Cover
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Der Praça do Comércio ist einer der zentralen Plätze in der Baixa, Lissabons traditionellem Einkaufs- und Geschäftsviertel (ab S. 14). Er ist ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung der historischen Stadtviertel.
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Die Ruinen der Carmo-Kirche sind ein beeindruckendes Mahnmal des großen Erdbebens von 1755 (S. 16). Von römischen Spuren über das Portugal der Seefahrer bis hin zu Diktatur und Revolution wird in Lissabon die Geschichte gegenwärtig (ab S. 44)
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Fantasietiere, Monster, Blumen: Manuelinik heißt der typisch portugiesische Baustil aus der Zeit, als sich das kleine Land zur Entdeckernation mauserte. Im Stadtviertel Belém gibt es besonders viele Beispiele zu sehen (ab S. 72).
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Immer wieder neue Blickwinkel auf Stadt und Fluss bieten die Plätze, Parks und vor allem die vielen Miradouros (ab S. 96). Gar nicht so einfach, da den eigenen Lieblings-Aussichtspunkt zu finden. Viel Spaß dabei!
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Die kleinen quadratischen Kunstwerke sind die stummen Stars der Stadt, Lissabons historische Viertel kann man als riesiges Azulejo-Freilichtmuseum betrachten. „Richtige“ Museen und andere Kulturangebote gibt es natürlich ebenfalls reichlich (ab S. 120).
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Eine Fahrt mit einer der historischen Straßenbahnen ist für viele Lissabon-Besucher ein Muss. Seit 1901 rattern die gelben Wahrzeichen der Stadt durch die Gassen und über die Hügel (S. 160).
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Von bica bis galão, ein Kaffee gehört in Lissabon einfach dazu: gemütlich im Café sitzend, zwischendurch im Stehen am Tresen, nach dem Essen oder vor dem Ausgehen am Abend (S. 198).
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Raus aus der Stadt und ans Meer? In Lissabon kein Problem: im traditionsreichen Seebad Cascais (ab S. 214) oder am wilden Strand der Costa da Caparica auf der anderen Seite des Tejo (S. 210).

Barbara Claesges
Claudia Rutschmann

101 Lissabon

Geheimtipps und Top-Ziele

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Titelfoto: Azulejos, © stendrix82/Fotolia
Alle anderen Farbabbildungen: siehe Bildnachweis S. 250
Layout: Monika Golombek, Köln
Lektorat: Mareike Wegner, Hürth
Karten: Thomas Buri, Bielefeld
Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de
Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung:
Michael Iwanowski

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ISBN epub: 978-3-86457-343-9
ISBN Mobipocket: 978-3-86457-344-6
ISBN pdf: 978-3-86457-345-3

