Symbole & Preiskategorien

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Schöne Aussicht
Grün & fair: Für ökologische oder faire Aspekte
(*) Kostenpflichtige Telefonnummer

Preiskategorien Hotels

€ € € über 150 Euro
€ € 100–150 Euro
bis 100 Euro

Die Preise gelten pro Nacht für ein Doppelzimmer mit Frühstück im Sommer, außerhalb der Weißen Nächte

Preiskategorien Restaurants

€ € € über 15 Euro
€ € 8–15 Euro
bis 8 Euro

Die Preise gelten für ein durchschnittliches Hauptgericht mit Beilage

Inhalt

Die Touren-App

zu den Erlebnistouren zeigt, wo’s langgeht: inklusive Tourenverlauf und Offline-Karte

© Getty Images/Blend Images: A. Rubtsov

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Holen Sie mehr aus Ihrem MARCO POLO raus!

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© Getty Images/Taxi: T. Moore

Die wichtigsten MARCO POLO Highlights!

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© V. Janicke

Eremitage »

Mehr als ein Kunstmuseum: Der prächtige Winterpalast stiehlt Bildern und Skulpturen oft die Schau (Foto) zur Karte

Isaakskathedrale »

Eine Kirche wie ein Berg. Der Aufstieg belohnt mit dem besten Ausblick über die Altstadt zur Karte

Eherner Reiter »

Zar Peter der Große macht am Senatsplatz für Russland einen mächtigen Sprung nach vorne zur Karte

Christi-Auferstehungskirche »

Diese Zwiebelturmkirche ist ein wunderbarer Farbtupfer im Petersburger Stadtbild zur Karte

Newski Prospekt »

Petersburgs schönste Bauten liegen am Prachtboulevard, aufgefädelt wie Perlen an einer Schnur zur Karte

Peter-Paul-Festung »

Hier begründete Peter der Große seine Stadt, hier liegt er begraben – wie alle Zaren nach ihm zur Karte (siehe auch »)

Strelka »

Steht man auf dieser Landspitze, breitet sich das historische Zentrum in einem weiten Ring aus zur Karte

Peterhof »

Das „russische Versailles“ verzaubert mit Fontänen, einem überreichen, barocken Palast und einem Park am Meer

Bernsteinzimmer »

Ein verloren gegangenes Weltwunder ist auferstanden – im Katharinenpalast von Zarskoje Selo, dem schönsten Zarenschloss von Petersburg (Foto)

Gostiny Dwor »

Wenn ein Kaufhaus stolze 250 Jahre alt ist, darf es auch aus der Art schlagen: Der zweistöckige Arkadenbau zieht sich 1 km lang im Karree durch Petersburgs Zentrum zur Karte

Imperatorski Farfor »

In den Filialen der Kaiserlichen Porzellanfabrik können Sie Tischgedecke kaufen, mit denen schon die Zaren ihre adeligen Gäste beeindruckten zur Karte

Golizyn Loft »

Ein riesiger Altbaukomplex bietet Freiraum für kreative Köpfe und Köche: der coolste Szenetreff der Stadt! zur Karte

Philharmonie »

Erhaben klassische Innenarchitektur: Der große Saal ist einer der schönsten Konzertsäle der Welt zur Karte (siehe auch »)

Mariinski-Theater »

Oper und Ballett auf höchstem Niveau – dank des Neubaus nun auf gleich zwei Bühnen zur Karte

Erarta »

Genau das, was in den großen Museen der Stadt zu kurz kommt: moderne russische Kunst

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© Getty Images/Blend Images: A. Rubtsov

Die besten MARCO POLO Insider-Tipps

Von allen Insider-Tipps finden Sie hier die 15 besten

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© Look/age fotostock

Insider-Tipp Schneller in den Kunst-Olymp »

Das Warten am Einlass zur Eremitage (Foto) kann man umgehen: Tickets zum „Ausländer-Preis“ gibt’s auch am Automaten

Insider-Tipp Sonnendeck in der Sackgasse »

Das Solaris Lab erinnert an ein UFO, das auf einem Altstadthaus notgelandet ist. Dabei ist es doch nur ein gut verstecktes, kreativ gemachtes Café mit toller Aussicht

Insider-Tipp Wiener Schick »

Ein Rondell wie aus einem Guss: Am Österreichischen Platz zeigt sich Petersburg ganz im Kleid des Jugendstils

