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Über dieses Buch:

Es gibt geeignetere Orte, um den eigenen Hochzeitstag zu beginnen, als auf dem Boden eines blauen Dixi-Klos im Nirgendwo Australiens. Dort sitzt die Londonerin Sarah und weiß einfach nicht weiter: Für Richard hat sie den Ozean überquert und sich ein neues Leben im fernen Australien aufgebaut. Doch ihr Herz hat, ohne zu fragen, ein anderer geraubt … ihr Trauzeuge Tom. Sarah steht zwischen allen Stühlen – und das ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit! Aber auch Harry, Richards unglücklich verliebter Bruder, und Bronté, Richards Exfrau, haben es nicht leichter, wenn es um die Sache mit der Liebe geht. Vor der irrwitzigen Achterbahn der Gefühle bleibt keiner verschont …

»Sexy, turbulent und hinreißend! Für jeden, der jemals ein Single war – oder gerade ist.« Cosmopolitan

»Herrlich witzig – und so richtig wahr!« Daily Telegraph

Über die Autorin:

Jessica Adams deutet als Astrologin für Marie Claire und The Australian Women’s Weekly die Sterne. Im Laufe ihrer Karriere hat sie außerdem schon für etliche weitere Frauenmagazine wie Elle, Vogue, Cosmopolitan und Harper’s Bazaar gearbeitet. Ihre Horoskope-Webseite zieht jährlich über 2,8 Millionen Besucher an.

Von Jessica Adams erscheint bei dotbooks auch:

Liebesglück im Posteingang

Die Website der Autorin: www.jessicaadams.com

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Aktualisierte eBook-Neuausgabe Juli 2020

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2000 unter dem Originaltitel »Tom, Dick and Debbie Harry« bei Black Swan Books, Transworld Publishers Ltd., London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2002 unter dem Titel »Meine Chaos-Hochzeit in Australien« bei Goldmann

Copyright © der englischen Originalausgabe 2000 by Jessica Adams

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2002 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.

Copyright © der aktualisierten Neuausgabe 2020 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/leodaphne, AmyLv

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (aks)

ISBN 978-3-96148-231-3

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Jessica Adams

Meine Chaos-Hochzeit in Australien

Roman

Aus dem Englischen von Antje Althans

dotbooks.

Für meine Tante Margaret, die The Hollies mochte.

Kapitel 1

Zwischen seinem achtundzwanzigsten und neunundzwanzigsten Geburtstag war Harry Gilby zu fünfzehn Hochzeiten eingeladen. »Und jetzt ist schon wieder eine«, beklagte sich Harry am Frühstückstisch bei seinen Eltern. »Und außerdem sind in diesem Müsli Klumpen drin, ist das schon jemandem aufgefallen?«

»Das ist nicht nur irgendeine Hochzeit, es ist die deines Bruders«, sagte sein Vater. »Und sie findet in ungefähr drei Stunden statt, also mach dich fertig. Kann ich was von dem Müsli haben, oder nimmst du gerade eine Hypothek darauf auf?«

Seine Eltern, stellte Harry fest, trugen die gleichen weißen Frotteemorgenmäntel. Wie lange lief das schon so? Ihm wurde bewusst, dass es schon Jahre her war, seit er sie vor elf Uhr morgens gesehen hatte. Er bemühte sich, nicht hinzusehen, schenkte sich schwarzen Kaffee ein und versuchte, wach zu werden, indem er das Koffein und den Dampf inhalierte.

»Ich gehe nur noch zu Hochzeiten«, beschwerte sich Harry, »und mir ist schnurzegal, ob es Richards ist.«

Er hatte vom feucht fröhlichen Junggesellenabschied seines Bruders einen schlimmen Kater und trug immer noch die Klamotten, in denen er geschlafen hatte. »Und können wir dieses Radio leiser drehen?«

»Das Wetter«, sagte sein Vater und gestikulierte in Richtung der laut plärrenden Stereolautsprecher. »Wir brauchen das Wetter für die Hochzeit.«

»Jaja, aber das ist das Wetter für jedes einzelne Kaff in Australien. Dunedoo, Gundagai, Kurri Kurri, Scone«, leierte Harry herunter. »Bacchus Marsh, Dimboola, Chinchilla ... Müssen wir uns über den Niederschlag von Scheiß Woy Woy bis Scheiß Wee Waa informieren, nur damit sie im Garten heiraten können?«

»Du glaubst nur wegen deines Alters, dass ununterbrochen geheiratet wird«, sagte seine Mutter und drehte das Radio leiser. »Und das ist natürlich. Wenn man Dreißig wird, will man sich niederlassen.«

Harry schnitt sowohl ihr als auch dem muffigen Müsli eine Grimasse. »Debbie Harry ist auch über Dreißig und hat sich nie niedergelassen.«

»O nein, nicht schon wieder Debbie Harry, nicht heute Morgen, das halt ich nicht aus«, sagte Mrs. Gilby schnell.

Beleidigt mampfte Harry schweigend vor sich hin, während seine Eltern sich Teile der Tageszeitung reichten. Jedes Mal, wenn er die Hand auf der Tischdecke abstützte, fing sie leicht zu zittern an, stellte er zufrieden fest. Es war gut, unwiderlegbare Beweise dafür zu haben, dass er wirklich so krank war, wie er sich fühlte.

»Oh, schaut nur«, sagte seine Mutter schließlich und starrte auf die Titelseite. »Bill Gates hat sein ganzes Geld verschenkt.«

»Ach, ich versteh schon«, sagte Harry. »Ich darf nicht mehr über Debbie Harry reden, aber du über Bill Gates

»Ja, aber wir reden auch nicht die ganze Zeit über ihn«, erklärte sein Vater.

»Und wir haben kein großes erotisches Foto von ihm an der Schlafzimmerdecke hängen, auf dem er sich die Lippen leckt«, sagte seine Mutter bedeutungsvoll.

Harry versuchte, sie zu ignorieren, und schenkte sich noch einen schwarzen Kaffee ein. Sein Kater war so schlimm, dass es jedes Mal, wenn Müsli zwischen seinen Backenzähnen knirschte, so klang, als würde in seinem Kopf renoviert.

»Außerdem glaube ich nicht, dass es stimmt, dass du nur noch zu Hochzeiten gehst«, sagte Mrs. Gilby unvermittelt und warf Harry über die Milchtüte einen Blick zu.

»Ich dachte, alle hätten ihre Hochzeiten bereits hinter sich gebracht, als ich fünfundzwanzig war«, beklagte sich Harry, den Mund voll Müsli. »Ich dachte, das wäre abgehakt. Aber in diesem Jahr war es wie eine Flutwelle. Alle, die es mit fünfundzwanzig nicht getan haben, heiraten jetzt. Und Richard will es sogar zum zweiten Mal in Angriff nehmen. Ich meine, er lässt sich gleich zweimal nieder.«

»Nun, ich muss jetzt zum Frisör«, sagte seine Mutter plötzlich und sah auf die Uhr. »Sarah ist schon dort – sie ist bereits seit sechs Uhr auf, die Ärmste.«

Harry gab missbilligende Töne von sich und machte den halbherzigen Versuch, so zu klingen, als täte Sarah ihm Leid – schließlich war sie Richards Zukünftige und folglich seine Anverwandte, nicht dass er wirklich wusste, was das bedeutete.

