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Maria Elisabeth Straub

Das Geschenk

Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Erstausgabe erschien

2006 im Diogenes Verlag

Anmerkung am Ende des Buches

Umschlagillustration:

Savador Dalí, ›Junges Mädchen von hinten gesehen‹, 1925

Copyright © Salvador Dalí, Fundació Gala-Salvador Dalí/

2014, ProLitteris, Zürich

Foto: Copyright © Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin

 

 

Für Binousci,

Selina und Doda

 

 

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2014

Diogenes Verlag AG Zürich

www.diogenes.ch

ISBN Buchausgabe 978 3 257 23652 1 (2. Auflage)

ISBN E-Book 978 3 257 60612 6

Die grauen Zahlen im Text entsprechen den Seitenzahlen der im Impressum genannten Buchausgabe.

[5] 1

Er wird nicht mehr lange leben. In seinen Augen ist ein fahles Glimmen, ich kenne das von den Tieren. Die weiße langhaarige Ziege damals, die vom Felsen gestürzt ist und sich die Knochen gebrochen hat. Sie hat sich bestimmt noch zwei Stunden gequält, sie lag auf dem hinteren Feld in der glühenden Sonne, seltsam verrenkt, ich habe versucht, sie unter den Maulbeerfeigenbaum in den Schatten zu schleppen, aber sie war zu schwer. Ich habe mich neben sie gehockt, die Fliegen verscheucht, die sich in ihre Augenwinkel setzten, und zugesehen, wie der Atem des lebendigen Gtts in ihr immer schwächer wurde. Am Ende hat sie einen Laut von sich gegeben, der mich frieren ließ, die kleinen Haare auf meinen Armen haben sich aufgestellt. Nie zuvor hatten wir eine Ziege gehabt, die nur weiß war, makellos, ohne einen einzigen braunen oder schwarzen Flecken im Fell, sie hat niemals Junge bekommen, nie einen Tropfen Milch gegeben, aber sie war weiß und schön, ich hatte sie Alba genannt.

Der Hölzerne mochte es nicht, wenn ich den Tieren römische Namen gab. Er hat gegrummelt, ich hätte ihr beizeiten den Schädel einschlagen und mit einem scharfen Stein die Kehle aufschneiden sollen und die Hinterläufe anheben, damit das Blut herausläuft. Durch meine Einfalt [6] sei das ganze Fleisch verdorben, hat er gemurrt und mich nicht angesehen dabei.

Wie oft hat er mir in all den Jahren in die Augen geschaut? Wirklich offen, unverstellt und geradeheraus – und niemand anderen erblickt als mich? Ich weiß nicht, ob ich ehrlichen Herzens traurig sein kann, wenn er stirbt.

Vor drei Wochen schon bat ich den Mamser, ihm das Rezept in die Werkstatt zu legen, zur ständigen Mahnung. Bis heute hat er gewartet, es zu befolgen. Ich kann die auf dünnem Leder geschriebenen Sätze auswendig, der Mamser hat sie mir mehrfach vorgelesen. Er besitzt mehrere solcher schriftlichen Anweisungen; er sagt, sie stammen von jenen sonderbaren Leuten, die sich strengsten Reinheitsgeboten unterworfen haben, in den Höhlen am Salzmeer.

Suche einen Kürbis mit einer Ranke von der Länge eines Menschen. Entferne das Fruchtfleisch, und fülle den Kürbis mit Wasser, das von der Sonne erwärmt wurde. Hänge ihn an den Ast eines Baumes, und knie auf dem Boden.

Es geht ihm heute so schlecht wie noch nie. Während ich nachmittags den Mangold für das Abendmahl verlas, ist er dreimal zur Kloake gegangen, ich habe ihn gehört, sein Stöhnen machte keine Freude. Und als ich eben den Hühnern die Abfälle hinwarf, sah ich, wie er hinter den Stall schlich, wo die Gurken und Melonen und Kürbisse auf dem Mist wachsen. In der Küche fehlt mir jetzt das scharfe Eisenmesser.

[7] Ich werde warten, bis er wiederkommt, bevor ich das Herdfeuer entzünde. Noch eine Weile hier im Innenhof sitzen und mich ausruhen, unter der Dattelpalme, die Deborah mir kurz vor ihrem Ende schenkte. Als die Nachricht gekommen war, ich sei Großmutter geworden, zum ersten Mal.

Diese Stunde vor Sonnenuntergang, bevor die Söhne aus der Werkstatt zurückkehren, ist die friedlichste Zeit des Tages. Gestern erhielten sie eine Lieferung Zedernholz, der Rabbi hat einen Schrein bestellt. Ich schlug vor, ihn mit geschnitzten Hühnern und Ziegen zu verzieren, aber Jaakov will das nicht.

Ich hätte es wissen müssen. Dieser Sohn war schon immer strikt dagegen, Lebewesen mit Füßen und Gesichtern abzubilden, also werden wohl wieder nur geometrische Muster dabei herauskommen.Wenn ich ein Mann wäre und bestimmen dürfte, wie der Schrein aussehen soll, würde ich ihn mit Früchten und Tieren schmücken, über und über, weil ich sie schön finde und weil ich weiß, daß wir ohne sie nicht leben können, jeder hier im Dorf hat Hühner und zumindest eine Ziege. Und wenn ich es weiß, weiß es auch der im Himmel Thronende, warum also sollte er etwas dagegen haben, wie Jaakov behauptet.

Der Mamser hielt sich aus unserer kleinen Auseinandersetzung heraus, obwohl er die Tiere und alles, was der Ewige werden läßt, so herzlich liebt, wie ich es ihm beigebracht habe. Die Arbeit in der Werkstatt interessiert ihn nicht mehr, alle Entscheidungen überläßt er schon seit längerer Zeit Jaakov. Ich fürchte, er bewegt Pläne in seinem Herzen, die ihn von uns fort führen. Ich kann nur hoffen, [8] daß er sich nicht meinen Neffen zum Beispiel nimmt oder diese jungen Wilden, die sich hier und da zusammenrotten, geheime Treffen abhalten und kriegerische Pläne schmieden. Die Römer vertreiben? Wie denn, womit denn. Mit gedörrten Erbsen ihre Artillerie beschießen? Ich will davon nichts wissen, ich halte nichts vom Krieg.

Als Nachspeise könnte ich Korn rösten, der Mamser ißt es so gern, am liebsten mit Feigenmus. Ich könnte gleich mehr davon machen, für die nächsten Tage, wer weiß, ob ich dann Zeit zum Kochen finde, die Klageweiber wollen auch bedacht sein.

Wenn er je etwas geahnt hat und nun stirbt, dann wissen es nur noch der Mamser und ich. Was aber ist es, das wir wissen? Ist nicht des Mamsers Wissen ein ganz anderes als meines? Wahrscheinlich ist sowieso niemand an der Wahrheit interessiert, und wenn doch, dann nur an seiner eigenen. Die Menschen glauben immer nur das, was sie glauben wollen und was ihnen zum Vorteil gereicht. Der Mamser macht da keine Ausnahme, und sogar der Hölzerne hat mir meine Lügen abgekauft, aus welchen Gründen auch immer.

