1.png

Alle Rechte der Verbreitung vorbehalten.
Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages
ist nicht gestattet, dieses Werk oder Teile daraus
auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen
oder in Datenbanken aufzunehmen.

Verlag Das Neue Berlin –
eine Marke der Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage

ISBN Buch 978-3-360-01336-1

ISBN E-Book 978-3-360-50156-1

1. Auflage 2018

© Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH, Berlin

Umschlaggestaltung: Verlag, Peter Tiefmann,
unter Verwendung eines Fotos (Griseldis Wenner)
von Martin Jehnichen

www.eulenspiegel.com

Über das Buch

Griseldis Wenner hat Mordfälle aus hundert Jahren gesammelt, die hier als spannende Kriminalgeschichten erzählt werden. Darunter sind Fälle, die Kriminalgeschichte schrieben – wie der Freiberger Giftmord der Grete Beier oder der als Kreuzworträtselmord bekannt gewordene Fall aus Halle –, aber auch makabre Verbrechen wie die einem Leipziger Verleger angekündigten Morde, die den Stoff für einen Bestseller liefern sollten.

Über die Herausgeberin

Griseldis Wenner ist Moderatorin, Schauspielerin und Kabarettistin. 1970 in Meerane geboren, studierte sie einige Jahre Sprechwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale und arbeitete für Radio und Fernsehen. Sie moderierte das Boulevard-Magazin »Brisant« im ERSTEN sowie die MDR-Talkshow »Unter uns« und wurde mit dem Bambi und der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Sie ist auch als Sprecherin in Hörspielproduktionen tätig, übernimmt Rollen in Fernsehserien und arbeitet als Kamera-Präsenz-Trainerin.

Inhalt

Vorbemerkung

Das gefälschte Testament

Das Mörderpaar Koppius

Totgelacht

Der Tote in der Villa

Die Affäre Isidor Fisch

Nichts für schwache Nerven

Gordischer Knoten

Chronik eines gemeinschaftlichen Mordes

Tod eines Lehrers

Der Frauenmörder vom Salzigen See

Bruderliebe – Bruderhass

Der Kreuzworträtselmord

Der Würger von Plauen

Der Tote im Teppich

Hinrichtung im Jagen 110

Lustige Rosen

Vorbemerkung

Entspannt im Urlaub oder in einer kuschligen Sofaecke einen Krimi lesen – was gibt es Schöneres? Spannung und Unterhaltung gehen Hand und Hand, das – ferne – Böse verursacht wohliges Schaudern, der Blick in die Abgründe der menschlichen Seele fesselt. Man staunt über gerissene Ganoven, nimmt Anteil am Schicksal der Opfer, folgt fasziniert den gewitzten und cleveren Ermittlern.

Viele dieser fiktiven Kriminal-Geschichten basieren auf wahren Begebenheiten oder sind davon inspiriert. Und genau aus diesem Grund möchte ich Ihnen meine persönliche Auswahl an realen Kriminal-Fällen präsentieren.

Interessiert hat mich stets, was sich einst und jetzt in unserer Gegend an düsteren, grusligen oder kuriosen Ereignissen zugetragen hat. Nicht »meine liebsten Kriminalstorys« präsentiere ich hier also, sondern Kriminalfälle, die sich tatsächlich ereignet haben. Ausgewählt habe ich aus »hundert Jahren Kriminalgeschichte«, so, wie sie sich in meiner mitteldeutschen Heimat ereignet hat.

Die Texte, verfasst von Kriminalisten, Gerichtsreportern und Fach-Journalisten, führen den Leser nicht nur in einige bekannte mitteldeutsche Regionen, sie zeigen verschiedene soziale Milieus, unterschiedliche Täterprofile, Charaktere und Reaktionsweisen und sind ein Spiegel menschlicher Unvollkommenheiten und Seelenzustände.

Das vorliegende Buch soll aufklären und unterhalten gleichermaßen. Und wenn es dabei auch ein wenig von den unbekannten Seiten der Geschichte unserer Heimat erzählt, so ist das durchaus beabsichtigt.

Griseldis Wenner

Hugo Friedländer

Das gefälschte Testament

Liebe macht erfinderisch

Am 10. August 1908 erschien im »Simplicissimus« eine Satire von Th. Th. Heine zur Hinrichtung der Mörderin Grete Beier: Der Kopf ist gerade gerollt, das gaffende Volk steht jenseits der Gefängnismauern. Einer hebt sein Söhnchen hoch und ruft: »Brafo! Brafissimo! Nochämal, nochämal! Der Gleene hier hat nischt gesähn!«

Selten hat ein Fall die Gemüter so bewegt, wie die Mordtat der Grete Beier. Sie bot tatsächlich alles, was zu einem bewegenden Drama mit tragischem Ausgang gehört: zwei Männer und eine schöne, leidenschaftliche Frau, die dem einen ihr Herz, dem anderen ihre Hand überlässt. Liebe und Hass, Treue und Verrat, Intrigen und Lügen, Gift und Revolverkugeln sind die Ingredienzien. Die Öffentlichkeit teilte sich in Gegner und Sympathisanten des Urteils, die Geschichte regte die Phantasien von Trivialautoren an und fand Eingang in zahlreiche kriminalhistorische Darstellungen.

In der Nähe der sächsischen Kreisstadt Freiberg liegt die kleine Bergstadt Brand. Der Bürgermeister dieses Städtchens erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Seine Tochter Grete Beier war eine auffallende Schönheit. »Bürgermeisters« zählten naturgemäß zu den Honoratioren der Stadt. Dass bei allen Festlichkeiten der Bürgermeisterstochter von den Söhnen der besseren Bürgerschaft der Hof gemacht wurde, war selbstverständlich. Eine ganz besondere Zuneigung schien sie zu dem Handlungsgehilfen Hans Merker gehabt zu haben. Dann lernte sie in Chemnitz einen hübschen, äußerst stattlichen Mann von vierunddreißig Jahren, den Oberingenieur Kurt Preßler, kennen. Preßler war verheiratet, lebte aber von seiner Frau getrennt. Er betrieb die Scheidungsklage. Er näherte sich der schönen Bürgermeisterstochter und erklärte: Er sei bereit, sich mit ihr zu verloben. Sobald er von seiner Frau geschieden sein werde – das dürfte in wenigen Monaten bestimmt der Fall sein –, werde er sie heiraten. Grete Beier erklärte sich damit einverstanden, zumal sie in Erfahrung gebracht hatte, dass Preßler ein großes Vermögen besaß.

Die Liebe zu Preßler schien aber nicht groß zu sein, denn während ihrer Verlobungszeit verbrachte sie mit Merker viele Nächte. Gleichzeitig versicherte sie ihrem Bräutigam, dass er allein ihr Herz besitze.