Insider-Tipp Die Anti-Eremitage »

Weshalb sollte man sich in ein reichlich abgelegenes Industriegebiet durcharbeiten? Ja, wegen der Kultur! Das Street Art Museum in einer alten Plastikfabrik ist frech, flexibel und farbenfroh

Insider-Tipp Genossen, trinkt mehr Bier! »

Die Kneipe Tolsty Frajer verwandelt Sowjetagitation in ironisch gebrochene, fröhliche Gemütlichkeit – bei absolut fairen Preisen

Insider-Tipp Traditionstextil »

Russischer Leinenstoff taugt für mehr als Folklorehemden – man kann darauf auch essen und schlafen! Die Läden von Russki Ljon sind auf das Ökomaterial spezialisiert

Insider-Tipp Das Traumzimmer der großen Kaiserin »

Längst nicht so berühmt wie das Bernsteinzimmer, aber ebenfalls weltweit einmalig – und vor allem ein Original, keine Nachbildung: das Glasperlenkabinett in Oranienbaum

Insider-Tipp Höheres Hörerlebnis »

Der Konzertsaal des Mariinski-Theaters verwöhnt die Zuhörer mit Superakustik

Insider-Tipp Über sieben Brücken musst du sehn »

Hier, im stillen Stadtteil Kolomna, ist es, das Herz des „Venedigs des Nordens“: Steht man auf der Pikalow-Brücke, kann man rundum sieben weitere Brücken über Petersburgs Kanäle zählen

Insider-Tipp Tanzsaal mit Doppelbett »

Historische Aura herrscht im Hotel Stschastlivy Puschkin. In Sachen Freiraum toppt Zimmer 4 namens Maria Alexejewna für wenig Geld so manche Luxussuite – und bietet dazu noch freien Newa-Blick

Insider-Tipp Ins Kunstwerk gehen »

Von wegen „Berühren verboten“! Bei den U-Space genannten Installationen im privat getragenen Kunstmuseum Erarta gilt: Betreten erwünscht! Und man darf sogar die Tür hinter sich zumachen – und ein Viertelstündchen ungestört sinnieren

Insider-Tipp Ostereier vom Oligarchen »

Ein Multimilliardär stiftete Petersburg das hochnoble Fabergé-Museum voller atemberaubender Juwelierkunst

Insider-Tipp Romantisches Blätterrascheln im Park »

Der Schlosspark von Pawlowsk verzaubert mit seiner perfekten Landschaftsarchitektur vor allem im Herbst (Foto)

Insider-Tipp Eiszeitriesen aus dem Permafrost »

Ausgestopfte Tiere sind das eine, aber fast perfekt erhaltene Mammutmumien aus einer längst vergangenen Zeit gibt es nur hier, im Zoologischen Museum

Insider-Tipp Das Oberdeck der Stadt »

Dem multifunktionalen Szenetreff Loft Projekt Etashi kann man aufs Dach steigen und mit tollem Rundumblick auf dem Kunstrasen faulenzen, feiern, meditieren – so lange es Spaß macht!

Insider

© Laif: M. Galli

Best of ...
Tolle Orte zum Nulltarif

Neues entdecken und den Geldbeutel schonen

Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus

Peters Burg »

Wie leicht wäre es, hier Kassenhäuschen aufzustellen: Nur zwei Zugänge führen in die Peter-Paul-Festung. Doch der Eintritt in die Keimzelle der Stadt auf der Insel gegenüber der Eremitage ist frei

Unbezahlbare Kunstschätze für umsonst »

Sie sind zufällig am ersten Donnerstag des Monats in Petersburg? Dann dürfen Sie kostenlos in die Eremitage und deren Filialen

Zeitreise in den Stalinismus »

Die Metrostationen zwischen Awtowo und Ploschtschad Wosstanija sind ein Architekturmuseum der frühen 1950er-Jahre, für das Sie keinen Eintritt zahlen müssen – Sie brauchen nur eine Metromünze

Im Privatpark der Zaren »

Wie sich Russlands Herrscher gefühlt haben? Probieren Sie’s aus, beim Schlendern durch den wunderbaren Katharinenpark in Zarskoje Selo (Puschkin). Abends ist der Park frei zugänglich

Freiluftdisko im Herzen der Stadt »

Auf der Strelka tut sich an Sommerwochenenden Erstaunliches: Tanz-Fans bauen abends Musikanlagen und DJ-Pulte auf – und dann tanzen alle, die Zeit, Lust und Laune haben, zu Popklassikern oder Tangomusik