Ob er inzwischen einen Kürbis ausgehöhlt hat?

Das Wasser kann er aus der Zisterne schöpfen, aber bestimmt wird er nicht die Geduld aufbringen, so lange zu warten, bis die Abendsonne es ein wenig erwärmt. Er hat sich noch nie den Kopf darüber zerbrochen, was seinem Leib wohltun könnte.

Er wird den Kürbis füllen, die Hälfte des Wassers wird danebenrinnen. Heute morgen ist ihm der Löffel aus der Hand geglitten, ich hatte eine größere Menge Honig in die [9] Milchsuppe gegeben, er mag es gern süß, genau wie der Mamser, und Honig ist gut gegen Krämpfe. Der Löffel ist zu Boden gefallen, Elia hat ihn aufgehoben und abgewischt, der Hölzerne jedoch wollte nicht mehr essen. Vielleicht wird er nie wieder einen Bissen zu sich nehmen, nur noch seinen Kümmeltee trinken. Ich darf mir nicht vorstellen, wie es in seinen Eingeweiden aussieht, seit drei Wochen ist er krank, immer häufiger entfahren ihm üble Winde.

Er wird den Kürbis an einen der unteren Zweige des Granatapfelbaums hängen, schon vor drei Wochen habe ich Schilf um den Stamm herum ausgebreitet, eine einladende Matte. Fast dreißig Jahre lang habe ich ihm Ehrerbietung und Respekt erwiesen, ich werde damit nicht aufhören bis zum Schluß. Auf seine Weise war er meine Rettung, ich bin immer noch am Leben.

Führe das Rankenende in dein Hinterteil, damit das Wasser durch deine Eingeweide fließen kann.

Ob er es allein schafft? Er ist so ungelenkig, aber nicht, weil er doppelt so alt ist wie ich, er war auch früher schon steif. In allem eigentlich, auch in seinen Gedanken. Vielleicht sollte ich so nicht über ihn denken, so abfällig und ohne Liebe. Aber wenn der alles Verteilende diese Liebe nicht in mein Herz gießt, wie soll ich sie dann empfinden können? Wenn er mich riefe, würde ich zu ihm gehen und ihm mit dem Kürbis und seinem faltigen Hinterteil helfen. Aber nur, weil es meine Pflicht wäre, nicht aus Liebe.

[10] Lasse das Wasser aus deinem Körper laufen, damit alles Unreine und Faule Satans aus deinem Innern ausgestoßen wird. Die ganze Fäulnis, die den Tempel deines Körpers verunreinigt, wirst du mit deinen Augen sehen und mit deiner Nase riechen.

Er soll mich nicht rufen. Ich will nicht dabeisein.

Ich habe die Hacke aus Buchsbaumholz in die Zweige des Granatapfelbaumes gehängt, vielleicht entdeckt er sie und vergräbt die Fäulnis. Aber ich will meine Hoffnung nicht für Kleinigkeiten vergeuden. Ich werde morgen, sobald es hell ist, hinter die Ställe gehen und Ordnung schaffen.

Die Männer haben keinen Blick für diese Dinge, es ist uns Frauen überlassen, für Reinlichkeit im Alltag und für das friedliche Miteinander in der Hausgemeinschaft und im Dorf zu sorgen. Die Männer gehen unbeeinträchtigt mitten durch die Jauche, weil sie an ihren Gewinn und an die Römer und an Jhwh denken. Und an möglichst viele Nachkommen. Söhne.

Neun hat er insgesamt vorzuweisen, zwei mit seiner ersten Frau, die anderen mit mir, in dieser Hinsicht kann er getrost vor sein leuchtendes Angesicht treten. Daß er die ersten beiden verstoßen hat und der eine nicht von ihm stammt, der andere sowieso nicht, und einer angeblich zu jung war, um mitzuzählen, kann bei dieser Menge kaum ins Gewicht fallen. Der Herr sieht und versteht alles, er weiß, was mir widerfahren ist und warum ich so bin, wie ich bin, und warum ich gelogen habe. Er wird mir verzeihen müssen, daß ich nicht traurig sein kann, wenn der Hölzerne zu seinen Vätern versammelt wird.

[11] Wenn es irgend geht, möchte ich seine letzten Momente nicht miterleben, aber ich würde auch das auf mich nehmen. Wie viele Menschen habe ich schon sterben sehen? Mein kleiner Eliezer, er kam ein knappes Jahr nach dem Mamser zur Welt, zwanzig Tage zu früh, und hat nur zwei Tage gelebt. So klein, so schwach, so hilflos, und aus meinen Brüsten floß die Milch in mein Kleid. Der Mamser hat sie getrunken. Manchmal denke ich, er hat zu viel davon bekommen, darum ist er so anders geworden, genußsüchtig, aber auch hochmütig und aufbrausend und bisweilen nicht ganz von dieser Welt.

Der kleine Eliezer hat nicht mehr gewogen als ein Liter Weizen, seine Augenlider waren durchsichtig. Der Hölzerne hat ihn am Rand des Erbsenackers begraben, eine halbe Meile unterhalb unseres Hauses am Fuß des Hügels, verscharrt, habe ich gedacht, vom Dach aus habe ich zugesehen. Ich konnte mich nicht auf den Beinen halten, ich habe mich hingekniet, und der heiße Wind hat mein Kleid getrocknet und mein Gesicht. Im darauffolgenden Winter habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Schnee gesehen, und der Hölzerne mußte über ein Jahr lang warten, bis sein Samen wieder in mir aufging, es wurde nur eine Tochter.

Mordechai sagte mir, kleine Kinder hätten nicht die mindeste Aussicht, ins Himmelreich zu kommen und den Grundgütigen in all seinem Glanz zu sehen, sie seien nicht mehr wert als ein Hase oder ein Silberkarpfen. Mordechai ist zwar unser Rabbi, dennoch habe ich oft große Mühe, ihm zu glauben. Wenn es aber wirklich so ist, wie er sagt, dann hat der Gütigste etwas sehr Schönes versäumt, [12] nämlich sich den kleinen Eliezer von nahem anzuschauen. Keines der anderen war bei der Geburt so schön wie dieses Kind, es war wie aus Alabaster. Oder Schnee. Vielleicht konnte es nur deswegen so schön sein, weil es gleich wieder sterben mußte?

Das Kind meiner Schwiegertochter Rebekka habe ich nicht zu Gesicht bekommen, niemand hat es gesehen, es ist in ihrem Leib verdorrt, es hat nie einen Namen bekommen. Vielleicht war es ein Sohn. Nur weil er noch in ihr war, hat er mit ihr zusammen eine würdige Ruhestätte bekommen.

Ich durfte bei der Grablegung nicht dabeisein, ich war noch unrein, gerade von Elia entbunden, meinem jüngsten und, so der Mächtigste will, letzten. Wir hatten so oft davon gesprochen, daß diese beiden Kinder aus zwei verschiedenen Generationen wie Zwillinge aufwachsen würden. Rebekka noch keine vierzehn, vielleicht etwas zart, aber deswegen muß man doch nicht beim ersten Kind schon sterben, ich selber war jünger. Die Ratschlüsse des Herrn sind manchmal nicht nachzuvollziehen.

