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Fußnoten

1

Daniel Kehlmann, »Ich wollte schreiben wie ein verrückt gewordener Historiker«, in: Gunther Nickel (Hrsg.), Daniel Kehlmanns »Die Vermessung der Welt«. Materialien, Dokumente, Interpretationen, Hamburg 2008, S. 27.

2

Diese Reise ist erfunden.

3

Ungewollte Parodie des bekannten Gedichts »Wandrers Nachtlied – Ein gleiches« von Goethe: »Über allen Gipfeln / Ist Ruh, / In allen Wipfeln / Spürest du / Kaum einen Hauch; / Die Vögelein schweigen im Walde. / Warte nur, balde / Ruhest du auch.«

4

Kehlmann (s. Anm. 1), S. 32 f.

5

Daniel Kehlmann, Diese sehr ernsten Scherze. Poetikvorlesungen, Göttingen 2007, S. 30.

6

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 29.

7

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 30.

8

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 32.

9

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 26.

10

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 34.

11

Georg Büchner, Lenz, hrsg. von Ralf Kellermann und Eva-Maria Scholz, Stuttgart 2015, S. 3.

12

Büchner (s. Anm. 11), S. 4 f.

13

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 14.

14

Walter K. Bühler, Gauss: Eine biographische Studie, Berlin /Heidelberg / New York 1987, S. 65.

15

Bühler (s. Anm. 14), S. 63 f.

16

Bühler (s. Anm. 14), S. 65.

17

Bühler (s. Anm. 14), S. 150.

18

Daniel Kehlmann, »Wo ist Carlos Montúfar?«, in: Nickel (s. Anm. 1), S. 1125.

19

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 36.

20

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 36.

21

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 36.

22

Alexander von Humboldt, Ueber einen Versuch den Gipfel des Chimborazo zu ersteigen, in: Douglas Botting, Alexander von Humboldt, München 1974, S. 149.

23

Daguerres erste Porträt-Daguerreotypien von 1839 verlangten eine Belichtungszeit von etwa 20 Minuten. Schon 1840 konnte Daguerre die Belichtungszeit aufgrund neuerer Verfahren auf wenige Sekunden reduzieren. 1847 ließ sich Alexander von Humboldt von Biow in Berlin ablichten. In: Adolf Meyer-Abich, Alexander von Humboldt, Reinbek b. Hamburg 182006, S. 155.

24

Vgl. Kehlmann (s. Anm. 1), S. 30.

25

Vermessen, Zählen, Berechnen: Die politische Ordnung des Raums im 18. Jahrhundert, hrsg. von Lars Behrisch, Frankfurt a. M. 2006.

26

Bruno S. Frey, »Grenzen der Messmanie«, in: Die Zeit 40 vom 2792017. (www.zeit.de/2017/40/messungen-digitalisierung-grenzen, Stand: 1222018)

27

Kehlmann (s. Anm. 1), S. 26 f.

28

Kehlmann (s. Anm. 1), S. 30.

29

Kehlmann (s. Anm. 1), S. 27.

30

Kehlmann (s. Anm. 1), S. 29.

31

Kehlmann (s. Anm. 1), S. 35.

32

Siehe hierzu Klaus Zeyringer, »Vermessen. Zur deutschsprachigen Rezeption der Vermessung der Welt«, in: Nickel (s. Anm. 1), S. 7894.

33

Uwe Wittstock, »Die Realität und ihre Risse. Laudatio zur Verleihung des Kleist-Preises 2006 an Daniel Kehlmann«, in: Nickel (s. Anm. 1), S. 113126.

34

Thomas E. Schmidt, »Schlechter Gelehrtensex«, in: Zeit 44 vom 25102012. (Online: www.zeit.de/2012/44/Film- Die-Vermesssung-der-Welt/seite-1, Stand: 732018)

35

Holl, Frank, »›Die zweitgrößte Beleidigung des Menschen sei die Sklaverei …‹ – Daniel Kehlmanns neu erfundener Alexander von Humboldt«, in: HiN – Alexander von Humboldt im Netz. Internationale Zeitschrift für Humboldt Studien 25 (2012) S. 4662. S. 61. (www.uni-potsdam.de/romanistik/hin/pdf/hin25/hin_25_komplett.pdf, Stand: 532018)

36

Holl (s. Anm. 35), S. 61.

