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ZU DIESEM BUCH

ZU DIESEM BUCH

Der Schlitten- oder Zughundesport erfreut sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit.

Er hat in den letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen. Sich von einem oder mehreren vorauslaufenden Hunden ziehen zu lassen, sei es auf Waldwegen oder im Schnee, sei es beim Joggen, Wandern oder auf dem Fahrrad oder Tretroller, bietet Hunden und Besitzern die Gelegenheit, gemeinsam die Natur zu erleben. Zughundesport ist eine hervorragende Möglichkeit für unsere lauffreudigen Hunde, ihren arttypischen Lauf- und Hetztrieb zivilisiert auszuleben. Die Mensch-Hund-Beziehung wird dadurch gefestigt und nach getaner Arbeit in der freien Natur, stellt sich an beiden Enden der Leine ein Wohlgefühl ein.

Die Teambildung wird gefördert – das Team Mensch-Hund wird harmonischer, ausgeglichener und zufriedener. Unser Familienhund kann sein natürliches Laufbedürfnis befriedigen, wir werden sportlich gefordert – beide profitieren von gemeinsamen positiven Erlebnissen.

AN WEN RICHTET SICH DAS BUCH?

Über viele Jahre haben sich unterschiedliche Varianten des Zughundesports herausgebildet – vom Familienhund bis hin zum Hochleistungssportler gibt es viele Zwischenstufen.

Dieses Buch ist den Einsteigern in unseren wunderbaren Sport gewidmet. Es soll gleichwohl ein Leitfaden sein für Ausrüstung, für die ersten Schritte beim Anlernen des Hundes, für den fairen Umgang mit dem vierbeinigen Partner, als auch ein Einblick in den organisierten Sport. Wir sind uns sicher, einige von euch mit dem Virus Zughundesport zu infizieren … egal ob sportlich orientiert in einem organisierten Verein oder einfach nur, um eurem laufbegierigen Hund die Möglichkeit zu geben, sich einmal richtig auszutoben. Oder auch einfach um „nur“ Gassi zu fahren.

Neben der Eignung des Familienhundes zum Zughund, möchten wir euch in diesem Buch das Equipment und die einzelnen Zughundesportarten detailliert vorstellen.

FÜR JEDEN WAS DABEI

Bei allem steht immer der Spaß im Vordergrund, ob der Hund später mehr Lust am Joggen (Canicross) oder Wandern im Zuggeschirr hat – oder doch lieber mit Vollspeed über Feld- und Waldwege kurvt, hängt ganz individuell vom Mensch-Hund-Team ab!

Und sollte man sich später für eine intensivere Ausübung entscheidet – die Grundlagen bleiben immer gleich. Doch Vorsicht: Zughundesport macht süchtig …

Nicht wenige der heute erfolgreichen Schlittenhundeführer haben sich vom Einhundebesitzer zum begeisterten Musher mit einem ganzen Rudel entwickelt.

DIE SPORTARTEN

Canicross — der Geländelauf mit Hund im Zuggeschirr ist sehr gut auch für kleine/leichte Hunde und sportliche Besitzer geeignet.

Bikejöring — der Hund zieht ein Fahrrad und wird durch seinen Besitzer unterstützt.

Dogscooter — der Tretroller eignet sich besonders für Einsteiger und etwas kräftigere Hunde.

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Immer mehr Menschen entdecken den Zughundesport für sich und ihren Partner Hund.

GESCHICHTE
– Woher kommt der heutige Zughundesport?

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SEINE WURZELN LIEGEN IN ALASKA

Die zarten Anfänge unseres modernen Zughundesports entspringen der Zeit nach dem großen Goldrausch in Alaska um 1910.

Es herrschten eine gewisse Langeweile und ein enormer Überschuss an Hunden aller Couleur. Die Goldminen waren ausgebeutet und durch die damit verbundene Abwanderung der Goldgräber und Glücksritter der damaligen Zeit wurden diese Hunde mehr und mehr ihrer Aufgabe des Lastentransports entbunden. An Lagerfeuern in geselliger Runde wird aus alten Zitaten überliefert, dass es eine Gruppe von 12 Jungs waren, die in dieser Zeit auf die Idee kamen, mit ihren Hunden ein Rennen zu veranstalten. Dazu bastelten sie sich aus alten Skiern und Stühlen oder Kisten einen Schlitten zusammen. Schnell entwickelte sich aus diesem ersten Kinderrennen eine gewisse Euphorie, die auch die Erwachsenen ergriff und so entstanden Rennen mit Wetteinsätzen.