Am 13. Mai 1907 kam Grete Beier zu ihrem Bräutigam Preßler, der in Chemnitz bereits eine Wohnung gemietet hatte, um seine angebetete Braut heimführen zu können, aufs Zimmer. Grete trat an die Chaiselongue und bedeckte den Mund Preßlers mit einer Flut heißester Küsse. »Nur dich allein liebe ich, nur dir allein will ich angehören«, beteuerte die Schöne. »Damit du, heißgeliebter Kurt, auch siehst, dass ich dir von ganzem Herzen zugetan bin, habe ich dir etwas Schönes vom Jahrmarkt mitgebracht. Erst wollen wir aber Kaffee trinken.« Nach dem Kaffee lud Preßler »sein herziges Gretchen« ein, mit ihm ein Gläschen Eierkognak zu trinken. Gretchen lehnte für sich ab, goss aber ihrem Liebsten ein Gläschen ein und ließ unbemerkt ein Stückchen Zyankali in das Glas gleiten. Preßler sagte: »Auf dein Wohl, mein herziges, heißgeliebtes Kind«, und leerte das Glas mit einem Zuge. In demselben Augenblick sank Preßler um, er gab keinen Laut mehr von sich. Grete Beier wollte aber »ganze« Arbeit machen. Sie zog daher eiligst einen geladenen Revolver. Preßler lag, heftig röchelnd, mit geöffnetem Munde auf der Chaiselongue. Sie steckte ihrem Opfer den Revolver in den Mund und drückte ab. Das Gehirn spritzte weit im Zimmer umher, ein heftiger Blutstrom ergoss sich aus dem zerschmetterten Kopfe Preßlers. Eiligst verließ sie die Stätte ihres infamen Verbrechens und lief zum Bahnhof, um mit dem nächsten Zuge nach Freiberg zu fahren. Dort begab sie sich in eine Gesellschaft, wo viel gelacht, getrunken und getanzt wurde. Sie erzählte ihren Freundinnen: Ihr Bräutigam freue sich, dass er sie sehr bald werde als Gattin heimführen können, er habe bereits eine sehr hübsche Wohnung gemietet. »Ich bin alsdann Frau Oberingenieur«, rief sie freudig aus.

Etwa eine Stunde nach der grausigen Tat trat der Bruder, Gerichtsreferendar Karl Preßler, in das Mordzimmer. Er war sofort der Überzeugung, sein Bruder habe Selbstmord begangen. Der Revolver lag neben der Leiche. Einen Schuss hatte er sich in den Mund gegeben. So handelt nur ein Selbstmörder. Auf dem Tisch lag ein Brief, der zweifellos von Kurt Preßler geschrieben war. In diesem Briefe bat er den Bruder um Verzeihung, dass er ihm das Schreckliche angetan habe, er war aber genötigt, aus dem Leben zu scheiden. Er bitte ihn, seine Braut und alle Angehörigen zu trösten. Auch die polizeiärztliche Untersuchungskommission gewann die Überzeugung, dass Preßler Hand an sich gelegt habe. Die Leiche wurde ins Krematorium geschafft und eingeäschert.

Inzwischen fand man im Nachlass des Entseelten ein Testament, in dem Grete Beier zur Universalerbin eingesetzt war. Diese Entdeckung sowie das Verhalten der Grete machte den Referendar Preßler etwas stutzig. Er ließ den erwähnten Brief und das Testament durch Schreibsachverständige prüfen. Letztere gelangten zu der Überzeugung, dass beides gefälscht war. Referendar Preßler erstattete sogleich Anzeige.

Grete Beier, die sich bereits seit einiger Zeit wegen Unterschlagung eines Sparkassenbuchs in Untersuchungshaft befand, gestand nach anfänglichem Leugnen, dass sie den Brief und das Testament gefälscht und alsdann Preßler ermordet habe. Sie gestand auch, dass sie lange vor dem Morde eine Brander Botenfrau beauftragt hatte, ihr in einer Freiberger Waffenhandlung einen Revolver mit scharfen Patronen zu kaufen. Der Waffenhändler hatte aber die Verabfolgung des Revolvers abgelehnt. Es gelang Grete Beier alsdann, sich einen Revolver mit scharfen Patronen zu beschaffen, den die Brander Polizeibehörde mit Beschlag belegt hatte, da der Besitzer des Revolvers den Versuch gemacht hatte, sich zu erschießen. Mit diesem Revolver hatte Grete Beier ihren Bräutigam erschossen.

Am 29. Juni 1908 hatte sich Grete Beier wegen Ermordung des Oberingenieurs Preßler und wegen schwerer Urkundenfälschung vor dem Schwurgericht zu Freiberg in Sachsen zu verantworten. Das an der Promenade gelegene Gerichtsgebäude war von einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge belagert; der Zuhörerraum des Schwurgerichtssaales wurde fast gestürmt. Auf Aufforderung des Vorsitzenden erzählte die Angeklagte in tadellosem, fließendem Deutsch: »Ich bin am 25. September 1885 in Brand als Tochter des dortigen Bürgermeisters geboren und evangelischer Konfession. Nach meiner Konfirmation kam ich in die Tanzstunde. Dort lernte ich einen Herrn Öhlsner kennen, zu dem ich mich umso mehr hingezogen fühlte, als meine Mutter sehr schroff und lieblos zu mir war. Unter diesen Umständen hatte ich mehr wie andere Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit. Ich fühlte mich allein auf der Welt und freute mich daher, in Öhlsner einen Menschen gefunden zu haben, dem ich mich anschließen konnte. Es war ein schönes, rein ideales Verhältnis; jedoch die Mutter war dagegen; denn ihr genügte der junge Mensch nicht. Wir setzten unsern Verkehr heimlich fort. Im Laufe der Zeit nahm das Verhältnis einen intimeren Charakter an, ich konnte ihn nicht abweisen. Durch Missverständnisse kamen wir auseinander. Am 25. Februar 1905 lernte ich auf einem Maskenball des kaufmännischen Vereins in Freiberg Hans Merker kennen. Es war sozusagen eine Liebe auf den ersten Blick, denn wir fanden sofort Gefallen aneinander. Schon am 9. März desselben Jahres verlobten wir uns heimlich. Er wusste so schön zu erzählen. Neben der Liebe zog mich Mitleid zu diesem Mann, der allein auf der Welt stand. Es war eine sehr glückliche Zeit, die ich mit ihm verlebte, auch ein schönes ideales Verhältnis. Da erfuhr ich von Unterschlagungen, die er im Geschäft begangen hatte. Kniefällig bat er meinen Vater, ihn zu retten, aber ich war dagegen.

An einem Sonntagmorgen kam er wieder: ›Nur Sie können mir helfen!‹, sagte er zu meinem Vater. Ich kümmerte mich nicht um ihn, sondern ging in die Kirche. Ich bin überhaupt – wenigstens war es früher so – sehr religiös veranlagt, ich bin nicht so ruchlos, wie ich jetzt erscheinen mag. In der Kirche sprach der Pfarrer über das Thema vom verlorenen Sohn. Er legte nahe, dass wir nicht das Recht hätten, über die Menschen zu richten, und dass wir einem, der gestrauchelt sei, helfen müssten. Die Rede machte tiefen Eindruck auf mich. Ich fasste den Entschluss, aus Merker einen tüchtigen Menschen zu machen. Ich glaubte nicht, dass er ein unverbesserlich leichtsinniger Mensch war. Er bekam also von uns das Geld, und von jetzt ab wurde der Verkehr intimer, ich nahm ihn wiederholt mit auf mein Zimmer.