Inhalt

Einleitung

Lissabon entdecken

Stadtviertel und Stadtansichten

    1        Lissabon – Stadt des Lichts im Umbruch

    2       Praça do Comércio – von Königen, Börsenhändlern und Touristen

    3       Baixa I – das große Erdbeben von 1755 und der Wiederaufbau der Stadt

    4       Baixa II – Einkaufen und Sightseeing in Lissabons historischer Unterstadt

    5       Lissabon von oben – Aussichtspunkte-Hopping

    6       Sé und Castelo – rund um Lissabons ersten Hügel

    7       Alfama – die alte Seele der Stadt

    8       Graça und Mouraria – Arbeiterviertel und ethnischer Schmelztiegel

    9       Chiado – das ehemalige Literatenviertel

   10     Bairro Alto – nicht nur Partymeile

   11     Avenida da Liberdade I – die Prachtallee Lissabons

   12     Avenida da Liberdade II – Protestmärsche und Wirtschaftskrise

   13     Entlang des Tejo – ein Spaziergang am Ufer des „Strohmeers“

   14     Belém – das Portugal der Seefahrer, Entdecker und Eroberer

   15     Campo de Ourique – Ausflug in den Lissabonner Alltag

Geschichte erleben

   16     Römische Spuren – von unterirdischen Galerien und Fischsoße

   17     Lissabons alte Stadtmauern – von den Römern bis zum Mittelalter

   18     Lissabons Kathedrale – das älteste erhaltene Gebäude der Stadt

   19     Castelo de São Jorge – Lissabons Burg sieht älter aus, als sie ist

   20     Igreja São Domingos – Pracht, Macht und Verfall

   21     Der Torre de Belém – Wahrzeichen und Weltkulturerbe

   22     Praça dos Restauradores und Palácio da Independência – Erinnerung an das Ende der spanischen Fremdherrschaft

   23     Praça Marquês de Pombal – ein Platz für den Krisenmanager des Erdbebens von 1755

   24     Vilas Operárias – von verlassenen Palästen, Industrialisierung und Arbeitersiedlungen

   25     Câmara Municipal – Lissabons Rathaus und die Ausrufung der Republik

   26     Palácio da Assembleia Nacional – Portugals Parlament und Regierung

   27     Der Rossio-Bahnhof und der Zweite Weltkrieg – Flüchtlinge, Spione und Propaganda

   28     Largo do Carmo – Schauplatz der Nelkenrevolution

Architektur erleben

   29     Mosteiro dos Jerónimos – Kronjuwel der Manuelinik

   30     Manuelinik – Kunst als Gedächtnis

   31     Padrão dos Descobrimentos – das Denkmal der Entdeckungen und die „Ausstellung der portugiesischen Welt“ von 1940

   32     Igreja São Roque – barocker Goldrausch hinter schlichter Fassade

   33     Elevador de Santa Justa – 360-Grad-Ausblick und Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt

   34     Kirchen in der Baixa – eingereiht ins Schachbrettmuster der Unterstadt

   35     Igreja São Vicente de Fora und Panteão Nacional – wo Könige und Nationalhelden ihre letzte Ruhestätte finden

   36     Lissabons Bahnhöfe – von Klassizismus bis Postmoderne

   37     Prémio Valmor – Lissabons Architekturpreis und die Avenidas Novas

   38     Ponte 25 de Abril und Ponte Vasco da Gama – die Brücken über den Tejo

   39     Parque das Nações – das Lissabon des 21. Jahrhunderts?

Aussichtspunkte, Plätze und Parks

   40     Miradouros I – Aussichtspunkte westlich der Baixa

   41     Miradouros II – Aussichtspunkte östlich der Baixa

   42     Rooftops – auf und über den Dächern von Lissabon

   43     Rossio – Lissabons „Wohnzimmer“ und sein Nachbar

   44     Rund um den Praça Príncipe Real – am schönsten Baumdach der Stadt

   45     Jardim und Basílica da Estrela – romantische Gartenanlage und spätbarocke Kirchenpracht

   46     Parque Eduardo VII – Park in Hanglage mit schöner Aussicht

   47     Rund um den Praça Martim Moniz

   48     Rund um den Largo do Intendente – Revitalisierung eines Viertels

   49     Campo dos Mártires da Pátria – Lissabons Wunderdoktor und eine portugiesische Königin aus deutschem Hause

   50     Grünes Lissabon – Botanische Gärten & Co.

Kunst, Kultur und Museen

   51     Azulejos – kleines Stück Kunst ganz groß

   52     Calçada Portuguesa – „Bürgersteige aus schwarzer Spitze“

   53     Fado I – Lissabons Sehnsuchtsmusik

   54     Santo António – Lissabons Volksheiliger und sein Stadtfest

   55     José Saramago und die Casa dos Bicos – Portugals Literaturnobelpreisträger und seine Stiftung

   56     Fernando Pessoa – ein Poet mit vielen Namen

   57     Praça Luís de Camões – Portugals Nationaldichter und sein Ehrenplatz

   58     Theater, Oper und Ballett – Lissabons große Häuser

   59     Cemitério dos Prazeres – der „Friedhof der Vergnügungen“ und andere letzte Ruhestätten

   60     Streetart, Alternativkultur & Co.

   61     Museu Calouste Gulbenkian – Mister Five Percent und seine Stiftung

   62     Centro Cultural de Belém – Kulturzentrum und Museum für moderne Kunst

   63     Die Museumsmeile in Belém – von historischen Segelschiffen über Kutschen bis zu archäologischen Fundstücken

   64     Weitere Museen – von Alter Kunst über den Orient bis zur Moderne

   65     Museen zur Stadtgeschichte – das Gedächtnis Lissabons

Bummeln, Shoppen und andere Aktivitäten

   66     Traditionelle Geschäfte – von Kurzwaren, Hüten und Handschuhen

   67     Feira da Ladra – der „Markt der Diebin“

   68     Markthallen & Märkte – von Gemüse bis Kunsthandwerk

   69     Erinnerungen für zu Hause – Souvenirs von Sardinen bis Seife

   70     Linie 28 & Co. – historische Straßenbahnen und Aufzüge

   71     Stadterkundung – von Tuk-Tuk bis Teleférico

   72     Fado II – wo man Lissabons Sehnsuchtsmusik erleben kann

   73     Stierkampf auf Portugiesisch – Touradas, Cavaleiros, Toiros und Forcados

   74     Ozeanarium und Wissenschaftsmuseum – von Haien, einem Mondfisch und vielen Experimenten

   75     Fußball – nicht nur ein Ball und 22 Spieler

   76     Lissabons Trinkwasserversorgung und ihre Geschichte

Essen, Trinken und Ausgehen

   77     Von der Platzwahl bis zum Trinkgeld – kleiner Restaurant-Knigge

   78     Bacalhau – ein Fisch für jeden Tag

   79     Sardinen und andere Köstlichkeiten aus dem Meer

   80     Petiscos – kleine Leckereien zum Naschen

   81     Pastéis de Belém und anderes süßes Gebäck

   82     Bodenständig bis deftig

   83     Essen in besonderem Ambiente

   84     Sterne-Köche & Co.

   85     Küchen der portugiesischsprachigen Welt

   86     Ginjinha – Lissabons traditioneller Kirschlikör und andere „gute Geister“

   87     Wein, Portwein und Moscatel – edle Tropfen aus Trauben

   88     Kaffee und Cafés

   89     Quiosques – Treffpunkte für jedermann

   90     Nachtleben – vom Bairro Alto bis zum Cais do Sodré

   91     Bier – vom klassischen Brauhaus bis zur Mikrobrauerei mit Taproom

Ausflüge

   92     Cacilhas, Almada und die Christus-Statue – Ausflug auf die andere Seite des Tejo

   93     Costa da Caparica – der Strand vor Lissabons Haustür

   94     Estoril – von Königen ohne Thron, europäischem Jetset und anderen Glücksrittern

   95     Cascais I – Seebad mit Tradition

   96     Cascais II – entlang der Küste bis zum Cabo da Roca

   97     Sintra – historisches Zentrum und Königspalast

   98     Sintra Parks und Paläste I – Maurenkastell, Pena-Palast und das Chalet der Gräfin von Edla

   99     Sintra Parks und Paläste II – Quinta da Regaleira und Monserrate

 100    Queluz – das Versailles Portugals

 101    Klosterpalast in Mafra – barocker Monumentalbau

Anhang

Lissabon auf einen Blick

Geschichtlicher Abriss

Besondere Unterkünfte

Lissabon für Kinder

Feiertage, Festivals und Events

Praktische Informationen

Kleiner Knigge

Etwas Portugiesisch für unterwegs

Stichwortverzeichnis

Die Autorinnen

Bildnachweis

Kartenmaterial

Dieses Buch enthält folgende Karten:
Stadtplan Lissabon Faltkarte zum Herausnehmen (nur in der Printausgabe)
Lissabon Innenstadt Im vorderen Teil
Lissabon Umgebung Im vorderen Teil
Metroplan Im vorderen Teil
Belém Im hinteren Teil
Cascais Im hinteren Teil
Sintra Im hinteren Teil
Die Faltkarte sowie der Innenstadtplan sind mit einem Raster versehen. Auf dieses Raster beziehen sich die Angaben unter dem Punkt „Hinkommen“ in den Infokästen (z. B.: [D4]).

Einleitung

Willkommen in Lissabon

Lissabon macht es Besuchern leicht, sich wohlzufühlen. Erstaunlich entspannt für eine Hauptstadt geht es hier zu. Denn auch wenn im Großraum Lissabon über ein Viertel der Bevölkerung Portugals lebt, sind es im Stadtgebiet selbst nur etwas mehr als eine halbe Million Menschen. Das historische Zentrum ist überschaubar und viele Sehenswürdigkeiten lassen sich gut zu Fuß erreichen. Dabei hat jedes der Altstadtviertel seinen ganz eigenen Charme bewahrt. Lissabon ist zudem reich an Geschichte und Geschichten. Kein Wunder, blickt die Stadt am Tejo doch auf mehr als 3.000 Jahre zurück.

Lissabon vereint viele Gegensätze: Im Westen, am Ufer des Tejo, zeugen im Stadtteil Belém die Bauwerke der Manuelinik vom „Goldenen Zeitalter“, als sich das kleine Portugal aufmachte, die Welt zu erobern. Am anderen Ende der Stadt, ebenfalls am Tejo, erprobt Lissabon mit dem – auf dem Gelände der Expo 98 geschaffenen – Stadtviertel Parque das Nações in zum Teil spektakulärer Architektur das 21. Jh. Zwischen diesen Extremen erstreckt sich die Stadt, mittendrin die Geburtsstätte Lissabons: der Burgberg. Auf ihm thront das Castelo São Jorge über der Alfama und über der Mouraria mit ihren mittelalterlichen Gassenlabyrinthen, über der nach dem Erdbeben 1755 in geradliniger Symmetrie wieder aufgebauten Baixa und über der Avenida da Liberdade, der Prachtstraße des 19. Jh. Der Burg gegenüber liegt auf einem weiteren Hügel das quirlige Ausgehviertel Bairro Alto.

Seit dem Ende der langen Diktatur des Estado Novo 1974 und dem Beitritt Portugals zur Europäischen Gemeinschaft 1986 hat sich das Land stark verändert. Das gilt besonders für die Hauptstadt Lissabon, sie ist moderner geworden. Dennoch gibt es weiterhin auch viel von dem zu entdecken, was Lissabon seit jeher ausmacht: die Hügel mit ihren herrlichen Aussichtspunkten, das riesige Mündungsbecken des Tejo, das Licht, die Stein gewordene Geschichte, die Azulejos, den Fado, die historischen Straßenbahnen. Dazu die Mischung der Kulturen, das maurische Erbe und die Einflüsse aus den ehemaligen Kolonien in Afrika, Indien, China und Brasilien.