37

Alexander von Humboldt, zitiert nach: Holl (s. Anm. 35), S. 61.

38

Holl (s. Anm. 35), S. 61.

39

Julia Stein, »Germans and humor in the same book«, in: Nickel (s. Anm. 1), S. 136150.

40

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 14.

41

Daniel Kehlmann / Detlev Buck, Die Vermessung der Welt. Das Buch zum Film, Reinbek b. Hamburg 2012, S. 152.

42

Kehlmann/Buck (s. Anm. 41), S. 154.

43

Kehlmann/Buck (s. Anm. 41), S. 184.

44

Kehlmann/Buck (s. Anm. 41), S. 20.

45

Kehlmann/Buck (s. Anm. 41), S. 154.

46

Schmidt (s. Anm. 34). (www.zeit.de/2012/44/Film-Die-Vermesssung-der-Welt/seite-2 Zeit, Stand: 1222018)

47

Wolfgang Höbel, »Zwei glorreiche Geisteshalunken«, in: Spiegel Online vom 22102012. (www.spiegel.de/spiegel/print/d-89234428.html, Stand: 1222018)

48

Eberhard Knobloch, »Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß – im Roman und in Wirklichkeit«, in: HiN – Alexander von Humboldt im Netz. Internationale Zeitschrift für Humboldt Studien 25 (2012) S. 6379. S. 63. (http://dx.doi.org/10.18443/172, Stand: 24. 4. 2018)

49

Kehlmann (s. Anm. 5), S. 35 f.

1. Schnelleinstieg

Der 2005 veröffentlichte Roman des damals dreißigjährigen Autors Daniel Kehlmann ist einer der größten Erfolge der deutschen Literatur der Nachkriegszeit – 37 Wochen stand er auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Auch international war der Roman überaus erfolgreich: Seit seinem Erscheinen ist er in mehr als 40 Sprachen übersetzt worden und verkaufte sich weltweit über 6 Millionen Mal.

Kehlmann stellt zwei herausragende deutsche Forscher, Alexander von Humboldt (17691859) und Carl Friedrich Gauß (17771855), in den Mittelpunkt seines Romans. Er beschreibt die grundverschiedenen Milieus, aus denen beide stammen, erzählt von ihren wissenschaftlichen Erfolgen und Forschungen, ihren Eigenarten und ihrem persönlichen Schicksal. Dabei werden sozial- und zeitgeschichtliche Ereignisse eingeflochten, die das Leben der beiden Forscher mitbestimmen. Reisen und ZuhausebleibenDem unermüdlichen und waghalsigen Reisenden Alexander von Humboldt stellt Kehlmann den auf seine engste Umgebung fixierten Carl Friedrich Gauß entgegen, der Reisen für überflüssig erklärt, weil er als Mathematiker und Astronom die Geheimnisse der Welt von seinem Zuhause aus erfassen kann. Den geistigen Reisen von Gauß in die Geheimnisse der Astronomie und Mathematik stehen die ausgedehnten Expeditionen Alexander von Humboldts durch das moskitoverseuchte, weitgehend unerforschte Gebiet des Orinoko, die Erforschung der geheimnisvollen Welt der aztekischen Kultur und die Erkundung Russlands gegenüber. Diese Reisen entführen den Leser in eine Welt voller spannender Erlebnisse, während das Leben von Gauß eher von privaten Ereignissen geprägt ist.

So Leben für die Forschungverschieden die Forscher sind, die jeweils auf ihre eigene Art die Welt vermessen – als Reisender oder als Vermessungsingenieur und mathematisch Forschender –, so nah sind sie sich am Ende ihres Lebens. Gemeinsam arbeiten sie an der Erforschung des Erdmagnetismus, wenngleich an unterschiedlichen Orten, und beide blicken am Ende ihres Lebens resigniert auf ihre Forschungsarbeit zurück. Gauß weiß, dass er vor seinem Tod nicht mehr dazu vordringen wird, zu erkennen, »was Raum und Zeit waren, was die Natur einer Linie, was das Wesen der Zahl« (S. 282). Humboldt begreift auf seiner Reise durch Russland, dass die »Dinge sind, wie sie sind, und wenn wir sie erkennen, sind sie genauso, wie wenn es andere tun oder keiner« (S. 291). Schließlich kann er nicht einmal mehr sagen, »wer von ihnen weit herumgekommen war und wer immer zu Hause geblieben« (S. 293).

