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Nr. 67

 

Die Para-Bank

 

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Cover

Klappentext

Vorwort

Zusatz zum Vorwort

Zeittafel

Prolog

Kapitel 1-10

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Kapitel 11-20

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

Kapitel 21-31

21.

22.

23.

24.

25.

26.

27.

28.

29.

30.

31.

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

Als Perry Rhodan sich mit der MARCO POLO dem Trümmersystem der Paramags nähert, wird er mit einer furchtbaren Waffe empfangen, den Antimateriefeldern der Magnetläufer. Um den Altmutanten im von Asporc gestarteten Riesenmeteoriten zu helfen, muss er seine Mutanten und die oxtornischen Überlebensspezialisten schicken, die auch prompt in eine gefährliche Situation nach der anderen geraten. Unterdessen bewahrheitet sich die Befürchtung, die Paramags könnten das Solsystem angreifen, weil sie dort starke PEW-Vorkommen vermuten. Terranische Raumschiffe werden von Antimateriefeldern vernichtet, es scheint keine Rettung zu geben. Diese kann nur Perry Rhodan bringen, der sich an der Quelle der Gefahr aufhält. Dabei läuft ihm die Zeit bis zur Wahl des neuen Großadministrators davon ...

Vorwort

 

 

»Stellt euch vor, es ist Wahl und keiner geht hin ...« Gemeint sind in diesem Fall nicht die ausbleibenden Wähler, sondern die Politiker, die Kandidaten; noch genauer: unser aller Perry Rhodan. Der nimmt sich nämlich die Freiheit, so lange im Milchstraßenzentrum zu bleiben, wie er es im Interesse der Menschheit für nötig hält. Aber wird die ihm das honorieren?

Man darf getrost davon ausgehen, dass Perry Rhodan fest damit rechnet. Und falls er es tatsächlich nicht schaffen sollte, zum Wahltermin zurück zu sein, dürfte als sicher gelten, dass lieber sein Freund und Stellvertreter Bully in die Bresche springt und im letzten Moment kandidiert. Denn wenn die Menschheit eines nicht will, ist es die Diktatur eines »starken Mannes« namens Bount Terhera.

Dass Terhera in den Prognosen trotz seiner Fehler zeitweilig vorne steht, liegt daran, dass sich keine echte Alternative anbietet. Man darf der Menschheit des 35. Jahrhunderts nicht unterstellen, nichts aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Die Menschen wissen sehr wohl, was sie an ihren Unsterblichen haben.

Wenn sie ihrer nach fast 1500 Jahren noch nicht überdrüssig sind, so liegt das daran, dass sie sich bei ihnen geborgen fühlen. Rhodans unendliche Erfahrung ist für die Menschen das politisch wertvollste Kapital. Nur das Gefühl, von ihm brüskiert zu werden, hat viele unfreiwillig in Terheras Arme getrieben.

Aber Perry wird es schaffen, in den entscheidenden Stunden zurück zu sein – wetten, dass ...?

Die in diesem 67. Band der PERRY RHODAN-Bibliothek zusammengefassten Romane sind (in Klammern die Originalnummern): Der Kampf der Paramags (594) von H. G. Francis, Die Antimaterie-Gefahr (595) von Hans Kneifel, Planetoid im Hypersturm (596) von H. G. Ewers, Das letzte Asyl (597) von Ernst Vlcek, Die Para-Bank (598) von William Voltz und Tag der Entscheidung (599) von Kurt Mahr.

 

Ich danke allen, die mit Rat und Tat zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben.

 

Horst Hoffmann

Zusatz zum Vorwort

 

 

Immer wieder erhält die PERRY RHODAN-Redaktion Anfragen von Lesern: Wo kann man sich weiter informieren? Was ist an zusätzlichen Projekten rings um PERRY RHODAN geplant? Wie kann ich mich ständig auf dem laufenden halten?

Dafür gibt's im Prinzip drei verschiedene Möglichkeiten: Sehr praktisch ist die Mitgliedschaft in der PERRY RHODAN-FanZentrale, kurz PRFZ genannt. Im Mitgliedsbeitrag enthalten ist dabei unter anderem die Zeitschrift SOL, ein sehr professionell wirkendes Heft; PRFZ-Mitglieder erhalten bei Veranstaltungen verbilligten Eintritt und werden zu speziellen Aktionen eingeladen. Wer sich dafür interessiert, kann ein kostenloses Informationspaket anfordern, das zu nichts verpflichtet. Einfach bestellen bei: PERRY RHODAN-FanZentrale, Postfach 23 52, 76413 Rastatt.

Schnell ist der Zugriff per Internet. Die umfangreiche PERRY RHODAN-Homepage lässt sich über www.Perry-Rhodan.net direkt ansteuern.

Wer mag, kann sich zudem per Telefon informieren: über die PERRY RHODAN-InfoLine nämlich. Unter der kostenpflichtigen Nummer 01 90/19 01 36 gibt es jede Woche neue Informationen – für 1,21 Mark pro Minute.

 

Die PERRY RHODAN-Redaktion

Zeittafel

 

 

1971/84 – Perry Rhodan erreicht mit der STARDUST den Mond und trifft auf die Arkoniden Thora und Crest. Mit Hilfe der arkonidischen Technik gelingen die Einigung der Menschheit und der Aufbruch in die Galaxis. Das Geistwesen ES gewährt Rhodan und seinen engsten Wegbegleitern die relative Unsterblichkeit. (HC 1–7)

2040 – Das Solare Imperium entsteht und stellt einen galaktischen Wirtschafts- und Machtfaktor ersten Ranges dar. In den nächsten Jahrhunderten folgen Bedrohungen durch die Posbi-Roboter und galaktische Großmächte wie Akonen und Blues. (HC 7–20)

2400/06 – Entdeckung der Transmitterstraße nach Andromeda; Abwehr von Invasionsversuchen von dort und Befreiung der Völker vom Regime der Meister der Insel. (HC 21–32)

2435/37 – Der Riesenroboter OLD MAN und die Zweitkonditionierten bedrohen die Galaxis. Nach Rhodans Odyssee durch M 87 gelingt der Sieg über die Erste Schwingungsmacht. (HC 33–44)

2909 – Während der Second-Genesis-Krise kommen fast alle Mutanten ums Leben. (HC 45)

3430/38 – Das Solare Imperium droht in einem Bruderkrieg vernichtet zu werden. Bei Zeitreisen lernt Perry Rhodan die Cappins kennen. Expedition zur Galaxis Gruelfin, um eine Invasion der Milchstraße zu verhindern. (HC 45–54)

3441/43 – Die MARCO POLO kehrt in die Milchstraße zurück und findet die Intelligenzen der Galaxis verdummt vor. Der Schwarm dringt in die Galaxis ein. Gleichzeitig wird das heimliche Imperium der Cynos aktiv, die am Ende den Schwarm wieder übernehmen und mit ihm die Milchstraße verlassen. (HC 55–63)

3444 – Nach Missverständnissen und Kampf werden die bei der Second-Genesis-Krise in den Hyperraum geschleuderten Bewusstseine der Altmutanten in einen Riesenmeteoriten mit PEW-Metall gebracht, das sie zum Überleben brauchen. Als dieser Meteorit zum Leben erwacht und von Asporc startet, verfolgen die Terraner ihn bis ins Trümmersystem der Paramags. (HC 64–66)

Prolog

 

 

Seit dem 8. Juni des Jahres 3443 ist die Schwarm-Krise beendet. Zahlreiche Fragen sind offengeblieben, zum Beispiel die nach den geheimnisvollen Erbauern des Schwarms.