Jugendstil-Schatulle mit Bahnanschluss »

Ein Jugendstilgebäude von innen besichtigen – das geht nicht nur in Museumsbauten: Der Witebsker Bahnhof ist original 1904 und bietet neben stilvoller Innenarchitektur auch noch Dampflokaura

Lustwandeln mit Bildungsanspruch »

Der schöne Sommergarten des Russischen Museums ist – mit seinen 90 klassischen Skulpturen – eigentlich selbst ein Museum. Trotz eines Kassenhäuschens am Eingang ist Russlands ältester Park kostenlos zugänglich

Best of ...
Typisch St. Petersburg

Das erleben Sie nur hier

Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus

Kunstgenuss im Winterpalast »

Sie müssen kein Kunstkenner sein, um sich in die prachtvollen Säle der Eremitage, ihre theatralischen Treppen, das edle Parkett, den Stuck und die Wand- und Deckenmalereien zu vergucken – ein Gesamtkunstwerk!

Farbrausch in den Weißen Nächten »

Nutzen Sie das mitternächtliche Pastelllicht des Sommers für einen Spaziergang an der Newa, entlang des Universitäts-Kais im Bereich der Sphinxen an der Kunstakademie. Dann leuchten die Fenster der Paläste am Ufer gegenüber orange im Abendrot, der Himmel darüber ist tief ultramarin

Hommage an Amsterdam und Venedig »

Auch ohne Grachten und Gondeln: Petersburg wirkt vom Wasser aus am schönsten. Kleinere Rundfahrtboote tuckern mit Ihnen auch über die schmalen Wasserläufe, da, wo Petersburg am romantischsten ist

Nostalgischer Hotelluxus »

Im noblen Grand Hotel Europe abzusteigen, das hatte schon vor über hundert Jahren Stil – und seinen Preis. Wer einmal hineinschnuppern will, gönne sich einen Kaffee oder Drink in der Lobby-Bar

Treppauf, treppab durchs Künstlerbiotop »

Die Hinterhäuser des Art-Centers Puschkinskaja 10 stehen für eine Entdeckungsreise durch Galerien und Ateliers der nonkonformen Kunstszene offen. Lassen Sie sich überraschen!

Back in the USSR »

Zuckersüße Nostalgie: Im Stehcafé Pyschetschnaja gibt’s sowjetische Donuts, Kaffee vom Fass – und sonst nichts, das aber in dieser typischen Imbissbude schon seit Jahrzehnten!

Freie Fahrt für Frachter »

Wenn es Nacht wird, dann werden im Venedig des Nordens nicht die Bürgersteige, sondern die Brücken – für vorbeifahrende Schiffe – hochgeklappt. Pilgern Sie in einer der Weißen Nächte zur Schlossbrücke, denn dort erwartet Sie das typischste aller Petersburg-Motive

Best of ...
Schön, auch wenn es regnet

Aktivitäten, die Laune machen

Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus

Kunst im großen Rahmen »

Das Russische Museum bietet viel Kunst im Riesenformat: Versuchen Sie mal, auf Repins „Feierlicher Staatsratssitzung“ die 60 Porträtierten zu identifizieren

Der Shopping-Gigant »

290 Läden! Ein Konsumangebot, das andernorts ganze Innenstädte füllen würde, haben Sie in der Mall Galereja unter einem Dach

Finnisch-russisch-römisches Schwitzen »

Bei fiesem Wetter ist ein Saunabesuch gerade richtig. Und wenn es sich dabei um eine Luxus-Therme wie die im Solo Sokos Hotel Palace Bridge handelt, ist Erholung garantiert

Arkaden im Karree »

Nein, Sie müssen auch bei Regen auf einen Frischluftspaziergang samt Schaufensterbummel nicht verzichten – dem zweistöckigen Laubengang rund ums historische Kaufhaus Gostiny Dwor sei Dank

Zeitreise ins 18. Jahrhundert »

Alt-Petersburg ist im Modelleisenbahn-Maßstab wieder auferstanden, samt Jahreszeiten, Schiffsverkehr und höfischen Festivitäten: Im Petrowskaja Aquatoria sind nicht nur Kinder völlig fasziniert

Selbst ist der Stadtforscher »