Das erste größere Rennen dieser Zeit war das All Alaska Sweepstakes-Rennen im Jahr 1908. Bei dieser Art von Rennen zahlen alle Starter einen gewissen Betrag in eine Kasse, der dann an die Sieger und Platzierten ausgeschüttet wird. Das All Alaska Sweepstakes führte von Nome entlang der Behringstraße nach Candle und zurück nach Nome – eine 650 km lange Strecke unter eisigen Bedingungen. Da das Rennen ein großer Erfolg war, wurde es jährlich bis ins Jahr 1917 fortgeführt. Die Idee zu den Schlittenhunderennen war hiermit geboren!

ETABLIERUNG IN DEUTSCHLAND

Verbunden mit viel Trapperidealismus gelangten Jahrzehnte später Siberian Huskies nach Deutschland. Als ich (Uwe) Anfang der achtziger Jahre in die Szene schnupperte, bildeten sich unter Führung des DCNH (Deutscher Club für Nordische Hunde) die ersten Landesverbände. Zu jener Zeit durfte dieser Sport ausschließlich mit nordischen Hunden mit FCI-Papieren ausgeübt werden (FCI = Fédération Cynologique Internationale).

Seitdem hat sich in den Abläufen der Gespannklassen technisch nichts geändert. Lediglich die Rassebeschränkung wurde aufgehoben. In den Köpfen reifte der Gedanke, dass bei Olympischen Spielen auch jeder Mensch – egal welchen Geschlechts, Hautfarbe oder ethnischer Gesinnung das Grundrecht auf die Teilnahme hat.

Für die Musher ging es darum, sportliche Anerkennung zu finden. So durften die Rennen nicht nur auf reinrassige nordische Hunde beschränkt bleiben.

Der DCNH als Zuchtverband trat die sportliche Kompetenz an spezielle Sportverbände ab. Zum einen die AGSD (Arbeitsgemeinschaft Schlittenhunde Deutschlands), in der sich auch weiterhin Musher mit reinrassigen Siberian Huskies trafen und der DSSV (Deutscher Schlittenhunde Sport Verband), in dem alle Hunde laufen dürfen, die physisch dazu in der Lage sind und keine Aggressionen zeigen.

VOM SIBERIAN HUSKY ZUR GROßEN VIELFALT

Schnell drängten Hunde aus Nordamerika, die Alaskan Huskies und später nach Lockerung der Quarantänebestimmungen auch Jagdhunde und Jagdhundmischlinge aus den skandinavischen Ländern in den Sport. Diese Zuchtverbandunabhängigen Importhunde ohne FCI-Papiere hatten überwiegend eines gemeinsam: sie waren schneller als ihre nordischen Artgenossen und brachten ein großes Genpotential nach Deutschland und Mitteleuropa.

Diese Mitte der 80er Jahre eingeführten Hunde bilden noch heute das Fundament unserer Hunde im Schlittenhundesport und somit auch den Grundstein des Zughundesports. Die Hunde im Schlittenhundesport und im Zughundesport sind identisch.

Das Hauptaugenmerk dieser Mixbreedings – Gebrauchsmischungen – bezieht sich in erster Linie auf sportliche Leistung und ganz wichtig darauf, sozialverträgliche Rudelhunde zu züchten. Die jeweilige Verwendung – Gespann oder Canicross – gibt die Zuchtrichtung vor. An Äußerlichkeiten ist die sportliche Leistung der Hunde oft nicht zu erkennen. Sie verbergen ihr Potenzial oft im Innern, zwischen den Ohren: dem Desire to run, dem unbändigen Willen zu laufen, den Drang nach vorn (siehe hier)!

SCHLITTENHUNDESPORT

Mit Schlittenhundesport bezeichnen wir hier den Gespannsport, also Schlittenhundegespanne mit 4, 6, 8 oder mehr Hunden. Der Anspruch im Gespannsport liegt darin, die sportlichen Highlights im Schnee zu finden.

ZUGHUNDESPORT

Für den Zughundesport werden kräftigere, stark bemuskelte Hunde mit 30 kg und mehr auf den Rennen bevorzugt. Dieser Umstand ist abhängig von der Renndistanz. Zughundesport ist vor allem der „Monozughundesport“, ausgeübt mit einem oder zwei Hunden – hauptsächlich auf „Dreck“, wie wir die meist dreckigen Offsnow-Rennen nennen.

