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Manfred Kaltenberg

GESCHICHTEN VOM LAUFENDEN BAND

Mobbing in der Automobilindustrie

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Gesamtherausgabe März 2019 © Verlag Neuer Weg

in der Mediengruppe Neuer Weg GmbH

Alte Bottroper Straße 42, 45356 Essen

Telefon +49-(0)-201-25915

Fax +49-(0)-201-6144462

verlag@neuerweg.de

www.neuerweg.de

Gesamtherstellung:

Mediengruppe Neuer Weg GmbH

Lektorat: Michael Konze, Köln

Titelbild: Tempi Postmoderni (F. Biasio 2019)

ISBN: 978-3-88021-545-0

E-Book ISBN: 978-3-88021-546-7

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Inhalt

Vorwort oder Worum es in diesem Buch geht

Prolog

1 –(K)Ein Tag wie jeder andere

2 –Der erste Arbeitstag

3 –Durchhalten!

4 –Der Wegeunfall

5 –Die Fassade beginnt zu bröckeln

6 –Die Ärztin ohne Doktor

7 –Der nächste Krankenschein

8 –Erneutes Date mit der Betriebsärztin

9 –Das Märchen von der Versetzung

10 –Der Wahnsinn hat Methode

11 –Zurück an die Kette

12 –Licht am Ende des Tunnels

13 –Das unmoralische Angebot

14 –Neues Date, neues Glück?

15 –KVP, Kontinuierlicher Verschlimmerungsprozess

16 –Man kann auch »bitte« sagen

17 –Ein Wiedersehen

18 –Der nächste Arbeitsversuch

19 –Die Never-ending Story

20 –Das Gespräch der Gespräche

21–Eine andere Geschichte, eine von vielen

22 –Langweilig wird es hier nie… noch eine Geschichte

Epilog oder Ein Jahr danach

Nachwort

Vorwort oder Worum es in diesem Buch geht

Der Sinn dieses Buches ist es, Sie, werter Leser, auf eine kleine Reise in die Abgründe unserer Leistungsgesellschaft zu entführen. Denn diese Leistungsgesellschaft ist der Grund, warum es in dem von mir beschriebenen Unternehmen so läuft, wie es läuft. Diskriminierung, Mobbing und Psychoterror sind hier an der Tagesordnung, systematische Manipulation das langfristige Ziel – immer mehr zu geben, bei immer weniger Zeit, auf Kosten von Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen, die dort arbeiten.

Vielleicht ergeht oder erging es Ihnen ja genauso wie mir. Vielleicht sind Sie aber auch einer der Verantwortlichen, die so mit ihren Untergebenen umgehen. Wie dem auch sei: Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, etwas an Ihrer Situation zu ändern oder aber, falls Sie ein Verantwortlicher sind, Ihr Verhalten zu überdenken. So wie mir ergeht es vielen Arbeitern, allen voran jenen in meinem alten Unternehmen.

Dieses Buch ist all denen gewidmet, die Tag für Tag mit Mobbing und Diskriminierungen zu tun haben – als Täter wie auch als Opfer, in dem von mir beschriebenen Unternehmen wie auch in anderen. Und es soll Ihnen als Beispiel dienen, wie es garantiert nicht laufen sollte. Zufriedene Mitarbeiter sind das höchste Gut, das eine Firma haben kann. Seien Sie sich dessen stets bewusst.

Diese Leistungsgesellschaft ist politisch gewollt. Viele Politiker glauben, dass sich nur in ihr der Sinn unseres Daseins entfalten könne, weshalb sie zu immer neuen Höchstleistungen auffordern. In den Vorstandsetagen dieser Welt wird man sich bei solchen vollmundigen Aufforderungen sicherlich die Hände reiben, sind doch Politiker für viele Menschen ein Leitbild. Dass dies aber in den meisten Fällen zu Lasten der Mitarbeiter geht, wird billigend in Kauf genommen.

Sicherlich und Gott sei Dank gibt es auch Unternehmen, die ihre Mitarbeiter achten und zu schätzen wissen und in denen es anders läuft. In meinem Arbeitsleben durfte ich schon in solchen Unternehmen arbeiten. Es sind aber noch viel zu wenige.

Worum geht es also in diesem Buch und warum sollten Sie es bis zum Ende lesen? Nun, es geht darum aufzuzeigen, wie in vielen Firmen Mitarbeiter behandelt werden, wenn sie nicht den Erwartungen der »Leistungsgesellschaft« bzw. der Geschäftsleitung entsprechen, und wie man versucht, sich ihrer zu entledigen. Die Geschichte, die ich hier erzähle, hat sich genau so zugetragen und steht exemplarisch für ähnliche Schicksale anderer Mitarbeiter im selben Unternehmen, von denen ich später noch erfahren habe. Einige weilen mittlerweile nicht mehr unter uns.

Aus verständlichen Gründen werde ich hier keine realen Namen nennen, auch wenn einige Personen es verdient hätten, namentlich erwähnt zu werden.