Immerhin gut, daß Jaakov wieder geheiratet hat, nur hätte er sich nicht unbedingt Hadassah aussuchen müssen. Kein Mensch kann mir erzählen, daß er nicht wußte, wem sie eigentlich zugestanden hätte, wenn es denn möglich gewesen wäre. Andererseits hat aber auch Hadassah zu unser aller Erstaunen sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um Jaakovs Frau zu werden, als jedermann längst dachte, sie würde sich in ihrem Leben nicht mehr vermählen.

Wenn Deborah noch gewesen wäre. Nie und nimmer hätte sie ihr einziges Kind einem Mann überlassen, der so [13] wenig Ausstrahlung hat wie mein Sohn Jaakov. Er ist ein kaltherziger Tor, da läßt die Heuschrecke kein Hälmchen übrig. Aus dem gleichen Holz geschnitzt wie sein Vater, interessiert sich nur für das Geschäft und die kleinkrämerische Einhaltung der Gebote. Auf diesen beiden Gebieten ist er allerdings unschlagbar.

Nie wird er verwinden, daß er nicht der Erstgeborene ist, wohl deshalb wacht er über seiner Habe wie die Geier, die hoch über den Felsen kreisten und zusammen mit mir meiner Alba beim Sterben zusahen. Wo ein Aas ist, da sammeln sie sich. Arme Hadassah. Der Herr über Freuden und Leiden schenke ihr einen großmütigen Sinn und sei ihr und dem Mamser gnädig.

Ach, meine Toten. Als Kind weiß man nichts davon, daß sie so einen großen Raum in unserem Leben einnehmen werden und uns begleiten bei Tag und bei Nacht. Wie eine andere Familie sind sie, für die wir nichts mehr tun können außer beten. Nicht kochen, nicht waschen, nicht für Ordnung sorgen, nur beten. Eliezer mein Alabasterkind, mein leichtfüßiger Simon, meine arglose Rebekka, meine liebe Deborah.

Warum nur auch du so früh? Jeden Tag fehlst du mir, jede Stunde, auch jetzt, in diesem Moment. Du würdest mir beistehen, wenn der Hölzerne seinen Geist in Jhwhs Hände gibt, du würdest mich anlächeln mit deinen herzergreifend blauen Augen unter den zusammengewachsenen Brauen und meine Hand fassen: Sei getrost, meine Freundin, der Herr ist mit uns Frauen, er hat uns gemacht nach seinem Ebenbild. Denn wir sind es, die die Welt erhalten.

Wie wundervoll und tröstlich war es, als wir uns zum [14] zweiten Mal wiederfanden und ich dachte, es wäre für immer. Diese friedlichen Abende, wenn nur wir beide drüben auf dem Dach des zweistöckigen Hauses saßen und den Untergang der Sonne beobachteten, das Heraufziehen der lila und purpurfarbenen Dämmerung, den Einfall der Nacht. Deine respektlosen Bemerkungen über die Obrigkeiten, unser Gelächter über die Unsinnigkeit mancher Gesetze. Aber vor allem deine erstaunliche Zurückhaltung in jenem besonderen Punkt, der immer das Zentrum meines Lebens war. Nie hast du mich gefragt, warum es so gekommen ist, wie es kam. Dafür habe ich dich geliebt.

Manchmal denke ich, du hast alles geahnt und mich vielleicht noch besser gekannt als der lebendige Gtt. Vielleicht hast du mich sogar aufrichtiger geliebt als er, denn warum würde er mir sonst immer wieder diesen verstörenden Traum schicken, aus dem ich schweißgebadet und mit einem bitteren Geschmack auf der Zunge aufwache, warum würde er mir den grauen, pfeilförmig zwischen den Rosen hervorschießenden Schatten zeigen, die beiden winzigen roten Tropfen an deinem Handgelenk, den Schaum in deinen Mundwinkeln. Ich sehe, wie dein Mann aus dem apfelgrünen Gemach stürzt, immer wieder, wie dein Bruder ihm folgt und schreit und wie sein Gewand an den Rosen hängenbleibt, ich höre ein reißendes Geräusch und weiß nicht, ob es das Gewand ist oder mein Herz, das da zerreißt, immer wieder.

Es kann nicht Jhwhs Absicht sein, mich zu züchtigen, indem er die Wiederholung deines Sterbens so oft in meinen Schlaf eindringen läßt. Wenn er mich nachhaltig hätte strafen wollen, dann hätte er mich vor Jahren nach Kana an [15] das Sterbelager meines Vaters geführt, aber das hat er nicht getan, das hat er mir erspart. Ich sehe es als eine der größten Gnaden an, die er mir je erwiesen hat.

Verzeih mir, Deborah, aber diese Gnade wiegt schwerer als dein Sterben, mit dir kann ich jetzt ehrlich sein. Ich hätte es nicht ertragen, ihm noch einmal zu begegnen, auch nicht in seiner letzten Stunde, denn ich hätte es nicht über mich gebracht, ihm zu verzeihen, wie die Gebote es vorschreiben. Ich bin sicher, ich hätte ihn zum tausendsten Mal verflucht, vielleicht hätte ich ihm auch ins Gesicht gespuckt, während er sein letztes Röcheln ausstieß. Mutter wäre vor Kummer verrückt geworden, und der Hölzerne hätte mich auf der Stelle verstoßen. Meine Kinder hätten ihre Mutter verloren, allen voran der Mamser, der mich mehr braucht als alle anderen, auch wenn er es nicht zu wissen scheint, er ist wahrlich groß im Verdrängen.

Die Schatten dehnen sich. Ich sollte das Feuer anfachen und die Lampen bereitstellen.

In den äußersten Ländern des Nordens ist im Sommer der Himmel um Mitternacht immer noch hell, hat David erzählt. Von grünem und goldenem Licht hat er gesprochen, von Perlmutterfarben. Von Bernsteinen, die wie glühende Honigtropfen auf den Stränden liegen, und von Walfischen, die das leuchtende Meer durchpflügen und Fontänen in den Himmel speien, wie Berge aus zersplitterndem Glas.

Ich wollte es nicht glauben, aber er hat geschworen, es sei die Wahrheit, nie würde er mich belügen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das umgekehrt auch von mir hätte [16] sagen können, wenn er denn jemals eine bestimmte Frage gestellt hätte. Er hat sie nie gestellt. Er konnte sie nicht stellen. Er ist nie wiedergekommen.

Niemand hat einen Verdacht gehabt. Aber es weiß auch niemand außer dem Alleswissenden, wie oft ich nach Jehudas Geburt gebetet habe, das Blau seiner Augen möge sich wie bei meinen anderen Kindern allmählich in ein dunkles Braun verwandeln. Der Herr in seiner Güte hat mich erhört. Aber er läßt keine Sünde ungestraft, er hat auf andere Weise dafür gesorgt, daß der Hölzerne meinen Zweitjüngsten nicht mag.

Er ist immer noch nicht zurück, wie lange mag er jetzt schon da draußen sein? Wie lange braucht man für eine Darmreinigung?