DIE PULKAKLASSE

In den 1- bis 2-Hundeklassen hat sich das Bild stark gewandelt. In den 80er Jahren gab es die heutigen Kategorien wie Canicross, Bikejöring, Dogscooting und Skijöring nicht.

Für die Nichtgespannfahrer gab es lediglich die Pulkaklasse.

Auf den damaligen Schlittenhundewagenrennen stellten diese Pulkasportler lediglich ein kleines Grüppchen dar. Die große Masse auf den Rennen waren Gespannfahrer. Ich (Uwe) kann mich an Schneerennen der 80er Jahre in Kötschach Mauthen/Kärnten mit 220 Schlittenhundeteams erinnern. Davon waren vielleicht 15 Pulkafahrer.

Die Pulka ist eine geschlossene Box auf zwei Langlaufskiern. In dieser Box wird ein festgelegtes Gewicht transportiert.

Diese Pulka ist mit einem festen Gestänge mit dem Hund verbunden.

Rollpulka, die hier von einem Hund gezogen wird.

In der schneelosen Zeit konnten die Sportler sich und ihre Hunde mit der Rollpulka fit halten. Sie joggten hinter der Pulka und einem oder zwei Hunden her.

VON DER PULKA ZUM SKIJÖRING

Jahre später verdrängte die neue Skatingtechnik mehr und mehr den deutlich langsameren Parallelschritt mitsamt der kleinen Pulkagruppe. Das Skijöring löste die Pulkafahrer ab. Nun mussten die Hunde keine Last mehr ziehen und konnten, sofern der begleitende Skijörer keine Behinderung darstellte, frei laufen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie überwiegend die skandinavischen Skijörer es fertigbringen, die gleiche Geschwindigkeit gegenüber den besten 6-Hunde-Teams zu laufen. Dieser Umstand resultiert wohl aus dem hohen Ansehen sämtlicher Skiveranstaltungen im skandinavischen Raum. Während in Skandinavien die Schlittenhundegespannklassen häufig im Outback ohne nennenswerten Publikumszuspruch ausgetragen werden, erfreuen sich Skijöringevents als Zuschauermagneten. Man kann sagen: Skilaufen/Skijöring rangiert in den drei nordeuropäischen Ländern vor dem Fußball.

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Skijöring Massenstart 2016 Savallen/Norwegen

HUNDETYPEN
— Welche Hunde eignen sich?

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VORAUSSETZUNGEN DES HUNDES

Jeder Hund, der sich gern bewegt, ist prinzipiell zur Zugarbeit geeignet. Selbstverständlich hängt die tatsächliche Leistung deutlich von Kraft, Größe, Gebäude, Muskeltyp, Trainingsstand und vielen anderen Faktoren ab.

Solange jedoch Besitzer und Hund im Einklang miteinander arbeiten, ist das gemeinsame Erlebnis unabhängig vom Hundetyp. Das angestrebte Leistungsniveau sollten wir immer an unseren Hund und natürlich auch an uns selbst anpassen. Zudem kann ein Hund sportliche Höchstleisung nur über wenige Jahre erbringen, das müssen wir besonders beachten. Wie schon erwähnt, steht auf beiden Seiten der Leine immer ein positives Erlebnis im Vordergrund – der Spaßfaktor!

Gewisse Grundvoraussetzungen müssen jedoch für den Einsatz im Zughundesport gegeben sein. Der Hund muss

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Marc und Tante Luise gehen entspannt durch die Heide – völlig ohne Wettkampfgedanken.

GESUNDHEITLICHE VORAUSSETZUNGEN

Da wir hier vom Zughundesport ausgehen, sollte ein Hund grundsätzlich körperlich gesund sein. Dazu gehören ein einwandfreies Gangbild, normale Ausdauer und frei von Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen.

Bei bekannten Vorerkrankungen wie zum Beispiel Fehlbildungen von Knochen und Gelenken oder des Herzens, muss die Belastung unbedingt mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden.

ALTER DER HUNDE

Die Entwicklung des knöchernen Skeletts eines Hundes ist stark vom Typ und der Rasse abhängig. Bevor mit intensiver Zugarbeit und den damit einhergehenden starken mechanischen Kräften, die auf den Körper des Zughundes einwirken, begonnen wird, sollten die Wachstumsfugen der Röhrenknochen geschlossen und das knöcherne Skelett des Hundes ausgebildet sein. Dies ist in der Regel mit dem 12. Monat abgeschlossen – bei den Riesenrassen erst mit etwa 18 Monaten.