Im interaktiv angereicherten Museum für Stadtgeschichte in der Festung dürfen Sie in Schränke und Schubladen schauen, in Fernsprechermuscheln lauschen – und überall Spannendes entdecken

Gemütliche Gaststube »

Erst ein Kännchen Tee und eine Partie Backgammon auf dem Sofa, dann leckere pelmeni und ein Glas Wein – im wohnlichen Kellerrestaurant Idiot lässt sich leicht ein halber Tag verbummeln

Best of ...
Entspannt zurücklehnen

Durchatmen, genießen und verwöhnen lassen

Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus

Sonnenbad in exklusiver Aussichtslage »

Der Strand an der Peter-Paul-Festung ist nicht nur ein herrlich warmes Fleckchen Erde im Sommer, Sie können beim legeren Sonnenbad auch noch einen traumhaften Blick auf Petersburgs schönste Postkartenansicht genießen

Hochgenuss nicht nur in der Zaren-Loge »

Sie haben Karten für das ehrwürdige Mariinski-Theater ergattert? Freuen Sie sich auf Musik und Bühnenkunst vom Feinsten. Und schalten Sie bitte Handy und innere Unruhe vor Vorstellungsbeginn ab!

Speisen mit sanftem Wellenschaukeln »

Das schicke Restaurantschiff Volga-Volga dampft – jedenfalls in den Sommermonaten – in aller Ruhe die Newa hinauf und hinab, und zum sich wandelnden Stadtpanorama wird feine Küche mit Meeresfrüchten serviert

Erhabene Exkursion im Bus »

Plattfußfrei die Stadt erschließen: Lehnen Sie sich auf dem offenen Oberdeck der Citytour-Busse zurück und lauschen Sie der deutschsprachigen Audioguide-Führung

Meditation mit Meerblick »

Nichts entspannt besser, als bei einer lauen Brise an eine Kiefer gelehnt aufs Meer zu schauen: Fahren Sie – am besten werktags – hinaus zu den Stränden von Solnetschnoje oder Repino

Freiraum auf der Kulturinsel »

Im Garten von Neu-Holland vagabundieren Sessel auf der zentralen Wiese: Man schnappe sich einen, rücke ihn in die Sonne – oder in den Schatten – und gut ist!

Konzert mit Kellner »

Ein Konzert bei Speis und Trank? In der Staatlichen Jazz-Philharmonie können Sie sich während der Auftritte an Ihrem Tisch bewirten lassen

Auftakt

Entdecken Sie St. Petersburg!

© Schapowalow/SIME: A. Petrosjan

Schönheit im Kopfstand: die Auferstehungskirche als Spiegelbild in Piters Kanälen

Eigentlich dürfte es St. Petersburg überhaupt nicht geben

An der weiten Mündung der Newa in die Ostsee trifft die sprichwörtliche russische Weite auf Europas Städtekultur: Das Ergebnis ist einmalig und heißt St. Petersburg, eine Metropole, die in ihrer nur 315 Jahre kurzen Geschichte enorme Höhenflüge und katastrophale Krisen durchmachte. Und doch kam sie immer wieder fest auf dem sumpfigen Boden zu stehen, auf dem sie nach dem Willen Peters des Großen errichtet worden war. Vor allem das 20. Jh. war für die letzte Hauptstadt des Zarenreichs eine harte Prüfung – zweimal stand sie am Rande des Untergangs. Jetzt, im 21. Jh., startet das einstige Leningrad wieder durch: Mit einem reichen Erbe an Kultur, Kunst und Architektur gesegnet, boomt und blüht St. Petersburg wieder.

