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Homo Schmuddel Nudeln

Hey Mann, es ist Sommer





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Hey Mann, es ist Sommer

Hey Mann, es ist Sommer

Eine Anthologie der HomoSchmuddelNudeln

Auch der Erlös aus diesem, dem 25. Band, geht an die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz Berlin e.V., die die Gelder direkt an Hilfsorganisationen und hilfebedürftige Menschen weiterleiten. Es geht also nichts auf dem Verwaltungsweg verloren.

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autoren und erwerben eine legale Kopie. Danke!



Fotos von shutterstock, Coverdesign: Lars Rogmann

Korrekturen: Aschure, Bernd Frielingsdorf, Kooky Rooster, Sissi Kaiserlos

Rechte an den Texten: Die Autoren

Kontakt für die Nudeln: http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/



Frederick und Andi (Erdbeeren mit Schokosoße) – Sissi Kaipurgay

Wer Sommersplitter Vol. 2 gelesen hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass Andi und Frederick im Nirwana verschwanden. Ich bin durch eine aufmerksame Leserin auf Fanfiktion darauf hingewiesen worden. Hier erhalten die beiden also einen Nachtrag.

Andi und Frederick waren seit zehn Jahren ein Paar. Im Dänemarkurlaub kam eine unschöne Sache zur Sprache: Andi wollte eine offene Beziehung. Er hatte gehofft, das im Urlaub in entspannter Atmosphäre klären zu können, doch stattdessen war Frederick angepisst und machte völlig dicht.

Zurück in Hamburg, wartete ihre gemeinsame Wohnung auf sie und noch fast drei Wochen Urlaub. Würden sie es schaffen, die Zeit zu nutzen, um einen Konsens zu finden? Oder sollten sie besser gleich anfangen, ihren gemeinsamen Kram auseinanderzudividieren?

~ * ~



1.

Auf der Rückfahrt ließ Andi die letzten Jahre ihrer Beziehung Revue passieren. Beruflich hatte sich Erfolg eingestellt, entsprechend auch finanzieller. Mittlerweile wohnten sie in einer schönen Neubau-Eigentumswohnung mit großer Terrasse und Gartenanteil in Ahrensburg. Urlaub im Sommer machten sie in Dänemark, zusammen mit der Clique. Na gut, die war inzwischen auseinandergebrochen, also nur noch mit dem Rest davon. Ein weiteres Mal reisten sie im Herbst stets zu einem Fernziel und im Winter ging’s für eine Woche in Skiurlaub.

Es konnte also alles gar nicht besser sein. Im Grunde war es perfekt, dennoch fühlte er sich unzufrieden. Etwas fehlte und deshalb hatte er vorgeschlagen, für eine Weile eine offene Beziehung zu führen. Mein Gott! Das war doch nichts Schlimmes! Er wollte gar nicht fremdgehen oder so, sondern nur … Ja, was eigentlich? Wenn er das bloß wüsste.

Die Klimaanlage lief, doch die Eiszapfen, die von der Decke hingen, rührten von etwas anderem her: Seit sie losgefahren waren, schwieg Frederick beharrlich. Das konnte der Mistkerl sowieso am besten: Sachen ausschweigen. Dabei war Frederick sonst derjenige, der ständig über alles Mögliche laberte. Wäre Andi boshaft veranlagt, würde er seinen Freund als oberflächlich bezeichnen.

Da er allerdings auch keine Ahnung hatte, was er sagen sollte, hielt er ebenfalls den Mund. Im Moment waren die Fronten eh verhärtet. Frederick ging fest davon aus, dass seine Bitte um mehr Freiheiten eine Ich-mach-Schluss-Ansage war. Aus der Nummer kamen sie wohl nur schwer wieder raus, wenn überhaupt.

Wollte er das eigentlich? Also: Schluss machen? Andi horchte in sich rein. Die Antwort lautete: nein. Frederick war die Liebe seines Lebens, sowohl äußerlich als auch vom Charakter her. Na gut, ausgenommen dieses verdammte Aussitzen irgendwelcher Themen.

Die gesamte Fahrt hielt das Stillschweigen an, bis auf ein paar Worte beim Fahrerwechsel kurz hinter der deutschen Grenze.

Vor dem Haus, in dem sie wohnten, hielt Frederick an und ließ den Motor laufen. „Ich fahre gleich weiter zu meinen Eltern.“

„Was soll das heißen? Willst du dich da für den Rest des Urlaubs verkriechen?“ Fredericks Eltern wohnten in Lüneburg, also nicht mal eben um die Ecke.

„Weiß ich noch nicht. Ich brauche erst mal Abstand.“

Andi stieg aus, knallte die Beifahrertür zu, holte sein Gepäck aus dem Kofferraum und marschierte aufs Gebäude zu. Als er aufschloss, hörte er den Mercedes davonfahren. Irgendwie kam er sich plötzlich total verloren vor.

In der Wohnung schob er seinen Trolley ins Schlafzimmer und ließ sich auf das breite Bett fallen. Eine Weile starrte er an die Decke, ohne etwas zu sehen oder zu denken. In ihm herrschte absolute Leere. Schließlich rappelte er sich hoch, packte den Koffer aus und verstaute ihn im Abstellraum. Anschließend setzte er sich auf die Terrasse, eine Flasche Bier in der Hand.

Die Sonne hatte sich bereits hinter die Bäume verzogen. Der größte Teil des Gartens lag im Schatten. Von den benachbarten Terrassen drangen Grillduft, Gesprächsfetzen und Gelächter zu ihm rüber. Das verstärkte das Gefühl noch, völlig verlassen zu sein. Normalerweise hätten Frederick und er an so einem schönen Abend ebenfalls den Grill angeworfen und … wann hatten sie eigentlich aufgehört, miteinander zu reden? Gesprochen hatten sie natürlich, aber nie über Persönliches. Stattdessen waren ihre Jobs, Finanzen, was auch immer Thema gewesen.

War bloß das der Grund für seine Unzufriedenheit? Oder ihr eingeschlafenes Sexualleben? War ihre Beziehung in einem Meer aus Langeweile ersoffen? Nachdenklich nahm Andi einen Schluck aus der Flasche und blinzelte in den wolkenlosen Himmel.

Früher, als das Geld noch knapp war, hatten sie weitaus mehr Spaß gehabt. Mit dem Zelt spontan an die Ost- oder Nordsee. Kochen auf einem Spiritusgerät, das meistens den Geist aufgab. Ameisen im Schlafsack, Sand in der Arschritze. Na gut, das brauchte er heutzutage echt nicht mehr, dennoch … irgendwie hatte sich das lebendiger angefühlt als ihre Reisen in irgendwelche Schickimicki Hotels mit Rundumservice.

Von ihrem alten Leben war praktisch nur noch der Dänemarkurlaub geblieben und selbst der löste sich nun in seine Bestandteile auf. Vermutlich fand er im nächsten Jahr gar nicht mehr statt. Es waren ja kaum noch Leute übrig.

Je länger er dasaß und je mehr leere Bierflaschen auf dem Tisch standen, desto verworrener wurden seine Gedanken. Als er schließlich ins Bett fiel, schlief er sofort ein.