Ich weise noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass sämtliche Fakten sinngemäß anhand von Gedächtnisprotokollen wiedergegeben wurden. Diese hatte ich seinerzeit, unmittelbar nach entsprechenden Schlüsselmomenten, angefertigt.

Wiederum andere sind mir von Kollegen und Mitarbeitern über Dritte angetragen worden, um in diesem Buch Erwähnung zu finden.

Noch etwas in eigener Sache: Im Buch findet sich der ein oder andere Tipp. Diese sind nicht als Rechtsberatung zu verstehen und spiegeln lediglich meine persönlichen Einschätzungen von Sachverhalten wider.

Mein Dank gilt, allen voran, meiner Freundin, die mir immer zur Seite gestanden hat und selbst unter den Geschehnissen gelitten hat. Weiterhin meinem guten Freund Fritz, der mich bei den Recherchen zu diesem Buch tatkräftig unterstützt hat, und allen Mitarbeitern in meinem alten Werk, die sich nicht haben instrumentalisieren lassen und mir das Okay gegeben haben, ihre Geschichte in diesem Buch mit einzubringen.

Mein besonderer Dank geht an Carsten Zimmer vom Verlag und an meinen Lektor Michael Konze, die diesem Buch den Weg bereitet haben.

Und nun wünsche ich Ihnen eine unterhaltsame und bereichernde Lektüre.

Ihr

Manfred Kaltenberg

Prolog

6:30 Uhr. Der Wecker meines Smartphones weckt mich wie jeden Morgen mit einer sanften Melodie. Heute werde ich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder zur Arbeit gehen – und auch zum letzten Mal. Anders als man jetzt vermuten mag, bin ich nicht einer der glücklichen, die im Lotto gewonnen haben oder, um es einmal neudeutsch auszudrücken, ab übermorgen Abwrackprämie, also Rente, beziehen.

Nein, ich wurde für heute zu einer Sitzung gebeten, in der es um meine Zukunft in meinem jetzigen Unternehmen geht. Meine Zukunft? Für mich sieht diese nach eineinhalb Jahren einer Odyssee aus Anfeindungen und Mobbing anders aus, als es sich die Geschäftsleitung bei der Anberaumung dieses Termins vorgestellt hat. Ich selbst habe das Steuer meines Schicksals wieder übernommen und lasse mir nicht mehr von selbsternannten Führungspersönlichkeiten, denen jegliche Grundlage fehlt, ihre Berufsbezeichnung zu Recht zu tragen, sagen, ich sei nicht teamfähig und wolle nicht arbeiten. Man nennt sie auch »Vorgesetzte« – richtig, diese »Vorgesetzten« wurden den Mitarbeitern vorgesetzt, und zwar nicht bzw. in den seltensten Fällen wegen ihrer fachlichen Eignung, sondern einzig und allein, weil sie jemanden kannten, der es ihnen ermöglicht hat. Der Volksmund nennt diese Vorteilsnahme »Vitamin B«. Was das im Einzelnen für das Werk heißt, in dem ich gearbeitet habe, werde ich später erläutern.

Ich stehe aus dem Bett auf, leise, wie jeden Morgen, um meine Freundin nicht zu wecken. Sie hat es gut, hat einen Arbeitgeber, der sie zu schätzen weiß, einen Job der ihr Spaß macht – und vielleicht, weil sie mich hat? Wer weiß. In den letzten Monaten war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich wirklich der Richtige für sie bin. Zumindest habe ich sehr oft darüber nachgedacht. Das Mobbing und die Verleumdungen der Vorgesetzten im Betrieb fanden auch im privaten Bereich einen Nährboden, aus dem die Selbstzweifel, wie Unkraut im Garten, erwuchsen.

Langsam und leise taumele ich ins Bad und schaue in den Spiegel. »Mein Freund…«, höre ich mich sagen »…siehst du scheiße aus!« Der geneigte Leser möge mir die Wortwahl nachsehen, aber ich komme gebürtig aus dem Ruhrpott. Da redet man so. Und das ist auch gut so. Im Stillen denke ich mir: »Danke. Ich höre Komplimente wirklich gerne.« Wie in Trance nehme ich die Zahnbürste, quetsche eine Wurst Zahnpasta auf die selbige und fange an, mir die Zähne zu putzen. Warum zum Teufel gibt es eigentlich keine Zahnpasta, in der Koffein drin ist?

Mit der Bürste im Mund stelle ich mich unter die Dusche und drehe das Wasser auf. Ein paar Sekunden dauert es, bis das Wasser meine Wohlfühltemperatur hat. Macht nix. Meinem jetzigen Zustand ist das kalte Wasser sehr zuträglich. Langsam wacht mein Körper auf und mein Geist wird klarer. Das Duschen tut gut. Nachdem ich fertig bin, folgt die übliche, wie ich es sage, Lack- und Karosseriepflege. Nicht, dass ich es mit meinen 43 Jahren unbedingt nötig hätte, Münzmallorca und viel Selbstbewusstsein sei Dank. Aber man will ja wenigstens einigermaßen konkurrenzfähig vor die Tür gehen.