„Allein schon das Wissen der Jahrhunderte und die Zeichen der vielen Welten, die Lissabon ausmachen, bieten viele Lesarten an“, schrieb der Schriftsteller José Cardoso Pires im „Lissabonner Logbuch“: „Deshalb hat, wie man so häufig sagen hört, jeder Besucher sein eigenes Lissabon.“

In diesem Buch haben wir für Sie 101 Gründe zusammengetragen, sich in Lissabon zu verlieben. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und vor allem beim Entdecken „Ihres Lissabon“ und Ihrer ganz persönlichen Highlights.

Lissabon und Köln, im September 2018

Lissabon entdecken

Ein Wochenende in Lissabon

Zum ersten Mal in Lissabon?

Angekommen in Lissabon gilt es erstmal, sich einen Überblick über die hügelige Stadt zu verschaffen, am besten auf einem der vielen Aussichtspunkte (ab S. 96). Alternativ oder im Anschluss kann man, vorbei an der geschichtsträchtigen Kathedrale (S. 48), hoch zur Burg (S. 50) steigen. Ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung des traditionellen Geschäfts- und Einkaufsviertels Baixa (S. 18) ist der Praça do Comércio (S. 14), direkt am Tejo-Ufer. Am Aufzug Santa Justa (S. 80) und an den Ruinen der Carmo-Kirche (S. 28) gibt es Geschichte und Aussicht zu erleben. Mit einer der historischen Straßenbahnen (S. 160) oder zu Fuß geht es weiter durch die Altstadtviertel. Im Stadtteil Belém (S. 38) kann man Portugals Vergangenheit als Seefahrernation nachspüren. Abends geht es in eines der vielen Fado-Lokale (S. 164) oder zum Bar-Hopping (ab S. 202).

Lissabon und die Kunst

Bei Spaziergängen durch die historische Innenstadt lassen sich die kunstvoll gestalteten schwarz-weißen Bürgersteige (S. 122) und die allgegenwärtigen Azulejos (S. 120) bewundern. Streetart und Alternativkultur gibt es in der LX Factory und bei den Underdogs (S. 138). Zu den Klassikern in Sachen Museum (ab 140) gehören die Sammlung der Gulbenkian-Stiftung sowie das Museum für Alte Kunst. Die größte Museumsdichte der Stadt gibt es in Belém. Und das ist nur eine kleine Auswahl der Kunsthäuser der Stadt.

Lissabon entspannt

Neben den vielen Miradouros mit herrlichen Aussichten (ab S. 96) gibt es auch in Parks und auf vielen Plätzen Kiosk-Cafés (S. 200). Hier lässt es sich hervorragend aushalten. Schön ist auch ein Spaziergang entlang des inzwischen wieder zugänglich gemachten Tejo-Ufers (S. 36). Nach Andenken von kurios bis kunstvoll kann man auf dem größten Flohmarkt der Stadt (S. 154) oder auf einem der vielen Kreativmärkte (S. 139 und S. 156) suchen.

Lissabon für Genießer

Wer Süßes mag, der kommt um die berühmten Pastéis de Belém bzw. Pastéis de Nata (S. 184) nicht herum. Ein Glas des typischen Lissabonner Kirschlikörs Ginjinha (S. 194) gehört zum Pflichtprogramm, genauso wie der Besuch eines der traditionellen Cafés (S. 198). Die Restaurants der Stadt bieten von bodenständig bis Sterneküche für jeden Gaumen etwas (ab S. 186). Allerlei Leckeres lässt sich auf und in den Märkten und Markthallen probieren (S. 156). Musikliebhabern sei der Besuch in einem der Fado-Lokale ans Herz gelegt. (S. 124 und S. 164).

Lissabon mit Kindern

Portugiesen lieben Kinder, das macht es Familien einfach in Lissabon. Die historischen Straßenbahnen und Aufzüge (S. 160), die Burg (S. 50) und die nahen Strände in Cascais (ab S. 214) stehen bei Kindern hoch im Kurs. Immer einen Besuch wert sind die Unterwasserwelten im Ozeanarium (S. 168). Für Kinderwagen ist die hügelige Stadt mit ihren Treppengassen und dem holprigen Kopfsteinpflaster allerdings wenig geeignet.

Architektur erleben

  16   Römische Spuren – von unterirdischen Galerien und Fischsoße

Ab 219 v. Chr. übernahmen die Römer die Herrschaft über das spätere Lusitanien. Als die Ansiedlung am Tejo die römischen Stadtrechte erteilt bekam, wurde ihr der Name Felicitas Julia gegeben, zu Ehren von Julius Caesar. Die nach Mérida (heute Spanien) zweitwichtigste Stadt der Provinz Lusitanien erstreckte sich rund um den Burgberg, den strategisch wichtigsten Punkt der Stadt. Prunkvolle Gebäude, Tempel und Thermen, das Forum sowie Hafenanlagen wurden gebaut. Zu dieser Zeit schlängelte sich zwischen Burgberg und Chiado noch ein Seitenarm des Tejo.

Aus der Römerzeit lassen sich noch vereinzelte Spuren finden, die erst nach dem großen Erdbeben von 1755 und eher zufällig wieder zum Vorschein kamen. Wer würde schon vermuten, dass ein Großteil der Baixa von weitläufigen römischen Galerien untertunnelt ist? Lange war deren ursprüngliche Funktion umstritten. Heute ist man sich einig: Es handelt sich um eine unterirdische Gewölbekonstruktion, die die römischen Baumeister errichteten, um den Untergrund zu stabilisieren und so ein Fundament für große Gebäudeanlagen wie Foren oder Tempel zu schaffen. Beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben nutzten die Ingenieure das noch stabile römische Fundament für die Grundmauern der modernen Baixa des 18. Jh. Seit dem 19. Jh. als zusätzlicher Wasserspeicher genutzt, stehen die Galerias Romanas  16a  auch heute noch komplett unter Wasser. Nur einmal im Jahr wird das unterirdische Labyrinth leergepumpt und kann dann besichtigt werden. Das restliche Jahr über kann man sich bei einem Spaziergang durch die Baixa der romantischen Vorstellung hingeben, über rund 2.000 Jahre alte römische Galerien zu wandeln. Besonders dann, wenn man die Rua da Conçeição überquert, denn hier befindet sich, versteckt zwischen den Bahngleisen der Linie 28, die abenteuerliche Einstiegsluke der Galerias Romanas.

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Ruinen des Römischen Theaters

In unmittelbarer Nähe können in der BCP Bank  16b  Überreste einer römischen Fischeinsalzungsanlage besichtigt werden. Diese, wie viele weitere, brachten der Stadt Reichtum. Der Handel mit Salz, Wein, Olivenöl und Pferden vom Hafen Lissabons nach Rom und in die römischen Provinzen blühte. Doch der eigentliche Exportschlager war garum, eine würzige Soße, die in der römischen Küche nicht fehlen durfte. Die Herstellung ist einfach, jedoch sehr geruchsintensiv: ganze, eingesalzene Fische mussten über mehrere Wochen in der prallen Sonne gären. Das verflüssigte Resultat wurde anschließend durch ein Sieb gegossen und war dann fast unbegrenzt haltbar. Für den heutigen Geschmack mag sich das wenig appetitlich anhören, im damaligen Rom jedoch wurde garum als Salzersatz verwendet. Man kann es mit Sojasoße vergleichen. Der Bedarf war so groß, dass die Fischsoße in fast industriellem Ausmaß in allen südlichen Provinzen des römischen Reichs produziert wurde. Weitere Überreste solcher Fischeinsalzungsanlagen sind übrigens auch in der Casa dos Bicos (S. 128) gefunden worden.