Am nächsten Morgen arbeitete in seinem Schädel ein Presslufthammer. Stöhnend zog er sich die Decke über den Kopf, um die grelle Morgensonne auszuschließen. In der Nacht hatte er vergessen, die Jalousien herunterzulassen. Langsam sickerte in seinen Verstand, dass er sich allein in der Wohnung befand. Scheiß Alkohol. Für ein kurzes Vergessen okay, doch auf Dauer keine Lösung.

Mit einer heißen Dusche entfernte er die meisten Spinnweben aus seinem Kopf, den Rest mit einer tüchtigen Dosis Koffein, die er auf der Terrasse einnahm. Erneut kam er sich dabei total verloren vor. Allein hatte er noch nie dort gesessen, sondern immer mit Frederick. Was für eine Scheißidee, diese Sache mit der offenen Beziehung. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?

Im Laufe des Vormittags begriff er, dass er eigentlich nur eines wollte: Mit Frederick über ihr Verhältnis reden. Ganz sachlich und ohne Anschuldigungen. Anstatt jedoch den Weg zu wählen, das einfach zu tun, war er den der Provokation gegangen. Irgendwie hatte er wohl gehofft, Frederick dadurch aus dem Schneckenhaus zu locken. Tja, dumm gelaufen. Er hatte Frederick nur tiefer in die Windungen getrieben.

Die Wände ihrer gemeinsamen Wohnung schienen ihn immer mehr zu erdrücken. Andi suchte sein Heil in der Flucht: Er packte seine Schwimmsachen ein und radelte zum Bredenbeker Teich. Auf der zwanzigminütigen Fahrt stellte sich Erleichterung ein, der Enge zu entkommen. Am Teich, der hauptsächlich von Familien belagert wurde, suchte er sich ein ruhiges Plätzchen, um seine Decke auszubreiten. Es tat gut, im Schatten zu liegen und in die Baumkronen zu gucken.

Zweimal wagte er sich ins kalte Nass, las ein bisschen und gönnte sich zum Abschluss ein Wassereis. Nachdem er es aufgegessen hatte, sammelte er seine Sachen ein und brach auf. Er radelte langsamer als auf der Hinfahrt. Die Stunden im Freien hatten bewirkt, etwas zur Ruhe zu kommen. Er entschied, nach seiner Rückkehr Frederick anzurufen und um ein klärendes Gespräch zu bitten. In diesem Schwebezustand wollte er keine Minute länger verbringen. Entweder sie vollzogen einen klaren Bruch oder kamen überein, ihre Beziehung zu retten.


2.

Fredericks Eltern ergriffen natürlich Andis Partei. Die beiden waren total in seinen Partner vernarrt und lebten in der ständigen Angst, dass sie sich trennen könnten. Eine Folge seiner umtriebigen Jugend, in der er die Männer wie seine Unterhosen gewechselt hatte. In jener Zeit war seine Mutter vor Sorge, Frederick könnte sich HIV aufsacken, außer sich gewesen. Als er Andi mit nach Hause brachte und als seinen festen Freund vorstellte, hatte sie ihn also sofort adoptiert.

Selbstverständlich wussten die beiden nichts von dieser Offene-Beziehungs-Sache. Es hätte sie nur verwirrt. Er hatte behauptet, bloß ein bisschen Zoff mit Andi zu haben, was ja der Wahrheit ziemlich nahekam.

Länger als eine Nacht hielt er ihre Fürsorglichkeit nicht aus, außerdem zog es ihn zurück zu Andi. Sie mussten unbedingt reden. Das war ihm klar geworden, als er stundenlang wach gelegen hatte. Es steckte ein Körnchen Wahrheit in Andis Vorwurf, mit ihrer Partnerschaft unzufrieden zu sein. Eigentlich ging es ihm genauso, doch das hatte er verdrängt, so, wie er stets Unangenehmes ganz weit von sich schob. Da war zum einen ihr Bettsport, der diesen Namen nicht mehr verdiente, zum anderen ihre lähmende Routine. Seine Eltern würden das als eingespieltes Team bezeichnen, doch ihm fiel dazu bloß Langeweile ein.

Beim Frühstück wurde er erneut mit gut gemeinten Ratschlägen überhäuft. Hinterher packte er seine Sachen, verabschiedete sich von seinen Eltern und trat den Heimweg an. Ein bisschen trödelte er noch in der Lüneburger Altstadt herum, um den Moment des Wiedersehens aufzuschieben. Offiziell suchte er nach einem Mitbringsel für Andi. Schon krass, dass er sich sogar ständig selbst belog.

Bei seiner Ankunft zu Hause fand er die Wohnung verlassen vor. Enttäuscht leerte er seinen Koffer und stellte das Geschenk für Andi – ein Körbchen frische Erdbeeren – in die Küche. Anschließend suchte er nach Hinweisen, wo Andi stecken könnte, wobei er auf eine Batterie leerer Bierflaschen stieß. Normalerweise reichte eine Kiste einen ganzen Monat. Vorm Urlaub hatten sie eine neue besorgt, die nun nur noch zur Hälfte aus vollen Flaschen bestand. War das allein Andis Werk oder … oder jemand dabei behilflich gewesen?

Im Geschirrspüler befand sich nur Frühstücksgeschirr von einer Person. Das beruhigte Frederick etwas, zudem wies es darauf hin, dass Andi vorm Mittagessen aufgebrochen war. Im Fahrradkeller fehlte ein Rad. Also war Andi mit dem Drahtesel unterwegs, doch wohin?

Unruhig begann Frederick durch die Wohnung zu tigern. Wie Sherlock Holmes nahm er dabei jedes Detail unter die Lupe und stellte Schlussfolgerungen an. Die Fernbedienung für die Glotze lag in dem Fach unterm Couchtisch. Ergo hatte Andi, der sie stets auf dem Tisch liegen ließ, nicht ferngesehen. Im Schlafzimmer war nur eine Bettseite benutzt, im Bad bloß ein Handtuch feucht. Frederick kam sich ein bisschen schäbig vor, derart akribisch nach Indizien zu fahnden, die auf einen Seitensprung hinwiesen. Andererseits: Hatte er nicht jedes Recht, ein gewisses Misstrauen zu hegen? Schließlich wollte Andi mehr Freiheiten, was ja wohl Fremdvögeln einschloss.

Als er gegen halb fünf den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür hörte, atmete er auf, zugleich erfasste ihn Beklemmung. Was erwartete ihn? Er kauerte sich im Wohnzimmer auf die Couch und verkrampfte seine Hände im Schoß. Schritte im Flur. Schuhe polterten auf den Boden.

„Frederick?“, rief Andi und tauchte gleich darauf im Türrahmen auf, eine Tasche über der Schulter.

Die zerzausten Haare deuteten auf sportliche Aktivität hin. Kam man beim Radfahren derart ins Schwitzen, dass man wie frisch geduscht aussah? „Hi.“

„Ich war schwimmen. Wenn ich gewusst hätte, dass du zurückkommst, wäre ich gar nicht erst losgefahren.“

Ach so. Ein Bröckchen des großen Steins fiel ihm vom Herzen. „Tut mir leid. Ich hätte anrufen sollen.“

„Quatsch. Du wohnst hier und kannst kommen und gehen, wie es dir beliebt.“ Andi durchquerte den Raum, trat auf die Terrasse und hängte den Tascheninhalt zum Trocknen über die Stühle.