Selbstbewusstsein. Da ist es wieder. Noch vor Wochen wusste ich nicht einmal mehr, was das überhaupt ist. Es soll ja was mit biochemischen Prozessen im Gehirn zu tun haben. Verdammt, warum bin ich kein Biologe oder Chemiker geworden. Gut, bei Letzterem hätte es mich wahrscheinlich irgendwann in einen Raum mit räumlich begrenzten Entfaltungsmöglichkeiten gebracht. Und dies wahrscheinlich für längere Zeit, natürlich unfreiwillig. Aber o.k., es ist, wie es ist. Heute, wird sich alles ändern. Das ist sicher.

Ich gehe runter in die Küche und schalte die Kaffeemaschine ein, stelle eine Tasse darunter und drücke auf den Startknopf. Während die Maschine ihren Job macht, schaue ich aus dem Fenster. Von hier kann ich das Unternehmen sehen, in der Ferne. Bald wird es näherkommen, ein letztes Mal.

Der Kaffee ist fertig. Schwarz, wie ich ihn mag. Ich nehme die Tasse und gehe ins Arbeitszimmer. Dort schalte ich den PC an und starte das Webradio. Während ich mich von der Musik berieseln lasse, rufe ich eine Webseite mit den aktuellen Nachrichten auf. Mal sehen, ob es noch jemandem auf der Welt so beschissen geht wie mir. Es dauert nicht lange und ich weiß es. Jemandem geht es beschissener als mir. Sogar vielen. Gut, dann wäre das auch schon geklärt. Der Tag fängt echt prima an.

Geräusche von oben sagen mir, dass meine Freundin wach geworden ist und gerade die Treppe vom Schlafzimmer runterkommt. Ich gehe ihr entgegen und als sie mich sieht, sagt sie: »Guten Morgen, Bärchen.« Sie drückt mich sanft und flüstert mir ins Ohr: »Heute ist dein großer Tag.« Ich nicke nur stumm und frage sie, ob sie auch einen Kaffee haben möchte. »Sehr gerne«, höre ich sie sagen, während sie ins Arbeitszimmer geht. Großer Tag, hm? Solche Tage machen keinen groß. Außer meine Vorgesetzten, die sich wahrscheinlich heute Morgen vorm Spiegel bereits die Hände gerieben haben. »Hat er endlich aufgegeben?«, haben sie sich vielleicht gedacht. Aber habe ich das wirklich? Aufgegeben? Nun, vielleicht. Aber ist nicht jeder Mensch für sein eigenes Wohl verantwortlich? Ist es nicht seine Aufgabe, einen Schlussstrich zu ziehen, wenn er merkt, es geht nicht mehr? Nun, die Natur macht es vor. Jedes Tier, sei es noch so klein, versucht zu flüchten, wenn es unlustig wird. Warum tun wir Menschen es ihnen nicht gleich? Warum bleiben wir bis zuletzt, bis wir ausgebeutet und kaputt sind und schlussendlich gegangen werden? Anstatt aufzustehen und zu sagen: »Stopp! Bis hierhin und nicht weiter!« Wäre das nicht eigentlich die logische Konsequenz, wenn wir merken, dass uns unsere Arbeit krank macht? Ich denke, ja! Aber dies ist nur meine Meinung und jeder muss sich hierzu seine eigene Meinung bilden oder sagen wir: erlernen.

Meine Meinung habe ich auch in den letzten Jahren »erlernt«, als ich immer kränker geworden bin und mit jedem neu gestellten Versetzungswunsch, auf Mobbing in Reinkultur gestoßen bin. So wie mir geht es wohl vielen in unserer ach so selbstverliebten und monetär ausgerichteten »Leistungsgesellschaft«. Aber eigentlich nenne ich es lieber so, wie es eigentlich ist, nämlich moderne Sklavenhaltung.