»Übrigens kannst du gern auch in den Salon kommen, Harry«, sagte seine Mutter, »oder willst du heute Nachmittag mit diesen Dingern im Gesicht erscheinen?«

»Dieser Backenbart, den du dir wachsen lässt«, sagte Dr. Gilby missbilligend. »Er gerät außer Kontrolle.«

»Das ist kein Backenbart«, erwiderte Harry seufzend.

»Was?«

»Das sind Koteletten. Backenbärte sind die Dinger, die man sonntagabends auf ABC in Charles Dickens sieht. Das hier sind Koteletten«, beharrte er. »Die sind geil.«

Harry wünschte, seine Eltern würden sich verziehen. Er war nicht daran gewöhnt, mit ihnen zu frühstücken. Obwohl er in der Blockhütte im Garten hinterm Haus lebte, frühstückte er meist allein – wenn er sich überhaupt die Mühe machte. Und er versuchte immer noch, die gleichen Morgenmäntel zu verdauen.

»Vergiss nicht, die Karte für Sarah und Richard zu unterschreiben«, erinnerte ihn sein Vater, »und du schuldest mir zweihundertfünfzig Dollar für den Kühlschrank.«

»Wir haben ihnen einen Kühlschrank gekauft? Richard hat doch schon einen!«, sagte Harry.

»Tja, Sarah und Richard haben gesagt, sie wollten einen neuen«, antwortete sein Vater schulterzuckend.

»Bitte recht freundlich«, erklärte Mrs. Gilby und nahm ihre leere Müslischüssel mit, als sie aus dem Zimmer ging. »Ich will, dass auf den Fotos alle lächeln.«

Als sie endlich weg waren – zu seinem Entsetzen sah er, dass seine Eltern auch gleiche weiße Frotteepantoffeln trugen –, trank Harry die restliche Milch aus der Tüte. Das würde ihm vielleicht beim Einschlafen helfen, dachte er, und wenn er die Hochzeit heute Nachmittag überstehen wollte, würde er ein Nickerchen brauchen können – oder wenn möglich ein Koma. Richards Junggesellenabschied hatte ihn fast umgebracht, selbst wenn er aus nichts Wilderem bestanden hatte als dem Saufen doppelter Scotchs und seiner persönlichen Wette gegen alle Pubbesucher, dass sie die Namen der Sieben Zwerge nicht vollständig aufzählen könnten.

Nachdem er die Katze seiner Eltern aus dem Weg geräumt hatte, machte Harry es sich auf der Couch bequem und schloss die Augen. Wenn seine Mutter vom Frisör zurückkam, würde er fast zu allen Schandtaten bereit sein, beschloss er – möglicherweise. Als er den Kopf zwischen die mit rötlichgelbem Katzenhaar übersäten Kissen klemmte, dachte Harry über den Tag nach, der vor ihm lag. Es erschien ihm moralisch falsch. Während Richard mit fünfunddreißig zum zweiten Mal heiratete, hatte Harry noch nicht einmal mit einer Frau zusammengelebt – obwohl er sich einmal auf einer Weihnachtsfeier besoffen und einem Schaf einen Heiratsantrag gemacht hatte.

Es war so einfach für Richard gewesen. Er war in London in irgendeine Konferenz gestolpert, hatte eine Blondine gesehen – die sich Sarah nannte –, die gerade versuchte, ein Fenster auszumessen, ausgerechnet, und dann hatte er ihr einfach angeboten, ein Ende des Maßbandes zu halten. Dann hatten sie gemeinsam an einer speziellen Bude in einem Londoner Park gegessen, die nur Sarah kannte, wo die getoasteten Hähnchensandwiches gut waren – oder so. Und dann hatte Richard Sarah in den Film Titanic eingeladen und ... bla, bla, bla, dachte Harry. Sechs Monate später Blitzhochzeit. Warum lief es bei ihm nie so?

Den schmerzenden Kopf in den Händen, drehte Harry sich auf der Couch auf die Seite und versuchte, es sich bequem zu machen. Er glaubte einfach nicht an Hochzeiten, beschloss er. Das war das ganze Problem – man konnte heutzutage von Frauen keine Liebe kriegen, außer man war bereit, sich mit ihnen abzugeben, und das war er nicht. Es gab pro Jahr etwa dreißig Hochzeiten in Compton, das, dem Lions-Club-Schild am Ortseingang zufolge, dreitausend Einwohner hatte. Harry wurde klar, dass heutzutage anscheinend die Hälfte dieser Hochzeiten Leute betraf, mit denen er zur Schule gegangen war, in einer Band gewesen oder Kricket gespielt hatte.

Er ging hin, weil er musste. Schließlich versuchten die Comptoner bei einer Hochzeit immer, eine gerade Anzahl von Leuten einzuladen. Aber er schlief ständig ein oder verlor die richtige Zeile im Gesangbuch oder ertappte sich bei falschen Gedanken, wie zum Beispiel: Wie, zum Teufel, wird sie in den nächsten fünfzig Jahren den Anblick seines behaarten Rückens ertragen? Manchmal, wenn er sich wirklich langweilte, stellte er sich die gesamte Gemeinde nackt vor.

Während er sich auf der Couch ausstreckte, dachte Harry an die beiden Hochzeiten zurück, auf denen er am Wochenende zuvor gewesen war. Bei einer davon hatte die Brautmutter ihre Pudel pink gefärbt. Die Braut, die eine Gladiole schwenkte, war mit heraushängenden Brüsten in einer Pferdekutsche vorgefahren, und danach hatten sie einen Riesenhummer mit einem weißen Zylinder aus einer Papierserviette serviert.

Auf der anderen Hochzeit, auf der er gewesen war, hatte die Schwester von irgendjemandem auf einer Hammondorgel »The Lady in Red« gespielt, und alle durften zum Andenken einen Bierseidel aus Glas mit nach Hause nehmen, auf den zwei verschlungene Herzen und das Datum eingraviert waren. Später hatte Harry den Bräutigam dabei ertappt, wie er auf dem Parkplatz in seinen Seidel kotzte, als er sich unbeobachtet fühlte.

Wenn Harry jetzt so darüber nachdachte, war das Schlimmste an den beiden Zeremonien das Entsetzen gewesen, das er verspürt hatte, als er sich fragte, wie es wäre, für den Rest seines Lebens mit einem dieser vier, die gerade geheiratet hatten, Sex zu haben. Er fühlte sich schuldig, weil er wusste, dass er sich für sie freuen sollte, aber ihre Hochzeiten deprimierten ihn einfach nur.