Um diese Zeit hörte ich, dass Merker auch andere Verhältnisse hatte. Es gab Szenen und Auftritte, in deren Verlauf Merker hartnäckig leugnete. Aber ich blieb misstrauisch. Am 15. Februar 1906 lernte ich auf dem Ingenieurball in Chemnitz Preßler kennen. Er war mein Tischherr, und wenn ich mich auch nicht gleich zu ihm hingezogen fühlte, so interessierte er mich doch. Es folgte ein längerer Briefwechsel, schließlich lud er mich ein, ihn in Chemnitz zu besuchen. Wir gingen ins Theater. Für den andern Tag war Preßler zu Mittag geladen, er sagte, dass er durchaus ernste Absichten habe, ich wollte mich aber nicht gleich binden. Als er mir vor dem Essen auf dem Flur das Jackett hielt, versuchte er, mich an sich zu ziehen. ›So schnell auf keinen Fall!‹, sagte ich. Beim Essen fasste er plötzlich meine Hand mit den Worten: ›Wir beide müssen zusammenbleiben.‹ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Dieser Händedruck war eigentlich die ganze Liebeserklärung Preßlers. Ich mochte ihn auch ganz gern leiden, wenn ich ihn auch noch nicht lieben konnte. Ich empfand es gewissermaßen als eine Genugtuung, dass ein Mann von der Stellung Preßlers sich für mich interessierte. Dann aber glaubte ich auch im Sinne meiner Mutter zu handeln, der Merker nicht genügt hatte und der Preßler genügen musste. Schließlich sagte ich mir, dass ich durch die Verlobung mit Preßler dem Merker einen empfindlichen Schlag versetzen könnte. Ich konnte ihm beweisen, dass ich nicht auf ihn angewiesen war. Deshalb habe ich mich mit Preßler verlobt. Ich war zwar nicht sehr glücklich, aber ich dachte, dass sich das schon geben würde. Preßler hatte sogar schon den Tag der Hochzeit festgesetzt, er hatte die Ringe gekauft.

Je näher aber ich ihn kennenlernte, desto mehr erfuhr ich, dass er doch ein ganz anderer war, als wie ich ihn zuerst kennengelernt hatte. Er war unfreundlich und grob zu mir, ich kann wohl sagen, dass ich Furcht vor ihm hatte. Das konnte ich nicht vertragen, ich wurde unglücklich. Auf den Spaziergängen mit Preßler sah ich häufig Merker. Auch hatte ich gehört, dass Merker gesagt hat, er könne mich nicht vergessen, und dass er bei der Nachricht von meiner Verlobung sich wie rasend benommen hätte.

An einem Tage, an dem ich Preßler besonders schlecht behandelt hatte, fasste ich den Entschluss, mit Merker zusammenzutreffen. Ich musste von Preßler los, sonst sah ich ein Unglück voraus. Zitternd betrat ich das Zimmer Merkers und warf mich dem Geliebten in die Arme. ›Ich wusste ja, Gretel, dass du wiederkommen würdest, denn du fühlst dich unglücklich‹, sagte Merker. ›Ja‹, sagte ich, ›ich fühle mich sehr unglücklich.‹ ›Dann löse doch die Verlobung‹, sagte Merker.

Von diesem Moment ab war ich aber eine ganz andere geworden. Ich hatte Mut und Energie bekommen, vor allem war ich auf Preßler mehr wie ärgerlich. Ich behandelte ihn absichtlich niederträchtig, denn er sollte mich satt bekommen. Es gab schließlich einen lebhaften Auftritt mit Preßler, der zum vollständigen Bruche führte. Ich atmete auf, wie von einer schweren Last befreit. Nun schien die Sonne auch wieder für mich. Kaum war ich zu Hause angekommen, da traf auch schon ein eingeschriebener Brief von der Mutter Preßlers ein, in dem sie mich dringend bat, den zurückgegebenen Verlobungsring wiederzunehmen. Sie schrieb: ›Seien Sie sicher, mein liebes Kind, Karl wird Sie glücklich machen.‹ Meine Mutter redete mir zu, und ich gab nach.«

Vom Vorsitzenden Richter nach den Ereignissen am Tattag befragt, schilderte Grete Beier, was sich am 13. Mai 1907 in Preßlers Chemnitzer Wohnung abgespielt hatte, ganz so, wie es den ermittelten Fakten der Kriminalbehörde entsprach.

Wenige Tage nach der Tat hatte sie an ihren Geliebten Merker einen Brief geschrieben: »Siehst du, du wolltest es nicht glauben, und nun ist es Wahrheit geworden. Er hat sich in seiner Wohnung erschossen … Nun bin ich wirklich frei, mein Schatz, aber nicht durch eine Entlobung, sondern Gott selbst hat gerichtet.« Womöglich glaubte sie selbst an diese Version.

Am 27. Juni 1907 war Grete Beier verhaftet worden. Im September wurde Merker wegen Begünstigung und Hehlerei festgenommen. Er spielte eine klägliche Rolle und belastete seine Geliebte mit vielen Aussagedetails, um sich selbst beim Untersuchungsrichter in ein gutes Licht zu setzen.

Unter allgemeiner Spannung wurde nun der Kaufmann Hans Merker als Zeuge aufgerufen. Bei seinem Eintritt in den Gerichtssaal warf er der Angeklagten einen flüchtigen Blick zu, die Angeklagte schlug die Augen zu Boden.

Merker bekundete: »Ich lernte Grete Beier auf einem Maskenball des Kaufmännischen Vereins in Freiburg im Jahre 1905 kennen. Ich glaubte, sie sei ein gebildetes Mädchen aus guter Familie, das, was wir eine ›Kronleuchterpartie‹ nennen. Ich wusste nicht, dass sie schon vorher mit anderen Männern Verkehr gehabt hatte. Nach einiger Zeit bestellte sie mich des Nachts zu sich, ohne dass ich wusste, weshalb das geschah. Diese nächtlichen Zusammenkünfte wurden immer häufiger, und um sie zu rechtfertigen, sagte mir Grete Beier, ihre Eltern sähen unseren Verkehr nicht gern. In der Folgezeit kam es wieder zu nächtlichen Zusammenkünften. Den Preßler schilderte sie mir als einen ganz ehrlosen Menschen. Umso strenger musste ich natürlich auf der Entlobung bestehen. Da machte mir Grete Beier eines Tages die Mitteilung, dass sie sich ›in anderen Umständen‹ befinde. Am 21. Oktober 1906 wurde ich auf Veranlassung des Bürgermeisters meine Stellung los und musste nach Dresden gehen. Ich war längere Zeit dort, als ich einen Brief bekam, dass Grete geboren habe. Ich fragte telefonisch bei ihrem Vater an, der mir sagte, es ginge Grete recht gut. Ich erwiderte: ›Machen Sie mir doch nichts vor, ich habe einen Brief in Händen, dass Grete geboren hat. Wenn ich etwas von einer Abtreibung erfahren sollte, gehe ich energisch gegen Sie vor.‹ Kurze Zeit darauf schrieb mir Grete, sie sei jetzt dahintergekommen, was man mit ihr vorhabe. Sie habe einen Brief gefunden, aus dem klar hervorgehe, dass Preßler und ihre Mutter unter einer Decke stecken. Preßler habe sich ein außerordentlich gutes Abtreibungsmittel aus Mailand kommen lassen, das ihn viel Geld gekostet habe.«