Ich könnte Elia zu ihm schicken, auf die Gefahr hin, daß er von seinem Vater gerüffelt wird und in Tränen ausbricht. Von allen meinen Kindern hat dieses letzte am dichtesten am Jordan gebaut, ich weiß ja, warum, wie könnte ich es je vergessen. Wie hätte ein fröhliches Kind in meinem Schoß heranwachsen können, nachdem ich ein Jahr zuvor einen Krüppel geboren und ein weiteres Jahr zuvor meinen Simon verloren hatte, meinen leichtfüßigen Fünften.

Wie seine Augen glänzten und seine Wangen glühten, wenn er mit den Schafen und Ziegen den Hügel heraufkam, immer brachte er mir etwas mit, ein schönes Schneckenhaus, ein paar Vogeleier, einen glänzenden Stein. Die Mädchen sahen ihm nach, wenn er durchs Dorf ging, und wenn er sang, bei der Arbeit auf dem Feld, kamen die Vögel herbeigeflogen, ich habe es mehrfach beobachtet, und [17] mein Herz ist vor Freude gehüpft. An seinen Tod darf ich nicht denken, nicht an die drei Tage und Nächte, in denen er mit dem Fieber kämpfte und verlor.

Der Mamser hat mir immer wieder versichert, daß Simon friedlich gestorben ist, er war als einziger in den letzten Momenten bei ihm und hat ihm hinübergeholfen in jenes andere Reich, von dem wir nichts wissen. Sein Bruder sei jetzt im Himmel, hat der Mamser behauptet, dort habe er das ewige Leben und sitze direkt neben dem Allgewaltigen im Licht der Ewigkeit.

Ich weiß nicht, wie der Mamser sich das vorstellt. Woher will er wissen, daß unsere Toten dort sitzen, gibt es denn im Himmel Stühle wie in meiner Küche? Und alle anderen, die es ebenfalls verdient hätten, sich in der unmittelbaren Nähe des Herrn aufzuhalten – wo bleiben die? Müssen sie sich drängeln und gegenseitig auf die Füße treten? Ich finde das unwürdig, ich möchte nicht, daß mein Simon von den anderen angefeindet wird, weil der Herr ihn bevorzugt. Viel lieber wäre es mir, wenn mein Leichtfuß irgendwo im Himmel ein paar Ziegen hüten dürfte, in einer Gegend, in der es nach Basilikum und Salbei duftet und die Vögel mit ihm um die Wette singen, bis zum jüngsten Tag und darüber hinaus.

Neunmal bin ich gesegneten Leibes gewesen, zwei meiner Söhne sind gestorben. Ob ich damit mein Soll erfüllt habe? Ich glaube nicht, daß ich noch einmal schwanger werden könnte, selbst wenn am Gedärm und den anderen, dafür wichtigen Körperteilen des Hölzernen ein Wunder geschähe. Mein Blut ist nach Elias Geburt nicht mehr geflossen, dem Fürsten des Lichts sei dafür Dank gesagt.

[18] Aber die Gefahr der Verluste ist damit nicht gebannt, meine Söhne und Töchter können sterben, jeder von ihnen, jeden Tag, jede Stunde, auch meine Schwiegerkinder, meine Enkel. Andere Frauen bekommen gar keine Kinder und müssen sich ihr Leben lang fragen, warum sie zur Unfruchtbarkeit verflucht sind, dafür bleibt ihnen der Schmerz erspart, der eine Mutter beim Tod ihres Kindes überfällt, dieser Schmerz, der uns die Luft zum Atmen nimmt und schlimmer ist als alles, was wir zuvor oder danach jemals erlitten haben, und der niemals aufhört. Wer da sagt, daß die Zeit diese Wunden heilt, der weiß nicht, wovon er spricht.

[19] 2

Der Mamser hat sich zu mir gesetzt. Ich hatte nicht bemerkt, daß er in den Hof gekommen ist, er geht so leise, und ich war in meinem Inneren in einer anderen Zeit. Eine Weile schweigt er, den Kopf an den Stamm der Palme gelegt. Wir schauen beide hinauf in den golden und rosa getigerten Himmel, eine Taube fliegt mit klatschenden Flügeln über uns hinweg. Er wartet, bis der Vogel über den Ställen verschwunden ist, dann sagt er ganz ruhig: »Ich könnte versuchen, ihn gesund zu machen.«

Ich bin mit meinen Gedanken noch bei Simon. »Gesund? Von wem sprichst du?«

»Von deinem Mann. Nur wenn du es willst.«

»Es ist nicht die Zeit für Scherze«, sage ich und muß daran denken, was der Mamser vor ein paar Tagen mit Jehuda gemacht hat. Zufällig schaute ich durchs Fenster, als ich mit dem getrockneten Flachs vom Dach kam. Jehuda hockte auf seinem Bett und umklammerte sein Holzschwert, vor ihm kniete der Mamser, seine rechte Hand auf Jehudas Fuß. Beide hatten sie die Augen geschlossen und sahen aus, als schliefen sie, auf Jehudas Stirn saß eine Fliege.

Man schläft nicht im Sitzen oder Knien, es sei denn, man hat des Tages Last und Hitze ertragen und ist zutiefst [20] erschöpft. Der Mamser aber teilt sich seine Arbeit immer sehr sorgfältig ein, er verschwindet zu Jaakovs Ärger oft für Stunden aus der Werkstatt, und Jehuda mit seinen sechs Jahren und seinem Fuß wird höchstens für kleine Hilfeleistungen herangezogen.

Er liebt seinen großen Bruder mehr als die anderen Geschwister und sogar mehr noch als sein hölzernes Schwert, das er stets in seiner Reichweite haben muß. Ich wollte ihm eine Krücke ersparen und ließ Joses eine Spielzeugwaffe schnitzen, lang genug, daß sie sein linkes Bein entlastet. Mit ihrer Hilfe hinkt er dem Mamser ständig hinterher, wie ein kleines zahmes Tier, das man verletzt im Wald gefunden und mit nach Hause genommen hat. Oder er sitzt stundenlang vorm Haus, ritzt mit einem scharfen Stein Verzierungen in sein Schwert und wartet darauf, daß der Mamser heimkommt.

Wenn der Hölzerne ihn dort entdeckt, verscheucht er ihn, seine Worte klingen dann wie ein kurzes Bellen, er will nicht, daß die Leute den Makel an seinem Sohn sehen. Vor mir hat er nie ein Wort darüber verloren, aber ich vermute, daß diese Unvollkommenheit ihn peinigt wie eine permanente Unreinheit, die der Undurchschaubare ihm aufgezwungen hat, auf dem Umweg über meinen Körper. Nie würde er auf den Gedanken kommen, daß der verkrüppelte Fuß dieses Kindes eine ganz direkte Antwort an mich ist, ich habe die Ehe gebrochen, nicht der Hölzerne. Nie werde ich wissen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten die Männer sich als Mittelpunkt des Geschehens sehen – oder aber so unbeteiligt bleiben wie ein Holzklotz.