Verstehen Sie mich nicht falsch; ich bin nicht der Meinung, dass nun jeder zu Hause bleiben soll, nur, weil er seinen Job nicht mag. Darum geht es nicht. Es geht vielmehr um die Frage, ob es nicht richtiger wäre, sich einen anderen Job zu suchen, bei dem es einem vielleicht besser geht. Oder aber sich mit Kollegen und Mitarbeitern, denen es genauso geht, zusammenzutun und zu sagen »Es reicht! Ich bin ein Mensch, keine Maschine!« Der ein oder andere von Ihnen mag jetzt denken: »Wie soll das gehen, wenn ich doch nichts anderes kann, als diesen Job, den ich jetzt mache« oder »Wenn ich mich gegen meinen Chef auflehne, ist die Konsequenz die Kündigung.« Das kann passieren, allerdings ist es für den Chef nicht so einfach, Sie vor die Tür zu setzen. Er muss sich an Gesetze halten und triftige Gründe vorlegen. Wie steht es mit dem Betriebsrat? Hat Ihre Firma einen oder ist sie vielleicht nicht groß genug dafür? Schon einmal darüber nachgedacht, einen zu gründen? Falls dies alles nicht auf Sie zutrifft oder nichts für Sie ist, dann stellen Sie sich doch einmal die Frage: Kann ich wirklich nichts anderes? Als was würde ich gerne arbeiten und was hindert mich daran? Oder wenn Sie ihren Job gerne machen: Gibt es in meinem Bereich keine anderen Arbeitgeber, die dringend jemanden suchen? Ich denke, dass jeder Arbeiter Chefarzt im örtlichen Krankenhaus hätte werden können – wenn er nur die entsprechenden Bildungschancen gehabt hätte. Zudem ist darauf hinzuweisen ist, dass es heute relativ einfach geworden ist, sich weiterzubilden – man muss es aber auch wollen. Allerdings sind wir Menschen nun mal einfach gestrickte Wesen. Was ich habe, ist mir vertraut und sicher. Das, was ich möchte, liegt in der Ferne und ist auf die Schnelle nicht greifbar – der Mensch, das Gewohnheitstier. Heißt es nicht auch: Erst vor dem Abgrund entwickeln wir uns weiter? Mag sein. Ich habe aber auch schon Menschen gesehen, die in den Abgrund springen.

»Ist das mein Kaffee?«, höre ich eine Stimme hinter mir fragen. »Ja, mein Schatz«, sage ich und reiche ihr die Tasse. Sie nimmt die Tasse und schenkt mir ein Lächeln. Wir gehen ins Wohnzimmer und setzen uns. »Bist du aufgeregt?«, fragt sie. »Ein wenig vielleicht«, sage ich, als ich noch einmal aufstehe, um meinen Kaffee aus dem Arbeitszimmer zu holen. »Aber ich habe mich lange genug darauf vorbereitet, wie du weißt. Heute ist Schluss.« Sie nippt an Ihrem Kaffee und nickt: »Ja, das hast du. Ich war ja immer dabei.« Es war kein Vorwurf, das weiß ich mittlerweile. Als die Probleme anfingen, bin ich lange Zeit auch bei ihr auf Unverständnis gestoßen bin. »Andere arbeiten auch da. Schon seit vielen Jahren. Warum klappt das bei denen?« Solche Kommentare musste ich mir oft von ihr und meiner Familie anhören – was mich nur umso mehr verzweifeln und an mir selbst zweifeln ließ.

Ich wechsele das Thema und nach ein bisschen Small-Talk steht sie auf, um sich für ihren Arbeitstag fertig zu machen. Derweil nehme ich unsere beiden Tassen und gehe in die Küche. Meine stelle ich unter die Kaffeemaschine und drücke die Starttaste. Wieder gehe ich in mich und versinke ins Grübeln. Ich nehme meinen Kaffee und gehe wieder ins Wohnzimmer, schalte den Fernseher ein und lasse mich vom Frühstücksfernsehen eines bekannten Privatsenders berieseln. Es vergeht einige Zeit und ich höre meine Freundin im Arbeitszimmer hantieren. Kurze Zeit später kommt sie ins Wohnzimmer und sagt: »So, ich muss jetzt los.« Ich stehe auf und gehe zu Ihr. Sie nimmt mich in den Arm und drückt mich, während sie mir zuflüstert: »Heute ist der erste Tag deines neuen Lebens. Ich bin bei dir.« Meine Augen werden feucht, als ich ihr mit übertrieben fester Stimme sage: »Darauf kannst du einen lassen!« Sie lacht, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und öffnet die Wohnungstür. Ich blicke Ihr nach, als sie sich auf dem unteren Treppenabsatz noch einmal umdreht und mir einen Kuss zuhaucht. Dann ist sie weg und ich bin mit meinen Gedanken wieder allein.

Wieder im Wohnzimmer schaue ich auf die Uhr. Es ist mittlerweile 8:16 Uhr. Ich überlege kurz, was ich machen soll, und entscheide mich für eine Runde Computer spielen – ablenken und noch einmal alles durchgehen. Um 10:00 Uhr habe ich den Termin. Da reicht es, wenn ich um 9:40 Uhr losfahre. Ich darf ja aufs Werksgelände fahren – wenigstens das haben sie mir nach großem Hin und Her zugestanden. Nur keine Minute länger in dem Laden als nötig.

Ich schalte den Fernseher aus und gehe ins Arbeitszimmer. Der PC läuft noch und ich starte das Spiel, mit dem mich so vieles verbindet, vor allem die Frau meines Lebens, mit der ich jetzt zusammenlebe und die ich vor vielen Jahren in Zusammenhang mit diesem Spiel kennengelernt habe. Ich logge mich also ein und begebe mich auf die Suche nach einer Schlacht. Spieler gegen Spieler, auch PvP genannt, das brauche ich jetzt. Anderen auf die Melone hauen, um den Frust abzulassen. Um nicht als angehender Amokläufer zu gelten, habe ich diese Formulierung gewählt – Videospieler werden in unserer Gesellschaft nur allzu gerne zu potenziellen Amokläufern stilisiert.