Als ihm die Katze auf die Brust sprang, zuckte Harry zusammen, gab auf und machte ihr Platz. Bald knetete sie in einem Krallen-rein-Krallen-raus-Tanz sein Hemd. Aus Gründen, die im Dunkel der Vergangenheit lagen, hatte die Familie Gilby dafür ein Verb erfunden – krillkrallen.

»Hör, verdammt noch mal, auf, meine Brustwarzen zu krillkrallen«, knurrte Harry, doch die Katze ignorierte ihn. Er hatte einen solchen Kater, dass er nicht einmal in der Lage war, sich an ihren Namen zu erinnern, geschweige denn sich die Mühe zu machen, sie runterzuwerfen. Ihm war auch klar, dass die Katze bald zu sabbern anfangen würde. Genau wie ich in ein paar Sekunden, dachte Harry, kurz bevor er, den Kopf in einem Kissen, bewusstlos wurde.

Zwei Stunden später wurde er von johlendem Gelächter geweckt, und von etwas, das sich anhörte wie unkontrolliertes Geschrei aus der Küche. Wieder einmal fragte er sich, warum alle Freunde seiner Eltern so laut waren – verlor der Mensch nach Erreichen des fünfzigsten Lebensjahrs automatisch seinen Lautstärkeregler? Die Frauen waren eindeutig schlimmer als die Männer. Wenn sie lachten, klang es wie die Rückkoppelung bei einem Heavy-Metal-Konzert. Ein grässliches, namenloses Quietschgeräusch ohne Gestalt, Form und Ende, befand Harry. Sein Mund schmeckte jetzt nach alter Milch, von dem Müsli, und er starb vor Durst.

Gähnend griff er nach der Katze, die peinlicherweise beschlossen hatte, ihren Kopf liebevoll in seinen Schritt zu stecken. Als er sie runterwarf, bemerkte er, dass seine Eltern um ihn herum sauber gemacht haben mussten, während er schlief. Das Frühstückschaos war beseitigt worden, und stattdessen lagen dort jetzt massenweise Hochzeitsgeschenke, die auf dem Küchentisch eine Pyramide bildeten. Er konnte nicht glauben, was für Geschenkpapier manche Leute verwendeten – Hufeisen und Glöckchen und winzig kleine Bräute und Bräutigame. Es sah aus wie aus den fünfziger Jahren, dachte Harry, und nicht einmal aus den guten Jahren dieser Zeit.

»Bist du schon auf?«, fragte sein Vater, der den Kopf durch die Tür steckte. Er trug jetzt Anzug, Krawatte und schwarze Haferlschuhe, die Harry sich einmal für eine Rocky Horror Picture Show-Party ausgeliehen hatte, wie er sich erinnerte.

»Wie viel Uhr ist es?« Harry gähnte wieder.

»Zeit, dich endlich fertig zu machen«, warnte Mr. Gilby. »Deine Mutter ist gestiefelt und gespornt, und dein Bruder ist gerade in die Stadt gefahren, um deine Tante und deinen Onkel abzuholen. Er ist in einer halben Stunde zurück. Und übrigens ...«

»Ja?«

»Was hast du denn getrunken, Gips?«

Als er weg war, sah Harry in den Spiegel auf der Anrichte. Er hatte um den Mund einen Milchring, der ihn aussehen ließ wie Marcel Marceau. Und schrecklicherweise hatte er auch einen kleinen Eiterpickel an der Nase bekommen. Ihn auszudrücken würde seine erste Körperpflegeaktion für den großen Tag sein müssen, der vor ihm lag. Er schnitt seinem Spiegelbild eine Grimasse und beschloss, es bis auf die letzte Minute zu vertagen. Wenn die Freunde seiner Eltern jetzt hereinkamen und ihn dabei ertappten, wie er an seinem Gesicht herumdrückte, würde es noch mehr Anti-Harry-Ergüsse geben.

Er konnte nicht glauben, wie schlecht gelaunt seine Eltern heute waren – es musste wegen Richard sein, beschloss er. Es konnte nicht leicht sein, dabei zuzusehen, wie ihr ältester Sohn zum zweiten Mal heiratete – besonders, da es das erste Mal so sehr in die Hose gegangen war. Harry zuckte zusammen und hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Immer wenn er einen Kater hatte, erschien vor seinem geistigen Auge eine speziell angefertigte Kopfschraubzwinge aus Eisen. Eines Tages würde er sie erfinden müssen, dachte er groggy.

Auf dem Weg zu seiner Holzhütte im hinteren Garten kam Harry plötzlich auf dem Rasen ins Torkeln, als er bemerkte, dass jemand es fertig gebracht hatte, auch noch zwei gigantische weiße Festzelte aufzubauen, während er schlief. Es kam ihm vor wie unbefugtes Eindringen in seine Privatsphäre – er hatte den Garten immer als sein Territorium betrachtet, hauptsächlich weil die Hütte dort stand.

Harry wohnte jetzt seit fünf Jahren dort, vorgeblich, um Geld zu sparen, damit er sein erstes Haus bar bezahlen konnte, aber die Hütte war sein Zuhause, und es gefiel ihm nicht, sie plötzlich von weißen, mit Bändern übersäten Zelten umzingelt zu sehen. Es war wie in Blumen des Schreckens, dachte er empört, außer dass statt riesigen, tentakelschwingenden außerirdischen Lebensformen große Hochzeitsfestzelte die Herrschaft übernommen hatten.

»In zehn Minuten bist du wieder draußen, Harry!«, schrie seine Mutter aus dem Küchenfenster.

»Was?«, brüllte er zurück. Es war unglaublich – er konnte immer noch das Heavy-Metal-Rückkopplungsgequietsche ihrer lachenden Freunde hören, sogar aus zwanzig Metern Entfernung.

»BEEIL DICH!«, schrie sie wieder und knallte das Fenster zu.

Wenn sie auch an die Hütte weiße Bänder gebunden hatten, dachte Harry, würde er sie einfach abreißen. Aber glücklicherweise hatten sie ihn verschont. Als er drin war, machte er die Tür zu und verschloss sie von innen, damit nicht irgendwelche lautstarken Freunde seiner Eltern aus Versehen hereinspazierten.

Wie immer hatten seine Eltern das meiste heiße Wasser im Haus verbraucht. Während er die Dusche laufen ließ und darauf wartete, dass sie warm wurde, brachte Harry es fertig, sich mit einer Hand die Kleider vom Leib zu reißen und sich mit der anderen des Eiterpickels an seiner Nase zu entledigen.

»Du bist verdammt sexy«, sagte er beruhigend zu seinem Spiegelbild. »Verdammt sexy.« Was meinte sein Vater bloß damit, Backenbart? Im richtigen Licht, tröstete sich Harry, konnte er immer noch aussehen wie ein junger Nick Cave – wenn auch ein Nick Cave, der manchmal bei K-Mart einkaufte.

Während er Blondie-Songs sang, wie er es beim Duschen immer tat, ließ Harry sich das Wasser übers Gesicht laufen und nahm dann mit einem neuen Stück Imperial-Leather-Seife seine Achselhöhlen in Angriff. Er fragte sich, ob Tom schon fertig war – schließlich musste er den Trauzeugen spielen. Das Gute am Leben in der Hütte war, dass er im Grunde duschen, sich anziehen und direkt zu der Zeremonie auf seinem eigenen Hinterhof gehen konnte, befand Harry. Der arme Tom dagegen wohnte meilenweit entfernt.