»Ich scherze nicht«, sagt der Mamser. »Ich könnte [21] meine Hand auf seinen schmerzenden Leib legen, oder vielleicht auf seine Stirn. Ich müßte ausprobieren, was ihm besser hilft.«

Ich werfe ihm einen Blick zu, doch in der Dämmerung kann ich den Ausdruck seines Gesichts nicht erkennen. Der Mamser hat wohlgebildete Züge, man schaut ihn gerne an, sein Antlitz ist so rund und freundlich, wie es das Gesicht meiner Großmutter war, bevor sie mit herausquellenden Augäpfeln erstickte. Um seine Augen herum hat er schon die ersten Fältchen, er hält sich gern in der Sonne auf. Die leicht abstehenden Ohren hat er von meinem Vater. Und wie dieser ist er auch nicht besonders groß geraten, Jaakov überragt ihn um anderthalb Handspannen, aber er hat eine besonders weiche Haut, trotz der vielen Sonne. Und er riecht gut, er wäscht und ölt sich häufiger als die anderen, manchmal trägt er eine Blüte hinterm Ohr, wenn er von seinen Streifzügen nach Hause kommt, eine Mohnblume oder eine wilde Hyazinthe, hinter seinen Ohren ist Platz genug auch für dickere Stiele.

Die Männer hier im Dorf sagen, er sei eitel. Lillith hat es mir berichtet, sie hatte es von Ortal gehört und diese wiederum von ihrem Mann, in dessen Schädel sich nichts als dürres Stroh befindet. Der Mamser achtet und pflegt nun einmal seinen Körper. Auch das habe ich ihm beigebracht, immer wieder habe ich ihm gesagt, man kann andere Menschen nur dann mögen, wenn man sich selber mag, und sich selber kann man nur mögen, wenn man gut für den Leib und die Seele sorgt. Mit seiner Erziehung habe ich mir mehr Mühe gegeben als mit der meiner anderen Kinder, um ihn stark genug zu machen, sein Schicksal [22] mit Würde zu ertragen. Vielleicht habe ich zuviel des Guten getan.

»Du bist kein Heiler, mein Sohn«, sage ich.

»Vielleicht könnte ich einer werden.«

Er versteht es, seine Stimme klingen zu lassen, wie ich mir das Wasser vorstelle, das über die Kiesel am Ufer des Sees Genezareth spült. Wenn ihn der Zorn überkommt, was leider hin und wieder auch geschieht, durchdringt sie Mauern und Wände.

Ich nicke zur Werkstatt hinüber. »Du hast dich selber entschieden, erinnerst du dich? Du bist das geworden, was er ist, ein Zimmermann, wie deine Brüder Jaakov und Joses. Und auch Jehuda und Elia werden dieses Handwerk erlernen. Du wirst es ihnen beibringen, du bist der Älteste.«

Er schnauft leise durch seine Nase. Als damals diese Sache mit Hadassah geschah und ich ihn aufklären mußte, haben wir ein Abkommen geschlossen, nie wieder über seinen wahren Vater zu sprechen, auch dann nicht, wenn wir miteinander allein wären. Auch habe ich ihm das Versprechen abgenommen, es den Hölzernen niemals spüren zu lassen, daß die Dinge etwas anders liegen.

»Ich bin mir sicher, daß ich mehr kann als Balken glatthobeln und aus dem Erbsenacker Disteln raufen«, meint er. »Wie gesagt, ich könnte es probieren.«

Ich senke meine Stimme. »Versündige dich nicht. Allein der Herr entscheidet über Leben und Sterben.«

Mir liegt eine Frage auf der Zunge, aber ich spreche sie nicht aus, um unsere Unterhaltung nicht in die falsche Richtung zu führen. Seit langem nähre ich den Verdacht, [23] daß mein Erstgeborener sich seine persönliche Wahrheit aus meiner notgeborenen Ausrede zurechtzimmert.

»Du fragst dich, warum ich ihm helfen will, obwohl er mir nie mit Herzlichkeit begegnet ist«, sagt er. »Von meinen Geschwistern hat es niemand zur Kenntnis genommen, aber du und ich, wir beide haben sehr wohl bemerkt, daß er ein großes Mißtrauen gegen uns hegt und uns deshalb zu übersehen pflegt. Wann hat er zum letzten Mal das Wort an dich oder mich gerichtet? Und ich meine damit ein Wort, das über die notwendigen Mitteilungen des Alltags hinausgeht. Ich kann mich nicht daran erinnern. Dennoch gebührt ihm auch meine Dankbarkeit, den Grund dafür hast du mir selbst genannt.«

»Wir wollten nicht mehr darüber sprechen.«

Auch meine Dankbarkeit, hat er gesagt. Will er mir zu verstehen geben, daß ich dem Hölzernen gegenüber zu hartherzig bin?

»Du warst es auch, die mich gelehrt hat, deinen Mann zu ehren, obwohl er mir nicht wirklich wohlwill«, sagt er und zieht etwas aus der Tasche seines Gewandes. »Ich nehme an, daß Furcht sein Herz gefangenhält, so daß es unfähig ist zu lieben. Ich habe mich lange mit dieser Angelegenheit beschäftigt und auch meinen Vater um Rat befragt.«

Seinen Vater? Ehe ich mir schlüssig werde, wen er meint, spricht er schon weiter.

»Im Grunde ist es ganz einfach. Wenn wir unsere Feinde ebenso lieben würden wie uns selbst, nähmen wir ihnen doch jeglichen Wind aus den Segeln.«

Ebensowenig wie ich hat er je ein Boot mit Segeln [24] gesehen, nie waren wir am Meer, doch er benutzt dieses Bild mit Vorliebe, er hat ein starkes Vorstellungsvermögen.

»Glaubst du nicht auch?« fragt er nach. »Daß wir nur dann in Frieden leben können, wenn wir unsere Feinde lieben?«

»Selbstverständlich.«

Allerdings mit Ausnahmen, setze ich im stillen hinzu. Jede Mutter weiß das, denn wie könnten wir jemanden lieben, der unserem Kind ein Übel antun will, es gelingt uns ja schon nicht einmal bei denen, die nur ein schiefes Auge auf unseren Nachwuchs werfen. Aber woher soll der Mamser wissen, wie es in einer Mutter aussieht, so weit reicht selbst sein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen nicht.

Ich höre zu, wie er eine Pistazie zwischen seinen Zähnen zerknackt, er ist ebenso süchtig nach diesen gerösteten Nüssen wie ich. Im letzten Jahr hat er sich einen halben Backenzahn herausgebissen, er ist zu ungeduldig, sie mit den Fingern zu öffnen. Ich habe längst aufgegeben, etwas dazu zu sagen, es sind seine Zähne, nicht meine.

»Gib mir auch eine«, sage ich.

Er reicht mir ein paar Nüsse. »Außerdem sehe ich diesen Versuch als meine Pflicht an, denn ohne ihn säße ich ebensowenig unter dieser Palme wie du.«

Er läßt die Schalen auf den Boden fallen, nie denkt er daran, daß Jehuda und Elia barfuß gehen.

»Bitte keine Schalen im Hof«, sage ich. »Und was diesen Versuch betrifft, so bitte ich dich, nichts Derartiges zu unternehmen. Es wäre Gttslästerung.«

»Wenn du es so siehst?« Er klingt enttäuscht.