Perry Rhodan hat kaum Gelegenheit, sich diese Fragen zu stellen. Es gibt nicht nur die Probleme mit dem Wiederaufbau und der Betreuung besonders schlimm von der Verdummung Betroffener, sondern unerwartete innenpolitische Schwierigkeiten. Bestimmte Gruppen werfen ihm vor, während der Krise eine falsche Politik betrieben zu haben. Angesichts bald anstehender Neuwahlen ist er gefordert, sich zu behaupten und die Vorwürfe zu entkräften.

In dieser Situation erscheint an Bord eines längst überfälligen Robotschiffs ein Fremder auf der Erde. Mit dem Asporco kommen die »Stimmen der Qual«, geheimnisvolle, verheerende paranormale Mächte, die Chaos und Tod verbreiten.

Perry Rhodan und seine Freunde fliegen mit dem Fremden zum entfernten Planeten Asporc, der von einer Priesterkaste beherrscht wird. Sie entdecken dort einen riesigen abgestürzten Meteoriten, der von Adern eines geheimnisvollen Materials – des so genannten PEW-Metalls – durchzogen ist. In diesem Metall scheinen sich die »Stimmen der Qual« zu materialisieren und verstärkt zu werden.

Nach gefährlichen Abenteuern kehrt die Expedition zur Erde zurück – nicht ahnend, dass die unbekannte Macht sich inzwischen im Supermutanten Ribald Corello manifestiert hat. Eine unheimliche Jagd auf Corello und Alaska Saedelaere beginnt, der von Corello geistig beherrscht wird. Der Supermutant dringt in eine unterseeische Station der alten Lemurer ein und erweckt die im Kälteschlaf befindliche Besatzung, um acht synthetische Körper zu erschaffen. Kaum ist das geschehen, da verlassen ihn seine Beherrscher und ergreifen von den Synthos Besitz.

Bald zeigt sich, dass sie – niemand anderer als die im Jahr 2909 während der Second-Genesis-Krise verstorbenen Mutanten, die über 500 Jahre lang im Hyperraum gefangen waren – zu überstürzt gehandelt haben. Ihre künstlichen Körper zerfallen. Perry Rhodan lässt sie zum Medoplaneten Tahun schaffen, aber alle Kunst der Ärzte versagt. Die Mutanten scheinen dem Tod geweiht zu sein.

In einem letzten Aufbäumen schaffen sie einen Astralkörper, der alle acht Bewusstseine aufnimmt. In ihm fliehen sie aus der Klinik und in das Schiff eines größenwahnsinnigen Neuarkoniden, um mit ihm dorthin zu fliegen, wo sie vielleicht noch Rettung finden können – nach Asporc, dem Planeten mit dem für sie überlebenswichtigen PEW-Metall.

Tatsächlich finden sie dort die gesuchte Geborgenheit in einem riesigen Meteoriten, der sich jedoch bald als gigantisches Raumschiff herausstellt und aus der Planetenkruste löst. Perry Rhodan lässt ihn verfolgen bis in das galaktische Zentrum und das Trümmersystem der Paramags, die einst dieses Schiff erbauten und mit ihm auf die Suche nach PEW-Metall in anderen Sonnensystemen gingen. Eines dieser anderen Systeme war das Solsystem mit seinem damals noch erhaltenen Planeten Zeut.

Somit ist für die Terraner eine neue Gefahr gegeben, denn die Daten über das Solsystem befinden sich noch in den Speichern des Asteroiden, in dem inzwischen die Altmutanten gegen gleich drei Gefahren zu kämpfen haben: erstens die »Zeitgeschädigten«, die im Meteoriten erwachten Paramags, in deren Körper sie auch geschlüpft sind; zweitens die normalen Paramags aus dem Trümmersystem und drittens gegen die Paradoxintelligenz, die sich aus dem PEW-Stoff selbst entwickelt hat ...

1.

 

Juli 3444

Milchstraßenzentrum

 

 

In den Steuerleitzentralen von zehn Space-Jets der MARCO POLO leuchteten um genau acht Uhr des 17. Juli die Grünlichter auf. Hell strahlten die Sterne durch die offenen Hangartore herein. Auf den Bildschirmen der Raumschiffe entstanden milchige Schleier.

Der Hangaroffizier gab den Start frei. In schneller Folge schwebten die Maschinen durch die Schleusen hinaus. Die Abstrahldüsen flammten auf, als sie plötzlich beschleunigten. Ihre Aufgabe war, eine Funkbrücke bis zur nächsten Innensektorstation der USO aufzubauen.

Entscheidend war, dass die Kommandanten der Schiffe mit den außerordentlichen astrophysikalischen Bedingungen im Zentrum der Galaxis fertig wurden, ohne dass allzu große Verzögerungen in Kauf genommen werden mussten. Hier im Mittelpunkt der Milchstraße tickte eine Zeitbombe. In jeder Sekunde konnte der Funke ins heimatliche Solsystem überschlagen, denn hier wie dort gab es das PEW-Metall, den Parabio-Emotionalen-Wandelstoff.

Und die Paramags beanspruchten sämtliches PEW-Metall der Galaxis für sich.

Das Bordchronometer stand auf 9.00 Uhr, als Perry Rhodan zusammen mit Atlan die Hauptleitzentrale der MARCO POLO betrat. Am Konferenztisch diskutierten die wichtigsten Wissenschaftler des Ultraschlachtschiffes mit einigen der Mutanten und den Führungsoffizieren. Das Gespräch verstummte, als Rhodan sich auf seinen Platz setzte. Die Aufmerksamkeit wandte sich dem Großadministrator zu.

Atlan blickte zum Hauptbildschirm hinauf, auf dem das Trümmersystem der Paramags dargestellt wurde. Es bestand aus über 10.000 Himmelskörpern verschiedenster Größe und war doch nicht vollständig. Die Astronomen und Astrophysiker der MARCO POLO hatten ermittelt, dass insgesamt neun Trümmerstücke von beachtlichen Ausmaßen fehlten. Eines von ihnen war zurückgekehrt – der Riesenmeteorit von Asporc. Mit ihm war die MARCO POLO gekommen.

»Lassen Sie mich ganz kurz zusammenfassen, zu welchem Ergebnis wir bei unseren bisherigen Besprechungen gekommen sind«, begann Perry Rhodan.

Ein peitschender Knall unterbrach ihn. Alaska Saedelaere griff sich erschreckt an seine Plastikmaske, hinter der das Cappinfragment geheimnisvoll leuchtete. Als er die Hand senkte, hielt er einige glutrote Splitter in den Händen. Irritiert blickte er Icho Tolot, den Haluter, an.

»Entschuldigt«, sagte der Koloss. Leider vergaß er in der ersten Überraschung, seine Stimme zu dämpfen. Die beiden Wissenschaftler neben ihm kippten fast aus ihren Sesseln. Mit schmerzhaft verzerrtem Gesicht hielten sie sich die Hände an die Ohren.

»Könnten wir zur Sache kommen?«, fragte Rhodan.