Entgegen der weitläufigen Meinung empfehlen wir jedoch nicht, erst mit dem ausgewachsenen Hund mit dem Training zu beginnen, wenn der Hund früh Interesse am Zughundesport zeigt. Es ist durchaus möglich, schon mit einem jungen Hund (ca. 6 – 8 Monate) mit ersten Übungen zu beginnen. Hierbei sollte es sich um spielerische kleine Einheiten handeln, bei denen nur mit geringem Gewicht gearbeitet wird und der Junghund erst einmal lernt, worin seine Aufgabe besteht. So können beispielsweise kurze Laufintervalle mit leichter Zugarbeit geübt werden. Vorrangig können das Line Out (Stehen an gespannter Leine) oder Richtungssignale trainiert werden. Mit dem stetigen Training wächst unser Junghund weiter, Körper und Geist reifen und wenn er das richtige Alter erreicht hat, kann mit dem regulären Zugtraining begonnen werden.

LAUFWILLE

Die eigenen Erwartungen an die Erfolge im Sport müssen sich immer am Hund orientieren. Es erscheint zunächst selbstverständlich, dass sich die vom Hund geforderte Leistung an dessen Potenzial orientieren muss. Wer jedoch erst einmal vom Zughundevirus angesteckt wurde, lässt sich häufig leicht vom eigenen Ehrgeiz überrumpeln. Man sagt, dass ein Schlittenhund gut das zwei- bis dreifache seines eigenen Körpergewichts ziehen kann. Diese Aussage hängt jedoch von sehr vielen äußeren Faktoren ab: Untergrund, Gleiten oder Rollen, Gangart, Ebene oder Berge, Sand oder gefrorener Boden tragen maßgeblich zum Rollwiderstand bei. Hier hilft es, die gesteckten Trainingsziele mit den Leistungen anderer Hunde desselben Typs zu vergleichen. Manch ein Hund kann im Galopp nur auf einer relativ kurzen Strecke eine hohe Leistung erbringen, im Trab jedoch über viele Kilometer gleichmäßige Zugleistung zeigen. Genauso verändert sich die Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter. Nichts spricht dagegen, auch ältere Hunde mit 10 oder mehr Jahren im Geschirr arbeiten zu lassen, solange die Anforderungen entsprechend angepasst werden.

Nicht jeder Mensch ist zum Leistungsturner geboren …

… und so ähnlich ist es auch mit dem Laufbedürfnis und den Lauffähigkeiten des Hundes. Die meisten Hunde wollen in einem gewissen Maß laufen. Es gibt jedoch Charaktere, die einfach kaum Vorwärtsdrang haben. Vor allem extrem stämmige und kurznasige, sogenannte brachiocephale Rassen wie einige Bulldoggen, aber auch Herdenschutzhundetypen scheinen wenig Spaß daran zu haben, wirklich „Strecke zu machen“ (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Mit entsprechender Geduld und der richtigen Methodik kann sicher nahezu jeder Hund lernen, im Geschirr Zugarbeit zu leisten. Dennoch sollte der Partner Mensch erkennen, wenn der Hund vielleicht doch nicht für diesen Sport geboren ist.

GEEIGNETE HUNDE

Neben den klassischen Schlittenhunden wie dem Sibirischen Husky, Alaskan Malamute, Samojeden oder den etwas weniger bekannten Grönlandhunden und dem Jakutischen Laika (russischer Schlittenhund, nicht von der FCI anerkannt), gibt es auch speziell für den Schlittenhundesport gezüchtete Mischlinge vom Jagdhundtyp (sogenannte Hounds, aus dem Englischen für „Jagdhund“, auch als Europäische Schlittenhunde bekannt) und Mischlinge vom Huskytyp (Alaskan Husky).

Der Unterschied dieser Schlittenhundetypen liegt in den verschiedenen Genanteilen der Ursprungsrassen. Während beim Alaskan Husky vermehrt die Huskylinien vertreten sind, sind bei den Houndtypen vorrangig verschiedene Jagdhunde- und auch Windhundrassen vertreten.

Somit ist auch nicht wenig verwunderlich, dass viele Hunderassen oder Mischlinge Spaß an der Zugarbeit haben können. Neben den hier genannten Rassen und deren Mischungen entwickeln beispielsweise Hütehunde (Border Collie, Australian Shepherd, Belgische und Holländische Schäferhunde etc.) häufig genug Ehrgeiz, um gemeinsam mit dem Partner Mensch auch Zughunderennen zu bestreiten.