Wann war ihm zum letzten Mal Andis scharfer Hintern aufgefallen? Die sehnigen Beine mit dem dunklen Flaum an den Unterschenkeln, die aus der knielangen Shorts herausragten? Die lässige Art, sich zu bewegen? Das niedliche Naserümpfen, wenn Andi etwas nervte, wie gerade die Badeshorts, die von der Lehne rutschte? War er so blind geworden, das alles nicht mehr zu bemerken?

„Wie war’s bei deinen Eltern?“, erkundigte sich Andi beim Wiederhereinkommen und schob die Hände in die Hosentaschen.

„Grausam. Ich hab mir die ganze Zeit Vorwürfe anhören müssen.“

„Wieso? Ich bin doch der Böse.“

„Ich hab ihnen nur gesagt, dass wir ein bisschen Streit hatten.“

Andi seufzte, ließ sich neben ihm nieder und streckte die Beine aus. „Damit das klar ist: Ich will keine Trennung und das mit der offenen Beziehung auch nicht. Das war eine blöde Idee, um dich wachzurütteln.“

„Hättest du nicht etwas subtiler vorgehen können?“

„Ich und subtil? Sehr witzig.“

„Du hast mir einen Riesenschrecken eingejagt. Ich hatte Angst …“ Frederick atmete tief durch, da ihm Seelenstriptease unheimlich schwerfiel. „… Angst, dich zu verlieren.“

Aus dem Augenwinkel sah er zu Andi rüber, der betroffen guckte, nach seiner Hand tastete und sie fest umschloss. „Das wollte ich nicht.“

Der Körperkontakt war wohltuend. Ein weiteres Gesteinsbröckchen löste sich von seinem Herzen. Mit dem Daumen streichelte er über Andis Haut. „Ich kann dich ein bisschen verstehen. Mir ist auch aufgefallen, dass so einiges schiefläuft.“

„Was denn, zum Beispiel?“

„Na ja …“ Trotz des regen Sexuallebens in seiner Jugend, war darüber zu reden unheimlich schwierig. Wer gab schon gern zu, dass im Bett etwas nicht stimmte? „Wir haben schon eine Weile nicht mehr richtig miteinander geschlafen.“

Andi seufzte abermals. „Du meinst wohl eher, dass wir, ohne sonderlich großen Spaß daran, unser Pflichtprogramm erledigt haben.“

„Ähm … ja … so kann man es auch ausdrücken.“

„Ich bin dafür, Pizza zu bestellen“, wich Andi abrupt auf ein anderes Thema aus. „Oder bist du scharf darauf, auf unsere Dosenvorräte zurückzugreifen?“

„Nö. Dann doch lieber Pizza.“

„Okay. Ich hol mal eben das Notebook.“ Andi sprang auf, verließ das Zimmer, kam mit dem Computer in der Hand zurück und nahm wieder neben ihm Platz. „Gucken wir doch mal, was es bei Domino für neue Leckereien gibt.“

Die nächsten Minuten vergingen damit, über verschiedene Pizzabeläge zu beraten und die Bestellung abzuschicken. Bei der Gelegenheit fielen Frederick die Erdbeeren ein. Als Andi von der Homepage des Pizzalieferanten zu der eines E-Mail-Providers wechselte, nutzte er das, um in die Küche zu gehen. Flink wusch er die Früchte, entfernte die Stiele und überlegte, was man als Ersatz für Sahne nehmen könnte. Im Kühlschrank befand sich ein Fläschchen Schokosoße, die sie irgendwann mal für Eiscreme gekauft hatten. Sie war schon länger abgelaufen, schien aber noch okay zu sein.

„Wir waren schon ewig nicht mehr an der Nordsee“, rief Andi vom Wohnzimmer her.

„Ist dir entfallen, dass wir erst gestern von dort aufgebrochen sind?“, gab er zurück.

„Ich meine die deutsche Küste. Was hältst du von Friedrichskoog?“

Stirnrunzelnd packte er das benutzte Messer in die Geschirrspülmaschine und gesellte sich zu Andi, der eine Website dieses Ortes aufgerufen hatte. Deiche, Lämmer, Strandkörbe, und Watt.

„Das sieht nicht unbedingt nach Strandurlaub aus“, merkte er an.

„Wir liegen beide nicht gern am Strand herum. Stattdessen könnten wir mal wieder Fahrrad fahren, Muscheln sammeln, Minigolf spielen, Ausflüge machen.“

„Hm … okay.“

„Dein Jubel fällt sehr verhalten aus“, fand Andi etwas pikiert.

„Im Moment ist mir überhaupt nicht nach Wegfahren. Letzte Nacht hab ich kaum geschlafen.“

„Komm mal her.“ Flink stellte Andi das Notebook beiseite und zog ihn auf den Schoß.

Die Nähe fühlte sich gut an, dabei ein bisschen fremd. Schon merkwürdig, wenn man bedachte, dass sie seit zehn Jahren ein Paar waren. Konnten vierundzwanzig Stunden so viel verändern? Offenbar. Er hatte Andi von einer völlig neuen Seite kennengelernt, erstmals begriffen, dass sich Emotionen nicht wortlos übertrugen. Anfangs, in ihrer Verliebtheit, hatte das natürlich geklappt. Nein, das war falsch. Sie hatten sich bloß mehr miteinander beschäftigt und mit den Jahren vieles als selbstverständlich hingenommen.

Zärtlich kraulte Andi ihm durchs Haar, hauchte Küsse auf seine Schläfen. Die harmlosen Liebkosungen verursachten ihm einen wohligen Schauer. Frederick drehte den Kopf, um Andis Lippen für einen Kuss einzufangen, der sanft und ohne Zunge ausfiel. Noch war ihm nicht nach Leidenschaft, sondern nur Erschaffen von Vertrautheit zumute.

Andi roch nach Sommerluft, Seewasser und sehr maskulin. Kein Chlor? „Wo warst du denn schwimmen?“, fragte Frederick leise.

„Am Bredenbeker Teich. Weißt du noch, wie wir früher ab und zu nachts dort schwimmen waren?“

Sie hatten im Dunkeln nackt im See gebadet und hinterher … Das Läuten der Türglocke vertrieb seine Erinnerungen. Bedauernd erhob er sich von Andis Schoß und ging in den Flur, um den Pizzaboten hereinzulassen. Nachdem er Essen gegen Geld getauscht hatte, trug er die Kartons in die Küche, in der intensiver Erdbeerduft hing, um Servietten zu holen. Anschließend ging er ins Wohnzimmer, stellte seine Fracht auf dem Couchtisch ab und ließ sich neben Andi fallen.

Die ersten Viertel verschlang er voller Heißhunger. Ihm war sein Loch im Bauch gar nicht so bewusst gewesen. Ab dem vierten aß er langsamer. Als Andi ihm ein Viertel Salamipizza vor die Nase hielt, biss er davon ab und bot im Gegenzug etwas von seiner Schafskäsepizza an. Letztendlich teilten sie sich den Rest.