»Kein Mensch kann es anders sehen«, sage ich. »Er ist [25] hochbetagt, sein Leben hat sich vollendet. Wir können nur noch versuchen, ihm den Übergang leicht zu machen. Ich wäre schon längst bei ihm hinter den Ställen, wenn ich nicht wüßte, daß er während seiner momentanen Geschäfte meine Anwesenheit nicht ertragen könnte.«

Der Mamser sagt dazu nichts, er zerbeißt noch eine Nuß, behält die Schalen in der Hand.

Er ist ein guter Sohn. Auch in der Schule war er fleißig und aufmerksam, er hat Schreiben und Rechnen und die heiligen Texte zu lesen gelernt. Wenn es dieses Hindernis nicht gäbe, von dem nur er und ich wissen, hätte er mit seinem Verstand und seiner gesegneten Stimme ein Rabbi werden und in der Versammlung reden können. Aber wer nicht heiraten darf, kann kein Rabbi werden, so sagt es das Gesetz.

»Ich werde mich jetzt um die Lampen und das Essen kümmern«, sage ich und stehe etwas mühsam auf. »Du holst bitte deine Brüder aus der Werkstatt, und dann schaut ihr zusammen nach, wo er bleibt. Ich habe gestern frisches Öl aus der Mühle geholt, Jaakov soll ihn einreiben.«

Der Mamser macht keine Anstalten, sich zu erheben. »Wenn er sein Leben vollendet hat, werde ich gehen«, sagt er.

Durch meine Knie zuckt ein Schmerz, wie ein kurzer doppelter Blitz. Einen Moment lang ist es ganz still, ich höre nur meinen eigenen Atem. Dann sind in der Ferne Hadassahs und Lilliths Stimmen zu hören, sie waren mit Jehuda bei Ortal im Dorf, Leinwand färben. Es soll neue Gewänder geben, wir sind zur Hochzeit einer Nichte des Hölzernen in Kana eingeladen, in ein paar Wochen.

[26] »Nein«, sage ich, »du wirst uns nicht verlassen, du wirst bei uns bleiben alle Tage«, obwohl ich weiß, daß ich ihn nicht halten kann, er ist ein erwachsener Mann und hat einen unbeugsamen Willen. Aber alles in mir sträubt sich, ich weiß gar nicht, warum, ich habe doch längst damit gerechnet, daß er geht, irgendwann. Seit Jaakovs Vermählung mit Hadassah im letzten Jahr habe ich damit gerechnet.

Vor dem Tor brechen meine beiden Schwiegertöchter in Lachen aus, Lillith wie immer etwas zu laut. Eine arglose Seele, seit fünf Jahren wartet sie auf Nachwuchs, ihr einziger Kummer. Er wiegt schwer genug.

Der Mamser schweigt, bis draußen das Gelächter verklungen ist, dann sagt er: »Mein Entschluß steht fest. Ich werde seine Beisetzung nicht abwarten. Ich sage es dir jetzt schon, damit du morgen früh nicht aus den Wolken fällst.«

»Morgen früh? Wie kommst du darauf.«

Er weicht mir aus. »Ich möchte keinen großen Abschied, ich werde wiederkommen.«

»Wann?«

»Das weiß ich noch nicht, aber du kannst sicher sein, daß du mich wiedersiehst.«

»Wohin willst du gehen?«

»Zu Jochanaan. Ich möchte wissen, was aus ihm geworden ist.«

»Aber das weißt du doch, er ist von Sinnen, er war schon immer von Sinnen, allein dieses unsinnige Gelübde. Und dann dieser Wahn!«

Während ich diese Worte ausspreche, fällt mir ein, daß mein Neffe vielleicht gar nicht immer von Sinnen war. Möglicherweise hat sich seine merkwürdige Art ja erst [27] herausgebildet, als er, ausgerechnet in jenem anfälligen Alter, im Stich gelassen wurde, von beiden Eltern. Kein Knabe verträgt das, ohne Schaden zu nehmen. Ich müßte irgendwann einmal in Ruhe darüber nachdenken. Und auch darüber, ob der Mamser ihm damals bei unserem Besuch nicht doch das Geheimnis verraten hat, zumindest den angenehmeren Teil. Sobald sie mit ihren zwölf Jahren zu den Männern zählen, fangen doch alle Knaben an, sich wie Hähnchen zu benehmen, plustern sich auf und spreizen ihr Gefieder, der Mamser war darin um keinen Lepton besser als andere.

Für ihn war die Sache damals ganz neu, er hatte sie ja erst auf der Reise zu Elischeba erfahren, er muß in seinen Grundfesten erschüttert gewesen sein. Vielleicht hat er jemanden gebraucht, bei dem er sein neues Wissen loswerden konnte, es ist schwer, mit so einem Geheimnis zu leben. Und vielleicht hat Jochanaan geglaubt, was der Mamser ihm damals über seinen angeblichen Vater anvertraut hat, unter den Ölbäumen, und sicherlich unter dem Siegel absoluten Stillschweigens. Vielleicht glaubt er es immer noch, zuzutrauen wäre es ihm.

Sein Vater Secharja war auch so ein ungewöhnlicher Mensch. Ob er wohl noch lebt? In angenehmer Gesellschaft? Meine Base war bereits seine dritte Frau und er ein stummer Greis, als er wider jegliches menschliche Ermessen meinen Neffen zeugte, nach vielen Jahrzehnten der Kinderlosigkeit. Sie haben von einem Wunder gesprochen.

Ich muß den Mamser befragen, wenn er wiederkehrt. Ich möchte unbedingt wissen, ob Jochanaan im Bilde ist – und wie weit.

[28] »Friede sei mit euch, Ortal hat uns ein Huhn mitgegeben, der Schwiegervater soll Suppe essen, Joses muß dem Huhn den Kopf abschlagen, ist er noch in der Werkstatt?«

Lillith ist mit Hadassah und Jehuda in den Hof gekommen. Ihre Sätze klingen wie ein einziges langes Wort, sie ist in einer kinderreichen Familie aufgewachsen, wo jeder zusehen mußte, daß er sich Gehör verschaffte. Hadassah murmelt nur einen Gruß und verschwindet im Haus. Jehuda hockt sich unter die Palme, legt sein Holzschwert auf seine Knie und seinen Kopf an des Mamsers Schulter.

Lillith läßt das Huhn vor meinen Augen baumeln, seine Beine sind zusammengebunden, es schlägt wie wild mit den Flügeln, sie lacht: »Es will zwar nicht, aber es muß dran glauben.«

Ich nicke ihr zu und gehe in die Vorratskammer, um endlich die Lampen zu füllen, dabei wird mich niemand stören. Ich muß nachdenken.

Morgen früh will er uns verlassen. Woher will er wissen, daß der Hölzerne dann nicht mehr am Leben ist? Warum geht er ausgerechnet jetzt? Und was ist es, das ihn zu meinem Neffen zieht?