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„Felicitas Julia“ hieß die Stadt am Tejo unter den Römern

Unweit der Kathedrale befinden sich die Ruinen des Römischen Theaters  16c . Auch diese wurden erst im 18. Jh. nach dem großen Erdbeben zufällig entdeckt. Das Theater stammt aus dem Jahr 54 v. Chr. und bot bis zu 4.000 Besuchern Platz. Zu sehen sind Teile des Orchestergrabens sowie der Bühne. Fundstücke wie Säulen, Statuen und Münzen können im gegenüberliegenden Museum betrachtet werden. Eine digitale Rekonstruktion des kompletten Theaters und weitere Einzelheiten zur römischen Vergangenheit Lissabons werden an einigen Computerplätzen gezeigt.

Info

Hinkommen: Metro Terreiro do Paço (blaue Linie). [D4]

Information:

Galerias Romanas  16a , Einstiegsluke an der Rua da Conçeição, Besichtigungen werden vom Lissabonner Stadtmuseum organisiert (S. 148).

Núcleo Arqueológico do Banco BCP  16b , Rua dos Correreiros 9, Mo–Sa 10–12 und 14–17 Uhr, freier Eintritt. Das Museum gibt Einblick in die 2.500-jährige Geschichte der Baixa.

Ruinas e Museu do Teatro Romano  16c , Rua de São Mamede 3A, Di–So 10–18 Uhr, Eintritt 3 €.

In der Nähe:

 3  und  4  Baixa (S. 16ff.),  6  Sé und Castelo (S. 22).

  17   Lissabons alte Stadtmauern – von den Römern bis zum Mittelalter

Überreste von vier historischen Stadtmauern lassen sich heute noch in Lissabon finden. Sie verdeutlichen die lange und bewegte Geschichte der Stadt. War das römische Lissabon im 1. Jh. noch aus Prestigegründen ummauert, wurde die Anlage ab dem 3. Jh. zum Schutz vor drohenden Angriffen durch die sogenannten „Barbaren“ zunehmend befestigt. Ab dem 5. Jh. wurde die Region aber dennoch von Alanen, Vandalen und Westgoten beherrscht, Spuren hinterließen diese Völker in drei Jahrhunderten jedoch kaum.

Im 8. Jh. eroberten die Mauren, muslimische Araber und Berber, die iberische Halbinsel. Lissabon erlebte eine kulturelle Blüte. Der bereits zu römischen Zeiten bestehende Schutzring der Stadt wurde erweitert, die sogenannte Cerca Moura („Maurische Stadtmauer“) bzw. Cerca Velha („Alte Stadtmauer“) entstand. Über 20 Wachtürme sorgten für Sicherheit, sechs Tore boten Zugang zur Stadt.

Seit einigen Jahren lässt sich auf einem ca. einstündigen Rundweg auf den Spuren dieser ältesten Stadtmauern wandeln. 16 Informationstafeln helfen dabei, die zum Teil nicht mehr auf den ersten Blick sichtbaren Überbleibsel zu erkennen. Der Rundweg startet in der Rua do Chão da Feira, gleich an der Burg. Der nahegelegene Stadtpalast Belmonte wurde Mitte des 15. Jh. direkt auf die alten Mauern gebaut, Überreste der Wehrtürme sind auch heute noch gut sichtbar. Weitere Spuren lassen sich am Largo das Portas do Sol, an der Rua de Norberto de Araújo sowie in der Rua da Judiaria in der Alfama entdecken. In der Casa dos Bicos (S. 128) sind Teile des alten Gemäuers museal aufbereitet. Über die Rua da Padaria, die größtenteils dem alten Verlauf der Stadtmauer folgt, geht es den Berg hinauf bis zum ehemaligen Stadttor Porta de Alfofa (Rua do Milagre do Santo António) und wieder zur Burg zurück.

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Teil der alten Stadtmauer

Trotz guter maurischer Befestigungsanlagen gelang im Jahre 1147 dem bald darauf vom Papst als König von Portugal anerkannten Afonso Henriques die Rückeroberung Lissabons. Als Mitte des 13. Jh. auch die bis dahin noch maurische Algarve zurückerobert wurde, war das Land schließlich befriedet. Lissabon löste 1256 Coimbra als Hauptstadt Portugals ab.

Unter König Dinis I. (1261–1325) erlebte die Stadt einen großen Aufschwung: Er schloss erste Handelsverträge mit England ab und ließ die erste portugiesische Flotte bauen. Die Stadt wendete sich wieder dem Fluss sowie dem Handel mit Nordafrika und dem Mittelmeerraum zu. Die Baixa erblühte als gewinnbringendes Handelszentrum, eine Erweiterung der Stadtmauern wurde nötig und in ersten Zügen umgesetzt. Die Existenz dieser Muralha Dom Dinis genannten Stadtmauer war lange Zeit unbekannt und kam erst 2010 bei Umbauarbeiten der ehemaligen Kirche Sao Julião (S. 83) ans Licht. Mauerreste sowie Alltagsgegenstände der Zeit sind in einem kleinen Zentrum ausgestellt und geben Einblick ins mittelalterliche Lissabon.

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Palácio Azurara mit Wachturm der Cerca Velha an den Portas do Sol

Die unaufhaltsam wachsende Stadt wurde unter König Fernando 1373 mit einer neuen Stadtmauer befestigt. Die 8 m hohe, über 5 km lange und mit 77 Türmen versehene Mauer sollte Schutz gegen die drohende spanische Invasion bieten. Der Bau dauerte fast drei Jahre, über 2.000 Arbeiter kamen zum Einsatz. Die sogenannte Cerca Fernandina mit ihren elf Stadttoren umfasste nicht mehr nur die Viertel direkt am Burgberg. Sie schloss die Gebiete zwischen der Graça und der Igreja São Roque ein, die westliche Grenze hinunter zum Tejo bildete die Rua do Alecrim.

Mit der Restauration der portugiesischen Dynastie ab 1640 (S. 56) verlor die Stadtmauer endgültig ihre Funktion. Heute ist lediglich noch einer der Wachtürme am Platz Martim Moniz zu sehen (S. 110), weitere Spuren sind im Shoppingcenter Espaço do Chiado (Rua da Misericordia 14) zu finden.

Info

Hinkommen:

Der Anfang des Rundwegs befindet sich in der Rua do Chão da Feira nahe der Burg (S. 50). [D3–4]

Information:

Muralhas de Lisboa: Cerca Velha, Infoflyer zum Rundweg über die alte Stadtmauer sind an der Burg S. 50 und in der Casa dos Bicos (S. 128) erhältlich.

Núcleo de Interpretação da Muralha de D. Dinis, Interpretationszentrum Stadtmauer D. Dinis, im Münzmuseum, Largo S. Julião, Mi–Sa 10–18 Uhr, Eintritt frei. Metro Terreiro do Paço (blaue Linie).