Sie hatten bezüglich Essen den gleichen Geschmack, wie auch in vielen anderen Dingen. Dafür gab es einige erhebliche Unterschiede, wie beispielsweise ihre Wohnsituation. Andi hatte für ein Haus plädiert und wollte gern einen Hund haben. Frederick scheute die Verantwortung und war für eine pflegeleichte Wohnung gewesen. Eigentlich kein Wunder, dass Andi unzufrieden war, da ständig, wie beispielsweise der Ordnungsfimmel, seine Befindlichkeiten berücksichtigt wurden. Bisher hatte er das nie aus diesem Blickwinkel betrachtet. Vielleicht war dazu gewisse Reife notwendig oder aber ein Schock, wie die verlangte Öffnung ihrer Beziehung.

Andi rieb sich den Bauch. „Das war lecker. Ich brauche jetzt einen Kaffee und eine Dusche.“

„Geh ruhig duschen. Ich kümmere mich um den Kaffee.“ Er sammelte die benutzten Servietten und Kartons ein, küsste Andi auf die Wange und begab sich in die Küche.

Während er ihren Hightech-Kaffeeautomaten in Betrieb setzte, fing nebenan Wasser an zu rauschen. Was sprach eigentlich dagegen, sich zu Andi zu gesellen? Also, mal abgesehen davon, dass er morgens bereits geduscht hatte? Im Grunde nichts, bis auf den Umstand, noch nicht bereit dafür zu sein. Normalerweise präsentierte er sich Andi gern nackt, doch irgendwie … irgendwie hatte alles eine andere Dimension gewonnen. So, als ob sie vor einer neuen Ära ständen. Nun galt es, behutsam vorzugehen, um die zarten Sprossen gedeihen zu lassen.

Frederick brachte den Kaffee ins Schlafzimmer. Behutsam beinhaltete ja nicht, gänzlich auf eine körperliche Annäherung zu verzichten. Außerdem platzierte er die Schale Erdbeeren mit der Schokosoße auf dem Nachtschrank. Die passten wunderbar zu der Kaffeespezialität mit aufgeschäumter Milch.


3.

In der Hoffnung, damit Begeisterung hervorzurufen, widmete sich Andi seiner Körperpflege. Das tat er sonst ebenfalls, doch diesmal mit besonderer Akribie. Erst als die Härchen im Schambereich und unter seinen Achseln akkurat auf fünf Millimeter getrimmt waren, gab er sich zufrieden. Außerdem verwendete er reichlich Duschgel und Shampoo.

Anschließend putzte er seine Zähne und stylte seine Haare, wie Frederick es liebte, nämlich sexy zerstrubbelt. Eigentlich war es eher ein Kein-Styling, da er sie dafür lediglich frottieren brauchte. Nach einem letzten kritischen Blick in den Spiegel verließ er das Bad, lediglich ein Handtuch um seine Hüften geschlungen. Vielleicht besaß dieser Aufzug die erwartete Wirkung.

Im Wohnzimmer herrschte gähnende Leere. Erstaunt ging er zur Küche, wobei ihm Kaffeeduft in die Nase stieg und ins Schlafzimmer lockte. Frederick saß auf dem Bett, bis zum Bauchnabel von einer Decke verhüllt. Auf dem Nachtschrank standen zwei Becher, eine Plastikflasche Schokoladensoße (wo kam die denn her?) und eine Schale Erdbeeren, deren aromatischer Duft mit dem des Kaffees konkurrierte.

Er ließ das Handtuch fallen, was ihm Fredericks volle Aufmerksamkeit bescherte. Na gut, die hatte er schon vorher gehabt, doch nun weiteten sich die hübschen braunen Augen. Also war seine Sorgfalt nicht umsonst gewesen. Mit einem zufriedenen Lächeln kroch er auf seine Bettseite, deckte sich ebenfalls zur Hälfte zu und verteilte den Kaffee.

Die Anschaffung des Automaten war Fredericks Idee. Lang hatte er sich gegen diese – wie er es nannte – sinnlose Investition gesträubt und behauptet, Filterkaffee mehr zu mögen. Tja. Inzwischen liebte er das Zeug aus dem Gerät. Insofern lohnte es sich, ab und zu von seiner vorgefassten Meinung abzurücken.

Genüsslich trank er ein paar Schlucke und spürte den belebenden Effekt des Koffeins. Na ja. Vielleicht lag es eher an Fredericks Nähe, dass sein Puls stieg. Aus dem Augenwinkel betrachtete er die schmale, glatte Brust mit den beiden himbeerähnlichen Knöpfchen. In all den Jahren hatte sich Frederick kaum verändert, bis auf ein paar winzige Falten im Gesicht. Seine Figur war immer noch überaus schlank, das Haar voll und sein Grinsen so keck wie am Anfang ihrer Beziehung.

„Die Erdbeeren stammen aus Lüneburg“, beendete Frederick das herrschende Schweigen.

„Dann schmecken sie bestimmt besonders gut.“ Er liebte das kleine Städtchen, in dem Fredericks Eltern wohnten.

„Ähm … sag mal … willst du immer noch ein eigenes Haus haben?“

„Ich bin mit der Wohnung zufrieden“, behauptete er, nicht in Stimmung für ein derartiges Gespräch.

„Okay. Lass uns morgen darüber reden. Meine Eltern möchten sich verkleinern und haben gefragt, ob wir ihre Hütte übernehmen wollen. Das nur schon mal vorangestellt.“

Anscheinend war Frederick generell nicht abgeneigt, wenn er den Tonfall richtig deutete. Trotzdem hatte er keine Lust, das Thema zu vertiefen. Er schnappte sich eine Erdbeere, biss die Spitze ab und hielt den Rest Frederick hin. Auf diese Weise verschwanden zwei weitere Früchte, wobei ihm ein verwegener Gedanke kam.

Er leerte seinen Becher, wartete, bis auch Frederick ausgetrunken hatte, und entsorgte beide auf dem Nachtschrank. Als Nächstes legte er eine Erdbeere in Fredericks Bauchnabel, schob die Decke ein bisschen beiseite und übergoss die Frucht mit ein paar Tropfen Schokoladensoße.

„Was wird das?“, erkundigte sich Frederick belustigt.

„Rutsch mal ein wenig tiefer“, bat er anstelle einer Erklärung, woraufhin sein Schatz vorsichtig gehorchte.

Zwei weitere Erdbeeren landeten auf Fredericks Brustwarzen, wieder mit Soße gekrönt. Anschließend machte sich Andi daran, seinen Nachtisch zu genießen, wobei ihn süße Seufzer begleiteten. Als er fertig war, stand Fredericks Schwanz wie eine eins. Das besaß hohen Aufforderungscharakter. Andi biss ein Stück der nächsten Erdbeere ab und klebte die andere Hälfte, mithilfe der Schokosoße, auf die Eichel. Desgleichen verfuhr er mit zwei weiteren Früchten, die er auf dem Schaft pappte, bevor er sich über das Dessert hermachte. Erneut wurde sein fleißiges Schlemmen mit einem Stöhnkonzert belohnt, zudem zuckte Fredericks Erektion bei jedem Zungenschlag. Ein wahrer Genuss für den Gaumen und seine Sinne.

Will auch“, stieß Frederick hervor, nachdem er fertig war.