Beim Gedanken an Richards Junggesellenabschied am Abend zuvor lachte Harry laut auf, als ihm einfiel, wie Tom versucht hatte, sich an alle Namen der Sieben Zwerge zu erinnern. Er hatte nicht mal einen gewusst. Das Problem mit Tom bestand darin, dass er von Geburt an vage war. Man konnte es in seinen Augen sehen. Frauen machten sie verrückt, weil sie so blau waren, aber sie waren immer irgendwie unscharf wie ein Fernseher, der auf den falschen Kanal eingestellt ist.

Tom war eigentlich gar nicht sosehr sein Freund – er war mehr aus Richards Ära. Aber sie hatten alle zusammen Kricket gespielt, und in der Zeit, als Tom noch trank, hatten er und Harry oft einen Nachmittag am Fluss verbracht, sich Flaschen mit Cascade-Lager hinter die Binde gekippt und Forellen gefangen.

Als sich das heiße Wasser dem Ende zuneigte, drehte Harry den Warmwasserhahn so weit auf, wie es ging, und den Kaltwasserhahn ab. Eines Tages, versprach er sich selbst, würde er eine Dusche besitzen, deren Funktionieren nicht von komplizierten Taktiken und Manövern abhängig war. Allein die stetige Versorgung der Hütte mit Warmwasser bereitete so viel Mühe wie eine volle Kehrtwende.

Als das Wasser ihm schließlich kalt über den Rücken lief, gab er auf. Es war jetzt eisig, und er musste raus. Mit einem weichen pinkfarbenen Badetuch, das seine Mutter einst gestiftet hatte, trocknete Harry sich ab und machte sich an die angenehme Aufgabe, seine Klamotten auszusuchen. Während er sie sich zurechtlegte und ein Hemd nach dem anderen verwarf, fragte er sich müßig, was Richard tragen würde. Wahrscheinlich irgendwas, das Sarah ausgesucht hatte. Richard war hoffnungslos, was Kleidung betraf.

Letztendlich sortierte Harry seine violette Hose, den weißen Vinylgürtel und das türkisch gemusterte Hemd aus und entschied sich für einen braunen Polyesteranzug, den er in einem Op Shop in Hobart für fünfzehn Dollar gekauft hatte, und für ein orangefarbenes, gerüschtes Hemd. Obwohl der Anzug fantastisch aussah – wie etwas, das der Sechs-Millionen-Dollar-Mann in Begleitung der Sechs-Millionen-Dollar-Frau zu einer Cocktailparty hätte tragen können –, stank er nach Old Spice und Katzenpisse. Zum Ausgleich putzte Harry sich nochmal die Zähne. Wenigstens roch er jetzt minzig genug, um sich unter die Gäste zu mischen.

Endlich konnte es losgehen. Er trat in seinen Doc Martens aus der Hütte, verschloss sorgfältig die Tür und überzeugte sich davon, dass die Vorhänge zugezogen waren, damit niemand all seine Debbie-Harry-Poster sehen konnte. Dann lief er übers Gras ins Hauptzelt – nur um festzustellen, dass er fast als Letzter kam. Es war proppenvoll.

»Wie spät ist es?«, zischte er einer Frau zu, die hinten saß.

Es stellte sich heraus, dass es fast Mittag war – er hatte es gerade noch geschafft.

Harry mied seine Eltern und suchte sich einen Platz. Er lehnte sich auf seinem gemieteten Plastikstuhl zurück und versuchte, sich zu entspannen. Doch es war zwecklos – er schwitzte bereits. Ihm fiel auf, dass sein Vater in seiner Abwesenheit schon die Musik angestellt hatte, was später zu noch mehr Harry-Prügeln führen würde, da eigentlich er für die Musik zuständig gewesen war. Außerdem hatten seine Eltern beschlossen, Kunstgras verlegen zu lassen, und das fing jetzt zu stinken an. Es war auch vergessen worden, die Fliegen aus dem Festzelt fern zu halten, und da waren jetzt drei, die ihre Beine aneinander rieben und auf einem der weißen Bänder saßen, die an seinen Stuhl gebunden waren. Es war ein knallheißer Tag, dachte Harry, ein typischer Novembersamstag in Compton. Zu dieser Jahreszeit konnte es bis zu dreißig Grad werden, und im Inneren des Zeltes kam es ihm jetzt vor wie vierzig.

Als er das Hochzeitsprogramm auf seinem Platz flüchtig durchblätterte, stellte Harry fest, dass er das letzte Mal, als er auch nur annähernd an die Institution der Ehe geglaubt hatte, elf Jahre alt gewesen war. Fast jede Klasse seiner Schule war die Straße hinuntergeschickt worden, um sich auf der riesigen Videoleinwand im Pub, die normalerweise für die Übertragung von Fußballspielen genutzt wurde, die Montagmorgenwiederholung der Hochzeit von Lady Diana und Prinz Charles anzusehen. Harry und seine neunjährige Freundin hatten in der ersten Reihe gesessen.

Die Neunjährige, ein griechisches Mädchen mit vorstehenden Zähnen, das Mariana Xanthexenides hieß, hatte seine Hand gehalten, als Diana und Charles sich auf dem Balkon küssten, und in dem Moment hatte er sich sogar vorstellen können, im Anzug mit der Frau seiner Träume vor dem Altar zu stehen.

Wie sich die Zeiten ändern, dachte Harry jetzt und fühlte sich alt und müde, obwohl er nicht einmal dreißig Jahre war. Er dachte an Prinzessin Dianas Beerdigung, die das gesamte Städtchen ebenfalls auf der riesigen Videoleinwand im Pub verfolgt hatte. Vielleicht war er deshalb zum Zyniker geworden, dachte Harry. Der königlichen Familie konnte man die Schuld an vielem geben.

Mariana war heute auf Richards Hochzeit, obwohl Harry nicht klar gewesen war, dass sein Bruder sie eingeladen hatte. Als er von der anderen Seite des Festzelts verstohlen zu ihr rüberschielte, sah er sie mit Ehemann und zwei Kindern ruhig dasitzen, die Hände im Schoß gefaltet. Sie kamen oft in die Bank, in der Harry arbeitete. Die Kinder hatten ebenfalls vorstehende Zähne.

Harry bedauerte das Ende seiner Affäre mit Mariana Xanthexenides nicht. Schon im Alter von zehn war sie passiv-aggressiv gewesen und krankhaft gewalttätig, fand er. Harry war auch auf Marianas Hochzeit gewesen. Wahrscheinlich hatte er sogar den meisten Gästen, die heute im Festzelt waren, beim Heiraten zugesehen. Das Leben in Compton war so geruhsam, dass die Leute drei Stunden im Voraus für eine Hochzeit buchen konnten, nicht etwa drei Monate. Es gab auch keine Möglichkeit, sich dem zu entziehen, dachte Harry, selbst wenn man anrief und sagte, man würde Blut spucken – ein Trick, den er wenigstens zweimal versucht hatte.

