüßen zu können.«

Unter vielen Danksagungen kam der Angesprochene an Bord. Dann aber erblickte er den Studenten und Erstaunen mischte sich in seine Züge. Tsou Yen wiederum war wie geblendet: »Das ist sicherlich der attraktivste Mönch, den ich je gesehen habe«, dachte er. »Wäre er ein Mädchen, es könnte nicht anziehender sein und würde mit den schönsten Frauen des Landes mithalten. Wie bedauerlich, dass er in Wahrheit nur ein Mönch ist; eigentlich eine Schande, wie die Geschenke der Natur hier verschwendet wurden.«

Mönch und Student tauschten Begrüßungen aus, danach lud Tsou den jungen Mann zu sich in die Kajüte auf eine Tasse Tee ein. Von Anfang an verstanden sie sich sehr gut; die Unterhaltung war zwanglos und angenehm und offenbarte zugleich den hohen Bildungsgrad des Mönches. Sehr auffallend war, dass er jedes Mal, wenn Tsou sich abwandte, die Gelegenheit nutzte und seinen Gastgeber diskret, aber genauestens in Augenschein nahm. Dem schlauen Studenten entgingen diese fortgesetzten Inspektionen jedoch trotzdem nicht, allerdings wurde er aus seiner Beobachtung überhaupt nicht klug.

Gegen Mittag wurde es unerträglich schwül, obwohl bereits der Herbst ins Land gezogen war, und Tsou legte sein Obergewand ab; er animierte seinen neuen Freund, es ihm gleichzutun, was dieser jedoch mit freundlicher Bestimmtheit ablehnte. Er meinte, weder Hitze noch Schwitzen machten ihm das Geringste aus, beides vertrage er bestens.

Ebenso wies er nach dem Abendessen Tsous Vorschlag, doch noch ein Bad zu nehmen, entschieden zurück. Er sei dies auf Reisen nicht gewohnt, begründete er sein seltsames Verhalten. Also erfrischte sich nur Tsou und legte sich bald darauf auf seine Schlafmatten, da ihm bereits die Augen zufielen.

Der Mönch wartete ruhig ab, bis alle in tiefem Schlaf lagen, löschte dann die letzten Lichter und zog sich im Finsteren aus. Vorsichtig legte er sich neben Tsou Yen, der erhoffte Schlaf wollte und wollte sich aber nicht einstellen. Er richtete sich wieder auf und betrachtete eine Weile den Sternenhimmel, soweit dieser durch die kleine Luke zu erkennen war. Dann hielt er es nicht länger aus, beugte sich über den Studenten und begann ihn sachte zu streicheln. Da erfühlte er plötzlich ein stabförmiges Ding, das gerade von der Leibesmitte abstand und leicht pulsierte. Er zuckte zurück, überließ sich dann aber der Neugierde und beschloss, den Gegenstand gründlicher zu betasten. Davon wurde der Student wach; blitzschnell zog der Mönch seine Hand weg, doch Tsou hatte bereits erfasst, weshalb er aus dem Schlaf gerissen worden war. Er drehte sich auf die andere Seite und tat, als schliefe er, während er in Wahrheit die Situation überdachte.

»Also so was!«, durchfuhr es ihn. »Was hat meinen Speer dermaßen angespitzt? War es ein lüsterner Traum oder der Mönch mit seiner Hand? Ich werde ihm diese Ungehörigkeit auf jeden Fall vergelten. Ich tue so, als interessiere mich ein junger Mann, dann wird er solche Zudringlichkeiten in Zukunft wohl unterlassen.«

Also drehte sich der schöne Jüngling erneut um und nahm den Mönch in Augenschein. Dieser lag ganz still am Rücken, die Augen geschlossen, aber Tsou wusste wohl, dass er nur so tat, als schliefe er. Er rückte näher heran und begann seinerseits, den Körper des jungen Mannes zu betasten. Dabei geriet er plötzlich an zwei rundliche, nachgiebige Hügel mit steifen Spitzen. Verwundert überlegte er, ob es sich bei seinem Reisegefährten am Ende um einen Eunuchen handeln könnte. Er hatte gehört, dass derlei bei diesen Halbmännern vorkäme. Jedenfalls gefiel ihm das Gefühl, über die so weiblich prallen und dabei samtigen Kuppeln zu streicheln, und er machte es gleich noch einmal. Der Mönch blieb weiterhin regungslos. Als Tsou jedoch tiefer drang, über die glatte, weiche Haut des Bauches hinweg in die Schenkelregion, und dort nicht den allerkleinsten Jadestängel vorfand, sondern stattdessen einen sanft gewölbten, von weichen Haaren bestandenen Hügel, und noch tiefer einen warmen, fleischigen Einschnitt, rückte der vermeintliche Mönch oder Eunuch hastig beiseite und drehte sich auf den Bauch.