  18   Lissabons Kathedrale – das älteste erhaltene Gebäude der Stadt

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Lissabons Kathedrale – kurz „Sé“

Ein Sinnbild für die lange Geschichte Lissabons ist die Kathedrale. Sie wurde 1150 auf den Ruinen der Moschee des maurischen Lissabon unter dem Namen Santa Maria Maior erbaut. Heute heißt die Kirche, die zum Symbol der christlichen Rückeroberung der Stadt wurde, Sé Patriarcal de Lisboa. Das große Erdbeben 1755 überstand die Kathedrale zum größten Teil, weshalb sie als das älteste Gebäude der Stadt gilt. Zwei massive Türme mit Zinnen und eine schlichte romanische Fassade, die lediglich von einer gotischen Rosette unterbrochen ist, unterstreichen den burgähnlichen Charakter der Kirche. Das Innere ist ebenso schlicht. Die Seitenaltäre, der Chorumgang und der wunderbare Kreuzgang stammen aus der zweiten Bauperiode im 14. Jh. und weisen deutliche gotische Züge auf.

Nach dem Erdbeben 1755 fanden die größten Umbauarbeiten statt: Im barocken bis neoklassischen Stil wurden Sakristei und Hauptaltar erneuert, letzterer wurde mit zeitgenössischen Gemälden und einer Orgel versehen. Außerdem wurde der komplette Innenraum reich mit vergoldeten Holzschnitzereien und Azulejos verziert.

Lissabons Schutzpatron São Vicente

Der Legende nach wurde das Boot, in dem der Leichnam des Heiligen an der südlichsten Spitze Portugals an Land gespült wurde (dem heutigen Cabo São Vicente), ständig von zwei Krähen begleitet. Nach der christlichen Rückeroberung wurden die sterblichen Überreste des Heiligen nach Lissabon gebracht. Seitdem ist São Vicente der offizielle Stadtpatron. Auch das Stadtwappen von Lissabon zeigt die Insignien des Heiligen: ein Boot mit zwei Krähen. Lange Zeit sollen übrigens die Nachfahren eben dieser Krähen im Kreuzgang der Kathedrale gewohnt haben.

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Lissabons Stadtwappen

Ihr heutiges Aussehen verdankt die Kathedrale den bislang letzten baulichen Veränderungen in der ersten Hälfte des 20. Jh. Ziel war es, den mittelalterlichen Charakter der Kathedrale wiederherzustellen: Die Türme wurden mit Zinnen verziert, die pompöse Innenausstattung abgetragen. Lediglich die Azulejos in der Taufkapelle des Santo António (S. 126) zeugen noch von der barocken Fliesenpracht. Sie zeigen Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer und die berühmte Predigt des Santo António an die Fische.

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Im Kreuzgang kämpft der heilige Georg gegen den Drachen

Der sehenswerte Kreuzgang wurde unter König Dinis I. im gotischen Stil erbaut, letzte romanische Einflüsse sind noch sichtbar. Das Ausgrabungsgelände gibt Aufschluss über die bewegte Geschichte der Stadt. Zu sehen sind u. a. Teile einer römischen Straße, die die direkte Verbindung vom Hafen zum nahegelegenen Theater (S. 44) darstellte, maurische Fundamente und Teile der ehemaligen Moschee sowie die ehemalige Zisterne der Kathedrale. Seit Frühjahr 2018 befindet sich der Kreuzgang im Umbau und kann deshalb vorübergehend nicht besichtigt werden.

In der Schatzkammer der Kirche sind sakrale Gegenstände und Messgewänder ausgestellt. Wertvollstes Exponat aber dürfte der Reliquienschrein des Stadtheiligen São Vicente sein.

Im Portugiesischen werden Kathedralen übrigens „“ genannt, eine Abkürzung von „Sede“ („Bischofssitz“). Zusätzlich führen die Lissabonner Erzbischöfe seit 1716 den Titel des Patriarchen, was zur Erweiterung des Namens zu Sé Patriarcal führte. Seit 2015 wird das Erzbistum von Patriarch Manuel Clemente geleitet.

Info

Hinkommen: Metro Terreiro do Paço (blaue Linie), Baixa/Chiado (blaue und grüne Linie); Straßenbahn 12, 28; Bus 737. Ein neuer Aufzug soll künftig die Kathedrale mit der tiefer gelegenen Casa dos Bicos verbinden. [D4]

Information: Sé Patriarcal, Largo da Sé, Di–Sa 9–19, So/Mo 9–17 Uhr, Messe: Di–Sa 18.30 Uhr, So und feiertags 11.30 Uhr. Kreuzgang: Bis ca. Ende 2019 wegen Umbauarbeiten nicht zu besichtigen. Schatzkammer: Mo–Sa 10–17 Uhr, Eintritt 2,50 €.

Essen & Trinken: Cruzes Credo, Rua Cruzes da Sé 29, Tel. 21 8822296, tgl. ca. 10–24 Uhr. Schöne Location mit entspannter Atmosphäre, von der Terrasse Blick auf die Seitenmauer der Kathedrale und ein paar Orangenbäume. Leckere Snacks.

In der Nähe:

 54  Kirche Santo António (S. 126),  55  Casa dos Bicos (S. 128),  7  Alfama (S. 24),  19  Castelo S. 50,  41  Miradouros Santa Luzia und Portas do Sol (S. 98).

  19   Castelo de São Jorge – Lissabons Burg sieht älter aus, als sie ist

Ihr heutiges Aussehen verdankt Lissabons Burg Baumaßnahmen aus dem 20. Jh. Gleichwohl ist sie Zeugin der langen Vergangenheit der Stadt und ihres ehemaligen Reichtums. Älteste Funde gehen bis auf die Eisenzeit um 700 v. Chr. zurück. Auch römische Spuren, wenn auch wenige, konnten gefunden werden. Eine erste Blüte erlebte die Burg unter den Mauren. Überreste herrschaftlicher Gebäude, Gebrauchsgegenstände und Münzen aus dieser Zeit kamen erst vor einigen Jahren bei Ausgrabungen zum Vorschein. Die Burganlage war gut befestigt, so war die Eroberung durch die Kreuzritter unter Afonso Henriques, dem ersten König Portugals, langwierig und schwierig. Unter den christlichen Königen wurde die Anlage bis Ende des 15. Jh. genutzt und ausgebaut. Die ehemalige Moschee wurde durch die Kirche Menino de Jesus ersetzt, die maurische Alcaçova („Zitadelle“) durch den Königspalast. Durch den Bau des Bischofspalasts und einiger Paläste des Stadtadels wurde der militärische Charakter der Burganlage aufgeweicht. Mit dem Umzug des Königs in den neuen Palast in der Baixa Anfang des 16. Jh. verlor die Burg an Bedeutung und verfiel.

Lange Zeit wurde sie als Gefängnis, später als Stützpunkt des Militärs genutzt. Ihr heutiges Aussehen geht auf Umbauarbeiten in den 1930er-Jahren zurück. Die Burg erhielt ihr mittelalterliches Antlitz und Lissabon eine der heute wichtigsten Sehenswürdigkeiten zurück. Vom Vorplatz der Burg hat man eine herrliche Aussicht über die Unterstadt und den Tejo. Unerwartete Blicke über ganz Lissabon eröffnet ein Spaziergang entlang der Wehrmauer mit ihren zehn Türmen. Die Wehrmauer zum ehemaligen Wachturm Torre de Lourenço führt fast bis in die Unterstadt. Sie verband die Burg mit der mittelalterlichen Stadtmauer. Im Torre de Ulisses war die Schatzkammer der Stadt untergebracht, hier wurde die Staatskasse mit ihren Steuereinnahmen gehütet.