Auch wenn die Zeremonie heute für seinen Bruder war, bemerkte Harry, dass er trotzdem die üblichen Probleme hatte. Eine perverse Angst davor, die Ehegelübde zu hören – er vertraute niemandem, der Treue versprach –, gefolgt von Übelkeit beim Gedanken an das Marzipan auf der Hochzeitstorte.

Harry juckte es in seinen Boxershorts, und er wünschte, er hätte sich keine so enge Hose angezogen. Konnte man am großen Tag seines Bruders einfach rauslaufen? Er sehnte sich danach, zurück zur Hütte zu rennen und sich noch mal umzuziehen. Seine Eltern würden es ihm nie verzeihen, wenn er jetzt ging, aber was noch wichtiger war, er war sich nicht sicher, ob er es ertragen konnte, dabei zuzusehen, wie Richard seiner neuen Ehefrau den Ring an den Finger steckte.

Eigentlich war Sarah ganz nett. Ein Mädchen aus London mit einem sehr englischen Namen – und wahrscheinlich den weißesten Zähnen und blondesten Haaren, die er je gesehen hatte. Aber er verstand trotzdem nicht, warum Richard sie heiraten musste. Wieso konnten sie nicht einfach zusammenleben? Es war schon beim ersten Mal schlimm genug gewesen, als Harry fünfzehn gewesen war und er zugesehen hatte, wie Richard mit seiner ersten Frau, Bronte, zum Altar geschritten war. Es hatte alles in einer Kathedrale in Hobard stattgefunden, und es hatte einen Organisten und einen Dudelsackspieler gegeben, und danach geräucherten Lachs. Das war der einzige Beweis, den man dafür brauchte, dass die Ehe ein Witz war, dachte Harry. Trotz all des Theaters hatte sie nur zehn Jahre gehalten.

Genau wie Prinz Charles und Lady Diana hatten Richard und Bronte sich alles Mögliche versprochen, und Gott war auch im Spiel gewesen, wenn Harry sich recht erinnerte. Die Hochzeitsgeschenke waren ebenfalls unglaublich gewesen – alles vom elektrischen Eierkocher bis zum Wasserbett. Und jetzt zog Richard das alles fünfzehn Jahre später noch mal durch, nur mit einem anderen Ring und einer anderen Frau. Harry fiel es schwer, da nicht skeptisch zu sein.

Er fasste unter die Achseln seines Jacketts, um zu fühlen, ob der Schweiß durch den Anzug drang. Das tat er. Als niemand hinsah, spähte er zu seiner linken Achselhöhle. Der Anzug hatte einen gleichmäßig schokoladenbraunen Farbton, genau wie es ihm gefiel. Und er konnte sehen, dass sein orangefarbenes Rüschenhemd durchhielt. Aber der dunkle Fleck unter seinem linken Arm war eindeutig sichtbar. Harry hob vorsichtig den Arm wie ein Huhn seinen Flügel. Ja – da war er. Ein scheußlicher Fleck, wie seine Mutter sagen würde.

Es war schwierig, auf einer Hochzeit der Coolste zu sein, wenn man in Wahrheit der Verschwitzteste war. Er drehte sich auf seinem Stuhl herum und sah sich genauer an, was Richard trug. Es sah so aus, als hätte Sarah sich nicht einmischen dürfen, denn Richard trug scheinbar denselben schwarzen Anzug, dasselbe weiße Hemd und dieselbe schwarze Krawatte wie beim ersten Mal im Jahre 1985. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Richard damals fast genauso ausgesehen hatte wie Gordon Gecko in Wall Street. Jetzt schaute sein Bruder ein bisschen mehr aus wie ein normaler Mensch. Wahrscheinlich weil er kein Haargel benutzt hatte, dachte er. Haargel war der Fluch der Achtziger gewesen.

Einen Augenblick lang konzentrierte sich Harry auf Mariana Xanthexenides, die auf der anderen Seite des Festzeltes saß. 1984 war sie mit so viel Gel im Haar zur Blue Light Disco in Compton gekommen, dass er sich fast die Hand verstaucht hatte, als er es streicheln wollte. Außerdem hatte sie ein Madonna-Kruzifix getragen und ihren Bauchnabel zur Schau gestellt. Harry runzelte die Stirn und überlegte, ob es ein normaler oder ein Knubbel war. Ein Knubbel, meinte er, sich zu erinnern.

Schlagartig wurde ihm klar, dass er es schon wieder tat. Er dachte an andere Dinge – zum Beispiel an Mariana Xanthexenides' Bauchnabel –, wo er doch über die Hochzeit nachdenken sollte. Oder über ewige Liebe. Oder auch über seinen Bruder.

Vorn im Festzelt sah Harry Richard, der sich blinzelnd umschaute. Tom an seiner Seite blickte geistesabwesend in die Ferne, wie immer. Wo war Sarah?, fragte sich Harry. Sie kam inzwischen mit Sicherheit zu spät.

Harry rutschte unbehaglich auf seinem Plastikstuhl herum und sah im Hochzeitsprogramm nach, um sich noch einmal zu vergewissern, wann Sarahs großer Auftritt eigentlich vorgesehen war. Es war jedoch schwer zu entziffern – jemand hatte goldenes Glitzerzeug über den Großteil des Textes gesprüht. Es sah aus, als hätte eine Fee darauf gespuckt, fand Harry. Wieder änderte er seine Position. Der Stuhl brachte ihn ins Schwitzen, und unter ihm befand sich etwas Klobiges. Mit Schaudern stellte Harry fest, dass er auf einer Bibel gesessen hatte. Er zog sie hervor, deponierte sie vor sich auf dem Rasen und sah, dass sein Vater ihm einen Blick zuwarf.

Harry ignorierte ihn, starrte stattdessen auf weiße Zeltwände und träumte von Debbie Harry. Ihm war egal, dass seine Eltern sie beim Frühstück beleidigt hatten. Er würde sich nicht von zwei Gedankenpolizisten mittleren Alters in identischen Morgenmänteln davon abhalten lassen, an Debbie zu denken, beschloss er.

Debbie und Chris Stein hatten sich nie die Mühe gemacht, zu heiraten – und man musste sie sich nur ansehen. Gemeinsam hatten sie Blondie geschaffen, die größte Rock'n'Roll-Band aller Zeiten. Sie hatten auch gemeinsam »Heart of Glass« geschrieben – den großartigsten Song der Weltgeschichte. Natürlich war er froh, dass Chris und Debbie sich inzwischen getrennt hatten. Dadurch erschien sie irgendwie erreichbarer. Vielleicht war es auch an der Zeit, Debbie zu schreiben. Mal wieder.