Die Metropole an der Newa hat etwas von einer Fata Morgana, nicht nur im unwirklichen Pastelllicht der berühmten Weißen Nächte. Steht man auf der Troizki-Brücke, hoch über der weiten Wasserfläche des Flusses, so scheint die Stadt zu schwimmen. Horizontale Linien prägen das Bild – der Wasserspiegel, die Ufermauern, die einheitlich hohen Prachtbauten entlang der Kais. Und Brücken, die so flach sind, dass man sie nächtens aufklappen muss, um Schiffe passieren zu lassen. Vertikal stehen nur zwei goldene Nadeln: Wie Blitze zucken die spitzen Türme von Peter-Paul-Kathedrale und Admiralität in den Himmel. Wasser, viel Wasser – und Eis im Winter – bilden das Zentrum der fünftgrößten Stadt Europas. Und dies in jenem Staat, der die größte Landmasse der Erde besitzt. Doch von diesen Ufern aus wurde Russland zwei Jahrhunderte lang beherrscht. Hier floss sein Reichtum zusammen und schlug sich in Form atemberaubender Kunstschätze und Baudenkmäler nieder. Deshalb ist St. Petersburg mit seiner Vielzahl an Museen und Palästen heute „Russlands Kulturhauptstadt“, jünger zwar als New York, aber dennoch in erster Linie eine historische Metropole. Nach allen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit dürfte es diese Stadt allerdings gar nicht geben: Nirgendwo auf der Welt findet sich eine so weit nördlich gelegene Millionenstadt – und hier erdulden gleich 5 Mio. Menschen die langen, dunklen Winter. Auch der Boden, auf dem exakt am 16. Mai 1703 zunächst die Festung „Sankt Piter-Burch“ gegründet wurde, war dafür denkbar ungeeignet: ein sumpfiges Eiland in einem Flussdelta ohne Weg und Steg. Bei steifem Westwind herrschte gleich Land unter.

Und schließlich: Alle anderen europäischen Metropolen haben gewachsene Strukturen. Der Bau von St. Petersburg hingegen war die fixe Idee eines ebenso skrupellosen wie fortschrittlichen Diktators. Zar Peter der Große verheizte dafür Abertausende seiner Untertanen – um diesen öden Außenposten seines Reichs schließlich auch noch an Stelle des „ewigen Moskaus“ zur Hauptstadt zu erklären! Doch Peters phantastische Idee war alles andere als ein Luftschloss: Entgegen allen Unkenrufen und Prophezeiungen, diese irreale, unrussische Stadt würde eines schrecklichen Tages von den Wassermassen wieder in die Ostsee gespült, gedieh St. Petersburg unter seinen Nachfolgern zu einer würdigen Reichszentrale.

Wo sich die besten Baumeister austobten

Besonders für die Zeit Katharinas II., der zweiten „Großen“ auf dem Zarenthron, gilt: Die besten Baumeister und Städteplaner Europas durften hier nun Kathedralen, Paläste, Plätze und Prospekte (breite, schnurgerade Hauptstraßen) nach dem letzten Stand der Architektur und Ingenieurskunst gestalten. Barock, Klassizismus und schließlich Jugendstil prägten das Stadtbild. Für hochkarätige Autoren (Puschkin, Dostojewski, Gogol) und Komponisten (Tschaikowski, Mussorgski, Rimski-Korsakow) war dies der Boden, um nicht minder dauerhafte geistige Werke zu schaffen. Gegen die Welle der Revolutionen, die 1917 das Zarenregime hinwegfegten, halfen aber auch die soliden Granitufermauern der Newa nichts. Petrograd (wie die Stadt seit Kriegsbeginn 1914 hieß) wurde die Hauptstadtwürde entzogen. Hunger, Seuchen und Terror dezimierten die Bevölkerungszahl bis 1921 um 70 Prozent auf 700 000. Russlands „Fenster nach Europa“ war nun mit Wellblech vernagelt – und einzig als „Wiege der Oktoberrevolution“ und „Laboratorium der Avantgarde“ fiel noch dürftiger roter Ruhm auf Leningrad (wie die Stadt dann ab 1924 hieß). Nur zwanzig Jahre später schlug das Schicksal noch schrecklicher zu: Im Zweiten Weltkrieg wurde Leningrad von der deutschen Wehrmacht eingekesselt, beschossen und ausgehungert. Hitler wollte die Stadt vernichten, nicht erobern. 870 Tage dauerte die Blockade. Von den 3 Mio. Einwohnern, die Leningrad vor dem Krieg hatte, waren am Ende noch 600 000 übrig, 1 Mio. Menschen waren umgekommen – zumeist verhungert und erfroren.