»Tut mir leid«, flüsterte der Haluter entschuldigend. Sicherlich war er der Meinung, nunmehr leise genug gesprochen zu haben. Die beiden Terraner an seiner Seite waren anderer Ansicht. Einer von ihnen erhob sich und setzte sich an einen weit entfernten Platz. Der andere hielt betroffen die Trümmer seiner Kaffeetasse, die unter der Einwirkung der Donnerstimme zerplatzt war.

»Wir sind jetzt ruhig«, piepste Gucky. »Ich hatte Icho nur gebeten, ein paar Asporc-Nüsse für mich zu knacken.«

Der Haluter zeigte seine Zahnreihen und spuckte die Splitter vorsichtig aus, die noch übriggeblieben waren. Sie pfiffen Professor Dr. Geoffry Waringer um die Ohren. Der Wissenschaftler schien für derartige Scherze jedoch kein Verständnis zu haben. Er setzte zu einer ärgerlichen Antwort an, als der Mausbiber sich auf den Schoß des Haluters teleportierte und ihm vorsichtig zwischen die Zähne griff.

»Es war ja schon die letzte Nuss«, versicherte er und zeigte eine faustgroße Frucht von violetter Farbe herum. »Und einen so großen Nussknacker haben wir sonst leider nicht an Bord.«

Die Mienen der anderen zeigten ihm, dass er versuchte, seinen Appetit zu falscher Zeit am falschen Ort zu stillen.

»Na schön«, maulte er. »Dann verschwinde ich eben.«

Telekinetisch beförderte er ein großes Stück von der stahlharten Nussschale auf das Manuskript, das vor Alaska Saedelaere lag, und zog sich aus der Hauptleitzentrale zurück, indem er entmaterialisierte.

Rhodan räusperte sich. In seinen Mundwinkeln zuckte es verdächtig.

»Können wir jetzt zur Sache kommen?«, fragte er nochmals und sah zu, wie der Mann mit der Maske die Nussschale in einen Abfallvernichter beförderte. Alaska lächelte. Nur Gucky konnte wohl auf den Gedanken kommen, den riesigen Haluter als Nussknacker zu benutzen. Die Worte des Großadministrators zwangen ihn, sich wieder der außerordentlichen Situation zuzuwenden, in der sie sich befanden.

»Ich erinnere daran«, sagte Rhodan, »dass die galaktischen Positionsdaten des Solsystems im Speicherzentrum des Meteoriten enthalten sind. Wenn es den gesunden Paramags gelingt, ihren PEW-Bezugstransdeformator mit Hilfe dieser Daten auf den ehemaligen Planeten Zeut zu justieren, kann eine praktisch unbegrenzte Zahl von Paramags ohne jeden Zeitverlust dort materialisieren. Ich glaube, dass ich darauf verzichten kann, hier zu erläutern, was es bedeutet, wenn plötzlich Milliarden Paramags ins Solsystem einfallen.«

»Ich glaube, das können wir uns alle vorstellen«, entgegnete Atlan. »Sie werden einen Schock erleiden, wenn sie feststellen, dass der Planet Zeut nicht mehr besteht.«

»Richtig«, stimmte Rhodan zu. »Sie hoffen, einen unversehrten Planeten mit optimalen Lebensbedingungen zu finden, und werden feststellen müssen, dass es zwischen Mars und Jupiter nur Trümmerstücke gibt, die allerdings hochgradig mit PEW-Metall angereichert sind.«

»Meiner Meinung nach befindet sich das gesamte Sonnensystem in akuter Gefahr. Noch ist es den Paramags offensichtlich nicht gelungen, die Daten zu bekommen«, sagte der Arkonide, »aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie die Speicherbänke anzapfen.«

»Wir sind hier zusammengekommen, um Mittel und Wege zu finden, mit denen wir gerade das verhindern können«, erinnerte Rhodan an das Thema der Konferenz.

Atlan lächelte unmerklich und nickte.

»Ich gehe dennoch davon aus, dass wir zu spät handeln«, sagte er. »Was spricht gegen eine doppelte oder dreifache Sicherung für die Erde? Die Situation ist außerordentlich kritisch. Nur eine einzige Verteidigungsmaßnahme zu treffen wäre doch wohl etwas unvorsichtig. Angesichts der Gefahr für das Solsystem plädiere ich für einen ganzen Fächer von vorbeugenden Abwehraktionen. Nur so können wir vermeiden, dass die Paramags Terra überraschen.«

»Das ist grundsätzlich richtig«, antwortete Rhodan. »Was schlägst du vor?«

Atlan trank einen Schluck Kaffee. Er bemühte sich, gleichgültig auszusehen, so als ob er sich über konkrete Schritte noch keine Gedanken gemacht hätte.

»Mindestens zwei bis drei Kreuzer sollten zur Erde fliegen und dort Vollalarm ausrufen«, entgegnete er, als er die Tasse abgesetzt hatte.

Rhodan blickte den Arkoniden an. Er sah fast verärgert aus, denn er durchschaute die Gedankengänge Atlans sofort. Der frühere Arkoniden-Imperator dachte bereits erheblich weiter als alle anderen hier am Konferenztisch. Er wollte gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und bezog nicht nur die Paramag-Bedrohung, sondern auch politische Überlegungen in seine Planung mit ein. Wenn Rhodan einige Kreuzer ins Solsystem schickte und den totalen Notstand ausrufen ließ, dann würde die für den 1. August angesetzte Neuwahl des Großadministrators ganz zwangsläufig verschoben werden müssen.

Die beiden Männer blickten sich an.

»Erstens habe ich mich noch lange nicht dazu entschlossen, mich erneut für eine Wiederwahl zu stellen«, sagte Rhodan in eisigem Tonfall. »Und zweitens liegen mir derartige politische Tricks fern. Das solltest du allmählich begriffen haben.«

»Ich darf vielleicht daran erinnern, dass wir heute den 17. Juli schreiben«, sagte Atlan nicht minder kühl. »Damit bleiben knapp zwei Wochen für den Wahlkampf. Diese Zeit dürfte etwas kurz sein.«

»Du scheinst mich missverstanden zu haben«, entgegnete Rhodan. »Für mich gibt es im Augenblick kein Problem Wiederwahl. In vierzehn Tagen werde ich als Großadministrator abtreten. Für mich gibt es nur eine Alternative – entweder hier gegen die Paramag-Gefahr zu kämpfen oder auf der Erde politische Interessen wahrzunehmen. Selbst dir sollte allmählich klar geworden sein, dass die Entscheidung zugunsten der Paramag-Gefahr längst gefallen ist.«

Der Arkonide lächelte hintergründig.

»Ich staune immer wieder über den barbarischen Terraner, der einfach unfähig zu sein scheint, die feinen Regeln der politischen Raffinesse jemals zu begreifen. Wann endlich wirst du erwachsen werden und erkennen, dass ein Großadministrator sich derartige Naivitäten nicht leisten kann?« Die Lautstärke seiner Stimme steigerte sich. »Politische Macht und Verantwortung verschenkt man nicht einfach wie ein Butterbrot und ein Ei.«

»Sieh da – ein Ereiferer«, spottete Rhodan. »Fehlt noch etwas? Du hast noch gar nichts von Unfähigkeit gesagt.«

»Das wäre auch übertrieben«, gab der Unsterbliche hitzig zurück. »Das ist es ja gerade. Einem Unfähigen könnte man derartige Vertrauensseligkeit in die Treue seiner Wählerschaft verzeihen, nicht aber einem Mann, der über anderthalb Jahrtausende hinweg gezeigt hat, dass er und kein anderer an die Spitze des Solaren Imperiums gehört.«

Perry Rhodan stützte beide Ellenbogen auf den Tisch, blickte den Lordadmiral an und grinste breit. »Noch etwas, Atlan?«

In der Runde am Tisch herrschte betretenes Schweigen. Niemand wagte, sich in die Diskussion einzumischen, obwohl alle gefühlsmäßig stark engagiert waren.

»Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt Sinn hat, mit dir über diese Dinge zu sprechen«, sagte der Arkonide zornig.

Die beiden Freunde blickten sich an. Atlan beherrschte sich nur noch mühsam. Die gelassene Haltung Rhodans forderte ihn heraus.

»Können wir jetzt endlich zum Tagungsthema zurückkommen?«, fragte der Großadministrator.

»Wir sind beim Thema«, sagte der Lordadmiral heftig. »Du kannst die Paramag-Frage nicht separat behandeln. Was immer du auch tust, deine Entscheidungen werden auch von politischer Bedeutung sein.«

»Mag sein«, stimmte Rhodan zu, »aber das interessiert mich jetzt nicht. Wir sind hier, weil wir Mittel und Wege finden müssen, die Paramags daran zu hindern, in das Solsystem einzubrechen. Nur diese eine Frage steht zur Diskussion.«

Atlan machte Anstalten, sich zu erheben, als Gucky mitten auf dem Tisch materialisierte. Sein linker Fuß prallte dabei gegen eine Kaffeekanne und schleuderte sie zur Seite. Sie zerbrach, und ihr dampfender Inhalt ergoss sich über den stattlichen Bauch Dalaimoc Rorvics. Der Ultrafrequenz-Ingenieur sprang auf und stieß dabei unartikulierte Schreie aus. Unerwartet reaktionsschnell griff er mit beiden Händen nach dem Mausbiber und versuchte ihn zu packen. Das gelang ihm jedoch nicht, da der Ilt erschrocken zurückfuhr. Er kippte dabei ein Glas mit einem roten Fruchtsaftgetränk um und beförderte den Inhalt auf die Uniform, die Ras Tschubai sich vor kaum einer halben Stunde von der Kleiderkammer hatte geben lassen.

»Betty ruft«, sagte Fellmer Lloyd, der Telepath, zu Rhodan, während Gucky verstört hinter den Sessel Atlans teleportierte.

Der Ilt hatte dabei übersehen, dass eine Assistentin aus dem positronischen Rechenzentrum mit einem Stapel von Untersuchungsergebnissen auf der Arkoniden zuging. Er rematerialisierte unmittelbar vor ihren Füßen. Sie stolperte, fiel über ihn hinweg und landete in einer Wolke hochfliegender Blätter in den Armen des Lordadmirals.

»Diese verdammten Weiber!«, quietschte Gucky ärgerlich. »Sie sorgen nur für Unordnung!«

Irritiert blickte er auf Dalaimoc Rorvic, der von seinem eigenen Schwung quer über den Konferenztisch geworfen worden war und seine dicken Finger nunmehr aus einem Schälchen mit Kaffeesahne befreite. Gucky schüttelte den Kopf und schleuderte einen Dienstroboter zur Seite, weil er ihm im Wege war. Er teleportierte zum Hauptschaltpult und rematerialisierte auf der Kontrolltafel neben den drei von der Decke herabhängenden SERT-Hauben. Eine Notizmappe, die einer der Piloten hier hingelegt hatte, flog telekinetisch bewegt in den Pilotensessel.

Die mit roten Warnmarken versehene Schutzkappe über dem Knopf für Vollalarm zersplitterte unter der Einwirkung psychokinetischer Kräfte. Alles war so schnell gegangen, dass Perry Rhodan sich erst jetzt aus seinem Sessel lösen konnte. Er näherte sich dem Ilt mit Riesenschritten, blieb dann jedoch betroffen stehen, als der Mausbiber den Knopf mit der geballten Faust herunterschlug.

Im gleichen Moment begannen die Alarmsirenen und Lärmpfeifen in der MARCO POLO zu heulen.

»Betty Toufry hat sich gemeldet«, piepste der Ilt. »Sie war ziemlich aufgeregt.«

»Was ist passiert?«, fragte Rhodan.

»Oh – ich glaube, ich habe ziemlich viel Unordnung gemacht«, sagte Gucky und blickte mit großen Augen auf die Assistentin, die sich aus den Armen des Arkoniden befreite. Ihre Wangen brannten.

»Gucky!«

Der Ilt schluckte. Er sah ein, dass er Perry Rhodan informieren musste. »Die Mutanten auf dem Meteoriten haben festgestellt, dass die durch die Paramags gebildete totale Blockade teilweise aufgehoben ist«, berichtete er.

Atlan hatte die verlegene Frau inzwischen zur Seite geschoben. Er kam ebenfalls zu Gucky. Die letzten Worte hatte er gehört.

»Das bedeutet, dass es jetzt wieder mehrere PEW-Verbindungen vom Meteoriten zu den anderen Himmelskörpern des Trümmersystems gibt«, stellte er fest. »Damit ist es den gesunden Paramags wieder möglich, in den Meteoriten vorzudringen. Mit Hilfe der Paratransaugen kommen sie hinein.«

»Richtig«, stimmte Rhodan nüchtern zu. »Andererseits erwacht aber auch die Paradoxintelligenz des hochaktivierten PEW-Metalls zu erneuter Abwehrkraft. Die Lage hat sich verschärft.«

Der Ilt gestikulierte heftig. »Betty teilt noch mit, dass der Paradox-I-Komplex in seiner seltsamen Individualstrahlung wieder deutlich zu spüren ist. Plötzlich rennen auch die von ihm konstruierten Blech- und Plastikheinis wieder überall umher. Ich meinte natürlich – äh – Roboter, Perry.«

»Schon gut, Kleiner. Es wäre mir lieb, wenn du mich ein wenig präziser informiertest.«

»Ich gebe mir alle Mühe«, beteuerte Gucky und zeigte seinen Nagezahn. Er genoss es sichtlich, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, und freute sich, dass er den Großadministrator unterrichten konnte – und nicht etwa Fellmer Lloyd, der die telepathischen Nachrichten ebenso empfing wie er.

»Die auf dem Meteoriten heimischen Paramags, also die Zeitgeschädigten, befinden sich in heller Panik. Sie schleusen sich mit Hilfe ihrer Paratransdeformation in die PEW-Adern ein und flitzen darin herum, als wollten sie Achterbahn spielen.«

»Gucky!«

»Schon gut. Ich bin ja schon bei der Sache, Perry. Ich erlaubte mir nur einen etwas bildhaften Ausdruck, weil ich das Gefühl hatte, der gute Atlan könne uns nicht folgen.«

Rhodan wandte sich halb um und machte Anstalten, zu Fellmer Lloyd zu gehen. Der Ilt griff rasch nach seinem Ärmel und hielt ihn fest.

Währenddessen hatte Toronar Kasom das Kommando übernommen. Er schaltete die Alarmsirenen ab und überwachte die verschiedenen Stationen des Ultraschlachtschiffes. Die Offiziere und Mannschaften nahmen innerhalb weniger Minuten ihre Kampfpositionen ein. Die Klarmeldungen liefen in schneller Folge ein.