Harry hatte im Internet gelesen, dass ältere, berühmte, reiche amerikanische Frauen einen neuen gesellschaftlichen Trend setzten – den zum »jüngeren Gespielen«. Ihm gefiel der Klang: »jüngerer Gespiele«. So wie er es sah, bedeutete das hauptsächlich, dass jemand wie er, der in einer Bank in Compton, Tasmanien, Australien arbeitete, in Manhattan, New York, Amerika von jemandem wie Debbie Harry aufgerissen werden konnte. Natürlich wäre es eine Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt beruhte, dachte er. Das Problem war nur, dass sein jährliches Einkommen wahrscheinlich ungefähr zwei Prozent des ihrigen betragen würde. Er hoffte jedoch, dass die spirituelle, sexuelle und intellektuelle Stimulation, die Debbie dadurch vielleicht erfahren würde, es wert wäre. Na ja, er konnte es ja wenigstens versuchen.

Alle Freundinnen von Harry – wenn er sie überhaupt Freundinnen nennen konnte – waren jünger gewesen als er. Er war jetzt bereit, sich der Herausforderung, ein »jüngerer Gespiele« zu sein, zu stellen. Er hatte die Nase voll von den kleinen BHs, die Einundzwanzigjährige trugen.

Richard lungerte immer noch vorn herum und sah aus, als würde er darauf warten, dass etwas geschah, stellte Harry fest. Er tat ihm Leid. Es war schon ohne die Peinlichkeit einer verzögerten Zeremonie schlimm genug, wenn die halbe Einwohnerschaft von Compton einen anstarrte.

Vielleicht lag es an Richard, sinnierte Harry. War Bronte bei der ersten Hochzeit auch zu spät gekommen? Seiner Erinnerung nach war an dem Tag alles glatt gelaufen. Bronte war pünktlich gewesen, keiner hatte vor dem Priester seinen Text vergessen, und sogar das Essen war gut gewesen. Die einzige wirkliche Panne war Harrys Frisur gewesen.

Da ihm zur Zeit von Richards erster Hochzeit die Haare bis zu den Schultern herabhingen, hatten seine Eltern seinen Onkel Frank, einen Frisör im Ruhestand, hereingeschleift, um sie vor der Zeremonie noch zu schneiden.

Die genauen Worte, die Onkel Frank gebraucht hatte, waren: »Wir schneiden die Spitzen einen Zentimeter ab und föhnen die Haare aus dem Gesicht, damit du ordentlich aussiehst.« Doch stattdessen hatte sein Onkel das Ganze liebevoll in einer Welle nach innen geföhnt, so dass er auf allen Fotos aussah wie Bonnie Tyler. Bronte hatte ihn auch gezwungen, einen Kilt zu tragen und ein Felltäschchen, das aussah wie ein Wiesel. Bei der Erinnerung daran schrumpfte Harry vor Verlegenheit auf seinem Stuhl zusammen.

Als er sich einen Moment später umsah, fragte sich Harry, warum Bronte nicht aufgekreuzt war. Er wusste, dass Richard und Sarah sie eingeladen hatten, aber von ihr war nichts zu sehen. Und Bronte war in einer Menschenmenge leicht zu erkennen, dachte Harry. Sie hatte einen Arsch wie ein Teletubby.

Es war gut, dass Bronte nicht hier war, fand Harry. Sie machte grundsätzlich aus allem ein Drama. Als Bronte und Richard sich getrennt hatten, war es so übertrieben gewesen, dass man es an drei aufeinander folgenden Abenden auf der großen Breitleinwand im Comptoner Pub hätte übertragen können, in herrlichem Technicolor, mit Dolby Sound und Freibier.

Nachdem Bronte Richard offiziell verlassen und ihm den Ring zurückgegeben hatte und nach Hause zu ihren Eltern in Melbourne gegangen war, hatte Richard einen Monat bei Harry gewohnt. Da die Hütte im Grunde nur aus einem Zimmer, einer Toilette, einer Blondie-Singles-Sammlung und einem elektrischen Wasserkocher bestand, war Richard gezwungen gewesen, auf einem Stück Schaumgummi auf dem Fußboden zu schlafen.

Harry verscheuchte die Erinnerung schnell und fragte sich, wer heute sonst noch fehlte. Außer Bronte und ihren seltsam teletubbyesken Hüften schienen sich alle in Tasmanien ins Festzelt gedrängt zu haben. Er sah Leute, die sogar extra dafür mit dem Auto die weite Strecke von Stanley und Jericho zurückgelegt hatten.

Viele Leute hatten auch ihre Hunde mitgebracht. Da die meisten Leute in Compton Richard durch seine Tierarztpraxis kannten, schienen sie davon ausgegangen zu sein, dass ihre Hunde – seine Patienten – ebenfalls eingeladen waren, und überall lungerten Dalmatiner und Blue Heelers mit heraushängenden Zungen herum. Harry beobachtete, wie ihr eigener Familienhund, Max, sich mit weit gespreizten pelzigen Beinen vorn im Festzelt niederließ und sich eifrig am Unterleib leckte.

»Max!«, zischte Harry von hinten.

Doch der Hund ignorierte ihn.

Mit Schrecken fiel ihm wieder ein, dass er eigentlich für die Musik verantwortlich war und wahrscheinlich da weitermachen sollte, wo sein Vater aufgehört hatte. Da Sarah so spät kam, war Richards Kassette mit den »Vier Jahreszeiten« auf »Random Play« gestellt worden – und jetzt hörten sie nach einer endlosen Wiederholung von »Frühling« und »Sommer« wieder »Herbst«. Es war wie eine musikalische globale Erwärmung, dachte Harry.

Plötzlich tippte ihn jemand auf die Schulter. Es war Richard.

»Kannst du mir einen Gefallen tun?«, fragte er leise.

»Dem Köter die Beine schließen?«, fragte Harry.

»Nein, andere Musik suchen. Du bist doch derjenige, der sich darum kümmern soll.«

»Kann Dad das nicht machen?«, erwiderte Harry. »Er wirkt so, als hätte er es übernommen.«

»Dad ist da rausgegangen«, zischte Richard und nickte in Richtung Garten. »Er sucht nach Sarah. Sie suchen alle nach Sarah.«

Und dann war er weg. Einfach so. Harry starrte – wie die anderen Gäste – hinter seinem Bruder her, der versuchte, halb aus dem Festzelt zu gehen und halb zu rennen, ohne dabei so zu wirken, als würde er sich beeilen. Er sah lächerlich aus, dachte Harry, wie eine Ente, die joggte. Tom folgte ihm flink.

Hinter sich hörte er, wie jemand missbilligende Töne von sich gab, und sagte, dass die Braut inzwischen fünfundzwanzig Minuten zu spät war. Wo war Sarah bloß?

Harry hatte Richard noch nie so nervös erlebt. Normalerweise war sein Bruder bei allem so Zen. Sogar wenn er einer Katze ein Thermometer in den Hintern zwängte, blieb Richard ruhig und philosophisch.

Mein Bruder ist der Zen-Vet. von Compton, dachte Harry, dem die Idee gefiel. Vielleicht konnte er einen Song darüber schreiben. Er musste nur einen Reim auf Compton finden, was immer ein Problem war.