Der Vorsitzende warf ein: »Das ist doch aber alles nicht wahr.«

Draufhin Merker: »Damals habe ich es aber geglaubt. Grete hat mir gesagt, sie werde an Preßler schon Rache nehmen. Preßler müsse vor Scham vor ihr noch in die Erde sinken. Sie wolle dafür sorgen, dass wir beide zusammenkämen, aber ihr Vater solle nichts davon wissen, dass ihre Mutter und Preßler Hand in Hand arbeiteten. Später bestellte mich der Vater Beier zu sich, und Grete musste mir in seiner Gegenwart sagen, dass die Sache mit dem Preßlerschen Abtreibungsmittel nicht wahr sei. Um dem Vater zu Gefallen zu sein, sagte sie es auch, aber als ich nachher mit ihr allein war, sagte sie mir, es sei doch wahr. Inzwischen drängte ich immer energischer auf die Entlobung, weil ich von meinen Gläubigern auch gedrängt wurde. Der Bürgermeister war bereit, mir Geld zu geben, das offenbar dazu benutzt werden sollte, um mich zum Schweigen zu veranlassen.«

Nach weiteren Zeugenverhören wurden den Geschworenen die Schuldfragen vorgelegt: 1. Ist die Angeklagte Margarete Beier schuldig: a) am 15. Mai 1907 zu Chemnitz vorsätzlich ihren Bräutigam Kurt Preßler getötet und b) diese Tötung mit Überlegung ausgeführt zu haben? 2. Ist die Angeklagte Margarete Beier schuldig: a) das Testament ihres Bräutigams fälschlich angefertigt und zum Zwecke der Fälschung gebraucht zu haben, b) durch diese Urkundenfälschung sich oder einem andern einen rechtswidrigen Vermögensvorteil hat verschaffen wollen?

Nach kurzer Beratung bejahten die Geschworenen beide Schuldfragen. Der Gerichtshof verurteilte darauf die Angeklagte zum Tode.

Grete Beier nahm das Urteil ruhig und gefasst entgegen. Sie sprach noch einige Worte mit ihrem Verteidiger und verabschiedete sich von ihm durch Händedruck. Sie ließ sich darauf widerstandslos zurückführen.

Die Geschworenen unterstützten einstimmig das Begnadigungsgesuch des Verteidigers. Doch der König von Sachsen ließ wissen: Er fühle sich nicht veranlasst, von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch zu machen.

Infolgedessen erfolgte am 23. Juli 1908 im Hofe des Freiberger Gerichtsgefängnisses durch den sächsischen Landesscharfrichter die Hinrichtung der Grete Beier mittels Guillotine.

Zweihundert Eintrittskarten waren für die Hinrichtung ausgegeben worden, 1400 Menschen hatten um Einlass gebeten. Zwanzig Mark bot man für eine Karte, Fensterplätze in den benachbarten Häusern wurden zu fünf Mark gehandelt.

Grete Beier betrat, geführt von ihrem Verteidiger und dem Gefängnisgeistlichen, das Schafott. Sie rief mit lauter Stimme: »Vater, Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!« Kaum hatte sie das letzte Wort gesprochen, da sauste das haarscharfe Messer hernieder, das glatt den Kopf vom Rumpfe trennte.

In dem gefälschten Testament, das Grete Beier ihrem Bräutigam unterschob, hatte sie formuliert, was sie vielleicht als ihren eigenen Lebensanspruch ansah: »Lebt alle wohl und amüsiert euch recht gut auf der Welt, ich hab’s reichlich genossen! Es gibt ja doch nichts mehr nach dem Tode!«

Erich von Liebermann
Otto Trettin

Das Mörderpaar Koppius

Ein Bestseller,
der nie geschrieben wurde

Bücher haben ihre Schicksale, heißt es. Es mag unvorstellbar sein, dass ein Autor einen Verleger durch Morddrohungen erpresst, ein Manuskript zu veröffentlichen. In der Buchstadt Leipzig ereignete sich jedoch im Jahr 1908 genau solch ein Fall.

Am Heiligabend ging bei der Firma J.J. Weber, die die »Illustrirte Zeitung« herausgab, ein Brief ohne Absender ein, der im großen Stapel der Weihnachtspost keine Beachtung mehr fand. Am Vormittag des ersten Weihnachtstages las der Verlagsbuchhändler Siegfried Weber diesen Brief. Ein Mann namens Argus verlangte von ihm, er solle am Heiligabend bis 18 Uhr im Zeitungskiosk am Alten Theater 5000 Mark in Gold hinterlegen. Und das als Vorschuss. Sobald ein bestimmtes Buch fertig sei, müssten dann noch einmal 5000 Mark gezahlt werden.

»Schreiber dieses bietet Ihnen ein Werk an, wie es die Welt bisher noch nicht gesehen«, las Weber, »ein Werk von eminenter aktueller Bedeutung!« Argus bot Weber seine »Memoiren« zum Druck an, einen Bericht über dreißig eigenhändig ausgeführte Morde. Einen davon, gewissermaßen als Eignungstest für den Druck des Buches, schilderte er gratis bis in die Einzelheiten. Es war der Doppelmord an einem Ehepaar im östlichen Stadtgebiet Leipzigs. Nun wäre das bis hierher ein ganz origineller Einfall gewesen, wenn – ja, wenn sich dieser Doppelmord nicht tatsächlich zugetragen hätte …

Am 2. November 1908 suchte der Geldbriefträger das Haus Windmühlenstraße 21 auf, um eine Postanweisung über 8,25 Mark an Paul Schlegel auszuzahlen, der vier Treppen hoch bei dem Ehepaar Friedrich wohnte. Er braucht gar nicht zu klingeln, denn in der Tür steht ein Kollege, der für einen anderen Logisherren der Friedrichs eine Nachnahme zu überbringen hat. Da der Empfänger nicht anwesend ist, wäre das Geschäft des Briefträgers erledigt. Aber er hat es nicht eilig und wartet, bis sein Kollege dem jungen Mann, der sich als Paul Schlegel meldet – offenbar ein neuer Untermieter der Friedrichs –, den kleinen Betrag ausgezahlt hat. Gemeinsam steigen die Postbeamten, gemächlich plaudernd, die Treppe hinunter.

Wäre dieser Briefträger ein mürrischer Mann gewesen, der seiner Wege gegangen wäre, so würde der Geldbriefträger in einem Zimmer der Friedrichschen Wohnung erschlagen am Boden gelegen haben. Die Postanweisung an Paul Schlegel war zu dem Zweck aufgegeben worden, den Geldbriefträger, in dessen Taschen die beiden Anstifter dieses Komplotts eine größere Menge Geld vermuteten, in die Wohnung zu locken, in der alles für seine Ermordung vorbereitet war. Der teuflische Plan schlug fehl, weil der erste Briefträger ein umgänglicher Mensch war, der auf seinen Kollegen wartete, um noch ein bisschen mit ihm erzählen zu können.