»Betty meint, dass die Paramags völlig verwirrt sind. Sie versuchen, mit einer mentalen Paraweichenstellung die Maschinen des Meteoriten zu beeinflussen.«

»Das ist infolge der mechanischen Sperre, die von dem Paradox-Komplex aufgebaut wird, nicht möglich«, erläuterte Fellmer Lloyd, der zu Rhodan getreten war.

Diese letzten Erläuterungen interessierten Rhodan jedoch nur noch am Rande. Für ihn war einzig und allein die Tatsache wichtig, dass es den gesunden Paramags des Trümmersystems nunmehr möglich war, in den Meteoriten vorzudringen. Dabei konnten sie mit ihren außerordentlichen Fähigkeiten ihrer Paratransdeformation Schleichwege benutzen, die ein menschliches Gehirn überhaupt nicht erfassen konnte.

»Jetzt sind die Paramags nicht mehr aufzuhalten«, sagte Atlan mit Nachdruck.

Rhodan nickte. »Sie können die Schaltzentrale des Meteoriten erreichen und dort an die Positionsdaten des Solaren Systems und des ehemaligen Planeten Zeut kommen. Es dürfte wohl nicht der geringste Zweifel daran bestehen, dass die Paramags mühelos mit den Speicheranlagen fertig werden.« Er blickte Gucky an. »Dein eigenmächtig ausgelöster Vollalarm ist also durchaus berechtigt, Kleiner.«

Rhodan setzte sich in seinen Spezialsessel. Seine Befehle überstürzten sich. Die zahlreichen Beiboote der MARCO POLO meldeten Einsatzbereitschaft. Flammende Lichter auf den Kontrolltafeln in der Hauptleitzentrale gaben Aufschluss darüber, welche Schiffe startbereit waren. Aus den Roboterdepots marschierten und schwebten Kolonnen von Kampfautomaten zu den Hangars. Rhodan aktivierte insgesamt zweitausend Kampfroboter mit speziellen Programmierungen. Alle Mutanten hatten die Hauptleitzentrale verlassen. Nur noch Gucky hielt sich hier auf. Er konnte jederzeit mit einer Teleportation auf einen der Kreuzer folgen.

Rhodan hatte sich entschlossen, den Riesenmeteoriten direkt mit den Korvetten und Space-Jets anzufliegen. Nach den Erfahrungen, die der Ilt und Icho Tolot gemacht hatten, verzichtete er darauf, die Transmitterverbindung zu benutzen, die noch immer zwischen der MARCO POLO und dem PEW-Meteoriten bestand. Auf Grund der vielfältigen und äußerst komplizierten Energieabhängigkeiten fünfdimensionaler Spannungsfelder im Zentrum der Galaxis waren Zeitverschiebungen aufgetreten, die den Mausbiber weit in die Vergangenheit geschleudert hatten.

»Sag Betty, dass wir alles tun werden, um ihnen zu helfen«, sagte Rhodan zu Gucky. »Wir kommen, so schnell es eben geht.«

»Ich glaube, dass sie dringend Unterstützung benötigen.« Der Ilt verschränkte die Arme vor der Brust und konzentrierte sich auf die telepathische Verbindung zu der Mutantin auf dem PEW-Meteoriten.

 

Aus den Schleusentuben der MARCO POLO schossen in schneller Folge Space-Jets und die sechzig Meter durchmessenden Korvetten hervor.

Perry Rhodan befand sich noch immer in der Hauptleitzentrale der MARCO POLO und erteilte seine Befehle. Unmittelbar hinter ihm stand der Mausbiber und hüpfte von einem Fuß auf den anderen.

»Wenn wir uns nicht beeilen, Perry, fährt der Zug noch ohne uns ab«, sagte er drängend.

Rhodan drehte sich um und lächelte. »So ungeduldig, Kleiner?«

Gucky blickte zu dem großen Bildschirm hinauf, auf dem die zahllosen Sonnen des Galaxiszentrums und die Bruchstücke des Trümmersystems hell strahlten. Deutlich war der Schwarm der Korvetten und Space-Jets zu erkennen, der sich zwischen der MARCO POLO und dem Trümmersystem der Paramags befand. Bis jetzt trieben die Raumschiffe nur langsam von dem Ultraschlachtschiff weg. Man wartete noch auf den letzten, entscheidenden Befehl.

Rhodan erhob sich. Er ging zu einem Wandschrank, nahm einen Gürtel mit einem Kombistrahler hervor und band ihn sich um. Sorgfältig überprüfte er die Waffe.

»Also gut, Kleiner. Du weißt, wo wir erwartet werden?«

Der Ilt teleportierte in die Hauptleitzentrale einer Korvette, die noch im Hangar parkte. Auf dem Pilotensitz wartete der umweltangepasste Toronar Kasom auf den Start. Rhodan gab ihm das lang erwartete Zeichen, während er zu dem für ihn vorgesehenen Sessel ging. Unmittelbar darauf schwebte das Raumschiff durch eine Schleuse in den freien Raum hinaus.

Auf dem Tisch stand eine Tasse Kaffee. Rhodan trank und beobachtete über den Rand der Tasse hinweg die Anzeigen der Instrumente vor dem Piloten. Als er das Gefäß wieder zurückstellte, krachte es. Der Kunststoff zersplitterte in seinen Fingern, und der Rest der heißen Flüssigkeit lief über den Tisch.

Rhodan blickte auf. Ihm gegenüber lauerte Icho Tolot auf einem Spezialsitz und starrte ihn mit offenem Mund an. Zwischen seinen Zähnen hingen die Splitter einer Asporc-Nuss. Ein gelblich-grüner Saft rann ihm über die Lippen, und ein unerträglicher Gestank breitete sich in der Zentrale aus.

Atlan, der unmittelbar neben dem Haluter saß, erhob sich und eilte aus dem Raum. Er war auffallend blass und hielt sich würgend die Hand vor den Mund. Ihm folgten Geoffry Waringer, Dalaimoc Rorvic und Ras Tschubai in ähnlicher Haltung. Toronar Kasom schaltete die Klimaanlage auf Höchstleistung, während Gucky sich einfach mit einem Teleportersprung rettete.

»Ich glaube, die Nuss war nicht mehr ganz frisch«, sagte Icho Tolot und schluckte schnell hinunter, was sich in seinem Mund befand. Darunter bemerkte Rhodan einige weißliche Würmer.

Gucky kehrte zurück, nahm ihn an der Hand und teleportierte mit ihm zusammen auf den Gang vor dem Haupteingangsschott, wo auch die anderen nach frischer Luft schnappten. Rhodan setzte zu einem wütenden Verweis an. Als er jedoch sah, dass der Ilt sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und verzweifelt würgte, verzichtete er darauf. Er lachte.

»Du hättest lieber mit deinem Supernussknacker verschwinden sollen«, sagte er.

Gucky nickte stumm. Er atmete tief durch und schien sich allmählich zu erholen. »Ich rühre nie wieder eine Asporc-Nuss an«, versprach er.

Rhodan ging zum Schott und öffnete es. Icho Tolot kam ihm entgegen. Er wischte sich mit Papiertüchern seinen Rachen ab, um die faulige Flüssigkeit zu entfernen. Hinter ihm stand Toronar Kasom. Der Ertruser schimpfte mit halberstickter Stimme auf den Haluter.