Er fing an, in seiner Tasche nach Kassetten zu suchen, die »Die Vier Jahreszeiten« ablösen konnten. Er musste etwas Passendes für die Hochzeit haben, und mit ein bisschen Glück würde er vielleicht sogar The Best of Blondie finden.

Sie fingen jetzt alle an, über Sarah und Richard zu tratschen. Harry konnte es hinter sich hören. Vor ihm nahmen die Frauen ihre Hüte ab und kratzten sich am Kopf wie Gorillas.

Harry begutachtete die Kassetten in seiner Tasche, um festzustellen, ob sich irgendetwas als Notfall-Hochzeitsmusik eignete. Eine war eine selbst gemachte Zusammenstellung von ein paar alten tasmanischen Bands, die er mochte – The Fish John West Reject, The Muffdivers, The Sneakers, The Deaf Lepers und The Ernest Borgoines. Er glaubte jedoch nicht, dass das bei den Leuten besonders gut ankommen würde. Die Frauen mit den Hüten schienen eher dem »Lady in Red«-Publikum zuzuordnen zu sein.

Mit etwas Glück wäre das letzte Tape in seiner Tasche Blondie. War es auch. Erleichtert stand Harry von seinem Stuhl auf, wobei er fast über die Bibel auf dem Rasen stolperte, und fand die Musikanlage an der Seite des Zeltes. Auf dem Kassettendeck lagen zwei Kassettenhüllen. Auf einer stand in der Handschrift seines Vaters »MUSIK FÜR AUFTRITT DER BRAUT« und auf der zweiten stand »MUSIK FÜR ABGANG DES BRAUTPAARES«. Klasse, Dad, dachte Harry.

Die Lautsprecher gaben schrecklich dumpfe Geräusche von sich. Er hatte sie günstig bei einer stinkenden Hippie-Folkband ausgeliehen und fing jetzt an, es zu bereuen. Ob die Akustik unter freiem Himmel besser wäre?, fragte sich Harry und begann, zu paniken. Es waren die einzigen Lautsprecher, die er hatte, und er würde sie später noch für wichtigere Dinge nutzen – zum Beispiel für seine eigene Band.

We've Got Blondie's Drumsticks And We're Going To Use Them, zu Deutsch: »Wir haben Blondies Schlagzeugstöcke, und wir werden sie auch benutzen«, sollten um sechzehn Uhr beim Empfang spielen. Es würde ihr zweiter Gig in acht Monaten sein. Harry war sich nicht sicher, ob er die Hochzeit seines Bruders wirklich als Gig bezeichnen konnte – aber so oder so wollte er nicht, dass irgendwas schief ging.

We've Got Blondie's Drumsticks And We're Going To Use Them war im Moment eindeutig sein Freundinnenersatz. Er steckte seine ganze Leidenschaft in diese Band. Das Leben wäre einfach für ihn, wenn er auch Leidenschaft in Pippin stecken könnte, seine Schlagzeugerin und Bandpartnerin. Doch er fand es schwierig, Gefühle für eine bisexuelle Frau mit Wollmütze zu entwickeln. Besonders wenn sie eine so schlechte Drummerin war.

Es waren sogar die echten – Blondies echte Schlagzeugstöcke. Clem Burke hatte sie 1978 bei Blondies Konzert in Melbourne in die Menge geworfen, und Harry hatte sie sich geschnappt, sie sich vorn in seine Schulshorts geschoben und war schreiend aus der Halle gerannt, gefolgt von seiner Mutter, die mit ihrer Handtasche die Punks abwehrte. Harry schloss die Augen und versuchte, diesen glorreichen Moment noch einmal zu durchleben. Er hatte die Konzertkarte im Radio gewonnen, und dann, nach der Schule, waren er und seine Mutter die zwei Stunden nach Melbourne geflogen – und er hatte sogar ein TAA-Junior-Flyers-Club-Activity-Paket bekommen. Harry hatte sich schon so oft daran erinnert, dass er sich jetzt selbst damit langweilte. Stattdessen döste er langsam auf seinem Stuhl ein.

In der Zwischenzeit dachte Richard draußen im Garten an Sarah. Er kratzte sich am Hinterkopf – seine neue Frisur war zu kurz und juckte – und sah sich um, aber sie war nirgends zu sehen. Sie war inzwischen eine halbe Stunde zu spät. Sie war nicht im Haus. Sie war nicht im Obstgarten. Sie hatte keinen Zettel hinterlassen. Und selbst ihre Eltern hatten sie nicht mehr gesehen, seit sie sich auf den Weg zum Frisör gemacht hatte. Sie hatten in einem Hotel in der Stadt übernachtet und waren mit ihr zum Frühstück verabredet gewesen – doch sie war nicht aufgetaucht, und seitdem hatte sie keiner gesehen.

»Alles zu seiner Zeit«, sagte Sarahs Vater gelassen, als Richard auf sie zukam.

Wenn er das noch einmal in seiner Gegenwart sagte, beschloss Richard, würde er ihm mit einem schmiedeeisernen Gartenmöbel eins überziehen. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er sich mehr über Sarahs Eltern ärgerte, weil sie sie verloren hatten, oder über seine eigenen, weil sie nicht bemerkt hatten, dass sie aus ihrem Haus verschwunden war.

»Es ist erstaunlich«, sagte Sarahs Vater. »Hier ist es fast ein Uhr nachmittags, aber dort ist es erst zwei Uhr morgens, gestern

»Erstaunlich«, murmelte Richard zustimmend, obwohl er nicht verstand, warum Sarahs Vater ständig darauf rumreiten musste.

In England, als er sie vor ein paar Monaten kennen gelernt hatte, waren ihre Eltern ganz normal gewesen. Vielleicht lag es an der Hitze, dachte Richard. Seit sie in Tasmanien gelandet waren, schienen sie einfach nicht auf demselben Planeten zu leben.

Plötzlich fing Tom Richards Blick auf und blinzelte ihm lächelnd zu. Dem Himmel sei Dank für Tom, dachte Richard. Er war froh, dass er ihn gebeten hatte, sein Trauzeuge zu sein. Seine Eltern hatten Bedenken gehabt, weil Tom stets bei allem so vage war – doch seinen Freund nur in der Nähe zu haben, war genug für Richard. Irgendwie ließ es alles normaler erscheinen.

»Seid ihr sicher, dass wir den ganzen Garten abgesucht haben?«, fragte Sarahs Vater. »Vielleicht ist sie irgendwo ohnmächtig geworden. Bei der Hitze.«

Richards Eltern, die sich gerade zu ihnen gesellt hatten, nachdem sie die Straße abgesucht hatten, schüttelten die Köpfe.

»Wir waren überall«, sagte Richards Mutter.

»Vielleicht ist sie, während wir im Garten waren, vom Frisör zurückgekommen und nach oben verschwunden, um sich anzuziehen«, sagte sein Vater, der versuchte, logisch zu denken.