Die Palette der Hunderassen ist hier sehr breit gefächert: Terrier, Schnauzer, Windhunde, Jagdhunde oder gar lauffreudige Dackel, können großen Spaß am Ziehen haben – natürlich immer angepasst an die Leistungsfähigkeit des Hundes.

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Beim Zughundesport ist für jeden Hund, der sich gern bewegt, etwas dabei.

SIBERIAN HUSKY

Der Siberian Husky hat seinen Ursprung im Norden des ostsibirischen Gebirgslands (Russland), wo er von den dort lebenden Menschen über etwa 3 000 Jahre auf Leistung und Gesundheit selektiert wurde. Diese Eigenschaften machen es ihm auch heute noch möglich, in kalten und rauen Umgebungen zu überleben. Anfang 1900 wurden die ersten Huskies im Zuge des Goldrausches nach Alaska importiert und auch bei dem schon erwähnten All Alaska Sweepstakes eingesetzt. Obwohl diese Hunde viel kleiner und zierlicher als die sonst üblichen schweren Schlittenhunde waren, waren sie sehr erfolgreich. Es wurden deshalb immer mehr dieser Hunde nach Alaska importiert und dort weiter gezüchtet.

Die Rasse „Siberian Husky“ wurde 1930 vom American Kennel Club anerkannt und weitere 25 Jahre später nach Europa und Deutschland importiert. Der Siberian Husky ist ein mittelgroßer Hund (Spitze, Hunde vom Urtyp) und zwischen 50 und 60 cm hoch, bei einem Gewicht von etwa 16 – 28 kg. Sie sind starke Zughunde, die stets freundlich und sanftmütig sind, sowie kontaktfreudig und aufmerksam. Aufgrund ihres stark ausgeprägten Jagdtriebs sind die meisten Huskies nur mit viel Training ableinbar.

Für die meisten Menschen ist der Siberian Husky mit seinen eisblauen Augen „der“ Schlittenhund schlechthin. Heute verfolgen die Rassezuchten zwei verschiedene Zuchtlinien – Show- und Arbeitshunde – die sich in ihrem Äußeren zum Teil stark unterscheiden können.

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Siberian Husky – eine typische nordische Schlittenhunderasse.

ALASKAN HUSKY

Unter dem Alaskan Husky versteht der Schlittenhundesportler eine reine „Gebrauchsmischung“mit einem großen Anteil Siberian Husky und eine Reihe anderer Rassen. Ursprünglich wurden diese Hunde in Alaska mit dem Ziel eines optimierten Rennhundes gezüchtet.

Bei diesen Mischlingen wird nie auf Optik, sondern immer auf Leistung, Gesundheit, Sozialverträglichkeit und die gewünschte Verwendung selektiert. So entstanden unterschiedliche Linien – leichte und windschnittige Hunde von ca. 17 kg und Kraftprotze bis zu 40 kg.

ALASKAN MALAMUTE

Der Alaskan Malamute hat seinen Ursprung in den arktischen Ländern und wird auch die „Lokomotive des Nordens“ genannt. Sein Name stammt von einem Eskimostamm im hohen Alaska. Er ist deutlich größer als der Siberian Husky und auch deutlich stärker. Jedoch wurden die Malamuten nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf das Ziehen von Lasten gezüchtet. Sie sind bis 65 cm hoch und bis zu 38 kg schwer. Die Malamuten sind freundliche und treue Hunde, aufgrund ihres Jagdtriebes und ihrer Eigenständigkeit aber ebenso wie die Siberian Huskies nicht immer ableinbar.

SAMOJEDEN

Der „lachende“ Samojede ist, ebenso wie der Siberian Husky, ein Hund aus dem Norden Russlands und für sein schneeweißes Fell und seinen freundlichen Gesichtsausdruck bekannt. Es handelt sich um die erste offiziell anerkannte Schlittenhunderasse und er verdankt seinen Namen dem gleichnamigen Nomadenvolk. Der Samojede ist ursprünglich eher ein Hütehund für Rentierherden gewesen, wurde dann aber als ausdauernder Zughund gezüchtet. Als ein freundlicher Hund, eigenverantwortlich und selbstständig, kann er für viele sportliche Aktivitäten geeignet sein.

Der Samojede wiegt bei 50 – 60 cm Rückenhöhe etwa 17 – 30 kg.

