Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbiliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

©2016 SPEG

Herstellung und Verlag

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7431-8653-8

Willkommen bei SPEG!

SPEG hat einen großen Kopf und streckt seine Arme nach allen Seiten aus.

Greift sich die besten Ideen aus dem Meer an Möglichkeiten und verarbeitet sie zu einem kreativen Erzeugnis aus Tinte. SPEG taucht ab in die unterschiedlichsten Genre: Drama, Humor, Liebe, Science-Fiction…

SPEG

steht für SchreibPotenzialEntwicklungsGemeinschaft. Gefunden haben wir uns über eine Schreibwerkstatt. Seitdem treffen wir uns regelmäßig, schreiben, philosophieren und diskutieren zusammen.

Als Inspirationsquellen dienten uns Partnerschaftsanzeigen, Cocktailkarten und asiatische Weisheiten. Sogar der Inhalt von sieben Handtaschen sowie einer Original LKW-Plane-Umhängetasche mussten als Stichwortgeber herhalten.

Ein Potpourri unserer besten Geschichten haben wir für Sie zusammengestellt. Wir hoffen, Sie haben beim Lesen genauso viel Spaß wie wir beim Schreiben.

SPEGtakuläre Grüße!

Nie wieder Anhalter!

Ich war sportlich mit meinem Wagen auf dem Autobahnzubringer unterwegs, als sie plötzlich am Straßenrand stand. Sie hatte ein riesiges Schild in der Hand, auf dem sie mit großen Buchstaben „Rom“ geschrieben hatte. Zusätzlich war der Ortsname noch dick unterstrichen.

Es war ihr Glückstag, dass gerade ich vorbeikam, denn ich war geschäftlich auf dem Weg nach Rom. Da sie optisch recht ansprechend war, beschloss ich anzuhalten und sie mitzunehmen.

„Sie haben Glück, ich muss auch nach Rom“, sagte ich, als sie einstieg. „Wirklich?“, fragte sie „Da habe ich ja mal richtig Glück.“

Ich fuhr los. Sie saß schweigend neben mir.

„Tolles Auto fahren Sie“, sagte sie plötzlich.

„Man fährt, was man bekommt“, antwortete ich.

„Wieso?“, fragte sie.

„Das ist ein Mietauto. Mein Wagen steht in der Werkstatt. Habe ein Duell um die Vorfahrt verloren“, erklärte ich ihr.

Nach einer weiteren Zeit des Schweigens fragte sie mich, was ich in Rom mache. „Verkaufsleiterschulung, Thema Kommunikation“, antwortete ich knapp.

„Und welche Branche?“

„Kosmetik“, erwiderte ich.

Sofort war ihr Interesse geweckt. Sie erzählte, dass sie Nageldesignerin sei und ein eigenes Nagelstudio betreibe. Wir unterhielten uns ausgezeichnet. Ich überquerte bei Kufstein die Grenze von Deutschland zu Österreich.

Sie schaute mich irgendwie seltsam an und fragte, ob ich richtig sei. So sei sie noch nie nach Rom gefahren. Ich beruhigte sie mit den Worten:

„Keine Sorge, ich fahre häufiger nach Rom. Der Kutscher kennt den Weg.“

Im Laufe unseres Gespräches erfuhr ich, dass sie sich gerade erst mit ihrem Nagelstudio in Rom selbstständig gemacht hat. Zwischendurch sagte sie immer mal wieder, dass sie so noch nie gefahren sei.

Welche Strecke sie denn immer fahre, wollte ich wissen. Sie faselte was von A24 und B191. Als ich den Brenner nach Italien überfuhr, bestand sie darauf, dass ich umdrehe, denn ich sei falsch.

„Was für ein Blödsinn, in ein paar Stunden sind wir da“, sagte ich schroff. Wir schwiegen, wobei sie eigentlich schmollte und dann einschlief. Ich weckte sie, als ich an dem Ortsschild „Roma“ anhielt.

„So wir sind da“, sagte ich leicht triumphierend. Sie sah zuerst das Ortsschild an und dann mich. Völlig unerwartet, verpasste sie mir eine Ohrfeige, nannte mich ein Arschloch und holte ihr Anhalterschild von der Rückbank.

„Rom!“ schrie sie mich an. „Nicht Roma!“

„Rom, Roma, das ist doch dasselbe. Bella Italia“, belehrte ich sie.

„Nein!“ schrie sie jetzt schon fast hysterisch und zeigte auf ihr Schild.

Da erkannte ich, dass das „Rom“ nicht dick unterstrichen war, sondern dass Mecklenburg-Vorpommern darunter stand. Sie packte ihre Sachen und verließ meinen Wagen. Sie sagte weder tschüss noch danke.