»Ihre Schlafzimmertür war den ganzen Morgen verschlossen, dabei war sie nicht mal drin«, sagte seine Mutter seufzend. »Ich meine, wir haben ja dauernd an die Tür gehämmert, aber dann dachten wir, wir lassen sie lieber in Ruhe.«

Verärgert vergrub Richard die Hände in den Taschen und zog eine Grimasse, um sich davon abzuhalten, etwas zu sagen.

»Wir dachten nämlich, sie hätte mit dir telefoniert«, sagte seine Mutter. »Wir dachten, du wüsstest vielleicht, wo sie steckt.«

Richard schüttelte seufzend den Kopf. »Tja, das habe ich euch überlassen. Ich war schließlich damit beschäftigt, die Hälfte der Gäste in der Stadt einzusammeln.«

»Was ist mit den blauen Toiletten, die bei euch im Garten stehen?«, fragte Sarahs Mutter. »Vielleicht sitzt sie in einer davon fest. Ihr wisst schon, die Dinger, die aussehen wie Doktor Whos Polizeihäuschen.«

»Die tardis«, korrigierte ihr Gatte sie. »Ich glaube, das ist Doktor Whos korrekte Bezeichnung dafür.«

Richards Eltern sahen sich an. Sarahs Erzeuger schienen völlig durchgeknallt zu sein. Als sie nicht hinsahen, zwinkerte Richards Vater seiner Frau zu und machte mit den Händen eine winzige Kängurupfotengeste. Das war der Familiencode der Gilbys für »Die haben Kängurus auf der oberen Koppel«, und das wusste Richard. Er versuchte, nicht zu lächeln, und starrte stattdessen angestrengt auf seine Schuhe.

»Ich glaube, Mrs. Kennedy meint, dass Sarah vielleicht in einer dieser blauen Portaloo-Toiletten ist, die ihr gemietet habt«, sagte Richard zu seinem Vater, der aufgehört hatte, seiner Frau das Kängurupfotensignal zu geben. »Die Klos sind draußen in der Nähe des zweiten Obstgartens, dort wo die ganzen Autos geparkt sind.«

Die Idee war gar nicht so dumm, dachte er. Wer weiß? Vielleicht war Sarah wirklich dort drin. Sie war ganz sicher nirgendwo sonst, und obwohl die blauen Portaloos meilenweit entfernt waren, wusste er, dass er in fünfzehn Minuten zurück sein konnte, wenn er schnell ging. Und das war besser, als in der Hitze herumzustehen und über den Zeitunterschied in England zu plaudern.

»Ich gehe«, sagte Richard. »Man weiß ja nie, vielleicht war ihr schlecht oder so, und sie ist spazieren gegangen.«

»Soll ich mitkommen?«, bot Tom an, der sich die Haare aus den Augen schob und versuchte, sich nützlich zu machen, doch Richard schüttelte den Kopf.

»Kümmer du dich um die Gäste«, schlug er freundlich vor, obwohl es ihm ehrlich schwer fiel, sich vorzustellen, dass Tom sich um etwas kümmerte.

»Aber was ist, wenn sie hier auftaucht?«, mischte sich seine Mutter ein.

»Ich bin in einer Minute zurück«, winkte Richard ab. »Gebt einfach allen was Kaltes zu trinken oder so. Tom, mir ist grad noch was anderes eingefallen. Kannst du nachsehen, was Harry mit der Musik im Schilde führt?«

Als er in seinen neuen schwarzen Schuhen über den Rasen stapfte – sie waren viel zu eng –, gestattete Richard es sich endlich, auf seine Armbanduhr zu sehen. Es war bald ein Uhr. Die Leute waren schon seit Ewigkeiten im Festzelt eingepfercht und warteten auf Sarah. Und jetzt hörten sie Harrys alte Blondie-Kassette. Was für ein Fiasko. Er hätte so schlau sein müssen, nicht gerade ihm die Verantwortung für die Musik zu übertragen. Und er war auch noch zu spät gekommen, obwohl seine Hütte praktisch neben dem Festzelt lag.

In der Feme konnte Richard hören, wie Debbie Harry »Heart of Glass« sang:

Once I had a love
And it was a gas
Soon turned out
I had a heart of glass
Seemed like the real thing
Only to find
Mucho mistrust
Loves gone behind

Fantastische Musikauswahl für eine Hochzeit, du Schwachkopf, dachte Richard und biss die Zähne zusammen. Es war leichter, wütend auf Harry zu sein, weil er sich nicht dazu überwinden konnte, wütend auf Sarah zu sein. Das Herz wurde ihm schwer, wenn er an sie dachte, und der Gedanke daran, dass sie krank war, sich verlaufen hatte – oder was ihr auch sonst zugestoßen sein mochte –, war unerträglich. Er ignorierte seine engen Schuhe und lief weiter. Rückblickend wünschte er, dass er sie dazu gezwungen hätte, sich eine Brautjungfer zu nehmen. Eine Brautjungfer hätte wenigstens anständig auf sie aufgepasst. Aber Sarah war schließlich auch allein aus London eingeflogen. Sie hatte gesagt, das Hochzeitsvideo würde ihren Freunden genügen. Ihre Eltern waren zu nichts nutze, dachte er, versuchte dann aber, sich zu beherrschen, als ihm einfiel, dass es auch ihr großer Tag war.

Als er hinter sich ein Geräusch hörte, drehte Richard sich um. Sarah? Nein, Max. Aber es war schön, ihn zu sehen. Er war mit Max aufgewachsen, und einen Hund an seiner Seite zu haben, machte ihn ruhiger. Wer weiß, vielleicht konnte er Sarah sogar aufspüren.

Richard und Max liefen Seite an Seite weiter. Jeden Augenblick, dachte Richard, werde ich jemanden rufen hören, und sie werden sie gefunden haben. Er konnte sich nicht erlauben, in Panik zu geraten. Einen dummen Moment lang dachte er, Bronte hätte vielleicht angerufen und Sarah mit irgendeinem Drama zwischen Ex und Zukünftiger aufgeregt. Vielleicht war das der Grund. Einen schrecklichen Augenblick lang, in dem ihm das Herz stehen blieb, stellte er sich Sarah sogar mit ihrem Koffer am Hobarter Flughafen vor, wie sie auf das erste Flugzeug wartete, das sie zurück nach England bringen sollte.

Kapitel 2

Sarah kauerte auf dem Boden, zog die Knie ans Kinn und versuchte, tief durchzuatmen, damit sie sich nicht noch einmal übergeben musste. Ihr Hochzeitskleid hatte dort, wo sie sich auf den Boden der seltsamen blauen Plastiktoilette gekniet hatte, die gleichzeitig als ihr Versteck fungierte, braune Flecken. Irgendwann, beschloss sie, würde sie die Sicherheit des fahrbaren WCs verlassen und zurück ins Badezimmer im Haus gehen müssen. Sie musste sich unbedingt die Zähne putzen – sie hatte sich dreimal übergeben, und ihr Mund schmeckte wie ein Wellensittichklo. Oder ein Wellensittichpo.