Ein paar Stunden später kam ein Untermieter, der schon länger bei den Friedrichs wohnte, nach Hause und fand das Ehepaar tot, mit zertrümmerten Schädeln, in der Wohnung auf. Die Mörder hatten die alten Eheleute – den sechzigjährigen Schriftsetzer Georg Friedrich und seine Frau Marie – aus dem Weg geräumt, um ihren Anschlag auf den Geldbriefträger ungestört und ohne mögliche Tatzeugen begehen zu können. Der vermeintliche Untermieter Schlegel hatte am Mordtage einen zweiten jungen Mann zu sich eingelassen. Diese beiden Männer waren ohne Zweifel die Mörder, und die Polizei besaß dank der Postboten nun eine gute Personenbeschreibung von ihnen.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von dem Mord in der Stadt.

Im Brief an den Verlagsbuchhändler war der Doppelmord präzis beschrieben. Und damit kein Zweifel darüber bestehen könne, dass Argus wirklich der Mörder der Eheleute sei, teilte er mit, wo er die geraubten Taschenuhren versetzt habe und dass die Schlüssel zu der Friedrichschen Wohnung in einem Gully in der Karl-Tauchnitz-Straße lägen. Beide Mitteilungen erwiesen sich als wahr.

Und noch etwas stellte Argus unmissverständlich gegenüber Weber klar: »Sollten Sie vielleicht glauben, dies der Polizei zu übergeben, um mich unschädlich zu machen, so sind Sie von einem großen Wahn befangen. Ihr Todesurteil würden Sie sprechen. Ihre ganze Familie würde ich zerfleischen.«

Nach dem verpassten Übergabetermin am Heiligabend setzte Argus seine schauerliche Korrespondenz mit dem Verlagsbuchhändler fort. Am Ende waren es zwölf Briefe. Weber übergab jeden Brief der Polizei und war zu jedem Versuch bereit, durch hinterlegte Antwortbriefe den Mörder zu fangen. Durch ein Zeitungsinserat versuchte er selbst, Kontakt zu Argus aufzunehmen. Darin ließ er wissen, dass ein Brief mit 500 Mark an einem Zeitungskiosk zur Abholung bereit läge und drohte seinerseits: »Lassen Sie meine Familie und mich in Ruhe.«

Argus holte den Brief nicht ab. Es bewegten sich um diese Zeit zu viele Straßenarbeiter in der Nähe des Kioskes, obwohl es kaum etwas für die Straße zu tun gab. Der Erpresser war gewarnt.

Am 8. Januar 1909 erhielt Weber ein weiteres, diesmal mit Blutflecken verziertes Schreiben. Argus verlangte die Hinterlegung von 1000 Mark in einer bestimmten Bäckerei als Vorschuss für das kommende weltberühmte Buch. Weber legte nur 100 Mark ins Kuvert und tat, wie geheißen.Am vorgesehenen Übergabetag holte ein Eilbotenjunge das Geld ab – und eilte schneller als die Polizei.

Im Februar meldete sich Argus erneut bei Weber. Diesmal erhöhte er die Honorarforderung für sein künftiges Meisterwerk auf 30000 Mark. Außerdem schilderte er sehr genau andere von ihm begangene Untaten. Er erinnerte daran, dass am 15. Oktober 1907 eine Frau im Haus in der Gottschedstraße 15 überfallen worden sei und schilderte Einzelheiten, an die sich selbst das Opfer nicht mehr erinnern konnte, und brüstete sich mit einem Raubüberfall auf einen Geldbriefträger, der vom Vorgehen her dem aus der Windmühlenstraße sehr ähnelte. Auch kündigte er neue Mordtaten an und pries darüber hinaus sein ominöses Werk in höchsten Tönen: »So mancher Staatsanwalt und Polizeirat-Kommissar, so mancher Kriminalbeamter und Detektiv, aber auch so mancher Rechtswissenschaft-Studierender wird mir Dank wissen, obgleich man dies auf keinen Fall zugeben wird und sich möglichst den Anschein gibt, als wäre man auf diesem Gebiet schon wunder wie gescheit und gelehrt.«

Als man den Briefeschreiber nicht ergreifen konnte, versuchte die Staatsanwaltschaft mit Hilfe von Schriftsachverständigen und Psychologen, Rückschlüsse auf die Person des Schreibers zu ziehen. Die Polizei fertigte nach den Aussagen verschiedener Zeugen ein Phantombild des vermutlichen Täters an. Mit Hilfe der Presse wurde jeder Schluss bekanntgemacht. Ausführlicher war die Öffentlichkeit selten über einen Kriminalfall unterrichtet, und eindringlicher auch nicht zur Mithilfe ermahnt worden.

Inzwischen hatte die Staatsanwaltschaft zu seiner Ergreifung 5000 Mark Belohnung ausgeschrieben. Die Polizei ging über 500 Anzeigen und Verdächtigungen nach, setzte ihre Spione in Verbrecherkreisen auf die Spur, die Zeitungen unterstützten die Nachforschungen der Behörden – alles vergeblich.

Was Weber und seine Familie in jener Zeit durchmachten, lässt sich erahnen. Die nervliche Belastung zog sich nun schon fast zwei Jahre hin. Aber Weber war kein ängstlicher Mensch. Am 16. Juli 1910 erhielt er erneut eine Zuschrift.

Der Verleger wollte gerade zu einem Jagdausflug aufbrechen, als es an der Tür klingelte. Ein Junge brachte einen Brief, den Weber an seiner Aufmachung gleich erkannte. Er war entschlossen, auf jede Gefahr hin die Sache in die eigenen Hände zu nehmen. Er gab dem Jungen eine eilig geschriebene Antwort und hastete die Treppe hinab, wo der Fahrer für den Jagdausflug bereits vor dem Haus im Auto wartete. Vorsichtig folgten sie dem Jungen über eine längere Strecke. Nach etwa einer Viertelstunde sah Weber, wie der Junge plötzlich auf zwei Männer zuging. Er stieg aus und näherte sich der Gruppe. Doch noch ehe er die Männer erreichen konnte, stürmten sie auf die andere Straßenseite und flohen in Richtung Innenstadt. Weber rannte zum Auto zurück, und weiter ging die Verfolgungsjagd. Der Fahrer kannte sich gut aus in der Stadt. Als sich die beiden Verfolgten trennten, gelang es ihm, einem von ihnen den Weg zu verstellen. Weber sprang heraus und griff energisch zu. Den Rest erledigte dann die von Passanten herbeigerufene Polizei.

Der Verhaftete hieß Karl Koppius, und in seiner umgehend von der Polizei besetzten Wohnung wurde am anderen Morgen auch sein jüngerer Bruder Fritz festgenommen. In ihnen hatte man das seit zwei Jahren gesuchte Mörderpaar endlich ergriffen. Weber hatte seine Familie von einem Alptraum befreit. Ob er die ausgeschriebene Belohnung erhielt, ist nicht bekannt.