KehlmannsFakten und Fiktion Roman, in dem sich historische Ereignisse mit fiktiven Elementen mischen, ist nur im weitesten Sinne ein historischer Roman. Für Kehlmann ist eines der zentralen Themen eine »satirische, spielerische Auseinandersetzung […] mit dem, was man, ganz unironisch, die große deutsche Kultur nennen kann«1. Der Roman aber handelt zugleich auch von der Vermessenheit zu glauben, die Welt durch Gitternetze, Zahlen und statistische Ergebnisse erfassen zu können.

2. Inhaltsangabe

Die Reise (S. 7–17)

Gauß’ Fahrt nach BerlinIm September 1828 verlässt der weltbekannte Mathematiker Professor Gauß zum ersten Mal nach langer Zeit widerwillig Göttingen, um auf Einladung Alexander von Humboldts zum Deutschen Naturforscherkongress nach Berlin zu fahren. Er reist zusammen mit seinem Sohn Eugen, der unterwegs die Abneigung seines Vaters deutlich zu spüren bekommt.

An der preußischen Grenze muss Gauß zugeben, dass er keinen Pass besitzt. Doch durch einen Zwischenfall, der die Grenzbeamten ablenkt, gelingt es den beiden Reisenden, ihre Fahrt auf preußischem Boden fortzusetzen.

Begegnung mit Humboldt und DaguerreAls sie am Nachmittag in Berlin ankommen, werden sie von Alexander von Humboldt, seinem Sekretär sowie Herrn Daguerre empfangen. Humboldt, ein »kleiner alter Herr mit schlohweißen Haaren« (S. 14), begrüßt Gauß herzlich und besteht, obgleich sich Gauß sträubt, darauf, dass Daguerre ein gemeinsames Bild auf eine lichtempfindliche Platte bannt. Hierzu benötigt dieser eine Viertelstunde, allerdings wird die Aufnahme durch einen hinzukommenden Polizisten, der eine »Zusammenrottung« (S. 16) befürchtet, und durch die Ungeduld von Gauß unbrauchbar, wie Humboldt nachts beim Betrachten der belichteten Platte feststellt.

Das Meer (S. 19–51)

Das zweite Kapitel ist ein Rückblick auf die Kindheit und Jugend der Brüder Humboldt. Nach dem frühen Tod des wohlhabenden Vaters lässt sich die Mutter der beiden Brüder von Goethe raten, wie die Kinder erzogen werden sollten. Die undurchsichtige Antwort Goethes deutet der Erzieher und Hauslehrer Kunth dahingehend, dass man den einen Bruder zur Kultur, den anderen zur Wissenschaft ausbilden solle. Eine Münze entscheidet, wer welchen Weg beschreitet. Ausgezeichnete Privatlehrer unterrichten die Brüder auf hohem Niveau. Alexander erhält Unterricht in Chemie, Physik und Mathematik, Wilhelm in Sprachen und Literatur, beide lernen zudem Griechisch, Latein und Philosophie.

Die ungleichen Brüder HumboldtIm Gegensatz zu seinem wortgewandten Bruder Wilhelm, der schon mit 15 Jahren sieben Sprachen beherrscht, ist Alexander wortkarg, mäßig in seinen Noten, aber sehr praktisch veranlagt. Sein Bruder Wilhelm, der »wie ein Engel« (S. 20) aussieht und dem niemand etwas Unrechtes zutrauen würde, quält seinen Bruder heimlich; er prüft, ob dieser Rattengift auf dem Essen erkennt, und schaut unbeteiligt zu, als Alexander im Eis einbricht und fast ertrinkt.

Dieses einschneidende Erlebnis verändert Alexanders Arbeitshaltung, er wird konzentrierter. Der Hauslehrer bestimmt für beide Brüder die Studium und erste ForschungStudienrichtung; für Alexander Kameralistik (Verwaltungswissenschaft), für Wilhelm Rechtswissenschaft. Doch schon bald widmet sich Alexander den Naturwissenschaften. Sein Studium bewältigt er in nur einem Vierteljahr, gleichzeitig stellt er in Höhlen und Schächten eigene Forschungen an, die erste Zweifel an der Idee des Neptunismus in ihm wecken.