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Das Castelo de São Jorge thront über der Stadt

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Spaziergang auf den Burgmauern

Heute kann man in der Camera Obscura über einen Spiegel ein 360-Grad-Bild der Stadt sehen und ahnungslose Passanten auf den Straßen beobachten. In einem Museum veranschaulichen Keramiken, Münzen und andere Fundstücke das frühere Alltagsleben in der Burg. Im archäologischen Ausgrabungsgelände gibt es u. a. Überreste der ersten Siedlungsperiode um 700 v. Chr. sowie Teile der maurischen Stadt aus dem 11. Jh. zu sehen.

Unter den Schutz des heiligen Georg, Patron der Krieger und des christlichen Glaubens, wurde das Kastell übrigens erst Ende des 14. Jh. gestellt.

Info

Hinkommen: Straßenbahn 12, 28; Bus 737. Zu Fuß lässt sich der Aufstieg aus der Unterstadt mit dem Elevador do Castelo (S. 80) abkürzen, der Aufstieg aus dem Viertel Mouraria wird über ein Rolltreppen-System erleichtert (S. 23). [D3]

Information: Burg São Jorge, Eingang über Rua de Santa Cruz, www.castelodesaojorge.pt/de, März bis Okt. tgl. 9–21, sonst bis 18 Uhr; Eintritt 8,50 €, Camera Obscura, tgl. 9–17.20 Uhr, Museum und Ausgrabungsstätte, Öffnungszeiten wie Burg.

Essen & Trinken:

Restaurante Casa do Leão, Tel. 21 888 0154, tgl. 12.30–15.30 und 19.30–22.30 Uhr. In der ehemaligen Waffenkammer der Burg ist eines der edelsten Restaurants Lissabons untergebracht. Im Sommer genießt man von der Terrasse einen wunderbaren Ausblick auf die ganze Stadt. Angenehmes Ambiente. Gehobene Preisklasse.

Café do Castelo, Selbstbedienungscafé im Burghof, die preiswertere Variante, täglich wechselnde Tagesgerichte sowie Sandwiches.

Kiosk, auf dem Vorhof. Hier werden vor allem kalte Getränke und Eis verkauft.

In der Nähe:  18  Sé Patriarcal (S. 48),  41  Miradouros Santa Luzia und Portas do Sol (S. 98),  7  Alfama (S. 24),  8  Graça (S. 26).

  20   Igreja São Domingos – Pracht, Macht und Verfall

Die Grundmauern der Igreja São Domingos stammen aus dem 13. Jh. Nach dem Erdbeben von 1755 in barockem Stil wiederaufgebaut, wurde die reich verzierte Kirche später Schauplatz zahlreicher königlicher Hochzeiten und Taufen. 1959 wurde sie durch einen Brand fast komplett zerstört und nach langjährigen Bauarbeiten erst Anfang der 1990er-Jahre wiedereröffnet. Die kahlen, dunkelroten Wände mit letzten Rauchspuren des Brandes sowie der fast geschmolzene, steinerne Altar schaffen eine ganz besondere Atmosphäre.

In früheren Zeiten war die Dominikaner-Kirche auch Schauplatz dunkler Seiten der Geschichte Lissabons. So war sie Anfang des 16. Jh. Ausgangspunkt für ein Judenpogrom. Juden bildeten lange Zeit einen wesentlichen Teil der intellektuellen Elite und reichen Kaufmannsschicht Portugals. Auch in der Verwaltung spielten sie zeitweise eine große Rolle. Unter den Schutz der Krone gestellt, wurden sie von der christlichen Bevölkerung mit Neid betrachtet. Im 14. Jh. wurden sogenannte Judiarias eingerichtet, in denen die Juden von da an leben sollten. Abgesehen von einigen Auflagen lebten sie dort bis Mitte des 15. Jh. relativ unbehelligt. Als Spanien 1492 die Juden des Landes verwies, erklärte sich der portugiesische König João Il. zunächst bereit, gegen Bezahlung 50.000 spanische Juden aufzunehmen. Mit den ankommenden Flüchtlingen verschärfte sich jedoch das Klima. 1496 erließ König Manuel I. ein Gesetz zur Zwangskonvertierung, im Folgejahr wurden die nicht konvertierten Juden des Landes verwiesen. Die Judenviertel wurden aufgelöst.

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Igreja São Domingos und Denkmal für das Judenpogrom

1506 kam es zu einem Pogrom. Der Überlieferung nach vermeinte ein Gläubiger während einer Messe in der Kirche São Domingos das erleuchtete Gesicht Jesu am Altar zu sehen. Dies wurde als göttliches Zeichen gedeutet, das Land von der Dürre, dem Hunger und der Pest zu erlösen, die zu dieser Zeit herrschten. Auf die Erklärung eines anderen Messebesuchers, es handele sich dabei nur um einen Sonnenstrahl, wurde dieser als Neu-Christ (zwangskonvertierter Jude oder Maure) beschimpft. Geistliche wie Kirchenbesucher stürzten sich sofort auf ihn. Die aufgebrachte Menge stürmte aus der Kirche, das Morden und Plündern hielt fünf Tage an. Man hatte einen Sündenbock für die anhaltende Dürre gefunden. Die Drahtzieher des Aufruhrs, dominikanische Mönche, wurden von König Manuel I. später zum Tod verurteilt, weitere Beteiligte zur Verantwortung gezogen und enteignet. Etwa 2.000 Juden wurden damals ermordet. Seit 2008 erinnert ein Denkmal auf dem Kirchplatz an die Opfer des Pogroms. Im ehemaligen Judenviertel der Alfama erinnert heute nur noch der Straßenname Rua da Judiaria an die jüdische Geschichte der Stadt. In unmittelbarer Nähe, am Largo São Miguel, soll künftig ein jüdisches Museum entstehen.

Tipp

Lesetipp:

Richard Zimler: Der Kabbalist von Lissabon. Historischer Hintergrund ist das Judenpogrom in Lissabon 1506. Auf der Suche nach dem Mörder seines Onkels gerät Berekia immer tiefer in die geheimnisvollen Kreise der Kabbala. Wunderlich 1999, nur noch antiquarisch. Englische Ausgabe: The Last Kabbalist of Lisbon, Corsair 2014.

Der Dominikaner-Orden wird auch noch mit einem anderen dunklen Kapitel der Lissabonner Geschichte in Verbindung gebracht: Er stellte hauptsächlich die Inquisitoren. Unter König João IlI. war 1538 die Inquisition ins Land geholt worden. Der Palast des Inquisitionsgerichtes stand gleich gegenüber der Dominikaner-Kirche am Rossio, dort, wo heute das Nationaltheater D. Maria II zu finden ist. Verfolgt wurden damals vor allem Neu-Christen, aber es gab auch Anklagen wegen Hexerei, Bigamie und Wahrsagerei. Die Auto da Fé (Verbrennungen nach Verurteilung durch die Inquisition) fanden unter reger Beteiligung der Bevölkerung auf dem Rossio sowie dem Terreiro do Paço (dem heutigen Praça do Comércio) statt. Unter Marquês de Pombal schon stark in ihren Aufgaben beschnitten, wurde die Inquisition 1821 offiziell abgeschafft.