In freudiger Erwartung streckte er sich aus. Ihm widerfuhr die gleiche Behandlung, doch ließ sich Frederick erheblich mehr Zeit. Je länger die emsige Zunge ihn bearbeitete, desto höher stieg seine Erregungskurve. Es war ewig her, dass sich Andi dermaßen im Sinnestaumel verloren hatte. Neben seiner köchelnden Lust empfand er tiefe Zuneigung für Frederick und lange vermisste Nähe. Sex konnte wirklich eine Brücke sein. Vielleicht half sie ihnen in eine neue Dimension.

„Lieb dich so“, flüsterte er, woraufhin Frederick Erdbeeren und Soße aus dem Bett verbannte und über seinen Mund herfiel.

Ihre ersten Küsse schmeckten zuckrig. Mit fortschreitendem Zungeneinsatz verlor sich der Schokoladengeschmack zugunsten Fredericks eigener Note. Drängend rieb sich sein Schatz an ihm und vollführte imitierte Fickbewegungen, die seine Libido anheizten. Schließlich, als sie beide keuchten und die Luft von Testosteron geschwängert war, fischte Frederick das Gleitgel aus der Nachtschrankschublade. Ein Batzen landete auf seinem Ständer. Danach verschloss Frederick erneut seine Lippen mit einem Kuss und machte sich zugleich für ihn bereit.

Im nächsten Moment wurde sein Schwanz hochgebogen. Langsam versank er in himmlisch heißer Enge, wobei er Frederick in die Augen sah. Es war, als ob sich sämtliche Grenzen auflösten. Sie wurden zu einer Einheit und begannen sich in perfekter Harmonie zu bewegen. Lange währte ihr bedächtiges Schaukeln jedoch nicht, dafür brannte die Flamme schon zu hoch. Er umfasste Fredericks Hüften und fing an, vehement nach oben zu stoßen. Sein Schatz hielt gegen, beide Hände auf seinen Brustkorb gestützt. Erregt lächelten sie einander zu.

Schweißtropfen perlten über Fredericks Schläfen und sammelten sich auf der Oberlippe. Andi spürte den salzigen Film ebenfalls, roch den verführerischen Duft. Das, zusammen mit ihren lauten Atemzügen und Gestöhne, trieb seine Lustkurve schlagartig in die Höhe. Sein Orgasmus schlug wie eine Flutwelle über ihm zusammen. Kurz tauchte er ab, sah bloß schwarzes Flimmern. Als die Woge ihn wieder freigab, erblickte er Fredericks in Ekstase verzerrte Miene. Melkende Darmwände pressten auch noch den letzten Tropfen aus ihm heraus.

Frederick sackte auf ihn herab und steckte die Nase in seine Halsbeuge. Er umschlang seinen Liebsten mit beiden Armen. Zufrieden seufzend kraulte er durch Fredericks Schopf.

„Liebst du mich auch noch?“, wollte er leise wissen.

„’türlich“, nuschelte Frederick an seinem Hals.

„Ein Glück. Hatte solche Angst, ich hätte es vermasselt.“

Frederick hob den Kopf und grinste auf ihn runter. „Du wirst mich nicht so schnell los. Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen.“

Ein sanfter Kuss besiegelte ihr neues-altes Verhältnis. Anschließend stieg Frederick von ihm runter, schmiegte sich an seine Seite und legte ihm einen Arm um die Taille.

„Bin total fertig. Ich schlaf ’ne Runde und dann treiben wir’s noch mal.“

Lächelnd küsste er Frederick, der bereits die Augen geschlossen hatte, auf die Nasenspitze. Was für ein hinreißendes Großmaul.


Am nächsten Morgen machten sie erneut Liebe, allerdings auf die träge, verschlafene Art. Danach gab’s ein ausgedehntes Frühstück, bei dem sie beschlossen, einige Tage nach Friedrichskoog zu fahren. Frederick war der Meinung, dass sie außerhalb ihrer gewohnten vier Wände unvoreingenommener über ihre Zukunft reden konnten. Dem stimmte Andi uneingeschränkt zu. Im Grunde hatte er das ja schon bei seinem ersten Vorstoß so gehalten. Tja. Manchmal brauchte es eben mehrere Anläufe, um zum Ziel zu kommen.

Er war nun guter Hoffnung, dass sie einen Konsens fanden. Erdbeeren mit Schokosoße schienen eine magische Wirkung zu besitzen. Na ja. Wahrscheinlich interpretierte er zu viel hinein, doch falls ihre Beziehung je wieder in Schieflage geriet, würde er es erneut ausprobieren.


4.

Plan hin oder her: In Friedrichskoog während der Hauptsaison eine Unterkunft zu ergattern, stellte sich als schwierig heraus. Letztendlich hatten sie bei der Kurverwaltung Glück, die ihnen eine Ferienwohnung für sechs Personen anbot. Die ursprünglichen Gäste waren kurzfristig abgesprungen. Andi stellte Verhandlungsgeschick unter Beweis und drückte den Preis auf die Hälfte. Vermutlich wäre sogar noch mehr Rabatt drin gewesen, da die Vermieter bestimmt so schnell keinen anderen Ersatz fanden. Frederick war das egal. Er fand es wichtiger, ihr Vorhaben umzusetzen, als auf den Cent zu gucken.

Gegen zwei packten sie ihre Sachen, brachen auf und trafen gegen fünf in Friedrichskoog ein. Ihre Ferienwohnung lag in der Nähe des Rugenorter Lochs, dem Hafen des Ortes. Na ja, eine hochtrabende Bezeichnung für eine Art Stichkanal, der bei Hochwasser Zugang zur Nordsee bot.

Das Domizil befand sich im Erdgeschoss eines Acht-Parteien-Hauses und verfügte über eine geschützte Terrasse mit Blick auf das nächste Gebäude. Man konnte eben nicht alles haben. Die Einrichtung war gemütlich und natürlich reichlich Platz vorhanden.

Nachdem sie ihre Koffer geleert hatten, schlug Andi einen Bummel vor. Hand in Hand schlenderten sie durch die Ortschaft, kamen an einigen Restaurants vorbei und beäugten neugierig einen riesigen Walfisch, der einen Indoorspielpark beinhaltete. Die meisten Passanten nahmen keine Notiz von ihnen, waren vollauf mit dem Nachwuchs beschäftigt. Nur einige Leute machten angesichts ihrer verbundenen Hände grimmige Mienen.

„Ich hätte gern Fisch zum Abendbrot“, meldete Andi an, als sie den Rückweg antraten.

„Das deute ich mal als Ansage, dass wir irgendwo einkehren.“

„Richtig. Oder willst du selbst welchen fangen und braten?“

„Hab meine Angel zu Hause gelassen“, erwiderte Frederick und wies auf das Schild eines Fischrestaurants. „Was hältst du von dem Schuppen da?“

Das Innere des Lokals war nüchtern ausgestattet. Holztische für je vier Personen standen im hell gefliesten Raum verteilt. Es glich eher einem Imbiss als Restaurant, doch zur Nahrungsaufnahme reichte das vollauf.

Andi bestellte eine Kutterscholle, er das Fischfilet und dazu baten sie beide um ein Pils. Als der Kellner die Getränke gebracht hatte, lenkte Frederick das Gespräch auf ihre Wohnsituation.