Geadelte Innenstadt: Der historische Kern ist Weltkulturerbe

Die einst von Adel und Bourgeoisie geprägte Stadt wurde neu besiedelt, mit braven sowjetischen Werktätigen. Und erstaunlich, obwohl die alten Petersburger durch die schrecklichen Ereignisse faktisch ausgerottet waren, hat der Geist der Stadt diese Leute ebenfalls in ihren Bann gezogen, spätestens in der zweiten Generation: „Leningrader“ galt bald schon als Synonym für gebildete, kultivierte und kulturinteressierte Menschen, die die vielen Theater und Museen ihrer Stadt nicht nur von außen kennen. Das Streben nach Macht, Geld und Ruhm ist bis heute mehr Sache der hektischen Moskauer – behauptet man zumindest in St. Petersburg ... Die Degradierung von der Hauptstadt zur Provinzmetropole erwies sich nachträglich als Segen. Das solide gefertigte Alt-Petersburg überdauerte, nur bedeckt von einem dicken Grauschleier, wie in einer Zeitkapsel die Sowjetära. Weder stalinistischer Zuckerbäckerpomp à la Moskau noch Nachkriegsbetonsünden wie in Westeuropa verunstalten das alte Stadtbild. Und für die zwischen Magdeburg und Magadan überall gleich aussehenden Plattenbaueinöden gab es genug Platz am Stadtrand. Die Unesco erhob deshalb die ganze, bis heute dicht besiedelte historische Innenstadt in den Rang eines Weltkulturerbes.

1991 zerbrach mit der Sowjetunion auch die trübe Käseglocke über der Stadt: Es herrschte bittere Armut, aber ein frischer demokratischer Wind blies durch die Straßen und Köpfe. Bei einem Referendum stimmte eine Mehrheit der Bevölkerung für die Rückbenennung in St. Petersburg. Verwaltungschaos und Wirtschaftskrise waren in den 1990er-Jahren allerdings so stark, dass es aussah, als sei der schleichende Verfall der Stadt nicht mehr zu stoppen.

Die Zeiten haben sich geändert – unter anderem, weil 2000 im Kreml mit Wladimir Putin und Dmitri Medwedew eine neue „Petersburger Dynastie“ die Staatsführung übernahm. Der 300. Stadtgeburtstag 2003 wurde auf Putins Geheiß zum internationalen Topevent erhoben – und in der Stadt begann das große Reinemachen. Die Befürchtung, es würden nur frische Farbe und neuer Asphalt über alte Löcher geschmiert, erwies sich als falsch: Man geht beim Sanieren nun gründlich zur Sache. Die stetigen Einnahmen aus dem Öl- und Gasexport bescherten Russland einen soliden ökonomischen Aufschwung. Die Budgets von Staat, Stadt und Privatunternehmen waren über Jahre wieder groß genug, um wichtige Investitionen – auch in die lange vernachlässigte Infrastruktur – voranzubringen.

Zwar ist der Kontrast des Lebensstandards zwischen Armen (vor allem den Rentnern) und Reichen für europäische Verhältnisse inzwischen extrem, aber im Durchschnitt geht es den Menschen doch deutlich besser. Auch die Zahl derer, die nur mit Müh’ und Not über die Runden kommen, ist in der Putin-Ära deutlich zurückgegangen: Nach der amtlichen Statistik lebten 2017 nur noch 14 Prozent unter der – allerdings sehr niedrig angesetzten – Armutsschwelle. Die Massen meist neuer Autos, die Tag für Tag Hauptstraßen und Innenstadt verstopfen, sind ein etwas unangenehmer Beweis des allgemeinen Wohlstandsschubs der letzten Jahre. Auf den Straßen ist das Vorwärtskommen deshalb an Werktagen immer recht mühsam und die Luft auf den Magistralen entsprechend belastet. Für Besucher hat diese Entwicklung aber auch viele positive Seiten: Es entstehen viele neue Restaurants, Cafés, Geschäfte, Nachtclubs, Hotels – und deren Betreiber legen im harten Konkurrenzkampf Wert auf Qualität und Originalität. Besonders rege wandeln sich der Newski Prospekt und seine unmittelbaren Nebenstraßen. In Ladenlokalen, wo in den 1990er-Jahren noch Kohlköpfe und Kartoffeln an die Bewohner der umliegenden kommunalkas verkauft wurden, sind heute Boutiquen und Bars eingezogen, und in den Etagen darüber liegen Luxusapartments. Neue Noblesse verbreiten aber auch die beiden jugendstil-gesättigten Hauptachsen der Petrograder Seite, der Kamenoostrowski und der Bolschoj Prospekt sowie das Umfeld des Taurischen Gartens. In diesen Vierteln – von den mancherorts noch immer dringend sanierungsbedürftigen Hinterhofarealen einmal abgesehen – wird wieder ein bourgeoises Lebensgefühl zelebriert, als hätte es die Sowjetzeit nie gegeben. Dazu gehört auch eine phantasievolle Kunst- und Kulturszene.