Gucky tat das einzig Richtige. Er nahm Rhodans Hand und teleportierte an Icho Tolot vorbei in die Zentrale. Die Klimaanlage hatte den Gestank der Nuss schon weitgehend abgesogen. Der Haluter aber stampfte inmitten einer »Duftwolke« über den Gang hinaus, vorbei an den anderen, die sich die Nase zuhielten und ihm den Rat erteilten, ein bisschen schneller zu gehen.

Toronar Kasom saß wie erstarrt auf seinem Platz. Nur an seinen zuckenden Wangenmuskeln war zu erkennen, dass er noch lebte. Als er die Schritte Rhodans hinter sich hörte, bewegten sich seine Hände.

»Anflug auf den Meteoriten!«, befahl Rhodan. »Wiederholen Sie an alle: Wir durchfliegen das Trümmersystem mit einer kurzen Linearetappe.«

Kasom gab den Befehl an die anderen Raumschiffe des Verbandes weiter. Alle Korvetten und Space-Jets jagten auf die Trümmer zu.

»Damit wir klar sehen, mein Kleiner«, sagte Rhodan zu dem Ilt, ohne sich nach ihm umzusehen. »Das war die letzte Nuss, die an Bord geknackt wurde, verstanden?«

»Natürlich, Perry«, antwortete Gucky kleinlaut.

»Wenn noch einmal so etwas passiert, werden wir dich und Icho ausschleusen und hier zurücklassen, bis wir wiederkommen.«

Er drehte sich zu dem Mausbiber um. Gucky atmete auf, als er sah, dass Rhodan lächelte. Natürlich wusste er, dass Perry einen derartigen Befehl niemals erteilen würde.

»Es war ganz bestimmt die letzte Nuss«, versprach der Ilt. »Die anderen werde ich einfach in den Raum teleportieren.«

»Das will ich hoffen«, sagte Toronar Kasom stöhnend, »denn sonst vergesse ich mit Sicherheit, dass ich ein friedlicher Mensch bin.«

Als die Korvette nahezu Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte, kehrten Atlan, Ras Tschubai, Fellmer Lloyd, Dalaimoc Rorvic und Waringer in die Zentrale zurück. Sie sahen alle noch ein wenig blass aus.

»Du hast ja keine Ahnung, was du angerichtet hast, Gucky«, sagte Atlan und schüttelte sich.

»Doch, ich glaube schon«, entgegnete Rhodan.

Atlan schüttelte den Kopf. »Als Icho an uns vorbeiging, war er ziemlich überrascht«, erklärte der Arkonide. »Er begriff offenbar gar nicht, dass uns von dem Gestank so schlecht geworden war, ihm schien er sehr zu gefallen. Ich fürchte, er ist jetzt auf der Suche nach weiteren Nüssen.«

Gucky teleportierte, bevor Toronar Kasom ihn packen konnte. Der Ertruser sah eigentümlich grün aus im Gesicht.

Als Rhodan zu ihm ging, kehrte schlagartig Ruhe ein. Der Zwischenfall war vergessen. Das Trümmersystem rückte schnell näher. Die Korvette hatte mittlerweile zu den vorangeflogenen Raumschiffen aufgeschlossen. In keilförmiger Anordnung raste der Schwarm auf sein Ziel zu.

Toronar Kasom leitete das Linearmanöver ein. Als die Korvette wieder in das Normaluniversum zurückfiel, sank die Geschwindigkeit beträchtlich ab.

»Versuchen Sie, Hyperfunkverbindung mit den Paramags aufzunehmen!«, befahl Rhodan.

Kasom schaltete die Funkgeräte ein und sendete eine Folge von Signalen, mit denen er die Paramags aufforderte, sich zu melden.

»Meinst du, dass die Paramags darauf eingehen werden?«, fragte Atlan.

Rhodan nickte. »Es wäre logisch, wenn sie es täten. Mit ihrer Technik müssten sie uns empfangen und verstehen können.«

Kasom wiederholte die Signalkette immer wieder, aber er erzielte keine Reaktion.

»Sie müssten uns eigentlich längst geortet haben«, sagte der Arkonide. »Wir sind immerhin mitten im System.«

Toronar Kasom flog ein Manöver, um einem Schwarm von Trümmerstücken auszuweichen.

Plötzlich flammte das All vor ihnen auf. Eine gleißend helle Sonne entstand in der Nähe einiger Space-Jets. Die Keilformation der Raumschiffe löste sich auf. Die Jets wichen nach allen Seiten aus. Sekunden darauf zeigte sich, dass diese Manöver richtig gewesen waren, denn vier weitere Glutbälle tauchten aus dem Nichts heraus auf.

Kasom sendete erneut mit dem Hyperfunkgerät. Er bat die Paramags, sich zu melden, doch auch jetzt erhielt er keine Antwort. Daraufhin leitete er den Befehl Rhodans an die Funkleitzentrale weiter. Pausenlos gingen die Funksprüche hinaus.

Wieder explodierten die unbekannten Waffen im Raum, ohne die Korvetten und Space-Jets aufhalten zu können.

»Bis jetzt haben sie noch keinen Treffer erzielt«, stellte Atlan nüchtern fest. »Besonders präzise sind sie nicht.«

Unmittelbar vor der Korvette flammte das All auf. Toronar Kasom reagierte mit der unglaublichen Präzision und Schnelligkeit, zu der nur ein Ertruser fähig war, als er zum Linearflug überging. Als das Schiff in das Einstein-Universum zurückkehrte, schwankte es stark. Einige Erschütterungen kamen durch, und auf dem Kontrollpunkt leuchteten zahlreiche Warnlampen auf.

Rhodan und Atlan blickten sich beunruhigt an. Die Kontroverse von der Konferenz war vergessen. Jetzt galt ihr Interesse einzig und allein der gefährlichen Situation, die unerwartet entstanden war.

»Die Energieausschüttung war nicht viel geringer als bei einer Transformbombe«, sagte Geoffry Waringer, der unbemerkt näher getreten war.

»Das war aber keine Transformbombe«, antwortete Rhodan.

Waringer nickte zustimmend. Er deutete auf die Messinstrumente auf den langgestreckten Bänken der Computer und Steuergeräte.

»Bis jetzt lässt sich natürlich noch nicht viel sagen, Perry, aber ich vermute, dass wir mit Antimateriewaffen angegriffen werden.«

Wieder flammten einige Sonnen in ihrer Nähe auf. Kasom meldete den Verlust zweier Space-Jets, die mitten in die Glut hineingerast waren. Die überlasteten Schutzschirme der Raumschiffe waren offensichtlich zusammengebrochen. Gucky zupfte Rhodan am Ärmel.

»Was gibt es, Kleiner?«

Der Mausbiber sah verwirrt aus. Rhodan blickte zu Fellmer Lloyd hinüber, der ebenfalls einen verstörten Eindruck machte.

Bevor Gucky antworten konnte, explodierten erneut zwei Antimateriebomben in unmittelbarer Nähe der Korvette. Die Glut hüllte das Schiff zur Hälfte ein. Alarmpfeifen zeigten an, dass die HÜ-Schirme bis an die Grenze der Belastbarkeit beansprucht wurden. Einige Instrumente fielen aus, als einige Sicherungen durchschlugen. Mehrere Sekunden verstrichen, bevor die Ersatzgeräte die Arbeit übernahmen.