Der Händler aus Tiberias, der hin und wieder seine getrockneten Fische hier im Dorf verkauft, hat vor ein paar Wochen berichtet, daß Jochanaan sich am Salzmeer aufgehalten hat, bei einer von diesen abgeschieden lebenden Gruppen mit den strengen Regeln und klugen Rezepten. Daß er seitdem sich und auch andere unentwegt wäscht, wie unter einem Zwang, daß er kein Fleisch mehr zu sich nimmt und immer noch keine Frau ansieht.

Auf Fleisch könnte ich auch verzichten, aber der [29] Mamser nicht, trotz seiner üblen Erfahrungen in Jerusalem. Für ein Passahlamm läßt er alles stehen und liegen, kroß gebraten mit süßen Möhren und Minze.

Das Tal war erfüllt von ihrem Duft. Ich hatte meinen Mund fest geschlossen und atmete nur durch die Nase, es war wie kühles Wasser trinken, wenn man aus der Hitze kommt, ich konnte nicht genug davon bekommen.

»Das ist die wilde Minze«, sagte mein Vater, er trug mich auf seinen Schultern. Mutter legte mir ein Minzblatt auf die Zunge und erklärte, dieses Kraut sei besonders gut für Frauen, mehr wollte sie nicht sagen, als ich nachfragte.

Wir waren unterwegs zu den Verwandten am Fuß der jenseitigen Berge, Mutter hatte meinem Vater neue Quasten an den Mantel genäht, und ich sollte meine Base Elischeba und ihren Mann Secharja kennenlernen. Zum größten Teil hatten wir den Weg schon hinter uns gebracht, durch Eichenwälder und an einem kleinen Fluß entlang, da hatten wir unsere Füße gewaschen und Brot und Oliven gegessen. Wir hatten eine Weile im Gras gelegen und den Wolken nachgeschaut, ich zwischen Mutter und meinem Vater. Mutter hatte dort oben eine prächtige schwimmende Burg gesehen und ich auch, aber mein Vater hatte darauf beharrt, es sei ein sitzendes Kamel. Sie hatte gelacht und mich geküßt und gesagt: »Du und ich, wir beide wissen es besser.«

Er trug mich durch das Minzetal, er kitzelte mich an meinen Füßen und in den Kniekehlen, und Mutter hat gesungen. Dann führte der Pfad uns durch eine Klamm, ich weiß es noch genau, von meinem hohen Sitz aus pflückte [30] ich eine Blüte von einem Mandelbaum und blies sie von meiner flachen Hand in die Luft, nie wieder war ich so arglos, so glücklich. Noch eine Geröllhalde, noch ein waldiger Hügel, dahinter in der Ebene der kleine Ort, unser Ziel.

Mutter sah es als erste. Sie blieb stehen und schlug ihre Hand vor die Augen. Da waren Leute, Männer, sie standen auf der Halde im Kreis um etwas herum und warfen mit Steinen darauf. Bückten sich und warfen, ohne innezuhalten. Manchmal traf ein Stein im Flug gegen einen anderen, sie prallten mit einem trockenen Geräusch gegeneinander und flogen seitwärts.

Ich habe gelacht. Ich habe gedacht, es sei ein Spiel, das ich noch nicht kannte. Und dann habe ich gesehen, daß jenes Etwas in der Mitte sich bewegte, es hatte Arme und einen Kopf und lange Haare, alles andere war im Geröll verborgen. Und dann hat es geschrien, ein einziges Mal, aber da konnte man schon nicht mehr erkennen, daß es Arme waren und ein Kopf.

»So ergeht es einer Frau, die sich gegen die Gesetze versündigt«, sagte mein Vater. »Merk dir das, meine Tochter.«

[31] 3

Die Söhne haben den Hölzernen in sein Bett getragen. Sie hatten ihn unter dem Granatapfelbaum gefunden, dort hatte er in der Dämmerung gehockt, sich hin und her gewiegt und gebetet. Jetzt will er Mordechai bei sich haben, Joses ist ihn holen gegangen.

Mich möchte der Hölzerne nicht sehen, Jaakov hat ihn zweimal gefragt, als er ihm den Gebetsriemen anlegte. Ich hörte, wie der Mamser laut protestierte. »Wer beten will, braucht keine Hilfsmittel«, hat er gesagt und daß es einen direkten Weg aus dem Herzen zu Jhwh gebe und der Riemen dem alten Mann nur den Arm abschnüre.

Ich habe Hadassah und Lillith angewiesen, überall im Haus brennende Lampen aufzustellen, meine Seele verlangt nach Licht. Die Ankündigung des Mamsers soll keine Betrübnis in mir aufkommen lassen. Es ist sinnlos, wenn ich jetzt schon unter seiner Abwesenheit leide, das kommt früh genug.

Als ich vorhin das Blut des Huhns in die Kloake spülte, wurde mir plötzlich bewußt, daß er der Mittelpunkt meines Lebens ist. Er bestimmt, was mir widerfährt, seitdem sein Leben in meinem Schoß begonnen hat. Die zwölf Jahre zuvor waren etwas anderes, da war ich nicht mehr als ein Klumpen Lehm, in dem der Schöpfer hin und wieder [32] seine Fingerabdrücke hinterlassen hat, solche, die mir angenehm waren, und solche, die mich das Fürchten lehrten. Erst der Mamser hat mir zu mir selber verholfen. Er hat mich zur Mutter gemacht, und das bedeutet aufmerksam sein und Mut haben, zwei Eigenschaften wie ein Flügelpaar, das mich über Abgründe getragen hat wie Adelers Fittiche.

Das ausgeblutete Huhn gart jetzt in einem Gemüsesud, Lillith hat es gerupft. Die weichen Brustfedern hat sie verstohlen beiseite gebracht, für ein Kinderkissen vermutlich, ich hoffe mit ihr, daß sie es bald gebrauchen kann. Während ich das benutzte Geschirr reinige, bereitet Hadassah das Feigenmus zu.

Sie sieht blaß aus. Ob sie schon weiß, daß der Mamser uns verlassen wird? Ich hatte mir bereits vorgestellt, daß wir nach dem Verscheiden des Hölzernen zu acht am Tisch sein würden, aber ohne den Mamser werden wir sieben sein, eine vollkommene Zahl. Wir werden mehr Platz haben und weniger Arbeit und weniger Streit, vielleicht kann ich mich damit trösten.

Vielleicht kommen ja auch meine Töchter einmal zu Besuch, ich warte schon so lange darauf. Oder ich treffe sie in Kana, bei der Hochzeit. Sarah und Anat, meine Schönen, wie es euch wohl ergeht? Und meinen sechs Enkelkindern, die ich noch nie gesehen habe? Sarahs Älteste müßte jetzt so alt sein wie ich damals, als ich zum ersten Mal einen Menschen mit blauen Augen sah, so leuchtend wie die Kornblumen im Weizenfeld, wenn die Sonne zwischen den Wolken hervortritt.

[33] Sie war bei ihren Großeltern zu Besuch, unseren Nachbarn in Kana, mit denen Mutter nichts zu tun haben wollte, weil sie nicht immer alle Gebote einhielten. Zwischen unsere Gärten hatte mein Vater eine Reihe von stachligen Büschen gepflanzt.