Das Signal ertönt und ich nehme an. Nach einem kurzen Ladebildschirm bin ich mitten auf dem Schlachtfeld. Die Schlacht hat also schon begonnen und ich habe den Platz irgendeines Feiglings eingenommen, der kurzerhand das Schlachtfeld verlassen hat, als es nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hat. Ich habe den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, da fällt mir auf, dass auch ich doch genau das vorhabe – nur nicht hier im Spiel, sondern im echten Leben, wo die Grafik besser ist, ich aber leider niemandem was auf die »Melone« hauen darf. Schnell korrigiere ich meine Einschätzung von »Feigling« zu, sagen wir mal, »Kiddie«. So werden hier im Spiel gerne die Mitspieler genannt, die beim kleinsten Anzeichen, dass es nicht so läuft, wie sie es gerne möchten, sich einfach ausloggen. Ich sehe, wie mein Bildschirm aufblitzt und die angezeigte Lebensenergie nach und nach kleiner wird. Mist, denke ich, schon wieder zu viel nachgedacht. Ich schaffe es noch, meinen Avatar, den ich im Spiel steuere, umzudrehen, nur um dann den virtuellen Tod zu sterben. Aber zumindest konnte ich noch sehen, wem ich mein vorzeitiges Ende zu verdanken habe. Es ist, natürlich, ein Spieler der gegnerischen Fraktion. Er macht ein paar Gesten und stampft an mir vorüber. »Toll«, denke ich mir, »an so einem Tag willst du etwas abschalten, bevor es losgeht, und was hat das Schicksal dir zugedacht? Du stirbst durch eine aufrecht gehende Kuh in einer Plattenrüstung.« Ich reaktiviere meinen Avatar und mache mich auf die Suche nach »meiner Kuh«. Dir werde ich es zeigen. Es dauert nicht lange und ich sehe die »Kuh«, wie sie auf einen Spieler meiner Fraktion einschlägt, um auch diesen armen Wicht schnellstmöglich auf den virtuellen Friedhof zu befördern. »Na warte«, denke ich mir, und beginne, den stärksten Zauber zu aktivieren, den ich auf der Pfanne habe. Nach ein paar Sekunden ist dieser einsatzbereit und ich feuere ihn ab. Der andere Spieler ist leider bereits virtuell verschieden, hat aber die Kuh bereits ordentlich »vorbereitet«, sodass mein Zauber diese nun unvorbereitet trifft. Sie dreht sich um und in diesem Moment trifft sie mein nächster Zauber und bereitet nun ihrem virtuellen Dasein ein Ende. Ich freue mich, dass ich mich revanchiert habe und gehe meiner Wege.

So geht es noch ein paar Minuten weiter, dann ist die Schlacht vorbei. Die Gegner haben gewonnen. Mal wieder. Wahrscheinlich, weil sie zu viele Kühe hatten. Zu zwei weiteren Spielen melde ich mich noch an und als unsere Fraktion diese beiden Spiele auch verloren hat, ist es für mich Zeit, das Spiel zu beenden. Ich muss mich nun für meine eigene Schlacht fertig machen. Nachdem ich mich angezogen habe, öffne ich die Wohnungstür und gehe runter zum Auto, bereit zu beenden, was schon seit Langem beendet werden muss.

1(K)Ein Tag wie jeder andere

»Bitte folgen Sie mir«, sagt die Dame der Personalabteilung, als sie gemächlichen Schrittes aus dem Foyer ins Freie tritt und draußen wartet. Mit mir sind noch knapp 25 andere Personen anwesend, alle unterschiedlichen Alters. Wie ich später erfahre, sind es eine Reihe von Azubis. Der Rest sind alles Neueinstellungen, so wie ich.

Nachdem alle das Foyer verlassen haben, geht Frau Personalabteilung weiter in Richtung eines anderen Gebäudes. Wie wir erfahren, befinden sich dort die Verwaltung und die Besprechungsräume. Zu einem der selbigen sind wir nun auf dem Weg, um das Unternehmen besser kennenzulernen. »Ich bin mal gespannt, was die uns alles erzählen«, höre ich eine Stimme neben mir. Ich nicke nur und denke: »Ich auch«. Denn auch ich bin gespannt, was wir in den nächsten zwei Tagen alles über das Unternehmen erfahren. Die Stimme gehört Stefan, 35 Jahre alt und ebenfalls neu im Unternehmen. Mittlerweile sind wir im Gebäude angekommen und es geht zwei Stockwerke nach oben. Es sieht hier schon jetzt aus wie in einer Montagehalle. Zumindest stelle ich sie mir so vor. Da ich Zeit meines Lebens ein Schreibtischtäter war, hatte ich so gut wie keine Berührungspunkte mit Fabrikhallen oder Ähnlichem. Gefliester Boden, sterile weiße Wände. Irgendwie sieht alles ein wenig alt aus. Wie heißt es so schön? Form follows function? Na, meinetwegen.