„Hast du inzwischen mal über den Vorschlag meiner Eltern nachgedacht?“

„Mhm. Gefällt mir eigentlich ganz gut.“ Andi prostete ihm zu. „Und wie denkst du darüber?“

Er hob ebenfalls sein Glas, stieß mit Andi an und nahm einen Schluck. „Generell positiv. Wir arbeiten beide in der Innenstadt, womit die Entfernung fast die gleiche bliebe. Einziger Unterschied: Wir könnten die Bahn nehmen, anstatt mit dem Auto im Stau zu stehen.“

„Und wo ziehen deine Eltern hin?“, wollte Andi wissen.

„Sie haben ganz in der Nähe des Hauses eine kleine Wohnung gefunden.“

„Also ist die Sache praktisch schon beschlossen?“

„Dass sie umziehen, ja. Ob wir das Haus übernehmen, nein. Sofern wir uns dagegen entscheiden, wird es verkauft.“ Was Frederick gar nicht gefallen würde. Fremde Leute in seinem Elternhaus!

„Wie stellst du dir das mit der Finanzierung vor? Die Hütte kostet doch bestimmt weitaus mehr, als unsere Wohnung einbringt.“

„Natürlich knöpfen meine Eltern uns weitaus weniger als den Marktwert ab. Meine Hälfte bekomme ich geschenkt und den Rest schaffen wir locker.“

„Das klingt zu schön, um wahr zu sein.“

„Lass uns nächste Woche hinfahren und mit meinen Eltern reden. Sie haben eh schon nach dir gefragt. Mutti möchte für uns Spargel kochen und zum Nachtisch gibt’s Erdbeeren mit Schlagsahne.“

„Mhm. Erdbeeren.“ Andi feixte und strich mit den Zehen über seine Wade.

„Oh Mann! Lass das! Ich krieg sonst Atemnot in der Hose.“

Während der restlichen Wartezeit aufs Essen und beim Speisen drehte sich ihr Gespräch weiter um das Haus. Es handelte sich um eine ältere Immobilie mit großem Garten. Neben den Erwerbskosten sollten sie auf jeden Fall Geld für einige Sanierungsmaßnahmen einplanen, da die Heizung älteren Semesters war. Außerdem wollten sie natürlich etliches modernisieren, angefangen bei den alten Heizkörpern. Zu tun hatten sie damit für die nächsten Jahre genug. Allerdings waren sie sich einig, die Sache langsam anzugehen.

Andi übernahm die Rechnung, woraufhin Frederick auf dem Heimweg spottete: „Du denkst aber nicht, dass du mich ins Bett bekommst, nur weil du mich zum Essen eingeladen hast, oder?“

„Genau deshalb hab ich bezahlt“, tat Andi entrüstet. „Bist du etwa ein Schwanzfopper?“

„Auf jeden Fall bin ich nicht so billig!“

„Billig? Ich hab fast fünfzig Euro ausgegeben!“

Auf diese Weise ging es weiter, bis sie ihr Domizil erreicht hatten. Auch in der Wohnung setzten sie das Spiel fort, wobei sie einander ins Schlafzimmer drängten. Das Ganze endete auf dem Bett, wo Frederick klein beigab und sich liebevoll um Andis Schwanz kümmerte. Nicht, um sich für das Essen zu revanchieren, sondern aus reiner Lust und Liebe.

Die ersten Schritte waren getan. Es konnte nur noch bergauf gehen.



ENDE



Sommernacht am See – Raven le Fay



Die Nacht war warm und schwül, zu warm, um es lange im Bett auszuhalten. Nachdem sich Teddy über eine Stunde unruhig herumgewälzt hatte, richtete er sich frustriert auf. Den ganzen Tag bei der Affenhitze auf dem Bau und auch nachts keine Abkühlung. Er schaute zu Jörn, der, nur mit einem Laken bedeckt, neben ihm lag. Dessen Augen waren offen und sahen ihn müde an. Offenbar konnte er gleichfalls nicht schlafen.

„Wir könnten noch einmal duschen gehen“, schlug Jörn seinem Freund halbherzig vor. Teddy tat ihm leid. Während er wenigstens in einem klimatisierten Büro seiner Arbeit nachgehen konnte, war Teddy den ganzen Tag der Hitze ausgesetzt. Er musste als Baustellenleiter auf dem riesigen Areal überall zugleich sein, um dafür zu sorgen, dass alles reibungslos funktionierte. Unmöglich, sich einmal auf ein kühles Plätzchen zurückzuziehen. Falls es so etwas auf der Baustelle überhaupt gab. „Wenigstens mit einem nassen Tuch den Körper abreiben“, versuchte Jörn es weiter. Irgendwie sah er sich dabei als derjenige, der Teddy dabei behilflich war. Ein wohliges Ziehen im Bauch ließ ihn die Augen schließen.

„Hm!“ Teddy war nicht sonderlich überzeugt. Er knipste die Nachttischlampe an und sah zum offenen Fenster. Schließlich schwang er die Füße aus dem Bett und stand auf.

Jörn öffnete die Augen und seufzte sehnsuchtsvoll, als er auf die breiten Schultern und starken Arme seines Freundes schaute, ganz zu schweigen von dem muskulösen Hintern. Während sich Teddy streckte, schoben sich seine Schulterblätter zusammen und noch mehr Muskeln traten hervor. Schweiß glänzte auf seiner Haut. Jörn schloss erneut die Augen, um sich einen weiteren Augenblick erotischer Fantasien hinzugeben. Jetzt eine Runde Bettakrobatik und danach von den Armen seines Freundes gehalten werden, überlegte er. Jörn schob den Gedanken jedoch wieder von sich. Nicht bei der schwülen Hitze. Sie hatten es probiert, aber es war ihnen dabei buchstäblich die Luft ausgegangen.

„Ich hab eine bessere Idee.“ Teddy nahm das Laken, welches er im Sommer als Decke nutzte, und wickelte sich darin ein wie ein Römer in seine Toga. Schwungvoll warf er den letzten Zipfel über die Schulter. Sofort klebte der dünne Stoff auf der feuchten Haut und modellierte seinen stattlichen Körper. „Lass uns zum See fahren!“

Inzwischen hatte sich Jörn von seinem Laken befreit und lag nackt im Bett. Er zeigte Teddy den Vogel. „Jetzt, Theodor? Mitten in der Nacht?“

Teddy konnte in dem gedämpften Licht der Nachttischlampe nur die vagen Umrisse von Jörn erkennen, erahnte aber an der Bewegung, mit welchem Kompliment er seine Meinung zu dem Thema unterstrich.

„Du kannst hier liegen bleiben und wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappen oder wir gehen eine Runde im See schwimmen. Ich brauche jedenfalls eine richtige Abkühlung.“ Mit diesen Worten schritt der selbst ernannte Römer huldvoll aus ihrem gemeinsamen Schlafgemach.

Jörn schaute ihm mit gerunzelter Stirn nach und schickte Teddy einen weiteren Vogel hinterher.