»Wenn die Paramags bis jetzt nicht besser getroffen haben, Perry«, sagte der Mausbiber, »dann liegt das nicht daran, dass sie so schlecht konstruierte Zielautomaten haben.«

»Sondern?«

»Sie sind einfach überrascht. Sie sind vollkommen durcheinander«, fuhr der Ilt fort. »Ich habe das Gefühl, bei ihnen herrscht ein gedankliches Chaos.«

»Was hat das mit der Zielgenauigkeit ihrer Geräte zu tun, Kleiner?«, erkundigte sich Rhodan. »Ich sehe den Zusammenhang noch nicht.«

»Die Sprengsätze aus Antimaterie – oder was das sonst sein mag – werden nicht mit Zielgeräten gesteuert, sondern durch mentale Kräfte gelenkt. Die Paramags sind noch so durcheinander, dass es ihnen nicht gelingt, sich genügend zu konzentrieren.«

»Wir wollen hoffen, dass das auch so bleibt«, knurrte Rhodan.

Seine Worte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ebenso wie die anderen bestürzt war. Lebewesen, die in der Lage waren, derartige Gewalten mit Parakräften auszulösen, zu steuern und annähernd ins Ziel zu bringen, waren äußerst beachtenswert. Gegen derartige Kämpfer gab es kaum eine Gegenwaffe, denn auch die HÜ-Schirme blieben absolut nutzlos, wenn es den Paramags gelang, die Antimaterie direkt in das Innere eines der Schiffe zu bringen.

Rhodan wandte sich um und blickte auf die Bildschirme. Der Verband der terranischen Schiffe raste unbeirrt durch das Trümmersystem auf den Riesenmeteoriten von Asporc zu. An wenigstens zehn Stellen flammten zugleich Sonnen aus explodierender Antimaterie auf.

Rhodan ahnte, dass die Paramags sich noch lange nicht eingeschossen hatten.

Offensichtlich versuchten die Paramags, die geistige Sphäre der Besatzung eines Schiffes zu erfassen, bevor sie ihre Raumbomben einsetzten. Dabei konnten sie jedoch bis jetzt die Geschwindigkeit der Raumer noch nicht genügend genau abschätzen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Volltreffer auf Volltreffer erzielten.

Es gab nur eine Rettung: Die Schiffe mussten den Riesenmeteoriten so schnell wie möglich erreichen.

2.

 

 

Betty Toufry floh mit einem erstickten Aufschrei durch das Paratransauge aus einer PEW-Ader.

Danach war sie allein. Das Wesen, das sie verfolgt hatte, tauchte nicht mehr auf. Wenn es überhaupt existiert hatte, dann war es in der PEW-Ader zurückgeblieben. Darüber war sie erleichtert, doch zugleich bedrückte sie die Erkenntnis, dass die Verbindung zu den anderen Altmutanten schlagartig abgerissen war.

Beunruhigt blickte sie sich in dem Saal um, in dem sie herausgekommen war. Eine Seite des riesigen Raumes wurde von kompliziert aussehenden Maschinen und Schalttafeln eingenommen. Unzählige Lichter blinkten geheimnisvolle Signale. Die anderen Wände waren mit Spiegeln bedeckt, die hin und wieder an einzelnen Stellen voll transparent wurden und dann seltsame Farbenspiele durchscheinen ließen. Einen Sinn konnte Betty darin nicht erkennen.

Langsam drehte sie sich um sich selbst. Jetzt war vergessen, dass sie eben noch in heller Panik vor etwas Unbekanntem und Geheimnisvollem geflohen war. Der Anblick ihres eigenen Spiegelbildes fesselte sie. Langsam trat sie näher an eine Wand heran. Natürlich hatte sie die anderen Altmutanten schon häufig in ihrer neuen Gestalt gesehen, sich selbst jedoch noch nicht. Ihr Bild faszinierte sie und stieß sie zugleich ab. Sie fand sich ausgesprochen hässlich.

Sie ähnelte einem großgewachsenen terranischen Biber. Ihre Haut schimmerte rostfarben und sah an einigen besonders beanspruchten Stellen verletzt und abgeschabt aus. Die beiden Beine mit dem dreizehigen Fuß wirkten plump, zumal sie viel zu kurz für den Körper waren. Zaghaft setzte sie den Fuß des dritten Beines auf und stützte sich damit ab. Sie fand, dass sie wie eine dicke Birne aussah, die auf einem dreifüßigen Hocker kauerte. Die beiden Arme mit den stark ausgebildeten Muskeln und den überaus fein geformten Händen gefielen ihr dagegen sehr.

Sie trat dicht an einen Spiegel heran und starrte sich in die Riesenaugen, die aus zahlreichen türkisfarbenen Facetten bestanden. Sie waren noch das Hübscheste in dem pavianartigen Gesicht mit der weit vorgewölbten Schnauze und dem kräftigen Gebiss.

Interessant fand sie die großen Ohren, die rund und sehr beweglich waren. Sie trugen feine Nervenfühler, die sie befähigten, Geräusche aus dem Ultraschallbereich deutlich wahrzunehmen. So lauschte Betty auch jetzt unwillkürlich allen Lauten nach, die ihr ungewöhnlich und verdächtig erschienen. Im Saal war es hell, fast zu hell für ihre empfindlichen Augen, die schon auf geringste Lichtspuren ansprachen.

Betty winkte ihrem Spiegelbild zu. »Deine Aussichten als Schönheitskönigin wären wahrscheinlich nicht besonders groß«, sagte sie leise zu sich selbst, »aber dies ist immer noch besser, als gar keinen Körper zu haben.«

Ein seltsamer geistiger Impuls ließ sie zusammenfahren. Die Paradoxintelligenz schien sich zu regen.

Betty erinnerte sich wieder an die gefährliche Situation, in der sie und die anderen sich befanden. Sofort versuchte sie, telepathischen Kontakt mit Gucky zu bekommen, aber sie bemühte sich vergeblich. Ihre Gedanken verwirrten sich, und es gelang ihr nicht mehr, sich ausreichend zu konzentrieren. Draußen – damit meinte sie alles, was sich außerhalb des Meteoriten befand – herrschte das Chaos. Sie spürte die parapsychischen Stürme, die im Paramag-System tobten. Sie fühlte die gewaltigen Mächte, die das System erschütterten, und sie wunderte sich, dass sie bis jetzt nichts davon gemerkt hatte. Die Magnetiseure griffen die terranischen Raumschiffe ungestüm an. Sie mobilisierten offensichtlich ihre gesamten Kräfte, um zu verhindern, dass die Flotte den Meteoriten erreichte.

Die Mutantin wehrte sich gegen die in ihr aufsteigende Panik. Sie wusste, dass sie einen klaren Kopf behalten musste. Ihre Warnung war bei Perry Rhodan angekommen, und er hatte prompt reagiert, so, wie sie es auch erwartet hatte. Anstatt dann aber bei ihren Freunden, den anderen Altmutanten, zu bleiben, war sie bei dem kleinsten Zwischenfall geflohen. Ein Paramag war plötzlich zwischen ihnen aufgetaucht. Jetzt wusste sie, dass keine akute Gefahr bestanden hatte, und sie ärgerte sich darüber, dass sie so unbesonnen gehandelt hatte. Wichtig war doch nur gewesen, dass sie Perry Rhodan benachrichtigt hatte. Das hatte sie getan, überaus aufgeregt und in fast panischem Schrecken, weil plötzlich die Gefahr einer Invasion des heimatlichen Solsystems drohte.