Im Leipziger Schwurgericht begann am 5. Oktober 1910 die Verhandlung über die Verbrechen der Brüder Koppius. Andere als die Leipziger Bluttaten sind ihnen nicht nachgewiesen und wohl auch kaum begangen worden. Der neunundzwanzigjährige Karl, der Bestimmende von beiden, hatte erst als Flaschenspüler, Hausdiener, dann als Kellner gearbeitet und wollte ein Restaurant kaufen. Rennwetten, die ihm mühelosen Gewinn bringen sollten, endeten als Fehlschläge. Aber Spiel und Spekulation hatten in ihm die Sucht geweckt, auf irgendeine Art rasch reich zu werden. Ein Zufall brachte ihn auf den Gedanken, einen Geldbriefträger zu überfallen. Das Beutegeld war alsbald verprasst. So musste er erneut auf Raubzug gehen, und der unheilvolle Weg, gemeinsam mit seinem Bruder, begann. Die Taten zu leugnen hatte angesichts der sogar schriftlich niedergelegten Geständnisse in den Briefen an Weber keinen Sinn mehr.

Fünf Tage nach dem Verhandlungsauftakt wurde Karl Koppius zweimal zum Tode verurteilt. Hinzu kamen fünfzehn Jahre Zuchthaus und dauernder Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Bruder Fritz Koppius erhielt zwar nur sieben Jahre Zuchthaus, ansonsten aber dasselbe Strafmaß. Bei ihm änderte allerdings der sächsische König das Todesurteil in lebenslänglich.

Karl Koppius musste angesichts seiner umgehend erfolgenden Hinrichtung dem Verleger Weber das angepriesene Manuskript, »ein Werk von eminenter aktueller Bedeutung …«, schuldig bleiben. So grausig sein Ende, so beruhigend diese Pointe.

Henner Kotte

Totgelacht

»Wenn das Weib die Verbrecherinitative ergreift …«

»Unn nu saachn de Leude, dass de Hoffmann immer so – frschdehsde? – so – se mungkldn ähm und mungkldn – Unn dähr eene von die Herrens, dähr gahm ähm öffdrsch – dähr gahm de Woche zwee-dreimal gahm dähr – nuh saachn de Leude, er währ ä bissjn vermeejlich gewähsn – ä Haus haddr dir gehabbd – unn das Haus haddr frglobbd – unn an dähm Daache, wohr gassierd hadde und hadde de ganze Bennunze bei sich – da issr widdr nein bei de Hoffmann. Unn – wie nuh solche Waiwr sinn – die riechn das – die märgkn das gleich, wenn eenr Marrih hadd – unn nuh saachd de Hoffmann, dähr Härre hädde in dr guhdn Schduuwe bei ihr hädde dähr aufn Gahnabee gesässn – unn wie dähr Härre so da gesässn hadd – saachd de Hoffmann – da fälldm midd ehm Mal dr Schraubschdogk uffn Gobb. Unn de Hoffmann schdärrzd uffn zu unn hehbd dähn Schraubschdogk widdr uff – unn dähr rudschdr awwr widdr aus – unn da wahrer dood.«

Ein sprachliches Kabinettstückchen, eine kabarettreife Nummer, das sich da zwei in der Straßenbahn erzählen. »Die Hoffmannsche« ist in der Tat einer der fest verorteten Sketche der Leipziger »Retorte«, der angesagten Bühne von Hans Reimann. Aber es war »eine ernste, ja grausige Geschichte«, und sie beruhte auf der Wahrheit.

Am 7. März 1922 hatte man vermeldet: »Mordtat in Leipzig – Montag Nachmittag, den 2. März 1922, 6.30 Uhr hat eine etwa fünfzigjährige Frau vor dem Hauptbahnhof, preußische Seite, zwei Dienstmänner beauftragt, einen Reisekorb aus Weidengeflecht zum Zug 7.14 Uhr nach Halle zu bringen. Sie teilte ihnen mit, dass sie sich selbst noch eine Fahrkarte lösen wolle und die Dienstmänner dann am Zuge wieder treffen wolle. Als sie indes bei Abgang des Zuges nicht kam, nahm ein Dienstmann den Korb wieder aus dem Zug heraus und brachte ihn, da ihm die Sache verdächtig vorkam, zu der Kriminalhauptstelle im Hauptbahnhof. Hier öffnete man den Koffer und fand unter blutigem Papier einen schwarzen Herrenmantel mit Samtkragen. Darauf lag eine goldene Uhr mit Kette. Dann kam unter nochmaligem Papier die Leiche eines Mannes ohne Kopf zum Vorschein und zwar auf dem Bauche liegend.«

Die Ermittlungen im Fall der »Kofferleiche« vom Hauptbahnhof zeitigten alsbald Ergebnisse. »An Hand des Monogramms in der Wäsche, die E.C. gezeichnet war, und einer Zigarrenspitze, auf der der Name einer Gastwirtschaft aufgedruckt war, stellte es sich schließlich heraus, dass der Ermordete niemand anderes sein könne als der privatisierende Kürschnermeister Emil Conrad.« Und schnell war auch »die Spur des Verbrechers durch verschiedene Aussagen, Feststellungen und Erörterungen nach der Ewaldstraße 18, Volkmarsdorf, gelenkt worden. Dort wohnt die siebundvierzigjährige Witwe Berta Hoffmann, die den Ermordeten näher kannte und geschäftlich mit ihm zu tun hatte.« Ungewöhnlich hatte sie sich insofern verhalten, weil sie sich am vermuteten Tattag »einen vergnügten Abend im Café« machte und für ihre Kneipengäste eine Rechnung beglich, die sich auf mehr als 90 Mark belief.

Gleich nach ihrer Einlieferung in die Untersuchungshaft erkannten die beiden Dienstleute Nummer 40 und 38 »die Hoffmannsche« wieder. Die jedoch »leugnete, jemals mit den Dienstmännern gesprochen zu haben, aber einer der Dienstmänner hob hervor, die Frau an ihrem Augenfehler ganz bestimmt wiederzuerkennen«. Und dann meldete sich ein junger Mann, der bezeugte, den Reisekorb zum Bahnhof transportiert zu haben. Ansonsten wusste er von nichts. Aber »das Lügengewebe der Frau Hoffmann hatte durch diese Angaben einen großen Riss bekommen. Sie wurde dem jungen Mann gegenübergestellt, leugnete aber trotz alledem dreist weiter, mit der Mordtat irgendetwas zu tun zu haben. Mit einem Schwall von Worten suchte sie sich herauszureden und den sie vernehmenden Beamten zu überzeugen, dass hier möglicherweise ein andrer Korb in Frage käme. In die Enge getrieben und auf das Unglaubliche ihrer Aussagen hingewiesen, bequemte sich die Frau, die ganz mit Beharrlichkeit die größten Lügen aussprach und sich andauernd in Widersprüche verwickelte, zu einer längeren Darstellung, die jedoch mit äußerster Vorsicht aufzunehmen ist.