„Kommst du?“, hörte er Augenblicke später Teddys ungeduldige Stimme aus dem Wohnzimmer. Was für eine doofe Frage! „Meinst du, ich wichs mich hier gerade, oder was?“, grummelte Jörn, raffte sich jedoch auf und stieg endlich aus dem Bett.

Wenige Minuten später saßen beide im Auto, Teddy in Jogginghose und mit freiem Oberkörper, was nach Jörns Meinung verboten werden müsste. Das war weniger der Kleiderordnung im Straßenverkehr geschuldet, als vielmehr der Versuchung, die so ein Anblick für ihn darstellte. Es kostete ihn einige Anstrengung, die Finger bei sich zu lassen, denn er wollte keinen Unfall riskieren. Zumindest keinen mit dem Auto. Wegen der freien Straßen in der Nacht gab Teddy ordentlich Gas, also behielt Jörn notgedrungen die Hände weiterhin bei sich. Er war sich sicher, dass Teddy ganz bewusst kein Shirt übergezogen hatte, um ihn zu ärgern. Warum war er nicht auch auf diese Idee gekommen? Oder gleich ganz nackt in den Wagen gestiegen?

Schon verstärkte sich das Ziehen im Unterleib wieder. Ein breites Grinsen ließ Jörns Gesicht erstrahlen, als er sich vorstellte, nackt und mit hartem Schwanz neben seinem Freund im Auto zu sitzen. Da bekam der Begriff Steuerknüppel doch gleich eine ganz andere Bedeutung.

Teddy schaute verwundert zu seinem Beifahrer. „Warum grinst du plötzlich wie ein Kater, der den Milchtopf gefunden hat?“

„Ach nichts“, entgegnete Jörn scheinheilig. Er zupfte an seinem Hawaiihemd und fuhr sich mit der Hand lasziv über die Brust bis zum Schritt. Seine untere Körperhälfte zierte eine knallig bunte Bermudahose.

Teddy verstand. „Du bist so ein versautes Stück!“, rief er in gespielter Empörung.

„Ha, wer sitzt denn hier mit nacktem Oberkörper am Steuer?“, gab Jörn mit gleicher Empörung zurück.

Glücklicherweise hatten die beiden in dem Moment ihr Ziel erreicht. Das Auto rollte langsam über den Parkplatz und blieb direkt neben dem Weg zum See stehen. Teddy zog die Bremse an und stieg aus. „Du brauchst dringend eine Abkühlung, mein Herzchen!“ Er griff nach hinten und schnappte sich die beiden großen Handtücher, die auf der Rückbank lagen. „Also, raus aus dem Wagen und ab ins Wasser mit dir!“

Jörn flog ein Handtuch an den Kopf. Er fing es auf und legte es sich über die Schulter. „Ha, ha, sehr komisch“, rief er Teddy nach. „Was ist das hier? Per Anhalter durch die Galaxis?“

Der See lag still vor ihnen. Jetzt, wo sich die Augen der beiden Männer an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten sie auch Einzelheiten: den Spielplatz neben dem Hauptweg, den Steg, der einige Meter in den See hineinragte, die Würstchenbude am Grillplatz. Sie sahen sich um und stellten erleichtert fest, dass sie die einzigen Badegäste waren.

Teddy legte sein Handtuch aus und schlüpfte aus der Hose. Jörn tat empört. „Was denn, keine Unterwäsche? Du bist ja ein ganz schlimmer Finger.“

„Du bist nicht besser, nur weil du EIN Kleidungsstück mehr trägst.“ Teddy machte eine wegwerfende Handbewegung und watete in das erfrischend kühle Nass.

Jörn streifte Hose und Hemd ab und folgte seinem Freund. Kurz darauf planschten sie bereits ausgelassen im Wasser. Die Abkühlung tat gut und Jörn hörte auf, innerlich über Teddys blödsinnigsten Einfall aller Zeiten zu fluchen.

„Pass auf, Teddy, wir schreiben jetzt Filmgeschichte. Wir machen die Hebefigur!“ Beide Männer standen bis zu den Hüften im Wasser, Jörn zwangsläufig etwas tiefer.

„Hebefigur?“

„Ja, du weißt schon, wie bei Dirty Dancing mit dem scharf aussehenden Patrick Swayze.“

„Und ich soll jetzt Patrick Swayze sein?“, erkundigte sich Teddy skeptisch. „Ich schätze, du kommst eher nach ihm als ich.“

„Schon, aber ich kann dich unmöglich heben.“ Jörn nahm Schwung, sprang und Teddy erwischte seinen Freund noch rechtzeitig an den Hüften. Mit scheinbarer Leichtigkeit stemmte er ihn in die Höhe.

Jörn streckte sich und, schaute nach unten. Die Blicke beider Männer trafen sich voller Zärtlichkeit füreinander. Dann breitete Jörn die Arme aus und rief voller Übermut: „Ich bin der König der Welt!“

„Falsches Drehbuch, du Depp!“ Teddy warf Jörn ab und ließen ihn hinter sich ins Wasser plumpsen. Er entfernte sich mit einigen Schwimmzügen, während Jörn prustend aus dem Wasser auftauchte.

Suchend schaute sich Jörn nach seinem Freund um und folgte ihm. „Du, hier gibt es Aale.“

„Wirklich?“

„Ja, solche kleine kurze.“ Jörn, der neben Teddy stand, zeigte mit den Händen eine Länge von ungefähr fünfzehn Zentimeter.

„Komische Aale sind das“, entgegnete sein Freund stirnrunzelnd.

Beide Männer wateten in Richtung Ufer, bis ihnen das Wasser nur noch bis zum Bauchnabel ging. Jörn schmiegte sich an seinen Freund und begann in gespielter Unschuld an dessen Brustwarzen zu knabbern. „Ich kann dir einen fangen“, murmelte er. Seine Hand tauchte unter die Wasserlinie, um zu angeln, was er Teddy gerade erklärte. „Die sollen ziemlich schnell wachsen können.“

Teddy spürte Jörns neugierige Finger in seinem Schritt. „Aale, ja? In der Tat, sie wachsen verdammt schnell“, stimmte er zu, als er merkte, wie er hart wurde. Er strich durch Jörns nasses Haar und den Nacken herunter, über den Rücken. Seine Hände legten sich auf dessen Hintern und fingen an, ihn zu massieren. Jörn stöhnte unanständig, ohne Teddys Brust oder das, was sich unter der Wasserlinie befand, zu vernachlässigen. Beide spürten, wie sich ihr Augenmerk nur noch auf ihre Erregung konzentrierte. Trotz des kühlen Wassers wuchs der Aal in Jörns Hand zunehmend. Teddy beugte sich ein wenig zu Jörns Ohr vor. „Soll ich dir eine besondere Art des Schwimmens beibringen?“, murmelte er mit heiserer Stimme.

Jörns Reaktion bestand in einem erregten Brummen. Sie hatten schon öfters darüber fantasiert, aber die Ausführung scheiterte an der zu kleinen Badewanne in ihrer Wohnung sowie dem Umstand, dass gewisse Schwimmstile in der Öffentlichkeit auf zu viel Kritik stoßen würden.