Ihre Augenbrauen wuchsen über der Nasenwurzel zusammen, und ihre Haare waren zu drei Zöpfen geflochten, auch das hatte ich noch nie gesehen, aber ich wußte, es schickte sich nicht. Sie stand auf dem Weg, hatte die Hand voller Kirschen und spuckte die Kerne vor unser Haus. Mutter hatte mich hinausgeschickt, ich sollte ihr sagen, daß sich das nicht gehört. Ich wollte erst nicht, ich kannte das Kind ja gar nicht, aber Mutter hat mich einfach vor das Tor geschoben, ich bin ihr heute noch dankbar dafür.

»Ich heiße Deborah«, sagte das Mädchen mit den strahlenden Augen. »Und du?«

Ich sagte es ihr.

Sie zog ein Gesicht. »Nicht besonders eigentümlich, aber du kannst ja nichts dafür. Ich kenne mindestens zweiundvierzig, die so heißen. Meine Mutter, bestimmt fünf von meinen Tanten, meine Großmutter, die Freundin von meiner Mutter und so weiter. Eigentlich jede zweite.«

Ich war beschämt. Auch ich kannte ein paar Frauen und Mädchen, die so hießen wie ich, mich hatte das nie gestört. Jetzt kamen Zweifel in mir auf.

Deborah hielt mir ihre Hand mit den beiden letzten Kirschen hin. »Du weißt schon, warum sie den Namen alle so gern mögen, oder? Weil er Das Geschenk bedeutet und weil sie denken, sie bekommen etwas umsonst.«

»Meine Mutter sagt, ich heiße so, weil sie mich meinem [34] Vater geschenkt hat«, erwiderte ich und nahm die kleinere Kirsche.

»Alle Mütter schenken ihre Kinder ihren Männern«, sagte sie ein wenig abfällig. »Aber wenn man auch noch so heißt, könnte damit vielleicht gemeint sein, daß man ganz fortgegeben wird, als Geschenk. Hübsch verpackt – und weg bist du. Haben sie dich schon verlobt?«

Ich schüttelte den Kopf. Die Kirsche war warm von Deborahs Hand.

»Joel heißt der, zu dem ich muß«, sagte sie. »Findest du Joel gut? Mein Bruder heißt David, wie der König damals, vor tausend Jahren, der die Bundeslade nach Jerusalem gebracht hat. Weißt du zufällig, was das war? Diese Bundeslade?«

Ich schüttelte wieder den Kopf. Ich stellte mir darunter einen kleinen Kasten mit eingelegten bunten Steinen vor, der genauso aussah wie der Kasten, in dem Mutter ihre ägyptischen Armspangen und die silbernen Ohrringe aufbewahrte, aber ich wollte mich auf keinen Fall vor Deborah blamieren.

»Weißt du überhaupt irgend etwas?«

Ich zögerte eine Antwort hinaus, lutschte sorgfältig den Kirschkern ab. Seit unserer Reise in die Ebene wußte ich etwas, aber mein Wissen war bruchstückhaft, ich hätte gern mehr erfahren, obwohl ich ahnte, daß die ganze Wahrheit noch schrecklicher sein würde als die Ungewißheit. Vor meiner Base Elischeba hatte ich das Thema gar nicht erst angeschnitten, sie wäre sofort damit zu ihrem Mann gelaufen, und wie die Erwachsenen darauf reagierten, hatte ich erlebt, als ich am Ausgang des Minzetals [35] wissen wollte, was die Frau Böses getan hatte. Daß ich keine Fragen stellen solle, hatte mein Vater mit schmalen Lippen gesagt, den Rest des Weges mußte ich zu Fuß gehen, einen beschwerlichen Umweg, damit wir nicht zu dicht an der unreinen Stelle vorbeikämen.

Deborah spuckte ihren Kern so dicht vor meine Füße, daß er die Spitze meiner Sandale berührte. Auf ihr Gesicht trat ein Lächeln. »Das hat mein Bruder mir beigebracht. Wenn du willst, zeige ich dir, wie man es macht. Man muß Spucke ansammeln und die Zunge seitlich hochrollen. Aber du mußt dich schnell entscheiden, morgen bin ich nicht mehr da. Wir müssen übers Gebirge nach Magdala, dort wartet mein Verlobter, dieser Joel.«

Mir war weniger daran gelegen, das perfekte Ausspucken von Kirschkernen zu erlernen, als etwas über die Sache mit der eingegrabenen Frau zu erfahren. Deborah war verlobt und gehörte fast schon zu den erwachsenen Frauen, bestimmt wußte sie mehr als ich.

Ich schaute mich um, Mutter war nicht zu sehen. Die alte Tamar wußte ich im Schlachtkeller, sie pökelte das Fleisch eines am Vortag geschlachteten Hammels ein. Es war mir verboten, mich ohne Begleitung außer Sichtweite von unserem Haus zu entfernen, ich hatte es noch nie getan, und ich wußte nicht, was mir blühte, wenn ich dieses Verbot übertrat. Mir schwante, daß Deborah als Begleitung nicht anerkannt werden würde, aber in meinem Inneren war eine Stimme, die sich ihren Weg aus meinem Mund bahnte.

»Nicht hier. Komm mit.«

Wir liefen die abschüssige Dorfstraße entlang, sprangen [36] über Eselmist und Rinderfladen, die vor den Häusern in Reihen zum Trocknen ausgelegt waren, liefen am Badehaus mit den beiden düsteren Zypressen vorbei und am Dreschplatz und fielen schließlich atemlos lachend ins Gras, vor dem Dorf, im Schutz eines Mäuerchens aus aufgeschichteten Steinen, das den kleinsten der Weinberge meines Vaters umgab. Mit meinen Eltern war ich oft dort gewesen, hatte die Erde zwischen den Weinstöcken gehackt und die abgeschnittenen Triebe aufgelesen, ich war mir sicher, daß um diese Zeit niemand dort hinkommen würde.

Wir setzten uns mit dem Rücken an die sonnenwarmen Steine und schauten über die Schlucht zu unseren Füßen. Die Wipfel der Bäume bewegten sich im Nachmittagswind, es rauschte leise zu uns herauf. Sie hatte die Kirschkerne vergessen, sie erzählte von ihrem Verlobten, den sie noch nicht kannte, an ihrem dreizehnten Geburtstag würde er sie zu sich holen.

»Immerhin kann ich ihn mir in Magdala vorher ansehen«, sagte sie, »da ist man ja schon gebenedeit unter den Weibern. Die meisten werden verkauft wie Wein im Schlauch.« Sie rupfte Grasbüschel aus und schleuderte sie von sich. »Wie Vieh werden wir verhökert. Aber wahrlich, ich sage dir, wenn er mir nicht gefällt, kriegt er mich nicht. Irgend etwas wird mir schon einfallen.«

»Was denn?« fragte ich.

»Ich weiß es noch nicht. Ich könnte sagen, daß ich unfähig bin, Kinder zu gebären. Kein Mann holt sich einen verdorrten Schoß ins Haus.«

»Ist dein Schoß verdorrt?«

[37] »Woher soll ich das wissen.«

»Dann kannst du es auch nicht sagen.«