Ich glaube, sie war ein wenig verärgert über diese kleine Verwechslung. Erst trat sie vor den Mast mit dem Ortsschild und dann mit voller Wucht in den Kotflügel meines Mietwagens. Das war wirklich nicht nett von ihr, ich hatte später echt Probleme das meiner Autovermietung zu erklären.

Ich weiß jetzt, dass Rom zwischen Parchim und Lübz an der B191 in Mecklenburg-Vorpommern liegt. Anhalter habe ich seitdem nie wieder mitgenommen.

Auf Hochzeiten und Beerdigungen fällt es schwer, die richtigen Antworten zu geben – asiatische Weisheit

Katharina stand im Flur vor dem Spiegel und betrachtete ihren Körper. Sie hatte schon ein bisschen zugenommen, nicht viel. Ihre schwarze Lieblingshose saß am Bund jetzt etwas enger. Aber eigentlich gefiel ihr das ganz gut.

Sie drehte sich nach links und schaute sich von der Seite an. Und noch mal von vorne. Da sieht man die neuen Rundungen fast gar nicht, stellte sie fest.

Ich bin gespannt, ob Oliver was auffällt. Er ist heute aber früh dran, dachte sie, als sie hörte, wie er den Schlüssel umdrehte.

Sie beschloss, das Licht auszumachen. Dann begab sie sich hinter die Badtür und wartete.

Wieso brauchte er denn so lange mit dem Aufschließen?

Die Tür ging auf, Oliver machte jedoch, entgegen seiner Gewohnheit, das Licht im Flur nicht an. Hatte er vielleicht eine Überraschung für sie? Ist heute der Tag, machte er ihr heute den ersehnten Heiratsantrag?

Sie verhielt sich still, und beobachtete ihn durch den Spalt zwischen Wand und Tür. Ihr Herz pochte wie wild. Das war nicht Oliver! Diese Person war kleiner, schmächtiger. Sie bewegte sich jetzt im Dunkeln in Richtung Wohnzimmer.

Katharina vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, dass der Einbrecher nicht mehr im Flur war. Leise schlich sie aus dem Bad und fand die Wohnungstür nur angelehnt vor. Schnell huschte sie durch die Tür ins Treppenhaus. In der Dunkelheit stieg sie ein Stockwerk tiefer und dann noch eins.

Was sollte sie jetzt tun? Sie hatte keinen Schlüssel und kein Handy. Keine Jacke, ja nicht einmal Schuhe hatte sie an.

Durch die Scheibe der Haustür sah sie ihre Nachbarin Gudrun, die gerade aufschließen wollte. Katharina kam ihr zuvor, zog die Nachbarin mit auf die Straße und fragte sie, ob sie deren Handy benutzen dürfe, denn sie müsse dringend telefonieren.

Die verdutzte Nachbarin hörte, wie Katharina ihren Freund anrief, und ihm erzählte, was gerade in ihrer Wohnung vor sich ging.

Gudrun war eine resolute Frau, sie wählte zuerst den Notruf, um Meldung zu machen, und vergaß auch nicht, zu sagen: „Und bitte bei Wanzl klingeln.“ Bis die Polizei da war, mussten sie den Einbrecher in Schach halten. Der sollte ihnen nicht entwischen.

Die beiden Frauen betraten hastig Gudruns Wohnung im ersten Stock. Sie planten, Katharinas Wohnung mit dem bei Gudrun hinterlegten Ersatzschlüssel von außen abzuschließen. Den Schlüssel wollten sie stecken zu lassen, damit der Einbrecher erst einmal gefangen war. Das Ganze musste schnell gehen.

Da der Ersatzschlüssel jedoch nicht an seinem Platz hing, beschloss Gudrun, sich allein ins Treppenhaus zu wagen, bewaffnet mit dem Gehstock ihres Opas, einem wunderbaren Erbstück mit Messinggriff. Mit diesem wollte sie dem Räuber notfalls eins überziehen oder ihn stolpern lassen.

Katharina war noch etwas mitgenommen und wollte solange hinter der Wohnungstür warten.

Gudrun stand schon fast fünf Minuten vor ihrer Wohnung und spitzte die Ohren. Bis sie endlich ein Klingeln und darauf folgend den Türsummer vernahm Das Licht im Treppenhaus ging an. Zwei uniformierte Männer kamen ihr entgegen. Sie zeigte ihnen, wo der Einbrecher sich befände.

Die Tür zur Wohnung im zweiten Stock war noch angelehnt.