Auch der Besprechungsraum sieht nicht unbedingt so aus, wie man sich den eines großen deutschen Autobauers vorstellt. Teppichboden und alles Grau in Grau. Aber auch das ist o.k. Schließlich befinden wir uns hier nicht in der Vorstandsetage einer Bank. Ein paar Mitarbeiter sitzen bereits im Raum und wie wir später erfahren, handelt es sich um die Schichtleiter aus den verschiedenen Bereichen, für die die neuen Mitarbeiter vorgesehen sind. Sie mustern uns beim Eintreten und bei Blickkontakt grüßen sie freundlich. So ungefähr muss man sich wohl bei einer großen Fernsehshow eines Privatsenders vorkommen, in der nach einem neuen weiblichen Fotomodel gesucht wird.

Nachdem sich alle gesetzt haben, sagt Frau Personalabteilung, dass nun nach und nach die Schichtleiter der einzelnen Bereiche uns eine kleine Einführung geben. Für Raucherpausen sei ebenfalls gesorgt. Wie gut, dass ich kein Raucher bin. Frau Personalabteilung verabschiedet sich mit bedeutungsschwangeren Worten, indem sie sagt, wie sehr sich alle freuen, dass wir da sind; sie wünscht uns einen guten Start im Unternehmen. Als sie die Tür hinter sich schließt, steht einer der Schichtleiter auf und begrüßt uns ebenfalls recht herzlich. Er stellt sich vor als Schichtleiter der Frühschicht, sei 37 Jahre alt, verheiratet und bereits seit Ende der 1990er-Jahre im Unternehmen. Angefangen habe auch er »ganz unten« und sei über die Jahre hinweg aufgestiegen. »Hier kann man also Karriere machen«, denke ich so bei mir. Das klingt doch schon mal recht vielversprechend. Später werde ich noch erfahren, wie es wirklich darum bestellt ist. Im Laufe seines Vortrags erzählt er uns, was in seinem Bereich für Tätigkeiten ausgeführt werden. Es sei die Endmontage und dort gebe es hauptsächlich Arbeitsplätze am Fließband, wo die Arbeit sehr anstrengend sei. Ein Raunen geht durch den Raum, was er zum Anlass nimmt, wie ein Priester über seine Gemeinde, die Hände zu heben. »Keine Sorge. Es ist hart, aber nach vier Wochen hat man sich daran gewöhnt.« Und falls es doch nicht klappt, könne man sich auch problemlos an einen anderen Arbeitsplatz oder in eine andere Abteilung versetzen lassen. Ein entsprechender Antrag beim Vorgesetzen, meistens der zuständige Betriebsingenieur, würde reichen. Bei einigen der Anwesenden sehe ich erleichterte Gesichter und auch das ein oder andere »Puh« ist zu vernehmen.

Auch ich bin erleichtert. Ich werde zwar alles geben, aber ich bin für die Endmontage eingestellt worden und habe bisher leider keinerlei Erfahrung mit der Arbeit am Fließband. Nachdem alle noch offenen Fragen seitens der Neuankömmlinge von ihm beantwortet wurden, wünscht auch er uns allen einen guten Start. Auch er sei froh, dass wir da sind.

Die anderen Schichtleiter beten uns im Grunde genommen dasselbe herunter wie der erste. Nach weiteren drei abschließenden »Schön, dass Sie alle da sind« findet die erste Raucherpause statt. Mit dem Gefühl, dass jeder einzelne Schichtleiter noch an seiner Rekrutierungsmasche zu feilen hat, gehe ich mit den anderen nach unten auf den Hof. Im Vorbeigehen fällt mir im Vorraum zum Treppenhaus ein Kaffeeautomat auf, der mir für kleines Geld einen heißen Kaffee verspricht. Ich gebe dem Drang nach, mir einen Kaffee zu gönnen und gebe dem Automaten, was er will. Nach einem kurzen Surren und mehreren Klackgeräuschen, öffnet sich im unteren Bereich des Automaten ein Fach, dem ich meinen Kaffee entnehmen kann. Ich gehe raus auf den Hof und setze mich auf eine noch freie Bank. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Wir haben Juli, Hochsommer. Ich nippe an meinem Kaffee und schaue mir nach und nach die anderen Kollegen an. Wo man hinschaut, hoffnungsvolle und strahlende Gesichter.

Als die zugestandenen 20 Minuten für die Raucherpause vorbei sind, gehen wir alle wieder nach oben. Dort wartet bereits Herr Betriebsrat auf uns. Als sich alle gesetzt haben, stellt auch er sich vor. Er sei Betriebsratsvorsitzender und ebenfalls seit den 1990er-Jahren im Unternehmen. Wie Sie sicherlich schon richtig geschlussfolgert haben, hat auch er sich hochgearbeitet, nicht so sehr wie andere, aber auch das werde ich später noch im Detail erfahren. Diverse Lobeshymnen auf die Erfolge des Betriebsrates sowie Hinweise auf diverse Betriebsvereinbarungen später, wünscht auch er uns einen guten Start und, jeder hat es erwartet, auch er sei froh, dass wir da sind. Wie aufs Stichwort geht die Tür auf und Frau Personalabteilung, in Begleitung eines unbekannten Mannes, betritt den Raum. Sie wolle nun die Azubis abholen, um sie in die einzelnen Bereiche zu bringen. Die Azubis stehen auf und folgen gehorsam Frau Personalabteilung – wie die Lemminge.