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Die Spuren des Brandes von 1959 sind noch heute zu sehen

Info

Hinkommen: Metro Rossio (grüne Linie); Straßenbahn 15. [D3]

Information: Igreja São Domingos, Largo São Domingos, tgl. 7.30–19 Uhr, Messen etwa sechs mal täglich zur vollen Stunde.

Essen & Trinken: Ginjinha, Mini-Verkaufsstelle für Lissabons Kirschlikör, direkt gegenüber der Kirche (S. 194).

In der Nähe:  43  Rossio (S. 102),  27  Bahnhof Rossio (S. 66),  58  Nationaltheater D. Maria II (S. 134).

  21   Der Torre de Belém – Wahrzeichen und Weltkulturerbe

Der Turm von Belém gilt als das am häufigsten fotografierte Denkmal Lissabons und zählt seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Erbaut wurde er zwischen 1514 und 1521 unter König Manuel I., zusammen mit einer zweiten Anlage am gegenüberliegenden Ufer des Tejo. Die Zwillingswachtürme dienten dem Schutz der Hafeneinfahrt. Feindliche Schiffe konnten so ins Kreuzfeuer genommen werden. Das Erdbeben von 1755 zerstörte den Turm auf der anderen Flussseite und änderte den Flusslauf so, dass der Turm in Belém nun über eine kleine Brücke zugänglich ist. Im manuelinischen Stil erbaut, ist der Turm trotz seiner ursprünglich militärischen Funktion reich dekoriert.

Abstecher zur Ermida de São Jerónimo

Von der Terrasse des Torre de Belém lässt sich die auf dem Berg über Belém thronende Wallfahrtskapelle des heiligen Hieronymus ausmachen, die Ermida de São Jerónimo. Sie wurde 1514 nach Plänen von Diogo de Boitaca gebaut, ganz im manuelinischen Stil. Die Kapelle liegt abseits der Touristenströme und ist meist geschlossen. Der etwas beschwerliche Aufstieg lohnt sich wegen der wunderbaren Aussicht auf die Tejo-Mündung und den Atlantik dennoch.

Ermida de São Jerónimo, Rua Pêro da Covilhã, zu Fuß oder Bus 714 (Haltestelle Rua Pêro de Alenquer) bzw. Bus 728 (Haltestelle Estádio de Restelo). [Karte Belém]

Eine Kuriosität ist das Nashorn unten an der nordwestlichen Ecke des Turms. Es erinnert an ein Geschenk, das König Manuel I. einst aus Indien erhielt. Angeblich sollte das Nashorn gegen einen Elefanten kämpfen, der aber von seinem Gegner so erschreckt war, dass er floh. Das siegreiche Nashorn sollte als Geschenk an Papst Leo X. nach Italien verschifft werden, erlitt aber Schiffbruch und erreichte sein Ziel nur noch verspätet und als ausgestopfte Trophäe. Diese hat übrigens Albrecht Dürer zu seinem berühmten Holzschnitt „Rhinoceros“ inspiriert.

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Über einen Steg zu erreichen – der Torre de Belém

Das Innere des fast arabisch anmutenden Gebäudes ist eher kahl. Im Keller lassen sich die Schicksale und Qualen politischer Gegner und Verbrecher erahnen, die hier einsaßen, als der Turm während der spanischen Fremdherrschaft (1580–1640) als Gefängnis genutzt wurde. Bei Flut standen die Gefangenen bis zur Hüfte im Wasser. Das Erdgeschoss umfasste Vorrats- und Waffenkammer, die darüberliegenden Stockwerke dienten als Gouverneurssaal, Königssaal und Kapelle. Von der oberen Terrasse hat man einen herrlichen Blick auf Belém und den Tejo.

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Reich geschmückt bis in die Spitzen

Heute wird der Turm als Wahrzeichen für die Zeit gesehen, in der sich das kleine Portugal anschickte, zur See- und Kolonialmacht aufzusteigen. Auslöser für den damaligen Expansionswillen der Portugiesen war vor allem wirtschaftliche Not. Chronischer Mangel an Gold, Lehensland, Getreide und Arbeitskräften veranlasste sie Anfang des 15. Jh., bereits bekannte Gebiete in Nordafrika zu erobern. Als mit dem Fall Konstantinopels 1453 auch der einträgliche Gewürzhandel in die Hände des Osmanischen Reiches fiel, kamen noch andere Interessen hinzu. Die Entwicklung hochseetauglicher Karavellen sowie Fortschritte in der Kartografie ermöglichten es den Portugiesen, als Erste den Seeweg nach Asien für den einträglichen Gewürzhandel zu finden und zu einer bedeutenden Kolonialmacht aufzusteigen. Die neuen Handelswege und die Kolonien spülten ungeahnten Reichtum ins Land. Unter der Regentschaft von König Manuel I. erlebte Portugal seine geopolitisch machtvollste Zeit. Dabei füllten die Einnahmen aus dem überseeischen Handel die Staatskassen, 1518 machten sie 68 % aller staatlichen Einkünfte Portugals aus.

Info

Hinkommen: Straßenbahn 15; Zug Belém; Fähre Belém. [Karte Belém]

Information:

Torre de Belém, Praça da Torre de São Vicente, www.torrebelem.gov.pt, Di–So 10–17.30, im Sommer bis 18.30 Uhr, Einzeleintritt 6 €, Kombitickets s. S. 240.

Essen & Trinken: s. S. 39.

In der Nähe:  14  Belém (S. 38),  29  Jerónimos-Kloster (S. 72),  31  Padrão dos Descobrimentos (S. 76),  62  Centro Cultural de Belém (S. 142),  63  Museumsmeile in Belém (S. 144).

  22   Praça dos Restauradores und Palácio da Independência – Erinnerung an das Ende der spanischen Fremdherrschaft

Der Praça dos Restauradores  22a  ist einer der drei großen, zentralen Plätze in der Unterstadt und markiert gleichzeitig den Anfang der Avenida da Liberdade. Zwei besonders auffällige Gebäude bestimmen den Platz. Das eine ist das ehemalige Kino-Theater Eden mit seiner herrlichen Jugendstilfassade aus den 1930er-Jahren. Es war einst Lissabons prächtigstes Großkino und bis 1989 in Betrieb. Inzwischen beherbergt es ein Apart-Hotel. Von dem ursprünglichen Gebäude steht nur noch die denkmalgeschützte Fassade.

Gleich daneben leuchtet der Palácio Foz in zartem Rosa. Hier ist heute die Zentrale von Lissabons Touristeninformation untergebracht. Das Gebäude wurde nach dem Erdbeben 1755 erbaut und gehörte später der Familie des Marquês da Foz. Die in üppigem Barockstil dekorierten Säle in den oberen Etagen lassen sich bei gelegentlich stattfindenden Konzerten und Ausstellungen bewundern.

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Der Praça dos Restauradores markiert den Anfang der Avenida da Liberdade

Der Name des Platzes und der Obelisk in seiner Mitte erinnern an die Aufständischen, die 1640 die Fremdherrschaft Spaniens über Portugal beendeten. Am Fuße des Obelisken stellen zwei allegorische Figuren die „Unabhängigkeit“ und den „Sieg“ dar. Außerdem sind die Namen und Daten der wichtigsten Schlachten der Unabhängigkeitskriege verewigt.