Die Polizisten traten ein, Gudrun stapfte hinterher.

Inzwischen war es im Treppenhaus wieder dunkel geworden. Die Straßenlaterne gab jedoch genug Licht, so dass man im Wohnzimmer den Umriss einer dunkel gekleideten Person erkennen konnte.

Gudrun stoppte und hielt den Atem an, als der Unbekannte sich langsam umdrehte. Er hatte ein Handy am Ohr und sagte: „Du, Oliver, ich glaube, es gibt Probleme, ich muss hier erst mal was klären.“

„Ja, dann erklären sie uns mal, was sie hier tun“, wurde der Telefonierende aufgefordert.

Gudruns Blick streifte durch das Wohnzimmer, ein riesiger Blumenstrauß mit roten Rosen stand auf dem Esstisch.

Der Mann, der sich als Olivers Kollege Jörg Zenker zu erkennen gab, bückte sich jetzt, um den Abschluss einer Papiergirlande aufzunehmen. Er hatte einen Teil ins Fenster eingeklemmt, für das andere Ende hatte er keine Befestigung gefunden. So stand er entschuldigend da.

„KATHARINA, ICH LIEBE DICH, WILLST DU MEINE FRAU WERDEN?“

Die bunten Buchstaben der Girlande bezeugten, dass Jörg Zenker die Wahrheit sprach.

„Bleib genau so stehen, ja danke.“ Katharina machte ein Foto dieser komischen Situation. Sie war es, die den Polizisten aufgemacht hatte, und erst dann hatte sie sich wieder in ihre eigene Wohnung getraut.

Mit den Worten, das erlebe man nicht alle Tage, empfahlen sich die erheiterten Staatsdiener. Und Gudrun schlug vor, man könne sich jetzt auf den Schrecken einen Cognac genehmigen, was Katharina aus gutem Grund ablehnte.

Er müsse nun gehen, meinte Jörg, und weil er etwas Wichtiges vergessen hatte, rief ihm Katharina zu:

„Die Schlüssel bitte“. Mit rotem Kopf gab er sie ihr.

Nachdem Katharina versichert hatte, dass es ihr gut gehe, und man sie allein lassen könne, verabschiedete sich auch Gudrun. Im ersten Stock saß bereits ihr Mann Bernhard auf einer Stufe. Wo sie denn so lange gewesen sei. Er hätte am Morgen in der Eile die falschen Schlüssel eingesteckt, aber die alte Frau aus dem Erdgeschoss habe ihn gesehen und hereingelassen.

Nur wenige Minuten später wurde auch Oliver dank der Aufmerksamkeit dieser Nachbarin ins Haus gelassen.

„Guten Abend, Frau Prohaska“, grüßte er die alte Dame, die schon seit Urzeiten in der Erdgeschosswohnung lebte. Sie stand, wie so oft, an der geöffneten Wohnungstür, wenn sie jemanden kommen hörte. Frau Prohaska hielt einen schwarzumrandeten Briefumschlag in der Hand. „Ist wer gestorben?“, fragte Oliver. Sie nickte und murmelte: „Hochzeiten und Beerdigungen, …..da fällt es schwer, richtige Antworten zu geben“. Oliver gab ihr recht, das sei wirklich nicht einfach, und entschuldigte sich.

Er hastete nach oben, und klingelte an seiner eigenen Wohnung, denn er hatte ja keinen Schlüssel. Katharina machte die Tür auf. Sie schauten sich an.

„Du warst zu Hause heute Nachmittag?“, fragte er verwundert.

Ja, sie sei heute schon um vier Uhr daheim gewesen, sie hatte einen Termin bei ihrer Frauenärztin gehabt. Die hatte ihre Vermutung bestätigt. Ja, sie sei schwanger. Und so eine freudige Nachricht an diesem speziellen Tag, am 15. Februar, ihrem Kennenlerntag!

Katharina erfuhr, dass Oliver ausgerechnet heute länger arbeiten musste, ein sehr wichtiger Auftrag. Deshalb hatte er seinen Arbeitskollegen Jörg schon mal vorgeschickt, um in der Wohnung ein paar Vorbereitungen zu treffen, mit der Gewissheit, dass seine Verlobte noch im Büro war.

Oliver tat es unendlich leid, dass er Katharina einen solchen Schrecken eingejagt hatte.

Er schlug vor, dass sie sich erst einmal setzen sollten, und stellte zwei Sektgläser auf den Tisch. Vom Balkon holte er dann eine Flasche Veuve Clicquot, die er umgehend entkorkte. Da sah ihn Katharina durchdringend an.