Betty zwang sich, den Aufruhr im Trümmersystem ein wenig von sich zu schieben. Sie konnte jetzt nichts tun, um Perry zu helfen. Ihr waren die Hände gebunden. Gegen die Paradoxintelligenz konnte sie nichts ausrichten. Diese war allgegenwärtig und steckte in jedem kleinen Stückchen PEW-Metall – falls sie sich nicht alle grundlegend geirrt hatten. Ins Rechenzentrum konnte sie allein ebenfalls nicht vorstoßen. Und selbst wenn sie es hätte tun können, wären ihre Aussichten auf Erfolg sehr gering gewesen. Die Paramags waren sehr angriffslustig geworden. Vermutlich hätten sie jeden getötet, der dem Zentrum zu nahe kam.

Betty schüttelte den Kopf und kratzte sich hinter den großen Ohren. Ihr wäre lieber gewesen, wenn sie Gucky in der Nähe gehabt hätte. Mit ihm hätte sie besser abstimmen können, was zu tun war.

Vor ihr verfärbte sich ein Spiegel. Ihr Kopf sah plötzlich knallrot aus, und ihre Augen schienen von innen heraus zu leuchten. Betty schüttelte sich.

Sie fragte sich, ob sie jemals wieder einen menschlichen Körper haben würde, in dem sie auf die Erde zurückkehren konnte. Der Wunsch, die heimatliche Sonne wiederzusehen, erwachte unerwartet heftig in ihr. Nie zuvor hatte sie sich derartig stark nach Terra gesehnt. Auf dem Spiegel schien das Bild einer mitteleuropäischen Landschaft zu entstehen. Sie glaubte einen Fluss zu sehen, der sich durch eine grüne Ebene zu einem Meer schlängelte.

»Ach, Quatsch«, sagte sie laut und hieb mit der Faust gegen den Spiegel. »Du bist verrückt.«

Sie wandte sich um und watschelte zu den Schalttafeln hinüber. Mehr denn je zweifelte sie daran, dass sie jemals wieder den Körper eines Menschen tragen und unabhängig von PEW-Metall werden würde. Sie zwang sich dazu, alle sentimentalen Gefühle zu unterdrücken, und sie redete sich ein, dass nur das Leben wichtig war, nicht aber seine äußere Erscheinungsform. Sie hatte sich doch gewünscht, wieder zu leben wie andere Wesen in der Galaxis auch, nicht aber als schwer fassliche parapsychische Existenzform im Hyperraum gefangen zu sein, ohne Hoffnung auf Tod oder Leben zu haben.

Sie blieb vor den Maschinen stehen. »Du benimmst dich wie ein kleines, dummes Mädchen, Betty«, schalt sie sich selbst. »Es gibt tausend wichtige Dinge zu tun und zu bedenken, und was tust du? Du bemitleidest dich selbst. Wenn Gucky das erfährt, zieht er dich ein halbes Jahrhundert lang damit auf.«

Sie wandte sich halb zur Seite und blickte gegen eine Spiegelwand. Sie entblößte ihre Zähne, aber dadurch sah sie nicht fröhlicher aus. Hinter ihr polterte etwas zu Boden.

Erschreckt fuhr sie herum. Alle belastenden Gedanken fielen von ihr ab. Sie war hellwach und konzentrierte sich wieder voll auf ihre Aufgabe. Zwei Paramags waren in den Saal gekommen. Sie hielten lange Metallpeitschen in den Händen. Unschlüssig standen sie neben dem Paratransauge. Sie schienen ebenso überrascht zu sein wie sie. Ihre Gedanken waren völlig durcheinander, und ihre Gefühle schwankten zwischen Angst und Angriffswut hin und her. Zunächst schienen sie fliehen zu wollen, aber dann merkten sie, dass Betty sich schutzlos fühlte. Sie erkannten in ihr den Feind, ohne dass Betty erfasste, womit sie sich verraten hatte.

Die beiden Magnetiseure hoben die Peitschen und näherten sich schnell.

 

In einer winzigen Vorratskammer fand Gucky Icho Tolot. Der Koloss kauerte in einer Ecke und ließ eine Asporc-Nuss in seiner Hand auf und ab schnellen.

»Hier bist du!«, rief der Mausbiber. »Versteckst du dich etwa?«

Der Haluter entblößte seine gewaltigen Zahnreihen zu einem lautlosen Lachen. Er warf sich die Nuss in den Mund und zermalmte sie. Der Ilt bemerkte, dass sie ebenso verdorben war wie jene, die Icho Tolot in der Zentrale erwischt hatte.

»Futtern kannst du später«, sagte er schnell und hielt sich beide Hände an die Nase. »Wir werden dringend gebraucht.«

Ihm wurde schlecht. Er teleportierte aus dem Raum. Als der Haluter wenig später auf den Gang hinauskam, sah er Gucky auf dem Boden sitzen und verzweifelt nach Luft ringen. Der Ilt wich erschrocken zurück.

»Komm mir nur nicht zu nah, Icho!«, bat er mit versagender Stimme. »Ich kann diesen Gestank nicht ertragen.«

»Mein armes Kleines«, entgegnete der Haluter mit donnernder Stimme und stampfte auf den Ilt zu, wobei er seine vier Arme tröstend ausstreckte. »Ich wollte dich nicht kränken.«

»Das tust du auch nicht, Icho, aber du bringst mich glatt um, wenn du noch näher kommst.« Er verdrehte theatralisch die Augen. »Dabei muss ich mit dir zusammenarbeiten!«

»Was ist geschehen?«, fragte der Haluter.

»Die Paramags schießen mit Antimateriebomben auf uns. Wir müssen etwas unternehmen, um sie davon abzubringen.«

Icho Tolot schien ratlos zu sein. Er verharrte mitten in der Bewegung und überlegte. Gucky erfasste, dass er nicht alles wissen konnte, was geschehen war, und informierte ihn schnell.

»Es gibt also nur eine Möglichkeit, Icho. Wir müssen im Trümmersystem herumhopsen und nach den Paramags suchen. Wenn wir sie finden, müssen wir ihnen einen so gewaltigen Schreck einjagen, dass sie vergessen, mit Antimaterieklumpen auf uns zu werfen.«

»Worauf warten wir denn noch?«, erkundigte sich der Haluter, der sofort begriff. »Wir müssen uns beeilen.« Er streckte seine Arme erneut aus, doch auch jetzt griff der Ilt nicht zu.

»Zieh dir einen Raumanzug an, Icho! Ich hole dich gleich wieder ab, wenn ich Ras gefunden habe.«

Damit verschwand der Mausbiber. Icho Tolot zögerte nicht länger. Er kehrte um und eilte zu einem Spezialschrank, in dem ein für ihn geeigneter Raumanzug untergebracht war. Er legte ihn an. Über die Helmlautsprecher hörte er die Anweisungen an die Mannschaft mit. Die Lage der Korvette hatte sich verschärft. Die Paramags legten einen Feuergürtel aus explodierender Antimaterie vor die anfliegenden Raumschiffe der MARCO POLO.

Gucky materialisierte unmittelbar vor dem Giganten.

»Es wird Zeit«, teilte er knapp mit. »In der Zentrale wird man allmählich nervös. Wir haben der Antimaterie nichts entgegenzusetzen als ein bisschen Glück. Das haben wir aber auch bis jetzt weidlich ausgenutzt.«