Die neue Noblesse der Schönen an der Newa

Denn nicht nur Oligarchen und die kleine Oberschicht, auch die neu gewachsene russische Mittelklasse erwartet kreative Angebote und Service „wie in Europa“, sie kann sich Qualität mittlerweile auch leisten. Zumal Russen eher zum munteren Ausgeben ihres Geldes tendieren – solange welches da ist, wohlgemerkt. Understatement ist nicht unbedingt ein russischer Wesenszug. Und selbst die gehobene Kultur muss nicht länger nur mit der Erbmasse haushalten: Neubauprojekte wie das Eremitage-Magazin oder der Konzertsaal des Mariinski waren nur der Auftakt. Weitere grandiose Hochkulturmagnete wie die zweite Mariinski-Bühne und die Eremitage-Erweiterung im Generalstabsgebäude am Schlossplatz ziehen jetzt noch mehr Besucher an. Sie zeigen, wie St. Petersburg, Russlands erhabenes touristisches Flaggschiff, nun mächtig Fahrt aufnimmt.

© A. Petrosjan

Gigantische Dimensionen: der Schlossplatz mit der 600 t schweren Alexandersäule

© Look/age fotostock

Ausgeklügelte Wasserspiele: die große Kaskade von Schloss Peterhof

Im Trend

In St. Petersburg gibt es viel Neues zu entdecken. Das Spannendste auf diesen Seiten

Fleischlos

Grün essen

In der Sowjetzeit galten Vegetarier als ideologisch verdächtige Sonderlinge, heute ist fleischlose Ernährung Kult. Es gibt sie in schicken Gastrobars wie dem Ukrop (tgl. 9–23 Uhr | Malaja Konjuschennaja Uliza 14 | cafe-ukrop.ru), dem Botanika (tgl. 11–24 Uhr | Uliza Pestelja 7 | www.cafebotanika.ru) oder – schlichter – in der Veggi-Cafeteria Rada & K (tgl. 11–22 Uhr | Uliza Gorochowaja 36 | rada-k.ru). Eine Tür weiter, im zugehörigen Bioladen Adi, gibt’s leckere vegetarische Würste – made in Russia!

Auf zwei Rädern

Aktiv

St. Petersburg ist fahrradfreundlich flach, und endlich werden auch Radwege gebaut! Jahr für Jahr steigen mehr Menschen aufs Rad, Radverleihe für Touristen florieren (Rentbike und die Stadt sponsert seit 2015 ein Onlinebuchungsystem mit 90 Ausleihstationen. Ein Erlebnis ist Pin-Mix (vk.com/pinmix): Freitags um 23.50 Uhr starten vom Schlossplatz Radler zur Nachtrundfahrt.

Nächtliche Zeitreise

Live & laut

In St. Petersburg feiert man laut und leidenschaftlich, fast wie in den wilden 1960er- und 70er-Jahren. Im Liverpool (Uliza Majakowskaja 16 | www.liverpool.ru) ist der Geist der Fab Four präsent: Man huldigt den Beatles mit Coverbands, Drinks mit Namen wie „Yesterday“ oder „Magical Mystery Tour“ und Steaks. Die 1960er klingen auch im Mod Club (Nabereschnaja Kanala Gribojedowa 7 | im Hof | www.modclub.info) nach. Besonders cool: die Sommerterrasse. Vom Vereinigten Königreich in die USA: Der Name des Jimi Hendrix Blues Club (Litejniy Prospekt 33) sagt alles: Hier hören Sie ausgezeichneten amerikanischen Blues.

Geballte Szene

Kreativ

Coole Bars, kleine Cafés, Ateliers, Boutiquen, Galerien, Streetfood, Clubs und Shops auf engem Raum – was anderswo von allein in Altstädten oder Szenekiezen zusammenfindet, braucht im weitläufigen Petersburg ein bisschen Bemutterung. Die bieten „Kreativ-Cluster“, wo Start-ups günstige Mieten, passende Räume und genug Publikum finden. So haben sich Gammelaltbauten in bunte, phantasievolle Oasen verwandelt, wo man bestens stöbern und chillen kann: Die Organisatoren des Golizyn Loft betreiben auch Zarchitektor (Bolschaja Konjuschennaja Uliza 9) sowie – versteckt – Fligel (Uliza Wosstanija 24 | 2. Hof) und Tretij Klaster (8. Sowjetskaja Uliza 4).