Nach ihrer Angabe hat sie mit dem ermordeten fünfundsechzigjährigen Emil Conrad einen Hauskauf abgeschlossen. Am Donnerstag- oder Freitagabend voriger Woche sei nun in ihrer Wohnung der Hauskauf perfekt geworden. Conrad sei mit einem ihr unbekannten Herrn erschienen, habe ihr eine Quittung über 33000 Mark ausgestellt und dann von ihr das Geld genommen. Die Herren hätten angeblich Lust gehabt, bei ihr den Abend zu bleiben, und sie sei deshalb aus der Wohnung gegangen, um für das Abendbrot einzukaufen. Als sie wiedergekommen, sei der Herr Conrad nicht mehr anwesend gewesen. Der Unbekannte sei allein gewesen und hätte gesagt, Herr Conrad käme bald wieder. Dann hätte der Unbekannte ihr mitgeteilt, dass er sich inzwischen ihren Reisekorb geborgt und etwas hineingepackt habe. Sie möge so freundlich sein, den Korb aus dem Hause zu bringen. Er habe ihr 5000 Mark für diese Besorgung gegeben, und sie habe den Korb zu ihren Bekannten nach Plagwitz gebracht. Als der unbekannte Mann ihr dann gesagt habe, sie solle den Korb nach Magdeburg bringen, habe sie den Korb mit dem jungen Mann nach dem Hauptbahnhofe geschafft.

Das Dienstmädchen gab an, dass sie zusammen mit Frau Hoffmann den Korb nach Plagwitz gefahren habe. Frau Hoffmann habe außerdem ein kleines Paket in der Hand gehabt, das nach unten spitz, nach oben viereckig verlaufen ist. Das Mädchen hat den Eindruck gehabt, dass das Paket mit Ziegelsteinen beschwert war. Es besteht nun die Wahrscheinlichkeit, dass Frau Hoffmann das Paket, in dem sich sicherlich der Kopf des Ermordeten befunden hat, an der Heiligen Brücke oder Sachsenbrücke in das Wasser geworfen hat.«

Die Stadt spekuliert wie Reimanns Protagonisten. »Der mysteriöse Mord, der an dem siebenundsechzig Jahre alten Kürschnermeister Emil Conrad begangen wurde, hat in der Bevölkerung große Erregung hervorgerufen. Neben allergrößter Anteilnahme mit den schwer getroffenen Verwandten des auf so grausame Weise aus dem Leben Geschiedenen erweckt die Art der Ausführung der Tat in der Einwohnerschaft tiefste Abscheu vor der immer noch leugnenden Witwe Bertha Hoffmann. Obwohl sich der Ring der Beweise immer enger schließt, bleibt diese Frau doch bei ihrer ständigen Rede: ›Ich bin es nicht gewesen!‹ Die gründliche Durchsuchung der Hoffmannschen Wohnung ergab mit unzweifelhafter Sicherheit, dass Herr Conrad in einem fensterlosen Raum hinter dem Korridor ermordet worden ist. Es fanden sich zahlreiche Blutspritzer in einer Ecke an der Tür und an der Wand. Es müssen sich größere Blutlachen auf dem Fußboden befunden haben. Diese sind nach Möglichkeit durch Aufwischen beseitigt worden. Es wurde auch unter dem Gussstein ein Küchenmesser gefunden, an dessen Griff noch deutlich Blut zu erkennen war.« Den Mord leugnet Bertha Hoffmann weiterhin, so wenig glaubwürdig ihre Einlassungen zum »Großen Unbekannten« andern auch erscheinen mögen.

Nach Tagen strenger Verhöre bringt ein Beamter Bertha Hoffmann zurück zu ihrer Zelle. »Auf der halben Treppe vor der Tür 23 redete ich ihr nochmals in ihr Gewissen, worauf sie meine linke Hand an sich nahm und krampfhaft festhielt: In dem Paket war der Kopf des Conrad, ich schäme mich, aber ich kann es nicht sagen, er war verliebt, wir haben zusammen gekokelt – geliebt gemeint –, dabei fiel der Amboss herunter auf seinen Kopf. Vor Schreck und Angst raste ich auf ihn los, dann habe ich ihn mit dem Rasiermesser abgeschnitten und in das Paket getan … es war alles ein Unglück.«

Das Protokoll vermerkt: »Wieder vorgeführt berichtete sie erneut mit ihrer alten lächelnden Miene, sie wolle nun die volle Wahrheit sagen: Conrad habe, nachdem sie ihm 33000 Mark, teils in barem Gelde, teils in Wechseln, für das Haus in Lindenthal bezahlt habe und der Kaufvertrag von beiden Parteien unterschrieben war, ihrem Drängen, den Kauf mit einem Glas Grog zu beschließen, nachgegeben.« Nun habe Conrad zur Toilette gehen wollen und strauchelte, stieß an den Tisch und fiel. Und dabei sei ihm »plötzlich infolge des Unglücksfalls ein hochgelegener, schwerer eiserner Schraubstock auf den Kopf gefallen. Conrad sei sofort bewusstlos gewesen und habe sich nicht mehr gerührt. Aufs Höchste erschrocken, sei sie hinzugesprungen und habe den Schraubstock, der auf seinem Kopf liegengeblieben sein ›soll‹ aufgenommen. Er sei ihrer Hand abermals entglitten und sei zum zweiten Male auf den Kopf des Unglücklichen gefallen. Sie habe es danach in ihrer Verzweiflung und Bestürzung für das Beste gehalten, die Leiche heimlich zu beseitigen, und alle Schritte, die sie nun unternommen habe, sollen nun nicht dazu gedient haben, die Spuren des Verbrechens zu verwischen, sondern hätten nur den Zweck gehabt, zu verhüten, daß auf sie ein schlechtes Licht falle. Sie habe nunmehr die Weichteile des Halses mit dem Rasiermesser ihres Sohnes durchschnitten. Darauf habe sie den Kopf in die Küche getragen und mitsamt dem Rasiermesser in einen kleinen alten Blecheimer getan und den Kopf mit einem halben Ziegelstein beschwert. Alsdann habe sie den Eimer mit Inhalt in einen Jutesack gesteckt und diesen oben mit einem Bindfaden fest zugebunden. Alsdann habe sie das Zimmer vom Blut gereinigt.«

Es bleibt nicht ihre letzte Variante des Geschehens. Die Hoffmannsche sagt später, »bei Besprechung des Hauskaufs habe ihr Conrad nun zugesichert, dass sie in dem Lindenthaler Grundstück, in dem Conrad wohnen bleiben sollte, drei Zimmer und eine Küche als Wohnung für sich erhalten solle. Damit sei sie zufrieden gewesen, und es sei dann durch reichlichen Alkoholgenuss zu Zärtlichkeiten gekommen. Sie hätten in der Dunkelkammer den Beischlaf auf den Dielen vollzogen, da Conrad sich nicht habe in das Bett legen wollen. Aber nach dem Geschlechtsverkehr habe Conrad gesagt, dass seine Frau dagegen Einspruch erheben werde, wenn er ihr drei Zimmer und eine Küche ablasse, er könne ihr nur ein Zimmer geben, das genüge ja auch für sie. Gleichwohl habe er sie von neuem zum Beischlaf anregen wollen, habe sein Glied entblößt, sie nach der Dunkelkammer gezogen und sich wieder auf die Diele gelegt, während sie sich habe auf ihn legen und so den Beischlaf vollziehen sollen.«

Was Phantasie, was Wahrheit und bewusste Lüge lässt sich im Nachhinein nicht feststellen. Der Dresdner Landgerichtsdirektor Erich Wulffen, Verfasser von Schriften, die neue Erkenntnisse der Psychologie in die Kriminologie einführen, und Autor seinerzeit vieldiskutierter Bücher wie »Die Psychologie des Verbrechers« und »Die Psychologie des Hochstaplers«, meint: »Auch dieser Fall bietet einen Beitrag zum Studium der Verbrecherinitiative des Weibes. Dieselbe ist doch kriminell nicht so passiv, wie man anzunehmen gewohnt ist.« Wulffen präsentiert Bertha Hoffmann als eine der wenigen Mörderinnen, die aus sexuellen Motiven töteten.