Nach seinem Studienabschluss steigt Alexander von Humboldt rasch vom Bergbauassessor zum Bergbauinspektor auf. Er ist unentwegt unterwegs, um Hütten, Bergwerke und Fabriken zu kontrollieren. Gefährliche ForschungenSeine privaten Forschungen setzt er fort und entwickelt dabei nach einem Unfall unter Tage, der ihn fast das Leben gekostet hätte, aus einem Luftsack eine Art Sauerstoffmaske, mit der er auch lebensfeindliche Höhlen betreten kann. Zudem betreibt er elektrophysikalische Forschungen, in denen er Galvanis Beobachtungen über die Auswirkungen von Elektrizität auf Nerven, die dieser an Fröschen untersuchte, am eigenen Leib überprüft und dabei die »chemische Feindschaft der Metalle« (S. 33) schmerzhaft verspürt.

Nach dem Tod seiner Mutter, der ihn innerlich nicht erschüttert, sondern »glücklich« (S. 36) macht, da er nun finanziell unabhängig ist und seine Forschungspläne verwirklichen kann, kündigt er seine Anstellung.

Zunächst besucht er Weimar, wo sein Bruder ihn unter anderem mit Goethe bekannt macht. Alexanders ReisepläneDem hochverehrten Goethe verrät Alexander als Erstem, dass er in die Neue Welt reisen werde und damit rechne, nicht lebend zurückzukehren. Goethe schärft ihm ein, Beweise für die Richtigkeit des Neptunismus zu finden.

In Salzburg deckt Alexander von Humboldt sich mit den modernsten geophysikalischen Geräten ein und probiert deren Handhabung ein Jahr lang aus.

In Paris, wo er seinen Bruder besucht, hält er zunächst vergeblich nach Expeditionen Ausschau, denen er sich anschließen kann. Aimé BonplandDurch einen Zufall trifft er hier auf den 25-jährigen Aimé Bonpland, der Medizin und Botanik studiert hat und dessen besonderes Interesse tropischen Pflanzen gilt. Begeistert bietet Humboldt Bonpland an, mit ihm zu reisen.

In Madrid gelingt es Humboldt, der zwischenzeitlich Spanisch gelernt hat, den einflussreichen Geliebten der Königin, Minister de Urquijo, zu sprechen. Dieser verwechselt Humboldt mit einem Mediziner und bittet ihn um ein Potenzmittel, damit er sich weiterhin das Wohlwollen der Königin erhalte. Der spanische FreibriefNachdem Humboldt ihm ein Rezept mit einer Reihe merkwürdiger Zutaten überreicht hat, alle nur in weit entlegenen tropischen Gegenden zu finden, erhält er eine umfassende Genehmigung, die es ihm erlaubt, alle Schiffe der spanischen Krone zu nutzen und alle Plätze im spanischen Herrschaftsbereich aufzusuchen, die ihn interessieren.

Auf der Reise von Coruna nach Südamerika macht das Schiff eine zweitägige Rast in Teneriffa, wo Humboldt den Hauptvulkan der Insel besteigt; vor allem aber begeistert ihn der »wohl Jahrtausende alte« Drachenbaum in Santa Cruz.

An der Küste Südamerikas lässt sich Humboldt – in tadelloser preußischer Uniform – im Mündungsgebiet des Orinoko mit seinen Instrumenten an Land bringen.

Der Lehrer (S. 53–68)