Der unbekannte Mann stellt sich als derjenige vor, der in dem Werk die Besichtigungen durchführt. Er sei nun da, um uns einmal herumzuführen, damit wir uns die einzelnen Abteilungen anschauen können. Die um die Azubis dezimierte Gruppe erhebt sich und verlässt nach und nach, geführt von dem Herrn, den Besprechungsraum. Auf dem Weg durch das Treppenhaus nach unten kommen wir an einem Herrn vorbei, der gerade aus der Tür mit der Aufschrift »Personalabteilung« gekommen ist. Er nickt uns allen freundlich zu und stellt sich als Personalchef des Unternehmens vor. Nacheinander schüttelt er uns allen die Hand und auch er schließt seine kurze Vorstellung mit den Worten, wie schön es doch sei, dass wir nun alle da sind. Wir gehen weiter in Richtung Erdgeschoss, der Herr Personalchef geht nach oben, ganz im Sinne der hierarchischen Unternehmensstruktur. Sehr viel später, als meine Odyssee durch das Unternehmen bereits im vollen Gang ist, erfahre ich, dass der Herr Personalchef überhaupt keine Ausbildung zum Personalmanager hat und somit einen Titel führt, der ihm in keiner Weise zusteht.

Im Erdgeschoss angekommen bekommen wir alle von dem Herrn für die Werksführung einen Kopfhörer mit Empfänger, damit seinen Erzählungen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zuteil wird. Als alle mit Kopfhörern versorgt sind, begrüßt unser »Reiseleiter« uns nochmals und fängt an, uns über die Geschichte des Werks aufzuklären. Es sei Anfang der 1990er-Jahre mit großem Tam-Tam entstanden. Wie dies im Einzelnen vonstattengegangen ist und wie es überhaupt zu dieser, vornehm ausgedrückt, Führungsriege, gekommen ist, erläutere ich Ihnen im Epilog. Für den chronologischen Ablauf wäre es störend, wenn ich hier schon damit rausrücken würde. Also noch etwas Geduld, es lohnt sich.

Wir gehen auf der Straße weiter in Richtung einer der großen Werkshallen. Diese betreten wir durch einen entsprechend gekennzeichneten Eingang und sehen uns wieder mit einem Treppenhaus konfrontiert. In diesem geht es in den zweiten Stock, wo wir schließlich durch eine große Doppeltür die heiligen Hallen unseres neuen Arbeitgebers betreten. Was uns erwartet, lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Wir stehen auf einer Galerie, circa sieben Meter über dem Boden, etwa auf halber Höhe des Raums. Von hier aus können wir fast die ganze riesige Halle überblicken. Unter uns schleichen die Skelette der Fahrzeuge im Schneckentempo dahin und Mitarbeiter in Hemd und Stoffhose wuseln wie Ameisen an und in den Skeleten herum. Wie wir über die Kopfhörer erfahren, befinden wir uns hier im Rohbau. Hier werden die Fahrzeuge aus entsprechenden Karosserieteilen zusammengebaut. Anschließend werden diese dann weiter über das Fließband in die Lackiererei transportiert, wo sie ihre Farbe bekommen. Dies könnten wir uns aber leider nicht ansehen, da wir hierfür eine entsprechende Schutzkleidung benötigten und eine Besichtigung ohnehin nicht vorgesehen sei. Die Führung geht weiter über die Galerie, vorbei an historischen Bildern, die die Geschichte des Werks und der hier gefertigten Modelle erzählen, in Richtung Fertig- und Endmontage, dem Einsatzgebiet, wo die meisten von uns demnächst ihr Dasein fristen werden.

Über eine Treppe gelangen wir von der Galerie auf die Montageebene. Über die Kopfhörer erfahren wir, dass wir innerhalb der auf dem Boden durch gestrichelte Linien gekennzeichneten Gehwege bleiben und auf den Lieferverkehr, der aus Gabelstaplern und Elektroschleppern besteht, achten sollen. Diese flitzen in einem mir wahnwitzig vorkommenden Tempo, beladen oder unbeladen, über die gekennzeichneten Förderstraßen. Es geht weiter, vorbei an verschiedenen Montagestationen, die wir einzeln über die Kopfhörer erklärt bekommen. Ich bleibe an einer Station stehen und schaue mir die Arbeit genauer an. Hier wird der Tank eingebaut. Dazu schwebt das Auto über dem Mitarbeiter und dieser führt von Hand den Tank in die dazugehörige Öffnung ein. Ein anderer Mitarbeiter schraubt diesen dann mit einem Akkuschrauber fest. Das Ganze geschieht über Kopf und das Band gibt dem Mitarbeiter das Tempo vor. Für mich als Außenstehenden sieht das Ganze sehr gehetzt aus. Wie ich später am eigenen Leib erfahre, ist das hier leider Normalität, auch die ungesunde Haltung beim Montieren. In diversen Filmen auf einer großen Video-Plattform im Internet kann man sehen, dass dies auch anders geht. Ergonomie heißt das Zauberwort. Hier wird es leider kleingeschrieben, sehr klein. Auch das werde ich bald erfahren.

