Impressum: © Claudia J. Schulze & Klaus-Wolfgang Schulze,
Bilder: Mike Crawley, Lexington, U.S.A,
Vita Tucaite, Vilnius, Litauen,
Lektorat: Phillo, Leipzig
Books on Demand GmbH (BoD) Norderstedt, 2019
ISBN: 9783752883954

Inhaltsverzeichnis

DIE BLUME DES ANFANGS

Ich suchte sie,

Da ich nur die andre kannte.

Vom Dichter einst sie so beschrieben,

Stark und streng in ihren Trieben,

Doch sollte es auch meine sein,

So hoffte ich für sie allein.

Denn nur diese, wenn sie offen,

Lässt uns dann und wann noch hoffen.

(Claudia J. Schulze)

BAUMES WURZEL

In der Erde Tief´ verbunden,

Dort, wo Menschen es nicht seh´n,

Haben Wurzeln sich gefunden.

Mag´s der Baum allein versteh´n.

Nichts ist tot, nur manches ruht,

Kommt wieder mit ganz neuem Mut.

Mögen hoffen und uns öffnen,

Auf dass weiter wir bestehn,

Sich auch uns die Wurzeln weben,

Wo wir durchs das Leben streben -

Welches wohl, so steht es sicher,

ganz genau so vorgesehn,

(Claudia J. Schulze)

DER GARTEN

Bereits als Kind sagte man über mich, dass ich immer am Lachen sei, und tatsächlich fühlte sich alles in mir nach Lachen an.

Nach Lachen, Wärme und Sonne.

Dann, ich weiß es noch genau, denn es war kurz vor meinem 10. Geburtstag, kam eine so große Traurigkeit über mich dass ich dachte, wenn sie je wieder wegginge, dann hätte sie auch mein Lachen mit sich fortgenommen.

Ich hatte mich, das möchte ich gleich zu Beginn festhalten, geirrt. Es kam in den nachfolgenden Jahren immer wieder zurück, zuverlässig wie eine Jahreszeit.

Zwar kam auch die Traurigkeit immer wieder, doch wurde sie leichter zu ertragen durch das Wissen, dass sie sich mit meinem Lachen lediglich abwechseln, und es verbürgt zu mir zurückkehren würde.

Dies blieb so bis zum Tod meiner Mutter. Vom Tod meiner Mutter an war dieses Lachen weggegangen und weder im zweiten noch im dritten darauffolgenden Jahr wieder zurückgekehrt.

Nach dem langen Winter, der dem dritten Jahr gefolgt war, setzte ich mich in ein Flugzeug und flog, ohne lang darüber nachgedacht zu haben, nach Sizilien. Die Touristensaison hatte noch nicht so recht begonnen, was mir entgegenkam, da ich mich selbst noch nicht reif für all das geballte Leben fühlte, welches dann dort vorherrschend sein würde. Allein die Natur war bereits aufgegangen. An den Klippen zum Meer hin fühlte ich mich in einen paradiesischen Garten versetzt: Kakteen, afrikanische Zedern, Büsche, Wüsten-Palmen, Zitronen und Orangenbäume, riesenhafte Blumen und Blüten. Mein Herz schlug, allein schon bei diesem Anblick, schneller und lauter in mir. Der Anblick war so schön, dass er beinahe schmerzte. Das Hotel war auf einer Anhöhe gelegen, so dass ich bis hin zum griechischen Theater und weit auf das Meer hinaus blicken konnte.

Oft hielt ich mich an dieser Stelle des Hotels mit dem besten Blick bis hin zum mit Schnee bedeckten Ätna auf. Es war ein besonderes, liebenswertes Hotel. Alle waren von sehr großer, familiärer Freundlichkeit. Mehr als das.

Ein junger, auffällig schüchterner Kellner mit freundlichen, warmen Augen, ich mochte ihn sofort, legte mir an jedem einzelnen Tag eine Blüte auf den Teller, die er von den Sträuchern vor dem Speisesaal abgepflückt hatte. Das machte er nur bei mir. Zudem brachte er mir an jedem Tag ein extra Brötchen und einen Tee aus Orangenblüten, so als machte er sich Sorgen darüber, dass ich nicht genug zu essen oder zu trinken bekommen würde. Immer, wenn er in meiner Nähe war, fühlte ich mich sicher. Seine liebevollen Gesten hatten nichts Aufdringliches- im Gegensatz zu manch anderen Gesten der sizilianischen Männer. Ich weiß nicht