Teddy sah sich nach Beobachtern um, doch außer den Geräuschen der Nacht und in der Ferne das Brummen von Autos, die ab und an auf der Hauptstraße vorbeifuhren, war weder etwas zu entdecken noch zu vernehmen. Keine Stimmen. Kein Licht. Hier waren nur sie, der See und über ihnen der von Sternen übersäte Nachthimmel. Er wandte sich wieder seinem Freund zu.

„Brustschwimmen oder Rückenlage?“, fragte Teddy zwischen mehreren Küssen. Jörn holte sich die Küsse zurück. „Beides, wenn du genügend Kraft und Ausdauer hast.“

„Ob ich genügend …?“, reagierte Teddy gespielt empört. Er drehte Jörn mit sicherer Hand herum, sodass dieser mit dem Rücken an seiner Brust lehnte. „Dir gebe ich gleich genügend Kraft!“ Als Antwort rieb Jörn den Hintern auffordernd über den Aal, der ihm aus der Hand geschlüpft war.

„Ich will, dass du vor mir kommst, aber bitte“, fügte Teddy warnend hinzu, „mach ausnahmsweise mal keinen Riesenlärm. Ich will keine Polizei auf den Hals gehetzt bekommen, nur weil du klingst, als würde ich dich abstechen.“

„Ich gebe mir Mühe, aber nun fang endlich an mit der Stecherei“, erwiderte Jörn frech.

Mit Schwung hob Teddy seinen kleineren und zierlicheren Freund etwas in die Höhe und positionierte ihn über seiner freigelassenen Erektion. Der Auftrieb des Wassers ermöglichte ein langsames Eindringen. Mit jedem Zentimeter ließ der Widerstand mehr nach. Teddy übte sich in Geduld, während er seinem Geliebten Zeit gab, ihn ganz in sich aufzunehmen. Schließlich entspannte sich Jörn merklich.

„Bist du so weit?“, erkundigte sich Teddy mit belegter Stimme. Er war zum Platzen hart.

„Ja!“ Jörn ließ den Oberkörper nach vorn auf die Wasseroberfläche sinken und streckte dabei die Arme seitlich aus, um sich auszubalancieren. Das erinnerte ihn wieder an Patrick Swayze und sein Baby bei ihrer Hebefigur. Mit den Beinen umklammerte er Teddys Hüfte. Der hielt ihn an der Taille fest, um ein Untergehen zu verhindern.

„Das ist so rattenscharf!“ Jörn keuchte.

Anscheinend konnte er von dem halb schwebenden Zustand nicht genug bekommen, denn es dauerte ein Weilchen, bis er Teddy bat, ihn zu ficken.

Das Wasser umspülte bei jedem Stoß ihre Körper. Es schäumte auf, schwappte davon, kam zurück und ließ Jörn immer wieder knapp unter der Oberfläche dümpeln. Für beide Männer war es einfach nur geil. Sex in aller Öffentlichkeit zu haben gab ihnen ein völlig neues Hochgefühl.

„Gleich!“, presste Teddy hervor, der sich unaufhaltsam in Jörns Enge drängte. Jörn hatte eine Hand unter Wasser getaucht, während der andere Arm weiter das Gleichgewicht hielt. Er begann sich zu wichsen, fühlte sich dadurch doppelt inspiriert. Wasser spritzte zunehmend auf. Teddys Griff wurde fester und seine Stöße härter. Die ganze Situation war gleichsam verrucht und verboten, was ihm einen völlig neuen Kick gab.

Als Jörn so weit war, tauchte er sein Gesicht unter Wasser und öffnete zu einem befreienden Schrei den Mund. Der See wandelte ihn in gedämpftes Gurgeln um, welches bestenfalls nur noch die Fische aufschrecken konnte. Sein Samen schwappte mit dem aufgewühlten Wasser davon.

Teddy spürte die Kontraktionen und stieß ein letztes Mal in seinen Geliebten, wobei ihn die Erlösung zu einem leisen, dunklen Grollen tief aus seinem Brustkorb verleitete.

Vorsichtig stellte er Jörn wieder auf die Beine. Erschöpft stützten sie sich gegenseitig. Erst nach einigen Augenblicken, in denen sich ihr Herzschlag wieder beruhigte, trennten sich die beiden Männer voneinander. Auf etwas wackligen Beinen staksten sie ans Ufer und ließen sich ermattet auf ihren Handtüchern nieder.

Der laue Nachtwind trocknete ihre Körper, während sie dicht beieinanderlagen und glücklich in den Sternenhimmel schauten. Für eine Weile hingen sie ihren eigenen trägen Gedanken nach, lauschten dem Echo ihrer verrückten Schwimmakrobatik.

Schließlich drängte sich Jörn an Teddy und ließ sich von ihm in die Arme nehmen.

Teddy deutete auf das sternenbesetzte Firmament. In der Stadt waren weit weniger Sterne zu sehen, aber hier am See konnte man sogar die Milchstraße erkennen. „Weißt du, wie die Milchstraße entstand?“, fragte er leise, als würde ein lautes Wort die Stimmung zerstören.

„Es gibt die Legende von Göttervater Zeus, der seinem neugeborenen Sohn Herkules die Unsterblichkeit versprach. Als Kind eines Gottes und einer Sterblichen war Herkules ein Halbgott, aber weder unverwundbar noch unsterblich. Zeus wollte sein Versprechen so schnell wie möglich einlösen. So nahm er den Säugling aus der Wiege und eilte mit ihm auf den Olymp. Er plante seiner Frau, der Göttin Hera, heimlich den Knaben an die Brust zu legen, damit dieser ihre Muttermilch trank, die ihm die Unsterblichkeit verleihen würde. Als Zeus sah, dass Hera eingeschlafen war, legte er seinen Sohn an ihre Brust. Herkules, schon als Säugling mit unerhörten Kräften ausgestattet, saugte zu fest. Die Göttin erwachte und riss sich den Knaben von der Brust. Dabei schoss ihre wertvolle Milch in weitem Bogen bis zum Himmel, wo die einzelnen Tropfen noch immer als Milchstraße erkennbar sind.“

„Die Geschichte kann sich auch ganz anders zugetragen haben und wir sind seit Jahrhunderten einem Irrtum aufgesessen.“

„Als Zeus sich der schönen Sterblichen näherte, die sein Kind empfangen sollte, war sie im tiefen Schlummer“, fabulierte Jörn. „Er legte sich voller Begehren zu ihr und begann, sich an ihrem Körper zu erfreuen. Als er sich schließlich in ihr versenkte, wachte sie auf. Sie erkannte, dass es nicht ihr Gemahl war, der mit ihr den Beischlaf vollzog, sondern ein Fremder. Sie stieß Zeus, der damit nicht rechnete, von sich herunter. Während sie aus dem Bett floh, rollte dieser zu Boden. Genau in dem Moment, als er kam. Sein Samen spritzte mit göttlichem Schwung den Himmel hinauf und hinterließ dort eine lange Spur.“

„Wohl wahr, aber den Samen in den See zu pumpen ist auch nicht gerade rationeller.“ Jörn stupste Teddy an, küsste ihn auf die Brust und stand auf. „Los komm, mein Großer. Du musst mir noch das Rückenschwimmen beibringen“, erklärte er und marschierte in all seiner nackten Pracht und mit provokant wackelndem Hintern zum Wasser.

ENDE