Schon früh zeigt sich die überraschende Auffassungsgabe von Gauß. Als Kind lernt er in wenigen Stunden selbständig lesen und ist irritiert, dass seine Mitmenschen in Gesprächen Pausen einlegen müssen, um nachzudenken. In der Schule fällt er auf, als er mit einer klugen Idee das Ergebnis einer ermüdenden Addition aller Zahlen von Eins bis Hundert herausfindet. Sein Lehrer Büttner erkennt Gauß’ GenialitätFrühe Genialität von Gauß und versucht, ihn zu fördern, indem er ihm ein umfangreiches Buch über höhere Arithmetik zum Bearbeiten gibt. Doch schon am nächsten Tag hat der achtjährige Gauß das Buch zur Verwunderung seines Lehrers durchgearbeitet. Ein Assistent von Büttner, der Mathematik-Student Martin Bartels, widmet sich nun der Förderung des jungen Gauß, doch schon bald muss auch er erkennen, dass Gauß unterfordert ist. Zusammen mit Büttner gelingt es ihm, den Vater zu überzeugen, dass der Junge ein Gymnasium besuchen sollte. Aber auch hier fühlt sich Gauß nicht hinreichend gefördert. Der Herzog von BraunschweigBei einer Audienz beim Herzog von Braunschweig, die von einem Förderer von Gauß, dem Göttinger Professor Zimmermann, arrangiert ist, wird deutlich, welch erstaunliche Forschungsergebnisse Gauß im Bereich der kalendarischen Arithmetik, der planetarischen Berechnungen und der Geometrie schon in seinen jungen Jahren erzielt hat. Trotz der Enttäuschung, dass Gauß wider Erwarten keine Rechenkunststücke vorführt, erhält er ein Stipendium vom Landesfürsten, der in diesem Zusammenhang voller Stolz auf die Südamerikareise seines liebsten Patensohns Alexander hinweist.

Als der erste Die BallonfahrtBallonfahrer, Pilâtre de Rozier, nach Braunschweig kommt und auf nachdrücklichen Wunsch des Herzogs vor den Toren der Stadt mit einem Heißluftballon aufsteigt, gelingt es Gauß, den Ballonfahrer zu überreden, ihn mitzunehmen. Enthusiastisch beobachtet Gauß Himmel, Horizont und Sterne und bei der Landung teilt er Pilâtre de Rozier seine neugewonnene Erkenntnis mit, dass »alle parallelen Linien einander berührten« (S. 67).

Die Höhle (S. 69–80)

Ein halbes Jahr untersucht Alexander von Humboldt in Südamerika alles, »was nicht Füße und Angst genug hatte, ihm davonzulaufen« (S. 69). Unter anderem erforscht er die Erdbeben, die immer wieder die Region erschüttern, und selbst eine »Statistik über Läuse« (S. 70) scheint ihm wissenswert. Seine Vermessungen des Gebiets führen Humboldt zur Chaymas-Mission im tropischen Regenwald. Entdeckung des UltraschallsHier untersucht er eine der größten Höhlen des Kontinents, die »Höhle der Nachtvögel« (S. 72), in der nach Glauben der Eingeborenen die Toten wohnen. In dieser Höhle beobachtet Humboldt Vögel, die in absoluter Dunkelheit fliegen, und erkennt, dass sie sich durch Schallsignale orientieren.

Zurück in der Missionarsstation wird Humboldt von einer unbekleideten Eingeborenen überrascht, die ihn offensichtlich auf Anordnung des Gouverneurs als derber »Scherz unter Männern« (S. 75) verführen soll. Doch Humboldt zeigt nicht das geringste Interesse.

In einem langen Bericht schildert er seinem Bruder die Erlebnisse seiner bisherigen Forschungen und bittet diesen, den Bericht in einer Zeitschrift zu veröffentlichen. In einem weiteren Brief an den Philosophen Immanuel Kant eröffnet er diesem die Grundzüge einer »neuen Wissenschaft der physischen Geographie« (S. 78).

Ungeduldig wartet Die SonnenfinsternisHumboldt auf eine von ihm vorausberechnete Sonnenfinsternis, die es ihm ermöglicht, den »Ort […] für immer auf den Weltkarten« (S. 80) festzustecken, was ihm als Basis für die Vermessung der gesamten Region dienen soll. Bonpland, der Tags zuvor beim Angriff eines Einheimischen niedergeschlagen und stark verletzt wurde, hilft ihm trotz Schmerzen dabei. Die Bestimmung der Position gelingt und Bonpland und Humboldt planen als nächstes die Suche nach dem sagenumwobenen Kanal, der das Orinoko- und das Amazonasgebiet miteinander verbinden soll.

Die Zahlen (S. 81–99)

Das regelmäßige SiebzehneckEines Tages löst Gauß in den frühen Morgenstunden trotz kaum zu ertragender Zahnschmerzen eines »der ältesten Probleme der Welt« (S. 8183