1578 hatte das 18.000 Mann starke portugiesische Heer bei der Schlacht von Alcácer-Quibir während der portugiesischen Invasion in Marokko eine vernichtende Niederlage erlitten. Auch König Sebastião I. kam bei dieser Schlacht um. Der gefallene König war gerade erst 23 Jahre alt und kinderlos. Kardinal Dom Henrique wurde sein Nachfolger. Als dieser zwei Jahre später starb, ebenfalls kinderlos und ohne eine offizielle Regelung für seine Nachfolge, war der nächste legitime Verwandte des portugiesischen Königshauses der spanische König Filipe II. Damit begann die 60 Jahre währende spanische Fremdherrschaft, in der die spanischen Könige in Personalunion auch das kleinere Portugal regierten.

Erst 1640 wurde Portugal wieder unabhängig von Spanien. Der Herzog von Bragança wurde zum König gekrönt. Als João IV. begründet er die Dynastie Bragança. Die Unabhängigkeitskriege sollten allerdings noch bis 1668 andauern, bis schließlich auch Spanien Portugals Unabhängigkeit anerkannte. Der Platz selbst ist mit schöner Calçada Portuguesa gestaltet. Seit 2017 ehrt ein Denkmal die Lissabonner Pflasterleger (S. 122).

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Die Unabhängigkeit von Spanien – noch heute ist der 1. Dezember ein Feiertag

Ganz in der Nähe, an der nördlichen Seite des benachbarten Largo São Domingos, erinnert der Palácio da Independência („Palast der Unabhängigkeit“)  22b  an diese im portugiesischen Gedächtnis wichtige Phase der nationalen Geschichte. Im 15. Jh. direkt über die mittelalterliche Stadtmauer gebaut, wurde der Palast seitdem mehrmals erweitert. Von der ursprünglichen Bausubstanz sind neben einigen Toren nur noch zwei kegelförmige Kamine übrig geblieben, die stark an die des Königspalasts in Sintra (S. 218) erinnern. Ab dem 17. Jh. galten sie als Symbol für das unabhängige Portugal, denn in diesem Palast sollen sich die adeligen Verschwörer getroffen haben, die die Aufstände gegen die spanische Krone anzettelten. Besichtigt werden kann der Palast heute nur selten, aber es gibt ein nettes Restaurant, dessen Küche auch heute noch die alten Kamine nutzt.

Info

Hinkommen: Metro Restauradores (blaue Linie) oder Rossio (grüne Linie); Zug Rossio. [D3]

Information: Touristeninformation, Praça dos Restauradores, Palácio Foz, Tel. 21 3463314, tgl. 9–20 Uhr.

Einkaufen: Loja dos Museus, Palácio Foz, Artikel aus Shops vieler Lissabonner Museen. Gute Adresse für Souvenirs.

Essen & Trinken: Chaminés do Palácio, Largo de São Domingos 11, im Palácio da Independência, Tel. 91 6603454, www.chaminesdopalacio.pt, Mo–Sa 12–22 Uhr. Kleine Karte mit wechselnden regionalen und portugiesischen Spezialitäten in modernisierten Varianten – von der Kleinigkeit bis zum kompletten Menü. Plätze im Innenhof. Nette Adresse in der Unterstadt, abseits des Touristentrubels.

In der Nähe:  20  Igreja São Domingos (S. 52),  86  Ginjinha (S. 194),  3  und  4  Baixa (S. 16ff.),  11  und  12  Avenida da Liberdade (S. 32ff.).

  23   Praça Marquês de Pombal – ein Platz für den Krisenmanager des Erdbebens von 1755

Der Praça Marquês de Pombal bildet den nördlichen Abschluss der Avenida da Liberdade. Hier thront seit 1934 in über 30 m Höhe eine Statue des streitbaren Politikers Marquês de Pombal. Er blickt in Richtung Baixa, dem augenfälligsten Ergebnis seines Wirkens. Gebieterisch ruht seine Hand auf einem Löwen, seinem Wappentier, das Stärke und Willenskraft symbolisiert. Am Sockel stellen allegorische Figuren politische Projekte dieses wichtigsten portugiesischen Politikers des 18. Jh. dar: Reformen in Wirtschaft und Handel sowie den Wiederaufbau Lissabons nach dem großen Erdbeben von 1755 (S. 16).

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Marquês de Pombal hat immer noch die ganze Baixa im Blick

Geboren wurde der spätere Marquês de Pombal 1699 als Sebastião José de Carvalho. Zunächst war er Diplomat, stieg dann unter dem als schwach geltenden König José I. (1750–77) zunächst zum Außenminister auf und konzentrierte später die Macht des Staates als Premierminister auf sich. Als Anhänger des aufgeklärten Absolutismus versuchte er mit einem umfangreichen Reformprogramm das rückständige und unter Misswirtschaft leidende Portugal zu modernisieren. Mit teils drastischen Maßnahmen schwächte er die Vormachtstellung von Adel und Klerus. Damit machte er sich die bisherige Elite zum Feind. Er unterstellte die Inquisition der Krone und reformierte Bildungswesen und Verwaltung. Nach dem Tod José I. bestieg 1777 dessen wesentlich machtbewusstere und zudem religiöse Tochter Maria I. den Thron. Sie setzte den zu diesem Zeitpunkt fast allmächtigen Pombal ab, verordnete ihm Hausarrest und nahm einen Teil seiner Reformen wieder zurück.

Von versalzener Erde und der Grabstätte des Marquês de Pombal

Im Stadtviertel Ajuda erinnert seit 1760 die Gedächtniskirche Igreja da Memória an den Versuch eines Attentats auf König José I. Der König entging hier 1758 nur knapp einem Anschlag. Die Aufarbeitung dieses Ereignisses nutzte der machtbewusste Pombal, um einen Teil seiner Widersacher aus Adel und Klerus aus dem Weg zu räumen. Dem angeblichen Drahtzieher, dem Herzog von Aveiro und vier weiteren Mitgliedern der Familien Mascarenhas und Távoras machte Pombal den Prozess. Am 12. Januar 1759 wurden sie hingerichtet, die Leichen in den Fluss geworfen. Das Anwesen des Herzogs wurde verwüstet und der Boden versalzen, auf dass an dieser Stelle nie wieder etwas wachsen oder gebaut werden solle. Eine Säule in der Rua do Chão Salgado („Straße des versalzenen Bodens“) im benachbarten Stadtteil Belém erinnert an die Opfer. Pombal verwies außerdem die ihm verhassten Jesuiten des Landes. Eine Beteiligung am Attentat konnte ihnen jedoch nie nachgewiesen werden. Ironie des Schicksals oder Absicht: Seit 1923 werden die sterblichen Überreste des rachsüchtigen Marquês de Pombal in der Gedächtniskirche aufbewahrt.

Igreja da Memória, Largo da Memória, Calçada do Galvão, unregelmäßige Öffnungszeiten. Straßenbahn 18; Bus 727, 729. [Karte Belém]

Lesetipp: Die Jesuitin von Lissabon (S. 17).

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Symbol für das wieder aufgebaute Lissabon – Frauenfigur am Sockel der Statue

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