Der kurze Prozess findet am 12. Juli 1922 statt. »Die Angeklagte wird wegen Mordes und schweren Raubes nach den §§211, 249, 251, 73, 32 StGB zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Sie hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.« Bertha Hoffmann wird zu lebenslanger Haft begnadigt, die sie im Zuchthaus Waldheim verbringt. Dort führt ihr Augenleiden zur Erblindung. Gnadengesuche werden abgelehnt. Am 3. April 1942 stirbt sie. Bertha Hoffmanns Grab auf dem Anstaltsgelände ist nicht mehr zu finden.

Der Kopf des Mordopfers wird just am Tage des Prozesses aus dem Elsterflutbett gezogen. »Der Fund wurde sofort dem Gericht übergeben.« Im rechtsmedizinischen Institut wurde er »eingeliefert früh 10h, stark gefault, jedoch überall unverletzt. So war dem Ermordeten doch kein Schraubstock auf den Kopf gefallen. Wurde ihm vielleicht im Zustand der Trunkenheit, nach einem sexuellen Exzess, des Schlafes, mit einem Rasiermesser ein tödlicher Halsschnitt beigebracht und der Kopf anschließend abgetrennt?«

Die Frage bleibt: Hatte Bertha Hoffmann tatsächlich denselben »Basic Instinct« wie einst Sharon Stone? Man mungkld ähm und mungkld.

Friedrich Karl Kaul

Der Tote in der Villa

Mord in der feinen Dresdner Gesellschaft

Am Abend des 11. April 1920 klingelte in der Wohnung des Dresdner Arztes Dr. Wohlrath das Telefon. Seufzend hob der Doktor den Hörer von der Gabel; hoffentlich würde er nicht jetzt noch, nach den fünf Stunden in der Praxis, zu einem Patienten gerufen. Mit einem »Ja, wer ist da?« meldete er sich.

»Hier ist Annemarie Donner.« Die Stimme der Frau klang dunkel wie der Ton einer Bratsche.

»Ja, gnädige Frau, was gibt es? Ist einem der Kinder unwohl?«

»Nein, die Kinder sind gesund. Es ist etwas Entsetzliches passiert …, mein Mann … Bitte, kommen Sie doch gleich hierher!«

Jetzt, um halb zehn Uhr abends, noch nach Niederlößnitz rausfahren, das fehlte mir noch, dachte der abgearbeitete Mann bei sich. Laut fragte er: »Was ist denn mit Ihrem Mann geschehen?«

»Ein Unfall, mit seinem Revolver …« Die Stimme brach ab.

»Ist Ihr Gatte schwer verletzt? Dann wird es doch richtiger sein, ihn gleich in ein Krankenhaus zu überführen …«

»Nein, das hat keinen Zweck mehr, mein Mann ist … tot!«

»Ach …« Ehrliches Mitgefühl schwang in der Stimme des Arztes. »Ich komme, in einer halben Stunde bin ich da!«

Als Dr. Wohlrath seine ärztlichen Instrumente zusammenpackte, hob er plötzlich überlegend den Kopf: Wenn der Assessor Donner tatsächlich tot war, offenbar erschossen, dann wäre es doch das Richtigste, gleich die Polizei zu informieren. Eine Viertelstunde später ratterte ein Benzwagen die regennasse Straße hinunter, die an der Elbe entlang in das schon ländliche Niederlößnitz führte. Im Fond saß neben Dr. Wohlrath ein Kriminalkommissar, der den Arzt aufgrund seines Anrufes beim Polizeipräsidium mit dem Dienstwagen abgeholt hatte.

Auf die Frage des Kommissars bestätigte Dr. Wohlrath, dass er schon seit Jahren Hausarzt der Familie Donner sei.

»Wohlhabend?«, fragte der Kommissar kurz.

»Vor dem Kriege besaß Assessor Donner ein erhebliches Vermögen, an die dreimal hunderttausend Mark.«

»Im Frieden ein schönes Stück Geld!«

»Nicht wahr? Aber was davon nach der Geldentwertung noch übrig ist, weiß ich nicht.«

»Die Villa in Niederlößnitz gehört dem Assessor?«

»Ja, die hat er gekauft, als er 1912 heiratete.«

Als der Arzt mit dem Kriminalkommissar die Villa des Gerichtsassessors Otto Donner betrat, wurden sie schon am Eingang empfangen. Wenn auch die Erregung die Stimme der jungen Frau vibrieren ließ, so schilderte Annemarie Donner doch mit bemerkenswerter Sachlichkeit, was geschehen war.

Das Protokoll, das noch zu gleicher Stunde in der Villa aufgenommen worden ist, lautete in dem entscheidenden Abschnitt folgendermaßen: »Kurz nach 8 Uhr abends machte sich mein Mann fertig, um sich zu einer Übung der Einwohnerwehr zu begeben. Zu diesem Zweck ging er ins Schlafzimmer, das in der oberen Etage unseres Einfamilienhauses gelegen ist, um sich seine Uniform anzuziehen. Zu dieser Zeit lag ich auf dem Sofa in dem kleinen Wohnzimmer neben dem Schlafzimmer, da ich bereits seit nachmittag einen Migräneanfall hatte. Gegen halb neun Uhr kam mein Mann in das kleine Wohnzimmer, um sich von mir zu verabschieden. Dabei schnallte er sein Koppel um und rückte auch an der Revolvertasche, die er rechts am Koppel trug. In dieser Revolvertasche hatte mein Mann regelmäßig seine alte Armeepistole. Nachdem sich mein Mann von mir verabschiedet hatte, verließ er das Wohnzimmer durch die Tür nach dem Korridor, der zur Treppe führt. Ich bat ihn noch, die Tür nicht zu schließen, damit ich notfalls nach den Kindern hören konnte, die auf der anderen Seite des Korridors schliefen. Ich hörte nun noch durch die halb offengebliebene Tür die Schritte meines Mannes. Plötzlich knallte ein Schuss, auf den unmittelbar ein dumpfer Fall erfolgte. Ich sprang auf und lief zum Korridor. Auf der Treppe, die zum Hausflur führt, sah ich meinen Mann liegen. Als ich mich zu ihm herunterbeugte, sah ich vorn an der Stirn eine kreisrunde Wunde. Neben meinem Mann lag seine Pistole. Ich versuchte, den Kopf meines Mannes hochzuheben. Dabei rief ich ihn mehrfach an. Doch er antwortete nicht. Ich stellte dann fest; dass er bereits tot war …«