Nach einer guten Stunde ist die Führung vorbei und es geht auf direktem Weg zurück in den Besprechungsraum. Frau Personalabteilung ist bereits anwesend und teilt uns mit, dass wir nun eine Stunde Mittagspause haben. Da die Bezahlung in der Kantine überwiegend über Guthabenkarten abgewickelt wird, werden wir gefragt, wer dort essen möchte; entsprechende Karten würden bereitgehalten. Ein paar entscheiden sich dafür, die meisten aber dagegen. Stefan fragt mich, ob ich auch etwas zu Mittag essen möchte. »Warum nicht«, sage ich. Wir stehen auf und fragen Frau Personalabteilung nach zwei Guthabenkarten. Sie drückt uns jedem eine Karte in die Hand und empfiehlt uns die Bratkartoffeln. Diese seien richtig gut. Wir bedanken uns für den Tipp und machen uns auf den Weg zur Kantine. Diese liegt im ersten Stock der großen Werkshalle, die wir zuvor besucht haben. Auf dem Weg dorthin halten wir ein wenig Small Talk. Stefan stellt sich mir vor, ich tue es ihm gleich. Durch den bereits bekannten Eingang gehen wir in das Treppenhaus und von dort in den ersten Stock. Durch eine Doppeltür betreten wir die Kantine. Sie sieht nicht viel anders aus als eine Uni-Mensa bzw. so stelle ich mir eine klassische Firmenkantine vor. Wir nehmen uns ein Tablett und gehen zur Essenausgabe. Beide entscheiden wir uns für die empfohlenen Bratkartoffeln, wovon die Bedienung an der Essensausgabe uns eine große Portion auf den Teller schaufelt. »Bitte sehr und einen guten Appetit«, wünscht die Bedienung mit einem freundlichen Lächeln. Irgendwie warte ich noch auf das bereits geliebte »Schön, dass ihr da seid«, aber Stefan drückt mich mit einem »Komm, ich habe Kohldampf« in Richtung Kasse. Ich schnappe mir im Vorbeigehen noch zwei kleine Flaschen Cola aus dem Regal. Wir zücken beide unsere Guthabenkarte und reichen sie der Kassiererin. Es piept jeweils zweimal. Das war es. Auf meine Frage, ob sie noch etwas bekomme, sagt sie uns freundlich, dass die Karte genügend Guthaben aufweise und das Essen somit bezahlt sei. Wir bedanken uns und gehen zu einem Tisch, wo bereits ein paar von uns Neuankömmlingen sitzen. Als wir uns gesetzt haben, wünsche ich allen einen guten Appetit. Die Bratkartoffeln schmecken in der Tat fantastisch. Auch Stefan schmecken sie gut. Beim Essen ziehen wir ein erstes Resümee über das, was in den letzten Stunden passiert ist. Wir sind uns einig, dass der Empfang und das Tagesprogramm mehr als in Ordnung geht, und hoffen, dass es in den nächsten beiden Tagen so weitergeht.

Nachdem wir aufgegessen haben, steht Stefan auf und bringt sein Tablett weg. Als er mich fragend ansieht, sage ich, dass ich noch etwas hierbleibe. Er nickt und während er die Kantine verlässt, hole ich mein Handy aus der Tasche. Als ich es entsperre, sehe ich, dass ich zwei Nachrichten erhalten habe, beide von meiner Freundin. Sie wünscht mir einen guten Morgen und fragt, wie es mir geht. Ich schreibe ihr zurück, dass bis jetzt alles super ist, auch das Essen. Ich warte noch etwas, aber eine Antwort werde ich wohl erst später bekommen.

Als ich mich noch etwas in der Kantine umsehe, bemerke ich, dass auch hier an den Wänden Bilder aus der Geschichte des Werks hängen. Wortlos lasse ich meinen Blick über die Fotos schweifen, dann stehe ich auf und begebe mich mit meinem Tablett zu einem dafür vorgesehenen Fließband. Ich stelle es darauf, verlasse die Kantine und gehe zurück in Richtung Besprechungsraum.

Den Rest des Tages bekamen wir das Unternehmen in allen Details nähergebracht und im Grunde genommen waren die nächsten zwei Tage nichts anderes, also eine Kopie des ersten Tages. Weshalb ich hier auch schon das Kapitel beende, um im nächsten damit zu starten, wie es wirklich hinter der Hochglanzfassade aussieht.

2Der erste Arbeitstag