GRÖNLANDHUND

Diese Hunde werden auch heute noch in Grönland vor dem Schlitten eingesetzt. Sie sind für ihre Kraft, Ausdauer und Robustheit bekannt und als reine Familienhunde im Haus eher nicht geeignet. Sie sind zwar freundlich, aber auch willensstark und eigenständig, als Arbeitsrasse sehr zeitintensiv und stellen auch hohe Ansprüche an ihre Haltung (Außenhaltung). Sie sind zwischen 55 und 60 cm hoch und wiegen etwa 30 – 40 kg.

HOUNDS

Das englische Wort Hound beschreibt eine Gruppe von Jagdhunden und wird hierzulande für Schlittenhunde des Jagdhundetyps verwendet. Ähnlich wie bei den Alaskan Huskies wurden auch hier Schlittenhunde rein auf Leistung, Gesundheit und Verwendung (Sprint oder Langdistanz, Monozughund oder Gespann) selektiert. Die Europäischen Schlittenhunde wurden ursprünglich aus gezielter Verpaarung von norwegischen/schwedischen Vorstehern mit Alaskan Huskies gezüchtet. Inzwischen finden sich Windhunde wie Greyhounds, Setter und verschiedene Vorsteher (Pointer) in den unterschiedlichen Zuchtlinien. Sie sind zwischen 50 – 75 cm hoch und wiegen 20 – 40 kg.

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Greyster – ein Mixbreeding aus einem hohen Anteil Deutsch Kurzhaar und etwas Greyhound.

KÖRPERLICHE VORAUSSETZUNGEN

Die körperlichen Voraussetzungen unserer Hunde sind stark abhängig von der angestrebten Zughundesportart.

Für Canicross muss der Hund außer seiner körperlichen Fitness (gesundheitliche Voraussetzungen) keine Mindestgröße/-masse besitzen, da selbst die kleinsten Hunde die Geschwindigkeiten eines laufenden Menschen mitlaufen oder meist sogar überbieten können. Gleiches gilt auch für das Walken oder Wandern mit Hund. Einzig die Streckenlängen sollten bei Kleinhunden unter Umständen angepasst sein, da sie ein „Mehrfaches“ an Strecke meistern – während die Kleinen zehn Schritte machen, macht ein großer Hund nur zwei …

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Gemeinsam unterwegs – Ronja und Rocko.

ZIEHEN DES DOGSCOOTERS

Für die Zugarbeit vor dem Fahrrad können auch leichtere Hunde geeignet sein, die wiederrum für das Ziehen des Dogscooters zu leicht sein könnten. Der Unterschied liegt darin begründet, dass wir Menschen ein Fahrrad immer „rund“ vorantreiben und den Hund somit immer gleichmäßig unterstützen können. Das Pedalen, also Antreten des Dogscooters, geschieht im Gegensatz dazu schubweise und ein zu leichter Hund, der den Dogscooter nicht von allein komplett anziehen kann, bekommt dadurch einen „Ruck“ auf die Zugleine und das Geschirr: Immer wenn ich antrete, schnellt der Scooter nach vorn, die Zugleine hängt durch – der Hund fällt/läuft ins Leere bis er wieder in die Zugleine läuft („Ruck“) und ich wieder antrete.

Vor allem Anfängerhunde kann dies so stark irritieren, dass sie sich bei jedem Ruck nach hinten umschauen und über kurz oder lang den Spaß an der Zugarbeit verlieren.

Somit ergibt sich, dass der Hund für den Dogscooter eine gewisse Kraft aufbringen sollte und den Roller samt Mensch zumindest in der Ebene und auf festem Untergrund selbstständig ohne Probleme ziehen sollte. Als Mindestgewicht für das Ziehen eines Dogscooters geben wir ganz grob etwa 18 kg an, wobei die Zugkraft der jeweiligen Hunde sehr unterschiedlich sein kann! Ein 15 kg Hund kann genauso viel (oder wenig) wie ein 20 kg Hund ziehen, es muss also ganz individuell beurteilt werden. Aufgrund der Vielfältigkeit der verschiedenen Rassen erübrigt sich die Angabe einer Mindestgröße.

ROLLWIDERSTAND BEI VERSCHIEDENEN UNTERGRÜNDEN

Entscheidend bei der Zuordnung der „Hundestärke“ sind der Untergrund und das Streckenprofil, auf dem wir uns bewegen. Haben wir einen festen Untergrund mit optimal aufgepumpten Reifen, benötigt man nicht einmal 5 kg Zugkraft, um den Scooter auch mit einer 80 kg Person zu bewegen.